Senior Member Beiträge: 278 Registriert: 1.3.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 29.12.2011 um 03:12 |
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Hallo,
wie der Titel bereits sagt, würde ich Euch gerne zwei Fragen stellen:
1. das Nachgusswasser soll ja um die 78° haben. Nun ist die Frage, ob dies
wirklich nur die reine Wassertemperatur sein soll, also vor dem Vermischen
mit dem Treberkuchen. Oder ob die Temperatur im Maische- bzw. Läuterbotich
nach dem Vermischen des Nachgusses mit dem Treber um die 78° sein sollte.
Wenn nämlich Letzteres gilt, sollte die Nachgusstemperatur über 78° liegen,
da sie sich ja mit dem meist schon abgekühlten Kuchen vermischt.
2. Hanghofer schreibt, man solle nur bis maximal 30 Minuten vor Kochende
Glattwasser zum Kochen beigeben. Der Sinn ist selbstverständlich, dass alle
Würze zumindest eine Zeit lang gekocht wird. Nun habe ich das Problem, dass
mein Kochtopf überbrodeln würde, wenn ich ihm jeweils das endgültige
Volumen der Anstellwürze geben würde. Deswegen koche ich meist nur ca. 90%
der Anstellwürze und fülle nach dem Kochende mit dem letzten Glattwasser
auf. Hierbei achte ich darauf, dass es nicht zu dünn ist, also mindestens
5-6° P hat. Aber es wird eben nicht gekocht.....Sicherlich könnte ich auch
mit abgekochtem Wasser auffüllen, aber dabei würde ich ja °P verlieren.
Ist das OK so wie ich es mache, oder sollte man wirklich keine abgekochte
Würze dazugeben oder zumindest nicht so wie ich das mache, also rund
10%?
Wie immer vielen Dank für Eure Gedanken und schlauen Anregungen
Gruss
Florian
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Posting Freak Beiträge: 5714 Registriert: 16.8.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 29.12.2011 um 06:31 |
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Moin,
die Temperatur im Läuterbottich sollte eigentlich immer um die 76° betragen
und nicht wesentlich darunter fallen. Deshalb ist es gut, den Läuterbottich
zu isolieren um den Temperaturverlust so gering wie möglich zu halten.
Der Nachguss hingegen sollte nicht wesentlich heißer als 78°C sein, da
oberhalb von 78°C negative Veränderungen in der Maische stattfinden.
Also Läuterbottich isolieren und mit 78°C Nachguss die Temperatur zwischen
76 und 78°C balancieren.
Das Kochen der Würze dient vor Allem der Sterilisation. Wenn Du 10%
ungekochte Würze einbringst, könntest Du Dir Etwas einfangen, Ich
persönlich gieße das Glattwasser während des Kochens nach und nach in
kleinen Portionen zu und gleiche so die Verdunstungsrate aus. Damit fange
ich an, sobald nach der ersten Hopfengabe die Verdunstung eingesetzt hat.
Solcher Art verwerte ich das Glattwasser bis zur gewünschten StW und habe
nichts Ungekochtes in der Würze. ____________________ Botschafter der WBBBB in Hessen
Brauen ist die wahre Alchemie
Hobbybrauer. TrashHunters Leitfaden für Einsteiger.2014
Tredition Verlag
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Antwort 1 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 29.12.2011 um 07:51 |
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Zitat: | Das Kochen der Würze
dient vor Allem der Sterilisation. |
Auch, aber nicht vor Allem! Wenn es nur um die Sterilisation ginge, könnte
man ja nach 10 min kochen aufhören. Dann geht es noch um den Eiweißbruch.
Das ist nach ca. 20 min erledigt. Der Hauptgrund für die "langen"
Kochzeiten sind die unreinen Geschmacks-und-Aromastoffe aus dem Malz, die
ausgedampft werden müssen.
Dabei handelt es sich hauptsächlich um DMS (Dimethylsulfit) welches einen
gemüseartigen, Sellerie oder Brokkoligeschmack verursachen kann. Dabei
liegt das DMS nicht direkt in der Würze vor, sondern in Form eines
Vorstoffes, des sogenannten Precoursors.
Dieser Precoursor wird bei hohen Temperaturen (>97°) in DMS umgewandelt
und durch eine wallende Kochung ausgedampft. Es ist also nicht nur die
Intensität der Kochung wichtig sondern auch die Kochdauer.
Bei Kochzeiten von >90 min und hoher Intensität kann man davon ausgehen,
dass jeglicher Precoursor umgewandelt wurde und als DMS ausgedampft wird.
Es kann sich dann dabei auch kein neues DMS mehr bilden (das passiert, wenn
zu kurz gekochte Würzen nicht schnell genug gekühlt werden).
@Florian,
die Zugabe von 10% ungekochter Würze mit 5-6° P ist hinsichtlich des Eiweiß
und DMS- Gehaltes nicht ganz unproblematisch....aber wenn Dein Bier
schmeckt ist es wohl o.k
m.f.g
René
[Editiert am 29.12.2011 um 07:51 von flying]
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 2 |
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Senior Member Beiträge: 359 Registriert: 12.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 29.12.2011 um 07:56 |
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Sag mal, Florian
hast Du nicht noch eine Kochplatte auf dem Herd übrig? Ich koch das, was
nicht mehr in den Kocher geht, nebenbei in einem kleinen Topf auf dem Herd
und schütt es nach und nach in den Kocher rein, wenn wieder genug verdampft
ist.
Ciao
Marko
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Antwort 3 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 29.12.2011 um 08:43 |
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Ich koch das Glattwasser, das nicht mehr in den Topf passt, auch immer
nebenher mit und zwar in dem Einkocher, in dem ich den Nachguß heiß gemacht
hab.
Das hat mehrere Vorteile: Es konzentriert sich auf, DMS wird ausgetrieben
und wenn man es beim Hopfen kochem zugießt, hört es nicht kurz auf zu
kochen. Ich verdampfe normalerweise so viel, dass ich es immer noch mit in
den Topf bekomme, einmal war es aber zu viel und ich hab es einfach so mit
ins Gärfaß gegeben, es gab keine geschmacklichen Nachteile.
Aber kochen würde ich das Glattwasser auf jeden Fall!
Stefan
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Antwort 4 |
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Gast
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erstellt am: 29.12.2011 um 08:55 |
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@Hechtlein,
hast Du schon mal ausgerechnet, was Dir entgeht, wenn Du anstelle des
Glattwassers abgekochtes Wasser zum Auffüllen nimmst ?
Es geht um ca. 2 Cent/Liter ! Ich nehme immer soviel Glattwasser, wie ich
unterbringen kann und der Rest ist mir wurscht.
Zur Frage der Nachgußtemperatur:
Hanghofer sagt, daß der Nachguß auf 75 -80°C gehalten werden soll,
Unterschiede von 2°C sind demnach nicht kritisch. Ich gehe immer auf 80°C
und dosiere über ein Lochsieb auf den Flüssigkeitsspiegel, also bevor der
Treber trockenläuft. Die 80°C können den Treber nicht erreichen. Die
Isolierung des Läuterbottichs halte ich für unwichtig, wenn die Würze
kontinuierlich in den Kocher gefüllt wird. Du sparst allenfalls etwas
Kochenergie.
Jürgen
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Posting Freak Beiträge: 958 Registriert: 9.6.2007 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 29.12.2011 um 09:12 |
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[Klugscheissmodus]
Unser DMS = Dimethylsulfi d = CH3-S-CH3,
und das ist ein riesiger Unterschied zum Salz der schwefeligen Säure
Dimethylsulfi t =
Quelltextbereich einfügen: | |
[/Klusgscheissmodus]
Edit: Tippfehler O --> S korrigiert!
[Editiert am 29.12.2011 um 09:24 von hiasl]
____________________ Mehr vom Bier wissen, heißt: Mehr vom Bier haben!
---
Eigene
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BIER-BRAU-PROjekt
der Uni Erlangen
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Antwort 6 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 29.12.2011 um 09:20 |
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CH3-O-CH3 ist Dimethylether, da fehlt der Schwefel!
Stefan Superklugscheißer
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Antwort 7 |
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Posting Freak Beiträge: 958 Registriert: 9.6.2007 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 29.12.2011 um 09:25 |
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Antwort 8 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 29.12.2011 um 09:29 |
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Jetzt ist es ein Thioether, so wie es sich gehört
Stefan, der gleich ein Nitril in Dimethylsulf oxid mit
Wassertstoffperoxid und Kaliumcarbonat zum Amid hydrolisiert
[Editiert am 29.12.2011 um 09:30 von Boludo]
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Antwort 9 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 29.12.2011 um 11:10 |
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... ja, natürlich ist es der Thioether! Kleiner
Buchstabe großer Unterschied!
Übrigens ist DMS für den Geruch des Meeres verantwortlich. Wenn es also
heißt "Ein Bier wie eine frische Meeresbrise" so ist das nicht unbedingt
ein Qualitätsmerkmal.. ____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 10 |
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Posting Freak Beiträge: 615 Registriert: 26.11.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 29.12.2011 um 13:54 |
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Mensch ihr Klugscheißer
Da habe ich gerade die ersten Beiträge durchgelesen und fragte mich, ob ich
wirklich den Schreibfehler Sulfit/Sulfid korrigieren sollte und da habt ihr
mir schon die Arbeit abgenommen
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Antwort 11 |
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 29.12.2011 um 13:55 |
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...hm Meer? Nach "Schweröl" haben meine Biere irgendwie nie gerochen.
Uwe
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Antwort 12 |
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Posting Freak Beiträge: 5714 Registriert: 16.8.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 29.12.2011 um 17:15 |
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Zitat von flying, am 29.12.2011 um
07:51 | Zitat: | Das Kochen der Würze
dient vor Allem der Sterilisation. |
Auch, aber nicht vor Allem! Wenn es nur um die Sterilisation ginge, könnte
man ja nach 10 min kochen aufhören. Dann geht es noch um den Eiweißbruch.
Das ist nach ca. 20 min erledigt. Der Hauptgrund für die "langen"
Kochzeiten sind die unreinen Geschmacks-und-Aromastoffe aus dem Malz, die
ausgedampft werden müssen.....
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Wieder was gelernt... das mit'm Eiweisbruch wollt ich noch nachtragen,
hab's aber vergessen. Das mit dem DMS wußte ich nicht wirklich.
Danke ____________________ Botschafter der WBBBB in Hessen
Brauen ist die wahre Alchemie
Hobbybrauer. TrashHunters Leitfaden für Einsteiger.2014
Tredition Verlag
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Antwort 13 |
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Senior Member Beiträge: 278 Registriert: 1.3.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 29.12.2011 um 17:20 |
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Zitat von Bierderwisch, am 29.12.2011 um
08:55 | @Hechtlein,
hast Du schon mal ausgerechnet, was Dir entgeht, wenn Du anstelle des
Glattwassers abgekochtes Wasser zum Auffüllen nimmst ?
Es geht um ca. 2 Cent/Liter ! Ich nehme immer soviel Glattwasser, wie ich
unterbringen kann und der Rest ist mir wurscht.
Zur Frage der Nachgußtemperatur:
Hanghofer sagt, daß der Nachguß auf 75 -80°C gehalten werden soll,
Unterschiede von 2°C sind demnach nicht kritisch. Ich gehe immer auf 80°C
und dosiere über ein Lochsieb auf den Flüssigkeitsspiegel, also bevor der
Treber trockenläuft. Die 80°C können den Treber nicht erreichen. Die
Isolierung des Läuterbottichs halte ich für unwichtig, wenn die Würze
kontinuierlich in den Kocher gefüllt wird. Du sparst allenfalls etwas
Kochenergie.
Jürgen |
Hallo Leute, vielen Dank für Eure vielen Antworten - dieses Forum ist
einfach klasse
Der Punkt mit dem Wasser statt Glattwasser ist interessant. In der Tat habe
ich mir über den genauen Grad Plato Verlust dabei noch keine Gedanken
gemacht.....vielleicht sollte ich das mal ausrechnen. Ich hatte mal eine
Formel um die Grad Plato Veränderungen auszurechnen, wenn man mit Wasser
streckt. Finde sie aber nicht mehr.... Hat vielleicht noch jemand so eine Formel?
Ansonsten, bisher habe ich in der Tat noch keine negativen Geschmäcker bei
meinem Bier festgestellt. Aber, ich verdünne auch nicht regelmäßig mit
10%....das war das Extrembeispiel. Normalerweise verdünne ich wohl eher so
um die 5%. Da würde ich jetzt gerne mal ausrechnen welchen Unterschied es
macht eine sagen wir mal: 95% Anstellwürze mit 12,5°P mit Wasser statt mit
6°P Glattwasser zu strecken. Also wie sieht der Grad Plato Unterschied hier
genau aus...?
Zum Läutern: auch hier habe ich es bisher so gemacht, dass ich nach dem
Zugiessen um die 78° im Bottich hatte.....das scheint ja auch richtig zu
sein....also besser auf rund 80° den Nachguss einstellen und dann drüber
gießen.
Gruss
Florian
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Antwort 14 |
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Posting Freak Beiträge: 558 Registriert: 28.8.2009 Status: Offline
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erstellt am: 29.12.2011 um 21:12 |
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Antwort 15 |
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Senior Member Beiträge: 278 Registriert: 1.3.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 29.12.2011 um 22:10 |
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Perfekt, Danke
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Antwort 16 |
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Senior Member Beiträge: 278 Registriert: 1.3.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 30.12.2011 um 00:56 |
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Und wenn ich meine Kochwürze durch Kochen um 10% verringere, kann ich dann
davon ausgehen, dass dadurch auch mein Extrakt um etwa 10% steigt?
Beispiel: koche 100 Liter 90 Minuten wallend. Nach Kochende habe ich noch
91 Liter, d.h. eine Verdampfung von 10%. Am Anfang hatte ich 12°P. Nach
Kochende habe ich nun 13,2°P?
Noch eine Frage: gibt es einen Schwellwert zur Wasserzugabe nach Kochende?
D.h. wenn ich nach Kochende eine Würze mit einer hohen Stammwürze, sagen
wir mal 15°P habe und mein Bier nur 11°P haben soll, kann ich dann
bedenkenlos mit (abgekochtem) Wasser auffüllen, bis ich meine
Zielstammwürze erreicht habe? Auch wenn ich dadurch eventuell 25-30% des
Volumens der Ursprungwürze mit Wasser strecken muss?
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Antwort 17 |
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Posting Freak Beiträge: 1905 Registriert: 7.12.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 30.12.2011 um 01:24 |
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Hallo Hechtlein,
zunächst zu Deiner Frage bzgl. Nachgußtemp. halt das Nachgußwasser bei
80-82°, dann solltest Du bei einem halbwegs isolierten Maischekessel gut
hin kommen. Ich benutze das Wasser im Mantel meines Maischkessels für den
Nachguß. Der Kessel ist so ausgelegt das das genau paßt.
Wenn ich mal mehr brauche, bei Maischen mit hohem Gehalt nehme ich etwa das
letzte Drittel und heize es getrennt (Turkeycooker) auf 80° und bringe das
auf die Maische auf bis ich eine gute Extraktion habe, manchmal mehr wie
einmal.
Da Du ja in der höheren Sudklasse bist müßtest Du das dann irgendwie in
einen dritten Behälter pumpen wo Du wieder aufheizen kannst.
Zur zweiten Frage des Konzentratbrauens, das solte kein Problem sein so
lange Du die Hopfengaben für die Endmenge benutzt, da sonst Dein Brau
'verwässert' wäre.
Beste Grüße, Jörg
____________________ Ich braue Hoppesäcker Ur-biere nach dem Hoppesäcker Reinheitsgebot von
AD512 (Dokument ging leider verloren).
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Antwort 18 |
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