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Board Index > > Off Topic Sektion für Schnickschnack > Alkoholgehalt des Bieres in Tschechien und der Geschichte |
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Newbie Beiträge: 9 Registriert: 27.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 9.11.2007 um 12:09 |
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Seit ich vor fünf Jahren auf Klassenfahrt (auf der Bier sogar offiziell
erlaubt war) in Prag war, bin ich überzeugt von deren Bier. Am ersten Tag
schmeckte es dünn, danach genial. Wir haben jeden Abend Bier getrunken und
es schien kaum möglich zu sein, von dem Zeug betrunken zu werden.
- Wird dort wirklich hauptsächlich leichteres Bier (Schankbier) getrunken?
Und ist es einfach nur dünner. Im Internet findet man, (zumindest ohne
Tschechisch zu können ) leider nur Infos zu den Exportprodukten der
großen Marken, welche Vollbier sind. Oder verwendet man auch traditionell
das Springmaischeverfahren?
Dann hörte ich öfter von Bekannten (ich selber bin ja erst 22, hab daher
keine „Eigenerfahrung“ wie sich unsere Bierkultur veränderte), dass es
früher (bis vor 20-30 Jahren) durchaus auch bei uns leichteres Bier gab.
Dafür spricht ja auch die Begriffe Schankbier und Einfachbier. Wäre unser
Biermarkt schon immer so vom Vollbier dominiert gewesen, hätte man ja kaum
so differenzierte Ausdrücke für nicht Vollbier.
- Wurde das Durchschnittsbier in den letzten Jahrzehnten wirklich stärker?
Wenn ja warum? Evtl. durch die Einführung der Alkoholangabe, durch die der
Konsument Bier mit wenig Alk, für weniger hochwertig hält?
Und dann zur eigentlichen Biergeschichte. Gibt es irgendwelche wirklich
gute Quellen dazu? Im Internet fand ich bisher nur Gelaber über das Bier
von Sumerern usw., dann Bier im Mittelalter war leichter und dann immer ein
dicker Absatz über das Reinheitsgebot, und das war es dann.
- Was mich im besonderen, interessieren würde, wäre die Entwicklung des
Alkoholgehaltes über die Geschichte hinweg, aber etwas exakter, als „im
Mittelalter gab man auch Kindern Bier, weil es ja so leicht war).
- Dann würde ich gerne mal ein authentisches Bier Anno 1300 brauen. Leider
findet man da auch keine richtigen Infos. Ich weiß nur dass es damals nur
obergärige Hefe gab, Hopfen in Europa schon existierte, sich aber noch
nicht gegen andere Würzungen durchgesetzt hatte und man wohl dem
Dreimaischverfahren ähnlich einmaischte (mangelsThermometer
Dann würde mich Bier des Mittelalters auch im Allgemeinen interessieren,
zum einen weil ich sehr an der Geschichte des Mittelalters interessiert bin
und zum anderen weil ich Freunden, welche Hobbymäßig Mittelalter (um 1300)
darstellen, gerne mal ein authentisches, norddeutsches Bier Anno 1300
brauen würde (hatte schon sehr gute Erfahrungen mit einem einfachen
obergärigen Gerstebier).
Zu letzteres fand ich bisher nur soviel, dass ich weiß dass man wohl mit
einem dem Dreimaischverfahren ähnlichem Verfahren einmaischte (mangels
Thermometer), das Hopfen um 1300 schon verwendet wurde, aber sich noch
lange nicht gegen andere Würzungen völlig durchgesetzt hatte und natürlich
das Obergärig gebraut wurde.
Ich hoffe, dass ich das richtige Board erwischt habe und dass es recht ist,
dass ich diese vielen Themen in einen Thread schrieb, weil sie ja alle
irgendwie verwand sind.
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Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
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erstellt am: 9.11.2007 um 15:27 |
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Hallo Simon,
herzlich willkommen hier im Forum. Hier bist Du goldrichtig, auch wenn Du
vielleicht nicht alles komplett schlüssig beantwortet bekommen wirst. Wir
sind schließlich auch nur Geschichts-Amateure
Zum tschechischen Bier:
ich bin ja ein bekennender Budweiser-Fan, seitdem ich vor gut 30 Jahren als
Schüler das Original getrunken habe. Daher weiß ich auch, dass zumindest
dieses Bier auch damals schon mit üblicher Stammwürze (~12%) gebraut
wurde.
Aber so generell kann man das sicher nicht sagen, da es in Tschechien
zumindest damals noch eine Unmenge Brauereien gab, deren Bier übrigens
immer besser als das ostdeutsche geschmeckt hat, das ich damals als
einzigen Vergleich hatte. Soweit ich mich erinnern kann, hatte aber keines
der tschechischen Biere, die ich je verkostet habe, weniger als 11%
Stammwürze.
Auch in Deutschland findest Du heute noch vereinzelt Schankbiere. Gerade
neulich habe ich mich mal fürchterlich im Regal vergriffen und ein Bier mit
2,8% Alkohol erwischt (Soweit ich mich erinnern kann, aus
Olbernhau/Erzgebirge). Wenn Du sowas mal gekostet hast, weißt Du ganz
sicher, warum sich Vollbier durchgesetzt hat ____________________ Gruß vom Berliner
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Antwort 1 |
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Senior Member Beiträge: 291 Registriert: 2.5.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 9.11.2007 um 16:17 |
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Unter http://www.beers.cz/pivovary.php finden sich alle
tschechischen Brauereien mit Ihren Gründungsdaten und sonstigen
interessanten Hinweisen. Leider jedoch auf tschechisch. Manches kann man
aber auch erahnen um was es geht
Rolf
PS Habe übrigens eine alten Bierdeckel (über 50 Jahre alt) mit dem Text.
Nach langen Dünnbierzeiten Gambrinus wieder lacht....
[Editiert am 9.11.2007 um 16:30 von Hankelbier]
____________________ Allseits Gut Sud. Und wer rastet der rostet noch lange nicht.
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Antwort 2 |
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Posting Freak Beiträge: 1784 Registriert: 27.3.2005 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 9.11.2007 um 18:06 |
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Nur am Rande. Ich habe mal gelesen, dass es in Amerika eine sehr gute und
florierende Brauwirtschaft gegeben hat, die durch die vielen Einwanderer
beeinflusst wurde (Iren, Engländer, Belgier etc.). Dann kam die Prohibition
und viele Brauereien mussten schließen. Nur die ganz großen überlebten
diese Zeit (Miller und Co. ) und konnten danach enorm expandieren.
Mittlerweile sind aber in Amerika die Microbreweries (Hausbrauereien) stark
im Kommen, die Amerikaner haben anscheinend doch noch Geschmack. Hier noch
ein Link dazu:
http://www.auswandern.us/bier.html____________________ Immer wenn man denkt das Niveau ist schon im Keller, kommt ein Bagger und
hebt noch 4 Etagen aus. (Oliver Kalkofe)
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Antwort 3 |
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Senior Member Beiträge: 169 Registriert: 7.11.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 9.11.2007 um 18:14 |
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Hallo Hausbrauer,
in tschechischen Gaststätten kenne ich vom Fass nur Biere mit 10 oder 11°
SW.
Viele kleine Brauereien sind dort vom Markt verschwunden oder geschluckt
worden.
Daher gibt es in tschechischen Märkten fast überall nur die gleichen
Sorten. Gambrinus,Radegast,
Pilsner,Budweiser usw.die mehr oder weniger trinkbar sind. Mir kommt das
wie Einheits-
bier von der Stange vor. In der Prager Gegend halte ich Krusovice hell
(svedly Pivo = helles Bier )für ein gutes Bier sowie Louny dunkel (Cerny
Pivo = Schwarzbier ) als Mädelsbier.
Wer direkt in Prag ist , sollte sich unbedingt das Pivovar (Brauerei) U
Fleku ansehen. Das
U Fleku ist eine ca.500 Jahre alte kleine Brauerei mit Gaststätte und
urigem Biergarten
im Hinterhof. http://www.ufleku.cz/de/
Noch was zur tschechischen Gastronomie:
Bei der Bestellung grob überschlagen, was gezahlt werden muss und möglichst
nix
nach Gewicht bestellen.( z. Bsp. Fisch ) Einmal soll meine Frau so ca. 1kg
Fisch gegessen
haben und diesen Sommer sollte ich 5x Beilage Knödel verdrückt haben nur
weil
ich 5 Scheiben Knödel auf meinem Teller hatte.
Gruß Guinness
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Antwort 4 |
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Senior Member Beiträge: 291 Registriert: 2.5.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 10.11.2007 um 12:38 |
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Ca 30 km Hinter Karlsbad Richtung Prag geht eine Straße nach Chyse
(Chiesch) ab. Dort ist seit ca 3-4 Jahren in den Räumen der 1938
aufgelassenen Schlossbrauerei Chiesch eine neue Kleinbrauerei Zamecky
Pivovar Chyse CZ 36453 Chyse Der Betreiber hat den selben Namen, wie der
Schlossbesitzer Graf von Lazansky. Es gibt helles und dunkles Bier. Dunkles
Bier gibts in Geschenkflaschen zum Mitnehmen. Das helle zum Mitnehmen war
nur in Plastikflaschen, darauf habe ich verzichtet.
Gastronomie ist dabei.
Ich bin in dieser Gegend 1-2x im Jahr, da meine Frau von dort stammt und
ich im ehemaligen Landkreis Luditz (Zlutice) Ahnenforschung betreibe.
http://chyse.com/pivovar.aspx
http://www.beers.cz/index.php?detail=10462&sekce=2
Herzlichst
Rolf
[Editiert am 10.11.2007 um 12:40 von Hankelbier]
____________________ Allseits Gut Sud. Und wer rastet der rostet noch lange nicht.
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Antwort 5 |
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Junior Member Beiträge: 10 Registriert: 9.11.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 10.11.2007 um 16:21 |
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Es ist sehr schwer, konkrete Angaben zu Bieren aus vergangenen
Jahrhunderten zu machen - einfach mangels schriftlicher Überlieferungen. Es
ist wohl bekannt, daß jede Menge Zeugs in das Bier reinkam (Eichenrinde,
Urin - gut für Hefe wenn steril, diverse Gewürze, etc.), aber so gut wie
gar nichts ist bekannt über Herstellungsmethoden.
Da Hefe noch nicht bekannt war, wurde der Sud einfach stehen gelassen, bis
er zu gären anfing. Das waren dann entweder brauchbare Bakterien (Hefen)
oder eben das, was heutzutage als Infektion bezeichnet wird. Aus diesem
Grunde wurde damals eben viel gebetet und gesegnet usw., es war einfach
nicht abzusehen, ob der Sud "gelingen" würde oder nicht. Um ein
"authentisches" mittelalteriches Bier zu brauen, wird dir wohl nichts
anderes übrig bleiben als deine Phantasie zu benutzen.
____________________ De gustibus non est disputandum. Es lebe das Reinheitsgebot.
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Antwort 6 |
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Junior Member Beiträge: 10 Registriert: 9.11.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 10.11.2007 um 16:29 |
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Zitat von emjay2812, am 9.11.2007 um
18:06 | Nur am Rande. Ich habe mal gelesen,
dass es in Amerika eine sehr gute und florierende Brauwirtschaft gegeben
hat, die durch die vielen Einwanderer beeinflusst wurde (Iren, Engländer,
Belgier etc.). Dann kam die Prohibition und viele Brauereien mussten
schließen. Nur die ganz großen überlebten diese Zeit (Miller und Co. ) und
konnten danach enorm expandieren. Mittlerweile sind aber in Amerika die
Microbreweries (Hausbrauereien) stark im Kommen, die Amerikaner haben
anscheinend doch noch Geschmack. Hier noch ein Link dazu:
http://www.auswandern.us/bier.html
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Ich arbeite als Brauer in einer Microbrewery hier in Kanada, und habe somit
leider auch sehr viel mit deinen gelobten amerikanischen Bieren zu tun. Die
meisten sind von einer erbärmlichen Qualität, und würden bei europäischen
Verbrauchern vollkommen durchfallen. Meistens orientieren sie sich an
englischen Bieren (Ales und Stouts), und werden in Rekordtempo (7 -8 Tage)
produziert. Weiterhin werden Chemikalien zum Brauen benutzt, die ich
bestimt NICHT in meinem Bier haben möchte! Ich trinke das "Bier" das ich
produzieren muß auch nicht selber..
Nicht alle "großen" Brauereien sind Sch..., bloß weil sie groß sind. Im
Gegenteil: es muß doch einen Grund geben, daß sie groß geworden sind -
vielleicht, weil das Bier einfach schmeckt??? ____________________ De gustibus non est disputandum. Es lebe das Reinheitsgebot.
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Antwort 7 |
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Gast
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erstellt am: 10.11.2007 um 20:24 |
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Wenn Brauereien versuchen mit ihren Produkten jedem Geschmack gerecht zu
werden, dann entstehen solche Biere, wie sie Anheuser & Busch, Miller ....
produzieren.
Grüße
Wolfgang
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Senior Member Beiträge: 129 Registriert: 2.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 13.11.2007 um 11:53 |
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Hallo Simon,
such mal auf http://tempus-vivit.de/ nach dem Thread "Bier - Braukunst
im Mittelalter". Das sind die ausfuehrlichsten Infos, die ich bisher
gefunden habe. Evtl. findest du da auch noch mehr beim stoebern.
Ein authentisches Bier nach 1300 zu brauen ist denk ich kaum moeglich,
zumal es ja kein Einheitsbier gab. In vielen Haushalten wurde Bier gebraut
(ich bin mir jetzt nicht sicher, ob es zu der Zeit noch so war, oder ob da
schon die Braurechtverwaltung um sich gegriffen hat).
Wenn du's ganz genau treiben willst, kannst du ja schauen ob du etwas ueber
die Region findest, die deine Freunde darstellen, aber das duerfte ein
Batzen an Recherchearbeit sein .
Ich selbst hab mich noch nicht an eine authentisches Bier getraut, weil ich
schon so recht selten zum brauen komme und das Ergebnis wie Andi schon
geschrieben hat doch sehr zufaellig waer.
Vielleicht haben sich auch damals in den Braustuben (ich hab mal gelesen,
dass es auch oft Backstuben waren) bestimmte Hefestaemme kultiviert, so
dass es schwer ist ein aehnlich vernuenftiges Ergebnis ohne Reinzuchthefe
hinzubekommen.
Als Verfahren wuerd ich auf jeden Fall auf die Dekoktion zurueckgreifen, da
man dort doch noch recht gut die benoetigten Temperaturen berechnen kann
und nicht so auf ein Thermometer angewiesen ist.
Naja, wuerde mich interessieren was herauskommt, wenn du dich daran
wagst.
Gruss
Robert
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Antwort 9 |
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Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
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erstellt am: 13.11.2007 um 12:16 |
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Simon, wende dich doch mal an Ladidel (http://www.ladidel.de). Dahinter
steckt Walter Simon, der seit Jahren in Franken und angrenzenden Landen
Brau-Events veranstaltet. Sein Motto ist "Zurück zum (ursprünglichen)
Bier", dabei setzt er auf überlieferte, urtümliche Methoden der Brauerei:
Sieden auf offenem Feuer, Läutern mit Stroh, Brauen in uralten
Gemäuern...
Er müsste sich eigentlich am besten in mittelalterlichen Braufragen
auskennen. Soweit ich gesehen habe, gibt es im November auch noch einige
VHS-Kurse mit ihm (http://www.ladidel.de/termineherbst.html). Wenn Du
teilnimmst, berichte bitte mal darüber, mich interessiert sein Ansatz auch
sehr.
____________________ Gruß vom Berliner
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Antwort 10 |
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Posting Freak Beiträge: 1784 Registriert: 27.3.2005 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 13.11.2007 um 16:38 |
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Ich denke jeder kennt den Spruch: "heute back ich, morgen brau ich!" Das
hat durchaus früher Bedeutung gehabt. Entweder man verwendete tatsächlich
auch Backhefe fürs Bier oder aber man braute das Bier in der Backstube, wo
ja meistens sehr viele gute Hefebakterien in der Luft waren. Ein
Experiement wäre also das Bier mit Backhefe oder noch interessanter mit
Sauerteig vergären zu lassen. Anstelle von Gerste könnte man auf Urgetreide
(Emmer, Dinkel, Einkorn) zurückgreifen, sofern man das irgendwo als Malz
erhält. Dinkelmalz gibt es aber soweit ich weiß schon zu kaufen. Hopfen,
wurde nicht unbedingt verwendet, zumindest nicht vor dem Reinheitsgebot.
Bilsenkraut war sehr beliebt (ist aber glaube ich giftig), ansonsten kam
auch schon mal Galle zum Einsatz. Ich würde hier beim Hopfen bleiben. Das
Verfahren war glaube ich nicht so kompliziert wie heute, ich denke die
Leute haben alles in einen Topf gegeben es sehr stark erhitzt (Kochen?) und
dann ruhen lassen.
Das hier sind alles Ideen von mir wie sich früher ein Brauvorgang
zugetragen haben könnte. Da ist nichts wirklich fundiertes (nur Halbwissen)
dabei!
____________________ Immer wenn man denkt das Niveau ist schon im Keller, kommt ein Bagger und
hebt noch 4 Etagen aus. (Oliver Kalkofe)
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Antwort 11 |
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Newbie Beiträge: 9 Registriert: 27.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 13.11.2007 um 16:58 |
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Erstmal danke für die Zahlreichen antworten. Mit meiner heutigen
Wahrnehmung zum Bier in Tschechien scheine ich wohl zu irren, schade
eigentlich.
Zitat von Berliner, am 9.11.2007 um
15:27 |
Auch in Deutschland findest Du heute noch vereinzelt Schankbiere. Gerade
neulich habe ich mich mal fürchterlich im Regal vergriffen und ein Bier mit
2,8% Alkohol erwischt (Soweit ich mich erinnern kann, aus
Olbernhau/Erzgebirge). Wenn Du sowas mal gekostet hast, weißt Du ganz
sicher, warum sich Vollbier durchgesetzt hat
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Das sehe ich doch irgendwie anders, von den
wenigen "Schankbieren" die ich bisher trank, war ich garnicht mal
abgeneigt, aber diese sind schwer zu bekommen und es existiert kaum eine
Sortenvielfalt. Ich habe auch schon einmal selber ein "Pils" (welches ja
eigentlich per Definition ein Vollbier ist) als Schankbier gebraut (aus den
Malzmengen für 20 Liter, Wassermenge für 30 Liter verwendet, wobei ich 500g
des Malzes durch Carahell ersetzt habe) und es ist garnicht so schlecht
geworden, die experimentelle Hopfung ist sehr grob und schlecht an die
stärke des Bieres angepasst, aber zu dünn schmeckt es nicht. Aber an der
Frage scheiden sich sicher auch die Geister.
Zum Historischen Bier, auf tempus vivit steht ja wirklich schonmal ne ganze
Menge, danke besonders für diesen Link.
Ich habe auch garnicht den Anspruch ein Bier zu brauen wie es damals
typisch war (denke dass wird nur mit Hopfen zum würzen auch nicht gehen
), mein optimalziel wäre es bereits, wenn ich ein Bier
zustande bringen würde, welches es in dieser Art überhaupt gab und selbst
"nur" ein Bier zu brauen welches es hätte geben können, wäre schon toll.
Zur spontanen vergärung hab ich mir auch schon den Kopf zerbrochen. Aber
ich bin mir mittlerweile auch fast sicher, dass die Vergärung nie wirklich
spontan war. Ich denke es war auch schon weit vor der Hefezucht üblich
einen Schluck eines gelungenen alten Sudes, in den Neuen zu geben. Sonst
wäre das brauen einfach viel zu oft schief gegangen. Wird in demTempus
vivit Text ja auch angedeutet.
Dann müsst man ja grundsätzlich nur solange mit Wildhefe versuchen, bis es
einmal klappt und diese Hefe gut hüten.
Wobei ich auch darüber nachdachte, einfach Backhefe zu nehmen und von Sud
zu Sud zu übernehmen, durch die Mutation entfernt sich diese dann ja von
der Zuchtform.
Die Verwendung von Thermometern und Uhren, hatte ich (erstmal) vor garnicht
so ernst zu nehmen, Hauptsache das Ergebnis stimmt ersteinmal vorläufig,
die Methode kann evtl ja später authentisch werden (schließlich ist die
größte Gefahr für jedes Projekt, dass man sich gleich zuviel vornimmt und
deswegen am Ende garnichts bei rauskommt). Wirklich realistisch ist eh nur
ein Bier welches einem MA Bier ähnlich ist, fürchte ich.
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Antwort 12 |
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Posting Freak Beiträge: 1776 Registriert: 14.7.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.11.2007 um 06:31 |
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Hallo!
Spontane Gärung:
Von Backhefe wurde hier schon mehrfach als gaaanz schlecht abgeraten. Ich
habe 'mal 2 Liter wild gären lassen, das Ergebnis war trinkbar, hat aber
ziemlich in Richtung Wein geschmeckt. Aber grundsätzlich o.k.
Anzunehmen, das in den Kellern der Klosterbrauereien immer Hefepilze
herumschwirrten, die sich von Sud zu Sud herüberretteten. Ich würde aber
bei soviel Arbeit, die ein Sud macht, schon richtige Hefe zugeben. Es wäre
schade drum. Ein paar Liter kann man ja mal abzweigen und wild probieren.
Merke: Der Brauer macht die Würze, die Hefe macht das Bier !
Ohne Thermometer:
Ich habe mal irgendwo gelesen, das "wenn der Lehrjunge mit dem Zeigefinger
gerade noch 2 große Kreise in der Maische ziehen kann" die richtige
Maischetemperatur erreicht ist.
Ich sehe das etwas unkritisch, man sollte sich nur recht viel Zeit zum
Maischen nehmen. Ich würde vielleicht 'warm' einmaischen und dann immer mal
heisses Wasser zubrühen (="Bottichmaischen") um sowas wie eine aufsteigende
Infusion hinzubekommen. Wenn man die Mengenverhältnisse beachtet und ein
wenig rechnet, sollte man sogar ziemlich genau auf die gewünschten
Temperaturen kommen. Da hatten die Altvorderen bestimmt auch so ihre
Erfahrungen, auch wenn die das nich in °C sondern z.B. als "man bringe den
dritten theil zum sieden und gebe ihn wieder in die maschkuffen zurück"
ausgedrückt haben.
Viel Erfolg mit dem interessanten Experiment.
Grüße
Tino
____________________
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Antwort 13 |
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Newbie Beiträge: 9 Registriert: 27.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.11.2007 um 10:12 |
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Ich denke auch, Brauen ohne Thermometer sollte schon gehen. Zumal unser
erstes Bier, eines der bisher besten war obwohl wir beim Einmaischen
(mangels Erfahrung diese Ceranplatte richtig zu regeln, mal tat sie ewig
nix, dann ein dreh zu weit und die Temperatur raste unkontroliert nach
oben) dermaßen oft deutlich über und unter die Temperatur kamen.
Mal schauen, denke den ersten Versuch starte ich aber lieber mal
"konventionell". Was denkt ihr eigentlich, was an Malz und Hopfen gut
wäre?
Ich denke mal Aromahopfen fällt raus, das sind ja alles Zuchtformen, gibt
es überhaupt noch Hopfenarten zu kaufen, welche ganz grob einem Wildhopfen
entsprechen (hätte noch eine ganze Menge Nordbrauhopfen da, den empfinde
ich Geschmacklich als nicht so stark ausdifferenziert).
Auch beim Malz wurde ja mächtig gezüchtet, denkt ihr es ist Sinnvoll da
einfach recht viele Arten (Pilsener, Münchener, Wiener) zu mischen um
ungezüchtete Gerste zu immitieren?
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Antwort 14 |
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Posting Freak Beiträge: 1776 Registriert: 14.7.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.11.2007 um 11:01 |
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Oí, oi, ihr wollt's aber ganz genau nehmen.
Ich denke, mit MüMa fahrt ihr am besten, weil es damals sicher noch keine
so hellen Malze gab.
Und es muß auch ein gehöriger Schuß Rauchmalz mit 'rein (ich persönlich
finde das aber ganz bääää). Damals wurde über offenem Feuer gedarrt, da
war das Malz auf jeden Fall rauchig.
Ansonsten gibt es in den Reformhäusern inzwischen auch wieder Urgetreide
wie Kamut, Emmer oder Waldstaudekorn, das sich zum Teil auch selbst mälzen
läßt. Für Details zu diesen Getreidearten und zum Selbermälzen sucht mal
etwas in diesem Forum.
Hopfen wächst in fast allen Gegenden in Deutschland auch wild, man weiß
halt nur nicht, wie man den dosieren sollte. Auch dazu gibt's hier Hinweise
unter dem Stichwort 'wilder Hopfen'. Nun ja, das Reinheitsgebot wurde auch
erst nach 1300 erlassen, also kann man die Bitterung z.B. auch mit Kräutern
wie Gundelrebe o.ä. machen.
Ich würde aber nicht gleich Kamutmalz mir Gundelrebe ansetzen und das dann
wild vergären lassen, sondern 'Schritt für Schritt' experimentieren.
Bedenkt, die Leute damals hatten bestimmt ein sehr kräftiges
Verdauungssystem ....
Grüße
Tino
____________________
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Antwort 15 |
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Senior Member Beiträge: 129 Registriert: 2.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 15.11.2007 um 14:41 |
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Jup, seh ich genauso, zumal wie ja auch schon erwaehnt da sicherlich auch
ne gehoerige Portion Erfahrung von Braumeister zu Braumeister weitergegeben
wurde, die wir heute als Hobbybrauer nicht aufbauen koennen.
Zu der Grut (der Wuerzmischung, die man statt Hopfen benutzt hat) muss man
noch sagen, dass man da vorsichtig sein sollte. Das angesprochene
Birselkraut z.B. hat halluzinogene Wirkung und das kann bestimmt schnell
gefaehrlich werden. Das erinnert mich an die Porter, von denen man hin und
wieder liest, die zu Zeiten der Industrialisierung in England mit Drogen
versetzt wurden . Deshalb ist dein Hopfenansatz sicher erstmal
sicherer. Vielleicht kann man sich ja dann auch an eine Grutmischung
herantasten...
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Antwort 16 |
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Newbie Beiträge: 9 Registriert: 27.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 15.11.2007 um 20:25 |
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Man, man, schon wieder etwas an was ich nie gedacht hätte... aber mitdem
Rauchmalz hast du natürlich recht Tinoquell.
Naja, denke ich versuche erstmal klein anzufangen und beim nächsten Sud
(wird wohl 50:50 Pilsener und Münchenermalz, mit Nordbrauhopfen gehopft)
einen Teil mit wilder Hefe zu vergären, eh ich da erstmal tausend Dinge
bestelle, ewig für einen Testsud in der Küche stehe und das dann alles
verdirbt weil die wilde Hefe nicht will (denke nämlich fast, dass ist eine
der größten Hürde).
Zur Würzung wollte ich eh nur Hopfen nehmen, denn Hopfen gab es hier schon.
Mag sein dass ich dann kein Durchschnittsbier braue, aber solange es
Hopfenbiere gab (wird da sicher auch Leute gegeben haben die eben nur
Hopfen nahmen) reicht mir das.
Mal schauen, wann ich zum Bestellen der Zutaten komme, bzw wann mein
Mitbrauer sich mal entschieden hat was er bestellen will
Denke Rauchmalz bestelle ich dann gleich mit, wir bestellen eh für mehrere
Sude.
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Antwort 17 |
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Board Index > > Off Topic Sektion für Schnickschnack > Alkoholgehalt des Bieres in Tschechien und der Geschichte |
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