Senior Member Beiträge: 154 Registriert: 14.10.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 4.6.2014 um 07:55 |
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Bevor ich mit dem Brauen anfing war ich immer dahin gehend ein Exot, da ich
immer Bier der Kleinen Brauereien den Vorzug gab. Regionalität hatte da
aber auch Vorrang. Ich muss an der Ostsee kein Radeberger oder Paulaner
trinken. Dort gibt es Lübzer, Rostocker (wobei diese alles andere als klein
sind) und Stralsunder als regionale Biere.
In der 90ern kam ich mit den Gasthausbrauereien in Berührung, und stellte
fest, dass mir diese Biere noch besser schmeckten.
Seit nunmehr 6 Jahren braue ich Bier und seit vorigem Jahr fast
ausschließlich meinen gesamten Bierkonsum.
Dennoch gehe ich beim einkaufen durch die Bierabteilungen der Supermärkte
und Getränkehändler und schaue mir das Biersortiment an.
Ich stelle nunmehr fest, dass die Braugiganten den rückläufigen Bierabsatz
uns Hobbybrauern in die Schuhe schieben wollen, denn es werden vermehrt
Zwickelbiere angeboten. Das einzige Hefetrübe Indusdriebier das ich bis
dahin kannte war Hefeweizen, doch jetzt habe ich den Eindruck, dass die
kleineren Barauerein der Giganten testen müssen, wie sich Zwickelbier
vermarkten lässt.
In Supermärkten mit seperater Getränkeabteilung wie REWE (manchmal) gibt es
Eibauer Zwickel und Bayreuther Aktien naturtrüb.
Bei Kronland Getränkemarkt werden Mönchsbräu, Köstrizer Kellerbier und
Paulaner Salvator Bock natrutrüb angeboten. Tendenz steigend.
Es scheint sich etwas zu bewegen, bleibt nur zu hoffen, dass es keine
modische Eintagsfliege bleibt.
juno ____________________ Lieber ein Bauch vom Bier trinken, als einen Buckel von der Arbeit!
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Posting Freak Beiträge: 1512 Registriert: 15.5.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 4.6.2014 um 08:05 |
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Hallo Juno,
und Du meinst jetzt, daß das Zwickelbier irgendeinen Fortschritt oder eine
Verbesserung darstellt?
Das Köstritzer habe ich mal proBIERt und wandte mich mit Grausen wieder ab
- furchtbares Zeug, damit lockt man keinen Connaisseur vom Selbstgebrauten
weg.
Diese Art von "Vielfalt" ist einfach nur der Versuch mit billiger
Standardware in neuem Gewand einen höheren Preis zu erzielen.
Viel lieber habe ich da die echten Experimente, wie zum Beispiel das Pale
Ale und das Wit aus Köstritz, ober das Atlantik Ale von Störtebeker. Das
sind wirklich außergewöhnliche Getränke in unserer öden Bierlandschaft.
Gruß,
Bierwisch
____________________ Der Klügere kippt nach!
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Antwort 1 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 4.6.2014 um 08:26 |
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Zitat: | Ich stelle nunmehr fest,
dass die Braugiganten den rückläufigen Bierabsatz uns Hobbybrauern in die
Schuhe schieben wollen, denn es werden vermehrt Zwickelbiere angeboten.
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Dieser Rückschluss entbehrt meiner Meinung nach jedlicher Grundlage.
Mengenmässig werden wir als Hobbybrauer keinerlei Effekt auf die
Verkaufszahlen einer professionelle Brauerei haben.
Im Gegenteil. Als Hobbybrauer und Bierliebhaber sorgen wir dafür das Bier
wieder anders wahrgenommen wird und das hilft dem Absatz (auch der Großen).
Das kann man daran sehen das sich auch Großbrauereien für Hobbybrauer
interessieren und teilweise auch einen regen Kontakt mit Hobbybrauern
pflegen.
Der Biermarkt in Deutschland ist sehr komplex. Zum einen ist der
Faßbiermarkt sehr stark limitiert (durch Verträge und Abhängigkeiten der
Wirte) zum anderen ist der Markt mit den jetzigen Produkten stagnierend,
aber der Markt der "Craftbeere" ist stark ansteigend. D.h. es besteht die
begründete Hoffnung das die neuen Biere in der Lage sind auch den gesammt
Konsum wieder positiv zu beeinflussen, denn es ist ja nicht etwas so das
der einzelne Biertrinker weniger trinkt, es ist so das weniger Konsumenten
Bier kaufen. Kann ich also neue Konsumenten gewinnen, steigt auch der
Gesamtabsatz. Und auch hier sind Bierenthusiaste,n wie Hobbybrauer,
interessant, weil sie Multiplikatoren sind. Welche Zielgruppe hier die
interessanteste ist werde ich dir aber nicht auf die Nase binden
Jan
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Antwort 2 |
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Posting Freak Beiträge: 3129 Registriert: 1.4.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 4.6.2014 um 08:43 |
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Die Großen versuchen mit allerlei weiteren Billigprodukten neue Klientel zu
finden. Wobei die ganz Großen mittlerweile mehr und mehr,
den Bereich alkoholfrei und Mixgetränke forcieren. In den großen Getränke-
und Supermärkten, zumindest hier in der Region,
nehmen diese Produkte weit mehr Stellflächen ein, als reine Biersorten.
Aber, es geht auch anders.
Bei meinem Getränkemarkt ist das zum Glück anders. Der legt größten Wert
auf Biervielfalt und hat mehr als 130 Brauereien im Sortiment.
Ein klasse Querschnitt deutscher Bierkultur. Der Großteil sind kleine
Privatbrauereien aller Bundesländer.
Darüber hinaus bietet er z.B. auch Braufactum, Maisel&Friends, Schneider
und kleine Craftbrewer an.
Wer mal hier in der Ecke ist (Kreis Bad Dürkheim/Weinstr., sollte unbedingt
mal bei „Kares“ in Maxdorf vorbei schauen.
Eine weitere gute Adresse ist der kleine Biervertrieb in Niederkirchen von
Christian Neumer.
Christian ist selbst Braumeister, Dipl. Biersomelier und natürlich
Hobbybrauer.
Neben weiteren Sorten bietet er die kompletten Sortimente von Weismainer,
und Riedenburger an. Ich sag nur Riedenburger Weizenbock und Doldensud.
Etwa 30km von hier ist auch Maruhn, der dürfte eh bekannt sein.
Heureka, ich lebe im Paradies.
____________________ Bierinale - Festival der kreativen Braumanufakturen
ZEBULON Braumanufaktur
Bier mit Leib und Seele.
Zertifiziertes Mitglied der "Worschtmarktbrauerbubenbieratenbartei" WBBBB.
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Antwort 3 |
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Senior Member Beiträge: 154 Registriert: 14.10.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 4.6.2014 um 08:49 |
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Zitat von Bierwisch, am 4.6.2014 um
08:05 |
Das Köstritzer habe ich mal proBIERt und wandte mich mit Grausen wieder ab
- furchtbares Zeug, damit lockt man keinen Connaisseur vom Selbstgebrauten
weg.
Diese Art von "Vielfalt" ist einfach nur der Versuch mit billiger
Standardware in neuem Gewand einen höheren Preis zu erzielen.
Gruß,
Bierwisch |
Ich habe ja nicht gesagt, dass es ein Top Bier ist und Dir schmecken muss.
Ich habe damit nur sagen wollen, dass sich etwas verändert. Ich habe
gestern das Mönchshof verkostet. Ich kann nicht sagen, dass es gräußlig
war, aber der aha Effect fehlte.
juno ____________________ Lieber ein Bauch vom Bier trinken, als einen Buckel von der Arbeit!
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Antwort 4 |
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Posting Freak Beiträge: 597 Registriert: 16.12.2013 Status: Offline
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erstellt am: 4.6.2014 um 08:55 |
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Der Biermarkt hat sich schon immer verändert. Es ist doch nicht so, als
würden die Brauereien seit 1920 nur Pils machen - Pils in grünen
Longneckflaschen ist die Modewelle der letzten Jahrzehnte, die ohnehin
schon auf dem absteigenden Ast war. Biobier, alkoholfreies isotonisches und
naturtrübes sind seit ein paar Jahren im kommen, genauso wie die Abkehr von
der NRW-Flasche zur Euroform, Steinie oder Plöppverschluss - mit einem
kurzen Gastspiel der Biermischgetränke. Und dass Bier der neue Wein wird,
zieht sich schon durch Vorabendinfotainmentsendungen und Wochenendbeilagen
der Tagespresse. In meinem Bekanntenkreis haben mir schon mehrere vom
Schokoladenstout oder Bier aus dem Kelch erzählt, obwohl sie ganz "normale"
Biertrinker sind. Als mir ein Freund neulich Leergut zum befüllen gebracht
hat, war sogar eine Flasche Doldensud dabei.
Wir sind hier keine erlesenen Bierkenner die im Untergrund verborgene
Schätze schlürfen. Wir sind nur Teil eines Trends.
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Antwort 5 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 4.6.2014 um 09:23 |
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Zitat: | Die Großen versuchen mit
allerlei weiteren Billigprodukten neue Klientel zu finden. Wobei die ganz
Großen mittlerweile mehr und mehr,
den Bereich alkoholfrei und Mixgetränke forcieren. In den großen Getränke-
und Supermärkten, zumindest hier in der Region,
nehmen diese Produkte weit mehr Stellflächen ein, als reine Biersorten.
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Da wiederspreche ich dir. Diese Entwicklung hat vor 15 Jahren begonnen und
vor ca. 10 jahren ihren Höhepunkt erreicht. Mischgetränke sind
volumenmässig am absteigenden Ast und haben den Rückgang des Bierkonsums
nicht verhindern können.
Wenn man sich ansieht was zur Zeit auf dem Biermarkt passiert, sieht man
ein anderes Bild. Die Großen versuchen bei uns auf das Gebiet der Craftbeer
Szene vorzudringen. Der Gedanke ist auch mehr als logisch wenn man sich die
Entwicklung in den USA ansieht.
In den USA hat eine weit aus grössere Konzentrierung der Brauindustrie als
in Deutschland stattgefunden. In den 1980ern gab es in den USA gerade mal
noch 89 Brauereien (bei 3 mal mehr Einwohnern). In Deutschland ist die Zahl
der Brauereien nie unter 1200 gefallen.
Vor diesem Hintergrund hat sich in den USA in den 1990 eine sehr starke
Craftbeerszene aus der "do it yourself" Bewegug der Hobbybrauerszene
entwickelt. Brauereien wie z.B. die Boston Brewing Company ist 1984 von
Hobbybrauern gegründet worden und hat 2013 einen Umsatz von fast 794 Mio
USD gemacht.
Diese Entwicklung, also die Neugründung von vielen kleinen
Craftbeerbrauereien, wollen m.M. nach die Großen einschränken. Sie wollen
möglichst schnell mit eigenen Bieren den Craftbeermarkt bedienen, bevor
diese Nische erfolgreich von kleineren Brauereien besetzt wird. Genau das
hat man in den USA ganz einfach verschlafen, die Großen waren unfähig sich
hier anzupassen. In den USA ist die Anzahl der aktiven Brauereien nach wie
vor ansteigen und lag in 2013 wieder bei über 2500 Braustätten (im
Gegensatz zu den 89 in 1980).
Was hier auch erstaunlich ist, USA haben über Jahre hinweg eine stetig
positive Entwicklung im Bierkonsum, gegenüber der stetig negativen
(manchmal stagnierenden) Entwicklung in Deutschland.
Jan
Edit: Typpos
[Editiert am 4.6.2014 um 09:25 von JanBr]
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Antwort 6 |
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Posting Freak Beiträge: 3478 Registriert: 21.9.2011 Status: Offline
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erstellt am: 4.6.2014 um 09:37 |
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Vor allem ist es auch so, dass der Bierpreis hierzulande unterirdisch ist.
Duchs aufspringen auf die Craftbeerszene kann man sein Bier dann doch zu
wesentlich besseren Preisen an den Mann bringen, und den Mehraufwand durch
andere Zutaten wie Aromahopfen oder aufwendigere Verpackung macht mal
allemal wieder wett.
____________________ Gruss Uli
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Antwort 7 |
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Senior Member Beiträge: 154 Registriert: 14.10.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 4.6.2014 um 10:58 |
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Zitat von uli74, am 4.6.2014 um
09:37 | Duchs aufspringen auf die
Craftbeerszene kann man sein Bier dann doch zu wesentlich besseren Preisen
an den Mann bringen, und den Mehraufwand durch andere Zutaten wie
Aromahopfen oder aufwendigere Verpackung macht mal allemal wieder wett.
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Und man spart sich arbeit und Reinigungskosten, denn man braucht ja nicht
filtern und pateurisieren.
juno ____________________ Lieber ein Bauch vom Bier trinken, als einen Buckel von der Arbeit!
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Antwort 8 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 4.6.2014 um 11:17 |
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Zitat von juno, am 4.6.2014 um
10:58 | Zitat von uli74, am 4.6.2014 um
09:37 | Duchs aufspringen auf die
Craftbeerszene kann man sein Bier dann doch zu wesentlich besseren Preisen
an den Mann bringen, und den Mehraufwand durch andere Zutaten wie
Aromahopfen oder aufwendigere Verpackung macht mal allemal wieder wett.
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Und man spart sich arbeit und Reinigungskosten, denn man braucht ja nicht
filtern und pateurisieren.
juno |
Oh mon dieu...
Nur Reinigen, Filtreierung und Pasterurisation sind weitesgehend
automatisiert, Hopfenstopfen hingegend ist meistens Handarbeit ganz zu
schweigen von der längeren Tankbelegung eines solchen Biers
Ich würde mich erstmal in die Kostenstruktur einer Brauerei einarbeiten
bevor ich hier solche Dinge zum besten geben.
Jan
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Antwort 9 |
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Posting Freak Beiträge: 3129 Registriert: 1.4.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 4.6.2014 um 11:23 |
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Naja Jan, hier in der Ecke sieht es halt anders aus, als Du es
beschreibst.
Die Supermärkte hier werden seit ein paar Monaten mit Biermischgetränken,
Fruchtbieren, Fassbrausen und so Zeug förmlich zugestellt.
Was die paar Braugiganten an „Craftbeer“ anbieten ist doch noch sehr
überschaubar und wird es sicher auch bleiben. Im Gegensatz zu dem Staaten
gibt es hier eben doch nur einen kleinen Nieschenmarkt, da lohnen die
großen Anlagen nicht. Von den teils absolut überzogenen Preisen mal ganz
abgesehen.
Meine beiden Lieblings-Craftbiere Doldensud und Sander's IPA krieg ich hier
für 1,60.
____________________ Bierinale - Festival der kreativen Braumanufakturen
ZEBULON Braumanufaktur
Bier mit Leib und Seele.
Zertifiziertes Mitglied der "Worschtmarktbrauerbubenbieratenbartei" WBBBB.
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Antwort 10 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 4.6.2014 um 11:37 |
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Zitat: | Die Supermärkte hier
werden seit ein paar Monaten mit Biermischgetränken, Fruchtbieren,
Fassbrausen und so Zeug förmlich zugestellt.
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Zum Thema Fassbrause gebe ich dir recht. allerdings sehe ich bei Fassbrause
nicht den selben Konsumenten wie bei Bier. Z.B. trinken meine Kinder ganz
gerne Fassbrause. Bei den Biermischgetränken geht sowohl der Absatz zurück
als auch der Anteil am Gesamtausstoß. D.h. der Ausstoß an
Biermischgetränken geht nicht nur zurück weil der Gesamtkonsum zurück geht,
sondern eben stärker als der Rückgang im Gesamtausstoß. Was aber auch
auffält ist das die Sortentiefe stark abnimmt. Die meisten Brauereien
bieten noch Radler an, nicht zu vergleichen mit den diversen Energie-
Drachenfrucht- Bier Getränken der 1990er.
Ich geb dir ja auch Recht das "Craftbeer" nicht immer in der >10 Euro/
Liter Klasse mitspielen muss. Man sieht ja deutlich, z.B. an den Paulaner
Braumeister Editionen, das z.B. gestopfte Biere auch durchaus für relativ
normale Preise angboten werden können.
Ich will mit meiner Aussage nicht sagen das wir damit rechnen müssen das
die "Großen" den Craftbeermarkt überschwemmen. Ich gehe davon aus das sie
sich mit diesen Bieren richtig "aufstellen" wollen. Sie wollen verhindern
das der Markt nur unter kleinen Start Up Brauereien aufgeteilt wird, wie es
in den USA passiert ist. Die "Großen" spielen in den USA, ausserr durch
Akquise, keinerlei Rolle auf dem Craftbeermarkt.
Gruß
Jan
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Antwort 11 |
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Senior Member Beiträge: 165 Registriert: 18.9.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 4.6.2014 um 11:39 |
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Hallo Jan,
meine Beobachtungen gehen genau in diesselbe Richtung. Das Prädikat
'Craftbeer' (mit den Merkmalen Naturtrüb, ungefiltert, unpasteurisiert
usw.) läßt sich auch ideal mit dem (anhaltenden) Bio-Boom kombinieren. Eine
Steilvorlage für geschicktes Marketing der großen Brauereien. Neue
Konsumentengruppen werden so erschlossenen und der Absatzflaute
entgegengewirkt. Warum sollten sich sonst etablierte konventionelle
Brauereien mit neuen Bierkreationen und der Gründung bzw. Beteiligung an
'Craftbreweries' befassen?
Erinnern wir uns an die 'jungen Wilden' der Winzerszene, die in den 80er
Jahren die deutsche Wein-Einheitsplörre beerdigt haben. Heute finden wir
hier in Deutschland ein qualitativ hochwertiges und differenziertes Angebot
von teilweise internationalen Top-Weinen.
Viele Grüße,
Norbert
____________________ ****************
suum cuique
****************
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Antwort 12 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 4.6.2014 um 11:59 |
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Zitat: | Eine Steilvorlage für
geschicktes Marketing der großen Brauereien. Neue Konsumentengruppen werden
so erschlossenen und der Absatzflaute entgegengewirkt. Warum sollten sich
sonst etablierte konventionelle Brauereien mit neuen Bierkreationen und der
Gründung bzw. Beteiligung an 'Craftbreweries' befassen?
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Das ist ja genau die Crux in der man sich befindet. Obwohl der Gesamtkonsum
seit Jahren rückläufig ist, erhöht sich seit ca. 2005 die Anzahl der
Braustätten. D.h. den vorhandenen Kuchen müssen sich mehr Brauer teilen.
Was bleibt ist den Kuchen zu vergrößern.
Um das Marketing hier zu verstehen und zu verstehen warum die Antwort in
den 1990ern die Biermischgetränke waren muss man den Konsumenten verstehen.
Der typische Biertrinker stirbt langsam aus. Das stinknormale 0815 Bier ist
für die junge, nachwachsende Konsumentenschicht nicht interessant. Dem
wollte man mit Biermischgetränken begenen. Die Rechnung ging aber nicht
auf, weil gleichzeitig die Sensibilität für das was wir konsumieren
gestiegen ist. Man wollte kein Mixery, man wollte natürliche Zutaten. Eine
weitere Voraussetzung für Craftbeer ist die Bereitschaft vernünftige Preise
zu zahlen. Auch hier hat sich einiges getan. Schaut man sich Konsumenten
wie z.B. die sog. Generation Y an, ist man heute gewillt für Qualität auch
mehr zu zahlen. Das sieht man z.B. beim Essen aber auch bei hochwertigen
Spirituosen wie Whisky. Auch hier geht der Trend zu Qualität, Natürlichkeit
und lokalen Produkten.
Das ganz große Problem dieser Konsumentenschicht ist, sie sind sehr
kritisch was die Herkunft der Lebensmittel angeht und haben tentendziel
eher eine Abneigung gegenüber großen Konzernen.
So, in diesem Umfeld müssen nun die Großen lernen zu navigieren. Dabei geht
es im Grunde erstmal den Markt vorzubereiten. D.h. man muss den Konsumenten
im Bereich Bier erziehen, man muss Ihm zeigen was Bier bedeuten kann. Das
ist m.M. der Grund warum man viele Große sehr engagiert in der
Craftbeerszene sieht (HB München auf der Braukunst), denn nur so lässt sich
"der Kuchen" vergrößern. D.h. aber auch für die Großen Ihr Stück wird
zumindest nicht kleiner.
Jan
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Antwort 13 |
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Gambrinus zu Borbetomagus
Posting Freak Beiträge: 3085 Registriert: 2.6.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 4.6.2014 um 12:18 |
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Ich war jetzt noch nie in den USA meine Holde war 10 Monate in LA zum
studieren und ein paar mal vor unserer Zeit im Urlaub. Sie erzählte mir ein
Ami bestellt sich nicht einfach ein Bier, Alkohol einfach so, nein. Wenn
Amerikaner trinken, dann wohl oft um
sich zu besaufen. Sie sagte zu mir, dass ich mich nicht wie hier in
Deutschland mittags an den Mittagstisch setzen kann und ein Bierchen
trinken. Die Gefahr als Alki abgestempelt zu werden sei groß, in manchen
Staaten ist es vieler Orts verboten.
89 Brauereien auf 280
Mio. Amerikaner- 1200 Brauereien auf 80 Mio. Deutsche. Schaut euch bitte
die Zahlen an.
Was ich damit sagen will, die Trinkkultur ist eine ganz andere als bei uns.
Viele sind eventuell vom Whisky auf die Craftbeer umgesattelt um nicht
gleich dermaßen besoffen zu sein. Als mal was anderes als Bud und Co.
Angeboten wurde, war die Nachfrage natürlich groß und dann haben die Großen
(89 auf 280 Mio. Amis) noch gepennt.
Niemals werden wir so eine Explosion erleben wie in den USA. Wir haben auch
mittelständische Brauereien, die darauf reagieren könnten, wenn die
Nachfrage größer wird. Bring mal 100000 hl IPA super Hoppy auf dem
Biermarkt unter. 100000 hl Pils ist kein Problem, dass trinkt ja fast jeder
Erwachsene zum Essen mal schnell. Das ist die Betriebswirtschaftliche Seite
die Jan ja beschrieben hat. Craftbeer ist eine Modeerscheinung die nach
ihrem Wachstum zusammenbricht wie die Mischgetränke. Pils und Co ist ein
Getränk welches so fest in unserer Gesellschafft verwurzelt ist, dass es
sich noch lange Jahre so halten wird.
Zum schrumpfenden Bierabsatz kann ich sowohl aus eigener Erfahrung, und aus
dokemtarischen Filmchen der Nachkriegszeit sagen. Ich sehe so selten
Schlippsträger in der Mittagspause ein Bierchen im Restaurant schlürfen,
wie Maurer auf dem Bau zwischendurch. Als ich vor knapp 20 Jahren in die
Lehre kam war sowas nicht nur bei den Maurern, nein auch bei anderen
Bauberufen akzeptiert und üblich, von einem Bier ist man ja nicht besoffen.
Heute gestattet man es nur noch den " Alten " die ohne auch gar nicht
können. Wenn ich heute auf dem Bau mit einer Bierflasche erwischt werde
kann ich meine Papiere holen. Saufen ist Out und immer weniger akzeptiert
in der heutigen Gesellschafft. Der Bierabsatz wird weiter schrumpfen, die
Brauereien wissen das. Nun wird sich zeigen wer überlebt.
Ich finde Fassbrause nicht schlecht, in der heutigen Zeit wollen die Leute
gerne erzählt haben, dass natürlicher Zucker ( brauner, Fruchtzucker oder
eben Malzzucker) gesünder sei, was natürlich absolute Volksverfummung ist.
So nun wende ich mich wieder zu meinem Mittagsbrötchen mit Zerialien drinne
zu ____________________ Zertifiziertes Mitglied der "Worschtmarktbrauerbubenbieratenbartei" WBBBB
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Antwort 14 |
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Member Beiträge: 90 Registriert: 15.11.2013 Status: Offline
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erstellt am: 4.6.2014 um 12:23 |
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Jan, 100%ige Zustimmung!
Zeigt sich im übrigen auch anhand diverser Statistiken und Maßnahmen hier
in Österreich!
Lg, Alex ____________________ Raspberry Pi Brausteuerungsplatine Lötanleitung:
http://stammersdorfer.at
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Antwort 15 |
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Posting Freak Beiträge: 2153 Registriert: 8.2.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 4.6.2014 um 12:49 |
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Auch
Pils war mal ein Modegetraenk, aber eben eins das sich etabliert hat. Was
von dem heutigen Craftbeerboom uebrig bleibt, neu kreiert wird oder wieder
zurueck kommt (wie Weizen), laesst sich heute noch nicht abschaetzen. Der
Biermarkt (und auch die konsumierte Menge) war schon immer Schwankungen und
neuen Einfluessen unterworfen. Im Moment gehts eben wieder nach oben...und
das hoffentlich noch lange.
Gruss Hotte
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Antwort 16 |
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Senior Member Beiträge: 310 Registriert: 30.7.2013 Status: Offline
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erstellt am: 4.6.2014 um 12:54 |
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@gambrinus
Deckt sich mit meinen Beobachtungen nicht wirklich, auf den Feuerwehrfestl
wird noch immer wie irre gebechert und ein soziales Stigma haben wohl eher
die die sich nicht dem Biergenuss hingeben.
Auch nehmen diese Mischgetränke dem handelsüblichen Bier immer mehr
Marktanteile weg. Zu IPAs usw. kann ich nichts sagen da sowas nur im
Spezialitätenhandel zu beziehen ist und nur in den Innenstadtbezirken ein
Begriff ist.
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Antwort 17 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 4.6.2014 um 12:57 |
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Zitat: | Ich war jetzt noch nie
in den USA meine Holde war 10 Monate in LA zum studieren und ein paar mal
vor unserer Zeit im Urlaub. Sie erzählte mir ein Ami bestellt sich nicht
einfach ein Bier, Alkohol einfach so, nein. Wenn Amerikaner trinken, dann
wohl oft um
sich zu besaufen. Sie sagte zu mir, dass ich mich nicht wie hier in
Deutschland mittags an den Mittagstisch setzen kann und ein Bierchen
trinken. Die Gefahr als Alki abgestempelt zu werden sei groß, in manchen
Staaten ist es vieler Orts verboten.
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Diese Erkenntnis kann ich so nicht teilen. Da die allermeisten Kneipen/
Bars/ Restaurants/ Pubs in USA nicht an Brauereien gebunden sind (in
manchen Staaten sind sie aus rechtlichen Gründen an den Distributor
(Großhändler) gebunden), bestellen die Leute nicht wie bei uns "ein Bier",
sondernbestellen ganz gezielt "Ihr Bier", also selbst bei den Fernsehbieren
Ihr "Bud", "Coors" oder wie sie alle heißen. Dadurch gibt es aber eben im
Pub auch eine sehr große Auswahl. Ich bin noch nie (und ich bin,
ausser den 3 Jahren die ich in USA gelebt habe, sicherlich an die 30 mal in
USA gewesen) eine Bar erlebt die nur eine Sorte/ Brauerei Bier hatte. Seit
7-8 Jahren habe ich keine Bar erlebt die nicht mindestens 1 IPA auf der
Karte hatte.
Was die Akzeptanz von Alkohol angeht, auch hier ist die Realität meist
anders als die Vorurteile. Alkohol ist, meiner Erfahrung nach, in den USA
nicht mehr oder weiniger verpöhnt als in Deutschland. Man trinkt auch schon
zum Mittagessen ein Bierchen wenn man nicht geschäftlich unterwegs ist.
Die Trinkkultur in den USA ist zum einen genauso inhomogen wie in
Deutschland (vom Korn im Norden bis Weissbier im Süden) aber im Großen und
Ganzen nicht so anders als hierzulande. Drinking and driving, dabei gibt es
deutliche Unterschiede.
Ich, mit meiner bescheidenen Erfahrung, sehe deutliche Unterschiede
zwischen dem Trend der Biermischgetränke und den Craftbeeren. Es gab keine
Bieermischgetränk Messen. Ich glaube nicht das Craftbeer ein Trend ist der
wie die Mischgetränke eines Tage platzen wird.
Jan
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Antwort 18 |
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Senior Member Beiträge: 310 Registriert: 30.7.2013 Status: Offline
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erstellt am: 4.6.2014 um 13:00 |
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Kennt man in den USA Shandy?
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Antwort 19 |
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Gambrinus zu Borbetomagus
Posting Freak Beiträge: 3085 Registriert: 2.6.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 4.6.2014 um 13:11 |
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Das ist richtig, Pils war einst eine Modeerscheinung. Das hatte aber sehr
viel mit regionalität zu tuen. So verbanden in den 60ern Bergleute stärker
gehopfte Biere mit Urlaub im Sauerland verbunden haben. Es gab im Ruhrpott
meist nur süßes Export und das mit dem tristen Arbeitsalltag in Verbindung
stand. Pils würde in den Pott gekarrt und es würde quasi vom LKW verkauft.
Schau dir die Doku über Flensburger an, Bier war wie frische Eier und Milch
bis in die 70er regionalsache. Die Brauereien waren faktisch konkurrenzlos.
Wenn du einen Bum willst so musst du die Produktion kontrollieren und
begrenzen. Appel tat das indem sie Patente angemeldet haben. T- Mobile
sprang auf und bekam Excklusivrechte.
Rezepte kannst du nicht patentieren lassen. Jeder kann sowas brauen und
wird das auch wenn es gefragt ist... Ist es leider nicht. Zumindest will
keiner ein SNPA trinken wenn ich es mal auf den Tisch stelle. Auch würde
schonmal ein Schlick eingeschenkt und es rümpften sich die Nasen.
____________________ Zertifiziertes Mitglied der "Worschtmarktbrauerbubenbieratenbartei" WBBBB
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Antwort 20 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 4.6.2014 um 13:12 |
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Das was die Großen herstellen kann niemals "Craftbeer" sein. Craftbeer muss
aus einer unabhängigen Brauerei kommen. Pils, Export, Märzen, Alt, Kölsch
und co. können selbstverständlich auch Craftbeer sein, solange sie aus
einer unabhängigen, mittelständischen Brauerei kommen. Bitburger Craftwerk,
Köstritzer Pale Ale, Braufactum und co. sind jedoch kein Craftbeer.
Wenn das "Craftbeer"- Segment das einzige Wachstumssegment am Biermarkt
ist, so muss man diese Grenze als Verbraucher auch unabhängig von der
Bierqualität ziehen, will man etwas gegen das Brauereisterben machen...
[Editiert am 4.6.2014 um 13:17 von flying]
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 21 |
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Posting Freak Beiträge: 2153 Registriert: 8.2.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 4.6.2014 um 13:19 |
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Leinenkugel macht ein Summer Shandy. Im
allgemeinen ist Shandy (das amerikanische Radler) aber eher weniger
verbreitet und bekannt.
Seit neuestem wird bei mir im Supermarkt Schoefferhofer Grapefruit
angeboten. Vieleicht will man ja so dem in Deutschland sinkenden Konsum
begegnen.
Gruss Hotte
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Antwort 22 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 4.6.2014 um 13:22 |
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Seltsam, ich bin hier von Leuten umzingelt, die alle ganz heiß auf SNPA
sind
Was aus der deutschen Bierszene wird, ist vermutlich sehr schwer zu
erraten.
Die Entwicklung ist jedenfalls eine ganz andere wie damals in den USA und
daher kann da auch was ganz anderes draus werden.
Aber so wie vorher wird es wohl nie wieder sein, da bleibt ganz sicher was
hängen.
Es ist auf jeden Fall sehr spannend, da gerade mitten drin dabei zu
sein.
Stefan
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Antwort 23 |
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Posting Freak Beiträge: 2153 Registriert: 8.2.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 4.6.2014 um 13:31 |
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Zitat von flying, am 4.6.2014 um
13:12 | Das was die Großen herstellen kann
niemals "Craftbeer" sein. Craftbeer muss aus einer unabhängigen Brauerei
kommen. Pils, Export, Märzen, Alt, Kölsch und co. können selbstverständlich
auch Craftbeer sein, solange sie aus einer unabhängigen, mittelständischen
Brauerei kommen. Bitburger Craftwerk, Köstritzer Pale Ale, Braufactum und
co. sind jedoch kein Craftbeer.
Wenn das "Craftbeer"- Segment das einzige Wachstumssegment am Biermarkt
ist, so muss man diese Grenze als Verbraucher auch unabhängig von der
Bierqualität ziehen, will man etwas gegen das Brauereisterben machen...
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Eigentlich sollte man das Wort "Craftbeer"
verbannen. Schlimm genug dass ich es selbst benutzt hab. Gutes Bier ist
gutes Bier, egal von wem gebraut.
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Antwort 24 |
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