Junior Member Beiträge: 49 Registriert: 25.4.2009 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 19.11.2010 um 23:03 |
|
|
Hallo, liebe Braukollegen,
meinen letzten Sud habe ich vor vier Tagen in die Nachgärng geschickt.
Heute habe ich mal ein Fläschchen geöffnet und verkostet. Der
Jungbierbiergeschmack ist noch deutlich wahrnehmbar und und die
Kohhlensäure fehlt noch etwas - sprich, bis Weihnachten habe ich mal
geplant, bis alles fertig ist.
Mein Problem ist die im Moment noch zu deutliche Bitterkeit im Nachtrunk,
welche zum Biertyp meiner Meinung nach nicht past. Grundsätzlich ist es
eine durchaus bekannte Bittere wie z.B. vom Pilsner, also kein
Fehlgeschmack, aber da ich eher ein Fränkisch Hell einbrauen wollte, bin
ich etwas irritiert. Meine Berechnungen habe ich per hand vorgenommen und
nochmal per verschiedenen Berechnungsprogrammen kontrolliert - hat alles
gepasst. Gerechnet habe ich mit 90 Minuten Kochzeit, Alpha 8%, Ausnutzung
und Kochdauer aus Tabellen (Hanghofer), Hopfen P45 (höhere Ausnutzung mit
10% berücksichtigt), Hopfengabe nach Eiweißbruch, Decke in der Hauptgärung
regelmäßig abgehoben und Abfüllung zur Nachgärung nach Beendigung der
Austreibung von Hopfenharzen.
Das fertige Bier sollte eine Bittere von 20 Bittereinheiten aufweisen. Ist
das zu hoch? Wird sich durch die Nachgärung und Lagerung die Bittere noch
verändern? Hat jemand Efahrung mit der Ursache für zu hohen
Bitterstoffgehalte?
Als Aromahopfen habe ich einen Tettnager mit 4,2 % Alpha 10 Minuten vor
Kochende. Zu lang?
Gekocht habe ich mit einem 8,5 KW Kocher in einem ca. 110 Liter fassenden
Kessel. Da die Kochung etwas schwer in Gang kommt, verwende ich zusätzlich
2-3 Tauchsieder, um das Rollen zu gewährleisten.
Gruß, Markus.
[Editiert am 19.11.2010 um 23:06 von heimbier]
|
|
Posting Freak Beiträge: 835 Registriert: 5.3.2009 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 19.11.2010 um 23:19 |
|
|
Hallo Markus,hast Du nur die eine Hopfengabe?
Ansonsten würde ich noch einige Zeit Reifen lassen.Ich habe auch schon
Biere eine Woche nach Abfüllung verkostet,und das Geschmackserlebnis war
nicht so befriedigend wie dann etwa 4 Wochen später.
-Da tut sich noch was! ____________________ die Dinge sind so,wie man Sie sieht...
|
|
Antwort 1 |
|
Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 20.11.2010 um 09:31 |
|
|
Die Bittere lässt sicher noch nach und wird runder.
Aber die IBUs allein bestimmen nicht die Qualität der Bittere.
Eine hohe Restalkalität des Brauwassers laugt z.B. die Spelzen aus und
erzeugt eine langanhaltende unedle Bittere des Hopfens im Gaumen,
unabhängig von den IBUs.
Stefan
|
|
Antwort 2 |
|
Junior Member Beiträge: 49 Registriert: 25.4.2009 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 20.11.2010 um 15:22 |
|
|
Hallo Stefan,
also am Wasser liegt es sicher nicht, da ich mein relativ gutes Wasser
sogar noch nachbearbeitet habe (Milchsäure, Sauermalz und Calciumchlorid).
Der pH-Wert war einwandfrei. Ich habe mal ein bischen nachgelesen und es
könnte vielleicht doch sein, dass die Kochung nicht intensiv genug aus der
Tiefe kam. Das könnte dazu führen, dass es sich doch um eine Eiweißbittere
handelt.
Wodurch unterscheidet die sich denn gegenüber einer Hopfenbittere?
Ich habe auch gelesen, dass es bei zu wenig wallender Kochung später zu
einem Ausfällen von Eiweiß während der Gärung kommt. Das führt dann zu
einer Verschleimung der Hefe und damit zu stark verlangsamter Gärung. Hat
jemand sowas schonmal jemand gehabt? Kann man das erkennen? Meine Gärung
von 110 Liter Würze dauerte von 13,1°P auf 3,5°P bei 7,5 °C Gärtemperatur
knapp zwei Wochen. Ist das noch O.K.?
Gruß,
Markus.
|
|
Antwort 3 |
|
Senior Member Beiträge: 248 Registriert: 20.2.2010 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 20.11.2010 um 19:24 |
|
|
hallo markus, denke auch das die bittere noch nachlassen wird - der sud ist
ja noch nicht einmal durchgegoren. das ändert sich wahrscheinlich noch.
hatte auch einmal so eine befürchtung nachdem ich die schnellvergärprobe
verkostet hatte. bier war aber nach einigen wochen dann genau richtig.
lg
vani
|
|
Antwort 4 |
|
Junior Member Beiträge: 49 Registriert: 25.4.2009 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 20.11.2010 um 19:35 |
|
|
Hallo Vani,
meine inzwischen fast drei Wochen alte Schnellgärprobe zeigt das Phänomen
des bitteren Nachtrunks auch nicht. Durch die warme Gärung schmeckt die
dafür total bananig - normal.
Gruß,
Markus.
|
|
Antwort 5 |
|
Posting Freak Beiträge: 829 Registriert: 5.5.2010 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 20.11.2010 um 21:05 |
|
|
Bananig? Was hast Du denn für 'ne Hefe genommen? Ich hatte mal für ein
Weizen die WB 06, das schmeckte auch die ersten Wochen sehr bitter im
Nachtrunk, die Bittere war dann plötzlich fast auf einen Schlag weg.
Ich kann nur weitergeben was mir MatthiasH letztens an's herz gelegt hat:
Zitat: | Relax, don't worry, have
a homebrew! |
Recht hat er!
Viele Grüße
Tom ____________________ Keine Produkte aus Massenbierhaltung!
|
|
Antwort 6 |
|
Junior Member Beiträge: 49 Registriert: 25.4.2009 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 20.11.2010 um 21:45 |
|
|
Hallo Tom,
ich hab das große Glück, dass ich nur etwa ca. 35 km in die "Fränkische"
brauche. Dort habe ich einen Brauer, von dem ich frisch meine UG Hefe
(dunkles Vollbier/Brauerei Meister, Unterzaunsbach) bekomme und einen, bei
dem ich mir mein Malz dann selber abwiegen kann (Elchbräu/Thuisbrunn).Das
ist übrigens auch eine phantastische Gegend für tagesfüllende
Brauereiwanderungen . Bitterhopfen bekomme ich dann auch vor Ort
und Aroma (bisher Tettnanger) bestelle ich. Ich muss zugeben, dass ich noch
ganz am Anfang stehe (sieben Sude), und aufgrund ständiger Umbauten und
Aufstockungen sehr froh war, mein Rezept einigermaße reproduzieren zu
können. Wenn ich das System im Griff habe, werde ich beginnen am Rezept zu
feilen. Sehr interessant finde ich das Thema Vorderwürzehopfung - ich mag
hopfenwürzige und hopfenaromatische Biere. Auf der Braubeviale in Nürnberg
vor einer Woche gab es da leckere, bewusst überhopfte Versuchsbiere zum
verkosten. Hast du Infos zur Vorderwürzehopfung?
Bisher habe ich immer nur eine Bittergabe nach Eiweißbruch und eine
Aromagabe 10 Minuten vor Kochende.
Gruß,
Markus.
[Editiert am 20.11.2010 um 21:47 von heimbier]
|
|
Antwort 7 |
|
Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
|
|
erstellt am: 20.11.2010 um 22:43 |
|
|
Ah, ein VWH-Interessierter! Bevor mir Michael (tauroplu) zuvor kommt...
Ich mache gerne Vorderwürzehopfung, weil es nach meiner Meinung den meisten
Hopfengeschmack ins Bier bringt.
Außerdem ist der Duft schon beim Draufläutern verführerisch. Wenn, mache
ich 100% VWH, weil ich das so mag, andere spalten das auch in verschiedene
Anteile VW-, Bitter- und Aromahopfen.
Wenn Du die Bittere mit Earls Hopfenrechner rechnest, ist ein
entsprechendes Ankreuzelfeld vorhanden, bei herkömmlichen Hopfenrechnern
ziehst Du einfach 10% vom Alphawert ab,
da die Bitterstoff-Ausbeute bei VWH um etwa diese 10% niedriger ist.
Wenn Du während des Läuterns nicht schon zum Kochen heizt, bekommst Du
wegen der längeren Verweilzeit mehr Hopfengeschmack.
Ich mußte wegen Läuterkatastrophe mal das Hopfenkochen auf den nächsten
Morgen verschieben und der Hopfen war somit halt die ganze Nacht lang drin:
hmmm!
Uwe
[Editiert am 20.11.2010 um 22:44 von Uwe12]
____________________
|
|
Antwort 8 |
|
Junior Member Beiträge: 49 Registriert: 25.4.2009 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 20.11.2010 um 23:25 |
|
|
Hallo Uwe,
heißt das, dass ich die Berechnungen für VWH über den Hopfenrechner von
Earl Scheid machen kann (muss ich mir mal besorgen)? Steht dort auch, wann
ich den Hopfen zugebe, bzw. wie lange die VWH vor Kochbeginn dauern soll?
Kann ich dazu auch Pelets verwenden?
Ich freu mich - mal wieder eine Baustelle!
Gruß, Markus.
|
|
Antwort 9 |
|
Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
|
|
erstellt am: 21.11.2010 um 00:02 |
|
|
Hallo Markus!
Ja, eben Earls Hopfenrechner. Da gibts im letzten Feld einer
Hopfengabe-Zeile ein Ankreuzelfeld "Vorderwürze- o. Maischehopfung".
Beschreibung der VWH im Wiki.
Du gibst die gewünschte Menge Hopfen Dolden oder Pellets quasi in die leere
Sudpfanne und läuterst darauf, incl. Nachgüssen, bis Du pfannevoll hast.
Da nach meiner Erfahrung der Hopfengeschmack mit längerer Verweildauer in
der heißen (nicht zu heißen) Würze intensiver wird, ist beim Läutern also
keine Eile geboten.
Wie lange vor dem Kochen? Da kenne ich keine "Richtwerte", wie gesagt, habe
ich das auch schon über Nacht stehen lassen und es wurde recht intensiv.
Vielleicht machst Du es fürs erste Mal so, daß Du nur 50% der angestrebten
Bittere als VW-Hopfen gibst und schaust mal, ob Dir der Hopfengeschmack
gefällt,
wenn ja, kannst Du das nächste Mal mehr Hopfen zur Vorderwürze geben.
Im Buch von Hubert Hanghofer ist die Vorderwürzehopfung erwähnt.
Frohes Hopfen!
Uwe
[Editiert am 21.11.2010 um 00:02 von Uwe12]
____________________
|
|
Antwort 10 |
|
Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 21.11.2010 um 01:22 |
|
|
Hi Leute,
ich weiß nicht so recht? Die VWH scheint mir etwas überbewertet zu sein.
Mein Strong Ale- Belgian Style hatte 75% der Hopfenmenge als VWH.
So richtig prickelnd fand ich das nicht. Auf gar keinen Fall ist es ein
Ersatz für die späten Gaben! Da ist das Aroma viel intensiver.
m.f.g
René
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
|
|
Antwort 11 |
|
Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
|
|
erstellt am: 21.11.2010 um 02:00 |
|
|
Hallo René!
Da bei mir die Aromagabe nicht wirklich funktioniert, bin ich ein Fan der
VWH, da ich da halt was "merke". Bei der Aromagabe bleibt bei meiner
Verarbeitung offenbar nicht viel übrig.
Aufgrund der Oxidation der Hopfenöle zu Hopfenalkoholen sollte VWH und
Aromagabe eigentlich nicht wirklich vergleichbar sein.
Ich weiß auch nicht, wie "Hopfennase" (aromatische Öle) und
"Hopfengeschmack" verglichen werden könnten.
Und sicherlich wird auch bei der Aromagabe ein Teil der Hopfenöle zu
-alkoholen oxidiert, läßt sich sicher nicht vermeiden.
...auch vom Hopfenstopfen bin ich nicht besonders überzeugt. Die beiden
experimentellen Flaschen mit 1g Saphir-Pellets haben mir nicht gefallen.
Eine aufdringliche, hopfige Öligkeit dominiert da das
Geschmacks-/Geruchserlebnis, das ist mir nichts, aber ich hab's zumindest
mal probiert!
Also, Markus: der nächste Sud mit mächtig Aromagabe im Whirlpool oder VWH?
In jedem Falle: viel Erfolg!
Uwe ____________________
|
|
Antwort 12 |
|
Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 21.11.2010 um 02:50 |
|
|
Hi Uwe,
du bist ein erfahrener Brauer und weißt wo von Du sprichst/schreibst. Ich
denke wir kommen hier in eine Phase des subjektiven Empfindens, wo wir mit
pauschalen Aussagen nicht weiter kommen.
Die späten Gaben schaffen bei mir jedes mal ein deutliches Hopfenaroma. Die
VWH merke ich, aber sie ist nicht dominant!
Ich habe (glaub ich) vor 2 oder 3 Jahren das erste mal von der VWH gelesen.
Da war die Meinung der Brauer noch nicht so eindeutig. Manche sprachen ihr
sogar jegliche Bedeutung ab.
Ist irgendwie, wie Äpfel mit Birnen zu vergleichen...
m.f.g
René
[Editiert am 21.11.2010 um 03:08 von flying]
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
|
|
Antwort 13 |
|
Posting Freak Beiträge: 868 Registriert: 17.12.2008 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 21.11.2010 um 13:04 |
|
|
Wenn das Jungbier noch zu bitter schmeckt, dann liegt das weniger am Hopfen
als an der Hefe. Man spricht auch von (unausgewogener)Hefebittere.
Musste mich diesbezüglich im Rahmen einer Brauereiführung bei Münchner
Hofbräu vom Braumeister "belehren" lassen, war mir auch neu.
Von daher ist es sehr wahrscheinlich, dass das mit der Lagerung
verschwindet. Hast Du zuviel Hopfen verwendet, bleibts natürlich bitter.
Frank
|
|
Antwort 14 |
|
Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 21.11.2010 um 14:19 |
|
|
@Frank: ich führe stets VWH plus einer späten Aromagabe durch. Wenn man nur
VWH macht, dann wird das Hopfenaroma zwar sehr ausgewogen und würzig, aber
so richtig hopfenaromatisch wird es erst mit späten Aromagaben. Das sind
zumindest auch meine Erfahrungen.
Gruß
Michael
____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
|
|
Posting Freak Beiträge: 868 Registriert: 17.12.2008 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 21.11.2010 um 14:47 |
|
|
Zitat von tauroplu, am 21.11.2010 um
14:19 | @Frank: ich führe stets VWH plus einer
späten Aromagabe durch. Wenn man nur VWH macht, dann wird das Hopfenaroma
zwar sehr ausgewogen und würzig, aber so richtig hopfenaromatisch wird es
erst mit späten Aromagaben. Das sind zumindest auch meine Erfahrungen.
Gruß
Michael |
Dem wollte ich auch nicht
widersprechen. Ich gebe nur weiter, dass eine unangenehme Bitter beim
JUNGBIER von der Hefe herrühren soll.
Deine Aromabeobachtungen beziehen sich ja aufs fertige Bier.
Frank
|
|
Antwort 16 |
|
Junior Member Beiträge: 49 Registriert: 25.4.2009 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 21.11.2010 um 16:00 |
|
|
Hallo,
dann freu ich mich jetzt schon mal aufs Experimentieren und mach mich zur
VWH mal etwas schlau.
Vielen Dank an alle!
Gruß, Markus.
|
|
Antwort 17 |
|