Senior Member Beiträge: 239 Registriert: 29.3.2014 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 10.5.2014 um 10:46 |
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Hallo zusammen,
wie ich gelernt habe ist es wichtig beim Anstellen zunächst die Hefe zu
"belüften" damit sie sich aerob vermehren kann um später auf anaerob
(Gärung) umzustellen. Das mache ich auch immer brav.
Die Frage die sich mir jetzt stellt: wie lange ist es sinnvoll das zu
machen ? Bisher mache ich es einmal, Deckel mit Gärröhrchen drauf. Fertig.
Kommt Bier bei raus. Bringt öfter mehr und welche Vorteile hat es
? Wie oft sollte ich dann "umrühren" bevor ich den Deckel mit Gärröhren
fest aufsetze so dass kein Sauerstoff mehr dazu kommt ?
VG Alex
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Junior Member Beiträge: 25 Registriert: 23.3.2014 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 10.5.2014 um 11:03 |
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Dieser Artikel ist sehr lesenswert:
http://www.ithaka-journal.net/die-wirkung-von-sauerstoff-au
f-die-garung
(wurde wohl schon öfter hier im Forum verlinkt...)
Ich habe keine Erfahrung damit, ob und wie sich so eine "Dauerbelüftung"
bei UG-Bieren auswirkt.
Bei den OG-Bieren, die ich in den letzten Wochen gebraut habe, war der
Effekt sehr deutlich.
U.a. halbierte sich die benötigte Zeit zur Vergärung, seit die Gärtonne
komplett unbedeckelt steht (lediglich mit einem Tuch abgedeckt),
verglichen mit den Gärungen mit Deckel und Gärröhrchen.
Negative Effekte konnte ich keine feststellen.
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Antwort 1 |
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Posting Freak Beiträge: 502 Registriert: 31.1.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 10.5.2014 um 11:06 |
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Was meinst Du mit "bisher mache ich es einmal"?
Ich rühre meine kalte Würze (20l) vor dem Anstellen mit einem sterilen
Schneebesen für etwa ein bis zwei Minuten kräftig durch. Das führt auch
meist zu Schaumbildung auf der Würze.
Nach Anstellen oder später während der Gärung rühre ich nicht mehr. Die
Hefe benötigt für eine erste Vermehrung den Sauerstoff, stellt danach aber
ihren Stoffwechsel auf anaerobe Gärung um.
Wenn ich das hier (Wikipedia) richtig verstehe, dann kann
Sauerstoff während der Gärung sogar negative Auswirkungen haben, da die
Hefe in der Gegenwart von Sauerstoff u.U. Ethanol verstoffwechselt und
dabei Acetaldehyd produziert. Dieses macht dann u.U. Brummschädel.
Zitat: | Außerdem gibt es
beispielsweise in S. cerevisiae zwei Gene für das cytosolische Enzym
Alkoholdehydrogenase und dadurch zwei leicht unterschiedliche Enzyme, ADH1
und ADH2. Beide Enzyme können Acetaldehyd in Ethanol umsetzen und
umgekehrt. Durch kleine Unterschiede in ihrer Molekularstruktur geschieht
dies mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. ADH1 kann schneller Ethanol
aufbauen, während ADH2 schneller Ethanol abbaut. Das Vorhandensein der
Enzyme wird durch Transkriptionsfaktoren reguliert, die das Ablesen des
jeweiligen Gens steuern.[11] ADH1 zum Ethanolaufbau ist ständig vorhanden.
Fällt der Glucosespiegel drastisch ab, so wird das Enzym ADH2 hergestellt,
das Ethanol zur Energiegewinnung abbauen kann (wenn Sauerstoff vorhanden
ist) und damit die Hefe am Leben erhält. Hefe kann also Ethanol aufbauen,
wenn genügend Zucker vorhanden ist und diesen Ethanol später selbst wieder
abbauen, wenn sie dringend Energie benötigt. |
____________________ Johnny H. - All Grain Brewing
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Antwort 2 |
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Junior Member Beiträge: 23 Registriert: 8.5.2014 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 10.5.2014 um 11:17 |
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Also, grundsätzlich gilt: Sauerstoffeintrag in Würze -> schlecht
Sobald Hefe drin ist, darf kräftig belüftet werden, am besten wie Johnny H
mit nem
Schneebesen oder ähnlichem. Wenn der Sud dann angekommen ist (sprich auf
dem
Spiegel hat sich eine feinblasige Schaumdecke gebildet) nach Möglichkeit
NICHT mehr
umrühren; die Hefe arbeitet dann bereits anaerob und vergärt die
Malzzucker.
Deckel oder Ähnliches habe ich selber zuhause nie auf dem Gärfass,
die CO2 Atmosphäre über dem Jungbier ist für gewöhnlich eine sichere und
keimfreie Schicht.
____________________ "Wo rohe Kräfte sinnlos walten, kann sich kein Gebräu gestalten."
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Antwort 3 |
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Senior Member Beiträge: 239 Registriert: 29.3.2014 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 10.5.2014 um 11:31 |
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@jenses: Danke, den Artikel lese ich mir mal durch.
@Johnny H: Bisher mache ich es genauso wie du, nur mit dem Braupaddel. Mit
"bisher mache ich es nur einmal" meine ich dass ich genau wie du die Hefe
zugebe, EINMAL kräftig umrühre und dann die Hefe ihre Arbeit machen lasse.
Die Frage war: wenn ich diesen Vorgang öfter durchführe bis die Hefe
angekommen ist: habe ich dadurch irgendwelche negativen oder positiven
Auswirkungen ? Ich vermute die Hefe kommt dadurch schneller an und die
Gärung verläuft schneller da die Vermehrung in der aeroben Phase zunimmt
@Spau: Bei dir lese ich raus wie ich es mir vorgestellt habe -> ich kann
öfter belüften bis die Hefe angekommen ist und sollte es nicht darüber
hinaus tun. Aber hab ich Vorteile wenn ich sie öfter belüfte ? Oder kann
das evtl. auch negative Auswirkungen haben ?
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Antwort 4 |
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Junior Member Beiträge: 23 Registriert: 8.5.2014 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 10.5.2014 um 11:40 |
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Auf jeden Fall ist es für gewöhnlich völlig ausreichend, wenn du deinen
angestellten
Sud einmal kräftig für 1-2 Min aufrührst. Sollte der Sud dann nicht nach
spätestens
1 Tag (ug normalerweise länger wie og) angekommen sein, liegt es meistens
an
den Temperaturverhältnissen, dass deine Hefe evtl etwas beleidigt ist.
Ich hatte einmal den Fall, dass ich ein WB mit RZT angestellt habe, das
Problem war,
dass ich 5 °C unter der für die Hefe gewohnten Temperatur gelandet
bin...als dann nach
2 Tagen immer noch nichts passiert ist, hab ich nochmal 1 l RZT rein, dass
ganze 3 °C
wärmer gestellt, und nochmal kräftig aufgerührt; nach 1 Std war ein
richtiger Schaumberg
drauf...man kann also durchaus zwischendrin nochmal belüften, ist aber ohne
Temperatur-
veränderung oder zusätzliche Hefegabe eher sinnfrei ____________________ "Wo rohe Kräfte sinnlos walten, kann sich kein Gebräu gestalten."
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Antwort 5 |
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Posting Freak Beiträge: 646 Registriert: 5.5.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 10.5.2014 um 12:17 |
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ich habe noch nie ein WB mit RTZ gemacht, weil ich die Abkürzungen nicht
verstehe...
Lasst mich bitte nicht dumm sterben und schreibt einfach Worte aus, die
wenigen Bits mehr, kosten nichts zusätzlich!
Danke
gruß
Dirk ____________________ Mein Blog:
http://www.dirksheimbräu.de/blog
Treff nette Biertrinker & Brauer aus deiner Umgebung. Jetzt live im
Hobbybrauer IRC Chat, wähle:
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Junior Member Beiträge: 23 Registriert: 8.5.2014 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 10.5.2014 um 12:25 |
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Tschuldige..hab mich sowieso verschrieben (Macht der Gewohnheit)
RZT ist in einer Brauerei der ReinZuchtTank, was ich meinte
war Reinzuchthefe
Hat eben den Nachteil, dass sie je nach Stadium eine sehr geringe Zellzahl
hat,
deswegen gerne immer mehr. ____________________ "Wo rohe Kräfte sinnlos walten, kann sich kein Gebräu gestalten."
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Antwort 7 |
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Posting Freak Beiträge: 756 Registriert: 8.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 10.5.2014 um 13:05 |
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Also ich habe das Belüftungsset von Hopfen und Mehr mit dieser kleinen
Aquariumpumpe.
Ich kühle auf Anstelltemperatur, gebe die Hefe zu und lasse das Ding dann 1
Stunde laufen. Bei 40l ist das mehr als ausreichend.
Ich halte ein korrektes Hefemanagement (Ausreichende Menge, evtl. Starter,
Belüftung) für absolut wichtig.
Ich habe zuletzt ein schlankes obergäriges Helles, ich nenne es Poolbier,
da man es im Sommer im Pool trinken soll, gemacht.
Hefe war die Notti. Ein paar Tage vorher einen 2l Starter mit Belüftung
nach allen Regeln der Kunst gemacht. Anstelltemperatur war 16C, also nicht
gerade hoch. Hefe rein, und 1Stunde Belüftet. Der Süd kam erst nach 14
Stunden richtig an, was mir sagt, die Vermehrungsphase unter Sauerstoff
lief lange, also viele, viele Hefezellen. Dann rannte die Gärung in 3Tagen
durch bis auf 1,8P runter. 84% EVG !!!!!!
Das Ergebniss ist so, wie es sein soll. Schlank und trocken. ____________________ Grüße
Maddin
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Antwort 8 |
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Posting Freak Beiträge: 710 Registriert: 1.1.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 10.5.2014 um 13:25 |
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Die Arbeit macht ich mir gar nicht so extrem. Ich lass den Sud nach dem
Wärmetauscher aus 50cm durch ein 100um Sieb plätschern und gieße dann die
Hefe zu und rühre einmal kräftig um.
Der Hefe reicht es. Mein Weizen war in 36h vollständig durch meine anderen
Sude sind meist auch sehr schnell. Insbesondere seitdem ich meine Starter
mit einem Magnetrührer hochziehe, belüfte und mit Nahrung dünge. Die
Starterflüssigkeit gebe ich immer mit hinzu.
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Antwort 9 |
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Member Beiträge: 90 Registriert: 24.1.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 10.5.2014 um 13:47 |
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Im Buch "Yeast" gibt der Author an, dass man mit Luft nicht zu lange
belüften kann, wobei er sich auf die Aquariensets und einmalige Belüftung
bezieht.
Ich meine, er gibt an das 5-10 Minuten ausreichend sind, danach steigt die
Konzentration nicht weiter an. Bin mir da aber nicht zu 100% sicher.
Die optimale Sauerstoffkonzentration wird so aber nicht ganz erreicht,
deshalb kann man nach etwa 12 Stunden noch mal belüften (z.B. bei einem
Bock).
____________________ Gut Sud
Taxol
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Antwort 10 |
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Posting Freak Beiträge: 502 Registriert: 31.1.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 10.5.2014 um 14:13 |
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Das ist auch so ein
Gedankengang, den ich schon oft hatte: unter solchen Umständen ist es
vielleicht gar nicht schlecht, wenn ein Sud zum Ankommen etwas länger
braucht. Die Hefe muss ja den gesamten Sauerstoff erstmal verputzen, bevor
sie gezwungenermaßen den Stoffwechsel auf Gärung umstellt und von da an "um
ihr Leben rennt" (Zitat Michael Zepf von Doemens)! ____________________ Johnny H. - All Grain Brewing
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Antwort 11 |
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Senior Member Beiträge: 466 Registriert: 23.11.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 10.5.2014 um 17:42 |
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Zitat von djmoehre, am 10.5.2014 um
13:05 | Also ich habe das Belüftungsset von
Hopfen und Mehr mit dieser kleinen Aquariumpumpe.
Ich kühle auf Anstelltemperatur, gebe die Hefe zu und lasse das Ding dann 1
Stunde laufen. Bei 40l ist das mehr als ausreichend.
Ich halte ein korrektes Hefemanagement (Ausreichende Menge, evtl. Starter,
Belüftung) für absolut wichtig.
Ich habe zuletzt ein schlankes obergäriges Helles, ich nenne es Poolbier,
da man es im Sommer im Pool trinken soll, gemacht.
Hefe war die Notti. Ein paar Tage vorher einen 2l Starter mit Belüftung
nach allen Regeln der Kunst gemacht. Anstelltemperatur war 16C, also nicht
gerade hoch. Hefe rein, und 1Stunde Belüftet. Der Süd kam erst nach 14
Stunden richtig an, was mir sagt, die Vermehrungsphase unter Sauerstoff
lief lange, also viele, viele Hefezellen. Dann rannte die Gärung in 3Tagen
durch bis auf 1,8P runter. 84% EVG !!!!!!
Das Ergebniss ist so, wie es sein soll. Schlank und trocken.
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Trockenhefe braucht grundsätzlich nicht belüftet werden. Mit der richtigen
Menge - das heißt bei 40 Liter zwei Päckchen Notti - sowie eine
vorschriftsmäßige Rehydratation vorausgesetzt, erreiche ich auch immer über
80 Prozent EVG. Ohne Belüftung.
Trockenhefe ist so vorbehandelt und konditionierrt, dass sie direkt nach
der Rehydration "loslegen" kann. Wenn man mit Trockenhefe allerdings einen
Starter erstellt, verliert sie diese spezielle Eigenschaft. Das sollte man
also nur machen, wenn man zu wenig Trockenhefe hat.
Gruß
Gerald ____________________ In cerevisia veritas!
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Antwort 12 |
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