Senior Member Beiträge: 234 Registriert: 19.3.2010 Status: Offline
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erstellt am: 31.10.2010 um 12:03 |
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Liebe Kollegen,
ich will gleich auf den letzten Drücker mein Weihnachtsbier brauen. Wird ja
Zeit! Ich habe nur 5 kg Malz , aber ich wollte dem Bier etwas mehr Wumms
geben. Ich bin in Experimentierlaune und dachte an 1 kg Rübenkraut als
Turbo-Boost. Hat da jemand schon Erfahrung mit gemacht? Wie wirkt sich das
generell auf den Geschmack aus?
Das Weihnachtsbier soll stark, dunkel und würzig werden:
- 5 kg Pale-Ale-Malz
- etwas Röstmalz
- 1-stufige Infusion (66 °C), OG
- 100 g Spalter Select Dolden
- Bitterorangenschale
- Sternanis
- Kardamom
- Zimt
- Paradieskörner
- Koriander
- ??? und eben Rübenkraut, oder lieber nicht? Wenn hier gleich ernsthafte
Bedenken laut werden, nehme ich Zucker.
Ich bin gespannt auf eure Meinungen!
Liebe Grüße
Philipp
____________________ Wer flötet hell und plappert munter
Im Netz kopfüber und kopfunter
Den bittren Trunk verschmäht sie nicht
und hämmert bis die Schale bricht?
Die Braumeise
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Posting Freak Beiträge: 835 Registriert: 5.3.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 31.10.2010 um 15:28 |
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Hallo Philipp,wie kommst Du auf Rübenkraut?
Könnte ein Gemüsebier werden,was sich positiv auf die Flatulenz auswirken
sollte.
Kann mir auch nicht vorstellen,daß die Blätter die Mengen an Zucker für den
nötigen "Wumms" enthalten.
Was sind eigentlich Paradieskörner?
Grüße,Wildey........ ____________________ die Dinge sind so,wie man Sie sieht...
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Antwort 1 |
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 31.10.2010 um 15:39 |
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Hi, Wildey,
nee, nee, der meint nicht gehäckselte Krautblätter sondern Melasse (je nach
Region dann auch Rübenkraut). Also eingedickter Zuckersaft aus
Zuckerrüben.
Zum Thema Melasse gab es schon mal was z.B.
http://hobbybrauer.de/modules.php?name=eBoard&file=viewthread&tid=6961#pid6
8123.
Nochmal genauer suche, da findet sich was.
Gruß
Michael
____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Senior Member Beiträge: 234 Registriert: 19.3.2010 Status: Offline
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erstellt am: 31.10.2010 um 15:43 |
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Hi Wildey,
Blätter? Ich meine nicht das tatsächliche Kraut der Rüben, sondern die
klebrige Pampe, die bei uns Rübenkraut heißt. Das hier: http://www.grafschafter.de/web/produkte/goldsaft.html
Dieses Produkt spricht mich sehr an, weil es süß, schwarz und "malzig" ist.
EIgentlich nur eine Vorstufe (Abfallprodukt?) vom raffinierten RÜbenzucker.
Besteht zu 66 % aus Zucker, der rest wird wohl Wasser sein.
Paradieskörner sind so ne Art Pfeffer für arme Leute, hat man früher
häufiger verwendet, sie schmecken fruchtiger als Pfeffer: http://de.wikipedia.org/wiki/Paradiesk%C3%B6rner
Gruß
Philipp
____________________ Wer flötet hell und plappert munter
Im Netz kopfüber und kopfunter
Den bittren Trunk verschmäht sie nicht
und hämmert bis die Schale bricht?
Die Braumeise
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Antwort 3 |
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Posting Freak Beiträge: 835 Registriert: 5.3.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 31.10.2010 um 15:53 |
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Ach sooooo!Zuckerrübensirup!!Oder so ähnlich-kenn ich,hatte ich als Kind
aufm Brot!
Dann sieht die Sache allerdings anders aus!-Das könnte geschmacklich gut
rauskommen,und alkoholisch!
Wollte auch noch ein Weihnachtsbier brauen,mir fehlt aber das Leergut,oder
ich müsste auf eine Biersorte verzichten!
Will ich aber auch nicht wirklich-das schmeckt alles so gut! ____________________ die Dinge sind so,wie man Sie sieht...
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Antwort 4 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 31.10.2010 um 16:03 |
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Hi Philipp,
ich meine hier im Forum schon mal was gelesen zu haben, dass Rübenkraut
einen unangenehmen "Rübengeschmack" im Bier erzeugt. Ich selbst hab es noch
nicht probiert und will Dich deshalb auch nicht davon abbringen.
Ich schaue mir gerade mal die Zutatenliste auf meinen Rübensirup an, der im
Küchenschrank steht.
Zörbiger "Überrübe"
Zutaten:
Rübensirup 36%, Zucker, Glukose-Fructose-Sirup, Kandisablaufsirup,
Karamelsirup.
m.f.g
René
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 5 |
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Senior Member Beiträge: 234 Registriert: 19.3.2010 Status: Offline
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erstellt am: 31.10.2010 um 16:20 |
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Moin,
die Zutatenliste von meinem Grafschafter Goldsaft ist da wesentlich
lakonischer: "Zutaten: Zuckerrüben." Punkt.
Ich kann per Suche im Forum leider nichts Relevantes finden, in meinem
Hinterkopf dämmert es allerdings auch, dass es da mal Experimente mit
Rübekraut gab. Jedenfalls habe ich schon länger das Gefühl, dass die
Suchfunktion intelligenter ist als ich
Oder liegt das daran, dass viele alte Beiträge gelöscht sind?
Vor Rübenaroma habe jedenfalls nicht so viel Angst, da ich ja ordentlich
dagegen an würze. Man kucken. Bisher konnte mich noch niemand von dem Plan
abbringen.
Gruß
Philipp ____________________ Wer flötet hell und plappert munter
Im Netz kopfüber und kopfunter
Den bittren Trunk verschmäht sie nicht
und hämmert bis die Schale bricht?
Die Braumeise
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Antwort 6 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 31.10.2010 um 16:53 |
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Ach ja, bei Wikipedia steht z.B, dass der Eisengehalt je nach Ernte stark
schwanken kann. Ein hoher Eisengehalt könnte unangenehm im Bier schmecken
(Blutgeschmack).
Der Grenzwert von Eisen im Trinkwasser beträgt (glaub ich) 0,2-0,5 mg/L.
Rübensirup hat ca. 9 mg Eisen in 100 g. Durch Zugabe von 100 g Sirup in 1 L
Wasser erhöhst Du also die Eisenbelastung auf das 18-45-fache des
Grenzwertes.
Ob das irgendwie relevant ist weiß ich nicht...
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 7 |
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 31.10.2010 um 16:54 |
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Hallo, Phillip,
das stimmt allerdings, dass manche älteren Beiträge dieser unsäglichen
Löschaktion zum Opfer gefallen sind. Außer dem oben genannten link kann ich
auch nix finden.
Ich finde auch: probier das mal aus, das MUSS einfach gut zu einem
vollmundigen Weihnachtsbier passen. In der Weihnachtsbäckerei wird das
Rübenkraut ja auch öfter verwendet.
Aber bitte später berichten, das interessiert mich, wie das Zeugs so im
Bier 'rüberkommt.
Gruß
Michael
____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Member Beiträge: 87 Registriert: 8.10.2005 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 31.10.2010 um 20:06 |
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Hallo Phillip,
kann Dir nur sagen: ausprobieren!!!!!!!!
Hab selbst gerade noch ein Versuch am Gären: ein Beifußbier, und es
schmeckt bis jetzt genial!!!!!!
Nur Mut, wir sind an keinen Eid gebunden, außer Unserem Eigenen!!!
Sitzte hier gerade bei einem Stout mit Mädesüß, Scharfgarbe, Beifuß, und
Mistel, was an Samhain gerade recht ist:-)
bis dann
Andreas
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Antwort 9 |
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Senior Member Beiträge: 157 Registriert: 29.6.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 31.10.2010 um 20:26 |
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Unbedingt machen!!!
Ich hab das dieses Jahr in einem belgischen Dubbel ausprobiert und mag es.
Da ich keine Candi-sugar (kein Kandis, sondern irgendein belgischer
Spezialzucker) kaufen wollte, habe ich mich schlau gemacht aus was der
hergestellt wird. ( http://en.wikipedia.org/wiki/Candi_sugar)
Auf jeden Fall ist das Zeug zu den meisten Teilen Invertzucker und das
lässt die Gärung anders verlaufen bzw. die Hefe zersetzt die Zucker anders.
Ich habe damals ein ganzes Glas Zörbiger Rübensirup ( http://www.zoerbiger-zuegg.de) verwendet der zu einem
hohen Prozentsatz auch aus Invertzucker (meist auch Glucose-Fructose-Sirup
gennant) besteht.
Das Ergebniss war sehr gut.
Natürlich ein hoher Alkoholgehalt (8-9%) und ein sehr vielseitiges Aroma.
Viel Malz, viel Karamell, evtl. irgendwas sirupartiges... Wenn keiner weis
das es Rübensirup war kommt da auch keiner wieder drauf. Schmeckt sehr
lecker und intensiv. Für ein schweres und komplexes Weihnachtsbier kann ich
das nur empfehlen. Aber Achtung das wird auch recht schnell sehr
alkoholisch, wobei ich den in meinem Bier nicht hervorschmecke.
[Editiert am 31.10.2010 um 20:27 von Samuel Adams]
____________________ "Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich
sind." - Benjamin Franklin
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Antwort 10 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 31.10.2010 um 20:37 |
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Hi Sam,
das ist also so was wie die Zörbiger Überrübe, wobei ich den Eisengehalt
der puren Rübe noch mal zur Diskussion stellen möchte...
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 11 |
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Senior Member Beiträge: 157 Registriert: 29.6.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 31.10.2010 um 20:55 |
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Ja, das dürfte ein Glas Überrübe gewesen sein. Ich habe es am Ende der
Kochzeit hinzugegeben, damit es nicht vielleicht doch am Kessel anbrennt.
Ging aber mit viel Rühren gut. ____________________ "Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich
sind." - Benjamin Franklin
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Antwort 12 |
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Posting Freak Beiträge: 1905 Registriert: 7.12.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.11.2010 um 04:32 |
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Hallo ihr Lieben,
hier muß ich ja einen Einwand los werden.
Zuckerrübensirup, Rübenkraut, Siepnaat, kann ja wohl nur im rheinischen
Bier erlaubt sein. Andere Bundesländer oder sogar Staaten der Welt haben
überhaupt kein Recht dieses Grundnahrungsmittel des Rheinländers zu
benutzen.
Das ist auch der Grund warum nur im Rheinland richtiger Sauerbraten
hergestellt werden kann. Oder warum Öcher Printen die Besten sind.
Nun den Scherz bei Seite. Das ist nichts anderes wie lapidarer Zucker. also
rein damit wenn's gefällt, kann den Geschmack nur positive.
Viel Spaß,
Jörg
[Editiert am 3.11.2010 um 03:47 von Biermann]
____________________ Ich braue Hoppesäcker Ur-biere nach dem Hoppesäcker Reinheitsgebot von
AD512 (Dokument ging leider verloren).
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Antwort 13 |
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Senior Member Beiträge: 234 Registriert: 19.3.2010 Status: Offline
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erstellt am: 1.11.2010 um 13:34 |
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So, ihr Rübennasen,
ich habs getan. 1.350 g Rübenkraut für satte 16 °P. Die Würze schmeckt süß
und angenehm und sieht ganz schön dunkel aus. Ich melde mich in ein paar
Wochen und berichte über die Verkostungsergebnisse.
Danke und Gruß
Philipp
____________________ Wer flötet hell und plappert munter
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und hämmert bis die Schale bricht?
Die Braumeise
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Antwort 14 |
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Posting Freak Beiträge: 835 Registriert: 5.3.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.11.2010 um 15:36 |
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1,3 Kilo,nicht schlecht!Dann laß mal höhren wenn´s so weit ist! ____________________ die Dinge sind so,wie man Sie sieht...
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Antwort 15 |
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Senior Member Beiträge: 234 Registriert: 19.3.2010 Status: Offline
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erstellt am: 25.1.2011 um 01:39 |
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Liebe Bierfreunde,
ich bin euch noch einen Bericht über das Rübenkrautweihnachtsbier schuldig.
Danke erst einmal für die vielen Hinweise und die allgemeine Ermutigung.
Unterm Strich muss ich sagen: Es war mein bestes Weihnachtsbier bisher und
ich werde es bestimmt wieder tun, wahrscheinlich werde ich aber weniger
Rübenkraut nehmen beim nächsten Mal. Die Kommentare der Versuchskaninchen
reichten von „genial“ bis „das ist kein Bier“.
Bei der Gärung ist mir schon aufgefallen, dass sehr, sehr viel Schaum
entsteht, der auf Teufel komm raus nicht zusammenfallen will. Eine extrem
klebrige Substanz, so eine Art Hefe-Zuckerwatte.
Hier meine Eindrücke von heute, das Bier ist erst jetzt so richtig schön,
Weihnachten war es ganz OK, davor zu schräg. ---
Optik: Schmutziges dunkelbraun, unglaublich viel beige-brauner Schaum im
Glas, sehr stabil
Geruch: Belgische Schokotoffees, Vanille, Himbeere
Antrunk: Recht rezent, fruchtig-herb, ganz leicht säuerlich, Sternanis
leicht vorwitzig
Mitteltrunk: Voller Malzkörper, trotzdem eher schlanke Anmutung,
Toffee-Karamell-Note wird schnell von Gewürzbittere gegenbalanciert, wenn
man weiß, dass es drin ist, kann man einen Hauch Rübenkraut erahnen, ganz
mildes Lakritz, seidig-buttriges Mundgefühl
Nachtrunk: Langes Finish, Gewürzbittere und Hopfen greifen harmonisch
ineinander, bittere Schokolade, flüchtige Weihnachtsaromen, Zimt und
Sternanis sind am deutlichsten
Die 7,2 % Alkohol schmecken nicht unbedingt durch.
@flying: René, Der Hinweis mit dem Blutgeschmack war genial! Jetzt, wo ich
es noch mal gelesen habe, kann ich es verstehen. Man könnte auch an einem
rostigen Nagel lutschen! Schmeckt nicht so unangenehm, wie es jetzt klingt,
aber es ist doch eine spezielle Note drin, die zumindest mich seltsam
berührt. Es schmeckt nicht schlecht, fühlt sich nur seltsam an. Ich mag ja
solche Lebensmittel. Bei den Franzosen heißt es nicht umsonst: „Wenn es
nicht den gout de merde hat, hat es nichts.“
Das wars. Herzliche Grüße
Philipp
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Die Braumeise
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Antwort 16 |
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Posting Freak Beiträge: 868 Registriert: 17.12.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 25.1.2011 um 12:47 |
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Den "Gout de merde"?
Dann verzichte ich lieber...
Frank
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Antwort 17 |
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