Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.4.2012 um 12:40 |
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Irgend wie nimmt die Hobbybrauersache immer größere Dimensionen an, aber
das kennt ihr sicher selber.
Der Frank und ich haben am Sonntag unseren ersten 200 Liter Sud in einer
kleinen Gasthausbrauerei brauen dürfen, echt nett von dem Wirt.
Es wurde das berühmte Samba Pale Ale.
In der Wengert Anlage wird direkt auf dem Läuterboden gemaischt und leider
haben wir den Maisgrieß als ersten geschüttet, da hat sich dann was unter
dem Läuterboden gesammelt und hat sich in astreine Polenta verwandelt. Die
hätte man eigentlich rauskratzen und essen können, leider war die schon
ziemlich dunkelbraun. Geläutert hat es aber trotzdem astrein und einen
Röstgeschmack hat die Würze zum Glück auch nicht abbekommen.
Alles insgesamt ein ziemliches Abenteuer und es bleibt spannend:
Stefan
[Editiert am 3.4.2012 um 15:34 von Boludo]
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Posting Freak Beiträge: 2084 Registriert: 28.10.2009 Status: Offline
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erstellt am: 3.4.2012 um 13:15 |
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Hallo Stefan, Glückwunsch zum Vorstoß in neue Dimensionen!
Das hört sich nach dem Wengert Einkesselsystem an. Könntest Du bitte kurz
mal beschreiben, wie das funktioniert (genauer: wie die Masiche erhitzt
wird).
Hier im Forum müssen wir ja oft Rookies ihre vermeintlich geniale Idee vom
Einkocher mit Läuterboden als eierlegendes Eingerätesudwerk mühsam
ausreden. Irgendwie scheint Wengert aber ja genau so etwas geschafft zu
haben (auch wenn die Polenta leider anbrennt).
Das Gärbild schaut schon mal seeehr vielversprechend aus, die
Samba-typischen Extrem-Schaumeigenschaften scheinen auch im größeren
Maßstab zu funktionieren...
Moritz, sehr neidisch
[Editiert am 3.4.2012 um 13:15 von Bierjunge]
____________________ Glaubte ich an die Reinkarnation, so wollte ich als Hefepilz wiedergeboren
werden.
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Antwort 1 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.4.2012 um 14:06 |
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Der Frank kennt sich da besser aus, es ist auf jeden Fall so, dass da ein
Ölbad unter der Maischepfanne erhitzt wird. Wenn ich es richtig kapiert hab
über zwei 18kW Heizstäbe, das Ölbad erhitzt dann den Boden.
Die Steuerung ist so ne Sache, wir haben alles von Hand gefahren, da es
sonst leicht überhitzen kann.
Insgesamt waren wir glaub 11 Stunden beschäftigt.
Auf dem Läuterboden Maischen find ich jetzt nicht so glücklich, außer man
macht eine absteigende Infusion und heizt nicht mehr nach.
Die Polentapampe da unten drin war schon heftig, aber dafür ist das Teil ja
auch nicht vorgesehen.
Problem war auch die Wasseraufbereitung, da verkauft Wengert eine NaCl
regenerierten Ionentauschanlage zu der Anlage, welche meiner Meinung nach
komplett ungeeignet ist.
Den Hauptguß haben wir direkt aus der Leitung mit CaCl2 und Milchsäure
behandelt, der Nachguß kommt über den Entsalzer aus dem Boiler, den haben
wir dann halt noch mit Milchsäure behandelt.
Ausbeute war knapp über 70%, sollte also alles passen.
Ganz toll war der Hafer Boy, unglaublich wie schnell 40 Kilo Malz perfekt
geschrotet sind (dauert weniger als 5 Minuten).
Stefan
[Editiert am 3.4.2012 um 14:08 von Boludo]
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Antwort 2 |
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Posting Freak Beiträge: 611 Registriert: 5.9.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.4.2012 um 14:11 |
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Zitat von Bierjunge, am 3.4.2012 um
13:15 | Hier im Forum müssen wir ja oft
Rookies ihre vermeintlich geniale Idee vom Einkocher mit Läuterboden als
eierlegendes Eingerätesudwerk mühsam ausreden. Irgendwie scheint Wengert
aber ja genau so etwas geschafft zu haben (auch wenn die Polenta leider
anbrennt). |
Ich würde sagen, daß bei den Profi
Systemen die Beheizung nicht nur unter dem Topfboden erfolgt wie bei
Iduktion/Einkocher, sondern zB auch im Mantel oder per Öl im Hohlraum.
Dadurch kann dann die Temperatur der Kesseloberflächen unterhalb einer
Anbrenntemperatur gehalten werden.
Bei Einkocher/Induktion wird der Topfboden bestimmt stellenweise deutlich
wärmer als 100 Grad. ____________________ In Planung: -
Am Reifen: Klosterbier ; Stout ; Citrageist
Angezapft: Pale Ale mit Ami-Hopfen
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Antwort 3 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.4.2012 um 14:30 |
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Bei der Wengert Anlage wird definitiv nur über den Boden geheizt.
Dementsprechend sind auch die Heizraten, 1°C pro Minute schafft die nie.
Und das Öl wird >250°C heiß.
Stefan
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Antwort 4 |
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Gast
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erstellt am: 3.4.2012 um 14:49 |
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Ich habe keine Wengertanlage, würde das Rezept aber dennoch gerne
ausprobieren. Könnte das auch mit ähnlichem Ergebnis mit einer
Bottichmaische (Kombi) funktionieren? Weshalb hast Du bei 70% Pilsner Malz
Weizenhefe genommen?
Jürgen
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.4.2012 um 15:15 |
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Das Rezept stammt vom User "Samba und Bier" aus Brasilien und daher darfst
Du mich nicht fragen, warum die Schüttung so aussieht.
Das Weizenmalz mach die Sache auf jeden Fall spritziger, soll ja in Kölsch
zum Teil auch drin sein.
Stefan
[Editiert am 3.4.2012 um 15:16 von Boludo]
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Antwort 6 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.4.2012 um 15:35 |
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Sorry, ich hatte das falsche Rezept verlinkt, jetzt passt es!
Hefe ist die Danstar Nottingham.
Stefan
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Antwort 7 |
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Posting Freak Beiträge: 2084 Registriert: 28.10.2009 Status: Offline
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erstellt am: 3.4.2012 um 16:54 |
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Das Samba Pale
Ale war hier im Forum so etwas wie das Modegetränk des Sommers 2010. Daher
war es naheliegend, dass Stefan und ich unabhängig voneinander beide auf
die Idee verfielen, dies (für einen Brauwettbewerb) auch mit einer Weißbierhefe zu probieren.
Das Samba-Rezept hat sich nicht nur als außerordentlich tolerant
hinsichtlich der Hefe, sondern auch des Maischverfahrens erwiesen (ich habe
es mit der unvermeidlichen Dekoktion gebraut; warum Du also nicht mit nur
einer Kombirast?). Ein ausgesprochen erfrsichendes, spritziges Somemrbier
wird es in jedem Fall!
Moritz ____________________ Glaubte ich an die Reinkarnation, so wollte ich als Hefepilz wiedergeboren
werden.
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Antwort 8 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.4.2012 um 17:04 |
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Wir haben mit dem Rezept, wie es bei Maischemalzundmehr steht, letztes Jahr
eine Erstemaiparty gesprengt.
Die Leute haben das gesoffen wie die Blöden und zum Schluß waren alle foh,
dass es weg war, die hätten sonst weitergemacht.
Man darf die Sache mit dem Mais nur nicht zu früh verraten, seltsamerweise
reagieren viele extrem allergisch auf Mais im Bier ("das kann man doch
nicht saufen"), wenn sie es aber probiert haben, dann werden sie auf einmal
sehr tolerant (vor allem nach ein paar Flaschen).
Ein prima Bier um den Leuten zu zeigen, dass auch ein nicht RHG Bier sehr
gut schmecken kannn (so wie natürlich auch ein RHG Bier extrem gut sein
kann, nur um hier Diskussionen zu vermeiden
)
Stefan
[Editiert am 3.4.2012 um 17:06 von Boludo]
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Antwort 9 |
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Posting Freak Beiträge: 2920 Registriert: 1.3.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.4.2012 um 17:51 |
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Hallo Stefan,
fein, fein, ich sehe da ZKGs oder? aber wie lagert der Gute dann sein Bier.
Da müsste es doch dann auch kleine 200 Liter ZKLs geben (Hechel!Hechel!)
Oder hast du eine Firma, die so kleinere Angelegenheiten macht?
Grüße
Holger
PS: Solltest du eine Flasche mal übrig haben, würde ich dieses Samba und
Bier gerne mal kosten, denn hier in diesem Forum scheint es mittlerweilen
den Status des Allmächtigen zu bekommen. Gutes Gelingen - diese Gärung
kenne ich von meinem dunklen Hefeweizen - ich hätte es echt
photographieren sollen. ____________________
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Antwort 10 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.4.2012 um 17:59 |
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Antwort 11 |
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Gast
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erstellt am: 3.4.2012 um 18:24 |
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Ich habe nicht geahnt, daß das schon vor 2 Jahren ein so großes Thema war
und so viel Begeisterung ausgelöst hat. Jetzt sehe ich mich gezwungen, das
Stöffchen in 2 Versionen (Weißbierhefe und Nottingham) zu probieren.
Jürgen
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Posting Freak Beiträge: 1478 Registriert: 3.3.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.4.2012 um 18:39 |
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Echt erst 2010? Ich hatte hier erstmals 2008 nach dem Rezept gefragt
*g* ____________________ Viele Grüße
Dominic
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Antwort 13 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.4.2012 um 18:54 |
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Das sind drucklose Tanks mit einem Doppelmantel, mit dem man sie kühlen
kann.
Frank hat gemeint, die wären unten leider nicht schräg genug um die gesamte
Hefe abzulassen, da bleibt wohl immer was hängen.
Ich hab das aber noch nicht selber gesehen.
Das Bier kommt anschließend mit Speise in 30 Liter Kegs.
Einf Lfasche Samba Ale lässt sich sicher einrichten, bin ja mal gespannt,
was Du zu nem Maisbier sagst
Stefan
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Antwort 14 |
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Senior Member Beiträge: 229 Registriert: 11.2.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.4.2012 um 18:55 |
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n' abend,
@ Holger: zur Nachgärung wird das Jungbier aufgespeist und direkt in 30
Liter Kegs gefüllt, aus denen nach der Lagerung direkt in die Kneipe
gezapft wird.
Die Gärbehälter sind zwar von Speidel, werden aber auch nicht auf der Alb
geschweißt. Ein Ausrüster für Küchentechnik verkauft die selben Dinger aus
dem Ostblock, möchte allerdings auch 280,- Ökken per Eimer. Die werden
genutzt:
- Apfelsaftlagerung ohne Konservierungsmittel unter einem Schwimmdeckel und
Glyzerin
- Weingärung
- Mostgärung
- und das Beste: es gibt wohl Pferde mit Heuallergie. Da wird in diesen
Behältern das Heu gewässert und anschließend wieder getrocknet. Dann können
auch die allergischen Pferde das Heu fressen
@Moritz: Zum Wengert 1-Geräte-Sudhaus:
Der Läuterboden besteht aus Tragstäben, auf die 3-Kant- oder Trapezleisten
mit einem Abstand von 0,8 mm aufgeschweißt sind. Die Dinger kauft auch
Wengert fertig zu (1.300,- € EK). Der Läuterboden ist 2-teilig und liegt
während der gesamten Sudarbeit im Sudkessel. Es muss peinlich darauf
geachtet werden, dass das Ding genau richtig liegt, ansonsten zieht man
ständig (wenig) Maische mit. Das ist aber nicht schlimm, weil im ZKG
zwischengelagert wird, aus diesem kann vor dem Zurückpumpen zum Würzekochen
aus dem Kegel die Grütze abgelassen werden. Im Eimer kann das dann
sedimentieren und später zur Würze gegossen werden.
Es ist ein Rührwerk schräg eingebaut, mit diesem wird beim Einmaischen
ständig gerührt. Auch der Whirlpool wird hiermit erzeugt; anschließend wird
das Rührwerk zurückgezogen. Der Trubkegel steht sehr schön, allerdings ist
Geduld für das Abklingen der Konvektion und für den Whirlpool erforderlich.
Der Behälterboden ist zum Ablasshahn hin leicht schräg eingebaut, so kann
restlos entleert werden.
Was mir komisch vorkommt: beim Abläutern läuft ständig eine eingedrosselte
Pumpe mit und "zieht" an der Würze. Vielleicht ist das bei größeren Anlagen
so üblich; mir kam das sehr seltsam vor, da ich immer bemüht bin den
Läutervorgang so schonend wie möglich durchzuführen.
Die Beheizung erfolgt indirekt über ein Ölbad mit 2 Heizstäben á 18 kW, die
selbstregelnd von 0-300°C sind und von der Brausteuerung ein- und
ausgeschaltet werden. Ohne Erfahrung bringen die Dinger ein hammermäßiges
Überschwingverhalten (6 Minuten Nachheizzeit mit 3°K in der Maische nach
Abschaltung der Heizung).
Ohne große Erfahrung mit anderen Anlagen finde ich diese (wenn man weiss
wie's geht) schon sehr anwenderfreundlich. Man muss sich nur an den
Verlust gewöhnen, weil einem ständig Restmengen von Würze aus Schläuchen,
Pumpen und sonst wo rauslaufen, die leider im Ausguss veschwinden. Man darf
nicht daran denken, dass man für solche Mengen sonst auch mal einen Samstag
in der Küche steht...
Alles zusammen: Macht echt Spass...
Frank
edith und Stefan waren schneller
[Editiert am 3.4.2012 um 19:01 von tessuti]
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Antwort 15 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 5.4.2012 um 16:52 |
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In 4 Tagen von 14,2° Brix auf 7°Brix runter, das sind 6% Alkohol und das
wird jetzt noch mit Glucose carbonisert, das gibt einen Maisbock
So flott war die Nottingham noch nie, das waren 8 Päckchen auf 200
Liter.
Es riecht im Keller unglaublich fruchtig und das Jungbier ist auch ein
ziemlicher Obstkorb, das hatte ich mit der Hefe noch nie, find ich jetzt
aber nicht schlimm.
Gärtemperatur war aber auch zwischenzeitlich 24°C durch Eigenerwärmung.
Stefan
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Antwort 16 |
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