Angeregt vom Beitrag über
Milchsäuregärung hier im Forum habe ich mich mal
wieder an so einer Säuerung versucht. Um dem wärmeliebenden
Lactobacillus delbrueckii den Vorzug zu geben, wollte ich es so
ähnlich wie eine Maischegärung machen, aber "ohne Maische". Denn Wolfgang
hat berichtet, daß die Enzyme bei einer pH-Absenkung auf 3,5-4 nicht mehr
zufriedenstellend arbeiten.
Also habe ich zunächst eine normale Maische gemacht.
Schüttung: 3500g Pilsener, 200g Cara dunkel II, 500g Mais Rohfrucht
Den Maisbruch habe ich zunächst in 4l kochendes Wasser gegeben und etwa
6min kochen lassen. Ich mußte da kurz weg, die Sache hat dann so 1 Stunde
nach Kochende gestanden, macht nichts, da quillt und verkleistert es
einfach weiter.
Restguß von 13l kaltem Wasser und das Malz war es so bei 39°C.
Rasten: 44°C 20min (Gummirast - sicher ist sicher!), 66°C 60min, 72°C bis
jodneutral (ca. 20min), Abläutern bei 76°C.
Nachguß: 18l Wasser + 4,5ml 80%ige Milchsäure (ich brauche
konstruktionsbedingt mehr Gußwasser als bei "Standardrezepten").
Pfannevoll bei 10,5% brix
Abkühlen lassen bis zum nächsten Morgen, dann etwa 80g ungeschrotenes
Pilsener Malz in ein Hopfensäckchen in die Würze und Thermostat am
Einkocher unter Thermometerkontrolle auf 48°C gestellt.
Interessant war jetzt der Verlauf des pH-Werts über die Zeit:
Start 5,1-5,2
1h45 5,45
3h00 5,53
... ab etwa 9 Stunden konnte ich den typischen Geruch wahrnehmen.
11:00 5,69 -- der Wert stieg also an, zum Schluß langsamer.
13:30 4,46 -- ziemlich flott gefallen!
16:00 4,11
...und seit dem bleibt er da, aktuell: 39:00 4,06
Interessant: die Dichte ist auf nur ~10,25% brix gefallen, weiß aber nicht,
ob die Milchsäure den Refraktometerwert beeinflußt.
...kann sein, daß der Thermostat mal knapp über 50°C geheizt hat und dabei
die Lactos hinüber sind. Vielleicht ist es auch so, daß einfach alle
Glucose verbraucht ist und die Maltose schwerer (gar nicht?) von diesen
Bakterien zu verarbeiten ist.
Jedenfalls möchte ich morgen früh die Würze vom Bakteriensumpf abhebern und
dann 1 Stunde Hopfenkochen und heiß ins Gärfaß.
Vielleicht ist es dann morgen Abend schon zum Anstellen bereit. Ich habe
eine Fermentis US-05 1x geführt, kenne die Hefe zwar noch nicht, das
Jungbier, das ich vorhin davon abfüllte, schmeckte aber schon nicht
schlecht, die Hefe scheint recht neutral zu vergären.
Nun eine Frage zur Hopfung: ich würde aus dem Bauch raus etwa für
weizenbierige 18EBU hopfen. Die echte Berliner Kindl ist ja nur ganz
schwach gehopft, und das
Belgische Sauerbier I aus der Datenbank zu
14EBU. Was meint Ihr? Sollte ich vielleicht Kindl-mäßig nur ganz kurz
kochen? Paßt Hopfenaroma dazu, soll ich also evt. vorderwürzehopfen oder
ein Aromagabe planen?
milchgesäuerte Grüße,
Uwe
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