Posting Freak Beiträge: 2175 Registriert: 9.11.2005 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.9.2010 um 19:29 |
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Hallo,
ich habe für dieses interessante Thema einfach mal einen neuen threat
aufgemacht. Da mir, wie bereits erzählt, das Lambic im Urlaub nicht
geschmeckt hatte, habe ich beschlössen wieder selber zu machen. Rezept war
vom Hanghofer.
Da mein Bioladen keine Weizenflocken mehr hat und ich keine andere
Bezugsquelle in der Nähe habe, habe ich Weizenkörner gekauft. Ich habe es
mit der BC versucht, aber die Schrotqualität war wie für Rohfrucht erwartet
mies. Also musste die alte Porkert ran. Die Qualität war super, aber es war
eine extrem anstrengende Tätigkeit, 1,6 kg Weizen zu schroten. Die Hefe war
die WYEAST Lambic Blend. Nachdem der Beutel beim letzten Versuch nach 5
Tagen immer noch nicht richtig prall war, dauerte es diesmal nur ein paar
Stunden (über HuM bestellt, Herstellungsdatum Ende August 2010). Die Hefe
musste sich dann während des Abkühlens über Nacht mit 800 mL verdünnter und
abgekühlter Vorderwürze begnügen, welche sie auch ordentlich zum Schäumen
brachte. Die Hauptgärung der Hauptmenge kam innerhalb weniger Stunden an.
Zum Glück hat es nicht übergeschäumt und das Ärgste ist jetzt auch
vorbei.
Die Würze schmeckte doch relativ bitter, was mich befürchten lässt, die
künstliche Alterung des Spalter Aromahopfens hat im Backofen bei 90 °C
innerhalb von 2 h nicht sooo gut geklappt. Abwarten.
Da ich etwas mehr Würze hatte (15 °P statt wie im Rezept 16 °P), werde ich
diesmal ca. 10 L Lambic original abfüllen und die restlichen ca. 15 L mit
Sauerkirschen ansetzen. Ich plane das Ganze bis zum kommenden
mitteldeutschen HB-Treffen fertig zu haben. Ich hoffe, dass ich dann auch
noch ein wenig von meinem diesjährigen Roggenbier (eigentlich
Roggendoppelbock) übrig habe, es ist m.E. excellent geworden.
VG, Markus
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 23.9.2010 um 20:46 |
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Hi Markus,
auf das Lambic freue ich mich schon!! Einen ganzen Tag Arbeit plus
Vorbereitungen, nur um dann, den Pott für ein Jahr in die Kellerecke zu
stellen. Da muss man schon eine tüchtige Macke haben Ich bin wirklich stolz auf Dich!
Zum alten Hopfen. Ich habe im Schuppen noch ein halbes Kilo 3 Jahre alte
Pellets Perle 7,5% liegen. In einer Plastik Schraubbox. Lag da Sommer wie
Winter rum. Hab letztens mal reingerochen. Von Käsefuss keine Spur. Den
kannst Du haben, wenn Du willst!
m.f.g
René
[Editiert am 23.9.2010 um 20:59 von flying]
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 1 |
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Senior Member Beiträge: 497 Registriert: 21.12.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 26.9.2010 um 20:10 |
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Hallo Markus,
ich freue mich schon auf Dein Lambic nächstes Jahr.
Meines ist seit November 2009 im Faß (40l) und ich werde hoffentlich auch
eine Probe beisteuern können.
Gruß
Gunnar
____________________ Das Trinkgeschirr, sobald es leer, macht keine rechte Freude mehr.
Wilhelm Busch
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Antwort 2 |
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Senior Member Beiträge: 497 Registriert: 21.12.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 26.9.2010 um 20:11 |
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Hallo Markus,
ich habe mir gerade noch einmal Dein Foto angeschaut. Da fällt mir auf, HH
empfiehlt in seinem Buch ausdrücklich keinen Glasbehälter.
Gruß
Gunnar
____________________ Das Trinkgeschirr, sobald es leer, macht keine rechte Freude mehr.
Wilhelm Busch
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Antwort 3 |
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Posting Freak Beiträge: 2175 Registriert: 9.11.2005 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 27.9.2010 um 18:29 |
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Hallo Gunnar,
in meiner Hanghofer-Ausgabe wird explizit ein Gärgefäß aus PE erwähnt.
Davon, dass man keines aus Glas verwenden soll, steht dort nichts. Es ist
allerdings auch noch die erste Ausgabe. Aber mal ehrlich, was sollte denn
ein Glasgefäß dem Lambic schaden, bzw. ein PE Gefäß nutzen. Da fällt mir
nichts ein.
Mal davon abgesehen kann ich meine PE-Gefäße für die Dauer eines Jahres eh'
nicht blockieren
VG, Markus
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Antwort 4 |
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Posting Freak Beiträge: 2795 Registriert: 2.9.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 27.9.2010 um 19:07 |
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Das ist doch auch wahrscheinlich eher ein Reinigungsproblem, oder?
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Antwort 5 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 27.9.2010 um 20:17 |
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Das Glas läßt UV durch, PE vermutlich nicht.
Am besten dunkel lagern (Lichtgeschmack)
Stefan
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Antwort 6 |
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Posting Freak Beiträge: 581 Registriert: 28.1.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 27.9.2010 um 20:44 |
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Oder hat es mit der Sauerstoff(un)durchlässigkeit zu tun ?
Christopher
____________________
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Antwort 7 |
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Junior Member Beiträge: 44 Registriert: 23.7.2009 Status: Offline
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erstellt am: 27.9.2010 um 20:53 |
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..in der gängigen Literatur zum Lambic-Brauen wird im Gegenteil von
PE-Behältern aufgrund ihrer großen Sauerstoffdurchlässigkeit abgeraten.
Funktioniert aber dennoch, wie ich gerade selbst ausprobiere.
Gruß, arne
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Antwort 8 |
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Senior Member Beiträge: 497 Registriert: 21.12.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 6.10.2010 um 14:14 |
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Hallo Markus,
ich habe mich zwecks des Behältermaterials nochmal kundig gemacht und meine
Akten durchstöbert.
HH schrieb mir bezüglich seines Rezeptes folgendes:
" Im Vergleich zu Klassikern wie Cantillion oder 3Fontainen hat es weniger
Säure, aber mehr Brettanomyces-Charakter. Wenn Du ein Orval länger als ein
halbes Jahr bei 15-20 Grad C lagerst, entwickelt es einen ähnlich starken
Brett-Charakter. Die Gärtemperatur wird sich über den Jahresverlauf ändern,
sollte aber bei belgischen Kellertemperaturen von 12-20 Grad C fluktuiren.
Je wärmer, desto mehr Säure, je kälter desto mehr Brett.
Eichenspäne (Erbslöh ?) könnten gut harmonieren. Wichtig ist aber, in
Ermangelung eines echten Eichenfasses ein Kunststoff-Fass zu verwenden
(kein Glas oder Stahl). Kunststoff ist wie Holz ganz leicht
sauerstoffdurchlässig und die auf den Oberflächen wachsenden
Brettanomyces-Hefen bekommen immer wieder die benötigten Spuren von
Sauerstoff."
Gruß
Gunnar
____________________ Das Trinkgeschirr, sobald es leer, macht keine rechte Freude mehr.
Wilhelm Busch
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Antwort 9 |
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Posting Freak Beiträge: 2942 Registriert: 29.4.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 6.10.2010 um 14:56 |
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Wie muss ich mir ein Brett-Charakter vorstellen?
Volco
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Antwort 10 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 6.10.2010 um 16:33 |
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Kameldung oder Pferdeschweiß bzw animalisch.
Ohne Witz.
Manche hochwertigen Weine haben diesen leichten Fehlgeschmack auch, man
kann damit Aromen erzeugen, die man sonst nicht hinbekommt.
Es gibt da aber alle möglichen Richtungen und es gibt auch 100% Brett
Biere, die sau gut schmecken sollen.
Ist wohl auch eine Frage der Konzentration, gereiftes Orval ist auf jeden
Fall klasse!
Stefan
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Antwort 11 |
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Posting Freak Beiträge: 919 Registriert: 29.9.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 13.11.2010 um 18:21 |
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Hallo zusammen,
ich hoffe es ist o.k. wenn ich hier einfach mal von meinem ersten mal
(gerade eben) berichte.
Das heisst, so ganz jungfräulich war ich ja nicht. Ich hatte schonmal ein
Mort subite und auch ein Lindemanns kriek. Aber verglichen mit dem Oude
kriek vielle, Oud Beersel das ich eben hatte, waren die beiden andern
natürlich nur Streicheleinheiten.
Dabei stand auf der Flasche noch "zurückhaltende Säure" und ich dachte mir,
von den fünf traditionellen Lambics, die ich mir beim Bierzwerg bestellt
hatte, sei es vielleicht noch ganz o.k. für den Einstieg.
Ich öffnete also die Flasche. schenkte vorsichtig die Hälfte davon ins Glas
und schnupperte vorsichtig.
Garnicht so übel, spürbar Sauerkirsch, irgendwie säuerlich und vielleicht
ein wenig Essig, mehr konnte ich eigentlich nicht riechen.
Dann musste ich feststellen, dass meine Küche offenbar, bisher unbemerkt,
Herberge für etwa ein Dutzend Fruchtfliegen gewesen ist, denn diese waren
weit weniger zurückhaltend als ich und stürzten sich todesmutig auf Glas
und Flasche.
Der erste Schluck war schon etwas ernüchternd, für eine 3/8 Liter Flasche,
die mich schlappe 3,80€ gekostet hatte.
Der Gaumen scheint sich aber im Laufe der Verkostung etwas an die Säure zu
gewöhnen und so wurden mir dann durchaus auch Kirscharomen und irgendein
undefinierer Geschmack im Abgang gewahr. Von letzterem möchte ich
allerdings garnicht wissen woher er stammt.
Mein erstes, ehrliches Fazit ist, dass ich traditionelle Lambics erstmal
als "interessant bis beinahe untrinkbar" eingstuft habe. Wüsste ich nicht
um die äusserst interessante Brauweise dieses Bieres, so wären
"interessant" und "beinahe" wohl aus der Bewertung gefallen. Oder anders
gesagt: Wäre mir beim Versuch ein Fruchtbier herzustellen, soetwas
herausgekommen, ich hätte es dem Kanal überlassen (wär der auch schön
sauber geworden mit)
Da es ja offenbar eine kleine Fangemeinde für solche Biere gibt, nehme ich
jetzt einfach mal an, dass es sich mit der Säure ähnlich verhält wie mit
Schärfe. Wenn sich ein Jalapeno-esser eine Habanero ins Gulasch schnipselt,
wird er auch vor Schärfe nichts schmecken, bis er sich an die Schärfe
gewöhnt hat. Eventuell werde auch ich irgendwann mal etwas von den
Mandelaromen und der zurückhaltenden Säure erkennen , die mir die Oud
Beersel auf dem Etikett versprochen hatte.
Sollte ich die anderen vier Lambics erfolgreich vor den Fruchtfliegen
verteidigen und in Ruhe verkosten können melde ich mich nochmal, sofern
sich meine Meinung zum Lambic grundlegend geändert hat.
Gruss
Matthias
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Antwort 12 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.11.2010 um 18:42 |
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Hi Matthias,
das hört sich sehr lecker an !
Meine Lambic/Kriek Erfahrung beschränkt sich bisher auch auf Lindemanns und
Markus sein Kriek vom mitteldeutschen Treffen. Die waren sehr lecker.
Die Beeradvocate-Bewertungen des "Oud Beersel Oude kriek vielle" sind alle
recht hoch. Die starke Säure beschreiben jedoch fast alle. Aromen von
Stall, Dung, Erde, Laub und Pferdedecke hören sich oberflächlich betrachtet
nicht sehr lecker an, scheinen aber ein typischen
Qualitäts/Echtheits-Merkmal von Lambics/Geuze zu sein.
Neben Brett., Lactos und Acetos sind wohl auch noch Pediokokken an der
Vergärung beteiligt. Ein schönes Naturprodukt
m.f.g
René ____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 13 |
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Posting Freak Beiträge: 919 Registriert: 29.9.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 15.11.2010 um 09:03 |
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Hallo,
gestern hatte ich dann mal ein Cantillon Rose de Gambrinus. Ein mit
Himbeeren vergorenes Lambic. Das fand ich jetzt etwas milder und die
Himbeeren kamen etwas besser zur Geltung, als die Kirschen im Oud Beersel.
Insgesamt fand ich das schon deutlich angenehmer.
Dazwischen hatte ich dann auch nochmal das Lindemans Kriek. Das wohl im
Gegensatz zu den beiden andern pasteurisiert und dann mit Kirschsaft,
Zucker und Süssstoff versetzt wird.
Wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass aus 25% Kirschsaft so eine
Aromakeule werden kann. Da muss doch noch irgendein Konzentrat oder gar
Aroma im Spiel sein ? Mit dem Süssstoff und dem heftigen Kirscharoma lässt
sich das Lindemans natürlich "einfacher" trinken, da es der Säure etwas
entgegenwirkt.
Alles in allem denke ich, werde ich nächstes Jahr dann doch mal den Versuch
starten ein Lambic zu brauen. Eine Packung 2008er Tettnanger hab ich im
Froster noch gefunden und schonmal auf die Heizungsanlage gestellt
Mal sehen ob mich der Mut bis zum Spätsommer nicht schon wieder verlassen
hat.
Gruss
Matthias
[Editiert am 15.11.2010 um 09:05 von Tyrion]
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Antwort 14 |
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Posting Freak Beiträge: 919 Registriert: 29.9.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 17.10.2011 um 14:43 |
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Hallo zusammen,
nachdem am Samstag meine HuM Lieferung, incl. der vorbestellten Wyeast 3278
Lambic blend, eingetroffen ist und diese sich erfreulich schnell aktivieren
liess, habe ich heute die passende Würze für die Hefe bereitet.
Orientiert hab ich mich dabei an folgendem Maischprozess (Absatz über
"turbid mashing") http://hbd.org/brewery/library/LmbicJL0696.html#BretCult
Mein Plan war ca. 17 Liter Würze mit 12% Stw. herzustellen.
Ich habe letztlich 2,2kg Pilsner und 1kg Roh-Weizen geschrotet.
Dies mit 3 Litern 60°C warmen Wasser vermischt (ergibt eine Art Brei) und
20 Minuten bei ca. 45°C "quellen" lassen.
Dann mit 3 Litern kochendem Wasser (langsam zugeben) auf etwa 58°C
gebracht, 5 Minuten rasten und anschlissend 1 Liter Dünnmaische (ging nur
mit Küchensieb, das ich in die immer noch recht dicke Maische gedückt habe)
mit einer Schöpfkelle entnommen und diesen 1Liter auf ca. 80°C erhitzt.
Mit ca. 5 Litern kochendem Wasser die restliche Maische allmählich auf 65°C
gebracht und dort etwa 30 Minuten rasten. Dann 4 Liter Dünnmaische
entnehmen und zu dem vorher entnommenen 1 Liter geben. Wieder auf etwa 80°C
erhitzen und halten.
Die Restmaische mit 5 Litern kochendem Wasser langsam auf etwa 72°C bringen
und nochmals 20 Minuten rasten. Dann die 5 Liter Dünnmaische mit 80°C
zugeben (sollte zusammen etwa 75°C ergeben).
Das ganze dann ganz normal abläutern (hat nicht so toll funktioniert, aber
nach 3 maligem auflockern des Trebers liefs dann ganz gut)
Nachgüsse hab ich auf etwa 90° erhitzt (mein Läuterbottich ist nicht so
super isoliert) und in 3 Portionen von ca. 5,5 Litern aufgebracht.
Am Ende des letzten Gusses hatte ich dann mit 1,8°P den vorgesehen
niedrigen Extraktgehalt.
Nach dieser doch recht kompilzierten Prozedur hatte ich ca. 27 Liter Würze
mit 8°P Extrakt produziert, die nun seit etwa einer Stunde kochen und in
insgesamt 3,5 Stunden Kochzeit noch auf etwa 18 Liter verdampfen sollen,
sodass am Ende wohl eine Stammwürze von rund 12% erreicht wird.
Etwas enttäuscht bin ich letztlich über die Tastach, dass trotz aller
Bemühungen, die Würze Jodnormal war, also keine Stärke aufwies. Na mal sehen ob´s trotzdem was wird.
Die Würze wird dann ganz normal vom Hopfen befreit (Whirlpool) , und soll
im Gärbottich über Nacht abkühlen, wobei dieser nur mit einem Küchentuch
abgedeckt werden wird (ich erhoffe mir noch ein paar "eigene"
Mikroorganismen für die Gärung)
Morgen kommt dann der Lambic Blend dazu. Und das ganze bleibt erstmal für
einige Zeit bei etwa 18°C zur Vergärung stehen.
Über die weiteren Schritte werde ich dann hier berichten.
Gruss
Matthias
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Antwort 15 |
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Posting Freak Beiträge: 919 Registriert: 29.9.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 12.12.2013 um 16:51 |
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Nach ewig langer Zeit hab ich mich nun entschlossen, das vor gut 2 Jahren
angsetzte Lambic zum einen Teil mit Kirschen, zum anderen mit Himbeeren
anzusetzen.
Bei der Gelegenheit hab ich mal eine Spindelprobe genommen. Und was sich
schon beim Verkosten andeutete wurde Gewissheit. Ich hab es gerade mal auf
2,2% scheinbaren Restextrakt gebracht (Normal wäre 0 oder knapp drüber).
Zudem ist es nur moderat sauer und von Brett-aromen ist ansich auch nichts
zu schmecken. Allerdings schmeckt es auch keineswegs schlecht, sondern
einfach nur langweilig.
Offenbar war die Art der Würzebereitung doch nicht schräg genug. Die
Gärtemperatur lag über die 2 Jahre hinweg eigentlich immer im empfohlenen
Bereich zwischen 12 und 23°C, daran hats wohl nicht gelegen.
Vor 2 Monaten hab ich wieder ein Lambic gebraut, diesmal hat das mit dem
"turbid mashing" besser geklappt und ich habe zusätzlich zum Wyeast Lambic
blend auch noch die Reste von drei Kauflambics gekippt (War ganz schön
harte Arbeit die Flaschen in ein paar Tagen allein zu leeren)
Zumindest scheint der neue Versuch vielversprechender. Es schmeckt jetzt
schon mehr nach Lambic, als das 2 Jahre alte und so werde ich denn auch die
beiden Fruchtansätze noch zusätzlich mit ca. 20% des neuen Sudes anreichern
und das Ganze dann erstmal noch ein weiteres Jahr gären lassen.
Gruss
Matthias
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Antwort 16 |
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Posting Freak Beiträge: 2795 Registriert: 2.9.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 12.12.2013 um 16:56 |
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Danke für das Update!
____________________
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Antwort 17 |
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Posting Freak Beiträge: 1512 Registriert: 15.5.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 12.12.2013 um 18:00 |
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Hallo Tyrion,
ebenso vielen Dank für das update!
Mir geht es ähnlich - bei den ganz sauren Lambics / Gueuze streiken meine
Geschmacksnerven, wobei mir Brett irgendwie gefällt.
Ich habe mal versucht, mich ein bisschen in die Materie einzulesen, weil
mich die Geschichte hinter dem Bierstil fasziniert, nur leider gibts da nur
ein bisschen was auf englisch und "richtige" Rezepte findet man nur sehr
schwer.
Alle Autoren unterstreichen immer als erstes, daß man als Hausbrauer auf
keinen Fall mit einem echten Lambic rechnen kann, da die originale
Mikroflora nicht reproduzierbar ist und die Hefemischungen können nach
meinem Verständnis auch nur einen Teil der benötigten Mikroorganismen
liefern, da im Gärprozess einige davon wieder verschwinden, nachdem sie
Ihre Arbeit getan haben...
Im Augenblick überlege ich, wie ich mal ein reines Brett-Bier hinbekomme,
ohne mir meine Braustelle komplett zu verseuchen. Auch bin ich versucht ein
stärkeres Bier nach der HG mit Brett zu infizieren und eine Weile zu
lagern...
Es gibt wohl eine chemische Verbindung, mit der man die Gärung von Brett
sicher beenden kann, dann kann man sicher sein, keine Bomben zu bauen, ist
aber andererseits ziemlich gemein.
Na wie gesagt, bin ich noch in der Findungs- und Lernphase und freue mich,
daß es hier ein paar experimentierfreudige Hobbybrauer gibt.
Gruß,
Bierwisch
____________________ Der Klügere kippt nach!
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Antwort 18 |
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Posting Freak Beiträge: 1453 Registriert: 7.8.2012 Status: Offline
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erstellt am: 12.12.2013 um 18:23 |
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Moin,
@Bierwisch: einfach nen eigenen Gäreimer nehmen? Und vielleicht etwas
Schlauch. Ich überleg mir ebenfalls gerade Ähnliches und bin auf die WLP
644 und 645 gestoßen..
@Tyrion: Respekt, dass du den Thread wiedergefunden hast und danke fürs
Berichten. Die Maischarbeit klingt ja abenteuerlich.
Grüße,
Dale.
[Editiert am 12.12.2013 um 18:25 von Dale]
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Antwort 19 |
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Posting Freak Beiträge: 919 Registriert: 29.9.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 12.12.2013 um 20:25 |
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Was dieses so genannte "turbid mashing" angeht, brauchst du eigentlich nur
alles vergessen, was du sonst unbedingt beachten musst.
Du sollst am Ende noch Stärke in der Würze haben, weil das den nicht
Saccharomyces gut gefällt.
Und Tannine durch zu langes und heisses Nachgiessen sollte auch aus den
Trebern gewaschen werden.
Da ich heute noch ein wenig in "Wild brews" geblättert habe, musste ich
feststellen, dass die Würze mit der man zum Kochen geht, sogar deutlich
trüb sein sollte (ich nehm mal an wegen der Stärke). Das war bei meinem
neueren Versuch aber auch nicht der Fall.
Überhaupt scheint mir das Erzeugen einer geeigneten Würze wohl
komplizierter, als gedacht.
Das schlimme ist halt beim Lambic, dass man ewig warten muss, um
festzustellen, dass irgendwas nicht richtig läuft. Jetzt hab ich ja erstmal
wieder Zeit bis nächsten Winter
Gruss
Matthias
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Antwort 20 |
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Posting Freak Beiträge: 1453 Registriert: 7.8.2012 Status: Offline
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erstellt am: 12.12.2013 um 20:31 |
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Trüber Blausud mit Tanninen aus lang gekochten Spelzen? Das klingt nach
einem Anfänger-Dekoktions-Versuch..
Warum kann man nicht einfach handelsübliche Stärke nach der Maische und
etwas Abkühlen hinzufügen - oder ist das so ein RHG-Thema?
Das mit der ewigen Wartezeit ist auch echt mal hart.. nichts für mich.
LG,
Dale.
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Antwort 21 |
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Posting Freak Beiträge: 1227 Registriert: 2.4.2013 Status: Offline
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erstellt am: 13.12.2013 um 00:32 |
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Es ist bei den ganz saueren (Cantillon) keine schande einen halben
zuckerwuerfel ins glas zu tun, auch in Belgien nicht. Wenn du die finden /
bekommen kannst, versuche 3Fonteinen.
@Tyrion, Dale
In einem anderen tread habe ich einen link zu einer presentation von Hubert
Verachtert gepostet (kann's nicht zurueck finden) wo er eigentlich sagt,
das maische, hopfen, material vom gaerungsfass "unwichtig" sind, solange
man fuer die ingesetzte mittel/materialien die richtige procedur folgt.
Wichtig ist die fielvalt und menge der organismen in der wuerze und
zeit.
Ingo ____________________ @Cantillon: "Le temps ne respecte pas ce qui se fait sans lui"
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Antwort 22 |
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Posting Freak Beiträge: 919 Registriert: 29.9.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 13.12.2013 um 08:38 |
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Ob es da sowas wie ein RHG für Lambic gibt weiss ich nicht (es gib
Richtlinien für die geschützte regionale Herkunft ).
Ich kann mir eigentlich auch nicht vorstellen, dass in der Würze so richtig
ordentlich Stärke drin sein kann, denn sonst gäb das beim Kochen ja dicke
Suppe. Und eventuell ist es auch relativ unwichtig für ein gutes Lambic
wieviel Stärke in der Würze war, und mein Hauptproblem war zu wenig
verschiedene und zu wenig Menge an Bakterien. Wie ja auch Seed7 (bzw.
Hubert Verachtert) schreibt.
@Seed7: Nächstes Jahr werde ich die abgekühlte Würze vielleicht mal völlig
offen stehen lassen (bisher hab ich immer ein engmaschiges Tuch drüber
gelegt). Mal sehen ob sich da nicht zahlreiche Fruchtfliegen hineinstürzen,
die dann zusammen mit dem Wyeast Hefemix und ein paar Resten aus
Kauflambic, die nötige Vielfalt für eine ordentliche Gärung liefern.
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Antwort 23 |
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Posting Freak Beiträge: 1227 Registriert: 2.4.2013 Status: Offline
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erstellt am: 13.12.2013 um 10:11 |
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dafuer habe ich einige 1,5 - 2 l buegelflaschen mit ~0,75l malzextract
wuerze. Jedes mal wen ich ein sauerbier trinke geht der bodensatz in einer
der flaschen. Fuer einige marken (3Fonteinen, Cantillon) habe ich separate
flaschen und in andere ist einfach alles moegliche drin.
Das ganze gaert ruhig vor sich hin und etwa ein mal in ein bis zwei monate
schuette ich die haelfte weg (oder in ein bier, oder in eine andere
flasche) und gebe frische wuerze zu. Hiermit uebt mann ein wenig
selektionsdruck aus.
Eine flasche ueber zwei verteilen und dann bei eine wuerze mit viel hopfen
dazu geben, oder die hopfen dosis immer etwas erhoehen. Entweder was drin
lebt wird hopfen resistenter (L.brevis) oder die wenig hopfen resistenten
uerleben es nicht und man selektiert damit verhaeltnismaessig mehr brett
und pedio.
Ingo ____________________ @Cantillon: "Le temps ne respecte pas ce qui se fait sans lui"
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Antwort 24 |
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