Posting Freak Beiträge: 2084 Registriert: 28.10.2009 Status: Offline
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erstellt am: 20.12.2011 um 15:39 |
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Sehr interessant fand ich in diesem Zusammenhang, dass laut Narziss/Back: Die Bierbrauerei Band 2: Die Technologie der
Würzebereitung das ursprüngliche Pilsener Dreimaischverfahren
zumindest in Teilen ein Springmaischverfahren gewesen sei:
Zitat: | Springmaischverfahren
Sie beruhen auf der Anwendung von Maischeresten. Sie können bei sämtlichen
Maischverfahren zur Anwendung kommen, sogar bei Infusionsverfahren. Das
Ziel ist, die Maische durch Einspringenlassen z.B. in Wasser von 80-100°C
oder in Reste von Kochmaischen hinsichtlich der Aktivität von bestimmten
Enzymgruppen zu schädigen. (...)
Beim Pilsener Dreimaischverfahren werden Maischereste angewendet, um den
bekannten, niedrigen Endvergärungsgrad des Pilsener Bieres zu
erreichen. |
und genauer:
Zitat: | Durch Maischereste, wie
sie ursprünglich beim Pilsener Dreimaischverfahren üblich waren. Hier
werden größere Kochmaischen gezogen als zum Erreichen der gewünschten
Gesamtmaischtemperaturen erforderlich ist. Es bleibt ein Rest an
Kochmaische in der Pfanne zurück, in den die Bottichmaische beim Ziehen der
der nächsten Kochmaische einspringt. Hierdurch wird ein Teil der Enzyme
vernichtet und der Eiweißabbau beschränkt bzw. mehr unvergärbare Substanzen
geschaffen. Die Wirkung hängt von der Größe der "Reste" ab, auch davon, von
welcher Kochmaische ein Rest zurückbehalten wird. So beeinflusst ein Rest
der ersten Kochmaische den Eiweißabbau bei der folgenden Teilmaische bzw.
ein Rest der zweiten Kochmaische den Endvergärungsgrad der Lautermaische
und damit der Gesamtmaische. |
Ich denke, dass vor diesem Hintergrund die hier kritisch diskutierten
Auswirkungen der z.T. extrem langen Rasten anders beurteilt werden müssten.
Für genauere Hinweise sollte man mal schauen, ob nicht jemand Zugriff auf
das von Narziss/Back als Quelle genannte Buch Jalowetz, Pilsner
Bier im Lichte von Praxis und Wissenschaft bekommen kann.
Moritz
[Editiert am 20.12.2011 um 15:57 von Bierjunge]
____________________ Glaubte ich an die Reinkarnation, so wollte ich als Hefepilz wiedergeboren
werden.
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Antwort 75 |
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Posting Freak Beiträge: 704 Registriert: 7.8.2008 Status: Offline
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erstellt am: 22.12.2011 um 09:56 |
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hab mal allgemein bei HuM angefragt. Die Nachfrage ist zu gering um es in
den Shop zu setzen, Sie können es aber individuell bestellen. Lieferzeit
ist dann bis zu 3 Wochen, gibts nur in 5 u. 25kg säcken, 5kg kosten 14,69
Euro (ich nehme an ungeschrotet)
Dann unterteilt sich Tennenmalz noch in Bohemian Floar Malz, Dunkles
Böhmisches Malz und Weizentennenmalz. Mal als allgemeine Info für die
Enthusiasten.
Hans
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Antwort 76 |
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Posting Freak Beiträge: 2153 Registriert: 8.2.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.12.2011 um 10:15 |
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Hast du zufällig auch noch den Preis für die 25kg? Da hab ich direkt bei
Weyermann 42€ hingelegt, wenn ich mich recht erinnere.
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Antwort 77 |
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Posting Freak Beiträge: 704 Registriert: 7.8.2008 Status: Offline
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erstellt am: 22.12.2011 um 10:24 |
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nö, wurde nicht speziell erwähnt. Ich würde einfach grob hochrechnen.
Hans
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Antwort 78 |
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Posting Freak Beiträge: 868 Registriert: 17.12.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.12.2011 um 10:36 |
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Vom Weyermann-Clone (1842) habe ich inzwischen vom Braumeister
freundlicherweise die Eckdaten erhalten.
Sooo originalgetreu ist es allerdings auch nicht. Stammwürze 12.5% und
Alkohol 5.3 %-Vol.
Vergoren mit der W34/70. Aber immerhin 3-Maisch-Verfahren haben sie
gemacht.
Interessanterweise mit einem Temperatursprung von 38°C auf 65°C mit der
ersten Kochmaische. Da nur 1/3 Maische gezogen wurde, muss da zusätzlich
aber wohl geheizt werden, sonst ist so ein Sprung mit 1/3 Maische gar nicht
möglich.
Immerhin umgeht man damit eine überbetonte Eiweissrast, was ich für
äusserst interessant hielt.
Die Bezeichnung "Clone" wird wohl doch oftmals etwas überstrapaziert.
Frank
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Antwort 79 |
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Senior Member Beiträge: 233 Registriert: 7.11.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.12.2011 um 10:57 |
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Wenn wir schon bei Malzpreisen sind. Hab gestern mal beim Braumeister
meines Vertrauens nach aktuellen Malzpreisen gefragt.
Er hat erst für 405 €/dt gekauft ( Pim und Müm ). Nur so zum
Vergleichen.
Was ist denn eigentlich an dem Tennenmal so das ganz besondere, die
wesentlich höheren Produnktionskosten mal ausgeklammert ??
Was ich jetzt so gelesen habe, ist das Malz ja auch recht hoch gelöst und
den Malzen von anno dazumal ja dann doch nicht gar soooo ähnlich. Oder hab
ich da jetzt alles falsch verstanden....
LG
Anton
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Antwort 80 |
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Posting Freak Beiträge: 868 Registriert: 17.12.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.12.2011 um 11:28 |
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Zitat von Anton, am 22.12.2011 um
10:57 | Was ist denn eigentlich an dem
Tennenmal so das ganz besondere, die wesentlich höheren Produnktionskosten
mal ausgeklammert ??
Was ich jetzt so gelesen habe, ist das Malz ja auch recht hoch gelöst und
den Malzen von anno dazumal ja dann doch nicht gar soooo ähnlich. Oder hab
ich da jetzt alles falsch verstanden....
LG
Anton |
Die Antwort kann ich Dir geben, wenn
a) mein PU-"Clone" mit Tennenmalz und
b) ein identischer Sud mit normalem Pilsner Malz
im Direktvergleich im Kruge sind. ;-)
Nein, im Ernst : ob das jetzt wirklich was Besonderes ist - keine Ahnung.
Aber ich finde es spannend, das herauszufinden.
Frank
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Antwort 81 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.12.2011 um 11:39 |
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Hi Anton,
ich kann auch nur vermuten..? Bei der Tennen (Floor)vermälzung wird die
Gerste flach auf einen Steinboden gegeben und gewässert. Wenn sie keimt
werden "händisch" Haufen gebildet. Also mit einer Schippe.
Diese Haufen werden immer mal per Schaufel umgeschichtet. Ich vermute mal,
dass sich im Inneren der Haufen teilweise deutlich höhere Temperaturen
bilden, wie bei dem pneumatischen Malz. Ähnlich wie bei Melanoidinmalz, was
ja auch in isolierten Boxen keimt...?
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 82 |
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Posting Freak Beiträge: 2153 Registriert: 8.2.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.12.2011 um 11:46 |
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Vieleicht ist es auch nur Einbildung, aber mir kommt das Tennenmalz
kerniger vor...irgendwie getreidiger.
Gruß Hotte
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Antwort 83 |
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 22.12.2011 um 12:53 |
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Wie schon an anderer Stelle erwähnt wurde, kann man böhmisches Tennenmalz
auch bei Ludwigs Sudhaus beziehen, als 25kg
Sackware oder Kiloweise, wobei 5kg (ungeschrotet) auf 9,25€ kommen.
Ich habe mir mal 5kg von dort beschafft, aber noch nicht verarbeitet.
Uwe
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Antwort 84 |
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Posting Freak Beiträge: 2084 Registriert: 28.10.2009 Status: Offline
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erstellt am: 22.12.2011 um 13:03 |
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Zitat von Bergbock, am 22.12.2011 um
10:36 | Aber immerhin 3-Maisch-Verfahren haben
sie gemacht.
Interessanterweise mit einem Temperatursprung von 38°C auf 65°C mit der
ersten Kochmaische. Da nur 1/3 Maische gezogen wurde, muss da zusätzlich
aber wohl geheizt werden, sonst ist so ein Sprung mit 1/3 Maische gar nicht
möglich. |
Eben, dazu bräuchte man ziemlich genau
eine 50%ige Kochmaische.
Ziemlich genau so mache ich all meine Märzen- und Münchner Dunkel.
Allerdings "bloß" als Zweimaischverfahren, mit einer anschließenden zweiten
1/3-Kochmaische von 65°C auf 75°C, und fertig. Also wie beim ganz
klassichen Dreimaischverfahren, das geht ja auch ungefähr 35-50-65-75°C,
nur eben mit übersprungener Einweißrast.
Die Weyermänner machen dann noch offenbar zwei Kochmaischen, z.B. auf 72°C
und 78°C?
Zitat: | Immerhin umgeht man
damit eine überbetonte Eiweissrast, was ich für äusserst interessant
hielt. |
____________________ Glaubte ich an die Reinkarnation, so wollte ich als Hefepilz wiedergeboren
werden.
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Antwort 85 |
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Posting Freak Beiträge: 868 Registriert: 17.12.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.12.2011 um 13:14 |
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Zitat: | Die Weyermänner machen
dann noch offenbar zwei Kochmaischen, z.B. auf 72°C und 78°C?
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Genau.
Kochmaischen bei 38°C, 65°C und 72°C.
Frank
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Antwort 86 |
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Posting Freak Beiträge: 2084 Registriert: 28.10.2009 Status: Offline
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erstellt am: 2.2.2012 um 11:43 |
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Die dortigen kryptichen Aussagen zumn
ursprünglichen Pilsener Verfahren mit den Maischeresten ließen mir keine
Ruhe. In Ray Daniels " Designing Great Beers", der darin wiederum aus
H.I.Hind, " Brewing Science and Practice" von 1938 zitiert, finden
sich immerhin die Temperaturangaben 35°C, 44°C, 63°C und 73°C für
die Bottichmaische nach dem Zubrühen sowie 53°C, 63°C und 88°C für
die Pfannenmaische nach dem Einspringen. Erstaunlich daran finde ich das
Fehlen einer Einweißrast der Hauptmaische in den 50ern sowie die relativ
niedrige Abmaischtemperatur. Ferner wird ein sehr dünnes
Wasser/Malzverhältnis von ca. 6 erwähnt, was auf einen sehr kleinen
Nachguss schließen lässt.
Ich habe mir mal den Spaß (um nicht zu sagen die Schweinearbeit) gemacht
und das durchgerechnet, hier beispielhaft für 100 l Gesamtmaischvolumen,
was wiederum ca. 15 kg Schüttung entspricht. Herausgekommen ist dabei
folgender Rekonstruktionsversuch (ohne Gewähr):
Wahnsinn, das war so ziemlich das komplizierteste Maischverfahren, das ich
je durchgerechnet habe.
So, und wer traut sich jetzt und braut das so nach?
Moritz ____________________ Glaubte ich an die Reinkarnation, so wollte ich als Hefepilz wiedergeboren
werden.
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Antwort 87 |
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Senior Member Beiträge: 305 Registriert: 14.6.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 2.2.2012 um 11:59 |
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Hola, genau das habe ich gesucht!!! Ich werde anfang März das Pilsner
Urquell brauen, und werde es genau nach deinen vorgaben ( allerdings nur
mit 2/3 der Maische) machen, da ich nur zwei 70 Liter Töpfe habe.
Da bin ich mal gespannt....
Danke fürs rechnen
[Editiert am 2.2.2012 um 12:01 von UGHUGO]
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Antwort 88 |
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Senior Member Beiträge: 305 Registriert: 14.6.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 2.2.2012 um 12:16 |
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Was mir noch fehlt sind die Zeiten wo die Maische steht nach erreichen der
Temperatur, bevor ich wieder was abziehe und Koche....
Nach dem kalt einmaischen wie lange stehen lassen bevor kochendes Wasser
zugeführt wird usw...
Danke für die Hilfe.
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Antwort 89 |
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Posting Freak Beiträge: 868 Registriert: 17.12.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 2.2.2012 um 12:52 |
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@Moritz :
Wenn ich einen Hut aufhätte, würde ich ihn jetzt ziehen! Geil.
Es wundert einen immer mehr, dass in Zeiten der Globalisierung und des
permanenten Zeit- und Kostendrucks eine grosse, kommerzielle Brauerei so
einen immensen Aufwand betreibt. Ich möchte nicht wissen, wieviele
Controller und Consultants hier schon mahnend den Finger erhoben haben.
Dreimaisch-Verfahren : Dauer etwa 4 - 5 Stunden, bei PU durch sehr lange
Kochmaischen möglicherweise mehr.
Infusion (hoch eingemaischt) : Dauer etwa 1.5 Stunden.
Ich seh die McKinsey-Typen schon Notizen machen.....
Frank
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Antwort 90 |
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Posting Freak Beiträge: 2084 Registriert: 28.10.2009 Status: Offline
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erstellt am: 2.2.2012 um 12:57 |
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Zitat von Bergbock, am 2.2.2012 um
12:52 | Ich möchte nicht wissen, wieviele
Controller und Consultants hier schon mahnend den Finger erhoben haben.
Dreimaisch-Verfahren : Dauer etwa 4 - 5 Stunden, bei PU durch sehr lange
Kochmaischen möglicherweise mehr.
Infusion (hoch eingemaischt) : Dauer etwa 1.5
Stunden. |
Und steht bei Daniels noch von
(zumindest noch um 1900 bei PU beobachteten) 4 Stunden Hopfenkochen (sic),
um das überschüssige Wasser wieder abzukochen...
Moritz ____________________ Glaubte ich an die Reinkarnation, so wollte ich als Hefepilz wiedergeboren
werden.
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Antwort 91 |
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Posting Freak Beiträge: 868 Registriert: 17.12.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 2.2.2012 um 13:05 |
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4 Stunden kochen?
Das wäre doch DER Job für die 2 Typen aus der Jack-Daniels Werbung.
Wo die doch immer so viel Zeit haben.
Frank
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Antwort 92 |
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Posting Freak Beiträge: 2084 Registriert: 28.10.2009 Status: Offline
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erstellt am: 2.2.2012 um 14:30 |
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Die sind in meinen
genannten Quellen leider nicht beziffert. Daniels schreibt nur etwas von
kurzen Rasten zur Entmischung, um gezielt Dick- oder Dünnmaische ziehen zu
können.
Bei meinen eigenen Dekoktionen mache ich das auch eher nach Gefühl,
vielleicht jeweils 15 min gemeinsame Rast. Bei Dekoktion kann man sich ja
nicht gerade darüber beschweren, dass die Rastzeiten der Bottichmaische
ansonsten zu kurz wären...
Und das kalt Stehenlassen ist m.E. völlig wurscht; bei diesen Temperaturen
sollte eh wenig bis nichts im Malz passieren. ____________________ Glaubte ich an die Reinkarnation, so wollte ich als Hefepilz wiedergeboren
werden.
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Antwort 93 |
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Senior Member Beiträge: 305 Registriert: 14.6.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 2.2.2012 um 14:40 |
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Danke schön !
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Antwort 94 |
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Posting Freak Beiträge: 678 Registriert: 23.3.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 2.2.2012 um 14:48 |
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Cooles Rezept! Das Dreimaischverfahren steht auch ganz oben auf meiner to
do Liste.
Hab noch zwei Fragen:
Wie kommst du auf 68,5L Maischvolumen? Ich komm auf 67,5L Maischvolumen
(1kg Malz = 0,7L wenn eingemaischt)
Es wird anscheinend ca. 1:6 eingemaischt. Was ist das Gussverhältnis für
die Nachgüssen?
Gut Sud
Matthias
____________________
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Antwort 95 |
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Posting Freak Beiträge: 868 Registriert: 17.12.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 2.2.2012 um 14:58 |
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Im Narziss steht das mit den Rastzeiten beim Dreimaischverfahren so :
a) Einmaischen 15 min, Nachmaischen 5 min, Absitzen lassen 5 min, 1.
Maische ziehen 5 min (35 - 37 °C)
b) Zubrühen 5 min, Nachmaischen 5 min, Absitzen lassen 5 min, 2. Maische
ziehen (50 - 53 °C)
c) Zubrühen 5 min, Nachmaischen 5 min, Absitzen lassen 5 min, 3. Maische
ziehen (ca. 62 °C)
Alles recht kurz gehalten.
Frank
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Antwort 96 |
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Posting Freak Beiträge: 2084 Registriert: 28.10.2009 Status: Offline
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erstellt am: 2.2.2012 um 15:42 |
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Das kommt
aus meiner vogelwilden Rechnung so raus:
Ich wollte am Ende eine runde Zahl wie 100 l Gesamtmaische haben. Man kann
sich dann nur von hinten nach vorne durch die Rechnung durchhangeln und
nach und nach die 7 unbekannten Teilvolumina befüllen, um die 7
festgelegten Temperaturen zu erreichen. Am Ende kamen vorne dann halt die
68,5 l raus. Bei den ca. angegebenen 1:6 gesamt und von mir angenommenen
1kg Malz = 0,75 l kam ich halt auf ungefähr 15 kg Schüttung. Bitte alles
nicht so päpstlich nehmen!
Zitat: | Es wird anscheinend ca.
1:6 eingemaischt. Was ist das Gussverhältnis für die
Nachgüssen?) |
Auch drüber habe ich bislang nichts gefunden. Das hängt sicher auch von der
Kochdauer ab. Wenn man konventionell kocht (z.B. 90'), wird man den NG
sicher eher knapp halten müssen. Ist aber bei hellen Bieren auch nichts
Ungewöhnliches. Außer man kocht die traditionellen 4 Stunden, dann kann der
NG größer ausfallen.
Alles vorbehaltlich, dass die Quellen wirklich so stimmen, und der
Rekonstruktionsversuch einigermaßen trifft.
Ich habe lange überlegt, was wohl der Sinn des komischen Vorgehens mit den
Maischeresten sein könnte. Ich denke nicht, dass man das damals bewusst so
gemacht hat, um die Enzyme zu steuern. Eher war das wohl ein Nebeneffekt.
Zwei bis drei Thesen dazu hätte ich:
- Bei direkt befeuerten Pfannen (Holz oder Kohle) kann
man nicht schlagartig das Feuer ersticken, damit nach dem Leeren der Pfanne
nichts anbrennt. Vielleicht hat man deshalb immer einen Rest Maische
dringelassen.
- Auch weiß ich nicht, ob man damals schon gepumpt oder manuell geschöpft
hat. Aus eigener Erfahrung weiß ich aber, wie mühsam das Schöpfen gerade
des letzten Restes ist. Das Drinlassen eines Maischerests könnte also auch
ein Teil Bequemlichkeit gewesen sein.
- Auch weiß ich nicht, ob man das alles so schön vorausberechnet (und
auch genau getroffen) hat. Denkbar wäre auch, dass man mehr Kochmaische als
für die jeweilige Stufe benötigt gezogen hat, quasi auf Vorrat, und dann
solange zugebrüht hat, bis die Temperatur im Bottich passte. Der
unvermeidliche Rest köchelte dann halt weiter, bis die nächste Teilmaische
draufkam.
Mein eigenes Fazit: Decoction is fun, aber ich weiß nicht, ob ich
mir das mit den Maischeresten antäte. Und für mich persönlich tut es auch
ein Zweimaischverfahren.
Mein weiter oben geschildertes Standardverfahren für traditionelle UG-Biere
(Einmaischen 35°C, 50% Dickmaische auf 65°C, 33% Dünnmaische auf 75°C) ist
ja zufälligerweise erstaunlich dicht dran am angeblichen Pilsner
Urverfahren. ____________________ Glaubte ich an die Reinkarnation, so wollte ich als Hefepilz wiedergeboren
werden.
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Antwort 97 |
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