Senior Member Beiträge: 309 Registriert: 7.2.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 25.3.2009 um 20:47 |
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Hallo Hobbybrauer.
Letzte Woche habe ich mit meinem Braupartner die Mälzerei "Malteria do
Vale" in Taubaté besucht. Wir haben einige Fotos gemacht und ich dachte es
wäre auch für Euch interessant das hier zu posten!
Schon am Eingang bekommt man ein Gefühl für die Dimension dieser Mälzerei,
12 Silos a 5000t für Malz.
In brasilianischen Mälzereien wird ausschliesslich "Pilsner"-Malz und
keinerlei Spezialmalz hergestellt. Das liegt am brasilianischen Konsumenten
der so gut wie ausschliesslich "tipo Pilsen" bei 0-2°C trinkt. Dieses
"alkoholisierte Erfrischungetränk" wird mit grossem Marketingaufwand
abgesetzt. Erst in den letzten Jahren begann ein zaghaftes Erscheinen von
anderen Bieren (mit Geschmack). Aus diesem Grund gibt es einfach keinen
Markt für Spezialmalze, der eine Investition rechtfertigen würde.
Der geschätzte Jahresverbrauch dieses "Pilsner-Malzes" liegt bei ca.
1.500.000 Tonnen, wovon Brasilien selbst nur ca. ein Drittel produziert,
der Rest wird importiert.
Hier ein Bild der Prozesseinheit der Mälzerei. Sie ist nach dem Turmprinzip
aufgebaut und erfolgt von oben nach unten. Das silberne Rohr, dass oben in
den Turm rein geht ist die Förderleitung für die Gerste. Die Gerste wird
mit Wasser vermischt und unter Druck in die obere Einheit gepumpt. Die
Einheiten fürs Keimen liegen dann darunter und man nutzt die Gravitation
zum weiteren Transport aus.
Nach jede Menge Treppen steigen sind wir oben angekommen. Am linken
Bildrand erkennt man das eben erwähnte "Gersterohr".
Der Wasserverbrauch de Mälzerei ist hier mit eigenen Brunnen nicht zu
bewältigen. Man hat die Nutzungsrechte eines Stausees in den Bergen (Serra
da Mantiqueira) erworben und führt das Wasser aus den Bergen aus ca. 35km
Entfernung heran.
Die obere Einheit (Weichen) wurde gerade entleert, die nasse Gerste wird
durch das sich in der Mitte befindende Loch nach unten in die nächste
Einheit (Keimen) "geschaufelt".
Und da sind wir auch schon in der nächster Einheit, ausgeprägter Geruch
nach grünen Gurken macht sich bemerkbar.
Die Dimension dieser Anlage kann erst jetzt richtig ausmachen, Paulo Cesar
erklärt uns etliche Einzelheiten. Der Durchmesser der Wanne ist 20m!
Die Mälzerei arbeitet mit kontinuierlicher Produktion. Eine leergeräumte
Produktionseinheit wird sofort mit dem nächsten Los befüllt. So kommt man
auf einen Ausstoss von 400t alle 36 Stunden.
Uns hat der Besuch sehr viel gebracht und nach soviel dazu gelernten schaut
man das Endprodukt doch mit ganz anderen Augen an!!
Gruss
Cervejeiro
[Editiert am 25.3.2009 um 20:49 von Cervejeiro]
____________________ Jede Jeck ess anders, ävver jet jeck si'mer doch all
http://picasaweb.google.com/Kaesebrauer
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Posting Freak Beiträge: 1905 Registriert: 7.12.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 26.3.2009 um 00:37 |
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Hallo Cervejeiro,
vielen Dank für diesen interssanten Beitrag. Es ist immer schön zusehn und
auch hören das vieles in der Welt doch nach dem gleichen Prinzip gemacht
wird.
Allses Gute,
Jörg
P.s.: noch zu Deiner Unterschrift: ich kenn den Satz als 'jeder Jeck is
angers jeck'
[Editiert am 26.3.2009 um 00:37 von Biermann]
____________________ Ich braue Hoppesäcker Ur-biere nach dem Hoppesäcker Reinheitsgebot von
AD512 (Dokument ging leider verloren).
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Antwort 1 |
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 26.3.2009 um 08:15 |
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Hallo, Cervejeiro,
coole Bild Reportage! Vielen Dank! Ich wußte gar nicht, daß in Brasilien so
viel Bier getrunken wird (400 t alle 36h !!!). Andererseits ist es ja auch
mächtig warm bei Euch, da kriegt man nun wohl auch schnell richtig
Durst!
Stellen die denn nur Pilsner Malz her oder auch andere Sorten?
Viele Grüße
Michael
____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Posting Freak Beiträge: 2175 Registriert: 9.11.2005 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 26.3.2009 um 09:07 |
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Zitat: | Stellen die denn nur
Pilsner Malz her oder auch andere Sorten? |
Guckst Du hier
Zitat: | In brasilianischen
Mälzereien wird ausschliesslich "Pilsner"-Malz und keinerlei Spezialmalz
hergestellt. Das liegt am brasilianischen Konsumenten der so gut wie
ausschliesslich "tipo Pilsen" bei 0-2°C trinkt. Dieses "alkoholisierte
Erfrischungetränk" wird mit grossem Marketingaufwand abgesetzt. Erst in den
letzten Jahren begann ein zaghaftes Erscheinen von anderen Bieren (mit
Geschmack). Aus diesem Grund gibt es einfach keinen Markt für Spezialmalze,
der eine Investition rechtfertigen würde. |
VG, Markus
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Antwort 3 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 26.3.2009 um 09:10 |
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Ich habe einige Zeit in Argentinien verbracht und auch den einen oder
anderen Abstecher nach Brasilien gemacht.
Die Biere dort sind was ganz anderes, die würde hier keiner freiwillig
trinken.
Wenn man aber bei 35°C ein eiskaltes Quilmes zu einem leckeren bife oder
lomito trinkt, dann hat das aber schon auch was für sich.
Man muss das wirklich mit den klimatischen Bedingungen im Zusammenhang
sehen, ein Märzen oder gar Bockbier wäre da eher fehl am Platz.
Stefan
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Antwort 4 |
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 26.3.2009 um 10:07 |
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Huch...uiuiuiiiii...ich bin aber auch dusselig sorry...vielen Dank für den Hinweis, Markus! Wer
lesen kann, ist halt immer noch im Vorteil...
Ich brauch `nen Kaffee!!!!
Ciao
Michael ____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Senior Member Beiträge: 309 Registriert: 7.2.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 26.3.2009 um 14:49 |
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Zitat von Boludo, am 26.3.2009 um
09:10 |
Wenn man aber bei 35°C ein eiskaltes Quilmes zu einem leckeren bife oder
lomito trinkt, dann hat das aber schon auch was für sich.
Man muss das wirklich mit den klimatischen Bedingungen im Zusammenhang
sehen, ein Märzen oder gar Bockbier wäre da eher fehl am Platz.
Stefan
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Hallo Stefan.
In diesem Punkt hast Du sicherlich Recht.
Allerdings ist es hier nicht permanent 35°C, im Süden und Südwesten wird es
im Winter schon ganz klapprig kalt.
Variation wäre also durchaus denkbar, ist aber nicht. Das meinte ich mit
dem riesigen Marketingaufwand, der Brasilianer trinkt in Wirklichkeit
Marke/Etikett, weil im das die Werbung so eintrichtert. Da ist er
fanatischer als beim Fussball. "Ich trinke nur Brahma!" . Wenn man ihm dann
aber 5 verschiedene Marken (ja soviel zur Sortenvielfalt hier) in neutrale
Gläser einschenkt und die Flaschen wegnimmt hat er keine Ahnung mehr in
welchem Glas sein bevorzugtes Bier ist. Kann er auch nicht, schmeckt
nämlich alles gleich!
Der letzte Schrei hier sind 262ml-Alu-Dosen/Ampullen mit
temperaturabhängigem Etikett/Aufdruck. "Nur wenn das Etikett blau ist, hat
die Dose/Ampulle 0°C! Zwei Schluck und weg isses, damit das Bier aber auch
gar keine Chance hat die Temperatur zu erhöhen. Ansonsten würde vielleicht
selbst der Brasilianer schreien : "Put it back in the horse"
Gruss
Cervejeiro ____________________ Jede Jeck ess anders, ävver jet jeck si'mer doch all
http://picasaweb.google.com/Kaesebrauer
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Antwort 6 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 26.3.2009 um 15:47 |
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Das mit dem Werbeaufwand und dem Fanatismus hab ich in Argentinien auch so
erlebt.
Quilmes betreibt einen irren Werbeaufwand ("el sabor del encuentro") und
ist allgegenwärtig.
Und stolz sind die wie Oskar auf ihr Bier.
Da man als Deutscher automatisch als Bierspezialist gilt, wird man ständig
gefragt, ob denn das Bier so gut sei wie in Deutschland, und wenn man die
glücklich machen will, sagt man halt schweren Herzens ja.
Ich hab mir mal eine Dose mitbringen lassen und hier getrunken, das geht
gar nicht.
Da ist glaub auch Mais und Konservierungsmittel drin, das Pasteurisieren
schreiben die sogar ehrlicherweise auf die Dose.
Aber wie gesagt, als Durstlöscher im glühend heißen Buenos Aires durchaus
brauchbar.
Ich war übrigens in der Nähe von Florianopolis, hat mir sehr gut gefallen
und die Brasilianer waren wirklich alle sehr liebe und freundliche Menschen
(hab mich etwas für meine überheblichen argentinischen Gastgeber schähmen
müssen).
Wenn da nur die Sprache nicht wär, Spanisch ist ja kein Problem, aber
Portugisisch fang ich nicht auch noch an
Zeimlich OT, irgend wie macht sich da grad ein gewisses Fernweh in mir
breit...
Stefan
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Antwort 7 |
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