Member Beiträge: 54 Registriert: 10.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 30.6.2008 um 14:33 |
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Hallo zusammen,
ich braue in der Einkocherklasse mit Rührwerk.
Bei meinen letzten beiden Brautagen ist mir aufgefallen, dass beim
einmaischen und anschliesenden hochwärmen sich das Malz noch sehr am Boden
absetzt. Dann kommt es trotz Rührwerk zum Hitzestau. Es brennt leicht an.
Nach einer halben Stunde bis Stunde kann mein Rührwerk locker alles
wegrühren.
Meine Theorie: Bei möglichst hoher Temp. einmaischen und sofort eine lange
Rast, damit sich schon viele Bestandteile aus dem Malz lösen. Dann erst
weiterheitzen.
Aber wie weit kann man dieses Spiel treiben? Wie hoch sollte beim Pilz bzw.
Weizenbier die max. Einmaischtemp sein?
Was meint ihr?
Viele Grüsse
Eckerhart
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Posting Freak Beiträge: 881 Registriert: 2.9.2005 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 30.6.2008 um 15:17 |
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Hallo Eckerhart,
ich braue auch in der 20 Liter Klasse u. habe ähnliche Beobachtungen
gemacht wie du.
Bei mir springt am Anfang beim Aufheizen oft die Thermosicherung des
Einkochers an, was ich auf einen Wärmestau trotz Rührwerk zurückführe.
Ich machs jetzt so, dass ich bei meinen Bieren (außer Weizenbiere) alle bei
55° einmaische, allerdings mit 2-3 Liter weniger HG. Nach der Eiweisrast
schütte ich diese 2-3 Liter kochendes Wasser dazu u. erreiche somit sehr
schnell dann die Maltoserast. Zur Not heize ich mit dem Einkocher noch
etwas nach.
Gruß
Marvin
____________________ Dringe ma oiner?? Alla guuud!
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Antwort 1 |
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Gast
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erstellt am: 30.6.2008 um 18:12 |
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Hallo Eckerhart,
wenn Du nicht genügend rührst, dann brennt die Maische deswegen an, weil
noch überwiegend Stärke vorhanden ist. Erst wenn die Stärke sich allmählich
in kleinere Kohlenhydrateinheiten aufspaltet, brennt die Maische nicht mehr
so leicht an.
Obwohl ich per Hand rühre, brennt die Maische beim Aufheizen nicht an. Du
musst bei Deinem Rührwerk nur eine höhere Drehzahl, wenn möglich,
einstellen.
Bei Weizenbier maische ich bei 44-45°C ein, sonst fast immer bei 62°C, es
sei denn, was häufig vorkommt, ich maische kalt am Vortag ein.
Grüße
Wolfgang
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Senior Member Beiträge: 129 Registriert: 2.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.7.2008 um 13:20 |
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Jau, 62 Grad kann ich bestaetigen, die Temperatur geht dann eh noch mal ein
gutes Stueck runter. Ich mach nach dem Einmaischen auch gar keine
Eiweisrast mehr, weil die Malze ja heutzutage schon sehr gut geloest sein
sollen. Die Zeit in der ich dann die erste Dekoktionsmaische aufheize
sollte voellig ausreichend sein. Marvins Methode ist da auch sehr
interessant, ist ja im Prinzip ne Dekoktion mit Wasser anstatt
Kochmaische.
So mach ichs zumindest fuer meine dunklen Biere (andere hab ich noch nicht
gebraut).
Ein Anbrennen konnte ich dabei noch nicht beobachten, aber ich ruehre auch
per Hand.
Gruss
Robert
____________________
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Antwort 3 |
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Member Beiträge: 54 Registriert: 10.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.7.2008 um 14:25 |
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Hallo,
dann fasse ich zusammen:
Einmaischen bei 55-62°C und sofort 1. Rast.
Danach weiterheitzen und dabei viel rühren.
Aber warum beim Weizenbier die niedriegere Einmaischtemp.?
Grüsse an alle!
Eckerhart
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Antwort 4 |
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Senior Member Beiträge: 309 Registriert: 7.2.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.7.2008 um 14:27 |
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Hallo Eckhart.
Also anbrennen lassen sorgt nicht für eine bessere Lösung der Bestandteile
des Malzes. Bei den amerikanischen Hobbybrauern besteht eine Fraktion die
anfangs KLEINE Mengen Malz anbrennen/Karamelisieren lässt um dem Bier eine
gewisse Geschmacksnote zu geben. Ob das sinnvoll oder gut ist muss jeder
für sich selbst entscheiden.
Ausser bei Weizenbieren besteht heutzutage eine Tendenz bei über 60 Grad
einzumaischen um damit direkt bei der Maltoserast zu landen. Spart einiges
an Zeit ein. Aber auch hier gilt:
Watt dem een sin Ühl
es dem anner sin Nachtigal!
Einfach mal ausprobieren was Dir besser gefällt bzw. schmeckt!
Gruss
Cervejeiro ____________________ Jede Jeck ess anders, ävver jet jeck si'mer doch all
http://picasaweb.google.com/Kaesebrauer
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Antwort 5 |
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Senior Member Beiträge: 239 Registriert: 9.8.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.7.2008 um 14:31 |
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servus eckart,
habe mir sagen lassen das das bananenaroma beim weizen ausgeprägter in
erscheinung tritt wenn du bei niedrige temp. einmaischt.
lg
thomas
____________________ Die beste Möglichkeit, Träume zu verwirklichen, ist aufzuwachen.
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Antwort 6 |
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 1.7.2008 um 16:25 |
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Hallo,
deswegen maischt der Wolfgang, wie oben beschrieben, bei 44-45°C ein. Das
ist die sog. Ferulasäurerast, bei der bevorzugt die aromatischen
Verbindungen (z.B. das 4-Vinylguajacol) gebildet werden, aus denen dann die
Weizenbierhefen später dann diese wunderbaren fruchtigen (Banane, Pfirsich)
und gewürzigen (Nelke) Aromen produziert.
Außerdem weirden bei diesen Temperaturen die im Weizen bevorzugt
vorkommenden Gummistoffe (Glucane) abgebaut, die später beim Läutern schon
mal Probleme machen können.
Überspringt man diese Rast, dann erniedrigt sich das Aromapotential
deutlich.
Ciao
Michael
[Editiert am 1.7.2008 um 16:26 von tauroplu]
____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Gast
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erstellt am: 1.7.2008 um 18:39 |
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Genauer gesagt ist es so, wenn ich der Literatur trauen kann, dass bei der
Ferulasäurerast bei 44-45°C Ferulasäure freigesetzt wird, aus der dann die
Weizenbierhefe dieses 4-Vinyl-Guajacol baut.
Das Bananenaroma, dessen (Haupt)Geschmacksträger das Isoamylacetat ist,
bildet sich in der Hauptsache aus Glucose, welche erst noch durch ein
spezielles Maischverfahren (Hermann-Verfahren) aus Maltose mittels des
Enzyms Maltase (arbeitet bei ca. 44°C) gebildet werden muss.
Soweit die Theorie (und soweit ich sie verstanden habe, wobei ich chemische
Gleichungen, die die Vorgänge verdeutlichen würden, bisher vergeblich
gesucht habe), allerdings habe ich auch schon ohne das spezielle
Hermann-Verfahren anzuwenden das Bananenaroma in meinem Bier gehabt.
Glucane (Gummistoffe) kommen aus meiner Erfahrung heraus hauptsächlich in
Roggen bzw. Roggenmalz vor. Bei allen anderen Malzsorten muss man sich da
aus meiner Erfahrung heraus keinen Kopf zu machen. Außerdem leisten diese
"Gummistoffe" auch einen Beitrag zur Schaumstabilität.
Grüße
Wolfgang
[Editiert am 1.7.2008 um 18:42 von Steinbrauer]
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 1.7.2008 um 19:12 |
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...stimmt, stimmt, Wolfgang! Die Ferulasäure ist die Vorstufe des
4-Vinyl...usw.!
Danke für die Korrektur.
Gruß
Michael
[Editiert am 1.7.2008 um 19:13 von tauroplu]
____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Posting Freak Beiträge: 581 Registriert: 18.2.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.7.2008 um 21:10 |
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Hallo Brauer,
beim Einmaischen ist bei mir der Brenner an,
so dass die Heizleistung einen zusätzlichen Auftrieb des Brauwassers
bewirkt.
Ich fange bei 55 Grad mit Einmaischen an und bei 60-62 Grad zur ersten Rast
ist das Einmaischen beendet, das Malz wird nach und nach eingemaischt, also
nicht alles auf einmal.
Das würde mein Rührwerk nicht schaffen!
Wenn das Malz nicht gut geschrotet wurde, Mehlkörper nicht aus dem Korn
geschrotet ist und das Korn noch zu "ganz" ist, dann fallen die Körner auch
zu schnell auf den Boden des Maischebottich und es kann ebenfalls zu einem
Hitzestau kommen bzw. das Rührwerk schafft keinen Auftrieb der Maische.
Viele Grüße burgi ____________________ Schade dass man Bier nicht ficken kann
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Antwort 10 |
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 1.7.2008 um 21:15 |
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Narziß erwähnt (Kap. 2.3.1, Theorie des Maischens), daß bei der
Arbeit der beiden Amylasen auch Glucose zu 5-7% gebildet wird.
Die Maltase findet bei einer normalen Maische ja kaum Maltose zur Spaltung
vor.
Und dann gibts auch noch die Saccharase, die bis 67°C Saccharose in Glucose
und Fructose spaltet.
In einer "normalen" Maische hat man somit auch etwas Glucose
( Angärzucker) vorliegen.
Mein letztes Weizenbier mit der 3333 hat leider praktisch gar keine
"Banane" freigesetzt.
Na, mal schauen, was draus wird.
Uwe ____________________
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Antwort 11 |
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Senior Member Beiträge: 441 Registriert: 7.11.2005 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.7.2008 um 23:38 |
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Zur Banane braucht man das Hermannsche Verfahren nicht unbedingt. Es wurde
ja auch nur entwickelt um in hohen ZKGs, wo die Esterbildung generell
unterdrueckt wird, auch fruchtige Weizen zu brauen.
Uwe, bei welcher Temperatur hast du denn gegaert? Ich hab vor einigen
Wochen mal ein Weissbierexperiment mit verschiedenen hefen abgefuellt, und
die WY3068 und WY3333 waren wie Bananensaft. Eingemaischt hatte ich bei 55
fuer diese Biere. Aber nach einigen Wochen in der Flasche war da nichts
mehr davon da.
Kai ____________________ braukaiser.com
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Antwort 12 |
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 2.7.2008 um 06:59 |
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Hallo Kai!
Ah, interessant das "warum" des Hermann-Verfahrens!
Gärung war halt bei Raumtemperatur die letzten 2 Wochen, da waren Tage
unter und über 20°C dabei.
Gab auch ordentliche Kräusen, aber nie ein Fitzelchen Banane.
Habe auch nur mit der Hefe aus dem gestarteten Beutel angestellt, ist
trotzdem willig angegangen.
Vielleicht gibts beim nächsten Weizen, jetzt mit viel mehr 3333er Hefe,
Banane zu erschnüffeln.
Lagerungsstabil ist das Bananen-Aroma aber erfahrungsgemäß nicht, man kann
das Weizen höchstens recht frisch genießen, wenn man was davon haben
will.
Uwe ____________________
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Antwort 13 |
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Gast
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erstellt am: 2.7.2008 um 13:27 |
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Hallo Kai, Zitat: | Es wurde ja auch nur entwickelt um in hohen ZKGs, wo die
Esterbildung generell unterdrueckt wird, auch fruchtige Weizen zu
brauen. |
Da muss ich Dich korrigieren. In erster
Linie geht es beim Herrmann-Verfahren um die Erzeugung von möglichst viel
Glucose, Ausgangssubstanz für die Bildung der Bananenester Isoamylacetat
und Ethylacetat, siehe hier: http://www.hausgebraut.de/html/weissbier.html#10
Grüße
Wolfgang
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Senior Member Beiträge: 441 Registriert: 7.11.2005 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 2.7.2008 um 13:28 |
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Shau doch mal hier: http://deposit.d-nb.de/cgi-bin/dokserv?idn=978186087&dok_va
r=d1&dok_ext=pdf&filename=978186087.pdf
Das ist dem Hermann seine Dissertation. Ich finde das es die beste
Wissenschaftliche Veroffentlichung ueber Weissbier brauen is und man auch
als Hobbybrauer sehr viel lernen kann. Er geht auch auf das "Warum" ein und
sagt, dass es fuer offene Gaerbottiche keinen Sinn macht, weil zu viel
Ester gebildet werden.
Zitat: | Habe auch nur mit der
Hefe aus dem gestarteten Beutel angestellt, ist trotzdem willig
angegangen.
Vielleicht gibts beim nächsten Weizen, jetzt mit viel mehr 3333er Hefe,
Banane zu erschnüffeln. |
In der Literatur gits sehr verschiedene Ansichten ueber Anstellmenge und
Esterentwicklung. Die meisten wissenschaftlichen und kommerziellen Autoren
sagen dass die Esterentwicklung mit steigender Anstellmenge zunimmt, aber
fast alle Hobbybrauautoren und Hobbybrauer behaupten das Gegenteil. Hab mal
versucht en Experiment dahingehend durchzufuehren, aber die Hefe hat kaum
ester entwickelt.
Fuer das Experiment wo ich die Banane bekommen habe, hatte ich 35ml suppige
Hefe auf 3L angestellt. Das sind etwa 1.1 l suppige Hefe auf 1 hl. Mit dem
Beutel und einem 20L sud kommst Du auf vielleich auf 0.5 l suppige Hefe auf
1 hl. Vielleicht was das ja die Ursache. Ich muss das Ester-Experiment noch
einmal wiederholen. Vielleicht ist die WY3333 ja ein besserer Kandidat.
Kai
[Editiert am 2.7.2008 um 13:29 von Kai]
____________________ braukaiser.com
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Antwort 15 |
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