Senior Member Beiträge: 455 Registriert: 5.9.2012 Status: Offline
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erstellt am: 23.8.2014 um 13:25 |
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Hallo zusammen,
nicht nur auf's Brauen bezogen, sondern auch sonst vielleicht für den ein-
oder anderen interessant: selbstgemixtes Holzwachs. Zum Einwachsen von
MattMill-Trichtern, Arbeitsplatten und so weiter.
Das geht z.B. so:
- 70g Bienenwachs
- 20g Canaubawachs
- 100g Paraffinöl (Ikea Braubedarf, heißt dort Skydd)
- 100g Balsamterpentin
Alles in einen Topf und z.B. im Wasserbad erhitzen. Kann noch mit
ätherischen Ölen in Duft und Eigenschaften verbessert werden, z.B.
"antibakteriell" mit Orangenöl und so weiter, dann aber evtl. ein
neutraleres Lösungsmittel als Terpentin verwenden (riecht nach Saunaaufguss
und übertüncht alles andere), z.B. nur Paraffinöl, was recht neutral riecht
( edit: siehe Fußnote). Das Canaubawachs ist deutlich härter als das
Bienenwachs und macht die Oberfläche etwas strapazierfähiger.
Die Preise ziehen einem erstmal die Schuhe aus, z.B. 30 EUR für das Kilo
Canaubawachs, aber wenn man das mal auf eine Dose oder so runterrechnet,
dann dürfte es deutlich günstiger sein als fertiges Wachs, und man weiß,
was drinnen ist und was nicht.
Hier wird das Bienenwachs abgewogen.
So sieht das fertige Produkt aus, schöner ist es, wenn man es noch flüssig
in eine flache Dose abfüllt und dort erkalten lässt.
Im Einsatz an Multiplexplatten.
Wichtig!
Das Zeug ist natürlich leicht entzündlich, darum sollten solche
Spielchen im Wasserbad und ohne offene Flamme stattfinden.
Weil das Terpentin auch nicht das sanfteste Mittel auf Erden ist, eventuell
noch gut durchlüftet. Das Terpentin und Paraffin kann man auch
komplett durch ein anderes Öl ersetzen (Sonnenblumenöl, Leinöl, Mohnöl,
Schlangenöl [Scherz]), man muss halt aufpassen wegen Haltbarkeit und so
weiter* ( edit: siehe Fußnote). Paraffinöl ist normalerweise für
Schneidebretter gedacht, sollte also lebensmittelecht sein.
* ich habe mal irgendwo aufgeschnappt, dass ranziges Sonnenblumenöl
gesundheitlich bedenklicher ist als Paraffinöl, und darum z.B.
Schneidbretter damit eingeölt werden.
... und dass das natürlich nicht mit den üblichen Gummihandschuhen
aufgetragen werden kann, habe ich auch bemerkt. Die lösen sich nämlich
auf.
edit: Fußnote
Der Einsatz eines Lösungsmittels hält das Wachs flüssig und lässt es gut
einziehen, dann verflüchtigt sich das Lösungsmittel. Wenn man es weglässt
oder die Konsistenz komplett mit Öl einstellt, dann ist "einziehen" die
einzige Möglichkeit. Es kann je nach Öl also sein, dass die Oberfläche
länger ölig/klebrig bleibt und sich gar keine richtige Schutzschicht
einstellt. Siehe Bemerkung von KaBl weiter unten.
[Editiert am 25.8.2014 um 09:20 von philthno2]
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Junior Member Beiträge: 34 Registriert: 14.2.2014 Status: Offline
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erstellt am: 23.8.2014 um 14:03 |
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Super
Aber bitte beachten, falls jemand Leinöl verwenden will:
Leinöl neigt bei einem hohen Zerstäubungsgrad schon bei Raumtemperatur zur
Selbstentzündung. Eine unsachgemäße Handhabung von mit Leinöl getränkten
Lappen und Pinseln verursacht daher in Schreinereien und Malerwerkstätten
immer wieder Brände.
Quelle: http://de.m.wikipedia.org/wiki/Leinöl
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Antwort 1 |
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Posting Freak Beiträge: 1762 Registriert: 6.1.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 23.8.2014 um 14:07 |
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Interessante Sache. Sieht ja fast aus wie dünne Schuhcreme und
wahrscheinlich ist es tatsächlich ähnlich zu verarbeiten ?
Hast du evtl. mal vorher/nachher Bilder ?
Leinöl würde ich pesönlich nicht nehmen weil es meiner Meinung nach extrem
stinkt.
Grüsse
Bernd
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Antwort 2 |
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Senior Member Beiträge: 455 Registriert: 5.9.2012 Status: Offline
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erstellt am: 23.8.2014 um 14:37 |
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Wer Leinöl nicht riechen kann, wird Terpentin wahrscheinlich auch eher
meiden wollen, auch eine Aromabombe. Aber halt frisch fichtig.
Zur Konsistenz: Ich habe die Konsistenz von käuflich erwerbbarem Antikwachs
ganz gut getroffen. Das mit der Schuhcreme könnte hinkommen, wobei
Schuhcreme vielleicht etwas zäher sein wird. Habe gerade keine zur Hand.
Nach dem Polieren versuche ich mal, ne Aufnahme zu machen. Das Wachs muss
aber erst nocht etwas einwirken und aushärten.
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Antwort 3 |
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Posting Freak Beiträge: 893 Registriert: 25.5.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 23.8.2014 um 23:25 |
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Das klingt nach eine extrem guten Bastelprojekt !!! Also nach einer netten
Bio-Öko-Holz-Allzweck-Waffe
Aber wie bringt man diese (Schuh-)Creme am besten auf? Lappen, Bürste, ...
? Bin gespannt auf Bilder, wie Holz vorher, nachher aussieht.
Harry ____________________ Ich kann allem widerstehen, außer der Versuchung (Oscar Wilde)
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Antwort 4 |
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Senior Member Beiträge: 204 Registriert: 1.1.2014 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 23.8.2014 um 23:35 |
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Zitat: | Leinöl würde ich
pesönlich nicht nehmen weil es meiner Meinung nach extrem
stinkt. |
Dann ist es ranzig. Ich öle meine
Terasse mit Leinöl. Als Nahrungsergänzungsmittel für Pferde in
Lebensmittelqualität spotbillig ____________________ Um den Bottich dreht euch rund, werft das Malz in seinen Schlund
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Antwort 5 |
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Posting Freak Beiträge: 710 Registriert: 1.1.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 24.8.2014 um 11:18 |
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Da gebe ich meinen Senf gerne auch mal zu. Vor dem Bierbrauen habe ich mich
hobbymäßig sehr viel mit Holzbearbeitung beschäftigt.
Der Kanister mit Balsamterpentin steht noch in meiner Werkstatt, ich bin
nach einiger Zeit auf Orangenöl umgestiegen, da das einfach besser riecht
und identische Eigenschaften besitzt. Leinöl ist IMHO die beste Wahl bei
den Ölen, da es zügig abbindet und günstig ist. In Baumärkten gibt es
häufig Leinöl, das bereits mit Sikkativen versetzt ist und deshalb
schneller abbindet. (Bei jeder Holzbehandlung darf man nur Öle verwenden,
die unter Licht und O2 abbinden, auf keinen Fall Olivenöl, Sonnenblumenöl
etc. verwenden; diese werden ranzig oder bleiben weich - Anm: Bindet
Paraffinöl wirklich ab ?)
Je mehr Lösungsmittel (Terpentin / Orangenöl) verwendet wird, desto tiefer
dringt das Mittel ein, aber desto häufiger muss man auftragen. Je höher der
Wachsanteil, desto häufiger muss man nacharbeiten, da Wachs nur aufliegt
und nicht einzieht. Für Dinge, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen
verzichte ich auf Wachs, da dieser abgerieben wird.
Grüße
Tim
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Antwort 6 |
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Senior Member Beiträge: 455 Registriert: 5.9.2012 Status: Offline
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erstellt am: 24.8.2014 um 22:32 |
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Hallo KaBl,
mit dem Paraffin hast du Recht: ich habe es beschrieben, als stünde es mit
dem Terpentin in einer Reihe und sei auswechselbar, was nicht so ist. Mein
Hinweis mit dem erhöhten Paraffinanteil ist entsprechend auch irreführend.
Hier ist eine
Anleitung, die aber den gleichen Fehler begeht: Mit Terpentin kann man die
Konsistenz beliebig beeinflussen, es verfliegt ja innerhalb weniger Stunden
oder Tage. Habe ich zu viel, dann dauert es eben ein wenig länger. Wenn ich
das aber mit Paraffin mache, dann "steht" das Paraffin auf der Oberfläche
und muss mit einem Lappen abgetragen werden. Kann man sich vielleicht
vorstellen wie Suppe strecken mit Wasser oder Sahne: bei Wasser kann ich es
einfach wieder einkochen, bei Sahne bleibt aber inmer was zurück.
Die oben genannten Mengenangaben führen zu einem Wachs, das (zimmerwarm)
leicht mit einem Lappen aufzunehmen ist und sich gut "einmassieren" lässt.
Trifft ziemlich genau die Konsistenz von Polyboy, was ich zum Vergleich
besorgt habe. Es zieht gut in das Holz ein, hinterlässt aber eine griffige
Schicht, ohne klebrig zu wirken. Nach einem Tag ist der Terpentingeruch
größtenteils verschwunden und die ätherischen Öle kommen durch (ich habe
einige Tropfen Lavendel und Orange eingemischt).
Was ich jetzt aus meinem kleinen Experiment für mich mitgenommen habe: Wer
das Wachs mit Terpentin löst, aber mit ätherischen Ölen einen schönen Duft
einstellen möchte, der muss Geduld üben, da das Terpentin zu Beginn alles
dominiert. Eine Umgehung dieser Tatsache mit einem geruchlosen Mineralöl
wie Paraffin löst zwar das Duftproblem, fürht aber zu anderen
Eigenschaften, wie z.B. einer etwas öligeren oder weicheren Oberfläche. Das
Canaubawachs dient ja der Härtung des Wachses, dieser Effekt wird aber
durch zu viel Paraffin wieder vermindert, nehme ich an.
Als nächstes möchte ich mir einen Emulgator besorgen und versuchen, das
Wachs mit ein wenig Orangenöl in Wasser zu lösen. Beim großen pfälzer
Baumarkt (mit dem H) gibt es ein Bienenwachsbalsam von der Eigenmarke,
welches ich sehr gerne mag, und das auf Wasserbasis hergestellt ist. Das
riecht so gut, das will man echt löffeln.
An Bilder habe ich heute nicht gedacht, wäre teilweise sonnig gewesen ...
Groß ist der Unterschied nicht, etwas dunkelt das Holz nach, aber es sind
ja keine Pigmente zugesetzt worden. Die Farbe des Wachses ist recht hell,
siehe Bilder im ersten Post. Aber die Oberfläche glänzt etwas. Es geht aber
hauptsächlich um den Schutz vor Flecken und so weiter.
[Editiert am 24.8.2014 um 22:34 von philthno2]
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Antwort 7 |
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Junior Member Beiträge: 47 Registriert: 19.3.2014 Status: Offline
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erstellt am: 24.8.2014 um 22:51 |
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Ich steh bei "Holzschutzmittel" thematisch auf dem Schlauch.
Bisher dachte ich immer hier im Forum geht´s um das Bierbrauen.
____________________ wish you were beer
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Antwort 8 |
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Senior Member Beiträge: 455 Registriert: 5.9.2012 Status: Offline
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erstellt am: 25.8.2014 um 09:07 |
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In diesem Thread geht es um das Selbstanrühren von Schutzwachs, steht
eigentlich auch eindeutig im Titel. Wie man die Erkenntnisse dieses Threads
mit dem Brauen zusammenbringt, kann jeder selbst entscheiden.
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Antwort 9 |
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Posting Freak Beiträge: 776 Registriert: 8.11.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 25.8.2014 um 10:07 |
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Wie man biologische Holzschutzmittel anrührt
ist gerade im Lebensmittelbereich sehr interessant, oder kannst du dir gar
keine Anwendungen vorstellen?
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Antwort 10 |
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Posting Freak Beiträge: 710 Registriert: 1.1.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 25.8.2014 um 11:15 |
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Dem stimme ich zu, aber dann bitte ohne Wachs und erst recht ohne Paraffin
Im Lebensmittelbereich kann man sich das Gematsche mit Wachs sparen, dass
ist was für Schränke, Türen etc. Wenn man Schränke innen mit Wachs
behandelt können die Sachen (z.B. Gläser ) Gerüche annehmen, das macht auch
keinen Spaß wenn aus dem Teku-Glas alles nach Bienenwachs schmeckt.
Wenn man es wirklich "biologisch" und sauber haben will, sollte man Leinöl
oder irgendein Nussöl OHNE Sikkative nehmen. Balsamterpentin kann verstärkt
Allergien auslösen und stinkt. Orangenöl (lebensmittel- oder kosmetikrein)
ist auch hier bei Bedarf das Lösungsmittel der Wahl.
P.S. Wachs zieht NICHT ein, es liegt immer nur auf
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Antwort 11 |
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