Hallo Braugemeinde,
letztens habe ich noch geunkt, jetzt ging es schneller als erwartet :
Ich habe ein Bier produziert, das ohne ausdrückliche Zugabe von Hefe wild
vergoren wurde. Es war nicht meine Absicht, aber ich habe vom letzten
Weizenbier ca. 1l Speise nicht mehr benötigt, und wollte die als Hefefutter
einfrieren. Leider kam irgendwas dazwischen und so stand die Flasche 2 Tage
zum Abkühlen neben statt in der Gefriertruhe. Als ich es gemerkt habe, war
da schon mächtig was am laufen. Also dachte ich, mal sehen, was wird.
Hier meine Beobachtungen.
Gärverlauf :
nach anfangs verhaltener Gärung auch schöner Hochkräusen, etwas fester und
feinporiger als bei allen Bierhefen die ich bisher gesehen habe. Geruch
etwas weinartig, alkoholig, nicht unangenehm. Trotz 'Obergärung' bei
Zimmertemperatur ca. 14 Tage Hauptgärung.
Dann habe ich in Flaschen gefüllt und weitere 14 Tage gären lassen (die
Gärung war noch im Gange, also keine Speise / kein Zucker).
Danach in den Kühlschrank.
Nach 3 Wochen hatte sich in der 1/2 - Liter - Flaschen ca. 4mm Hefe
abgesetzt - wie sonst auch.
Verkostung :
Bier ist sehr schön geklärt, etwas heller als das 'richtige' Hefeweizen,
das mit der 3068 vergoren wurde.
Schönes Plopp, kein Gushing ! (fand ich bemerkenswert)
Sehr schöner Schaum, auch sehr gut haltbar.
Geruch weniger fruchtig als das 'echte' Hefeweizen mit einer etwas
unangenehmen schwefligen Note. Eigentlich nicht so 'krautartig' wie man es
DMS zuschreibt, mehr etwas in Richtung Schwefelwasserstoff. Das klingt
jetzt sehr abstoßend, aber es war nicht so extrem, ich will nur vom
Gemüsegeschmack des DMS abgrenzen.
Geschmack war überaschend trocken, sehr wenig Aromen, fast etwas in
Richtung Pils. Alles in Allem ein wenig körperlos und leer. Sämtliche
weinartigen Gerüche und Aromen waren verschwunden.
Meine Frau sagte nur 'das schmeckt doch ganz normal' (eine Feststellung,
die mich über meine sonstigen Bier nachdenken machen sollte :-) ).
Aber es war ganz gut trinkbar und ich habe schon schlimmeres getrunken.
Ob es Verdauungsprobleme beschert werde ich morgen berichten !
Dummerweise fällt mir jetzt erst ein, das ich das hätte mal Spindeln
sollen. Hab'sch vergessen, sorry. Gefühlsmäßig wüde ich aber sagen, das es
mindestens genausoweit heruntergegoren ist wie das mit der richtigen Hefe,
wie gesagt, es war auffallend trocken.
Fazit:
Ich werde auch weiterhin nicht auf Hefe beim Anstellen verzichten und man
sollte schon darauf achten, sich da nix Fremdes einzufangen.
Aber ich kann auch gut nachvollziehen, das jahrhunderte lang 'einfach so'
angestellt wurde und sich das Bier dennoch die ganze Zeit über gut bewährt
und gehalten hat.
Es gibt Schlimmeres als wild vergorenes Bier.
Schönes Wochenende !
Tino
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