Willkommen bei Hobbybrauer.de Willkommen bei Hobbybrauer.de
Startseite Forumsübersicht Impressum  
Hauptmenü

Suche
archiv.hobbybrauer.de mit Google durchsuchen:

Board Index FAQ
Forum

ACHTUNG: Auf dieses Forum kann nur noch lesend zugegriffen werden. Falls Du hier im alten Forum bereits registriert warst, musst Du Dich im neuen Forum mit dem gleichen Usernamen UND der gleichen E-Mailadresse NEU registrieren, damit Dein Ranking (Anzahl Deiner Posts) aus diesem Forum ins neue mit übernommen wird. Zum neuen Forum geht's hier

     
Autor: Betreff: Alkoholgehalt des Bieres in Tschechien und der Geschichte
Newbie
Newbie


Beiträge: 9
Registriert: 27.8.2007
Status: Offline
Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 9.11.2007 um 12:09  
Seit ich vor fünf Jahren auf Klassenfahrt (auf der Bier sogar offiziell erlaubt war) in Prag war, bin ich überzeugt von deren Bier. Am ersten Tag schmeckte es dünn, danach genial. Wir haben jeden Abend Bier getrunken und es schien kaum möglich zu sein, von dem Zeug betrunken zu werden.
- Wird dort wirklich hauptsächlich leichteres Bier (Schankbier) getrunken? Und ist es einfach nur dünner. Im Internet findet man, (zumindest ohne Tschechisch zu können ;) ) leider nur Infos zu den Exportprodukten der großen Marken, welche Vollbier sind. Oder verwendet man auch traditionell das Springmaischeverfahren?

Dann hörte ich öfter von Bekannten (ich selber bin ja erst 22, hab daher keine „Eigenerfahrung“ wie sich unsere Bierkultur veränderte), dass es früher (bis vor 20-30 Jahren) durchaus auch bei uns leichteres Bier gab. Dafür spricht ja auch die Begriffe Schankbier und Einfachbier. Wäre unser Biermarkt schon immer so vom Vollbier dominiert gewesen, hätte man ja kaum so differenzierte Ausdrücke für nicht Vollbier.
- Wurde das Durchschnittsbier in den letzten Jahrzehnten wirklich stärker? Wenn ja warum? Evtl. durch die Einführung der Alkoholangabe, durch die der Konsument Bier mit wenig Alk, für weniger hochwertig hält?

Und dann zur eigentlichen Biergeschichte. Gibt es irgendwelche wirklich gute Quellen dazu? Im Internet fand ich bisher nur Gelaber über das Bier von Sumerern usw., dann Bier im Mittelalter war leichter und dann immer ein dicker Absatz über das Reinheitsgebot, und das war es dann.
- Was mich im besonderen, interessieren würde, wäre die Entwicklung des Alkoholgehaltes über die Geschichte hinweg, aber etwas exakter, als „im Mittelalter gab man auch Kindern Bier, weil es ja so leicht war).

- Dann würde ich gerne mal ein authentisches Bier Anno 1300 brauen. Leider findet man da auch keine richtigen Infos. Ich weiß nur dass es damals nur obergärige Hefe gab, Hopfen in Europa schon existierte, sich aber noch nicht gegen andere Würzungen durchgesetzt hatte und man wohl dem Dreimaischverfahren ähnlich einmaischte (mangelsThermometer
Dann würde mich Bier des Mittelalters auch im Allgemeinen interessieren, zum einen weil ich sehr an der Geschichte des Mittelalters interessiert bin und zum anderen weil ich Freunden, welche Hobbymäßig Mittelalter (um 1300) darstellen, gerne mal ein authentisches, norddeutsches Bier Anno 1300 brauen würde (hatte schon sehr gute Erfahrungen mit einem einfachen obergärigen Gerstebier).
Zu letzteres fand ich bisher nur soviel, dass ich weiß dass man wohl mit einem dem Dreimaischverfahren ähnlichem Verfahren einmaischte (mangels Thermometer), das Hopfen um 1300 schon verwendet wurde, aber sich noch lange nicht gegen andere Würzungen völlig durchgesetzt hatte und natürlich das Obergärig gebraut wurde.

Ich hoffe, dass ich das richtige Board erwischt habe und dass es recht ist, dass ich diese vielen Themen in einen Thread schrieb, weil sie ja alle irgendwie verwand sind.
Profil anzeigen
Moderator
Posting Freak

Berliner
Beiträge: 4024
Registriert: 7.4.2006
Status: Offline
red_folder.gif erstellt am: 9.11.2007 um 15:27  
Hallo Simon,
herzlich willkommen hier im Forum. Hier bist Du goldrichtig, auch wenn Du vielleicht nicht alles komplett schlüssig beantwortet bekommen wirst. Wir sind schließlich auch nur Geschichts-Amateure ;)

Zum tschechischen Bier:

ich bin ja ein bekennender Budweiser-Fan, seitdem ich vor gut 30 Jahren als Schüler das Original getrunken habe. Daher weiß ich auch, dass zumindest dieses Bier auch damals schon mit üblicher Stammwürze (~12%) gebraut wurde.

Aber so generell kann man das sicher nicht sagen, da es in Tschechien zumindest damals noch eine Unmenge Brauereien gab, deren Bier übrigens immer besser als das ostdeutsche geschmeckt hat, das ich damals als einzigen Vergleich hatte. Soweit ich mich erinnern kann, hatte aber keines der tschechischen Biere, die ich je verkostet habe, weniger als 11% Stammwürze.

Auch in Deutschland findest Du heute noch vereinzelt Schankbiere. Gerade neulich habe ich mich mal fürchterlich im Regal vergriffen und ein Bier mit 2,8% Alkohol erwischt (Soweit ich mich erinnern kann, aus Olbernhau/Erzgebirge). Wenn Du sowas mal gekostet hast, weißt Du ganz sicher, warum sich Vollbier durchgesetzt hat :D


____________________
Gruß vom Berliner
Profil anzeigen Homepage besuchen Antwort 1
Senior Member
Senior Member

Hankelbier
Beiträge: 291
Registriert: 2.5.2006
Status: Offline
Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 9.11.2007 um 16:17  
Unter http://www.beers.cz/pivovary.php finden sich alle tschechischen Brauereien mit Ihren Gründungsdaten und sonstigen interessanten Hinweisen. Leider jedoch auf tschechisch. Manches kann man aber auch erahnen um was es geht
Rolf

PS Habe übrigens eine alten Bierdeckel (über 50 Jahre alt) mit dem Text. Nach langen Dünnbierzeiten Gambrinus wieder lacht....


[Editiert am 9.11.2007 um 16:30 von Hankelbier]



____________________
Allseits Gut Sud. Und wer rastet der rostet noch lange nicht.
Profil anzeigen Homepage besuchen Antwort 2
Posting Freak
Posting Freak

emjay2812
Beiträge: 1784
Registriert: 27.3.2005
Status: Offline
Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 9.11.2007 um 18:06  
Nur am Rande. Ich habe mal gelesen, dass es in Amerika eine sehr gute und florierende Brauwirtschaft gegeben hat, die durch die vielen Einwanderer beeinflusst wurde (Iren, Engländer, Belgier etc.). Dann kam die Prohibition und viele Brauereien mussten schließen. Nur die ganz großen überlebten diese Zeit (Miller und Co. ) und konnten danach enorm expandieren. Mittlerweile sind aber in Amerika die Microbreweries (Hausbrauereien) stark im Kommen, die Amerikaner haben anscheinend doch noch Geschmack. Hier noch ein Link dazu:

http://www.auswandern.us/bier.html


____________________
Immer wenn man denkt das Niveau ist schon im Keller, kommt ein Bagger und hebt noch 4 Etagen aus. (Oliver Kalkofe)
Profil anzeigen Antwort 3
Senior Member
Senior Member


Beiträge: 169
Registriert: 7.11.2007
Status: Offline
Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 9.11.2007 um 18:14  
Hallo Hausbrauer,
in tschechischen Gaststätten kenne ich vom Fass nur Biere mit 10 oder 11° SW.
Viele kleine Brauereien sind dort vom Markt verschwunden oder geschluckt worden.
Daher gibt es in tschechischen Märkten fast überall nur die gleichen Sorten. Gambrinus,Radegast,
Pilsner,Budweiser usw.die mehr oder weniger trinkbar sind. Mir kommt das wie Einheits-
bier von der Stange vor. In der Prager Gegend halte ich Krusovice hell (svedly Pivo = helles Bier )für ein gutes Bier sowie Louny dunkel (Cerny Pivo = Schwarzbier ) als Mädelsbier.
Wer direkt in Prag ist , sollte sich unbedingt das Pivovar (Brauerei) U Fleku ansehen. Das
U Fleku ist eine ca.500 Jahre alte kleine Brauerei mit Gaststätte und urigem Biergarten
im Hinterhof. http://www.ufleku.cz/de/
Noch was zur tschechischen Gastronomie:
Bei der Bestellung grob überschlagen, was gezahlt werden muss und möglichst nix
nach Gewicht bestellen.( z. Bsp. Fisch ) Einmal soll meine Frau so ca. 1kg Fisch :o gegessen
haben und diesen Sommer sollte ich 5x Beilage Knödel verdrückt haben nur weil
ich 5 Scheiben Knödel auf meinem Teller hatte. :puzz:


Gruß Guinness
Profil anzeigen Antwort 4
Senior Member
Senior Member

Hankelbier
Beiträge: 291
Registriert: 2.5.2006
Status: Offline
Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 10.11.2007 um 12:38  
Ca 30 km Hinter Karlsbad Richtung Prag geht eine Straße nach Chyse (Chiesch) ab. Dort ist seit ca 3-4 Jahren in den Räumen der 1938 aufgelassenen Schlossbrauerei Chiesch eine neue Kleinbrauerei Zamecky Pivovar Chyse CZ 36453 Chyse Der Betreiber hat den selben Namen, wie der Schlossbesitzer Graf von Lazansky. Es gibt helles und dunkles Bier. Dunkles Bier gibts in Geschenkflaschen zum Mitnehmen. Das helle zum Mitnehmen war nur in Plastikflaschen, darauf habe ich verzichtet.
Gastronomie ist dabei.
Ich bin in dieser Gegend 1-2x im Jahr, da meine Frau von dort stammt und ich im ehemaligen Landkreis Luditz (Zlutice) Ahnenforschung betreibe.
http://chyse.com/pivovar.aspx
http://www.beers.cz/index.php?detail=10462&sekce=2
Herzlichst
Rolf


[Editiert am 10.11.2007 um 12:40 von Hankelbier]



____________________
Allseits Gut Sud. Und wer rastet der rostet noch lange nicht.
Profil anzeigen Homepage besuchen Antwort 5
Junior Member
Junior Member


Beiträge: 10
Registriert: 9.11.2007
Status: Offline
Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 10.11.2007 um 16:21  
Es ist sehr schwer, konkrete Angaben zu Bieren aus vergangenen Jahrhunderten zu machen - einfach mangels schriftlicher Überlieferungen. Es ist wohl bekannt, daß jede Menge Zeugs in das Bier reinkam (Eichenrinde, Urin - gut für Hefe wenn steril, diverse Gewürze, etc.), aber so gut wie gar nichts ist bekannt über Herstellungsmethoden.
Da Hefe noch nicht bekannt war, wurde der Sud einfach stehen gelassen, bis er zu gären anfing. Das waren dann entweder brauchbare Bakterien (Hefen) oder eben das, was heutzutage als Infektion bezeichnet wird. Aus diesem Grunde wurde damals eben viel gebetet und gesegnet usw., es war einfach nicht abzusehen, ob der Sud "gelingen" würde oder nicht. Um ein "authentisches" mittelalteriches Bier zu brauen, wird dir wohl nichts anderes übrig bleiben als deine Phantasie zu benutzen.


____________________
De gustibus non est disputandum. Es lebe das Reinheitsgebot.
Profil anzeigen Antwort 6
Junior Member
Junior Member


Beiträge: 10
Registriert: 9.11.2007
Status: Offline
Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 10.11.2007 um 16:29  

Zitat von emjay2812, am 9.11.2007 um 18:06
Nur am Rande. Ich habe mal gelesen, dass es in Amerika eine sehr gute und florierende Brauwirtschaft gegeben hat, die durch die vielen Einwanderer beeinflusst wurde (Iren, Engländer, Belgier etc.). Dann kam die Prohibition und viele Brauereien mussten schließen. Nur die ganz großen überlebten diese Zeit (Miller und Co. ) und konnten danach enorm expandieren. Mittlerweile sind aber in Amerika die Microbreweries (Hausbrauereien) stark im Kommen, die Amerikaner haben anscheinend doch noch Geschmack. Hier noch ein Link dazu:

http://www.auswandern.us/bier.html


Ich arbeite als Brauer in einer Microbrewery hier in Kanada, und habe somit leider auch sehr viel mit deinen gelobten amerikanischen Bieren zu tun. Die meisten sind von einer erbärmlichen Qualität, und würden bei europäischen Verbrauchern vollkommen durchfallen. Meistens orientieren sie sich an englischen Bieren (Ales und Stouts), und werden in Rekordtempo (7 -8 Tage) produziert. Weiterhin werden Chemikalien zum Brauen benutzt, die ich bestimt NICHT in meinem Bier haben möchte! Ich trinke das "Bier" das ich produzieren muß auch nicht selber..
Nicht alle "großen" Brauereien sind Sch..., bloß weil sie groß sind. Im Gegenteil: es muß doch einen Grund geben, daß sie groß geworden sind - vielleicht, weil das Bier einfach schmeckt??? ;)


____________________
De gustibus non est disputandum. Es lebe das Reinheitsgebot.
Profil anzeigen Antwort 7
Gast

Gast
red_folder.gif erstellt am: 10.11.2007 um 20:24  
Wenn Brauereien versuchen mit ihren Produkten jedem Geschmack gerecht zu werden, dann entstehen solche Biere, wie sie Anheuser & Busch, Miller .... produzieren.

Grüße
Wolfgang
Antwort 8
Senior Member
Senior Member

GronkerLonker
Beiträge: 129
Registriert: 2.8.2007
Status: Offline
Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 13.11.2007 um 11:53  
Hallo Simon,
such mal auf http://tempus-vivit.de/ nach dem Thread "Bier - Braukunst im Mittelalter". Das sind die ausfuehrlichsten Infos, die ich bisher gefunden habe. Evtl. findest du da auch noch mehr beim stoebern.
Ein authentisches Bier nach 1300 zu brauen ist denk ich kaum moeglich, zumal es ja kein Einheitsbier gab. In vielen Haushalten wurde Bier gebraut (ich bin mir jetzt nicht sicher, ob es zu der Zeit noch so war, oder ob da schon die Braurechtverwaltung um sich gegriffen hat).
Wenn du's ganz genau treiben willst, kannst du ja schauen ob du etwas ueber die Region findest, die deine Freunde darstellen, aber das duerfte ein Batzen an Recherchearbeit sein ;).
Ich selbst hab mich noch nicht an eine authentisches Bier getraut, weil ich schon so recht selten zum brauen komme und das Ergebnis wie Andi schon geschrieben hat doch sehr zufaellig waer.
Vielleicht haben sich auch damals in den Braustuben (ich hab mal gelesen, dass es auch oft Backstuben waren) bestimmte Hefestaemme kultiviert, so dass es schwer ist ein aehnlich vernuenftiges Ergebnis ohne Reinzuchthefe hinzubekommen.
Als Verfahren wuerd ich auf jeden Fall auf die Dekoktion zurueckgreifen, da man dort doch noch recht gut die benoetigten Temperaturen berechnen kann und nicht so auf ein Thermometer angewiesen ist.

Naja, wuerde mich interessieren was herauskommt, wenn du dich daran wagst.

Gruss

Robert
Profil anzeigen Homepage besuchen Antwort 9
Moderator
Posting Freak

Berliner
Beiträge: 4024
Registriert: 7.4.2006
Status: Offline
red_folder.gif erstellt am: 13.11.2007 um 12:16  
Simon, wende dich doch mal an Ladidel (http://www.ladidel.de). Dahinter steckt Walter Simon, der seit Jahren in Franken und angrenzenden Landen Brau-Events veranstaltet. Sein Motto ist "Zurück zum (ursprünglichen) Bier", dabei setzt er auf überlieferte, urtümliche Methoden der Brauerei: Sieden auf offenem Feuer, Läutern mit Stroh, Brauen in uralten Gemäuern...

Er müsste sich eigentlich am besten in mittelalterlichen Braufragen auskennen. Soweit ich gesehen habe, gibt es im November auch noch einige VHS-Kurse mit ihm (http://www.ladidel.de/termineherbst.html). Wenn Du teilnimmst, berichte bitte mal darüber, mich interessiert sein Ansatz auch sehr.


____________________
Gruß vom Berliner
Profil anzeigen Homepage besuchen Antwort 10
Posting Freak
Posting Freak

emjay2812
Beiträge: 1784
Registriert: 27.3.2005
Status: Offline
Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 13.11.2007 um 16:38  
Ich denke jeder kennt den Spruch: "heute back ich, morgen brau ich!" Das hat durchaus früher Bedeutung gehabt. Entweder man verwendete tatsächlich auch Backhefe fürs Bier oder aber man braute das Bier in der Backstube, wo ja meistens sehr viele gute Hefebakterien in der Luft waren. Ein Experiement wäre also das Bier mit Backhefe oder noch interessanter mit Sauerteig vergären zu lassen. Anstelle von Gerste könnte man auf Urgetreide (Emmer, Dinkel, Einkorn) zurückgreifen, sofern man das irgendwo als Malz erhält. Dinkelmalz gibt es aber soweit ich weiß schon zu kaufen. Hopfen, wurde nicht unbedingt verwendet, zumindest nicht vor dem Reinheitsgebot. Bilsenkraut war sehr beliebt (ist aber glaube ich giftig), ansonsten kam auch schon mal Galle zum Einsatz. Ich würde hier beim Hopfen bleiben. Das Verfahren war glaube ich nicht so kompliziert wie heute, ich denke die Leute haben alles in einen Topf gegeben es sehr stark erhitzt (Kochen?) und dann ruhen lassen.

Das hier sind alles Ideen von mir wie sich früher ein Brauvorgang zugetragen haben könnte. Da ist nichts wirklich fundiertes (nur Halbwissen) dabei!


____________________
Immer wenn man denkt das Niveau ist schon im Keller, kommt ein Bagger und hebt noch 4 Etagen aus. (Oliver Kalkofe)
Profil anzeigen Antwort 11
Newbie
Newbie


Beiträge: 9
Registriert: 27.8.2007
Status: Offline
Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 13.11.2007 um 16:58  
Erstmal danke für die Zahlreichen antworten. Mit meiner heutigen Wahrnehmung zum Bier in Tschechien scheine ich wohl zu irren, schade eigentlich.


Zitat von Berliner, am 9.11.2007 um 15:27

Auch in Deutschland findest Du heute noch vereinzelt Schankbiere. Gerade neulich habe ich mich mal fürchterlich im Regal vergriffen und ein Bier mit 2,8% Alkohol erwischt (Soweit ich mich erinnern kann, aus Olbernhau/Erzgebirge). Wenn Du sowas mal gekostet hast, weißt Du ganz sicher, warum sich Vollbier durchgesetzt hat :D

Das sehe ich doch irgendwie anders, von den wenigen "Schankbieren" die ich bisher trank, war ich garnicht mal abgeneigt, aber diese sind schwer zu bekommen und es existiert kaum eine Sortenvielfalt. Ich habe auch schon einmal selber ein "Pils" (welches ja eigentlich per Definition ein Vollbier ist) als Schankbier gebraut (aus den Malzmengen für 20 Liter, Wassermenge für 30 Liter verwendet, wobei ich 500g des Malzes durch Carahell ersetzt habe) und es ist garnicht so schlecht geworden, die experimentelle Hopfung ist sehr grob und schlecht an die stärke des Bieres angepasst, aber zu dünn schmeckt es nicht. Aber an der Frage scheiden sich sicher auch die Geister.

Zum Historischen Bier, auf tempus vivit steht ja wirklich schonmal ne ganze Menge, danke besonders für diesen Link.
Ich habe auch garnicht den Anspruch ein Bier zu brauen wie es damals typisch war (denke dass wird nur mit Hopfen zum würzen auch nicht gehen ;) ), mein optimalziel wäre es bereits, wenn ich ein Bier zustande bringen würde, welches es in dieser Art überhaupt gab und selbst "nur" ein Bier zu brauen welches es hätte geben können, wäre schon toll.
Zur spontanen vergärung hab ich mir auch schon den Kopf zerbrochen. Aber ich bin mir mittlerweile auch fast sicher, dass die Vergärung nie wirklich spontan war. Ich denke es war auch schon weit vor der Hefezucht üblich einen Schluck eines gelungenen alten Sudes, in den Neuen zu geben. Sonst wäre das brauen einfach viel zu oft schief gegangen. Wird in demTempus vivit Text ja auch angedeutet.
Dann müsst man ja grundsätzlich nur solange mit Wildhefe versuchen, bis es einmal klappt und diese Hefe gut hüten.
Wobei ich auch darüber nachdachte, einfach Backhefe zu nehmen und von Sud zu Sud zu übernehmen, durch die Mutation entfernt sich diese dann ja von der Zuchtform.

Die Verwendung von Thermometern und Uhren, hatte ich (erstmal) vor garnicht so ernst zu nehmen, Hauptsache das Ergebnis stimmt ersteinmal vorläufig, die Methode kann evtl ja später authentisch werden (schließlich ist die größte Gefahr für jedes Projekt, dass man sich gleich zuviel vornimmt und deswegen am Ende garnichts bei rauskommt). Wirklich realistisch ist eh nur ein Bier welches einem MA Bier ähnlich ist, fürchte ich.
Profil anzeigen Antwort 12
Posting Freak
Posting Freak

tinoquell
Beiträge: 1776
Registriert: 14.7.2004
Status: Offline
Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 14.11.2007 um 06:31  
Hallo!

Spontane Gärung:
Von Backhefe wurde hier schon mehrfach als gaaanz schlecht abgeraten. Ich habe 'mal 2 Liter wild gären lassen, das Ergebnis war trinkbar, hat aber ziemlich in Richtung Wein geschmeckt. Aber grundsätzlich o.k.
Anzunehmen, das in den Kellern der Klosterbrauereien immer Hefepilze herumschwirrten, die sich von Sud zu Sud herüberretteten. Ich würde aber bei soviel Arbeit, die ein Sud macht, schon richtige Hefe zugeben. Es wäre schade drum. Ein paar Liter kann man ja mal abzweigen und wild probieren.
Merke: Der Brauer macht die Würze, die Hefe macht das Bier !

Ohne Thermometer:
Ich habe mal irgendwo gelesen, das "wenn der Lehrjunge mit dem Zeigefinger gerade noch 2 große Kreise in der Maische ziehen kann" die richtige Maischetemperatur erreicht ist.
Ich sehe das etwas unkritisch, man sollte sich nur recht viel Zeit zum Maischen nehmen. Ich würde vielleicht 'warm' einmaischen und dann immer mal heisses Wasser zubrühen (="Bottichmaischen") um sowas wie eine aufsteigende Infusion hinzubekommen. Wenn man die Mengenverhältnisse beachtet und ein wenig rechnet, sollte man sogar ziemlich genau auf die gewünschten Temperaturen kommen. Da hatten die Altvorderen bestimmt auch so ihre Erfahrungen, auch wenn die das nich in °C sondern z.B. als "man bringe den dritten theil zum sieden und gebe ihn wieder in die maschkuffen zurück" ausgedrückt haben.

Viel Erfolg mit dem interessanten Experiment.

Grüße
Tino


____________________
Profil anzeigen Homepage besuchen Antwort 13
Newbie
Newbie


Beiträge: 9
Registriert: 27.8.2007
Status: Offline
Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 14.11.2007 um 10:12  
Ich denke auch, Brauen ohne Thermometer sollte schon gehen. Zumal unser erstes Bier, eines der bisher besten war obwohl wir beim Einmaischen (mangels Erfahrung diese Ceranplatte richtig zu regeln, mal tat sie ewig nix, dann ein dreh zu weit und die Temperatur raste unkontroliert nach oben) dermaßen oft deutlich über und unter die Temperatur kamen.
Mal schauen, denke den ersten Versuch starte ich aber lieber mal "konventionell". Was denkt ihr eigentlich, was an Malz und Hopfen gut wäre?
Ich denke mal Aromahopfen fällt raus, das sind ja alles Zuchtformen, gibt es überhaupt noch Hopfenarten zu kaufen, welche ganz grob einem Wildhopfen entsprechen (hätte noch eine ganze Menge Nordbrauhopfen da, den empfinde ich Geschmacklich als nicht so stark ausdifferenziert).
Auch beim Malz wurde ja mächtig gezüchtet, denkt ihr es ist Sinnvoll da einfach recht viele Arten (Pilsener, Münchener, Wiener) zu mischen um ungezüchtete Gerste zu immitieren?
Profil anzeigen Antwort 14
Posting Freak
Posting Freak

tinoquell
Beiträge: 1776
Registriert: 14.7.2004
Status: Offline
Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 14.11.2007 um 11:01  
Oí, oi, ihr wollt's aber ganz genau nehmen.

Ich denke, mit MüMa fahrt ihr am besten, weil es damals sicher noch keine so hellen Malze gab.
Und es muß auch ein gehöriger Schuß Rauchmalz mit 'rein (ich persönlich finde das aber ganz bääää). Damals wurde über offenem Feuer gedarrt, da war das Malz auf jeden Fall rauchig.

Ansonsten gibt es in den Reformhäusern inzwischen auch wieder Urgetreide wie Kamut, Emmer oder Waldstaudekorn, das sich zum Teil auch selbst mälzen läßt. Für Details zu diesen Getreidearten und zum Selbermälzen sucht mal etwas in diesem Forum.

Hopfen wächst in fast allen Gegenden in Deutschland auch wild, man weiß halt nur nicht, wie man den dosieren sollte. Auch dazu gibt's hier Hinweise unter dem Stichwort 'wilder Hopfen'. Nun ja, das Reinheitsgebot wurde auch erst nach 1300 erlassen, also kann man die Bitterung z.B. auch mit Kräutern wie Gundelrebe o.ä. machen.

Ich würde aber nicht gleich Kamutmalz mir Gundelrebe ansetzen und das dann wild vergären lassen, sondern 'Schritt für Schritt' experimentieren. Bedenkt, die Leute damals hatten bestimmt ein sehr kräftiges Verdauungssystem ....

Grüße
Tino


____________________
Profil anzeigen Homepage besuchen Antwort 15
Senior Member
Senior Member

GronkerLonker
Beiträge: 129
Registriert: 2.8.2007
Status: Offline
Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 15.11.2007 um 14:41  
Jup, seh ich genauso, zumal wie ja auch schon erwaehnt da sicherlich auch ne gehoerige Portion Erfahrung von Braumeister zu Braumeister weitergegeben wurde, die wir heute als Hobbybrauer nicht aufbauen koennen.
Zu der Grut (der Wuerzmischung, die man statt Hopfen benutzt hat) muss man noch sagen, dass man da vorsichtig sein sollte. Das angesprochene Birselkraut z.B. hat halluzinogene Wirkung und das kann bestimmt schnell gefaehrlich werden. Das erinnert mich an die Porter, von denen man hin und wieder liest, die zu Zeiten der Industrialisierung in England mit Drogen versetzt wurden :o . Deshalb ist dein Hopfenansatz sicher erstmal sicherer. Vielleicht kann man sich ja dann auch an eine Grutmischung herantasten...
Profil anzeigen Homepage besuchen Antwort 16
Newbie
Newbie


Beiträge: 9
Registriert: 27.8.2007
Status: Offline
Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 15.11.2007 um 20:25  
Man, man, schon wieder etwas an was ich nie gedacht hätte... aber mitdem Rauchmalz hast du natürlich recht Tinoquell.

Naja, denke ich versuche erstmal klein anzufangen und beim nächsten Sud (wird wohl 50:50 Pilsener und Münchenermalz, mit Nordbrauhopfen gehopft) einen Teil mit wilder Hefe zu vergären, eh ich da erstmal tausend Dinge bestelle, ewig für einen Testsud in der Küche stehe und das dann alles verdirbt weil die wilde Hefe nicht will (denke nämlich fast, dass ist eine der größten Hürde).
Zur Würzung wollte ich eh nur Hopfen nehmen, denn Hopfen gab es hier schon. Mag sein dass ich dann kein Durchschnittsbier braue, aber solange es Hopfenbiere gab (wird da sicher auch Leute gegeben haben die eben nur Hopfen nahmen) reicht mir das.

Mal schauen, wann ich zum Bestellen der Zutaten komme, bzw wann mein Mitbrauer sich mal entschieden hat was er bestellen will ;)
Denke Rauchmalz bestelle ich dann gleich mit, wir bestellen eh für mehrere Sude.
Profil anzeigen Antwort 17
       

 
  
 

Alle Logos und Warenzeichen auf dieser Seite sind Eigentum der jeweiligen Besitzer und Lizenzhalter.
Im übrigen gilt Haftungsausschluss. Weitere Details findest Du im Impressum.
Die Artikel sind geistiges Eigentum des/der jeweiligen Autoren,
alles andere © 1998 - 2022 by Hobbybrauer.de
Die Inhalte dieser Seite sind als RSS/RDF-Quelle verfügbar.
Die Website oder Teile daraus dürfen nicht ohne ausdrückliche Zustimmung von Michael Plum weiterverwendet werden.
© 2014 Michael Plum