Posting Freak Beiträge: 5714 Registriert: 16.8.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 3.4.2013 um 16:53 |
|
|
Moin
Ausgehend davon, dass jeder Organismus unter besonderen Umweltbedingungen
dazu neigt, sich durch Mutation anzupassen um den eigenen Bestand in der
Zukunft zu sichern, habe ich beschlossen, einen Langzeitversuch zu
starten.
Hierzu werde ich eine Population von Hefezellen - derzeit im Kühlschrank
schlafend - zunächst einem ihr gefälligen Klima von 12°P aus Haushaltzucker
in 1,5l abgekochten und abgekühlten Wasser aussetzen. Damit dürfte die Hefe
- eine Blanche-Kultur, aus dem "Valhalla" geerntet, problemlos zurecht
kommen.
Sobald sich abzeichnet, dass die "Hauptgärung" durch ist, werde ich die
Hefe erneut füttern indem ich die Stammwürze um nochmals 2°P erhöhe.
Bis die dann erneut aufflammende Gärung durch ist, dürften schon einige
Generationen gekommen und gegangen sein.
Generationen - unabhängig von der Spezies - bedeuten grundsätzlich - nach
den aktuell geltenden Standards der Vererbungslehre - Anpassung.
Bis zu einer kumulierten Stammwürze von 18 oder sogar 20°P dürften sich die
heran geführten Hefezellen problemlos wohl fühlen. (Ich erinnere an meinen
gallischen Hammer)
Ab Erreichen von 20°P, wird dann die Stammwürze durch regelmäßige
Zuckergaben jeweils um 1°P erhöht. Von der aktuellen Population wird vor
der jeweiligen Zuckergabe jeweils eine Teilmenge separiert. Sollte die im
Gärbehälter verbleibende Population die nächste Erhöhung der Stammwürze und
damit auch des Alkoholgehaltes nicht überleben und zu Grunde gehen,
definiert die zuletzt separierte Teilmenge die höchst tolerante
Generation.
Das Experiment endet erst dann, wenn eine der beiden Konditionen
eingetreten ist:
1. Eine Stammwürze von 60°P wird mit vitalen, aktiven Zellen erreicht
2. Die Population geht am Alkohol zu Grunde
Ziel ist die Züchtung eines Blanche-Stammes durch generative Mutation,
welcher bezüglich der Alkoholtoleranz alle bislang bekannten Bier- und
Weinhefen in den Schatten stellt.
Diese Megablanche soll dann den stärksten Weizenbock aller Zeiten
vergären.
Anders als die Hardcoreböcke anderer Brauer, welche erst im Lauf der Zeit -
mit zuweilen fiesen Tricks - nachträglich in der Stammwürze und dem daraus
resultierenden Alkoholgehalt erhöht wurden, soll dieser Weizenbock die
exorbitante Stammwürze bereits im Augenblick des Anstellens haben, so dass
die Mega-Blanche, aus dem Zuchtgefäß kommend sofort die Arbeit aufnehmen
kann.
Um die unzähligen Generationen der Hefe ihr Werk und Werden ungestört
fortsetzen zu lassen, wird ein 5l-Partyfass als Kulturbehälter
verwendet.
Ich werde regelmäßig berichten.
Greets Udo
[Editiert am 3.4.2013 um 16:59 von TrashHunter]
____________________ Botschafter der WBBBB in Hessen
Brauen ist die wahre Alchemie
Hobbybrauer. TrashHunters Leitfaden für Einsteiger.2014
Tredition Verlag
|
|
Posting Freak Beiträge: 2085 Registriert: 26.2.2013 Status: Offline
|
|
erstellt am: 3.4.2013 um 17:04 |
|
|
Hi,
Klasse Projekt - dürfte ich einen Ergänzungsvorschlag einbringen?
Um genetische Mutationen mit höherer Alkoholtoleranz zu begünstigen, sollte
man ein "genetisches Nadelöhr" schaffen.
Das heißt: wenn eine Generation erfolgreich mit einer höheren Stammwürze
zurechtgekommen ist, davon eine *kleine* Menge entnehmen und diese weiter
vermehren.
Dabei werden die toleranteren Zellen begünstigt, die anderen vermehren sich
nicht so stark und werden daher einen immer kleineren Anteil an der
Gesamtmenge haben.
Evolutionsgeschichtlich ist genau das immer immer der Auslöser für das
Aussterben oder die Weiterentwicklung einer Spezies.
Sonst haste am Schluß 99% tote Zellen, und 1% die mit 60°Plato
zurechtkommen.
Bei Zucht durch Selektion daher in *jeder* Generation eine Auslese treffen
(passiert durch den höheren Alkoholgehalt automatisch) und diese gezielt
weitervermehren.
Bin gespannt was sich daraus entwickelt.
Grüße ____________________ *Dunkles Lager, Magnum/Select/Tettnanger, S189 (Hauptgärung)
*Festbier, Northern Brewer/Tettnanger/Saazer/Select, S-189 (Nachgärung)
*Helles Lager, Tettnanger/Select/Saazer, S-189 (Nachgärung)
*Westy12 Clone, 21.6°P, W3787 (Lagerkeller)
|
|
Antwort 1 |
|
Posting Freak Beiträge: 510 Registriert: 3.2.2013 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 3.4.2013 um 17:06 |
|
|
Das ist mal 'n klasse Versuch.
Ich erwarte voller Erwartungen Deine Ergebnisse.
Ich hab's nicht studiert oder ähnliches, daher mein
"Tipp aus dem Bauch heraus": bei 42°P ist Feierabend.
Gutvergär,
Henrik
[Editiert am 3.4.2013 um 17:08 von henriks]
____________________ Bissenmoor Bräu ... Prost!
__________________________
Planung: Etwas für Weihnachten
Gärung:
Reifung:
Genußreif: seeehr viel. ;-)
|
|
Antwort 2 |
|
Posting Freak Beiträge: 5714 Registriert: 16.8.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 3.4.2013 um 17:22 |
|
|
@Dennis: Guter Vorschlag.
Stellt allerdings das "Problem" dar, dass ich für die jeweils nächste
Generation zunächst ein neues Zuhause schaffen muss, welches zwangsläufig
schon entsprechend konditioniert sein muss.
Sprich, im neuen Zuhause muss bereits die gegebene Alkoholkonzentration
herrschen UND neues Futter vorhanden sein.
Allerdings denke ich, dass angesichts dieser Darstellung ein mehrfacher Umzug im Grundsatz sowieso
nicht ausgeschlossen werden kann ____________________ Botschafter der WBBBB in Hessen
Brauen ist die wahre Alchemie
Hobbybrauer. TrashHunters Leitfaden für Einsteiger.2014
Tredition Verlag
|
|
Antwort 3 |
|
Senior Member Beiträge: 396 Registriert: 6.11.2012 Status: Offline
|
|
erstellt am: 3.4.2013 um 17:31 |
|
|
Moin Udo!
Also, Dein ambitioniertes Vorhaben in allen Ehren, aber ich glaube Deine
Zielsetzung ist etwas sehr hoch gegriffen.
60°P würden irgendwas jenseits der 30%vol Alkohol bedeuten.
Gute Brennereihefen schaffen so um die 14 bis 16% und selbst da braucht's
gute Voraussetzungen.
Die Hefen, welche (eigentlich) zur Bioethanolproduktion eingesetzt werden
schaffen (theoretisch) um die 20% oder auch etwas mehr, aber da braucht's
dann auch eine präzise Prozessführung was die Zufuhr von Makro- und
Mikronährstoffen und die Eliminierung von Hemmstoffen betrifft.
Trotzdem: Ich bin gespannt, was man mit Hobbymitteln so herauszüchten kann
Erwartungsvoll
Martin ____________________
|
|
Antwort 4 |
|
Posting Freak Beiträge: 5714 Registriert: 16.8.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 3.4.2013 um 17:44 |
|
|
Moin
Hagen Rudolph hat mir einer industriellen Reinzuchthefe immerhin 25 vol% Alc. geknackt. Das ist Ansporn, es zu
versuchen.
Denn....
laut Herrn Rudolph ist die WLP-099 die toleranteste, bislang gezüchtete
Reinzuchthefe.
Um das zu schaffen, musste Herr Rudolph jeden Tag in den Keller stiefeln
und die Gummistiefel anziehen...
... lasset uns also so anmaßend sein, White Labs in den Schatten stellen zu
wollen ____________________ Botschafter der WBBBB in Hessen
Brauen ist die wahre Alchemie
Hobbybrauer. TrashHunters Leitfaden für Einsteiger.2014
Tredition Verlag
|
|
Antwort 5 |
|
Posting Freak Beiträge: 3478 Registriert: 21.9.2011 Status: Offline
|
|
erstellt am: 3.4.2013 um 17:50 |
|
|
@Udo: Meinst Du, reiner Haushaltszucker ist dafür das richtige?
____________________ Gruss Uli
|
|
Antwort 6 |
|
Posting Freak Beiträge: 510 Registriert: 3.2.2013 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 3.4.2013 um 17:51 |
|
|
Trial and error.
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
(und wenn es Negativerfahrung ist)
Hochvergärenden Gruß,
Henrik ____________________ Bissenmoor Bräu ... Prost!
__________________________
Planung: Etwas für Weihnachten
Gärung:
Reifung:
Genußreif: seeehr viel. ;-)
|
|
Antwort 7 |
|
Gast
|
|
erstellt am: 3.4.2013 um 17:55 |
|
|
Nix für ungut, aber um Chris White in den Schatten zu stellen, wirst Du
noch weitere 1 - 2 Leben brauchen ....
Minimum ....
Die 099 ist keine "Züchtung", sondern der Thomas Hardy's Ale strain, der
über Jahrzehnte hinweg alkoholtoleranter wurde, so sagt man.
Gruss aus derzeit Belgien
Jürgen
|
|
Posting Freak Beiträge: 5714 Registriert: 16.8.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 3.4.2013 um 18:10 |
|
|
Zitat von Westvleteren12, am 3.4.2013 um
17:55 | Nix für ungut, aber um Chris White in
den Schatten zu stellen, wirst Du noch weitere 1 - 2 Leben brauchen ....
Minimum ....
Die 099 ist keine "Züchtung", sondern der Thomas Hardy's Ale strain, der
über Jahrzehnte hinweg alkoholtoleranter wurde, so sagt man.
Gruss aus derzeit Belgien
Jürgen |
Ich bin gerade mal 50... hab also erst das erste Drittel hinter mir Jürgen
Ist also noch Zeit genug, es zu versuchen.
Nein, tatsächlich denke ich, dass es nicht Jahre benötigt um einen Stamm in
definierter Umgebung derart tolerant werden zu lassen.
Richtig ist natürlich, dass ich mit meinen häuslichen Mitteln nicht die
absolute Gleichmässigkeit bezüglich der Umgebungsparameter wie ein Labor
herstellen kann.
Und natürlich habe ich persönlich auch meine Zweifel, ob das angestrebte
Ziel erreicht werden kann. Es wäre vermessen, sich auf den Standpunkt zu
stellen, dass es gehen MUSS.
Aber....
...wenn es mir gelingen sollte, mit der Blanche die 40°P zu knacken und
einmalig einen absolut brutalen Weizenbock OHNE nachträgliche Aufzuckerung
oder Zusätze industrieller Alkohole zu brauen, dann wäre dies gleichwohl
ein Meilenstein.
Mir ist klar, dass außer einem absoluten Enthusiasten auch Niemand in der
Lage oder bereit wäre, das so entstehende Gebräu zu trinken....
...aber Menschen trinken auch Stroh-Rum mit 80 vol%.
Und wie Du selber sagst Jürgen.. "der über Jahrzehnte hinweg
alkoholtoleranter wurde, so sagt man."... man sagt so. Bewiesen ist aber
Nichts. Es ist nur Legende, nur Erzählung. Den wahren Hintergrund kennt man
nicht.
Greets nach Belgien (Wo ich schon lange nicht mehr war und gerne mal wieder
schwadronieren würde) Udo ____________________ Botschafter der WBBBB in Hessen
Brauen ist die wahre Alchemie
Hobbybrauer. TrashHunters Leitfaden für Einsteiger.2014
Tredition Verlag
|
|
Antwort 9 |
|
Posting Freak Beiträge: 3548 Registriert: 26.2.2012 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 3.4.2013 um 18:18 |
|
|
Ich fürchte mal, dass deine Population an einseitiger Ernährung zugrunde
geht - oder du mendelst eine auf Haushaltszucker spezialisierte
Brennereihefe heraus.
Lecker Würze sollte die Hefe schon kriegen, lecker Bier ist dann die
Belohnung.
Cheers, Ruthard ____________________ Mein Blog: Brew24.com
|
|
Antwort 10 |
|
Posting Freak Beiträge: 546 Registriert: 2.2.2013 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 3.4.2013 um 18:23 |
|
|
Interessantes und ambitioniertes Projekt, auf dessen Ausgang ich wirklich
gespannt bin.
Bin alles andere als ein Biologe, mit kommen aber zwei Punkt in den Sinn,
die wahrscheinlich Probleme machen:
- Zuckerwasser als Nährmedium ist wahrscheinlich nicht das richtige?
Malzextrakt oder wenigstens ein paar Hefenärsalze in Tabletten- oder
Pulverform wären da vielleicht förderlich
- Kann es sein, dass du am ende vielleicht eine sehr alkoholtolerante Hefe
hast, die aber nicht "Stammwürzetolerant" ist? Was ich damit sagen will,
wenn du dann deine Superalk-Hefe in sehr "dicke" Anstellwürze gibst, kanns
da vielleicht "osmotische" Probleme geben, weil die Hefe zwar an hohen
Alkohol-, nicht aber an hohen Extrakt-Gehalt gewöhnt ist?
20%vol sind ja kein Problem: Sherryhefen schaffen die ja bei guter Pflege
schon fast, und wers noch etwas extremer will, kann die neuen "Turbohefen"
nehmen, die kommen über 20%, schmecken aber bescheiden.
Ich wünsch dir auf jeden Fall Viel Erfolg.
|
|
Antwort 11 |
|
Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 3.4.2013 um 18:27 |
|
|
Ich würde den Versuch anders starten, nämlich durch Selektion.
Nimm eine Hefepopulation und suspendiere sie in einer 10%, 15%, 16%.....30%
EtOH Lösung. Stell mit dieser Hefe eine 12P Zuckerlösung an. Es werden nur
die tolerantesten überleben und sich dann vermehren. Nimm als
Ausgangsmaterial die Zellen der höchsten EtOH Konzentration die danach noch
gärfähig waren.
Jan
|
|
Antwort 12 |
|
Posting Freak Beiträge: 2942 Registriert: 29.4.2010 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 3.4.2013 um 18:30 |
|
|
Schönes Projekt, Udo, ich wünsche dir viel Erfolg.
15,7% sind mit der WLP-099 zu knacken, geschafft habe ich dieses in meinem
120er.
Volco
|
|
Antwort 13 |
|
Posting Freak Beiträge: 5714 Registriert: 16.8.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 3.4.2013 um 19:02 |
|
|
Danke für die Denkanstöße
Meine Denkkiste rotiert im Moment auf vollen Touren.
Da die erste Versuchspopulation entsprechend der ursprünglich beschriebenen
Konfiguartion schon im Fass (seit 3 Stunden) und bereits am Werkeln ( seit
1 Stunde) ist, werde ich wohl parallel eine zweite Versuchsanordnung
fahren.
Frage: Kann man reinen Ethanol, bzw.Ethanol-Lösungen diverser
Verdünnungsgrade auch irgendwo käuflich erwerben ?
Greets Udo ____________________ Botschafter der WBBBB in Hessen
Brauen ist die wahre Alchemie
Hobbybrauer. TrashHunters Leitfaden für Einsteiger.2014
Tredition Verlag
|
|
Antwort 14 |
|
Senior Member Beiträge: 311 Registriert: 23.3.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 3.4.2013 um 19:14 |
|
|
Ach wenn das mit der Gentechnik doch nur so einfach wäre...
Ich bewundere die Unbefangenheit die du an den Tag legst und finde du
solltest es auf jeden Fall probieren. Das was Jan zwei Beiträge weiter oben
schreibt erscheint mir persönlich auch sehr sinnvoll.
Ich habe während meiner Masterarbeit versucht E. coli
ethanoltoleranter zu machen, indem ich sie Stressproteine aus extremophilen
Bakterien habe produzieren lassen. Leider ist es selbst mit solch einem
gerichteten Versuch nur sehr schwer möglich da in kurzer Zeit große Sprünge
zu machen. Es gibt nämlich Gründe warum Ethanol als Desinfektionsmittel
recht effektiv eingesetzt wird, und das wird sich durch Mutation ab einem
gewissen Grad nicht mehr ändern. Das Ethanol macht die Membran der Zellen
nämlich durchlässig und die Zellen laufen so, vereinfacht gesagt, quasi
aus.
z.B. hier
Cecilia Leao and N. Van Uden. Effects of ethanol and other
alkanols on passive proton influx in the yeast Saccharomyces cerevisiae.
Biochimica et Biophysica Acta (BBA) - Biomembranes, 774(1):43–48, 7
1984.
Wenn man lange genug Mäuse in Wasser wirft, werden nunmal leider auch keine
Fische draus. ____________________ #+- This line is intentionally left blank
#+-
flickr
|
|
Antwort 15 |
|
Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
|
|
erstellt am: 3.4.2013 um 19:14 |
|
|
Mit blankem Zuckerwasser wird das nix!
Habe mal eine Weinhefe mit Zuckerwasser angesetzt, es gärte zwar irgendwas,
die Weinhefe wars aber nicht (alleine).
Bei Turbohefen (z.B. Alcotec 48h) sind ein Haufen Nährstoffe dabei.
Spaßeshalber habe ich nach einer Turbogärung einen Teil des Gelägers weiter
geführt.
Die Alkoholtoleranz war dabei aber sogar schlechter, als bei einer
gewöhnlichen Portweinhefe!
Die Blanche ist an sich eine Weinhefe, da wirst Du aus dem Stand auf etwa
15-16% Alkohol kommen (Aufzuckermethode, siehe Fruchtweinkeller).
Wenn Du dann die alkoholtolerantesten Zellen ausselektierst - wer sagt Dir,
daß die noch die Eigenschaften der Blanche haben und nicht vielleicht was
völlig langweiliges gären,
lange dran rumkauen, keinen Bock auf Vermehrung und einen miesen EVG haben?
Sie sind ja nur bei Anwesenheit vergleichsweise hoher
Alkoholkonzentrationen die "Fittesten".
Um die Stressbedingungen zu erhöhen, könntest Du Dir Bodenproben von hier, hier oder gar von hier
besorgen und neben dem Kulturgefäß platzieren.
...bei letzterem kann es aber evt. passieren, daß die Hefezellen plötzlich
telepathisch Kontakt mit Dir aufnehmen.
Uwe
|
|
Antwort 16 |
|
Senior Member Beiträge: 396 Registriert: 6.11.2012 Status: Offline
|
|
erstellt am: 3.4.2013 um 19:22 |
|
|
Aus der Apotheke, oder Du nimmst
Ansatzkorn 80% sollte eigentlich auch reichen.
Allerdings wird nur verdünnen IMO nicht reichen, wahrscheinlich must Du
auch irgendwie die richtige Osmolalität (und vieles andere mehr)
einstellen, sonst verschrumpeln Dir die Hefezellen.
Dass sich das Zeug
überhaupt Rum nennen darf ist ja an sich schon eine Frechheit ..... ____________________
|
|
Antwort 17 |
|
Senior Member Beiträge: 391 Registriert: 3.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 3.4.2013 um 20:30 |
|
|
Hallo Udo,
mit Zuckerwasser wird das auf Dauer wirklich nichts. Hefe lebt nicht
alleine von Zucker. (Ansonsten müssten wir ja auch kein Gemüse essen).
Hefen brauchen u.a. auch Spurenelemente und andere Nährstoffe um sich zu
vermehren. Auch wenn genügend Zucker vorhanden wäre, aber ein bestimmter
Nährstoff fehlt, wird sich die Hefe dennoch nicht teilen. In der Würze sind
solche Nährstoffe meistens genügend Vorhanden damit man sich keine Gedanken
dazu machen müsste.
Ich habe etwas Mühe zu glauben, dass sich Hefe innert weniger Zeit an
höhere Alkoholkonzentrationen gewöhnen kann. Ethanol ist in höheren Mengen
toxisch (wie auch für den Menschen). Ich sehe für die Hefe also keinen
evolutionären Vorteil falls sie in solchen Bedingungen weiterleben könnte.
Mutationen die einem Lebewesen Vorteile verschaffen sind sehr selten. Die
meisten Mutationen führen dazu, dass sich die Hefen überhaupt nicht mehr
vermehren können und gehen in der ganzen Hefenpopulation unter.
Woher hast du das?
(Quellen)
Cheers Samuel
|
|
Antwort 18 |
|
Posting Freak Beiträge: 5714 Registriert: 16.8.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 3.4.2013 um 20:40 |
|
|
Zitat: | Woher hast du das?
(Quellen) |
Internet Diverse Quellen.
Ich bin da nicht selektiv.
ABER
Ich lese Eure Einlassungen sehr aufmerksam und bin bereit zu lernen.
Deine Argumenatation erscheint mir schlüssig.
Aus diesem Grunde werde ich parallel zum bereits gestarteten Experiment ein
Weiteres starten, welches darin besteht, eine Hefe mit einer Würze mit
hoher Stammwürze zu füttern und diesen "Sud" mit Würze steigender
Konzentration weiter zu führen.
Es hat eben erst begonnen, noch ist Alles offen
Greets Udo ____________________ Botschafter der WBBBB in Hessen
Brauen ist die wahre Alchemie
Hobbybrauer. TrashHunters Leitfaden für Einsteiger.2014
Tredition Verlag
|
|
Antwort 19 |
|
Posting Freak Beiträge: 801 Registriert: 12.3.2012 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 3.4.2013 um 20:56 |
|
|
Was ich in diesem Fall überdenken würde, ist, wie viele Generationen bedarf
es, um sich an einen erhöhten Alkoholwert anzupassen? Eine stetige Erhöhung
bedeutet ja nicht, dass die Anpassung ebenso schnell vonstatten geht. Und
mit ein, zwei Generationen ist das vielleicht nicht einmal getan, zumal mir
nicht ganz klar ist - allgemein, nicht in Bezug auf Dein Vorgehen -, ob
eine verstoffwechselnde Hefe, die ja am unmittelbarsten einem zu hohen
Alkoholwert ausgesetzt ist, ausreichend Populationen bildet, die sich dem
anpassen können? Ich dachte, dass erst Alkohol entsteht, wenn kein
Sauerstoff mehr vorhanden ist, der für die Vermehrung der Hefe notwendig
ist...
Ich würde eher eine sich vermehrende Hefe gezielt mit einer sich
steigernden Ethanollösung anreichern, um das auszuprobieren, denn je höher
die Reproduktionsrate, desto wahrscheinlicher auch eine zeitnahe Anpassung.
Ich bin kein Mikrobiologe, aber ich hätte Bedenken, dass die Anpassung auch
andere Umstände mit sich zieht. Vielleicht sieht die Anpassung auch so aus,
sich einzukapseln, wenn ein bestimmter Wert erreicht ist. Dann gehts nicht
mehr weiter. Wenn Du Pech hast, schmeckt das Ergebnis komisch. Wie siehts
mit Fuselalkoholen aus, wenn die Hefe schon so hoch vergären soll? Will ja
nicht nach zwei Gläsern davon blind werden .
Daher unbedingt mehrere separate Populationen starten, um die
unterschiedlichen Formen der Anpassung beurteilen zu können.
Insgesamt ein toller Versuch, der eigentlich versucht werden muss, allein
des Prinzips wegen ! ____________________ Blausud bleibt Blausud und Brautag bleibt Brautag
|
|
Antwort 20 |
|
Senior Member Beiträge: 311 Registriert: 23.3.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 3.4.2013 um 21:00 |
|
|
Eventuell würde es helfen nicht Würze sondern ein Medium auf Basis von z.B.
Malzextrakt, Hefextrakt und evtl. Pepton zu nehmen. Da könntest du die
"Stammwürze" deines Mediums über der Malzextrakt-Anteil ganz gut steuern
und die Rohstoffe sind etwas reproduzierbarer als in einer Würze.
Edit: im bezug auf das was derkenny schreibt, solltest du dir such
überlegen ob du suf Ethanoltoleranz oder auf Ethanolprodiktion selektierst.
Wenn du von spontanen Mutationen ausgehst, spielen die generationen keine
Rolle, da es keine kontinuierliche Anpassung ist. Die mutierte Superhefe
könnte also schon da sein, du musst sie nur noch rausfischen
Edit2: sorry für die typos, ich schreibe mit dem iFöhn
[Editiert am 3.4.2013 um 21:06 von Phalanx]
____________________ #+- This line is intentionally left blank
#+-
flickr
|
|
Antwort 21 |
|
Posting Freak Beiträge: 1946 Registriert: 20.11.2012 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 3.4.2013 um 21:48 |
|
|
Aktueller Stand der Technik für diese Anforderung an Alkoholtoleranz sind
wohl genmanipulierte e. coli Bakterien. In Industrie und damit auch über
Drittmittel in der Wissenschaft besteht aber durchaus hohes Interesse an
einer Lösung mit Hefen, die wohl effizienter arbeiten. Vor allem für den
Bereich der Biokraftstoffe auf Ethanol-Basis ist das interessant. Man kann
sich also vorstellen, was da an Ressourcen und wissenschaftlichen
Kapazitäten reingesteckt wird.
Ein Durchbruch aus dem heimischen Einmachglas, so romantisch und schön die
Vorstellung sein mag, ist für mich daher schwer vorstellbar.
____________________
|
|
Antwort 22 |
|
Posting Freak Beiträge: 527 Registriert: 31.3.2009 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 3.4.2013 um 23:31 |
|
|
trashhunter, schöne idee, aber:
seit vielen, vielen jahren forschen labors an hefestämmen. insofern gehe
ich mal davon aus, dass deine idee nicht neu ist. und daher, egal mit
welchen verbesserungsvorschlägen, nicht funktionieren wird. falls aber doch
nehm ich die hefe gerne für meinen terminator II.
kurzes vergärungsprofil des terminators: den 28 plato stammwürze wurde
safale 04 zugegeben. die hatte sich nach zwei tagen totgesoffen, die 28
aber auf 17 plato reduziert. dann kam champagnerhefe zum einsatz, die hat
es von 17 auf 12 geschafft. nach zwei jahren lagerung haben wir für die
flaschengärung turbohefe zugesetzt, aufgrund der alk-toleranz. bei neun
plato war schluss, flaschengärung hat aber irgendwie dennoch co2
gebracht.
prost
jevers zeuge
www.zeugenbraeu.de
[Editiert am 3.4.2013 um 23:31 von Jevers Zeuge]
____________________
|
|
Antwort 23 |
|
Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 4.4.2013 um 05:20 |
|
|
Hi Udo,
mann.. das sind ja hochtrabende Ziele, die Du Dir da steckst
Eine leichte Selektion in Richtung Vergärungsgrad oder Alkoholtoleranz kann
ich mir durchaus vorstellen. Die Mutationsraten von Hefen sind
vergleichsweise enorm, auch ohne das sie in Fukushima oder Tschernobyl
wachsen. Wunder solltest Du allerdings nicht erwarten, wie meine Vorredner
schon detalliert ausgeführt haben.
Die Blanche wird ja als Weizenhefe verkauft. Weizenhefen sind im
allgemeinen nicht besonders alkoholtolerant. Doppelböcke wie der Aventinus
sind da schon an der Schmerzgrenze. Andererseits sagt Uwe, die Blanche ist
eine Weinhefe? Manche sagen, sie wäre eine Wit-oder sonstige belgische
Hefe..?
Ich selbst habe mir auch ein etwas weniger ambitioniertes
Hefezüchtungsprogramm vorgenommen. Nämlich die Rückzüchtung einer
Bäckerhefe in Richtung Bierhefe. Dazu wollte ich kleine Mengen gut
gehopfter Würze über viele Generation mit Bäckerhefe vergären.
2 L Würze mit 2 g Bäckerhefe (trocken) ansetzen. Durchgären lassen,
aufrühren, 20-40 ml Suspension entnehmen und die nächsten 2 L Würze damit
impfen. Es dürfte interessant sein, wie sich die Hefe über 10 oder mehr
Ansätze verändert. Man kann auch mit Stressfaktoren spielen...
Leider reicht meine Zeit zwischen den Renovierungsarbeiten momentan gerade
zum schlafen Wird also noch eine ganze Weile dauern.
m.f.g
René ____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
|
|
Antwort 24 |
|