Hallo Earl,
Zitat von Earl, am 1.2.2012 um
12:51 |
Könntest Du als Dekoktionsspezialist
mal ganz konkret das Verfahren beschreiben, wo man kalt einmaischt. Ich
meine das jetzt von den Mengen und Temperaturen der einzelnen Dekoktionen
her, z.B. für 55 Liter Maische aus 12 kg Schüttung und 45 Liter Wasser.
Dann wären wir auch wieder beim eigentlichen
Thema. |
Zur Klarstellung vorab, damit wir beide nicht wieder komplett aneinander
vorbeireden:
Ich betreibe leidenschaftlich mehrstufige Dekoktion, mit kaltem Einmaischen
habe ich das aber bislang noch nicht kombiniert. Ich nehme an, Du beziehst
Dich auf folgende Anmerkung von mir:
Zitat von Bierjunge, am 1.2.2012 um
08:57 |
Wobei ich Dir Recht gebe, dass für
eine Herrmannsche Maltaserast in den 40ern aufgund desTemperatur-(und somit
Volumen-)verhältnisses wahrsch. Kaltwasser und frisches Malz zweckmäßiger
sein dürfte als eine Dekoktion aus zunächst eiskalt eingemaischten
Bottichmaische heraus. |
Also wie Du willst, ein hypothetisches klassisches Dreimaischverfahren
inkl. Herrmann-Maltaserast könnte m.E. in etwa so aussehen:
Schüttung (Deine 12 kg) mit 45 l kaltem Wasser zu 55 l 15°C kalter Maische
einmaischen.
20,5 l (37%) Dickmaische ziehen, verzuckern, kochen und zubrühen, was 44°C
gibt, also Maltaserast.
Ab da ganz normal weiter, z.B. ganz klassisch:
25 l (45%) Dickmaische ziehen, verzuckern, kochen und zubrühen, gibt
65°C.
18 l (33%) Dünnmaische ziehen, kochen und zubrühen, gibt 75°C.
Abmaischen.
Nachteil gegenüber Deinem mengenmäßig frei wählbaren Verfahren wäre neben
des Zeit- und Energieaufwandes für die drei Dekoktionen (im Hobbybereich
mir aber egal), dass nur 37% der Maische in den Genuss der
Maltasebehandlung kommen. Da man die erste Kochmaische aber als Dickmaische
ausführen würde, wäre es bestimmt weit mehr als 50% des Malzes. Gar nicht
mal so übel!
Wenn man die erste Teilmaische gar nicht kocht, sondern nach dem Verzuckern
(bei 72°C) wieder auf 45°C zumischt, könnte man sogar 29 l, d.h. 53% als
erste Teilmaische ziehen, worin als Dickmaische fast alles Malz wäre.
Vielleicht mache ich das beim nächsten Weißbier sogar so!
Mein letztes Weißbier hatte ich übrigens im kombinierten
"Earl-Herrmann-Verfahren" gebraut, also in etwa so wie
Umgerechnet auf Deine Mengenvorgaben:
7 kg Weizenmalz mit 16 l Wasser 50°C angeteigt, gibt 45°C.
Gründlich verzuckern und kochen.
Mit 29 l Wasser 15°C und 5 kg Gerstenmalz auf 44°C abkühlen.
Fertigfahren per Infusion *gähn*.
Gekocht hatte ich deshalb bloß den Weizen, um zwar einen kernigen
Getreide-, aber keinen Spelzenkochgeschmack zu erhalten. Wurde auch
ausgesprochen lecker!
Gerstenbiere brauche ich indes in aller Regel immer im Zweimaischverfahren:
Dunkle Biere auf z.B. 35°C einmaischen, 50% Dickmaische auf 65°C und 33%
Dünnmaische auf 75°C.
Helle Biere auf z.B. 57°C einmaischen, 25% Dickmaische auf 65°C und 33%
Dünnmaische auf 75°C.
Liebe Grüße, Moritz
Decoction is fun!____________________
Glaubte ich an die Reinkarnation, so wollte ich als Hefepilz wiedergeboren
werden.