Junior Member Beiträge: 47 Registriert: 4.12.2012 Status: Offline
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erstellt am: 21.8.2014 um 12:46 |
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Hallo liebe Leute,
ich wühl mich gerade durch die alte Brauliteratur, um den Rezepten alter
deutscher Bierstile auf die Schliche zu kommen. Konkret geht es gerade um
den Broyhan!
Dazu brauche ich jedoch Hilfe: Die alten Mengenangaben für die Schüttung
sind stets in Volumenmaßen angegeben.
Kann mir jemand von Euch bitte schnell abwiegen, wieviel Gewicht ein Liter
Brühmalz (am Besten PiMa) in ungeschroteter Form hat?
Das wäre großartig! Ich habe nämlich noch keine Mühle und daher nur
geschrotetes Malz vorrätig.
Der erste Versuchsbräu steht bald an und ich werde dann mehr zum Thema
Brohan-Wiederbelebung sagen können.
Gruß Jarl
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Posting Freak Beiträge: 2828 Registriert: 30.11.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.8.2014 um 13:24 |
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Verdichtet oder lose?
Kirk ____________________
Dieses Bier ist in Deutschland leider
nicht verfügbar, da es möglicherweise
Hopfen enthält, für die die erforderlichen
Geschmacksrechte von der GMEA nicht
eingeräumt wurden
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Antwort 1 |
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Member Beiträge: 99 Registriert: 20.1.2014 Status: Offline
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erstellt am: 21.8.2014 um 13:25 |
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Mahlzeit!
Leider konnte ich nur Münchner Malz wiegen, da mein Pilsner
einvakuumiert ist. Ich hoffe, es hilft Dir trotzdem weiter...
1 Liter Münchner wiegen laut Feinwaage 596 Gramm.
Ich habe versucht so exakt wie möglich den Messbecher zu
füllen. Wie "gut" der geeicht ist weiß ich aber nicht.
Gruß
Norman
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Antwort 2 |
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Junior Member Beiträge: 47 Registriert: 4.12.2012 Status: Offline
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erstellt am: 21.8.2014 um 13:56 |
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Vielen Dank, Duke! Da gibt es offenbar schon deutliche Unterschiede zu
meinem geschrotenen Malz. Das wiegt nur 460g...
@Kirk: Verdichtet ist wahrscheinlich authentischer.
Ein zweites Messergebnis wäre zum Vergleich natürlich 'ne schöne Sache
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Antwort 3 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.8.2014 um 14:02 |
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Wenn man googelt, findet man Werte von 300g bis 500g pro Liter Malz.
Stefan
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Antwort 4 |
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Gast
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erstellt am: 21.8.2014 um 14:32 |
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Sagt einem letztlich auch nicht viel, wenn man nichts über die Ausbeute
damaliger Malze und Brauanlagen weiß.
Schüttungsanteile, falls es so etwas überhaupt braucht bei alten Rezepten,
sollten ja bzgl. Volumen oder Masse nicht groß variieren.
[Editiert am 21.8.2014 um 14:32 von Fritz Fedder]
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Senior Member Beiträge: 401 Registriert: 20.10.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.8.2014 um 14:35 |
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Antwort 6 |
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Member Beiträge: 84 Registriert: 12.3.2014 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.8.2014 um 16:40 |
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bei mir wiegt 1 liter PiMa 591 g
1 liter MüMa 532 g
1 liter Weizenmalz 670 g
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Antwort 7 |
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Member Beiträge: 99 Registriert: 20.1.2014 Status: Offline
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erstellt am: 21.8.2014 um 16:54 |
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Nachgewogen: 588 Gramm. Scheint meine erste Wägung
zu bestätigen. Vielleicht liegt's am Lieferanten? Mein
MüMa ist von Weyermann.
Meinen Messbecher habe ich gerade ausgelitert und der
ist korrekt. Allerdings bin ich auch der Meinung (sic!),
dass PiMa schwerer ist als MüMa.
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Antwort 8 |
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Posting Freak Beiträge: 5714 Registriert: 16.8.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.8.2014 um 17:11 |
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Zitat von Duke, am 21.8.2014 um
16:54 | Nachgewogen: 588 Gramm. Scheint meine
erste Wägung
zu bestätigen. Vielleicht liegt's am Lieferanten? Mein
MüMa ist von Weyermann.
Meinen Messbecher habe ich gerade ausgelitert und der
ist korrekt. Allerdings bin ich auch der Meinung (sic!),
dass PiMa schwerer ist als MüMa. |
Moin
Münchener Malz ist dunkler, stärker gedarrt als Pilsener Malz.
Dementsprechend ist der mikroskopisch geringe Anteil an Wasser im Korn
nochmals geringer.
Deshalb dürfte es auch müßig sein, historische Rezepte anhand der alten
Angaben wieder zu erwecken, denn es wird wohl Niemand sagen können, wie
dunkel gedarrt, sprich wie stark dehydriert die damaligen Malze waren. Ich
denke, da hilft nur Ausprobieren.... weil... Versuch macht Kluch
Greets Udo ____________________ Botschafter der WBBBB in Hessen
Brauen ist die wahre Alchemie
Hobbybrauer. TrashHunters Leitfaden für Einsteiger.2014
Tredition Verlag
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Antwort 9 |
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Posting Freak Beiträge: 5714 Registriert: 16.8.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.8.2014 um 17:23 |
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Ich noch mal.... was mir eben einfällt.
Das Gewicht als Maß spielte früher eine eher nebensächliche Rolle. Das
Hohlmaß aber war eine anerkannte Größe.
Ein Liter war ein Liter. Ein Pfund war aber nicht immer ein Pfund, da man
noch kein Eichmaß hatte.
Folglich wäre es nicht sinnvoll, vom Hohlmaß auf das Gewicht schließen zu
wollen.
Schon seit den Griechen war es den Menschen möglich, ein Volumen sehr
präzise zu berechnen und somit war das Volumen als relativ gesicherte
Konstante nutzbar. Ein Liter Malz, lose in den Becher geschüttet, war ein
Liter.
Dementsprechend würde ich historische Angaben tatsächlich nur am Volumen,
nicht aber am Gewicht fest machen.
Greets Udo ____________________ Botschafter der WBBBB in Hessen
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Antwort 10 |
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Junior Member Beiträge: 47 Registriert: 4.12.2012 Status: Offline
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erstellt am: 21.8.2014 um 17:33 |
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Hmm, mit so starken Schwankungen hätte ich nicht gerechnet. Das macht am
Ende mehrere °P Stammwürze Unterschied...
Ich tendiere aber eher zu den höheren Werten. Bei den Angabe aus dem
Internet VON 300-500g spielen ja auch alle möglichen Spezialmalze mit rein,
die dürften leichter ausfallen.
Vielen Dank, Sepp15 und nochmal Duke!
@TrashHunter: Die besten Malze für einen Tiptop-Broyhan waren ganz helle
Luftmalze, die gar nicht in eine Ofen- oder Rauchdarre kamen. Daher dürften
sie vergleichsweise viel Restflüssigkeit enthalten haben (?).
Ist aber auch schwierig. Wir wissen nicht, welche Unterschiede durch
damalige Getreidesorten und Mälztechniken zu heute bestehen...
Ich melde mich, wenn ich Fortschritte melden kann! Nochmal vielen Dank!
EDIT: Trashhunter: Da ich keine Malzmühle habe, kann ich nicht einfach das
Volumen statt Gewicht nehmen, da das wieder von geschrotenem und
ungeschrotenem Malz variiert.
[Editiert am 21.8.2014 um 17:36 von Jarl]
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Antwort 11 |
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Posting Freak Beiträge: 5714 Registriert: 16.8.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.8.2014 um 17:43 |
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Zitat von Jarl, am 21.8.2014 um
17:33 |
@TrashHunter: Die besten Malze für einen Tiptop-Broyhan waren ganz helle
Luftmalze, die gar nicht in eine Ofen- oder Rauchdarre kamen. Daher dürften
sie vergleichsweise viel Restflüssigkeit enthalten haben
(?)....
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Ich denke, das genau ist der Punkt. In der Interpretation alter Rezepte
sollte berücksichtigt werden, dass sehr helle "Luftmalze" (schlicht an der
Luft getrocknete Malze) die Grundlage bildeten. Wenig oder garnicht
gedarrte Malze sind aber nicht nur schwerer - wegen des höheren
Wassergehaltes - sondern haben auch im einzelnen Korn ein größeres Volumen.
Ein größeres Volumen des einzelnen Korns indess führt dazu, dass ein Liter
weniger Körner beinhaltet. Darüber hinaus ist nicht bekannt, ob damals im
Rahmen des Mälzens der Trieb vom Korn getrennt wurde oder nicht. Blieb der
Trieb am Korn, hatte das Malz ungleich höheres Volumen.
Um die Rezepte authentisch nachzuvollziehen, müsste man also selber mälzen
und auf das "moderne" Darren verzichten. Dabei müsste man aber die Herkunft
und Sorte des seinerzeit verwendeten Gerste als Grundlage des Malzes
kennen.
Und daraus ergibt sich ganz zwangsläufig, dass Versuche historische Rezepte
nachzubrauen lediglich Näherungswerte erbringen können.
Greets Udo
[Editiert am 21.8.2014 um 17:45 von TrashHunter]
____________________ Botschafter der WBBBB in Hessen
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Antwort 12 |
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 21.8.2014 um 20:42 |
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Und noch viel schwieriger bei so alten Rezepten ist, daß der Geschmack
nicht/schwer überliefert werden kann.
Selbst wenn Du es also mit den modernen Malzen etwa auf die Stammwürze
hintüftelst, weißt Du eigentlich nicht, wie das Bier dunnemals geschmeckt
hat.
War die Hefe eine Eigenzucht, waren auch Lactos oder wilde Hefen mit
zugange, gab es Oxidation etwa durch offene Kühlschiffe etc.?
Trotzdem ist es sicher spannend, so alte Rezepte nach zu brauen, auch wenn
das Resultat nicht vergleichbar ist, weil es das Originalbier nicht mehr
gibt.
Uwe
____________________
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Antwort 13 |
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Posting Freak Beiträge: 876 Registriert: 17.1.2013 Status: Offline
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erstellt am: 21.8.2014 um 20:42 |
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Was war nochmal die Frage? Ach ja, ich fülle gewöhnlich 7kg Malz in den
Gäreimer ab, um es zu schroten, das beansprucht üblicherweise um die 11
Liter. Umrechnen kann das jeder selbst. Meine Schüttungen enthalten nie
mehr als 50% Weizen, meist nur 1kg von den sieben. Das Volumen ist aber
augenscheinlich das gleiche, egal ob viel oder wenig Weizen. Mein Malz
kommt von Weyherman (oder wie der heißt).
Achim
[Editiert am 21.8.2014 um 20:49 von afri]
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Antwort 14 |
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Junior Member Beiträge: 47 Registriert: 4.12.2012 Status: Offline
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erstellt am: 26.8.2014 um 11:16 |
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@Trashhunter: Ja, aus heutiger Sicher kann man nur Näherungswerte erzielen.
Das finde ich aber nicht schlimm, mehr ist halt einfach nicht drin.
@Uwe12: Klar, es waren keine Reinzuchthefen, sondern ein Ferment-Gemisch
aus verschiedensten Hefen. Beim Broyhan kamen noch Lactos dazu. Da für die
Berliner Weiße Lactob. brevis angegeben wird, nehme ich diese auch für den
Broyhan, der ja der Stammvater der Berliner Weiße gewesen sein soll. Als
Hefe probiere ich erstmal eine Altbierhefe, die dürfte am plausibelsten
sein...
Kühlschiff gab es nach meiner Quelle nicht.
Ich habe mittlerweile bei "Sigismund Friedrich Hermbstädt: Chemische
Grundsätze der Kunst Bier zu brauen (1826)" glücklicherweise kombinierte
Gewichts- und Volumenangaben für Gerstenmalz und Weizenmalz gefunden. Auch
das gibt keine auf heute übertragbaren Angaben, aber so kann ich meinen
Näherungswert etwas stützen.
Nach Hermbstädt ergibt sich umgerechnet auf heutige Maße:
1L Gerstenmalz: 511,5g
1L Weizenmalz: 341g
Das Gerstenmalz liegt also im Rahmen der bereits von Duke und Sepp
gemessenen Werte. Aus dem Rahmen fällt ganz klar das Weizenmalz mit nur
halb so viel Gewicht wie bei Sepps Messung. Ich nehme stark an, dass diese
erheblich Abweichung nicht mit der Mälzung sondern eher mit damaligen
Weizensorten zusammenhängt.
Nehme ich diese Werte für das Rezept meiner Quelle an, komme ich übrigens
(mit heutigen Malzen PiMa und Weizenmalz Hell) auf eine Stammwürze von
10,2°P.
Das scheint mir doch schon recht gut getroffen. Bedenkt man dann den
höheren Wasseranteil bei Luftmalzen und die anzunehmende geringere Ausbeute
damaliger Malze, kann man sich gut und gerne eine Stammwürze von ~8°P beim
Original vorstellen, also wie bei der Berliner Weiße.
Ich werde das ganze demnächst testen und einen ausführlicheren Bericht
bringen
Gruß!
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Antwort 15 |
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Posting Freak Beiträge: 3929 Registriert: 10.9.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 26.8.2014 um 11:41 |
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Moin Jarl,
was du in deinem letzten Beitrag geschrieben hast, wollte ich dir auch
schreiben.
Ich denke, damit liegst du gut im Rahmen.
Bezüglich der Stammwürze wirst du dich nicht so festlegen müssen. Auch da
wird es in der Praxis große Unterscheide gegeben haben.
____________________ Besten Gruß
Hagen
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Taumelkäfer Hausbräu - honi soit qui mal y pense!
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Antwort 16 |
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