Hi, zu diesen beiden ungleichen Zwillingen hatte ich unlängst selber schon
mal einen Bericht hier in dieser Kategorie geschrieben (Titel
Smoked
Porter mit Brettanomyces). Aus Gründen der Übersichtlichkeit lösche ich
aber gerne meinen Beitrag und kopiere ihn hierher, dann haben wir nicht
zwei verschiedene Threads zum selben Bier:
Erlenmeyer war so lieb und hatte mir zwei Probefläschchen eines Porters mit
folgender Schüttung geschickt:
Zitat von Bierjunge, am 23.4.2012 um
12:07 |
Huch, das freut (und ehrt) mich sehr, dass Du eins meiner Lieblingsrezepte
nachvollzogen hast!
Durch Zufall habe ich auch erst vor zwei Wochen erneut dieses "Old Style
Smoked Porter" gebraut und versuche mich grad auch erstmals an einer
(minimalinversiven) Brett-Nachgärung, indem ich (weil ich mir nicht gleich
einen ganzen Beutel von dem Teufelszeug anschaffen wollte) die Hälfte der
Flaschen per Injektionsspritze mit etwas Orval-Flaschengeläger beimpft
habe. Mal schauen, was dabei herauskommt. |
Dies bot mir jetzt die Gelegenheit zu einer Über-Kreuz-Verkostung:
Links im Bild sind Erlenmeyers Biere, rechts meine eigenen.
Jeweils im Vordergrund ist das normal vergorene, dahinter das Brett
nachvergorene.
Zunächst zu den normal vergorenen:
Erlenmeyers, mit Hallertauer Tradition und Cry Havoc (was für ein Stamm das
ursprünglich auch sein mag) ist deutlich trockener und neutraler. Passt
sehr gut!
Meines ist vollmundiger und, weil diesmal mit Cascade und S-04, viel
fruchtiger.
Den malzig-röstig-rauchige Grundcharakter haben beide sehr schön
ausgeprägt.
Jetzt nach hinten zu den Brettanomyceten:
Bei meinem merkt man kaum einen Unterschied. Wahrscheinlich war die Menge
des auf die Flaschen verteilten Orval-Gelägers zu gering, bzw. die Zeit von
gut zwei Monaten noch zu wenig. Dennoch, irgendwas muss sich getan haben,
denn das ohne Speise abgefüllte Brett-Bier ist bereits ähnlich hoch
karbonisiert wie die gespeiste Normalvariante. Man abwarten, wie das nach
einem halben Jahr wirkt.
Aber jetzt zu Erlenmeyers: Schon am Foto sieht man, was da hinten links
Sache ist: Da hat jemand ordentlich nachvergoren. Der Geruch verrät auch
sofort, wer: Ich kann nicht von mir behaupten, ein sonderlich sensibler
Verkoster zu sein, aber diesen Geruch erkenne ich überall:
Yee-haw,
eine volle Breitseite Bauernhof. Wahnsinn! Dementsprechend ist es auch
nochmals trockener, säuerlicher und weiniger als die Ausgangsversion. Und
ein geniales Schaustück, an dem man jedem Laien erklären könnte, was Brett
ist. Womit, und wie viel hattest Du da beimpft? Ich finde aber, diese
eigenwillige Brett-Herbe ergänzt sich sehr gut mit dem rauchig-röstigen
Grundgerüst.
Mein Fazit: Ein paar ungemein komplexe, interessante Bier haben wir da
produziert! Auch wenn das natürlich kein einfacher Stil ist, und schon gar
nicht jedermanns Sache. Ich kenne Leute, die wenden sich mit Grausen. Ich
mag das aber, und habe lange nichts so Komplexes getrunken!
Moritz
Nachtrag:
Ich fand Erlenmeyers beide Biere schon deutlich unterschiedlich
karbonisiert, und halte es für keinen Zufall, dass auch auf Andreas Foto
die Brett-Variante mit viel mehr Schaum daherkommt. Ich hatte bei meiner
Brett-version i.Ggs. zur Normalvariante die Speise ganz weggelassen. Hier
wäre es interessant zu erfahren, wie Erlenmeyer das gehandhabt hatte.
Erlenmeyer, hast Du auch schon alle vier querverkostet?
[Editiert am 2.7.2012 um 20:44 von Bierjunge]
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Glaubte ich an die Reinkarnation, so wollte ich als Hefepilz wiedergeboren
werden.