...aber Bier wird's schon werden
Moin liebe Hobby-Brauer,
am Sonntag habe ich endlich, nach langer Vorbereitung, meinen ersten Sud
gefahren. Trotz vermeindlich guter Vorbereitung stellte sich heraus, dass
ich hier und da dann doch noch ein paar Fehler gemacht habe, bzw doch nicht
optimal vorbereitet war. Ich meine aber, die Fehler identifiziert zu
haben...
So, nun aber erstmal zum Sud: Fürs "erste Mal" habe ich mich für die
Malzmischung "Almtaler Hefeweizen" von HuM entschieden. Da ich
noch
keinen Thermoport habe, habe ich die Läuerthexe kurzerhand in den
Darth-Vader mit Überbrückungsschaltung eingebaut.
Geläutert wurde in einen 30L-Hobock. Leider fehlten mir noch die
Isolationsmaterialien für den Einkocher und den Hobock, die ersten beiden
Fehlerquellen, wie sich später herausstellen sollte...
Im Prinzip hat das Maischen ziemlich gut geklappt. Schwierigkeiten hat mir
aber die Temperaturführung gemacht: durch die fehlende Isolierung des
Einkochers ist es mir trotz Rührens nicht so ganz gelungen von "unten bis
oben" gleichmäßige Temperaturen zu ereichen, weiterhin verlief das
Aufheizen imho relativ träge...
Konsequenz für den nächsten Sud: Einkocher wird isoliert und ein
Netzteil für mein Rührwerk wird angeschaft. Durch diese Maßnahmen (Iso +
kontinuierliches Rühren) erhoffe ich mir ein beschleunigtes Aufheizen sowie
eine bessere Durchmischung der Maische, ergo eine gleichmäßigere
Temperaturverteilung.
Gemaischt habe ich quasi streng nach Rezept:
Einmaischen bei 45°C --> 20 Minuten Rast.
Maltoserast @ 60-63°C --> 30 Minuten Rast (hier habe ich noch
"panisch" auf die Temperatur-verteilung reagiert und durch den Versuch,
eine Temperatur-Homogenität herzustellen, etwas zu lang gerastet).
Verzuckerungsrast @70-72°C --> 30 Minuten --> Jodnormal
Aufheizen auf 78°C
Hier nun der nächste (mögliche?) Fehler (?): Ich habe einfach auf 78°C
aufgeheizt, dann die Heizung aus (immernoch ohne Isolierung) dann 20 Min.
Läuterruhe. Im Nachgang habe ich dann gelesen, man solle bei 78°C nochmals
10-20 Minuten Rasten; oder ist damit die Läuterruhe gemeint?
Wie auch immer, nach 20 Minütiger Läuterruhe habe ich mit dem Läutern
begonnen. Dann begannen nach etwa 2 Litern Vorlauf die Diskussionen mit
meiner Frau: wie klar ist klar? Nun gut, wir konnten uns nach etwa 3 Litern
einigen, dass die Würze nun klar läuft und haben in den Hobock
abgeläutert.
Nun der nächste Fehler: Ich hatte irgendwann, nach ein paar Litern, das
Gefühl, der Schlauch wäre nicht merh voll genug. Also habe ich den Hahn
weiter geöffnet; zu weit, wie sich zeigte, vorbei war es mit dem Klarlauf,
Trübung kam mit. Also das Läutern abgebrochen, alles wieder in den
Einkocher und das Läutern von vorn begonnen. Diesmal klappte es wunderbar.
Natürlich hatte ich so aber einen zusätzlichen (unnötigen)
Temperaturverlust.
Die Nachgüsse habe ich während des Läutern zubereitet: Jeweils 6 Liter in
der Küche zum Kochen gebracht und mit 3L Warmwasser aus dem Hahn auf 70-78°
eingestellt. Hat wunderbar geklappt...
Nachdem Haupt- und alle Nachgüsse durch waren, kam ich auf etwa 29 Liter
Vorderwürze; soweit, so gut.
Nun habe ich den Einkocher schnell gereinigt und die Läuterhexe ausgebaut.
Nur Hahn und T-Stück blieben drin (wieder ein Fehler, dazu später mehr).
Wie ich schon schrieb, waren weder Einkocher, noch Hobock isoliert. Ergo
ist mir die Vorderwürze gewaltig abgekühlt. Ich habe dann die Hälfte des
Hopfens vorgelegt, ca 27 Würze drauf und den Einkocher auf 100°C gestellt.
Meine Herren, hat das Aufheizen gedauert. Locker 1,5 Std. bis 80°C. Dann
habe ich anscheinend den Deckerl zu früh abgenommen und bin erst be 80°C
auf die Idee gekommen, eine Alu-kaschierte Picknick-Decke um den Einkocher
zu wickeln.
Irgendwann kochte es dann; aber nicht sonderlich lange, der Darth-Vader
scheint bei 100°C die Heizung auszuschalten. Wieder Kochzeit verloren...
Also die Überbrückung zugeschlatet; nu klappte es mit dem wallenden Kochen.
Nach etwa 50 Minuten war so viel verkocht, dass ich die letzten 2 Liter
Vorderwürze zugeben konnte.
So, nach Ende der Kochzeit dann einen Whirpool gestartet und durch den Hahn
via Sputnik-Filter abgeseiht. HIerbei zeigte sich, dass der Ausbau der
Läuterhexe keine so tolle Idee war, der Hahn setzte irgendwann zu, der
Hopfenkegel wurde etwas zerissen, geschätzt gut 1-2 Liter Würze verblieben
im Einkocher. Auf die Idee, die nochmal separat zu filtern, bin ich erst
nach dem Verklappen gekommen...
Mit dem Refraktometer gemessen kam ich auf eine Stammwürze von ca. 14°
Plato, die Spindel zeigte mir (nach dem Abkühlen) 14,5° Plato also über dem
Zielwert 13°P.
Wundert mich nicht, denn ich habe nun ca. 19 Liter Würze im Gäreimer, also
4 Liter weniger, als das Rezept verspricht. 1-2 Liter sind beim
Hopfenseihen "draufgegangen", ich habe also offensichtlich 2-3 Liter zuviel
beim Kochen verloren. Dies führe ich auf das ewig-dauernde Aufheizen der
vollen Pfanne und die vor dem Kochen stark herunterkühlte Vorderwürze
zurück.
Konsequenz für den nächsten Sud: Isolierung des Einkochers (siehe
oben). zusätzlich werde ich mir aus der Kohlenschale eines
Edelstahl-Säulengrills eine Brüdenhaube basteln. Außerdem wird ein 38,5L
Thermoport als Läuterbottich angeschaft, in den ich die Läuterhexe einbauen
werde. So kann ich nach dem Abmaischen, während der Läuterruhe, den
Einkocher blitzreinigen, ohne nennenswert Temperatur zu verlieren.
Weiterhinn kann ich so direkt in den Einkocher Läutern und bei 1/3
Füllstand beginnen, aufzuheizen. Kombiniert mit Isolierung und Brüdenhaube
erhoffe ich mir deutlich schnellere Aufheizraten und damit weniger
Kochverlust. Logisch oder Denkfehler?
Wie gesagt, die 19 Liter Stammwürze brachten es auf 14-14,5°Plato. Den
Gäreimer habe ich mit einer Stoffwindel abgedeckt und über Nacht abkühlen
lassen. Gestern habe ich dann um 10:00 Uhr mit der - bereits am Samstag
aktivierten - Whyeast-Flüssighefe angestellt. Anstelltemperatur knapp 25°C.
Um 16:00 Uhr ist die Gärung dann angekommen. Leider konnte ich meine
Neugier nicht im Zaum halten und habe immer mal wieder das Gärröhrchen
rausgenommen um in den Eimer zu luschern; hoffentlich habe ich mir dadurch
nix eingefangen
Abends haben sich bereits deutlich Kräusen entwickelt, heute Morgen konnte
ich dann einen, von außen sichtbaren, braunen Rand im Gäreimer
feststellen.
Die Harze werde ich wohl heute Abend, wenn ich zu Hause bin, abschöpfen.
Bin gespannt, wie's weitergeht...
Flaschen stehen parat, Karbonisieren werde ich mit Trauben- oder
Haushaltszucker, wenn die Würze endvergoren ist.
Alles in allem bin ich, trotz der Pannen, mit meinem ersten Sud soweit
ziemlich zufrieden. Da ich im Hobby aber Perfektionist bin, hoffe ich, mit
den hier angedachten Optimierungen zu einem deutlich "besseren" Ergebnis zu
kommen, was die Sudausbeute angeht.
Bier wird's wohl werden, ich gehe jetzt einfach mal davon aus, von
Infektionen verschont zu bleiben, also sollte es dann wohl auch schmecken
So, viel geschrieben, ist aber auch aufregend, so ein erster Sud.
Abschließend noch die entscheidende Frage an die erfahrenen Hobbybrauer:
Haltet Ihr meine Folgerungen aus den "Pannen" für realistisch und gehe ich
mit den Optimierungen den richtigen Weg hin zum "perfekten" Ergebnis?
Danke (auch nochmal für die Hinweise und Hilfestellungen m Vorwege) und
allzeit gut Sud (jetzt traue ich mir zu, diese Grußformel ebenfalls zu
verwenden),
Jan
[Editiert am 7.10.2014 um 09:29 von JanN]