Gast
|
|
erstellt am: 19.11.2007 um 21:02 |
|
|
Hallo,
nachdem ein früherer Versuch (siehe hier ) ziemlich in die Hose gegangen ist, wage
ich heute einen weiteren Versuch.
Als Schüttung nehme ich diesmal für ca. 10 Liter Bier 1600 g helles
Gerstenmalz, 400 g Roggenrohfrucht und noch 200 g Hafer.
Das Malz habe geschrotet wie immer, die 400 g Roggen etwas feiner. Dazu
kamen ca. 1 3/4 bis 2 Liter lauwarmes Wasser. Das ganze habe ich zu einem
Brei verrührt und auf 3 Kastenformen verteilt. Da in der 3. Kastenform
etwas zu wenig drin war, habe ich noch 200 g Haferflocken eingerührt.
Die Kastenformen habe ich mit Alufolie abgedeckt und in den Backofen
gestellt. Einstellung 65-70°C, Umluft, weil gleichmäßigere
Temperaturverteilung. Zeit mindestens 12 Stunden.
Wie ich morgen weiter verfahren werde, weiß ich noch nicht so genau. Ich
hoffe, dass die Enzyme noch so weit intakt sind, dass ich die Maische (die
Brote werden in ca. 6,5 -7 Liter Wasser eingemaischt) jodneutral bekomme.
Wenn nicht, muss ich mir was einfallen lassen. Entweder die Maische kochen
und noch Gerstenmalz zugeben oder Enzyme einsetzen.
Aber wir werden sehen.
Grüße
Wolfgang
|
|
Senior Member Beiträge: 231 Registriert: 20.4.2006 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 19.11.2007 um 21:49 |
|
|
klingt interessant, bin schon gespannt!
____________________ Man kann die Erkenntnisse der Medizin auf eine knappe Formel bringen:
Wasser, mäßig genossen, ist unschädlich.
|
|
Antwort 1 |
|
Gast
|
|
erstellt am: 20.11.2007 um 12:07 |
|
|
Hallo,
bin gerade beim Maischen. Nachdem ich die Brote (ist eher ein dickflüssiger
Brei; war etwas zu viel Wasser) 12 Stunden zwischen 63 und 71°C im Backofen
hatte, habe ich sie in 7 Liter Wasser kalt eingemaischt, auf 62°C
aufgeheizt und hier eine Rast von 1h gemacht, dann rauf auf 73°C, hier eine
Rast von momentan einer Stunde: leider keine Jodneutralität, sondern
deutlich violette Färbung. Das ist wirklich rätselhaft angesichts der
Temperaturen von 63-71°C im Backofen, wenn auch 12 Stunden.
Da werde ich wohl mit Enzymen etwas nachhelfen müssen: Ich nehme dazu
Glucoamylase, welche bei <60°C arbeitet. Mal sehen.
Grüße
Wolfgang
|
|
Gast
|
|
erstellt am: 20.11.2007 um 23:34 |
|
|
Hallo,
vor kurzem habe ich die Würze mit Tschech. Pilsner Hefe von Wyeast
angestellt.
Dass ich für die Jodneutralität mit Enzymen nachhelfen musste, kann ich mir
überhaupt nicht erklären. Kann es sein, dass ein Großteil der Enzyme durch
die 12-stündige Rast bei 63-71°C im Backofen kaputtgeht?
Mit der Glucoamylase (entspricht in etwa der beta-Amylase) habe ich
zunächst gar nichts erreicht. 1 Stunde Rast bei <60°C: tiefviolett. Da
fiel mir - zu spät- ein, dass ich erst die alpha-Amylase einsetzen muss.
Aber zunächst habe ich die Maische 15-20 Minuten gekocht, abkühlen lassen
auf 85-90°C, alpha-Amylase zugegeben und so lange Rast, bis jodneutral.
Abläutern, anschwänzen, Hopfenkochen, das Übliche.
Interessanter wäre natürlich ein historisches Brauen mit Bierbroten, wie es
ja z.B. die Sumerer und die alten Ägypter praktiziert haben.
Grüße
Wolfgang
|
|
Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
|
|
erstellt am: 21.11.2007 um 08:00 |
|
|
Wolfgang, ich vermute, dass den Enzymen einfach Wasser gefehlt hat. Deine
Brote sind ja sehr dickflüssig, eher Teig als Maische. Und wenn ich mich
richtig erinnere, funktionieren die Amylasen im Gegensatz zu den Glukanasen
in dünner Maische besser als in dicker.
____________________ Gruß vom Berliner
|
|
Antwort 4 |
|
Gast
|
|
erstellt am: 21.11.2007 um 18:12 |
|
|
Hallo Berliner, Zitat: | ich vermute, dass den Enzymen einfach Wasser gefehlt hat.
Deine Brote sind ja sehr dickflüssig, eher Teig als
Maische |
Da könntest Du recht haben, aber warum
bekam ich dann nach dem Einmaischen der Brote und den langen Rastzeiten bei
62°C und 73°C keine Jodneutralität hin. Das kann doch nur heißen, dass die
Enzyme massiv geschädigt wurden.
Grüße
Wolfgang
|
|
Posting Freak Beiträge: 1776 Registriert: 14.7.2004 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 21.11.2007 um 20:21 |
|
|
In der Tat sehr komisch,
ich hätte eigentlich auf eine weitestgehende Verzuckerung schon im Backofen
getippt.
@Wolfgang - die Frage ist bei dir eigentlich überflüssig; trotzdem - die
Backofentemperatur hast du mit einem Thermometer nachgemessen, oder ? In
den Broten ?
grübel, grübel ..
Tino
____________________
|
|
Antwort 6 |
|
Gast
|
|
erstellt am: 21.11.2007 um 20:28 |
|
|
Hallo Tino,
gemessen habe ich die Temperatur im Backofen, nicht in den Broten. Der
Backofen war so eingestellt, dass er bei ca. 63°C einschaltete und bei ca.
71°C ausschaltete. Folglich kann die Temperatur in den Broten nicht höher
gewesen sein.
Naja, wenigstens gabs beim Läutern keine Probleme und das Bier riecht schon
vielversprechend, aber wiederholen werde ich das ganze so wie ich es
durchgeführt habe nicht. Ein wirklich historisches Bierbrot aus Weizenmehl,
einmaischen und zum Gären bringen, das wäre eher reizvoll.
Grüße
Wolfgang
[Editiert am 21.11.2007 um 20:32 von Steinbrauer]
|
|
Senior Member Beiträge: 153 Registriert: 3.2.2005 Status: Offline
|
|
erstellt am: 21.11.2007 um 22:20 |
|
|
hallo zusammen,
das klingt ja ganz cool. Dann bin ich also nicht der einzige, der solche
unvernünftige Dinge macht.
Vor etwa 10 Wochen habe ich mal ein Bappir gemacht. Das ist ein Brot nach
sumerischem Rezept, das dann zur Bierherstellung verwendet werden kann.
Das Bappir habe ich wie folgt hergestellt:
1.4 kg Malz
450 Weizenmehl
570g Honig
geschrotetes Malz, Mehl und Honig zusammenfügen. Langsam Wasser zufügen und
kneten bis der Teig die Konsistenz eines Kuchenteigs hat. Auf Backblech mit
einer Dicke von 2,5 cm streichen. Bei 170° backen bis es aussen braun ist.
Nach dem Abkühlen in Würfel mit einer Kantenlänge von 4cm schneiden.
Nochmals bei 170° backen bis das Bappir hart ist. Abkühlen lassen.
Das verbröckelte Bappir wird gemischt mit 2 kg Malz eingemaischt.
ich vermute mal, dass die Enzyme aus dem Malz den Job mit der Verzuckerung
übernommen haben. Die im Bappir waren vermutlich nicht mehr sehr aktiv,
wenn sie den Prozess überhaupt überlebt haben.
Viele Grüsse
Mundi
|
|
Antwort 8 |
|
Junior Member Beiträge: 36 Registriert: 4.10.2006 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 22.11.2007 um 10:20 |
|
|
Hallo Mundi,
wie das Bier dann geschmeckt hat und ob sich der Aufwand "gelohnt" hat,
mußt Du uns dann aber noch verraten!
Gruß
Bernd
|
|
Antwort 9 |
|
Senior Member Beiträge: 153 Registriert: 3.2.2005 Status: Offline
|
|
erstellt am: 22.11.2007 um 10:33 |
|
|
hi Bernd,
das Bier ist sehr gut, allerdings ist es nicht Mainstream
Ich habe das Bier nur etwa 15 Minuten gekocht und auch nur sehr wenig
Hopfen reingeschmissen. Eigentlich nicht wegen dem Geschmack, sondern wegen
der antiseptischen Wirkung. Ziel war es ja auch, ein historisches Bier nach
den Ueberlieferungen der Sumerer zu brauen.
Optisch ist das Bier sehr gewöhnungsbedürftig, da es sich absolut nicht
klärt. Im Glas erinnert es eher an Eistee als an Bier.
Gruss
Mundi
|
|
Antwort 10 |
|
Gast
|
|
erstellt am: 7.12.2007 um 20:48 |
|
|
Hallo,
nochmal zu meinem neuerlichen Bierbrotversuch.
Das Bier schmeckt wirklich ausgezeichnet, obwohl es noch nicht allzulange
gelagert hat. Was mir nicht aus dem Kopf geht, ist die Tatsache, dass ich
die Maische nicht jodneutral bekommen habe. Weder im Backofen bei 63-71°C
noch beim Maischen. Dass es im Backofen nicht geklappt hat, kann darin
liegen, dass der Malz-Getreidebrei in den Kastenformen nicht bewegt wurde.
Aber dass dann beim Maischen (ohne den Zusatz von zusätzlichem Gerstenmalz)
keine Jodneutralität erreicht wurde, kann eigentlich nur heißen, dass die
Enzyme innerhalb der 12 Stunden im Backofen bei 63-71°C geschädigt wurde.
Jetzt habe ich eine Erklärung dafür, warum mit meinem selbst gemälztes
Gerstenmalz die Jodneutralität nicht erreiche...
Grüße
Wolfgang
|
|