Posting Freak Beiträge: 502 Registriert: 31.1.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 23.5.2014 um 10:33 |
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FAZ-Artikel über die Herkunft
von Lagerhefe(n)
Interessanter Artikel, allerdings fällt mir der folgende Satz auf:
Zitat: | Die dazu verwendeten
Lagerhefen waren dafür besonders geeignet, denn sie funktionieren anders
als die in Pilsener verwendeten Schwesterhefesorten – Saccharomyces
cerevisae, die „Bäckerhefe“ - bei tiefen Temperaturen besonders gut.
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Das kann nicht richtig sein, oder? Bäckerhefe
in Pilsner?? ____________________ Johnny H. - All Grain Brewing
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Member Beiträge: 84 Registriert: 12.3.2014 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 23.5.2014 um 11:16 |
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Antwort 1 |
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Senior Member Beiträge: 107 Registriert: 28.7.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 23.5.2014 um 11:17 |
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Antwort 2 |
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Posting Freak Beiträge: 597 Registriert: 16.12.2013 Status: Offline
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erstellt am: 23.5.2014 um 11:32 |
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Saccharomyces cerevisae im Pils? Da haben wir's wieder, das obergärige
Pils!
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Antwort 3 |
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Posting Freak Beiträge: 3929 Registriert: 10.9.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 23.5.2014 um 11:35 |
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Ich störe mich eher an der Aussage, dass hier behauptet wird, für Pils
(seit wann ist das KEIN Lagerbier?) würde im Gegensatz zu Lagerbieren
s.cer. verwendet, mithin OG-Hefe.
edit: cyme was schneller
[Editiert am 23.5.2014 um 11:37 von Hagen]
____________________ Besten Gruß
Hagen
------------------------------
Taumelkäfer Hausbräu - honi soit qui mal y pense!
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Antwort 4 |
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Posting Freak Beiträge: 502 Registriert: 31.1.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 23.5.2014 um 11:41 |
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Zitat von Hagen, am 23.5.2014 um
11:35 | Ich störe mich eher an der Aussage,
dass hier behauptet wird, für Pils (seit wann ist das KEIN Lagerbier?)
würde im Gegensatz zu Lagerbieren s.cer. verwendet, mithin OG-Hefe.
edit: cyme was schneller
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Das war eigentlich mein Punkt: hier kann was
nicht stimmen! Wobei mir nicht klar war: Saccharomyces cerevisae = OG Hefe!
Danke für die Klarstellung. ____________________ Johnny H. - All Grain Brewing
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Antwort 5 |
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Posting Freak Beiträge: 1946 Registriert: 20.11.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 23.5.2014 um 11:54 |
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Ich weiß nicht, wo der Autor des FAZ-Artikels das herausgelesen hat, aber
aus dem Paper eher nicht. Die Aussage ist verkürzt nichts neues: Die
Lagerhefen sind als Hybride aus S. cerevisiae und S. eubayanus, einer
patagonischen Wildhefe, vermutlich im 19. Jahrhundert in Bayern entstanden
und haben sich ob ihrer hervorragenden Eigenschaften schnell in ganz Europa
verteilt. Sei es nach Pilsen oder Dänemark. Damit verbunden natürlich
Mutationen der Hefen und gezielte Selektionen. Hansen isolierte eine
besonders kältetolerante Mutation (mit viel S. eubayanus Genom),
Weihenstephan isolierte eine etwas weniger kältetolerante, dafür zügiger
vergärende Variante (mit mehr S. cerevisiae Genom).
Ein ganz anderes Thema ist, was vor der Einschleppung dieser patagonischen
S. eubayanus (vermutlich durch Seefahrt) in den kühlen, bayerischen Kellern
seit etwa dem 15-16 Jhd. gärte. Die Spekulationen reichen von normaler S.
cerevisae (dauert eben länger und es gibt auch kältetolerante Arten, siehe
Nottingham) über ganz anderen Hefen wie S. uvarum oder S. kudriavzevii. Da
ist wohl noch Forschungsbedarf.
Gruß
Andy
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Antwort 6 |
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Posting Freak Beiträge: 3929 Registriert: 10.9.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 23.5.2014 um 12:34 |
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Danke Andy auch für die historischen Hintergründe.
War mir neu, dass die UG wie wir sie heute kennen ein Hybrid aus dem 19.
jahrhundert ist.
Vielleicht findet man ja mal auf einem abgesoffenen Kahn aus der
prä-carlbergensis Zeit ein paar Bierbuddeln mit UG-Hefe, wo man der Frage
nochmal nachgehen kann.
Es gab ja mal eine Untersuchung des 200-Jahre alten Bieres, was man vor der
schwedischen Küste in einem Wrack gefunden, auf dessen Grundlage geplant
war, Wrackbier zu brauen. Kennt jemand die Untersuchungsergebnisse.
____________________ Besten Gruß
Hagen
------------------------------
Taumelkäfer Hausbräu - honi soit qui mal y pense!
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Antwort 7 |
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Posting Freak Beiträge: 3937 Registriert: 20.7.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 23.5.2014 um 12:48 |
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Zitat: | Ein ganz anderes Thema
ist, was vor der Einschleppung dieser patagonischen S. eubayanus
(vermutlich durch Seefahrt) in den kühlen, bayerischen Kellern seit etwa
dem 15-16 Jhd. gärte. |
In Nürnberg etwa seit dem 14.
Jahrhundert.
Gruß
Peter ____________________ Ein Bayer ohne Bier ist ein gefährlich Thier.
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Antwort 8 |
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Posting Freak Beiträge: 502 Registriert: 31.1.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 23.5.2014 um 14:09 |
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Zitat von Ladeberger, am 23.5.2014 um
11:54 | [...]
Ein ganz anderes Thema ist, was vor der Einschleppung dieser patagonischen
S. eubayanus (vermutlich durch Seefahrt) in den kühlen, bayerischen Kellern
seit etwa dem 15-16 Jhd. gärte. Die Spekulationen reichen von normaler S.
cerevisae (dauert eben länger und es gibt auch kältetolerante Arten, siehe
Nottingham) über ganz anderen Hefen wie S. uvarum oder S. kudriavzevii. Da
ist wohl noch Forschungsbedarf.
Gruß
Andy |
Hochinteressant, vielen Dank!
Gibt es von S. uvarum oder S. kudriavzevii (noch) natürliche Vorkommen oder
sogar technische Anwendungen dafür? ____________________ Johnny H. - All Grain Brewing
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Antwort 9 |
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Posting Freak Beiträge: 2084 Registriert: 28.10.2009 Status: Offline
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erstellt am: 23.5.2014 um 14:45 |
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Ich frage mich bloß, ob es nicht wahrscheinlicher ist, dass eine bayrische
UG-Hefe irgendwann in den letzten 200 Jahren in Patagonien eingeschleppt
(und dort unlängst isoliert) wurde, als dass umgekehrt eine patagonische
Wildhefe schon 200 Jahre eher in Bayern eingeschleppt und dort auch
umgehend verwendet wurde.
Meine 2 Ct. Moritz
____________________ Glaubte ich an die Reinkarnation, so wollte ich als Hefepilz wiedergeboren
werden.
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Antwort 10 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 23.5.2014 um 14:53 |
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Zitat von Bierjunge, am 23.5.2014 um
14:45 | Ich frage mich bloß, ob es nicht
wahrscheinlicher ist, dass eine bayrische UG-Hefe irgendwann in den letzten
200 Jahren in Patagonien eingeschleppt (und dort unlängst isoliert) wurde,
als dass umgekehrt eine patagonische Wildhefe schon 200 Jahre eher in
Bayern eingeschleppt und dort auch umgehend verwendet wurde.
Meine 2 Ct. Moritz |
Moritz ist genial!
Stefan, wieder aufgewacht mit Kopfweh
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Antwort 11 |
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Posting Freak Beiträge: 1946 Registriert: 20.11.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 23.5.2014 um 15:00 |
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Hallo Moritz,
ich bin kein Mikrobiologe, also muss ich zunächst glauben, dass es sich bei
den Funden in Patagonien genetisch herleiten lässt, dass es sich um eine
Reinform handelt und bei den europäischen Lagerhefen um Hybride daraus.
Demnach wäre dein Erklärungsansatz nur valide, wenn die europäische Urform
hier wahlweise noch nicht entdeckt oder bereits vollständig untergangen
wäre. Beides denkbar, aber meines Erachtens nicht wahrscheinlicher als die
Einschleppung aus Patagonien. Immerhin kommt hierfür ein längeres
Zeitfenster als von mir genannt in Betracht. Patagonien wird von Europa aus
seit mindestens dem 16. Jahrhundert besegelt.
Gruß
Andy
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Antwort 12 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 23.5.2014 um 15:04 |
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Es ist überhaupt nicht erwiesen, dass S. eubayanus nur in Patagonien
vorkommt. Meines Wissen ziehen Hefeforscher gerade durch Europas Wälder auf
der Suche nach Eubayanus. Diese wilde Hefe lebt auf Baumgallen. Krankhafte
Wucherungen auf Bäumen Buchen, Eichen usw. Die Gallen stecken voller
Zucker-und Gerbstoffe. Dort konnte diese Hefe eine Toleranz gegen
Gerbstoffe und Kälte entwickeln.
Das es sie eventuell in Europa nicht mehr gibt, heißt nicht das es sie nie
gab. In Europa wurden die Wälder vermutlich zig-mal abgeholzt und neu
wieder aufgeforstet..?
Bei dem Pilsener ist dem Autor vermutlich nur ein Fauxpas im Ausdruck
passiert? Bier und Bäckerhefe sind nur heutzutage selektive Stämme. Früher
war es das Gleiche. Der Bäcker ging zum Brauer und umgekehrt (wohl eher
seltener). Mit dem Aufkommen der Hopfenbiere setzte die Selektion ein, da
die Bierhefen den Brotbäckern zu bitter waren. Heutige Bäckerhefen sind
Hochleistungshefen, genau für die Aufgabe der Teigführung gezüchtet.
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 13 |
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Junior Member Beiträge: 25 Registriert: 23.3.2014 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 23.5.2014 um 18:17 |
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Zitat von Hagen, am 23.5.2014 um
12:34 |
Es gab ja mal eine Untersuchung des 200-Jahre alten Bieres, was man vor der
schwedischen Küste in einem Wrack gefunden, auf dessen Grundlage geplant
war, Wrackbier zu brauen. Kennt jemand die Untersuchungsergebnisse.
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Ich nehme an, du meinst den Fund, der vor Åland gemacht wurde, und das wäre
dann genaugenommen vor der finnischen Küste.
Die Stallhagen-Brauerei auf Åland will dieses Jahr im Juni ein Bier
präsentieren, welches im Charakter ( deutlicher Aromen von Rose,
Gewürznelke und Mandel) einem der gefundenen Biere entsprechen soll,
über Hefestamm oder ähnliches finde ich keine Angaben auf deren Webseite .
Man darf wohl befürchten, das es wieder so ein historisches Spektakel wird
wie das "Wikinger-Bier" Arketyp...
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Antwort 14 |
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Senior Member Beiträge: 410 Registriert: 31.10.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 23.5.2014 um 22:24 |
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Die S. eubayanus kommt übrigens nicht ausschließlich in Patagonien vor,
drei kleine Inselvorkommen hat Diego Libkind auch in den USA entdeckt.
Die Hybridisierung soll laut Diego Libkind kurz nach der Entdeckung
Amerikas in Bayern erfolgt sein.
Gruß, Ludwig
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Antwort 15 |
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