Hallo,
Ich habe die vergangenen drei Jahre in Michigan, einem Land mit einer sehr
regen und engagierten Kleinbrauszene, verbracht, und habe die
nordamerikanischen Brewpubs intensiv kennen und (offenbar i.Ggs. zu Dir)
ungemein zu schätzen gelernt. Vielmehr bin ich der Ansicht, dass wir uns
hierzuland noch eine Scheibe davon abschneiden können...
Ich war noch niemals auf Hawaii... Nein,
aber Wartesaal kann ich nicht nachvollziehen. Ich als von einem sehr
barocken Gemütlichkeitsbegriff geprägter Oberbayer war vielmehr ganz froh,
mal einen etwas anderen Stil kennenzu lernen. Viele Brewpubs scheinen sich
stilistisch z.B. an Industriearchitektur um 1900 zu orientieren. Z.B. an
unverputzten Klinkerwänden und sichtbarer Deckenunterkonstruktion kann ich
nichts Verwerfliches finden, ich find´s cool.
Zitat: |
Warum? Müssen da 15
verschiedene Biersorten am Schankhahn sein? |
Was
ist schlecht an belebender Vielfalt? Solange der Braumeister es
hinkriegt... Was gerade bei Ales aber auch nicht so schwierig ist, das
Maischverfahren ist ja fast immer gleich.
Und offenbar erwartet die Kundschaft diese Auswahl. So gibt es in den
meisten Brewpubs ein Lager, ein Pale und/oder ein Red Ale, ein I.P.A., ein
Porter, ein Stout, ein Belgian Wit und/oder ein Bavarian Wheat, ein
saisonal gewürztes Special und ein Gastbier einer berfreundeten
Microbrewery.
Ist doch wunderbar, sich gerade durch diese Vielfalt insbes. an Ales
hindurchzutrinkenm, einen ganz ungewohnten Stil der Hopfung kennenzulernen
und seinen Favoriten für den nächsten Besuch auszumachen.
Zitat: |
Warum? Kommt kein
Bier,nicht einmal Pilschen, mit einer
Schaumkrone? |
Naja, wer angesichts so vieler
interessanter Ales ein Pils trinkt, ist selber schuld...
Aber im Ernst, gerade die Ale-Kultur ist halt noch sehr dicht am Britischen
Vorbild, wo ja auch fast ganz ohne Schaum gezapft wird. Andere Länder,
andere Sitten...
Zitat: |
Warum? Muß Bier in NA so
kalt sein das sich mir jedesmal der Magen
umdreht? |
Na schön, das ist nun wirklich eine
schreckliche amerikanische Unsitte ("Coldest beer in town!"), die ich aber
hauptsächlich von der gemschmacksbefreiten US-Industrieplörre her kenne. In
Brewpubs mit hand crafted ales ist es normalerweise schon anderes.
Zitat: |
Warum? Habe ich nach
zwei Glas das Gefühl Schaum im Bauch zu haben, obwohl kein Fizz (Perlung)
im Glas zu sehen ist? |
Das kenne/weiß ich
nicht.
Zitat: |
Warum hat die meiste
Bedienung keine Ahnung was sie verkaufen, auf Fragen zu den Bieren kommt
meist 'mußt Du den Braumeister fragen' kann ich das 'neh, der ist heute
leider nicht da'? |
Pech kann man überall haben.
Wobei es schon stimmt, dass auch und gerade in den Staaten vielfach
Bedienungen unterwegs sind, die nur auf Begrüßungsfreundlichkeit geschult
zu sein oder nur anhand optischer Kriterien ausgesucht zu sein scheinen.
Aber zumindest der Schankkellner hinter den Pumpen an der Bar sollte doch
die Beiere kennen?
Umgekehrt habe ich die Erfahrung gemacht, dass, wenn man sich dem
Braumeister als interessiert zu erkennen gibt, man nicht ohne eine
ausgedehnte Spontanführung wieder heinauskommt. Und meine Stammbrauerei in
Rochester hielt sich sogar eine Hausbrauer-Club, der sich monatlich im
Keller der Brauerei treffen und die jeweiligen Garagenerzeugnisse verkosten
konnte. Und einmal im Jahr wurde auf dem Parkplatz der Brauerei vom Club
öffentlich open air gebraut; jeder nahm sich dann seinen Anteil der
entstandenen Würze zum individuellen dry hopping und Vergären nach
Hause.
Zitat: |
Ich hab auch schöne
Kneipen hier in NA gesehen in den vielen Jahren des umherfahrens, aber oft
hab ich den Gedanken als wollte man einem das Gefühl des 'Biervergnügens'
nicht können, da es unmoralisch ist und giebt einem daher die
Ungemütlichkeit der Umgebung. Oder, das Gefühl: trink, zahl und
raus. |
Es ist tatsächlich ein Spezifikum insbes.
amerikanischer Speisegaststätten, dass, sobald man die Gabel kurz hinlegt,
die Bedienung schon mit der Rechnung am Tisch steht. Daran muss man sich
erst gewöhnen. Nach dem Essen noch auf ein paar Bier sitzen zu bleibnen
scheint nicht so üblich zu sein; dafür geht man an die Bar, in eine Bar,
oder nach Hause. Andereseits kann man die Bedienung mit der Rechnung auch
noch beliebig oft wieder fortschicken und noch etwas nachbestellen, auch
kein Problem. Und gerade in den Brewpubs ist es noch häufiger als in den
reinen Speiselokalen, noch ein wenig sitzenzubleiben. Oder auch nur etwas
zu trinken.
Oder man setzt sich halt gleich an die Bar, da kann man beliebig lange
bleiben, hat den Mann oder die Frau mit den Pumpen (s.o.) in Recihweite,
und etwas zu essen bestellen kann man an der Theke auch problemlos.
Gruß von -Junge an -Mann,
Moritz