|
Suche
|
archiv.hobbybrauer.de mit Google durchsuchen:
|
|
| |
Board Index > > Bier abseits der gewohnten Pfade > Eiche |
|
ACHTUNG: Auf dieses Forum kann nur noch lesend zugegriffen werden. Falls Du hier im alten Forum bereits registriert warst, musst Du Dich im neuen Forum mit dem gleichen Usernamen UND der gleichen E-Mailadresse NEU registrieren, damit Dein Ranking (Anzahl Deiner Posts) aus diesem Forum ins neue mit übernommen wird. Zum neuen Forum geht's hier
Senior Member Beiträge: 116 Registriert: 19.12.2005 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 23.12.2005 um 17:24 |
|
|
Im Herbst hat mein Sohnemann nach einem Spaziergang die Hosentaschen voller
Eicheln gehabt. Nachdem er sie in der ganzen Wohnung verteilt hat, hab ich
mir beim Aufsammeln gedacht :"...die Dinger müssen sich doch außer zum
Wildschweinefüttern für irgendwas verwenden lassen!"
Also Google: Eicheln Rezepte
Ergebnis: na ja, geht so - da ich kein Hobbykoch und schon gar kein
Hobbybäcker bin und auch keine Hexentränke braue, gibt´s da nicht viel
(-moment, hab ich da das Wort "braue" vernommen??)
Offensichtlich waren Eicheln also in Frühzeiten ein wichtiges
Nahrungsmittel. Reich an Kohlehydraten und Proteinen. Wenn da nicht
haufenweise bittere Gerbstoffe (Quercin, Quercit,..) drin wären...
Ich werd also beim nächsten Sud folgendes ausprobieren (sofern ich jetzt
noch genung Eicheln finde):
a) Einfach einen Teil des Hopfens durch geschrotete Eicheln ersetzen (also
wegen der Bitterstoffe)...
b) bereits einen Teil des Malzes ersetzen (vergärbare Kohlehydrate wären ja
ausreichend drin)..
c) a)und b) kombinieren
Es bedarf sicher einiger Versuche um die Mengen richtig zu erwischen (vor
allem die Frage wie bitter das Zeug tatsächlich im Bier ist).
Was haltet ihr davon?
Servus aus Wien!
|
|
Junior Member Beiträge: 22 Registriert: 19.10.2005 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 2.1.2006 um 16:33 |
|
|
Hallo dreiwirbel,
ich braue zwar noch nicht sehr lange, denke mir aber, das wenn man nicht zu
viele Eicheln verwendet, könnte es einen interessanten Geschmack
ergeben.
In einer kleinen Menge ausprobiert, kann das sicher nicht schaden.
Wenn du es ausprobieren solltest, muss du uns unbedingt berichten.
Gruß ebenfalls aus Wien,
Michael.
|
|
Antwort 1 |
|
Senior Member Beiträge: 378 Registriert: 10.12.2004 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 2.1.2006 um 16:51 |
|
|
Hallo,
bevor Du Dir einen Sud versaust, häcksle doch einfach mal ein paar dieser
Dinger und koch sie für 5 Minuten (10min, 30min, 60min...) in Wasser. Dann
kannst Du sicher schonmal grob einschätzen, wie bitter das wird.
Bin mir jetzt nicht sicher, aber wenn ich an Eicheln denke, dann kommen mir
auch Nüsse in den Sinn. Nüsse wiederum sind *sehr* fettig. Wenn Eicheln das
auch sind, dann eignen sie sich wohl nur bedingt zum Brauen. Aber auf einen
Versuch käme es an. Bin mal gespannt.
Gruß,
Rähmle ____________________ http://fabier.de
|
|
Antwort 2 |
|
Gast
|
|
erstellt am: 2.1.2006 um 19:52 |
|
|
|
|
Senior Member Beiträge: 116 Registriert: 19.12.2005 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 3.1.2006 um 11:17 |
|
|
Hallo Wolf!
Ich möchte ja, daß die Gerbstoffe ins Bier gelangen, um neben dem Geschmack
der Eicheln auch Bittere (ich will ja einen Teil des Hopfens ersetzen)
reinzukriegen.
Zu den Gerbstoffen: die Giftigkeit ist wie überall eine Frage der Dosis
(auch Hopfen sollte nicht pur in rauhen Mengen genossen werden).
Daher möchte ich entweder die getrockneten Eicheln sehr sparsam dosieren
(d.h. rein um die Bittere des Hopfens zu ersetzen) oder die Eicheln so
auskochen, daß sie doch noch bitter bleiben (dann kann ich mehr reintun,
was wahrsch. mehr "Eichelgeschmack" ergibt).
@reahmle:
Gute Idee! Ich werde einen "Hopfenstandard" (dedfinierte Menge in 1/2l
Wasser eine bestimmte Zeit lang kochen) herstellen - davon eine
Verdünnungsreihe.
Dann werd ich ausprobieren welche Menge Eicheln eine annähernd verleichbare Bittere
(was nicht ganz leicht ist, weil andere mitegelöste Stoffe den Eindruck
verfälschen) ergeben.
Ich kann mir durchaus vorstellen, daß durch den hoffentlich ins Bier
übergehenden "nussigen" Geschmack der Eicheln gar nicht so viel Bittere
nötig ist um ein "rundes" Geschmacksbild zu ergeben.
Jetzt noch was anderes:
Erst dachte ich nur an Untergäriges Bier, aber ich denke, daß das "nussige"
der Eicheln noch besser zu einem "hefigem" Weizen passen würde (dazu könnte
man sogar, wie Wolf schreibt, die Gerbstoffe ganz auskochen und ordentlich
Eicheln reintun...)
Ich halte euch auf dem Laufenden (jetzt müssen erst mal Unmengen an Eicheln
besorgt werden...)
Grüße aus Wien
Norbert
____________________ Reinheitsgebot für die Industrie! - Ich mach auch ohne gutes Bier!
|
|
Antwort 4 |
|
Senior Member Beiträge: 160 Registriert: 31.10.2007 Status: Offline
|
|
erstellt am: 30.12.2011 um 22:55 |
|
|
Moin,
hab den thread hier nochmal ausgegraben, weil ich meine erste Erfahrung
gerade verkostet habe. Aber der Reihe nach...
Gewinnung von geröstetem Eichelmehl
- 792 g Eicheln (100 Stk = 476 g, vermutlich von einer
Roteiche) ergeben geknackt (in ca. 60 min) = 518 g (65...66%) ohne
Schale.
- Eicheln mit 1,5 L warmen Wasser auf 2.0 L gesamt auffüllen und mit dem
Pürierstab zerkleinern.
Nach 50min, 4h30min und 60min jeweils durch 2mm sieben, waschen,
auffüllen
- Die rotbraunen Stückchen im Ofen auf Blech trocknen (~3cm hoch, 150
°C, 1 h, gelegentlich umschichten) = 213 g (27% Gesamtausbeute)
dunkelbraunes/angeröstetes Pulver mit Stückchen (siehe Abb. 1), die nach
Kuchen riechen und nach Mehl schmecken (Schüttdichte 0,355 g
/cm3)
Abbildung 1: Links geröstetes Eichelmehl, rechts geschrotetes
Pilsener Malz (Bioland).
Minisud obergäriges Starkbier
- 68 % PiMa (Bioland) 32 % Eichelmehl
- 53 °C (20 min), 64 °C (40 min), 73 °C (30 min) - iodneutral, aber
leicht rötliche Verfärbung (Grenzdextrine?) - Abmaischen
- Abläutern über Windel, trotzdem sehr trübe, deshalb nochmal durch
Küchentuch filtriert = 3,31 L mit 10,0 % Extrakt
- Hallertauer Perle (6,1% alpha), 1. 1,8 g (60 min) 2. 1,8 g (5 min),
Filtrieren über Windel
- 1,74 L mit 16,6 % STW (48 % Sudhausausbeute), Abkühlen bei RT über
Nacht
- Anstellen mit Safbrew T-58, Hauptgärung bei 19-20 °C
- Schlauchen nach 11 Tagen, scheinbarer Restextrakt noch 5,6 % (nur 73 %
EVG), Carbonisieren mit Waldhonig
- 2 Wochen Nachgärung bei 19-20 °C, dann Lagerung bei 15-16 °C.
Anmerkungen
- Es hatten sich 2 verka*** Fruchtfliegen in den
Gäreimer gemogelt. Jungbier schmeckte aber nicht säuerlich und wurde durch
abgekochtes Küchentuch in die Flaschen filtriert.
- Auch das Jungbier war noch sehr trübe und auch noch nach der
Filtration. Das Küchentuch setzte sich aber nicht zu.
- Ein kleiner Teil des Jungbieres wurde kurz aufgekocht und mit neuer
Hefe angestellt (weil ich zunächst dachte, die Gärung sei noch nicht durch
bei dem Restextrakt). Dabei zeigte sich, dass das trübe Jungbier in der
Hitze völlig klar wurde!?!
Verköstigung nach 5 Wochen Lagerung
Abbildung 2: "Eichel-Stout" nach 5 Wochen Lagerung.
- "Eichel-Stout" mit ca. 6,2 Vol% Alkohol (da 17,7 %
STW wegen des Honigs)
- Bewertungsschema wie bei www.biertest-online.de
- Aussehen: Beim Öffnen leider starkes Schäumen wobei der
Bodensatz vollständig aufgewirbelt wird (in der Flasche war das Bier vorher
sehr klar, der Bodensatz aber überhaupt nicht fest). Im Glas also ein
hellbraunes extrem trübes Getränk mit moderat stabilem, grobporigem Schaum.
[10]
- Geruch / Antrunk: Weinkorken-Geruch und dahinter etwas Frucht.
Antrunk sehr spritzig und erfrischend fruchtig (kein Kork dabei) [7]
- Haupttrunk/Mitte: Füllt schnell den ganzen Mundraum aus und
schmeckt sehr voll, fast breit. Kräuter, Erde, Wald (habe dabei jedenfalls
kein sonniges weites Feld vor Augen). Eine merkwürdige Bittere kommt durch
zusammen mit etwas Säure. Jetzt auch Korkgeschmack. [11]
- Nachtrunk/Abgang: Leider ist dieser Korkgeschmack das, was am
meisten nachhallt. ... Mist immer noch... [7]
- Flasche: 0,33 Bügelflasche ohne Etikett und Aufschrift [11]
- Gesamteindruck: Schwierig. Wenn dieser blöde Korkgeschmack
nicht wäre könnte man das sogar mal in größerem Maßstab ausprobieren.
Erinnert an die Trappisten, aber nur entfernt. [10]
- Endnote 9,3
- Hatte bei einer ersten Verkostung nach ca. 1 Stunde etwas Ziehen im
Magen (kann auch an der Weihnachtsvöllerei gelegen haben). Bei der zweiten
Verkostung wenn überhaupt nur ansatzweise etwas Magenzwicken.
Fazit: Beim nächsten Mal die Eicheln mälzen! Das soll die
Bitterstoffe abbauen [ 1, 2]. Ob der Korkgeschmack Eichen-genuin
ist? Naturkork stammt doch von der Korkeiche...
Nächstes Jahr geht es dann an dieser Stelle weiter
Gute Nacht,
gillemann.
EDIT: Links eingefügt (Eicheln mälzen)
[Editiert am 31.12.2011 um 14:48 von gillemann]
|
|
Antwort 5 |
|
Senior Member Beiträge: 445 Registriert: 8.10.2010 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 31.12.2011 um 09:56 |
|
|
Jein...
Wenn Wein der nach Kork schmeckt liegt das nicht unmittelbar daran, daß da
oben drin ein Korken steckt, sondern an der Substanz 2,4,6-Trichloranisol, die das Fehlaroma schon in
Kleinstmengen verursacht. Der Entstehungsweg ist auch hier
dargestellt. Vielleicht ist das Rösten ein Auslöser? ____________________ "Die Ungeduld hat häufig Schuld." - W. Busch
|
|
Antwort 6 |
|
Senior Member Beiträge: 160 Registriert: 31.10.2007 Status: Offline
|
|
erstellt am: 31.12.2011 um 10:25 |
|
|
Danke für den Hinweis, Santa! Das mit dem TCA hatte ich auch schon mal
gehört, aber komisch ist es schon, dass dieses Fehlaroma so extrem hier
auftaucht... nach dem Rösten schmeckte das Mehl allerdings nicht bitter und
auch noch nicht "korkig".
Jedenfalls habe ich zu keinem Zeitpunkt ein nussiges Aroma wie oben
beschrieben/erhofft feststellen können.
|
|
Antwort 7 |
|
Senior Member Beiträge: 290 Registriert: 20.8.2010 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 31.12.2011 um 14:27 |
|
|
klingt äußerst interessant; finde aber 32 % Schüttung und dann auch noch
unvermälzt bedenklich hoch!
Würde höchstens 10 % und vielleicht angekeimt und getrocknet (vielleicht
tut sich da auch eine Art Mälzung?) ausprobieren und auf jeden Fall eine
laaaaange a-Amylase Rast machen (Stärkeabbau!)
Noch einige Hinweise: es soll mehrere hundert Arten von Eicheln geben,
tatsächlich sollen die meisten heimischen grundsätzlich bei richtiger
Vorbehandlung als Zutat bedingt essbar sein.
|
|
Antwort 8 |
|
|
|
Board Index > > Bier abseits der gewohnten Pfade > Eiche |
|
|
|
Alle Logos und Warenzeichen auf dieser Seite sind Eigentum der jeweiligen Besitzer und Lizenzhalter. Im übrigen gilt Haftungsausschluss. Weitere Details findest Du im Impressum. |
Die Artikel sind geistiges Eigentum des/der jeweiligen Autoren, alles andere © 1998 - 2022 by Hobbybrauer.de |
|
|
|