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Autor: Betreff: Zerbster Bitterbier
Posting Freak
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Beiträge: 789
Registriert: 3.3.2011
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Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 25.7.2014 um 07:16  
Hallo,

da ja so Mancher hier auch historisch bewandert ist, wollte ich mal fragen, ob schonmal wer zum Zerbster Bitterbier bzw. Zerbster Würze Recherchiert hat?

Ein Rezept findet man hier: http://www.anhalt800.de/Anhalt800/Startseite/Kalenderblaetter /?Date=13.03.2012
Wie authentisch das ist, kann ich nicht einschätzen.

Ich frage mich, ob es irgendwas gab, was genau diese Biere ausgemacht hat? Es gab ja scheinbar viele Varianten, was war ihre Gemeinsamkeit? Gibt es mehr (authentische?) Rezepte?
Und warum heißt es Bitterbier, wenn es angeblich eher süßlich war? ;)

Es gibt derzeit ein Bier, das unter dem Namen vermarktet wird. Ist ein süffiges, aber eher unauffälliges Schwarzbier, wie ich es in Erinnerung habe.
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Bierwisch
Beiträge: 1512
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Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 25.7.2014 um 08:24  
Ja so ist das mit den historischen Rezepten - die Zeitgenossen, die darüber schrieben, hatten selten Ahnung vom Brauen und verzapften auf diese Weise so manchen Quatsch (das machen heutige Journalisten, wenn sie übers Brauen schreiben übrigens immer noch).
Die Braumeister, die die Rezepte auswendig kannten, haben ihr Wissen nur mündlcih weitergegeben und darum kann man sich auf die Überlieferungen kaum verlassen.

Dazu kommt, daß sich die Rezepte im Laufe der Jahrhunderte wandelten. Irgendwann gab es einen anderen Hopfen ein Malz war nicht verfügbar, da nahm man eben ein anderes usw. usf.

Eine schöne Veranschaulichung des Problems hat hier mal jemand so beschrieben: stell Dir vor, daß niemand mehr Brötchen bäckt. Innerhalb einer Generation weiß plötzlich niemand mehr, wie das geht. Und dann versuchen nach hundert Jahren Historiker nur auf Grund von Beschreibungen, das Rezept zu rekonstruieren. Die einen behaupten Brötchen waren süß und wurden mit Mohn bestreut, andere behaupten, daß Zucker und Mohn in Brötchen nichts zu suchen hatten und dafür aber mit Körnern gebacken wurden...

Das verlinkte Rezept ist übrigens völlig nichtssagend.

Gruß,
Bierwisch


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Der Klügere kippt nach!
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Alt-Phex
Beiträge: 854
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red_folder.gif erstellt am: 25.7.2014 um 08:28  
"Farblich zwischen goldgelb und dunkel schwankend"

Also mal so oder auch ganz anders gebraut...


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Brauer & Mälzer - Jahrgang 1994
Mediendesigner seit 2000
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Dr Huppertz
Beiträge: 494
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red_folder.gif erstellt am: 25.7.2014 um 08:58  
Ein guter Freund von mir kommt aus Zerbst, bzw. Flöz. Ich wollte für Ihn auch mal das Zerbster Bitter nachbrauen. Ein Rezept findet manim Buch die Biersorten der Brauwelt.
Da ich im Moment auf Schicht bin, kann ich nicht rein gucken, aber evtl. heute Abend, dann würd eich das Rezept mal posten, bei Interesse.

Grüße!
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flying
Beiträge: 9088
Registriert: 14.8.2008
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Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 25.7.2014 um 09:09  
Krünitz beschreibt das Zerbster 1775 als starkes Braunbier, mit der Mumme verwandt. Für "Bitter" hielt man damals vermutlich alle Biere jenseits der 15 BE..?


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"Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Fotomanni
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red_folder.gif erstellt am: 25.7.2014 um 09:10  

Zitat von Bierwisch, am 25.7.2014 um 08:24

Das verlinkte Rezept ist übrigens völlig nichtssagend.


Zumindest ist es präzise: "Gärung: Ober- oder Untergärung"

und es ist interessant was die damals schon für Malzsorten hatten :)

Edit: Aber der Thread hat mir zu einem neuen Buch verholfen und sich schon deshalb gelohnt :)


[Editiert am 25.7.2014 um 09:12 von Fotomanni]



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Viele Grüße
Manfred
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Beiträge: 789
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red_folder.gif erstellt am: 25.7.2014 um 09:20  

Zitat von Dr Huppertz, am 25.7.2014 um 08:58
heute Abend, dann würd eich das Rezept mal posten, bei Interesse.

Auf jeden Fall. :)
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Dr Huppertz
Beiträge: 494
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red_folder.gif erstellt am: 25.7.2014 um 09:33  
Wird gemacht, ich weiß nicht ob ich es heute Abend schaffe, ansonsten spätestens Morgen, versprochen!

@Fotomanni, meinst Du das verlinkte Buch? Ich finde es wirklich wunderbar! Wenn man die Caramalze unter dem Aspekt betrachtet, dass das Buch ehemals mal für Weyermann geschrieben wurde, ein wirklich fantastisches Buch! Neben radical brewing mein Lieblings Buch :)


[Editiert am 25.7.2014 um 09:34 von Dr Huppertz]
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Fotomanni
Beiträge: 655
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Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 25.7.2014 um 09:46  

Zitat von Dr Huppertz, am 25.7.2014 um 09:33
@Fotomanni, meinst Du das verlinkte Buch?


Genau das meinte ich.


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Viele Grüße
Manfred
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Brauwolf
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red_folder.gif erstellt am: 25.7.2014 um 09:53  
Das von Dornbusch in der "Brauwelt" beschriebene Rezept ist schon etwas aufwändiger als das aus dem ersten Link. Das verwendete Malz muss selbst geräuchert werden, Erlenholz ist Pflicht, die allseits bekannten Buchen- oder Eichenrauchmalze sind hier nicht brauchbar. Das ist also was für unsere Smokerfreunde.

Der Rest ist relativ unspektakulär, Infusionsverfähren, Hopfung auf 40 IBU mit Saazer.


Cheers, Ruthard


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Mein Blog: Brew24.com
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Hagen
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red_folder.gif erstellt am: 25.7.2014 um 12:11  
Moin,

ich denke, es gibt nicht DAS Rezept für das ZB.

Auch die benannten Rezepte sind nichts weiter als ein Bier nach zu empfinden, was den groben, weitreichenden Beschreibungen des ZB entsprechen könnte.

Selbst wenn es konkrete Rezepturen aus der Brauliteratur des 16. - 19. Jahrhunderts geben sollte, wäre dies aufgrund der wohl weiten Varianz der in Zerbst gebrauten Biere nur ein Beispiel, wenn auch eines womöglich tatsächlich verwendeten Rezepts eines Zerbster Brauers.

Interessant zum Thema der Beitrag von Mollweide mit weiter führenden Literaturnachweisen.

Zum Einstieg am erfolgreichsten könnten vielleicht diese quellen sein:

Schon 1693 befaßte sich der Medizinstudent E. Wagnitz in seiner Doktorarbeit unter der "Schirmherrschaft" von Prof. Limmer mit diesem Thema. In der "Dissertation de Cerevisia Servestana" stellte er fest, "daß es vielmehr ein gesundes und erwärmendes Magenbier auch dem Schörbrock (Skorbut) und Stein zuwider sei".
Die Herren Marperger (1716) und Krünitz (1775) übernahmen es in ihre enzyklopädischen Werke. Im Jahre 1906 schrieb dann Hermann Wäschke eine Abhandlung über "Das Zerbster Bier", und 1927 promovierte Tettenborn zum gleichen Thema.


Ob dort konkrete Rezepturen enthalten sind, weiß ich nicht.
Sollte jemand die Literatur sichten können oder gar online finden, bitte hier Links setzen oder entsprechende Inhalte zitieren.

Da ich zu dem Thema bei Gelegenheit auch einen Artikel schreiben wollte, wäre ich für entsprechende Literaturbelege dankbar.


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Besten Gruß

Hagen
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Taumelkäfer Hausbräu - honi soit qui mal y pense!
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flying
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red_folder.gif erstellt am: 25.7.2014 um 14:45  
Hi Hagen,

da Du vermutlich schon selbst eine umfassende Internet-Recherche getätigt hast, erspare ich mir eine Suche.. :)

Eventuell mal Kontakt mit dem Zerbster Stadtarchiv aufnehmen?

http://www.stadt-zerbst.de/index.php?id=155040000820


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"Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Hagen
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red_folder.gif erstellt am: 25.7.2014 um 14:50  
Moin Rene,

habe ich ehrlich gesagt noch nicht.
Der Druck der "Kolner Bierhistoriker" ist ja nicht besonders hoch ;)


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Besten Gruß

Hagen
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Taumelkäfer Hausbräu - honi soit qui mal y pense!
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