Senior Member Beiträge: 116 Registriert: 19.12.2005 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.5.2007 um 06:43 |
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Habe die Ehre!
Ich möchte am Samstag neben meinem Weißbiersud noch einen ca. 25 l Probesud
"Berliner Weisse" (korrekt: Weißbier nach Berliner Art, gebraut in Wien)
machen.
Nun, das Maischen ist ja nicht das Problem (obwohl ich auch hier für
Ratschläge offen bin), aber die Gärführung bereitet mir Kopfzerbrechen.
Wann sollte die Milchsregärung stattfinden? Ich nehm´an vor der HG, da die
Lactobacillen auf Alk nicht so abfahren,oder
Kann auch parallel mit Hefen und Lactos "hauptgegoren" werden? - Wyeast
bietet ja Hefe mit zus. Lactobacillus delbrückii an
Hat jemnd schon Berliner Weisse gebraut?
Und: Ja, ich habe die Suchfunktion benutzt, aber der entsprechende Faden
war mir nicht Zielführend...
Gruß vom Donaustrand
Norbert
____________________ Reinheitsgebot für die Industrie! - Ich mach auch ohne gutes Bier!
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Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
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erstellt am: 16.5.2007 um 07:43 |
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Norbert, eigentlich hatte ich mir schon für das letzte Jahr vorgenommen,
mal meinem Forumsnamen die Ehre zu machen und Berliner Weiße zu brauen (Ich
darf sie ja so nennen, auch wenn mein Dorf erst seit 1921 zu Berlin zählt).
Leider gibt's seit letztem Jahr ja nur noch eine einzige Sorte Berliner
Weiße zu kaufen (von Berliner Kindl, gehört zu Oetker), denn Schultheiß hat
die Produktion 2006 eingestellt, nachdem Berliner Bürgerbräu schon früher
aufgegeben hat.
Bisher hat's aber noch nicht geklappt. Wir hatten voriges Jahr schon mal
darüber diskutiert, da müsste sich einiges über die Forumssuche finden
lassen. Soweit ich noch weiß, hat Uwe auch schon praktische Erfahrungen
gesammelt. Ich hab's mir für dieses Jahr fest vorgenommen. Wahrscheinlich
werd' ich's so wie damals besprochen mit einer selbstgezogenen
Milchsäurekultur probieren, die mit in die Hauptgärung kommt. Die
Milchsäure soll ja nur begrenzt zum Zuge kommen; ein bisschen Alkohol soll
die Hefe ja auch noch produzieren. Der Alkohol bremst dann die
Milchsäurebakterien zu einem bestimmten Zeitpunkt aus.
Es wird wahrscheinlich schwierig werden, das richtige Verhältnis
Hefe/Milchsäurebakterien zu treffen. Da muss man sicher experimentieren.
Auf deine Erfahrungen bin ich sehr gespannt ! Lass' unbedingt davon hören !
[Editiert am 16.5.2007 um 07:44 von Berliner]
____________________ Gruß vom Berliner
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Antwort 1 |
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Senior Member Beiträge: 116 Registriert: 19.12.2005 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.5.2007 um 08:35 |
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Zitat von Berliner, am 16.5.2007 um
07:43 | ...Der Alkohol bremst dann die
Milchsäurebakterien zu einem bestimmten Zeitpunkt aus.
Es wird wahrscheinlich schwierig werden, das richtige Verhältnis
Hefe/Milchsäurebakterien zu treffen. Da muss man sicher
experimentieren...
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Servus Berliner!
Ich werd wahrscheinlich die erwähnte Wyeast Hefe, die bereits einen Anteil
an Milchsrebakterien enthält verwenden. Denke, die Jungs von Wyeast haben
sich da sicher ein paar Gedanken bezüglich des richtigen Verhältnisses
Hefe:Lactobacillen gemacht.
Wie die auch schreibst, werden wahrscheinlich Hefe und Lb. parallel die
Würze verknuspern und irgendwann wird die Hefe die Lb. untern Tisch
gesoffen haben unter munter alleine weitergären...
mal schauen
Ich werd auf alle Fälle darüber Berichten.
Gruß aus Wien (wo die Donau weder schön, noch blau ist)
Norbert ____________________ Reinheitsgebot für die Industrie! - Ich mach auch ohne gutes Bier!
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Antwort 2 |
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 16.5.2007 um 18:38 |
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Hallo Norbert!
Ja, ich habe mal einen Versuch mit Milchsäuregärung gemacht, diesen aber
bislang nicht wiederholt, weil es sich nicht ergeben hat.
Im Narziß wird für die Gärung beim Berliner Weiße eine Mischung aus
Milchsäurebakterien und Hefe erwähnt. Die Gärung dauert trotz niedriger
Stammwürze wohl etwas länger, als erwartet, weil die Hefe durch die
Bakterien etwas gehemmt wird.
Dann gibts im Narziß noch ein Verfahren, wo die ungehopfte Würze zunächst
einer Milchsäuregärung unterzogen wird. Dann Hopfenkochen und schließlich
normal vergären.
Im Wheeler&Protz wird der Milchsäurestarter wie bei meinem Versuch
verwendet, dem gibt man dort ein paar Stunden Vorsprung, bevor die Hefe
zugegeben wird. Aus meinem Versuch damals würde ich sagen, daß der Starter
etwas länger laufen sollte (ich hatte damals nur 1 Tag gewartet, man kann
ihn auch 2 Tage stehen lassen). Und vielleicht vor der Hefegabe den
Milchsäurebakterien mehr Zeit geben, die sind einiges langsamer, als die
Hefe.
Das Gebiet ist recht interessant und man bekommt damit neben der Säure noch
zusätzliche Aromen von der Milchsäuregärung ins Bier, es ist also nicht
einfach nur ein "Ansäuern".
Der Einsatz einer Reinzucht mit Lactobazillen liefert da sicher auch wieder
andere Ergebnisse, denn der Milchsäurestarter mit blankem Malz bringt ja
einen Schwung ganz verschiedene Organismen mit ins Bier, das kann sicher
auch mal "nach hinten" losgehen und dürfte nicht gut reproduzierbare
Ergebnisse bringen. Das Problem hat man bei einer Reinzucht eher nicht.
Uwe ____________________
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Antwort 3 |
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Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
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erstellt am: 17.5.2007 um 08:46 |
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Uwe, welche Hefe hattest Du denn damals genommen ? Meinst Du, dass Irish
Ale geeignet wäre ?
____________________ Gruß vom Berliner
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Antwort 4 |
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 17.5.2007 um 10:33 |
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Hallo, Berliner!
Die Aufzeichnungen habe ich wohl verschmissen ,
aber nach dem Eintrag im Forum hatte ich eine gestrippte Weißbierhefe von
Schneider genommen. Nicht optimal, wenn es darum geht, die Komponenten
durch die Milchsäuregärung rauszuschmecken.
Mit der Irish Ale (1084?) habe ich noch nicht gearbeitet...
...weil mein letzter Versender mir einfach "Röstmalz" statt der gewünschten
"Röstgerste" eingepackt hat! Grrr!
...ich weiß also nicht, wie gut das wohl harmoniert.
Damals hat sich der Geschmack mit der Lagerung immer besser harmonisiert,
also eigentlich wie bei einem normalen Jungbier halt auch. Dazu treten
durch den Fortgang der Lagerung halt auch die Eigenarten der Weißbierhefe
immer mehr in den Hintergrund.
Ich plane aber einen Versuch mit einer 1007er, sofern sich die Agar-Hefe
reaktivieren läßt.
Uwe ____________________
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Antwort 5 |
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Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
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erstellt am: 26.5.2007 um 17:59 |
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Das Rezept habe ich jetzt soweit zusammen (75% Pils, 25% Weizen und etwas
Wiener, 8% StaWü, 3% Alk, 6,5 IBU, als Hefe Irish Ale (sicher nicht ganz
stilgerecht, habe ich aber gerade geerntet
)).
Aber bei der Säuerung bin ich immer noch nicht sicher.
Habe jetzt folgende Variante gelesen:
Maischen, Läutern und Hopfenkochen wie üblich, dann eine Handvoll Malz (auf
dem hoffentlich Milchsäurebakterien sind) in die abgekühlte Würze geben und
3-5 Tage säuern lassen. Dann nochmal kurz aufkochen zum Sterilisieren und
nach abkühlen wie üblich vergären. Hier spielt die Milchsäuregärung also
nur bei bzw. vor der Hauptgärung eine Rolle.
In anderen Quellen liest man, dass gerade die Nachgärung mit
Milchsäure gemacht werden soll. Das kann ich mir aber nicht vorstellen,
weil die Milchsäure ja angeblich empfindlich gegen Alkohol sein soll.
Außerdem könnte man dann ja nicht sterilisieren, sonst ist der Alkohol ja
futsch.
Ich werde die Würze wahrscheinlich aufteilen und verschiedene Varianten
ausprobieren. ____________________ Gruß vom Berliner
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Antwort 6 |
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Gast
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erstellt am: 26.5.2007 um 22:46 |
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Hallo Berliner,
Zitat: | dann eine Handvoll Malz
(auf dem hoffentlich Milchsäurebakterien sind) in die abgekühlte Würze
geben und 3-5 Tage säuern lassen. |
Ich habe
Bedenken, dass die Milchsäurebakterien, die sich sicher auf dem Malz
befinden - denn Sauermalz stelle ich ja auch so her - ausreichen, um die 20
Liter Würze zum (Milchsäure)gären zu bringen. Ich würde, wie man das bei
der Herstellung von Sauerteigbrot auch macht, erstmal eine gewisse Menge
Malz, sagen wir 500 g schroten, in warmem Wasser einweichen und bei ca.
43°C säuern. Diesen Ansatz zur Hauptmenge geben, auf ca. 42-43°C erwärmen
und säuern lassen.
Das sind jetzt nur Vorschläge von mir. Ich habe nur Erfahrungen im
Herstellen von Sauermalz.
Grüße
Wolfgang
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Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
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erstellt am: 27.5.2007 um 07:07 |
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Denke auch, dass das sicherer wäre. Frage ist, ob das Sterilisieren
(Aufkochen) nach der Milchsäuregärung vor Anstellen der Hefe wirklich nötig
ist. Einerseits kann man damit zwar die Milchsäuregärung definiert
abbrechen und braucht sich um das Verhältnis von Milchsäurebakterien und
Hefe keine allzu großen Gedanken machen.
Andererseits ist das ein ziemlichen Aufwand (umschlauchen, kochen,
kühlen).
Von der Temperaturführung her interessant wäre vielleicht auch die von Uwe
erwähnte Milchsäuregärung der ungehopften Würze, also Zugabe der
Milchsäurebakterien gleich nach dem Läutern. Da kann man das Sterilisieren
gleich mit dem Hopfenkochen verbinden. Der Vorteil relativiert sich
allerdings, weil man nach dem Läutern ja erstmal kühlen (allerdings nur auf
gute 40 Grad) und am Ende beim Hopfenkochen von Raumtemperatur aufheizen
muss.
Ist 42-43 Grad die Optimaltemperatur für die Milchsäuregärung ?
____________________ Gruß vom Berliner
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Antwort 8 |
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Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
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erstellt am: 2.6.2007 um 11:11 |
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Die letzten Tropfen vom Läutern der Weiße-Würze laufen gerade ( Rezept). Jetzt wird noch kurz aufgekocht und dann bei 45
Grad der Milchsäurestarter zugegeben. Der schmeckt übrigens schon
vielversprechend: leicht Malzig und schön sauer, von dem oft beschriebenen
unangenehmen oder stechenden Geruch oder Geschmack ist nichts zu spüren.
Ich denke, am Montag Abend kann ich dann Hopfenkochen und die Hefe
anstellen. Ich bin schon irre gespannt ! ____________________ Gruß vom Berliner
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Antwort 9 |
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Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
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erstellt am: 3.6.2007 um 09:54 |
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Gestern Nachmittag habe ich bei gut 45 Grad den Milchsäure-Starter
zugegeben. Heute vormittag ist schon eine zähe, weissliche Schicht auf der
Würze, und sie schmeckt auch schon deutlich sauer. Der Gruch ist immer noch
halbwegs angenehm, so wie man ihn vom Bodensatz der Weiße her kennt (oder
auch von sauer gewordenen Bierresten).
Ich denke, dass ich schon heute Nachmittag mit dem Hopfenkochen starten
kann. Das geht alles schneller und reibungsloser, als ich befürchtet habe.
Die Methode, die ungehopfte Würze zu säuern, hat auch den Vorteil, dass ich
keine Milchsäureinfektion an Gärbottich, Schläuchen oder anderem Material
befürchten muss, denn die Würze bleibt ja während der Säuerung im
Einkocher, und der wird dann beim Hopfenkochen gleich wieder desinfiziert.
Bei allen nachfolgenden Schritten sind die Bakteriennicht mehr aktiv, nur
die Säure bleibt übrig.
Mal sehen, wieviel der Säure beim Hopfenkochen verdunstet. Zwar hat
Milchsäure einen höheren Siedepunkt als Wasser (122 Grad), aber etwas wird
wohl trotzdem verschwinden. Das müsste man dann beim nächsten mal
berücksichtigen und entsprechend stärker säuern.
[Editiert am 3.6.2007 um 09:56 von Berliner]
____________________ Gruß vom Berliner
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Antwort 10 |
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 3.6.2007 um 22:04 |
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Hallo Jörg!
Sehr interessant, Deine Versuche! Sieht zwar so aus, als "unterhältst Du
Dich mit Dir selbst", aber wir lesen eifrig mit!
Wie kurz war "kurz aufkochen"?
Im Wheeler&Protz wird Berliner Kindl nach dem Hopfenkochen (nur 15min) mit
Milchsäurebakterien inoculiert, also eine gemeinsame Gärung von Bakterien
und Hefe im Ggs. zu dem Verfahren, das Du gewählt hast mit Hopfenkochen
nach der Milchsäuregärung.
Als Hinweis zur kurzen Kochzeit (15min) findet sich in dem Rezept: I am
not really sure of the technical reasoning behind this [kurze Kochzeit]: it
possibly has something to do with leaving protein in the beer to give the
souring micro-organisms something to chew on.
Ich weiß aber nicht, wie sehr die Milchsäurebakterien nun auf Eiweiße
erpicht sind.
...hmm, bei diesen Themen wäre eine Kategorie "Brautagebuch" (neudeutsch
"blog"?) vielleicht nicht schlecht. Quasi die Entwicklung eines Biers vom
Rezept bis zur Verkostung nach der Reife und ggf. darüber hinaus...
Irgendwie wäre das übersichtlicher, als es in einem der gängigen
Themenbereiche zu schreiben - nur ein Hirngespinst!
Das erforderte natürlich Disziplin ( "...ich werde darüber
berichten..." und meistens kommt dann nichts mehr, ist mir bestimmt
auch schon passiert! ), aber jemand, der ein etwas ungewöhnlicheres
Rezept nachbrauen möchte, müßte sich (zuerst) nicht aus verschiedenen
Forenartikeln die Informationen zusammensuchen - so er sie denn findet.
Weiterhin viel Erfolg!
Uwe ____________________
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Antwort 11 |
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Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
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erstellt am: 4.6.2007 um 07:16 |
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@Uwe:
Kurz aufkochen war so kurz, wie es mit dem Einkocher halt geht: sobald es
kräftig wallend gekocht hat, habe ich abgeschaltet. Bei der Trägheit des
Systems hat's also vielleicht 5-10 Minuten gekocht.
Gestern abend habe ich dann noch mit dem Hopfenkochen begonnen, nachdem ich
die Würze mal gekostet hatte: quietschsauer !
Mal sehen, ob die rund 24 Stunden nicht schon zuviel waren...
Hopfen-Kochzeit war 60 Minuten, Bittere soll nur 6,5 IBU werden, als nur
homöopatische Mengen von Hopfen.
Zum Hopfenkochen findet man auch sehr unterschiedliche Angaben. Oft wird,
wie Uwe schreibt, nur kurz gekocht, manchmal wird der Hopfen sogar schon
beim Maischen zugegeben - da kann man dann aber kaum Ausbeute erwarten.
Es ist übrigens keine gute Idee, gesäuerte Würze im Haus zu kochen. Meine
Frau rümpft immer noch die Nase über den allgegenwärtigen Geruch nach
bitterem Sauerkohl...
Heute morgen konnte ich die Hefe noch nicht anstellen, weil die Würze noch
fast 40 Grad warm war (habe diesmal nicht kühlen können). Stammwürze war
ca. 9%, muss also noch etwas verdünnt werden.
[Editiert am 5.6.2007 um 07:05 von Berliner]
____________________ Gruß vom Berliner
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Antwort 12 |
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Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
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erstellt am: 5.6.2007 um 07:05 |
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Gestern abend habe ich die Hefe bei ca. 23 Grad angestellt, nachdem ich auf
8% verdünnt hatte. Heute morgen hat's schon kräftig geblubbert - die Hefe
scheint das saure Milieu also nicht sehr zu stören, obwohl man liest, dass
die Gärung ob der Säure wohl etwas träger sein soll. Werden sehen !
____________________ Gruß vom Berliner
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Antwort 13 |
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Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
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erstellt am: 6.6.2007 um 17:29 |
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Nach zwei Tagen scheint die stürmische Gärung jetzt durch zu sein. Ich habe
die Hefedecke abgenommen - die hatte die Konsistenz und das Aussehen von
halb erstarrtem Bauschaum.
Das hatte ich so bis jetzt noch nicht, muss wohl an den Rückständen der
Milchsäuregärung liegen.
Der Restextrakt liegt jetzt bei ca. 3,5% (Alkohol damit bei gut 2%), ich
werde also noch ein, zwei Tage mit dem Abfüllen warten.
Die Probe habe ich natürlich auch verkostet und bin sehr zufrieden: ein
sehr klarer Geschmack in Richtung Zitrone mit ganz leichtem Hauch von
Hopfen, keine muffigen oder unangenehmen Nuancen. Die Farbe ist Hellgelb,
natürlich noch leicht trüb. Ich denke, das wird ein sehr leckeres
Sommerbier ! ____________________ Gruß vom Berliner
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Antwort 14 |
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Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
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erstellt am: 10.6.2007 um 11:39 |
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Gestern habe ich mit 2,5l Speise auf Flaschen gezogen bei 2% Restextrakt.
Gut 23l sind's geworden.
Verkostung: die Säure scheint mir etwas milder geworden zu sein. Ansonsten
sehr neutral und 'sauber'. Nach 3 Wochen Lagerung werde ich mal den
Vergleichstest mit der Kindl-Weißen machen.
____________________ Gruß vom Berliner
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Antwort 15 |
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Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
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erstellt am: 4.7.2007 um 07:14 |
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Nach gut drei Wochen Lagerung habe ich gestern verkostet und den Vergleich
mit der Berliner Weißen von Kindl gezogen.
Die Farbe stimmt gut: sehr hell (vielleicht 5 EBC), nur leicht trüb. Der
Schaum ist knapp, aber feinporig. Der CO2-Gehalt ist etwas gering, könnte
spritziger sein. Die Säure hat sich sehr gemildert. Sie ist zwar noch
deutlich zu spüren, aber geringer als beim Vorbild. Im Abgang ist eine sehr
leichte Hopfenbittere herauszuschmecken, die beim Vorbild nicht zu spüren
ist. Ich find's aber o.k. so.
Insgesamt ist meine Version nicht ganz so erfrischend wie das Kindl-Bier,
weil etwas CO2 fehlt und die Säure milder ist. Gut gekühlt mit wenig
Waldmeister ist's aber trotzdem ein nettes Sommerbier.
Beim nächsten mal werde ich die Säuerung also doch mindestens einen Tag
verlängern (war diesmal nur ein Tag) und etwas stärker karbonisieren.
Ansonsten hat sich die Methode, finde ich, gut bewährt, weil man die
Sauerei mit den Milchsäurebakterien gut im Griff hat.
____________________ Gruß vom Berliner
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Antwort 16 |
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 4.7.2007 um 12:56 |
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Hallo Jörg!
Mehr carbonisieren kannst Du ja vielleicht noch mit einem Spritzer starker
Glukoselösung (sofern schon auf Flaschen gezogen).
Dein Bericht erinnert mich an meinen einfachen Versuch mit
Milchsäurebakterien in der Gärung. Auch da war die Säure nur dezent zu
schmecken.
Es scheint sich dabei um gänzlich andere Bakterien zu handeln, als die
berühmt-berüchtigten Biester im Bierstein, die ja den ganzen Sud
ungenießbar sauer machen.
Interessant fände ich auch mal die Methode der "Maischesäuerung", die im
Wheeler&Protz beschrieben ist.
[aus dem Kopf]
Da wird die Maische für mehrere Tage auf ziemlich konstant 50°C gehalten,
weil das die optimale Temperatur für eine bestimmte Lactobacillus-Sorte
ist.
Durch die schon geringe Tätigkeit der Enzyme wird dabei auch langsam Zucker
für die Bakterien freigesetzt.
Über längere Zeit bei konstanter Temperatur, das verlangt natürlich nach
einer gewissen Automatisierung und da fehlt mir noch das Rührwerk dazu.
Wenn gewünscht, kann ich das Verfahren heute Abend mal nachlesen und
übersetzen.
Uwe
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Antwort 17 |
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Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
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erstellt am: 4.7.2007 um 19:30 |
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Uwe, aus welchem Buch genau zitierst Du ? Hört sich doch sehr interessant
an, würd' ich mir vielleicht auch besorgen. Amazon kennt - Brew Your Own British Real Ale: Recipes for More Than 100
Brand-Name Real Ales von Graham Wheeler und Roger Protz
- Brew Classic European Beers at Home von Graham Wheeler und Roger
Protz
- Brew Your Own British Real Ale at Home von Graham Wheeler und Roger
Protz
allerdings zu erheblichen Preisen (43 bzw. 85 €) ____________________ Gruß vom Berliner
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Antwort 18 |
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 4.7.2007 um 20:39 |
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Hallo Jörg!
Es ist das "Brew Classic European Beers At Home".
Aber Du lieber Himmel, das sind ja irre Preise! Offenbar ist es vergriffen
und das Buch wohl knapp im Markt.
Es ist die 2001er Ausgabe und ich hatte es Januar '06 ganz normal bei
amazon.de zu damals 14,95€ gekauft.
Es hat einen interessanten Anhang über gesäuerte Biere. Ich fasse mal das
Kapitel über die gesäuerte Maische kurz zusammen:
Es geht darum, das Milchsäurebakterium Lactobacillus delbrueckii in der
Maische zu fördern. Das Bakterium findet sich bereits auf normalem Malz, es
ist also quasi bereits in der Maische drin. Die Temperatur begünstigt wohl
den wärmeliebenden L. delbrueckii und unterdrückt andere Keime, wenn sie
längere Zeit dieser Temperatur ausgesetzt sind.
Das Bakterium braucht Glucose. Glücklicherweise findet bereits bei 50°C
eine langsame Verzuckerung statt, so ist es ausreichend, die Maische für
24-48h bei etwa dieser Temperatur zu halten, oder bis der pH-Wert auf 3,5-4
gefallen ist. Um sicher zu gehen, kann man ein paar Handvoll ungeschrotenes
Malz einrühren, da die Hitzeentwicklung beim Schrotvorgang bereits
ausreichen kann, die Bakterien zu schädigen.
Nach der Standzeit wird die Temperatur angehoben und ganz normal
gemaischt.
Variante: Manche Brauer halten erst eine Rast von etwa 20min bei 65°C um
eine ausreichende Verzuckerung für das Bakterium zu bekommen. Dann wird auf
50°C abgekühlt und ein paar Handvoll ungeschrotenes Malz untergerührt.
Standzeit, wie oben.
Leider gehen dabei (wg. der 65°C) die Proteasen zugrunde (Wheeler&Protz
sind sehr auf die Eiweißrast erpicht...).
Variante: im Heimbraubereich beliebt ist es, nur eine kleine Maischemenge
etwa 2 Tage vorzusäuern. Die Minimaische wird etwa 1h bei 65°C gerastet und
dann auf 50°C abgekühlt. Eine Handvoll ungeschrotenes Malz untergerührt und
für 48h gesäuert.
Die Hauptmaische startet bei 50°C und die gesäuerte Minimaische wird
eingebracht, das ganze wieder auf 50°C gebracht und so etwa 20min gehalten,
dann ganz normal die Maischarbeit begonnen.
Es wird noch erwähnt, daß so Mancherlei auf der säuernden Maische wächst.
Da L. delbrueckii anaerob arbeitet, empfehlen die Autoren ggf. die
Maischeoberfläche mit Kunststoffolie zu bedecken, bevorzugt wohl diese
Blasenfolie ("bubble wrap") und mehrlagig weil das noch gut isoliert.
Dann gibts noch die "inoculation", wo die saure Minimaische (komplett
verzuckert, oder aus Malzextrakt) zur Gärung gegeben wird. Das hatte ich
damals ausprobiert. Dabei hat man halt dann die Bakterien im Gärbehälter,
was bei meinem Versuch aber zu keinen Problemen geführt hat. Wie ja schon
gesagt, ist es mit dieser Methode eher schwierig eine ausreichende Säuerung
zu bekommen, im Ggs. wohl zur Bierstein-Infektion.
Angesichts dessen, daß das Buch vergriffen ist, wäre ich fast geneigt, Dir
als Interessiertem, die 10 Seiten über gesäuerte Biere scannertechnisch
abzuziehen (ums mal so konjunktivistisch wie möglich auszudrücken )
...
Uwe
[Editiert am 4.7.2007 um 20:43 von Uwe12]
____________________
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Antwort 19 |
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Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
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erstellt am: 5.7.2007 um 14:26 |
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Viele Wege führen nach Rom. Dieser (Säuerung schon beim Maischen) war mir
neu. Es scheint, dass man die Milchsäure zu beliebigen Zeitpunkten erzeugen
lassen kann: beim Maischen, zwischen Läutern und Hopfenkochen oder auch
zeitgleich mit der (alkoholischen) Gärung.
Offenbar baut sich die Säure aber bei Gärung und Lagerung teilweise ab, so
dass man kräftiger säuern muss, als eine Kostprobe ratsam erscheinen lässt.
Dieses Problem haben zumindest alle Verfahren, die die Milchsäurebakterien
durch Kochen abtöten.
Bleiben also zwei Varianten, das zu umgehen: entweder länger säuern lassen,
was aber wohl seine Grenze bei dem pH-Wert hat, den die Bakterien noch
vertragen, oder erst während der Gärung säuern, so dass die Bakterien am
Leben bleiben und den minimalen pH-Wert immer aufrechterhalten.
Das ist Stoff für die nächsten zwei Versuche.
____________________ Gruß vom Berliner
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Antwort 20 |
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 5.7.2007 um 14:39 |
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Wobei ich meine, mal was über den pH-Wert bei der Lagerung gelesen zu
haben.
Der pH scheint durch Ausscheidungen der Hefezellen im Geläger wieder
anzusteigen, was die abnehmende Säuerung erklären könnte.
Stand IMHO was im Narziß dazu, habe den natürlich nicht hier zur Hand
Uwe ____________________
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Antwort 21 |
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Gast
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erstellt am: 19.4.2008 um 23:00 |
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So eine Maischesäuerung mit 75% der Schüttung (nur helles Gerstenmalz) habe
ich gestern durchgeführt, eine Kochmaische durchgeführt, zur Abkühlung
weiter Wasser zugegeben und das restliche Malz dazu. Ich habe es nicht
geschafft, Jodneutralität zu erreichen und es war nicht nur eine leichte
Färbung, sondern fast schwarz. Die Heißtrubabscheidung ist und ist noch
eine Katastrophe.
Offenbar arbeiten die Enzyme bei den niedrigen pH-Werten nicht optimal.
Leider kann ich den pH-Wert nicht messen, aber um die 3,5-4 dürfte der
haben.
Grüße
Wolfgang
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Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
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erstellt am: 20.4.2008 um 10:30 |
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Ich hatte letztes Jahr Berliner Weiße gebraut und dabei die Säuerung erst
nach der Maische durchgeführt (3 Tage mit einem ca. einwöchigen Ansatz aus
Malz und warmem Wasser). Beim Hopfenkochen werden die Milchsäurebakterien
dann wieder unschädlich gemacht, sowohl im Bier als auch in der Pfanne. Ich
fand's so am praktischsten.
Die Hälfte des Suds habe ich übrigens aufgehoben, sie lagert jetzt schon
fast ein Jahr. Wenn die Temperaturen wieder etwas sommerlicher werden,
werde ich mal testen, ob die lange Lagerung der Weißen wirklich so gut
bekommt, wie man allenthalben liest.
____________________ Gruß vom Berliner
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Antwort 23 |
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Gast
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erstellt am: 20.4.2008 um 12:14 |
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Zitat: | Interessant fände ich
auch mal die Methode der "Maischesäuerung", die im Wheeler&Protz
beschrieben ist. |
Da würde mich natürlich
interessieren, was genau im Wheeler & Protz steht, wenn das offenbar nicht
zu funktionieren scheint.
Hallo Berliner,
ich denke so, wie Du es beschreibst, also Herstellung eines
Milchsäurestarters, Zugabe vor dem Hopfenkochen und säuern lassen.
Hallo Uwe (12), Zitat: | Wenn gewünscht, kann ich das Verfahren heute (Maischesäuerung
im Wheeler & Protz) Abend mal nachlesen und
übersetzen. |
Könntest Du mir das mal bitte per
email oder PM zuschicken, kann auch in Englisch sein. Hier im Forum
veröffentlichen geht natürlich auch. Schon mal herzlichen Dank.
Zitat von Berliner |
Der Starter sollte am Brautag trübe sein, etwas unangenehm
riechen
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Meine Familie meinte gestern, es würde
im ganzen Haus nach Kotze riechen
Grüße
Wolfgang
[Editiert am 20.4.2008 um 12:18 von Steinbrauer]
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