Berberis DDC-Icon , Berberis=Baum oder Busch, Barberis, Berbersstaude,
Erbsichdorn, Essigdorn, Salsendorn, Sauerdorn, Saurach, Saurachdorn,
Versich, L. Berberis, Berberes, Bresilum antiquum, Crespinus, Crispinus,
Oxyacantha, Oxyacanthus Galeni, Spina acida, Versinus, Fr. Berberie,
Epine-vinette; ein Strauch oder Staude, welcher allererst zu den Zeiten der
Araber bekannt geworden, wie denn auch sein Nahme Berberis von ihnen auf
uns gekommen.
Sorten. 1. Gemeine Berberis, Berberis mit rother Frucht, L. Berberis
dumetorum fructu rubro, Fr. Epine-vinette à fruit rouge. Dieser Strauch
macht einen dicken Busch, und wächst 5 bis 6 Schuh hoch. Die Wurzeln
breiten sich in der Erde weit aus, sind aber nicht stark, gehen auch nicht
tief, sondern erhalten sich oben in der Erde; sie sind holzartig, hart,
sehr gelb, und bitter. Die Triebe sind gerad, lang, dick, mit Streifen
versehen, von fahler Farbe. Die innere Rinde ist gelb. Die Knöpfe sind mit
rosenfarbigen Schuppen bedeckt, und stehen an den Trieben wechselsweise,
oder einer um den andern. Ihr Fuß ist dick und breit, und endiget sich mit
3 starken und sehr spitzigen Dornen, wovon der größte an dem Zweig gerad in
die Höhe stehet. Die zwei andern, welche unten aus dem großen kommen,
machen auf jeder Seite mit demselben einen geraden Winkel, und stehen
horizontal gegen den Zweig. Einige Füße haben 4 bis 5 Dornen, welche wie
die Strahlen von einem halben Circul gestellet sind. Aus jedem Knopf, der
sich im Frühjahr öffnet, <4, 195> kommen 3 bis 6 Blätter, und
zwischen denselben ein Zweig, wenn es ein Holzauge gewesen; oder eine
Bluht=Traube, wenn es ein Blüht=Auge gewesen ist. Aber öfters kommen nur 4
Blätter zum Vorschein, wovon 2 klein sind, und fast wie eine Rakete zum
Ballschlagen aussehen. Die andern 2 sind viel größer, ungefähr 2 Zoll lang,
1 Zoll breit, und gegen den sehr kurzen Stiel zu zugespitzt. Sie nehmen bis
an die Hälfte ihrer Länge ziemlich regelmäßig an Breite zu, und endigen
sich fast ovalförmig. Der Adern sind wenig, und diese stehen nicht weit
vor. Der Rand ist eher seicht eingekerbt, als gezahnt. Jeder Zahn oder
Einkerbung endiget sich mit einem kleinen weichen Dorn, der so fein als ein
kleines Haar, und 1/2 Linie lang ist. Dieser kleine Dorn und der ganze Rand
des Blatts, haben eine schwache rothe Farbe. Die Blätter sind dick, vest,
inwendig blaugrünlich, auswendig hellgrün, fast ins Weiße fallend, von
starken und unangenehmen Geruch, eines herben und weinsäuerlichen
Geschmacks, welcher, wenn sie noch zart und jung sind, dem Sauerampfer sehr
gleichkommt, daher sie auch in Holland zum Salat gebraucht, und selbst ans
Fleisch gekocht werden. Die Blumen sind gelb, haben eben den Geruch, wie
die Blätter, und öffnen sich im Anfange des Mai. Es hangen ihrer 12 bis 30
an einer Traube bei einander, wovon der Kamm und die Stiele roth und sehr
dünn sind. Sie öffnen sich nur halb, und haben, wenn man sie ausbreitet,
ungefähr 2 1/2 Linie im Durchmesser. Sie bestehen 1) aus einem Kelch
(Perianthium), von 6 Theilen, worunter 3 roth und sehr klein, die 3 andern
aber 2 Lin. lang, 1 Lin. breit, stark löffelförmig ausgehöhlt, und sehr
hellgelb sind. 2) Aus 6 Blumenblättern, von 2 Lin. in der Länge, etwas mehr
als 1 Lin. in der Breite, die löffelförmig ausgehöhlt, am Rande gerunzelt
und bleichgelb sind. An jeder Seite vom Nagel des Blumenblatts ist eine
kleine dunkelgelbe Drüse. 3) Aus 6 Staubfäden, die sich an <4, 196>
die Blumenblätter anlegen, und an dem Nagel entspringen. Wenn man diesen
Ort des Nagels berührt, so nähern sich die Staubfäden dem Stempfel, die
Blumen=Blätter folgen gemeiniglich dieser Bewegung der Staubfäden nach, und
die Blume schließt sich. 4) Aus einem walzenförmigen hellgrünen Stempfel,
der 1 Lin. lang ist, und obenauf eine breitgedrückte Narbe hat. Dieser
Stempfel wird zu einer Beere oder fleischigen Frucht. Die Frucht stehet in
Trauben bei einander, ist walzenformig, an den Enden zugerundet, mit einem
sehr dünnen Stiel an dem Kamm bevestigt, 2 bis 4 Lin. lang, und endiget
sich mit einem kleinen schwarzen, weit hervorstehenden Nabel. Sie ist, der
Länge nach, breitgedrückt, und der Durchmesser auf einer Seite ungefähr 1/2
Lin. kleiner, als auf der andern. Die Haut ist hart, glatt, glänzend, schön
roth, und fällt, wenn die Frucht recht vollkommen zeitig ist, ins violette.
Das Fleisch ist sehr schmelzend und hellroth. Der Saft ist häufig, mit
einer scharfen Säure. Die Kerne oder Saamen sind lang, sehr hart,
hellbraun, an beiden Enden schwarz, und von herbem Geschmack. Das Holz ist
spröde, lichtgelb und hohl, daher es leicht abbricht; ist es aber etliche
Jahre alt, so wird es nach dem Kern hinein roth, braun und schön flammigt,
stirbt auch leicht ab und verdorret, da hingegen von der Wurzel wieder
desto mehr ausschlägt.
Man hat von dieser Sorte 2 bis 3 Varietäten, die man für besondere Sorten
ausgegeben hat; nehmlich:
a) Die Berberis ohne Kern, Berberis sine nucleo, C. B. Diese Veränderung
kommt, nach der mehresten Botanisten Meinung, von dem Alter dieser Pflanze
her; und sie behält ihren unterscheidenden Character nicht beständig; denn,
wenn man einen solchen Stock in den Küchengarten pflanzet, so macht er
starke Triebe, und bringt schöne Früchte, aber jede Beere mit 2 Kernen.
Einige Jahre nachher, wenn er seinen Busch gemacht, und nicht mehr so stark
treibet, findet man in den mehre<4, 197>sten Beeren nur einen
einzigen Kern. Fängt er nun an alt zu werden, so bringt er die Fruchtwieder
ohne Kern, wie vor dem Versetzen. In vielen Ländern aber, als: in der
Gegend um Paris, geben die gemeinen Berberis Stauden keine Frucht ohne
Kern, wenn sie auch noch so alt werden.
b) Die Berberis mit weißer Frucht, Berberis fructu albo. Diese Sorte ist
selten fruchtbar. Die Blätter derselben haben eine hellgrünere Farbe, und
die Rinde an den Stängeln ist weißer, als an der gemeinen Sorte.
c) Die Berberis mit schwarzer Frucht, Berberis orientalis procerior, fructu
nigro suavissimo TOVRN. Cor. hat Tournefort am Ufer des Euphrats
angetroffen. Sie ist von der erstern Sorte nur in Ansehung der Farbe der
Frucht unterschieden. Nach dem Dühamel ist sie angenehmer von Geschmack,
als jene.
2. Berberis von Canada, mit sehr breitem Laub, L. Berberis latissimo folio
Canadensis. H. R. Par. Berberis (Canadensis) foliis obverse ovatis. Sie hat
viel breitere und kürzere Blätter, als die gemeine Sorte; die Frucht aber
wird schwarz, wenn sie zeitig ist. Diese Sorte ist eben so dauerhaft, wie
jene.
3. Berberis von Creta, mit Buxbaumblättern, L. Berberis Cretica buxi folio,
TOVRN. Cor. 42. Berberis (Cretica) pedunculis vnifloris, LINN. Sp. pl. 331.
Diese Sorte wird in Teutschland niemahls über 3 bis 4 Schuh hoch; sie
treibet aber aus der Wurzel viele Stängel, die an jedem Gelenke mit starken
Dornen besetzt sind. Die Blätter kommen ohne Ordnung zum Vorschein, und mit
dem schmalblätterigen Bux=Baum überein. Die Blühte kommt zwischen den
Blättern heraus, und eine jede derselben stehet auf einem zarten Stiel;
Früchte aber bringen sie in Teutschland nicht. Diese Sorte kann auf eben
die Art, wie die erste, durch Einlegung der Zweige fortgepflanzt werden;
wenn man aber die jungen Pflanzen ausgehoben hat, so mus man sie in Töpfe
setzen, und im Winter in ein Glashaus <4, 198> bringen, bis sie
genugsam erstarket sind; alsdenn kann man sie wieder aus den Töpfen nehmen,
und an einen solchen Ort pflanzen, wo sie eine warme Lage haben.
DDC-Icon Der Berberisstrauch wächst im schlechtesten Erdreich, an
ungebaueten, rauhen, waldichten und etwas bergigten Orten, und an den
Heerstraßen, und kann zu lebendigen Zäunen und Hecken um die Aecker
gebraucht werden. Im guten Boden wachsen diese Sträucher über 3 bis 4 Ellen
in die Höhe; im magern, sandigen und steinigten Boden aber bleiben sie viel
niedriger; sie wachsen so schwank, daß sie, wenn sie mit ihren Träublein
beladen sind, sich ganz auf die Erde beugen, und bisweilen gar brechen, wo
sie nicht gestützet werden. Wo sie fleißig versetzet werden, sollen sie
ansehnlicher werden, und größere bessere Beeren bekommen. In fladerigen
Fruchthecken, thun sie sehr gute Dienste, da sie alsdenn wenig geschnitten
werden dürfen, wenn sie recht viele Früchte tragen sollen; nur mus man alle
Jahr die an den Wurzeln auslaufenden Schößlinge abstoßen und wegreißen,
sonst wird die Hecke zu dick von Holze. Liger schreibt in seinem Buche: La
nouvelle maison rustique, à Paris, 1740: man könne in diese Büsche allerlei
Aeste von Stein=Früchten impfen. Man hat sie ohne Grund beschuldigt, daß
sie in dem nahe dabei stehenden Korn den Brand verursachten, weswegen
dieselben sogar aus den Zäunen um die Landgüter verbannet, und in die
Wälder und in den allerschlechtesten Boden verwiesen worden.
Die Berberisstaude ist ohne viele Mühe zu verpflanzen und zu vermehren,
zumahl, da sie sich von selbst ausbreitet, sobald nur der Saame wohin
gestreuet wird. Da der Berberis=Saft, wie ich nachher zeigen werde, anstatt
Citronen gebraucht werden kann, so wäre zu wünschen, daß der arme Landmann,
der ohnedies der Citronen entbehren mus, und wenig zu seiner Erquickung
genüßet, angewiesen werden mögte, diesen Dornstrauch hin und wieder anstatt
lebendiger Zäune und Hecken um <4, 199> seine Aecker zu säen und
anzubauen. Diese Beeren werden ihm wohl zu seiner Stärkung bleiben, da sie,
wegen ihres säuerlichen und zusammenziehenden Saftes, auch wegen der
Stacheln, womit sie beschützt sind, nicht leicht von Vögeln gefressen
werden.
DDC-Icon Es giebt aber dreierlei Arten, diese Staude zu ziehen. Die erste
geschiehet durch die Nebensprossen der Wurzeln. Man löset nehmlich diese
Beischößlinge mit ihren Wurzeln, welche eben nicht groß seyn dürfen,
behutsam ab, und versetzet sie, nachdem sie wohl beschnitten sind, in guten
Boden. Dieses ist unstreitig die beste und bequeniste Art der Vermehrung
dieses Gewächses, welche nicht leicht mißrathen wird, wenn der Boden gut,
und die Dürre im Frühling nicht gar zu heftig ist, oder der Gärtner das
Begießen nicht versäumet. Die zweite Art, diese Staude zu erzielen,
geschiehet durch das Stecken der jährigen Sprossen oder Sommerlatten,
welche im Frühlinge abgeschnitten, und etwas schräg 4 bis 6 Zoll tief in
die Erde gestecket werden. Sie kommen oft eben so gut fort, als die auf
gleiche Art gesenkten Weinreben, Johannis= und Stachel=Beer=Zweige, wenn
man sie zuweilen begießet. Die dritte Art, Berberis zu ziehen, ift das
Säen. Man nimmt nehmlich im October gute reife Beeren ab, drückt sie
bescheiden von einander, reiniget den darinn befindlichen vollkommenen
Saamen von dem Safte und Fleische, und verwahret selbigen, nachdem er
abgewaschen und im Schatten getrocknet worden, an einem temperirten Orte
bis in den nächsten Frühling. Im März oder April säet man den Saamen etwas
dünn in Reihen, und bedecket ihn mit 1/2 Zoll guter Erde. Nach 4 bis 6
Wochen wird man ihn hervorkommen sehen, und die Pflanze wächst in selbigem
Jahre etwa 8 bis 9 Zoll hoch. In folgendem Jahre kann man sie weiter aus
einander setzen, so werden sie besser wachsen; jedoch nicht zu tief in die
Erde, sonst ersticken sie. Man mus 5 bis 6 Jahre länger warten, <4,
200> ehe man von gesäeten Pflanzen Beeren ernten kann, als von
Beischößlingen und Steckzweigen. Die Fruchte von Saamenpflanzen werden auch
nicht so groß, wenn man selbige nicht sehr oft verpflanzet, oder pfropfet
und oculiret; denn, daß sich diese Staude sowohl pfropfen als oculiren
laße, davon hat man Proben gemacht. Man kann aber nicht sagen, daß die nur
Einmahl gepfropften Beischößlinge merklich bessere Früchte, als die
übrigen, hervorgebracht hätten. Vieleicht dürfte durch mehrmahliges
Oculiren die Frucht vollkommen werden. Soviel ist indessen gewiß, daß das
öftere Verpflanzen und Beschneiden der Wurzel viel größere und bessere
Früchte zuwegebringt, wozu auch sonderlich ein wohl umgehackter und von
Unkraut gereinigter Boden dienlich ist.
Ich komme nunmehr auf den herrlichen Nutzen des Berbers=Strauches, und
dessen verschiedener Theile. Die Wurzel wird zu eingelegter Arbeit
gebraucht.
DDC-Icon DDC-Icon DDC-Icon DDC-Icon Das Holz soll ein so kräftiges Mittel
wider die gelbe Sucht seyn, daß derjenige, der sich eines daraus
verfertigten Löffels bedienet, gewiß vor dieser Krankheit gesichert seyn,
oder dieselbe dadurch heilen werde, wenn sie noch nicht eingewurzelt ist.
Das alte Holz ist vest, und schön flammigt, Stricknadeln u. d. gl. daraus
zu machen. Die Schuhmacher verbrauchen auch dessen viel zu Schuhpflöcken;
auch ist es gut zu Harkenzahnen; und besonders auch zur Feuerung dienlich.
Die mittlere Rinde des Holzes, welche in Weinmanns Werke Bugia heißt, in
Wein oder Wasser gekocht, und den Mund damit ausgespuhlt, ist ein gutes
Mittel wider Mundfäule, und andere Zufälle im Munde und Halse, bevestiget
die Zähne, und stillet deren Schmerzen. Die gepülverte Rinde wird wider die
Schrunden der Brüste gelobt. Die mittlere Rinde purgiret, und vertreibet
die Gelbsucht, wenn man sie in weißen Wein leget, und <4, 201> davon
trinket. Die Rinde in Wasser gekocht, und nachgehends leinene Tüchlein
darinn genetzet, und warm über schmerzhafte Glieder gelegt, stillet deren
Schmerzen, besonders, wenn sie vom Scharbock herkommen. Eben dieser Rinde,
sowohl von den Aesten als Wurzeln, bedienen sich auch die Färber, die
Tücher damit gelb zu färben. Nicht weniger dient sie zum Färben des gelben
Saffians, dem sie eine hohe Farbe und Glanz giebt.
Die Kerne oder Saamen, haben eine zusammenziehende und stopfende Kraft,
daher sie zu allerlei Bauch=Flüssen gebraucht werden können. Gestoßen, und
Pflasterweise übergelegt, ziehen sie Pfeile, Dornen, Stückgen Knochen, und
andere dergleichen Sachen aus den Wunden und Fleische.
DDC-Icon Die Früchte oder Beerlein selbst, welche Berber=Berbers= und
Berbis=Beeren, Berberissen, Berberitzen, Erbseln, Erbselbeeren,
Ferres=Beeren, Reiselbeeren, Reisselbeeren, Weinlägelein, Weinnägelein,
Weinschädling, Weinschärling, Weinschierling, und in Preussen
Rhabarberbeeren, genannt werden, haben in der Arzneikunst ihren Nutzen,
welchen Hr. D. Martini in seinem Naturlexicon anzuführen nicht unterlaßen
wird. Der eigentlichen Absicht meines Werkes gemäß, werde nur denjenigen
Gebrauch anzeigen, den man vornehmlich in der Hauswirthschaft von diesen
Beeren und ihrem Safte machen kann.
Zum Rohessen ist die Frucht zu sauer; eben diese Säure hat aber, wenn sie
durch Kochen mit Zucker aufgelöset und vermischet wird, etwas angenehmes,
und ist also vornehmlich für Kranke erfrischend und stärkend. Eben wegen
der Säure fressen sie auch die Vögel nicht gern, schleppen aber die Beeren
herum, daher man die Staude hin und wieder in Hecken antrifft.
DDC-Icon DDC-Icon DDC-Icon Um sie mit Zucker einzumachen, pflücket man die
Beeren mit den ganzen Stielen, wenn sie recht glatt, <4, 202> roth
und reif genug sind, ehe sie braun oder welk werden; ritzet jede Beere, der
Länge nach, mit einer spitzigen Nadel auf, fasset durch die Ritze unter die
Kerne, und sprenget solche heraus; alsdenn werden 5 oder 6 kleine Träubchen
zusammengebunden. Zu 2 Pfund Beeren nimmt man 2 1/2 Pfund Zucker, läßt ihn
sieden, bis er spinnet, läßt die Beeren darinn aufkochen, bis der Saft roth
wird; schäumet sie ab, nimmt sie vom Feuer, und läßt sie eine Stunde lang
erkalten, alsdenn müssen sie wieder langsam im Zucker kochen, bis dieser
dick genug ist, und wenn sie erkaltet sind, füllet man sie in Gläser oder
Töpfe. Man kann sie auch, wenn sie zum ersten mahl gekocht sind, in einem
zinnernen Gefäß abkühlen laßen, und die Beeren sofort in ein Glas packen,
die Brühe aber, wenn sie gähren sollte, nach einigen Tagen abgießen, und
besonders kochen.
DDC-Icon Will man sie trocknen, so werden sie, nachdem sie
vorerwähntermaßen zum ersten mahl stark gekocht worden, bis den folgenden
Tag auf einen warmen Ofen gesetzt. Man gießet alsdenn den Zucker durch ein
Sieb davon, bestreuet die Beeren mit frischem gestoßenen Zucker, und läßt
sie auf einem Bleche trocknen. Wenn man deren einige an gestofte Aepfel
oder Quitten giebt, erheben sie den Geschmack, und geben eine angenehme
Säure. Die Berberitzen halten sich auch zur Noth ungekocht, wenn man sie
schichtweise mit feinem Zucker in ein Glas packet, mit einem hölzernen
Löffel vestdrückt, und das Glas eine Zeitlang an die Sonne stellet. Sollte
die Brühe zu dünn werden, so gießet man sie ab, und kochet sie wieder. Es
wird aber ein trocknes Wetter und guter Sonnenschein erfordert.
Man macht auch die Berberitzen, auf die Art wie die Zwetschen, mit Essig
ein.
DDC-Icon An einigen Orten, wo das Gewächs im Ueberfluß ist, nimmt man die
Frucht, und stößt sie, läßt sie gähren, und brennt daraus einen guten und
angenehmen Branntwein.
<4, 203>
DDC-Icon Gefrornes von Berberisbeeren, Fr. Glace d' Epine-vinette. Man
setzt eine Kanne Wasser auf das Feuer, wirft, wenn dieses warm ist, 2
Händevoll schöne rothe und reife Beeren hinein, und läßt sie mit einem
Pfund Zucker 5 bis 6 Sude thun. Hernach nimmt man es ab, und läßt es
weichen, bis das Wasser den Geschmack und die Farbe von den Beeren an sich
genommen hat. Sodenn gießt man es durch ein enges Sieb, und setzt es auf
Eis, daß es gerinne.
DDC-Icon Zuckerkörner von Berberisbeeren, Fr. Dragée d' Epine-vinette. Man
setzt soviel Beeren, als man für gut befindet, nachdem man ihnen zuvor die
Kerne genommen, auf den Ofen; und wenn man in 10 Tagen findet, daß sie
genug trocken worden sind, thut man etwas davon in Zucker, der nach großer
Faden=Art gesotten ist, nachdem man ein wenig, in Wasser eingeweichten
arabischen Gummi darein geschüttet hat. Das Gefäß mus über dem Feuer immer
bewegt werden, bis der mit Gummi vermischte Zucker sich an die Beeren
angehängt hat. Wenn sie recht trocken sind, schüttet man von eben diesem
Zucker noch mehr hinein, und rüttelt das Gefäß immerfort bei den Handhaben.
Nach diesem thut man noch 5 oder 6 mahl Zucker, der zwar wie der vorige
gesotten, aber ohne Gummi ist, dazu; und wenn man glaubt, daß genug Zucker
an den Körnern hange, bewegt man sie noch eine kurze Zeit stark, jedoch
ohne sie darinnen herum zu werfen. Hierdurch werden sie glatt. Man läßt sie
sofort auf dem Ofen vollends trocken werden, und hebt sie hernach in
Schachteln, die mit Papier ausgefüttert sind, an einem trocknen Ort auf.
Will man viel auf einmahl machen, so nimmt man ein Becken dazu, wie es bei
den Zuckerbäckern gewöhnlich ist, weil man in einem gemeinen Topf aus der
Haushaltung nur etwa 1 Pfund auf einmahl verfertigen kann.
DDC-Icon DDC-Icon DDC-Icon Der saure Saft der Berberisbeeren, kann
besonders anstatt der Citronen gebraucht werden. Alles, <4, 204> was
man von der Citronensäure zu erwarten hat, findet sich an dem
Berberis=Saft, wenn er von einer völlig reifen Frucht verfertiget wird. Er
ist nicht nur noch gesunder, weil er einheimisch ist, sondern auch durchaus
von eben so angenehmen Geschmack, so daß er bei allen Arten von Speisen und
Getränk, wo sonst Citronen genommen werden, gebraucht werden kann. Zur
Gallerte ist er sehr gebräuchlich, da man weder Wein noch Citronensaft
nöthig hat, welches eine Erspahrung ist. Der Englische Punsch, der izt
allenthalben eingeführt ist, wird vornehmlich wegen der dazu in großer
Menge gefügten Citronen für gesund gehalten, und er kann allerdings als ein
Mittel wider die Schärfe in den flüßigen Theilen angepriesen werden. Die
Beispiele an den Matrosen auf den Schiffen, die sich des Punsches gegen den
Scorbut bedienen, beweisen diese Wahrheit. Man hat aber durch öftere
Versuche befunden, daß der Berberissaft die Stelle der Citronen bei dem
Punsch völlig vertreten könne, ja noch viel heilsamer sey. Vornehmlich ist
dieser Berberispunsch deswegen sehr zu rühmen, weil sich diejenigen, die
vom Scorbut und Stein geplagt sind, darauf sehr wohl befinden, indem der
Stein davon aufgelöset und als Gries abgeführet wird. Die Art
Berberis=Punsch zu machen, ist, wie mit dem Citronensafte, und kürzlich
diese: Man nimmt 1 Theil Saft, 2 Theile Zucker, 3 Theile Franz= oder
Rheinischen Branntwein, Arrak oder Himbeerbranntwein, und 6 Theile
Wasser.
DDC-Icon Der Saft aus den Berberisbeeren, ist leicht auszupressen. Wenn man
wenig Beeren hat, stößt man sie, und windet den Saft durch eine Serviette
oder durch ein Stück Leinwand. Hat man aber einen Ueberfluß an Beeren, so
bedient man sich derer von Herrn Theod. Ankarkrona, im XI B. der übers.
Abhdl. der Kön. Schwed. Akad. der Wiss. a. d. J. 1749, S. 69, in Vorschlag
gebrachten Werkzeuge; siehe PfeiliconFig. 141. Die Beeren pflücket man im
October ab, da sie am be<4, 205>sten reif und saftvoll sind, etwas
zuvor, ehe die Kälte kommt. Emanuel König aber in seinen Georg. Helvet.
glaubt, die Berberisbeeren müßten gepflückt werden, wenn einer oder zween
Nachtfröste im Herbste gewesen wären, welches man probiren kann. Nachher
zerquetschet man sie in einem großen Mörsel oder andern Gefäße, mit einer
hölzernen Käule, oder auch mit einem solchen Werkzeuge, wie A,
PfeiliconFig. 141, zeiget; sodenn thut man sie in einen dazu verfertigten
Beutel von grober Leinwand D, der in die Presse, und darauf der Deckel B
geleget wird. Alsdenn setzet man die Stange C gegen die Mauer queer über
die Presse oder den Deckel, unter den Klotz E, und wäget so mit dem Ende
der Stange, da denn der Saft sogleich in steinerne Gefäße, die unter der
Presse stehen, rinnet. Den sämmtlichen Saft läßt man alsdenn stehen, daß er
sich setze und klar werde, gießet ihn nachher in Flaschen, und verwahret
solche mit guten Korkstöpfseln, gießet auch wohl ein wenig Baumöl oben
darauf, und stellet ihn in den Keller, da er sich viele Jahre erhält.
Es giebt der Berberis=Saft mit Alaun eine schöne rothe Farbe.
Von den Berberitzen, s. das 62 St. der Hannov. gel. Anz. v. J. 1753.
K. Beantwortung der Aufgabe, wie die Berberitschenstaude am besten und
füglichsten zu ziehen sey, was vor ein Erdreich dieselbe erfordere, und ob
die Frucht durch das Oculiren verbessert werde? st. im 8 St. der Hannov.
nützl. Samml. v. J. 1758; desgl. in den physik. ökonom. Auszügen, II B. 4
St. Stutg. 1760, 8. S. 483--486.
Etwas Einheimisches zum Punsch, statt der Citronen: st. im 28 St. der gel.
Beitr. zu den Braunschw. Anzeig. v. J. 1761.
Wie der Berberissaft die Stelle der Citronen vertritt, st. im 10 St. des
Wittenb. Wochenbl. a. d. J. 1768, S. 78--80.
Nachricht vom Gebrauch der Berberisbeere, st. im 5 und 6 St. der neuen
Beitr. zu der Cameral= und Haushalt. Wiss. Jena, 1769, 8. S. 729--731.
Von der Nutzbarkeit der Berberisbeeren, s. das 5 St. des I B. der Oekon.
Nachr. der patriot. Gesellsch. in Schlesien, a. d. J, 1773, Bresl. 4. S.
39, f.
Von einem innländischen Gewächs, bei welchem man die Citronensäure
entbehren kann, s. das 31 S. d. I B. des Preußischen Sammlers, Königsb.
1774, 8. S. 484--489.
<4, 206>
Beschreibung von Berberisbäumen oder Büschen, deren Früchten, Art und
Beschaffenheit, auch großen Nutzen in der Haushaltung, ein Theil Geldes zu
erspahren, das für Citronen und Citronensaft aus dem Reiche gehet, von
Theod. Ankarkrona, st. im XI B. d. übers. Abhandl. der Kön. Schwed. Akad.
der Wissensch. a. d. J. 1749, Hamb. und Lpz. 1754, gr. 8. S. 64--69.
Von den Weinnägelein, oder der Berberis mit rother Frucht, s. Hrn. dü Hamel
Abhandl. von Bäumen, Stauden und Sträuchen etc. 1 Th. Nürnb. 1762, 4. S.
72--74; und dessen Abhandl. von den Obstbäumen, I Th. Nürnb. 1771, gr. 4.
S. 109--112, n. 1 Kupfert.
Von der Berberis, s. Hrn. Guiot Forsthandbuch. Nürnb. 1771, 8, S. 19, f.
Oxyacantha, generosa arbor Spinae acidae, Bresilum antiquum in Peraea &
Palaestina, magnae apud Mosen & Prophetas gloriae, graeci nominis, ex
publica in Acad. Julia A. 1726, d. 8. Nov. Deuteron. Cap. X. recensione,
per Herm. von der Hardt. Helmst. 8. 4 B.
De Berberide ejusque viribus, f. JO. JAC. MANGETI Biblioth. pharm. med. To.
I. Genev. 1703, f. S. 413, f.
An Oxyacantha sit Berberis? s. JO. MATTHaeI Cent. difficultat. medicar.
Herborn. 1616, 8. Qu. 69, S. 214. f.
Von den Berberitzen, s. Hrn. Otto von Münchhausen Hausvater, III Th. 2 St.
Hannov. 1767, 8. S. 439--444.
Von der Berberisbeer, s. Gottl. Rammelt gemeinnütz. Abhdl. Th. 2. Halle.
1771, 8. S. 146, f.
Hrn. v. Rochow Beschreibung der Berberisraupe, st. im 4 St. des Wittenb.
Wochenbl. v. J. 1772, S. 29, f.
Von den Berberissträuchern, s. Jul. Bernh. v. Rohr Geschichte der Bäume und
Stauden in Teutschland, Lpz. 1732, f. S. 232, f.
Jo. Dan. Titius Anmerkung vom Berberissafte, st. im 44 St. des Wittenb.
Wochenbl. a. d. J. 1769, S. 363, f.
Aus
Oekonomische Encyklopädie oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus-
und Landwirthschaft (1773 bis 1858)
J. G. Krünitz
____________________
"Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)