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Autor: Betreff: Warum?
Posting Freak
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Biermann
Beiträge: 1905
Registriert: 7.12.2006
Status: Offline
Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 11.1.2010 um 03:23  
Hallo Bierfreunde,

ich habe mich schon oft über die Biergepflogenheiten in Nord Amerika gewundert und möchte hier mal etwas Aufklärung erfragen, wenn das möglich ist.

Zunächst war es mir für viele Jahre nicht so richtig klar (oder ich wollte vielleicht nicht darüber nachdenken) was mir nicht gefiel. Heute nun nach einem Abend im Braulokal der Maui Brewing Co. in Lahaina, Maui, Hawai'i will ich da nun mal etwas zusammen fassen.

Warum? Haben viele der 'Brewpup's' eine Atmosphäre wie ein Wartesaal der DB?

Warum? Müssen da 15 verschiedene Biersorten am Schankhahn sein?

Warum? Kommt kein Bier,nicht einmal Pilschen, mit einer Schaumkrone?

Warum? Muß Bier in NA so kalt sein das sich mir jedesmal der Magen umdreht?

Warum? Habe ich nach zwei Glas das Gefühl Schaum im Bauch zu haben, obwohl kein Fizz (Perlung) im Glas zu sehen ist?

Warum hat die meiste Bedienung keine Ahnung was sie verkaufen, auf Fragen zu den Bieren kommt meist 'mußt Du den Braumeister fragen' kann ich das 'neh, der ist heute leider nicht da'?

Ich hab auch schöne Kneipen hier in NA gesehen in den vielen Jahren des umherfahrens, aber oft hab ich den Gedanken als wollte man einem das Gefühl des 'Biervergnügens' nicht können, da es unmoralisch ist und giebt einem daher die Ungemütlichkeit der Umgebung. Oder, das Gefühl: trink, zahl und raus.

Ich erbete mal Euere werte Meinung wenn Ihr hier in Nord Amerika schon mal in Brewpubs wesen seit.

Mit Bierbrauer- und Biertrinkergrüßen,

Jörg (auch Biermann)


____________________
Ich braue Hoppesäcker Ur-biere nach dem Hoppesäcker Reinheitsgebot von AD512 (Dokument ging leider verloren).
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Posting Freak
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Bierjunge
Beiträge: 2084
Registriert: 28.10.2009
Status: Offline
red_folder.gif erstellt am: 11.1.2010 um 08:25  
Hallo,

Ich habe die vergangenen drei Jahre in Michigan, einem Land mit einer sehr regen und engagierten Kleinbrauszene, verbracht, und habe die nordamerikanischen Brewpubs intensiv kennen und (offenbar i.Ggs. zu Dir) ungemein zu schätzen gelernt. Vielmehr bin ich der Ansicht, dass wir uns hierzuland noch eine Scheibe davon abschneiden können...


Zitat von Biermann, am 11.1.2010 um 03:23

Warum? Haben viele der 'Brewpup's' eine Atmosphäre wie ein Wartesaal der DB?

Ich war noch niemals auf Hawaii... Nein, aber Wartesaal kann ich nicht nachvollziehen. Ich als von einem sehr barocken Gemütlichkeitsbegriff geprägter Oberbayer war vielmehr ganz froh, mal einen etwas anderen Stil kennenzu lernen. Viele Brewpubs scheinen sich stilistisch z.B. an Industriearchitektur um 1900 zu orientieren. Z.B. an unverputzten Klinkerwänden und sichtbarer Deckenunterkonstruktion kann ich nichts Verwerfliches finden, ich find´s cool.

Zitat:
Warum? Müssen da 15 verschiedene Biersorten am Schankhahn sein?

Was ist schlecht an belebender Vielfalt? Solange der Braumeister es hinkriegt... Was gerade bei Ales aber auch nicht so schwierig ist, das Maischverfahren ist ja fast immer gleich.
Und offenbar erwartet die Kundschaft diese Auswahl. So gibt es in den meisten Brewpubs ein Lager, ein Pale und/oder ein Red Ale, ein I.P.A., ein Porter, ein Stout, ein Belgian Wit und/oder ein Bavarian Wheat, ein saisonal gewürztes Special und ein Gastbier einer berfreundeten Microbrewery.
Ist doch wunderbar, sich gerade durch diese Vielfalt insbes. an Ales hindurchzutrinkenm, einen ganz ungewohnten Stil der Hopfung kennenzulernen und seinen Favoriten für den nächsten Besuch auszumachen.

Zitat:
Warum? Kommt kein Bier,nicht einmal Pilschen, mit einer Schaumkrone?

Naja, wer angesichts so vieler interessanter Ales ein Pils trinkt, ist selber schuld...
Aber im Ernst, gerade die Ale-Kultur ist halt noch sehr dicht am Britischen Vorbild, wo ja auch fast ganz ohne Schaum gezapft wird. Andere Länder, andere Sitten...

Zitat:
Warum? Muß Bier in NA so kalt sein das sich mir jedesmal der Magen umdreht?

Na schön, das ist nun wirklich eine schreckliche amerikanische Unsitte ("Coldest beer in town!"), die ich aber hauptsächlich von der gemschmacksbefreiten US-Industrieplörre her kenne. In Brewpubs mit hand crafted ales ist es normalerweise schon anderes.

Zitat:
Warum? Habe ich nach zwei Glas das Gefühl Schaum im Bauch zu haben, obwohl kein Fizz (Perlung) im Glas zu sehen ist?

Das kenne/weiß ich nicht.

Zitat:
Warum hat die meiste Bedienung keine Ahnung was sie verkaufen, auf Fragen zu den Bieren kommt meist 'mußt Du den Braumeister fragen' kann ich das 'neh, der ist heute leider nicht da'?

Pech kann man überall haben. Wobei es schon stimmt, dass auch und gerade in den Staaten vielfach Bedienungen unterwegs sind, die nur auf Begrüßungsfreundlichkeit geschult zu sein oder nur anhand optischer Kriterien ausgesucht zu sein scheinen. Aber zumindest der Schankkellner hinter den Pumpen an der Bar sollte doch die Beiere kennen?
Umgekehrt habe ich die Erfahrung gemacht, dass, wenn man sich dem Braumeister als interessiert zu erkennen gibt, man nicht ohne eine ausgedehnte Spontanführung wieder heinauskommt. Und meine Stammbrauerei in Rochester hielt sich sogar eine Hausbrauer-Club, der sich monatlich im Keller der Brauerei treffen und die jeweiligen Garagenerzeugnisse verkosten konnte. Und einmal im Jahr wurde auf dem Parkplatz der Brauerei vom Club öffentlich open air gebraut; jeder nahm sich dann seinen Anteil der entstandenen Würze zum individuellen dry hopping und Vergären nach Hause.

Zitat:
Ich hab auch schöne Kneipen hier in NA gesehen in den vielen Jahren des umherfahrens, aber oft hab ich den Gedanken als wollte man einem das Gefühl des 'Biervergnügens' nicht können, da es unmoralisch ist und giebt einem daher die Ungemütlichkeit der Umgebung. Oder, das Gefühl: trink, zahl und raus.

Es ist tatsächlich ein Spezifikum insbes. amerikanischer Speisegaststätten, dass, sobald man die Gabel kurz hinlegt, die Bedienung schon mit der Rechnung am Tisch steht. Daran muss man sich erst gewöhnen. Nach dem Essen noch auf ein paar Bier sitzen zu bleibnen scheint nicht so üblich zu sein; dafür geht man an die Bar, in eine Bar, oder nach Hause. Andereseits kann man die Bedienung mit der Rechnung auch noch beliebig oft wieder fortschicken und noch etwas nachbestellen, auch kein Problem. Und gerade in den Brewpubs ist es noch häufiger als in den reinen Speiselokalen, noch ein wenig sitzenzubleiben. Oder auch nur etwas zu trinken.
Oder man setzt sich halt gleich an die Bar, da kann man beliebig lange bleiben, hat den Mann oder die Frau mit den Pumpen (s.o.) in Recihweite, und etwas zu essen bestellen kann man an der Theke auch problemlos.

Gruß von -Junge an -Mann,
Moritz
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