Senior Member Beiträge: 124 Registriert: 29.9.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.8.2010 um 17:44 |
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Habe gestern abend mit ein paar Bekannten meinen letzten Sud angetestet.
Das Bier schießt bei einer hohen Anzahl von Flaschen wie Champagner heraus,
gibt man es ins Glas fällt der Schaum sehr schnell in sich zusammen und es
perlt so gut wie nichts mehr!
Gebraut habe ich "Wiener Alt" am 4.6. , mit Kristallzucker aufgespeist und
im Keller bei 15° bis 20° nachgegoren.
Drei Tage habe ich entlüftet, danach weitervergoren und gereift; vielleicht
war die Temperatur im Keller zu hoch?
Kohlensäure ist auf jeden Fall vorhanden, nur ist sie nicht im Bier
gelöst.
Die Hefe vom Bodensatz löst sich beim Öffnen der Flasche und trübt das
recht klare Bier schon vor dem Ausgießen.
30 L habe ich noch in einem Keg, die traue ich garnicht anzuzapfen, da ich
fürchte es geht genauso hoch wie die Flaschen.
[Editiert am 22.8.2010 um 17:45 von hammerhead]
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Gast
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erstellt am: 22.8.2010 um 20:12 |
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Hallo,
ich würde auf jedenfall die flaschen zur Kohlensäurebindung und das Fass
bei 2°C stehen lassen, weil dann müsste sich das Co2 Schön binden
Mfg Julian
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Posting Freak Beiträge: 1776 Registriert: 14.7.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 23.8.2010 um 06:27 |
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Hallo Hammerhead,
das was Du beschreibst nennt man Gushing. Suche bitte mal danach im Forum,
da findest Du viele 'Leidensgenossen'.
Die Ursachen sind vielfältig
- Verunreinigungen im Malz, bestimmte Malzjahrgänge (z.B. 2008)
- Infektionen
- zu viel CO2 - bei uns wohl die häufigste Ursache.
Die Kohlensäure entbindet sich jedenfalls beim Gushing schlagartig mit
einem mal, danach ist kaum noch was im Bier das prickeln kann.
Ich würde - wie von Julian vorgeschlagen - alles möglichst kalt stellen.
Die Flaschen vorsichtig mehrmals entlüften bis sich der große Überdruck
etwas abgebaut hat.
Hast du für das Faß einen Spundapparat o.ä.? Auch hier muss der richtige
Spundungsdruck eingestellt werden. Ansonsten ist das Fass eher das
kleinere Problem. Mit der richtigen Zapfe (Kompensatorhahn, Kühlschrank)
ist solches Bier am ehesten zu bändigen.
Viel Erfolg dabei!
Tino
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Antwort 2 |
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Member Beiträge: 89 Registriert: 26.8.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 23.8.2010 um 19:20 |
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Hallo,
zu deinem Problem an sich kann ich nicht viel neues sagen, ich vermute auch
eine zu hohe Temperatur, aber ich möchte diese Gelegenheit mal nutzen hier
etwas klarzustellen. Ich lese immer wieder und höre es (leider) auch zum
Teil: Zitat: | ....das was Du
beschreibst nennt man Gushing.... |
Das ist absolut falsch!
Zitat: | Die Kohlensäure
entbindet sich jedenfalls beim Gushing schlagartig mit einem
mal |
Das ist noch falscherer
Tut mir leid, wenn das jetzt sehr rabiat rüberkommt, aber beim Gushing
steigt der Schaum ganz langsam nach oben und drückt sich aus der Flasche
raus, er ist auch relativ fest. Die Gründe, die du angeführt hast
Zitat: | - Verunreinigungen im
Malz, bestimmte Malzjahrgänge
- Infektionen |
sind korrekt. Gushing ist ein eher
seltenes Phänomen, da natürlich die Mälzerei schon versucht, auch in
schlechten Jahrgängen, brauchbares Malz herzustellen. Sonst gibts Ärger mit
den Brauereien.
@tinoquell:
Ich will dich nicht persönlich angreifen, habe nur deinen Beitrag
exemplarisch hergenommen, weil das immer und immer wieder falsch
verstanden/beschrieben wird. Das ist daher wichtig, da das schnelle leeren
der Flasche durch Überdruck völlig andere Fehlerquellen hat und auch ganz
anders zu behandeln ist, als Gushing. Also bitte nicht in den falschen Hals
kriegen, auch viele Brauer haben diese Stunde in der Berufsschule (leider)
verschlafen.
Gruß Jon ____________________ Erst durch Leidenschaft lebt der Mensch, durch Vernunft existiert er nur!
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Antwort 3 |
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Posting Freak Beiträge: 1776 Registriert: 14.7.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 24.8.2010 um 05:47 |
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Zitat: | Auch bei der Gerste
spielen Schimmelpilze eine große Rolle. Einige dieser Schimmelpilze, vor
allem das Fusarium graminearum und andere Fusariumarten können im fertigen
Bier das GUSHING hervorrufen.
Das ist ein äußerst unangenehmer Effekt, bei der darin besteht, dass
sich das Kohlendioxid beim Öffnen der Flasche schlagartig entbindet und das
Bier aus der Flasche herausspritzt. |
Wolfgang Kunze, Technologie der Brauer und Mälzer, 7. Auflage 1994, Seite
107 ____________________
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Antwort 4 |
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Posting Freak Beiträge: 1776 Registriert: 14.7.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 24.8.2010 um 06:12 |
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Hast du da auch einen guten Tipp für hammerhead / uns?
Das Problem tritt nach meiner Beobachtung doch recht häufig auf. Ich denke,
die Hauptursache ist zu zeitiges Abfüllen und/oder zu starkes Aufspeissen -
also letztlich ein Zuviel an CO2 im Bier. Das kann man wie gesagt durch
ausdauerndes Entlüften und Kaltlagerung etwas in den Griff bekommen.
Grüße
Tino
[Editiert am 24.8.2010 um 06:12 von tinoquell]
____________________
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Antwort 5 |
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 24.8.2010 um 07:25 |
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Hallo Tino!
Könntest Du evt. noch das Kapitel dazuschreiben? In meiner älteren 6.
Auflage geht es auf der Seite ums Schroten des Malzes.
Beim Gushing ensteht das Problem des "Wildwerdens" ja eigentlich durch
Kondensationskeime (Kap. 7.6.7, "Wildwerden des Bieres").
Im Zusammenspiel mit Übercarbonisierung ist mir auch schon Hopfenäppler
(eher keine Fusarien) aus der Flasche gekrochen,
(auch) weil sich die Hefe nur schlecht abgesetzt hatte und an der
hochsteigenden Hefe sich das Gas natürlich sehr gut entbinden konnte.
Uwe ____________________
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Antwort 6 |
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Posting Freak Beiträge: 1776 Registriert: 14.7.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 24.8.2010 um 08:49 |
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Hallo Uwe,
sorry, das steht im Kapitel 2.3.1.3. :
2. Herstellen des Malzes
2.3. Weichen der Gerste
2.3.1. Vorgänge beim Weichen
2.3.1.3. Reinigung
Ja, nicht gerade naheliegend
Dafür gibt es bei mir gar kein Kapitel 7.6.7. mehr; hätte nicht gedacht,
dass die Auflagen soo unterschiedlich sind.
Grüße
Tino ____________________
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Antwort 7 |
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Moderator Beiträge: 2659 Registriert: 24.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 24.8.2010 um 14:50 |
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Nochmal der "Kunze", dieses Mal 9. Auflage/2007 :
Kap. 2.2.4.3.2 Pflanzliche Schädlinge
(Hier wurde Bezug genommen auf die Feldschimmelpilze Fusarium
graminearum und Fusarium culmorum.)
"... unter Gushing versteht man das Wildwerden und Hochschäumen des Bieres
beim Öffnen der Flasche. Dieser unschöne Effekt tritt in manchen Jahren
insbesondere bei Hefeweizenbieren verstärkt auf und schädigt das Ansehen
der Brauerei."
Und weiter im Kapitel 7.2.2 Schaum des Bieres, Unterkapitel Gushing.
Grüße
Hans
____________________ "Oh Bier, manchmal reichst du mir!"
Alfred Katzka
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Antwort 8 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 24.8.2010 um 15:31 |
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Gushing wird wohl auch noch durch zuviel wasserunlösliche Salze wie
Calziumoxalat erzeugt. Indirekt hängt das wohl auch mit den Fusarien
zusammen, weil Oxalsäure zu den Ausscheidungen verschiedener Pilze
gehört.
Calziumoxalatkristalle im Nanometerbereich schweben im Bier und bewirken
bei plötzlichem Druckverlust (öffnen), dass sich die Kohlensäure schnell
entbindet. Ob das nun mehr oder weniger schlagartig ist hängt von vielen
Faktoren ab.
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 9 |
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Posting Freak Beiträge: 1776 Registriert: 14.7.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 27.8.2010 um 08:38 |
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Nochmal Hoch Hol ....
Offensichtlich variieren ja die Aussagen in den verschiedenen Kunze -
Auflagen doch schon um Einiges.
Da ist wohl Bewegung in dieser Gushing - Geschichte.
Deshalb, Jon (Jon1000), hast du andere Quellen bzw. lernt man heute in der
Brauerschule etwas anderes?
Ich fände es schon interessant, diese Begriffs - Geschichte aufzuklären.
Und ähm, trotz meiner knappen Antwort, ich hab' nichts in den falschen Hals
gekriegt; war mir halt nur meiner Sache ziemlich sicher.
Wegen dem Calziumoxalat (flying):
Da hab' ich vor 2 Jahren von 'meiner' Stammbrauerei Calziumchlorid
bekommen, das soll das Oxalat weitestgehend ausfällen.
Eine 34%ige Lösung, Dosierung 8Kg/165hl (4,8g / 10l)
Gefühlt brachte es Besserung, aber ich hatte auch deutlich zahmer
aufgespeist.
Grüße
Tino
Edit Rechtschreibung .. 'begommen' sah doch etwas zu sächsisch aus
[Editiert am 27.8.2010 um 11:54 von tinoquell]
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Antwort 10 |
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 27.8.2010 um 10:37 |
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Hallo Tino!
Wobei Calciumchlorid aber auch noch stärker die RA senkt, als Braugips
(Calciumsulfat).
...aber vielleicht begünstigt die pH-Senkung auch gerade das Ausfällen von
Oxalat.
Meine Gushingerlebnisse waren immer auf Übercarbonisierung (mea culpa) und
entsprechend hochgerissene Hefe als Kondensationskeime zurückzuführen.
Uwe
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Antwort 11 |
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Member Beiträge: 89 Registriert: 26.8.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 27.8.2010 um 16:54 |
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Zitat: | Deshalb, Jon (Jon1000),
hast du andere Quellen bzw. lernt man heute in der Brauerschule etwas
anderes?
Ich fände es schon interessant, diese Begriffs - Geschichte aufzuklären.
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Ich würd ja auch noch gerne meinen Kunze ausgraben und schauen, was da drin
steht, jedoch ist der momentan nicht erreichbar. In der Berufsschule wird
jedenfalls 100 %tig gelehrt, dass Gushing das langsame Hochsteigen von
Schaum durch CO2-Entbindung ist. Wurde da z.B. in der mündlichen Prüfung
von schnellen Entleeren der Flasche gesprochen, wars das. Die Gründe sind
hier eher sekundär, finden sich jedoch zumeist in einer Infektion bzw. in
der Malzqualität. Manche Biermischgetränke neigen auch zum Gushing, auf
Grund ihrer Zusammensetzung. Woher genau der Begriff kommt und wieso er mit
dem langsamen "Herauslaufen" des Bieres verknüpft ist, kann ich nicht
sagen. Aber offensichtlich kann man in verschiedenen Quellen verschiedene
Erklärungen finden. Ich werde mal einige Braumeister kontaktieren und um
eine Einschätzung bitten. ____________________ Erst durch Leidenschaft lebt der Mensch, durch Vernunft existiert er nur!
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Antwort 12 |
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 27.8.2010 um 19:46 |
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Hi, zusammen,
also, sei es wie es sei, aber dass gushing ein langsames Aufschäumen
beschrieben wird wäre doch schon vom Englischen Wort her nicht richtig. To
gush = strömen, schwallen, schießen", das klingt alles nicht nach
langsam.
Ich bin kein Braumeister und habe auch nix braumäßiges studiert, aber die
von Dir beschriebene bzw. an Deiner Berufsschule gelehrte Wortbedeutung
habe ich in zig Quellen bisher noch nie gelesen.
Bin gespannt, in welcher Kunze-Ausgabe das drin steht.
In der 8, Auflage von 1998 steht im Kapitel 2, "Herstellen des Malzes",
Unterkapitel 2.2.4.3.2 Pflanzliche Schädlinge: "Unter Gushing versteht man
das Wildwerden
und Hochschäumen des Bieres beim Öffnen der "Flasche.
Ein überraschter
Michael
____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Posting Freak Beiträge: 1791 Registriert: 6.7.2004 Status: Offline
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erstellt am: 27.8.2010 um 20:16 |
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Zitat: | Es kann vorkommen, dass
das Bier beim Öffnen der Flasche ungestüm herausschäumt und hochspritzt.
Diesen unangenehmen Effekt bezeichnet man als Gushing, er kommt in manchen
Jahren häufiger vor und tritt vermehrt - aber nicht nur - bei
Hefeweizenbieren auf....... |
Kunze 9. überarbeitete Auflage 2007 Kapitel 7.2.2 "Schaum des Bieres"
Das klingt für mich nicht nach langsamen Hochsteigen. Ansonsten kannst du
dir ja schnell einen Namen für das schnelle Hochsteigen überlegen und
kommst dann groß rauß. Vielleicht "Jon-Effekt"
Sorry, aber da hast du dich wohl versehen, Jon.
Gruß
Udo
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Antwort 14 |
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 27.8.2010 um 22:44 |
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(BYO) The Home Brewer's Answer Book meint: "Moldy grain (es ging um
verschimmelten Malzextrakt) is a known cause of gushing in beer. Certain
molds, for example, the Fusarium species, excrete proteins that act
as nucleation sites for carbon dioxide breakout in finished beer. In simple
terms, this means that when a bottle of beer is opened, the carbon dioxide
uncontrollably breaks out of solution and a huge foamy mess gushes from the
beer bottle. This is why it is called gushing."
...klingt nicht nach gemächlichem Rauskrabbeln, was ich manchmal bei
alkoholfreien Bieren bemerke, wo so eine Schaumschlange langsam aus dem
Flaschenhals kriecht.
Uwe
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Antwort 15 |
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Senior Member Beiträge: 288 Registriert: 22.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 28.8.2010 um 01:59 |
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Hi,
definitiv, Gushing ist rausspritzen, das langsame überkäpseln wüsst ich
nicht, dass das besonderst benannt ist.
Gruß
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Antwort 16 |
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