Senior Member Beiträge: 248 Registriert: 3.4.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.3.2007 um 07:59 |
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Hallo zusammen,
auf der suche nach optimalen Rasttemperaturen hab ich mal länger die
Forensuche bemüht und bin auf viele verschiedene Ansätze gekommen. Vorab:
http://www.howtobrew.com/images/f79.gif habe ich auch
gefunden.
Aber das ist ja nicht der Weisheit letzter Schluß. Folgendes habe ich
bisher rausgefunden, ich weiß nicht obs richtig ist, ich schreibe mal
unsortiert und ins Unreine. Ich bitte um Ergänzungen und Korrekturen sowie
Angabe besonderer Rasten für spezielle Biere.
Längere Rast bei ca. 62 Grad bewirkt höhere Endvergärung. Zusätzliche Rast
bei ca 67 Grad bewirkt nochmals die Bildung vergärbarer Zucker. Die Rasten
könnte man bei ca. 65 Grad zu einer Rast zusammenfassen.
Endverzuckerung bei 72 Grad, Abmaischen bei 78 Grad
Eiweißrast bei ca. 50 Grad (je länger die Rast, umso weniger
Schaumstabilität, nicht immer notwendig... Wann notwendig?)
Bei Weizenbieren empfiehelt sich aus geschmacklichen Gründen eine Rast bei
ca. 44 Grad
Bei Roggenbieren empfiehlt sich eine Rast bei ca. 48 Grad
(Gummistoffabbau)
Sooo, was sagen die Experten? Welche Rasten gibts noch? Welche Rasten sind
bei anderen Bieren (z.B. Stouts...) zu Empfehlen? Schreibt einfach mal
rein, wass ihr noch so wisst.
MfG
Thomas
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Posting Freak Beiträge: 1053 Registriert: 15.2.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.3.2007 um 08:19 |
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Hallo,
ich kann wenig beitragen. Lediglich die 67-Grad Rast ist glaube ich
eigentlich eine Rast genau zwischen den Wirkungsbereichen der Alpha und
Beta-Amylase. Das heißt, dass hier beide Amylasen ähnlich "stark" sind und
beide Zuckerarten (vergärbar und nicht vergärbar) gebildet werden.
Daher weis ich nicht, wofür die 65-grad-rast ist, weil die 67 grad "genau
dazwischen" sind.
Ich denke die "Herrmann"-Rast fehlt noch, leider kenn ich mich dazu zu
wenig aus.
Gruß,
Axel ____________________ Hallo Leute, bin leider nur noch selten hier unterwegs und antworte daher
kaum mehr wenn Ihr mir PMs schickt.
Yahoo-Messenger: DunkelBrauer
Braupage: http://www.SelberBierBrauen.De
Brausoftware: http://www.BrauSoftware.De
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Antwort 1 |
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Senior Member Beiträge: 248 Registriert: 3.4.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.3.2007 um 08:24 |
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Hi,
Zitat von DunkelBrauer, am 16.3.2007 um
08:19 | Hallo,
ich kann wenig beitragen. Lediglich die 67-Grad Rast ist glaube ich
eigentlich eine Rast genau zwischen den Wirkungsbereichen der Alpha und
Beta-Amylase. Das heißt, dass hier beide Amylasen ähnlich "stark" sind und
beide Zuckerarten (vergärbar und nicht vergärbar) gebildet werden.
Daher weis ich nicht, wofür die 65-grad-rast ist, weil die 67 grad "genau
dazwischen" sind. |
Ich hatte in Beiträgen gelesen, dass eben die 65 Grad genau dazwischen
liegen würden. Daher schrieb ich ja, mann könnte beide Rasten (62 und 67
Grad) bei 65 Grad zu einer zusammenfassen
MfG
Thomas
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Antwort 2 |
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Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
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erstellt am: 16.3.2007 um 10:26 |
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@Dunkelbrauer: die "Herrmann-Rast" ist nichts anderes als eine zweite 43ºC
Rast, also schon von Schnulli erwähnt.
Bei Rasten zwischen 63 und 72°C (da kommts m.M. nicht auf ein, zwei Grad
Unterschied an) arbeiten α- und β-Amylasen gleichzeitig. Zwar
beide nicht im optimalen Bereich, aber das kann man mit längeren Rastzeiten
wettmachen. In England und USA ist es üblich, nur diese eine Rast, dann
aber über sehr lange Zeit (>=90 Minuten) zu halten. Dabei entsteht am
Ende ein sehr großer Anteil sehr kurzkettiger, also vergärbarer Zucker,
weil die von der α-Amylase gebildeten unvergärbaren Zucker gleich noch
von der β-Amylase weiter abgebaut werden.
____________________ Gruß vom Berliner
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Antwort 3 |
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Posting Freak Beiträge: 1199 Registriert: 28.7.2002 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.3.2007 um 11:02 |
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Hallo,
bei meinem Alt mache ich mittlerweile nur noch eine Rast bei 66° , 60 Min.
Das Bier wird schlanker als bei meinen vorigen Altbieren mit je 45 Min.
Rast bei 62° - 64° und 72°. Auch der Endvergärungsgrad ist niedriger.
Hab das von einem engl. Braukollegen, der sein Stout so braut.
Gruß
Rainer
[Editiert am 16.3.2007 um 11:03 von Rainer]
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Antwort 4 |
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Senior Member Beiträge: 248 Registriert: 3.4.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.3.2007 um 11:48 |
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Hi,
OK, das mit dem Stout habe ich mir schon fast gedacht, ich ergänze mal:
Zitat von Schnulli, am 16.3.2007 um
07:59 |
Längere Rast bei ca. 62 Grad bewirkt höhere Endvergärung. Zusätzliche Rast
bei ca 67 Grad bewirkt nochmals die Bildung vergärbarer Zucker. Die Rasten
könnte man bei ca. 65 Grad zu einer Rast zusammenfassen.
Endverzuckerung bei 72 Grad, Abmaischen bei 78 Grad
Eiweißrast bei ca. 50 Grad (je länger die Rast, umso weniger
Schaumstabilität, nicht immer notwendig... Wann notwendig?)
Bei Weizenbieren empfiehelt sich aus geschmacklichen Gründen eine Rast bei
ca. 44 Grad
Bei Roggenbieren empfiehlt sich eine Rast bei ca. 48 Grad
(Gummistoffabbau)
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Für nen Stout: Einmaischen bei 40 Grad, nur eine Rast bei ca. 67 Grad,
Abmaischen bei 76-78 Grad
Sind das wirklich schon alle Rastzeiten, die es standardmäßig gibts? Wie
siehts bei starken Rohfrucht-Anteilen aus? Was ist mit belgischen
"Zucker-Bieren"? Los, raus mit der Sprache
Was sagt eure Erfahrung?
MfG
Thomas
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Antwort 5 |
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Senior Member Beiträge: 101 Registriert: 17.8.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.3.2007 um 12:31 |
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Hallo,
folgende Tabelle hab ich mal irgendwo gefunden. Ich halte sie für recht
vollständig.
Eiweißrast - Protease
spaltet Eiweiß in kleinere Einheiten
< 53°C > 53°C < 60 min.
> 60 min.
+ Klärung + Schaumverhalten + Klärung
+ Schaumverhalten
- Schaumverhalten + Vollmundigkeit - Schaumverhalten + Vollmundigkeit
- Vollmundigkeit - Klärung - Vollmundigkeit -
Klärung
Maltoserast - β-Amylase
spaltet Stärke vorwiegend in vergärbare Zucker
< 63°C > 63°C < 30-45
min. > 30-45 min.
+ Vergärungsgrad + Nichtzucker + Nichtzucker + Vergärungsgrad
- Nichtzucker - Vergärungsgrad - Vergärungsgrad - Nichtzucker
Verzuckerungsrast - ⍺- Amylase
spaltet Stärke, wobei ein hoher Anteil nicht vergärbarer Stoffe
entsteht
< 75°C > 75°C < 30-45
min. > 30-45 min.
+ Vergärungsgrad + Nichtzucker + Nichtzucker + Vergärungsgrad
- Nichtzucker - Vergärungsgrad - Vergärungsgrad - Nichtzucker
+ positive Auswirkungen / mehr
- negative Auswirkungen / weniger
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Antwort 6 |
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Senior Member Beiträge: 314 Registriert: 17.11.2005 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.3.2007 um 12:51 |
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Antwort 7 |
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Posting Freak Beiträge: 901 Registriert: 9.5.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.3.2007 um 14:06 |
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Hallo,
ja, diese Tabelle, die auch Vogel in seinem Buch "Bier aus eigenem Keller"
abgedruckt hat, hat mir schon Kopfzerbrechen bereitet.
Habe ich einen Denkfehler, oder sind die Angabe falsch? Bei der Auswirkung
der Verlängerung der Rasten und der Veränderung der Rasttemperaturen sollen
beta- und alpha-Amylase die gleichen Auswirkungen haben? Ich denke, dass da
Plus- und Minuszeichen verwechselt wurden.
Weiß es jemand, und kann es mir erklären?
Danke,
mfG
Matthias H
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Gast
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erstellt am: 16.3.2007 um 15:14 |
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Die Rast für den Gummistoffabbau liegt meines Wissens bei ca. 40°C, nicht
bei 48°C.
Zu den Weizenbierrasten: Die Rast bei 44°C ist für die Bildung von
Ferulasäure zuständig, aus der die Hefe dann das 4-Vinyl-Guajakol, eines
der Weizenbieraromen bildet. Gleichzeitig wirkt bei etwa der gleichen
Temperatur die Maltase, welche Maltose in Glucose spaltet, welche für die
Bildung der "Bananenaromen" notwendig ist.
Grüße
Wolfgang
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Junior Member Beiträge: 37 Registriert: 4.3.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 17.3.2007 um 01:24 |
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Hallo,
eine Rast bei 65°C bewirkt im Gegensatz zur landläufigen Meinung keine
wesentliche Steigerung des Anteiles an vergärbaren Zuckern. Es bildet
lediglich die obere Grenze des Temperaturoptimus von Beta-Amylase.
Erst bei ca 68°C können beide Enzyme quasi Hand in Hand arbeiten, jedoch
keine der beiden optimal. Zusätzlich wird die Beta-Amylase bei solchen
Vorgängen schon teilweise nicht unerheblich geschädigt da sie sozusagen im
kritischen Bereich agiert.
Sie würde zwar leicht Temperaturen bis hin zu über 70°C überleben, aber
wenn sie gleichzeitig auch noch volle Leistung bringen muss (wegen dem
ständigen Angebot an vorgespaltener Stärke) dann macht das ein Enzym nich
lange mit. Aus eigener Erfahrung weiß ich dass eine einzelne kombinierte
Rast bei 68°C auch nach sehr langer Zeit erstens nur selten absolute
jodneutralität erreicht und zweitens das Bier teilweise sogar extrem
vollmundig schmeckt und nicht schlanker, wie es angeblich sein müsste.
Das Problem kann man umgehen indem man entweder sehr lange bei 63°C bis hin
zu 65°C rastet und dann bei 72°C noch kurz verzuckert, oder nach der
Verzuckerungsrast noch mal auf 62°C runterkühlt und neues Malz zugibt.
Das angesprochene Hermann-Verfahren funktioniert exakt nach diesem Prinzip,
nur eine "Raststufe" vorher. Hier geht es um die beiden Rasten von 45°C und
62°C. Dabei wird besonders viel Glucose gebildet.
Was auf jeden Fall zu beachten ist, das wäre dass eine jede Rast in ihrer
Wirkung direkt von den vorherigen Rasten abhängt. Generelle Aussagen zur
Wirkung sind deshalb immer nur "relativ" zu betrachten.
Gruß
Waginga
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Antwort 10 |
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Member Beiträge: 56 Registriert: 27.11.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 17.3.2007 um 16:24 |
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Zitat von DunkelBrauer, am 16.3.2007 um
08:19 | Hallo,
ich kann wenig beitragen. Lediglich die 67-Grad Rast ist glaube ich
eigentlich eine Rast genau zwischen den Wirkungsbereichen der Alpha und
Beta-Amylase. Das heißt, dass hier beide Amylasen ähnlich "stark" sind und
beide Zuckerarten (vergärbar und nicht vergärbar) gebildet werden.
Daher weis ich nicht, wofür die 65-grad-rast ist, weil die 67 grad "genau
dazwischen" sind.
Ich denke die "Herrmann"-Rast fehlt noch, leider kenn ich mich dazu zu
wenig aus.
Gruß,
Axel |
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Antwort 11 |
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Gast
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erstellt am: 17.3.2007 um 18:49 |
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Die Herrmann-Rast wird bei 45°C gehalten und hier spaltet das Enzym Maltase
die Maltose in 2 Glucose.
Grüße
Wolfgang
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Junior Member Beiträge: 37 Registriert: 4.3.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.3.2007 um 01:33 |
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Zitat: | Die Herrmann-Rast wird
bei 45°C gehalten und hier spaltet das Enzym Maltase die Maltose in 2
Glucose. |
Prinzipiell richtig, aber es handelt sich nur dann um eine Hermann Rast
wenn eine Maltoserast vorausgegangen ist.
Direkte Abhängigkeit von den vorherigen Rasten und so weiter....
Gruß
Waginga
[Editiert am 18.3.2007 um 01:33 von Waginga_Hausbrau]
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Antwort 13 |
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Gast
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erstellt am: 18.3.2007 um 10:34 |
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Hallo Waginga,
Zitat: | Prinzipiell richtig,
aber es handelt sich nur dann um eine Hermann Rast wenn eine Maltoserast
vorausgegangen ist. |
Danke für die Ergänzung. Das
ist natürlich entscheidend.
@all
Zu den Rasten habe ich noch dieses gefunden: hier klicken
Daraus geht hervor, dass es kein echtes Überschneidungsgebiet gibt, in dem
beide Amylasen aktiv sind.
Grüße
Wolfgang
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