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Autor: Betreff: Nordamerikanisches Brauen
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red_folder.gif erstellt am: 12.1.2008 um 17:48  
Malz:
H2O-Geh.:4,1% - Extraktgehalt 80% - M/S-Diff. 1,2 - Eiweißgehalt 12,05% - ELG 43,8% - pH Maische 6 - Viskosität1,49 - 2-Walzen-Schrotmühle 0.8mm

Maischverfahren:
Einmaischen bei 68 Grad (extrem langsam rühren), Malz zu Wasser 1:3 bis 1:3.75. Anschliessend für 45 Minuten ruhig stehen lassen, Trübwürze pumpen, und danach gleichzeitig mit dem Abläutern und dem Anschwänzen (max. 78 Grad) beginnen.

Hört sich sehr seltsam an - ich habe (als gelernter Brauer und Mälzer) so etwas, bevor ich nach Kanada gekommen bin, auch noch nie in einer Brauerei gesehen. Funktioniert so in ungefähr, aber nur mit sehr gut gelösten Malzen.
Da hier in Nordamerika fast alle Kleinbrauereien (sog. craft breweries) von Hobbybrauern ohne entsprechende Berufsausbildung betrieben werden, hat sich dieses Maischverfahren etabliert.
Vielleicht klappt's ja auch mit einigen Deutschen Malzen...


[Editiert am 12.1.2008 um 17:50 von AndiB]



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De gustibus non est disputandum. Es lebe das Reinheitsgebot.
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frikadellenschmied
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red_folder.gif erstellt am: 12.1.2008 um 19:03  
........... über Geschmack lässt sich (wahrlich!!!) nicht streiten. ;)

Hier in germany sind die Malze sehr gut, die 40°C Rast kann man getrost vergessen.

Dein beschriebenes Verfahren klingt interessant. Was da chemisch abläuft .... ? mal ausprobieren.


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Ich esse Fleisch, weil mir die kleinen Tofus so leid tun und Saitan scheisse schmeckt!
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ale-addict
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red_folder.gif erstellt am: 13.1.2008 um 12:36  
Hallo
Was bedeutet "Trübwürze pumpen"? Kannst Du das bitte kurz erläutern.
Danke und Grüsse
Jürg


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Ich trinke nicht einfach so Bier, ich mache nur pflichtbewusst Qualitätskontrolle meiner Erzeugnisse.
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red_folder.gif erstellt am: 13.1.2008 um 14:32  

Zitat von ale-addict, am 13.1.2008 um 12:36
Hallo
Was bedeutet "Trübwürze pumpen"? Kannst Du das bitte kurz erläutern.
Danke und Grüsse
Jürg


Moin, moin!
"Trübwürze pumpen" ist nichts wahnsinnig tolles oder anspruchsvolles - es bedeutet nur, die vorerst noch trübe Würze (sic!) nach der Läuterruhe so lange im Kreislauf zu pumpen, bis sie irgendwann blank (klar) läuft und in den Sudkessel gepumpt werden kann (so nach 10 - 30 Minuten max.).


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Biermann
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red_folder.gif erstellt am: 13.1.2008 um 17:39  
Hallo AndiB,

herzlichst willkommen hier und Allzeit gut Sud.

Wie ich Dich versteh pumpst Du die Würze über den Treber bis sie klar ist? Oder verstehe ich das falsch? Sprichst du von der Würze nach dem Kochen, kann ja nicht da Du noch vor dem Kochen bist? Was machst wenn die nicht klar ist? Nach dem Kochen ist das ehe alles weg und wenn nicht da, dann nach drei Wochen fermentieren.

Cheers,

Jörg


[Editiert am 10.5.2009 um 00:09 von Biermann]
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red_folder.gif erstellt am: 13.1.2008 um 22:35  

Zitat von Biermann, am 13.1.2008 um 17:39

"Wie ich Dich versteh pumpst Du die Würze über den Treber bis sie klar ist? Oder verstehe ich das falsch? Sprichst du von der Würze nach dem Kochen, kann ja nicht da Du noch vor dem Kochen bist? Was machst wenn die nicht klar ist? Nach dem Kochen ist das ehe alles weg und wenn nicht da, dann nach drei Wochen fermentieren.


Hallo Jörg,

genau so wird's gemacht.
Auch bei deinen Bieren wirst du wahrscheinlich die Würze so rein wie möglich haben wollen.
Wenn du mit der Maischarbeit (deinem Maischprogramm, den verschiedenen Temperaturstufen) fertig bist, dann wartest du wahrscheinlich auch ca. eine halbe Stunde bis du mit dem Abläutern anfängst, damit sich ein Treberbett bilden kann, d.h. du gibst den Spelzen Zeit sich auf dem Senk- bzw. Siebboden des Läuterbottichs abzusetzen.
Auf der Webseite http://www.joh-albrecht.com/de/glassudwerk.htm gibt's ein schönes Bild davon - auf der rechten Seite ("Läuterschichtenbildung"), vergrößert sich beim draufklicken.
Danach fängst du mit dem Abläutern an, und die ersten Liter Vorderwürze enthalten einfach noch zu viele Feststoffe (sehr trübe). Also pumpt man die VW so lange im Kreislauf, bis auch die kleinsten Trübstoffe im LB zurück gehalten werden. Erst wenn die Würze klar läuft lässt man sie in den Sudkessel laufen, um anschließend die Kochung durchzuführen.

Sollte man keine klare Würze erhalten, hat man schon ein Problem... Ist auch nach extensivem Trübwürzepumpen eine Trübung festzustellen, heißt das wahrscheinlich, daß die Maischarbeit nicht einwandfrei durchgeführt wurde und sich sehr viel Eiweiße darin befinden. Es stimmt, daß durch die Kochung ein Großteil ausgefällt werden kann, allerdings verbleibt ein erhöhter Anteil in der Würze und kann zu Gärschwierigkeiten und Stabilitätsproblemen im fertigen Bier (verminderte Haltbarkeit) führen.

Eine andere Ursache für Würzetrübung könnte eine zu eng eingestellte Mühle sein, bei der die Spelzen zu stark zerkleinert werden. Die Trübung würde dann nicht durch Eiweiße, sondern durch Staubteilchen hervorgerufen. Dies würde zu Geschmacksveränderungen, einer Zufärbung und zu erheblichen Gärschwierigkeiten führen. Sehr wahrscheinlich dürfte das Abläutern n diesem Fall auch extrem lange dauern, da sich der Senkboden verlegt, d.h. relativ undurchlässig wird.

Für Leute die nicht nach dem Reinheitsgebot brauen, bietet sich die Zugabe von "Irish Moss" http://de.wikipedia.org/wiki/Knorpeltang in den Sudkessel an.

Die Dauer der Fermentierung wird unterteilt in Haupt- und Nachgärung (Reifung, Lagerung, Flaschengärung). Die Hauptgärung dauert normalerweise ca. eine Woche, die Dauer der Nachgärung variiert sehr stark - von wenigen Tagen bis zu einigen Monaten.

:)


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Biermann
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red_folder.gif erstellt am: 13.1.2008 um 23:06  
Alles klar und Danke für die ausführliche Beschreibung.

Jörg
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red_folder.gif erstellt am: 14.1.2008 um 00:19  
Kein Thema - gern geschehen! :)


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brauknecht
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red_folder.gif erstellt am: 14.1.2008 um 14:55  
Hallo Andi,

früher hätte ich es auch nicht für möglich gehalten, daß da ein vernünftiges Bier bei so einem Maischverfahren rauskommen kann. Bei mehreren Besuchen in den USA und Kanada hab ich festgestellt das es machbar ist. Mittlerweile hab ich mich mich mit Mittelalterlichen Braumethoden und Spezialverfahren beschäftigt, und festgestellt das man in Weihenstephan viel lernt, aber doch eben nicht alles! Auch Maischverfahren ohne Heizung, wo nur die Temperaturschritte mittels zubrühen von heißem Wasser erreicht werden, funktionieren ganz gut. Durch das "Halbwissen" war z.T. bei den ehemaligen Hobbybrauern existiert, "passieren" natürlich auch viele kreative "Unfälle" die z.T. extrem interessante Ergebnisse liefern. Grüße ins verschneite Canada!!!!!


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Es Grüßt Famulus Praxatorius (der Brauknecht)
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red_folder.gif erstellt am: 15.1.2008 um 08:50  
Hallo Andi,

habe ich das richtig verstanden, da wird bei 68Grad eingemaischt, ergibt dann etwa 60 - 65 Grad. Wird dann diese Temperatur gehalten oder wieder auf 68 Grad hochgeheizt?
Ist die Rastdauer von 45 min ausreichend um Jodnormal zu werden, oder ist das "Umpumpen bis die Würze klar ist" praktisch das Warten bis zur Jodnormalität?
Und sehe ich das richtig, daß nicht auf 78 Grad aufgeheizt wird, sondern nur der Nachguß 78 Grad hat?
Fragen über Fragen!

Gruß
Bernd
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schuulz
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red_folder.gif erstellt am: 15.1.2008 um 09:36  
Hallo,


Zitat von brauknecht, am 14.1.2008 um 14:55
Hallo Andi,

Auch Maischverfahren ohne Heizung, wo nur die Temperaturschritte mittels zubrühen von heißem Wasser erreicht werden, funktionieren ganz gut.


Ja, das funktioniert "ganz gut" (ich mache das nur so). Das klassische Dreimaischverfahren funktioniert ja auch ohne Heizung, und das damit gebraute klassische Pilsner Urquell war ja auch "ganz erfolgreich" ;-)

Dieses "Craft-Brew Verfahren" scheint mir eine nochmal vereinfachte Version des englischen one-step infusion Verfahren zum Brauen von Ale zu sein!? Die Rast ist kuerzer, sonst sehe ich da keinen Unterschied. Und das gleichzeitige Laeutern und Anschwaenzen kann schlimmstenfalls die Ausbeute leicht druecken, oder? Im Prinzip spricht ja nichts dagegen, wenn man die Vorderwuerze und das Glattwasser nicht zu verschiedenen Bieren weiterverarbeiten moechte.

Bei diesem und dem englischen Verfahren verschiebt sich im Prinzip die Arbeit vom Brauer zum Mälzer, denke ich. Was mich interessieren wuerde: Kriegt man damit vollmundige Biere "normaler Staerke" (um 11 P) hin, ohne viel Karamellmalz zu verwenden? Oder haben die durch das stark geloeste Eiweiss automatisch weniger Körper (wie das bei den Ales ja auch ist, im Gegensatz etwa zum Alt)?

Viele Gruesse,

Sven
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smilies/smile.gif erstellt am: 15.1.2008 um 20:20  

Zitat von BerndG, am 15.1.2008 um 08:50
Hallo Andi,

habe ich das richtig verstanden, da wird bei 68Grad eingemaischt, ergibt dann etwa 60 - 65 Grad. Wird dann diese Temperatur gehalten oder wieder auf 68 Grad hochgeheizt?
Ist die Rastdauer von 45 min ausreichend um Jodnormal zu werden, oder ist das "Umpumpen bis die Würze klar ist" praktisch das Warten bis zur Jodnormalität?
Und sehe ich das richtig, daß nicht auf 78 Grad aufgeheizt wird, sondern nur der Nachguß 78 Grad hat?
Fragen über Fragen!


Hallöle!

Besser spät als nie - bin gerade erst von der Arbeit gekommen, sorry...

Wenn du das so siehst, dann maischen wir mit 73 Grad ein, ergibt eine Maischetemperatur von 68 Grad! Der Einmaischvorgang dauert bei dieser Brauerei ca. 30 Minuten, danach 45 stehen lassen. Während dieser 45 Minuten stellt sich schon Jodnormalität ein, das TW pumpen dient wirklich einzig und alleine der Klärung der Vorderwürze.

Den Rest hast du ganz richtig verstanden: sobald die Würze klar läuft, wird sie in die Sudpfanne gepumpt (mit 68 Grad). Gleichzeitig mit dem Beginn des Abläuterns, also dem Zeitpunkt wo die Würze beginnt in die Sudpfanne einzulaufen, wird mit dem Anschwänzen angefangen. Die Wassertemperatur beträgt hierbei max. 78 Grad, wie allgemein üblich. Zulaufendes Anschwänzwasser und ablaufende Würze sollten dabei mengengleich sein, d.h. der Flüssigkeitspiegel im Läuterbottich bleibt immer gleich (natürlich nur, bis die vorgesehene Menge an Wasser eingebracht wurde, danach leert sich der LB selbstverständlich).

Alles klar??? :puzz: Wenn nicht einfach nachfragen...

LG aus Kanada!


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michaxxl
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red_folder.gif erstellt am: 15.1.2008 um 20:49  
Ich habe dieses Verfahren bei einigen meiner letzten Sude angewandt.
Ich habe allerdings bei 70°C eingemaischt und dann etwas (auf 66 bis 67 °C) nachgeheizt.
Ich denke aber, dass dieses nur bei gut gelösten Malzen zufriedenstellend funktioniert. Jodnormalität hat sich oft schon nach 30 - 40 Minuten eingestellt.
Meine Erfahrungen waren bezüglich dieses Verfahrens sehr gut. Die Biere hatten eine angenehme Restsüße.
Der Restextrakt lag oft bei 3 bis 4° Plato.
Da ich gerne etwas mehr als zu wenig hopfe, waren es sehr würzige Biere.
Ich kenne keine vergleichbaren industriellen Biere.

Gruß Michael


edit: ich arbeite in der Regel mit Wiener-Malz!


[Editiert am 15.1.2008 um 21:07 von michaxxl]



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red_folder.gif erstellt am: 15.1.2008 um 21:46  
Wow, da kennt sich ja jemand aus!!! :)

Dieses "Craft-Brew Verfahren" scheint mir eine nochmal vereinfachte Version des englischen one-step infusion Verfahren zum Brauen von Ale zu sein!?
- Genau. Die meisten "craft Breweries" stellen nur Ales und Stouts her, einfach weil es billiger und schneller geht.


Die Rast ist kuerzer, sonst sehe ich da keinen Unterschied. Und das gleichzeitige Laeutern und Anschwaenzen kann schlimmstenfalls die Ausbeute leicht druecken, oder?
- Die Ausbeute ist überhaupt nicht toll. Ich kämpfe jeden Tag um auf 70% zu kommen...


Bei diesem und dem englischen Verfahren verschiebt sich im Prinzip die Arbeit vom Brauer zum Mälzer, denke ich. Was mich interessieren wuerde: Kriegt man damit vollmundige Biere "normaler Staerke" (um 11 P) hin, ohne viel Karamellmalz zu verwenden?
- Auch richtig. "Brauen" kann man das fast schon nicht mehr nennen. Karamelmalz benutzen wir nur zu max. 3%, um die Vollmundigkeit zu erhöhen geben wir ca. 15% Weizenmalz bei den hellen Ales, bei den dunklen kommen bis zu drei verschiedene Farbmalze, "Victory"-, "Crystal"- und Münchner Malz zum Einsatz (etwas übertrieben, aber damit muß man hier leben).

Oder haben die durch das stark geloeste Eiweiss automatisch weniger Körper (wie das bei den Ales ja auch ist, im Gegensatz etwa zum Alt)?
- Die Biere haben hier tatsächlich weniger Körper, ich mag sie deshalb überhaupt nicht. Das wird aber kompensiert, indem z.B. Rauchmalz verwendet wird um dem ganzen einen Geschmack zu geben. Auch wird sehr viel Hopfen gegeben, und manchmal kommen dann noch so abstrakte Sachen wie Blaubeer- oder Himbeeraroma dazu :thumbdown:

Alles in allem finde ich die "craft beers" einfach nur fürchterlich :mad: ... ich bin einfach Bier Europäischer Brauart gewöhnt. Ich werde jetzt wohl damit anfangen mir mein leckeres Weißbier selber zu machen. Hab' endlich die passende Hefe gefunden! ;)

Liebe Grüße aus dem kalten, weißen Kanada :D


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Kai
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red_folder.gif erstellt am: 5.2.2008 um 16:29  
Hallo Leute

Hab mal grad wieder hier vorbeigeschaut und gleich etwas gefunden wo ich mal meinen Saft zugeben muss.

Ich bin auch hier in den USA und have viel Kontakt zu amerikanischen Hobbybrauern. Es fasziniert mich immer sehr zu sehen wie viele Amis davon ueberzeugt sind das man mit einer Rast auskommt und wie viele deutsche Brauer es nicht glauben das man gutes Bier auch mit nur einer Rast brauen kann. Ich waehle das Maischeverfahren abhaengig vom Malz. Wenn ich mit deutschem Malz arbeite (Weyermann) halte ich meine erste rast bei 55C fuer 20 min, die zweite bei 65.5 - 66.5 C fuer 45 min durch zubruehen (je nach dem EVG den ich haben moechte) und maische bei 76 C mit einer Kochmaische ab. All das in einem Getraenke-Cooler in dem ich auch laeutere. Das hat den Vorteil das ich mich nicht so sehr um die Temperaturestabilitaet kuemmern muss und ich in in der Zwischenzeit auch mein Anschwaenzwasser erhitzen kann. Hab halt nur einen Kocher.

Fuer amerikanische Malze, die ich fuer amerikanische Ales verwende, maische ich mit nur einer Rast bei 66-67 C. Und das Bier ist dann auch ganz so wie ich sie haben moechte.

Klar da gibt es eine ganze Menge schlechter Micro-Brews hier in Amerika und einer der Gruende koennte die Tatsache sein das man kein gelerner Brauer sein muss um eine Brauerei zu fuehren. Aber die bleiben dann auch nicht besonders lange im Geschaeft oder haben nur sehr wenig Erfolg. Aber ich muss auch eingestehen, dass ich bei meinem letzten Besuch in Deutschland von einigen Bieren recht entaeuscht war und mir dachte das die die auch haetten besser machen koennen. Besonders Gaststaettenbrauereien.

Kai


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red_folder.gif erstellt am: 5.2.2008 um 17:05  
Ja, Kai, da hast Du leider Recht. Zumindest hier in Berlin habe ich noch keine Gaststättenbrauerei gefunden, deren Bier mir wirklich geschmeckt hätte (und das obwohl einige davon von gelernten Brauern oder sogar Brau-Ings geführt werden).


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Gruß vom Berliner
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Cervejeiro
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red_folder.gif erstellt am: 6.2.2008 um 13:55  
Hallo Hobbybrauer.

Ich persönlich finde, dass mico-brews oder craft-brews sich deutlich von industriellen Bieren unterscheiden sollten. Selbstverständlich hängt das alles vom örtlichen Geschmack ab. Der amerikanische Geschmack und daraus resultierend die amerikanischen Biere (industriell und micro-brews) entsprechen sicherlich nicht dem meinen. über Geschmack lässt natürlich trefflich streiten!

Das erinnert mich an folgendes:

What is the difference between american beer and a young couple having sex in a boat?
There is no difference!
Both are f...... close to water!

Ich bleibe bei meiner Vorgehensweise beim Maischen! Trotzdem ist es immer interessant zu sehen wie es andere machen!

Gruss

Cervejeiro


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red_folder.gif erstellt am: 7.2.2008 um 23:03  
Das ist genau der Punkt: alles Geschmackssache - und ich kann die Plörre hier (die Biere die ich selber probiert habe) nicht leiden. Punkt. :mad:

Es ging mir nicht darum etwas als besser oder schlechter darzustellen, sondern ein Maischverfahren zu beschreiben, das mir so eben noch nicht unter gekommen ist. Es mag für Hobbybrauer vielleicht funktionieren, für eine größere Brauerei gibt es im Regelfall sehr viel bessere (wirtschaftlichere) Alternativen - Sudhausausbeuten von 70% und drunter sind einfach nicht akzeptabel...

Bier einer Großbrauerei ist nicht automatisch Scheißdreck, und nicht jeder Hobbybrauer zaubert supergute Biere - so einfach ist das! ;)


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red_folder.gif erstellt am: 7.2.2008 um 23:22  
Nallo AndiB,

für eine Großbrauerei steht eben eher wirtschaftliche Aspekt im Vordergrund, das heißt möglichst wenig Hopfen, kurzes Maischverfahren, kurze Gärzeit und kurze Lagerung.
Leider ist es so, dass sich auch einige Gasthausbrauereien z.B. in der Fränkischen Schweiz schon diesem Trend angepasst haben und das merkt man auch an dem Bier, was sie anbieten: möglichst klar (das heißt lange Haltbarkeit), nicht zu bitter, schlicht langweilig.
Das Reinheitsgebot ist kein Garant für ein schmackhaftes Bier.

Grüße
Wolfgang


[Editiert am 7.2.2008 um 23:23 von Steinbrauer]
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red_folder.gif erstellt am: 8.2.2008 um 01:45  
`N Abend!

Das artet hier ja fast in eine Pro und Kontra Debatte aus?! ;(
Woher du das hier: "...das heißt möglichst wenig Hopfen, kurzes Maischverfahren, kurze Gärzeit und kurze Lagerung." hast, ist mir schleierhaft...

Die Hopfengabe hängt vom Biertyp, vom jeweiligen Geschmackseindruck und den gewünschten Bittereinheiten ab. Pils hat mehr Hopfen, Weißbier sehr wenig. In diesem Rahmen wird gearbeitet, um ein den geschmacklichen Vorstellungen des Braumeisters oder des Brauereibesitzers entsprechendes Bier zu brauen. In Kontinental-Europa sind die Bittereinheiten eher moderat, während im angelsächsischen Raum "viel Hopfen" automatisch gutes Bier bedeutet --> India Pale Ale, SOB.

Kurzes Maischverfahren? Bei den fünf Brauereien, bei denen ich in D-land gearbeitet habe, wurden und werden normale, mehrstündige Infusions- und Dekoktionsmaischverfahren angewandt, die in ihrer Dauer natürlich unterschiedlich sind und den jeweiligen Malzen und den Bedürfnissen der Brauerei/des Bieres angepasst werden. Hier wiederum wird im englischen Sprachraum bei den "craft breweries" ein one-step infusion mashing angewandt - je schneller, je besser. Mein Boss schwärmt z.B. von seinem guten Kumpel "Quick mash Nash", der angeblich seine Sude in 1.5 h komplett maischt und abläutert...

Die Gärzeit hängt von der Hefe ab, und kann fast gar nicht beeinflusst werden. 5 - 8 Tage sind normal, und mir ist nur eine Brauerei in Deutschland bekannt die das angeblich schneller schafft, nämlich durch ein kontinuierliches Brauverfahren mit extrem hoher Hefedosierung.
Und bis jetzt habe ich noch nirgendwo längere Lagerzeiten erlebt als bei der Brauerei wo ich gelernt hab', beim Hellbräu in Altötting. Kann mich noch dran erinnern, daß manche Lagertanks drei bis vier Monate reifen konnten.
Ähnliches bei Augustiner Bräu in München: sechs bis sieben Wochen mindestens dürfen's schon sein, bevor das Helle filtriert wird. Zum Vergleich: die Ales und Stouts und sonstigen tollen craft beers hier gären genau so lange (ca. eine Woche), lagern aber überhaupt nicht (OK...gelogen. Sind schon ein bis drei Tage), sondern werden sofort filtriert und ausgeliefert.

"Möglichst klar" bedeutet nicht automatisch "lange Haltbarkeit". Dieser Argumentation zufolge müßten Hefeweißbiere ja schon fast verdorben aus der Brauerei rauskommen. Haltbarkeit hängt davon ab, daß sich in dem Bier keine aktiven Bakterien oder SchiPi aufhalten. Man kann durchaus ein trübes Keller- oder Zwickelbier oder eben ein Hefeweißbier haltbar machen - das hängt nur von der Hygiene in der Brauerei ab. Falls gewünscht kann man natürlich auch noch pasteurisieren um eine längere Haltbarkeit gewährleisten zu können.

Nochmal: ich will hier nix schlecht machen. "De gustibus non est disputandum" heißt: "Über Geschmack läßt sich nicht streiten." Und zwar ganz einfach, weil jeder seinen individuellen Geschmack für das Nonplusultra hält und auf seinem Standpunkt beharren wird.
Eine Diskussion um gutes und schlechtes Bier ist wie eine Diskussion um gutes oder schlechtes Essen... ich finde Currywurst mit Schokoladensosse Scheisse, manche leute mögen's wahrscheinlich!

Ich bevorzuge Biere nach dem Deutschen Reinheitsgebot, denn Chemie nehme ich schon mehr als genug mit anderen Lebensmitteln zu mir. Außerdem weiß ich, daß man mit diesen wenigen Ingredienzen erstaunliche Biere von sehr hoher Güte herstellen kann - deshalb ist mir die Zugabe von Antischäumungsmitteln auf Silikonbasis, "Irish Moss" auf Algenbasis sowie Fruchextrakten mit Glykolanteilen einfach nur ein Graus!
Insofern hast du absolut recht: das Reinheitsgebot ist kein Garant für ein schmackhaftes Bier. Soll es auch gar nicht sein...

;)


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Kai
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red_folder.gif erstellt am: 8.2.2008 um 04:20  

Zitat von AndiB, am 8.2.2008 um 01:45

Das artet hier ja fast in eine Pro und Kontra Debatte aus?!


Das is auch ganz gut so lange wir sachlich bleiben

Zitat:
während im angelsächsischen Raum "viel Hopfen" automatisch gutes Bier bedeutet --> India Pale Ale, SOB.


Das mit dem Hopfen stimmt schon. Besonders die Amerikaner moegen es bitter und mit viel Hopfengeschmack und Aroma. Ich kan da etwas mithalten (einige IPAs schmecken mir schon), aber da gibt es etliche Biere wo ich weiss dass ich da kein Glass von herunterbekomme. Doch mittlerer weile scheint sich das ein wenig umzukehren wohl auch wegen der Hopfenkrise. Anfaenglich wollte man halt so weit wie moeglich weg von dem geschmacklosen Amerikanischen Einheitsbier. Da hiess es mehr und mehr Hopfen oder mehr und mehr Roestmalz.

Doch einige Brauer versuchen schon noch groesser und staerker zu brauen. Mehr IBU, mehr Alkohol mehr alles. Ich werde naechstes Wochenende zu einem solchen Bierfest gehen. Mal sehen was ich da so zu schmecken bekomme.

Zitat:
Hier wiederum wird im englischen Sprachraum bei den "craft breweries" ein one-step infusion mashing angewandt - je schneller, je besser. Mein Boss schwärmt z.B. von seinem guten Kumpel "Quick mash Nash", der angeblich seine Sude in 1.5 h komplett maischt und abläutert...


Die Gruende fuer das sehe ich im britischen Ursprung der amerikanischen Hobbybrautradition und somit auch der Craft Brew Tradition. Und es ist einfach billiger sich ein solches Sudhaus hinzustellen. Ich hab damit auch kein Problem. Nur wenn die dann versuchen "authentic" deutsche Biere damit su brauen ruempfe ich die Nase.

Zitat:
Zum Vergleich: die Ales und Stouts und sonstigen tollen craft beers hier gären genau so lange (ca. eine Woche), lagern aber überhaupt nicht (OK...gelogen. Sind schon ein bis drei Tage), sondern werden sofort filtriert und ausgeliefert.


Die meisten Brauereien die ich besucht habe geben ihren Obergaerigen Bieren noch ein bis 2 Wochen Kaltlagerung nach der Hauptgaerung. Oftmals zum Hopfenstopfen.

Zitat:
Ich bevorzuge Biere nach dem Deutschen Reinheitsgebot, denn Chemie nehme ich schon mehr als genug mit anderen Lebensmitteln zu mir. Außerdem weiß ich, daß man mit diesen wenigen Ingredienzen erstaunliche Biere von sehr hoher Güte herstellen kann - deshalb ist mir die Zugabe von Antischäumungsmitteln auf Silikonbasis, "Irish Moss" auf Algenbasis sowie Fruchextrakten mit Glykolanteilen einfach nur ein Graus!
Insofern hast du absolut recht: das Reinheitsgebot ist kein Garant für ein schmackhaftes Bier. Soll es auch gar nicht sein...


Ich denke das das RHG das wichtigste Gesetz fuer deutsches Bier ist. Obwohl es keine Garantie fuer gutes Bier ist, so setzt es doch Grenzen fuer was erlaubt ist. Aber ich braue auch ein Klassisches Amerikanisches Pilsner mit Reis und habe kein Problem das als ein gutes Bier anzusehen.

Antischaummittel, Iish Moss, pH stabilistoren kommen in mein Bier nicht hinein obwohl ich immer wieder andere Amerikanische Hobbubrauerkollegen finde die drauf schwoeren. Aber was ist mit PVPP and Kieselsol? Selbst Deusche Brauereien koennen das verwenden.

Kai


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Gast

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red_folder.gif erstellt am: 8.2.2008 um 20:29  
Hallo AndyB,

tut mir leid, dass Du Dich als Brauer und Mälzer durch meinen Beitrag persönlich angegriffen gefühlt hast.

Zitat von Steinbrauer

für eine Großbrauerei steht eben eher wirtschaftliche Aspekt im Vordergrund, das heißt möglichst wenig Hopfen, kurzes Maischverfahren, kurze Gärzeit und kurze Lagerung.

Ich gebe zu, dass das ein Pauschalurteil und ein Vorurteil ist. Allerdings möchte ich Dich bitten, alles zu zitieren. Ich habe ausdrücklich von Großbrauereien gesprochen und nicht die von Dir erwähnten Brauereien gemeint. Wie sollte dann eine Brauerei wie Oettinger in der Lage sein, ihre Biere derart billig anzubieten.
Zur kurzen Gärzeit: Die Gärzeit läßt sich sehr wohl verkürzen, nämlich durch Erhöhung der Temperatur bzw. durch den Einsatz von untergäriger Hefe, welche bei Temperaturen obergäriger Hefe arbeitet.
Es gibt eine Untersuchung, die Du sicherlich auch kennst, bei der Biere auf ihren Gehalt an Fusel untersucht wurden (Bei Google "Oettinger Fusel" eingeben). Da schnitt ja das Oettinger Pils ganz schlecht ab. Auf was ist dieses wohl zurückzuführen, wenn nicht auf eine erhöhte Gärtemperatur un damit auf eine Verkürzung der Gärzeit?

Zitat von AndiB

Außerdem weiß ich, daß man mit diesen wenigen Ingredienzen erstaunliche Biere von sehr hoher Güte herstellen kann

Wenn dem so wäre, hätte ich wohl kaum das Bedürfnis, fast ausschließlich eigenes Bier zu trinken.
Das Deutsche oder von mir aus Bayerische Reinheitsgebot von 1516 gibt es schon lange nicht mehr, das heißt ja wohl jetzt Vorläufiges Biergesetz (VorlBierG) und da sind, wie Kai schon erwähnt hat, auch andere Stoffe erlaubt als Hopfen, Malz und Wasser. Nur stehen die nicht auf der Flasche drauf.

Grüße
Wolfgang


[Editiert am 8.2.2008 um 20:32 von Steinbrauer]
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ClaudiusB
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red_folder.gif erstellt am: 9.2.2008 um 04:45  
For your information!!
http://www.probrewer.com/news/news-003221.php :D

So schlecht ist unser Bier auch nicht.

Cheers,
ClaudiusB


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red_folder.gif erstellt am: 9.2.2008 um 19:03  
Hallo ClaudiusB,

da hast Du natürlich völlig Recht. In den USA gibt es schließlich nicht nur Anheuser-Busch (und auch die brauen nicht nur Bud), Miller und Coors.
Ein Bekannter von mir war kürzlich in Kalifornien und er hätte dort ein Bier getrunken, was ihn sehr stark an eines von meinem Selbstgebrauten erinnert hat. :)

Grüße
Wolfgang
Antwort 23
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Duplex
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red_folder.gif erstellt am: 9.5.2009 um 20:32  
*Altes Thema hervorkram*

Hallo zusammen. Ich hab im Winter-Frühling vor etwas in der Welt herumzureisen.

gerne würde ich in Amerika (evtl. auch Australien) einem Kleinbrauer "über die Schulter schauen".

Kennt ihr jemand? Englisch ist bei mir kein Problem und örtlich sind auch keine Präferenzen vorhanden, solange es nicht in der hintersten Ecke Amerikas/Outback ist. :)
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