Die Deutschen trinken lieber billig.
Dies zeigt die Rangliste der beliebtesten Biermarken. Zulegen konnte 2008
Hasseröder, das im Norden vergleichsweise preiswert ist. Und das Billigbier
von Oettinger steht weiter an erster Stelle. Hart trifft die Branche die
sinkende Lust der Deutschen aufs Bier.
Der Bierverbrauch in Deutschland ist 2008 erneut gesunken. Der Deutsche
Brauer-Bund (DBB) schätzt das Minus im vergangenen Jahr auf gut zwei
Prozent. Damit fällt der Pro-Kopf-Verbrauch um 2,2 Liter auf 109,5 Liter.
"Die Lust der Deutschen auf Bier lässt weiter nach", sagte Peter Hahn, der
Geschäftsführer des Brauereiverbandes, WELT ONLINE.
Hahn begründete den Rückgang mit der demografischen Entwicklung,
veränderten Trinkgewohnheiten bei den jüngeren Generationen sowie mit dem
Rauchverbot, durch das allein der Fassbierabsatz in der Gastronomie im
abgelaufenen Jahr um durchschnittlich 20 bis 25 Prozent eingebrochen ist.
Zudem habe auch die Wirtschafts- und Finanzkrise zu dem schwachen Ergebnis
beigetragen.
Nachdem das Minus von Januar bis Oktober lediglich bei knapp einem Prozent
lag, ging der Absatz im November und Dezember nochmals richtig zurück. "Dem
Markt sind in den letzten Wochen erhebliche Mengen verloren gegangen, weil
die Verbraucher schlichtweg verzichtet haben", sagte Ulrich Biene von der
Privatbrauerei Veltins. Die Sauerländer zeigen sich mit dem abgelaufenen
Jahr dennoch zufrieden. Zwar bestätigte Biene für Veltins ein Absatzminus
von gut einem Prozent auf 2,6 Millionen Hektoliter. "Damit liegen wir aber
noch deutlich über dem Durchschnitt."
Anders Warsteiner: Auf fast sieben Prozent schätzen Branchenexperten den
Rückgang im Jahr 2008. Damit würde die Brauerei, die jüngst wegen
Umstrukturierungen im Vertrieb fast 30 Außendienstler und Bezirksdirektoren
betriebsbedingt gekündigt hat, sogar unter die Grenze von drei Mio.
Hektolitern fallen. Schlechter schnitten unter den 15 stärksten Marken in
Deutschland nur König und Holsten ab, die laut Marken-Ranking von
Getränke-Inside jeweils rund acht Prozent an Menge verloren.
Besonders billiges Angebot bringt Zuwachs beim Austoß
Zulegen konnte dagegen Hasseröder, das in Norddeutschland für 8,88 Euro pro
Kasten besonders billig angeboten wurde. Bei Becks's zahlten sich
Innovationen wie das durchsichtige Biermischgetränk Beck's Ice aus.
Besonders wuchsen Weizenbiere wie Paulaner, Erdinger und Franziskaner. "Im
Süden war die Biergartensaison besonders gut", sagte Ulrich Biene und
begründete so das Wachstum der Weizenbiere. Andere regionale Sorten dagegen
konnten sich dem allgemeinen Trend nicht entziehen. Kölsch verlor rund drei
Prozent, die Düsseldorfer Spezialität Alt sogar mehr als acht Prozent.
Besserung ist offenbar nicht in Sicht. "Für 2009 bin ich für den
Gesamtmarkt ebenfalls pessimistisch", sagte Hahn. Ohnehin werde sich die
Branche auf dauerhaft rückläufige Konsumzahlen einstellen müssen. Das
jährliche Minus schätzte Hahn dabei auf durchschnittlich ein bis zwei
Prozent. "Die Zeiten, als jeder Deutsche wie Mitte der 70er-Jahre mehr als
150 Liter Bier im Jahr getrunken hat, sind endgültig vorbei", sagte er.
Der andauernde Absatzrückgang wird sich nach Ansicht des Verbandes auch auf
die Brauereienvielfalt in Deutschland auswirken. "Der Konsolidierungsdruck
in der Bierbranche steigt", sagte Hahn. Vor allem der Masse der kleinen und
mittleren unter den bundesweit fast 1300 Braustätten stünden schwierige
Zeiten bevor. "Übernahmen und Zusammenschlüsse werden zunehmen. Und dabei
gibt es eine noch stärkere Konzentration auf die großen Braugruppen",
prognostizierte der Lobbyist. Preissteigerungen wie im vergangenen Jahr
hält er derzeit für unwahrscheinlich.
Tatsächlich sind die großen Brauer Übernahmen gegenüber aufgeschlossen.
Radeberger etwa machte in den vergangenen Monaten nie einen Hehl aus seinen
Zukaufplänen. "Wir wollen Treiber im Konsolidierungsprozess sein und suchen
immer nach passenden Ergänzungen", sagte Ulrich Kallmeyer, der Vorsitzende
der Geschäftsführung von Deutschlands größter Brauereigruppe, zu der Marken
wie Radeberger, Jever und Schöfferhofer gehören.
Durch die Akquisitionen will Radeberger seinen Marktanteil von derzeit 15
Prozent auf mindestens 20 Prozent steigern. Aktuell wird spekuliert, dass
die Oetker-Tochter für rund eine Milliarde Euro die Deutschland-Aktivitäten
von Inbev übernehmen will. Zum Portfolio des belgisch-brasilianischen
Konzerns gehören unter anderem die Marken Beck's, Hasseröder, Franziskaner
und Diebels.
Quelle:
http://www.welt.de/wirtschaft/article3003293/Das-sind-die-Lie
blingsbiere-der-Deutschen.html