Posting Freak Beiträge: 646 Registriert: 5.4.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 5.9.2014 um 09:27 |
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Hallo,
in der aktuellen BRAUWELT
36/14(S.1065) wird Prof.Ludwig Narziß zitiert der sich zu
diesem Thema ein Paar gedanken gemacht hat:
" ...Mittels vergleichbaren Versuchen belegte Prof.Narziß, dass
Aromahopfen relative gesehen mehr der wertvollen Inhaltsstoffe ins Bier
abgibt, die in Verkostungen als positiv erkannt werden. Vor allem die
Weichharze punkten zusätzlich zu ihrer Bitterkraft durch die Abrundung der
manchmal harten Bittere der Alpha-Säure. Selbst bei gelagertem Hopfen ist ein Effekt zu erkennbar. Er
verliert weniger Bitterkraft, als man durch die Abnahme des
Alpha-Säure-Gehaltes vermuten könnte. Durch Oxidationsprozesse von
Alpha-, und Beta-Säuren zu Weichharzen während der Lagerung können diese
Hopfenpartien eine durchaus angenehme Bittere vermitteln. Solange der Abbau von Alpha-Säure
während der Lagerung nicht mehr als 25% beträgt, kompensieren die
entstandenen Weichharze die abnehmende Bitterkraft, wie Prof.Narziß
erläuterte..."
Also aufgepasst beim runterrechnen der Alpha-Säure über die
Hopfen-Lagerdauer und der daraus resultierenden Erhöhung der Hopfengabe.
Der analytisch ermittelbare Gehalt der Alphasäure reduziert sich zwar über
die Lagerdauer, allerdings bleibt die Bitterkraft des Hopfens in Form von
positiven Weichharzen erhalten !
Gruß
Oli ____________________ http://www.brewrecipedeveloper.de
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Senior Member Beiträge: 310 Registriert: 20.11.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 5.9.2014 um 09:55 |
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Hallo Oli,
Dank für das interessante Zitat. Ich lese hier raus, dass länger gelagerter
Hopfen eine angenehmere Bittere als frischer Hopfen (durch die Abrundung
der Alpha-Säure durch die entstandenen Weichharze) produziert.
Es wäre also eine Geschmacksverbesserung zumindest die ersten Hopfengaben
mit "altem Hopfen" vorzunehmen, um diesen Effekt zu erhalten ...
Also auch bitter, aber "angenehmer bitter". Das will ausprobiert werden!
Viele Grüße
Börn
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Antwort 1 |
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Senior Member Beiträge: 168 Registriert: 2.3.2006 Status: Offline
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erstellt am: 5.9.2014 um 10:57 |
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Zitat: | Also aufgepasst beim
runterrechnen der Alpha-Säure über die Hopfen-Lagerdauer und der daraus
resultierenden Erhöhung der Hopfengabe. |
Gibt es
dann dazu auch eine Berechungsformel?
Gruß ____________________ Ein reiner, frischer Gerstensaft gibt Herzensmut und Muskelkraft.
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Antwort 2 |
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Senior Member Beiträge: 205 Registriert: 9.10.2012 Status: Offline
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erstellt am: 5.9.2014 um 11:32 |
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Hallo
Da frage ich mich aber wiedermal, wie ich den Hopfen lagern soll?
Gruss
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Antwort 3 |
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 5.9.2014 um 11:52 |
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Ist die klasse Seite von Berliner (Jörg) nicht bekannt: https://brauerei.mueggelland.de/hopaging.html
Gruß
Michael ____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Posting Freak Beiträge: 675 Registriert: 25.10.2010 Status: Offline
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erstellt am: 5.9.2014 um 12:12 |
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Oh, oh. Ich würde da nicht groß (r)umrechnen. Die Stabilität ist sicher
auch von Hopfen zu Hopfen unterschiedlich - auf welche Grundlage sollte man
so eine Umrechnung auch konkret stellen? Neben der Sorte und spielen
Temperatur, Sauerstoff, Hopfenform (Pellet vs. Dolde) und womöglich 5
andere Variablen hinsichtlich Bitterwirkung eine Rolle. Eine gute
Leseempfehlung dazu ist das Hopfenkapitel in Ray Daniels "Designing great
beers". Meine Meinung: am besten immer luftdicht einfrieren und in
regelmässigen Abständen ein Restebier brauen, da sammeln sich nicht
allzuviele alte Tüten im Frost an. Ältere Hopfen evtl. eher als
Aromahopfung verwenden.
LG
Sandro
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Antwort 5 |
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Posting Freak Beiträge: 3937 Registriert: 20.7.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 5.9.2014 um 12:25 |
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Das würde heißen, dass nach dem Hop Storage
Index z.B. beim Spalter Select (28 % im halben Jahr) etwa nach 5
Monaten der Höhepunkt des Geschmacks sein müsste.
Mir ist dergleichen noch nicht aufgefallen, ich habe aber auch nicht darauf
geachtet.
Gruß
Peter ____________________ Ein Bayer ohne Bier ist ein gefährlich Thier.
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Antwort 6 |
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 5.9.2014 um 12:44 |
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Im Narzip "Die Bierbrauerei: Band 2: Die Technologie der Würzebereitung"
findet sich auf S. 135f eine Beschreibung des Verhaltens bei der Alterung
des Hopfens.
Leider findet man zwar bei einer Google-Suche nach "Die Formel hat aber nur
bei frischem Hopfen Geltung" den Passus bei books.google.de, die
betreffende Seite ist aber ausgeblendet.
Jedoch gibt es hier eine (umfangreichere, knapp 12MB) Leseprobe, die die
betreffende Seite enthält.
Es wurden schon diverse Zahlen zur Abnahme der Bitterwirkung von gealtertem
Hopfen im Forum genannt.
Ein Versuch, diesen Verlust bei einem älteren Hopfen durch eine Mehrgabe zu
kompensieren, führte zu einem bittereren Bier, also als ob kein
nennenswerter Verlust eingetreten wäre.
...ich habe aber keine Aufzeichnungen darüber, ich "erinnere mich" halt nur
daran.
Ich nehme daher die Alphawert so, wie ich sie mal beim Vakuumieren auf den
Beutel notiert habe - also ohne Beachtung einer Abnahme durch die Alterung
- und fahre ganz gut damit.
Uwe
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Antwort 7 |
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 5.9.2014 um 12:52 |
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Ich auch.
____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Posting Freak Beiträge: 1946 Registriert: 20.11.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 5.9.2014 um 14:22 |
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Ich hatte das vor einiger Zeit schonmal thematisiert:
Zitat von Ladeberger, am 29.10.2013 um
14:51 | Ich bin aufgrund kürzlicher Recherchen
zu dem Thema etwas skeptisch geworden was diese alpha-Säure Rechnerei
angeht. Zwar ist der Aromaverlust völlig unstrittig, aber ein paralleler,
selten beachteter Prozess in Bezug auf die Bitterstoffausbeute ist die
durch Lagerung ebenfalls oxidierende beta-Säure, die nur in oxidiertem
Zustand bitter wirkt. Dieser zum Verlust an alpha-Säure gegenläufigen
Prozess soll sich bei einem Verhältnis von 2:1 alpha-Säure zu beta-Säure
sogar in der Summe aufheben, jedoch unter dem Hinweis dass die
Bitterqualität leidet.
Dieses Verhältnis zwischen alpha- und beta-Säure schwankt je nach Sorte
recht stark. Ich habe Sorten wie den Strisselspalter gefunden, die das
umgedrehte Verhältnis von 1:2 haben und dieser Theorie nach im Laufe der
Lagerung sogar deutlich bitterer werden müssten. Konnte das noch nicht
testen, aber mir fiel dazu ein dass die Belgier doch ganz gerne ihren
Hopfen ablagern; vielleicht frühe ökonomische Optimierung? Hingegen
besitzen vor allem einige amerikanische Hochalphasorten Verhältnisse von
bis zu 4:1, wodurch diese überschlägig wohl die Hälfte des alpha-Säure
Verlustes auch tatsächlich an subjektiver Bitterkeit einbüßen.
Alles in allem zeigt es mir, dass die Umrechnung ohne Berücksichtigung der
beta-Säure riskant ist und schnell zu überhopften Bieren führen könnte.
[...] Ich lasse die Umrechnung daher mittlerweile
weg. |
Gruß
Andy
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Antwort 9 |
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Senior Member Beiträge: 340 Registriert: 18.4.2004 Status: Offline
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erstellt am: 5.9.2014 um 16:12 |
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Ich denke, dass man bei bis zu einem Jahr alten Hopfen sich die Umrechnung
wohl wirklich sparen kann, jedenfalls als Hobbybrauer.
Neulich entdeckte ich aber in der hintersten Ecke des Gefrierschranks
mindestens 4 Jahre alte Magnumdolden. Riechen tun sie noch ganz o.k..
Was soll ich jetzt damit machen? Wegschmeißen oder ganz normal
verwenden?
Gruß
Heinrich
[Editiert am 5.9.2014 um 16:13 von Hieronymus]
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Antwort 10 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 5.9.2014 um 16:22 |
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Neben Andys oxidierenden Betasäuren wurde in 2 Jahre alten Hopfen der
höchste Anteil an Methylbutenol gemessen, einen Stoff der erst durch die
Oxidation der Aromaöle entsteht. Methylbutenol ist chemisch verwandt mit
Methylpentynol, einem Arzneistoff aus der Gruppe der Sedativa und
Hypnotika. Die beruhigende Wirkung des Hopfens soll darauf beruhen..
Aber darum ging es hier wohl nicht ____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 11 |
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Posting Freak Beiträge: 3937 Registriert: 20.7.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 5.9.2014 um 17:04 |
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Zitat: | Neulich entdeckte ich
aber in der hintersten Ecke des Gefrierschranks mindestens 4 Jahre alte
Magnumdolden. Riechen tun sie noch ganz o.k..
Was soll ich jetzt damit machen? Wegschmeißen oder ganz normal
verwenden? |
Ich hatte mal alte Magnum Pellets. Die waren äh, nichts mehr genaues,
Käsefüße pur. Dolden habe ich noch keine länger gelagert. Da würde ich mal
ein paar auftauen und noch mal riechen. Im Zweifel weg damit.
Gruß
Peter ____________________ Ein Bayer ohne Bier ist ein gefährlich Thier.
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Antwort 12 |
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Posting Freak Beiträge: 646 Registriert: 5.4.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 6.9.2014 um 08:21 |
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Hallo zusammen,
das oben angeführte Zitat sollte in keinem Fall so verstanden werden, dass
man den Hopfen altern lassen sollte, um die Qualität der Bittere zu
verbessern. Die Hopfenalterung macht keinen Halt vor nur einer Eigenschaft
des Hopfen-Brauwertes.
Weiter laufen die Alterungsprozesse unkontrolliert ab und bei schlechten
Lagerbedingungen oder Überalterung kann es dann schon mal sein, dass das
was da zum Einsatz kommt nichts mehr mit dem zu tun hat, was ursprünglich
an Qualitäten erworben wurde.
Was man aus dem obigen Zitat mitmehmen kann ist, dass man bei der Korrektur
des Bitterwertes nicht in wilden Aktionismus ausbrechen sollte. Ist ein
Hopfen tatsächlich einmal zu alt geworden empfiehlt sich eher die
Restmengen in kleinen und " unschädlichen" Gaben zu verbrauchen und
die Lagerbestände von vorne herein so zu wählen, dass die Gefahr der
Überalterung im Rahmen und beherrschbar bleibt.
Allgemein sollte gelten den Hopfen möglichst frisch zu verwenden -
Sauerstofffrei, kühl- und dunkel zu lagern. Ich denke ein Kühlschrank mit
0°C Fach wär eine optimale Lagerstätte.
Gruß
Oli ____________________ http://www.brewrecipedeveloper.de
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