Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 2.2.2013 um 17:52 |
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Hi Leute,
von einer Wirtshauskultur kann man heute in weiten Teilen von Deutschland
nicht mehr reden. Im Sinne einer Stätte der täglichen Begegnung zum Trinken
und zum Philosophieren. Heute ist es so. Man isst, trinkt ein, zwei Bier
und geht wieder. Ich kenne das von früher (DDR) komplett anders. In der
Tschechei ist es heute noch so und die Tschechen sind sehr stolz auf ihre
Wirtshauskultur. Dort treten gerade große Probleme auf, weil die Bierpreise
in den Hospodas ansteigen.
Zumindest hier ist der Bierpreis in der Gaststätte der Hauptgrund für den
Niedergang der alten Wirthauskultur, wo sich Hinz und Kunz täglich nach der
Arbeit, oft noch im Blaumann, auf ein paar Bierchen trafen. Kein Wunder, da
die Halbe in der Kneipe heute oft das 8-10 fache des Flaschenbierpreises
beträgt..
Wie sieht das in anderen Ländern aus und wie war es früher in
Westdeutschland? Das würde mich wirklich interessieren.
m.f.g
René
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Posting Freak Beiträge: 5714 Registriert: 16.8.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 2.2.2013 um 18:28 |
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Moin René
Auch im Westen war es früher nicht anders.
In meiner Heimatstadt, Köln gab es in jedem Viertel einen Metzger, einen
Bäcker und vier Kneipen.
Und auch in den außerhalb gelegenen Vororten war das Verhältnis so ziemlich
das Gleiche.
Ich erinnere mich, als 16 jähriger Fetz in Kölner Kneipen für die typische
Stange Kölsch mit 0,2l um die 50 Pfennig bezahlt zu haben. Die Flasche 0,5l
aus dem Handel war nur geringfügig günstiger. Und die kleine Differenz
zahlte man gerne.. "Der Wirt muss ja auch Etwas verdienen und soll nicht
hungern."
In den unzähligen Kneipen war zwischen 16:00 und 19:00 oftmals kaum Platz
zum stehen. Hier traf sich Alles, vom Klempner bis zum feinen Bänker um
sich der Last des Tages zu entledigen.
Sonntags war in den meisten Familien darüber hinaus der Stammtisch obligat.
Spätestens nach dem Kirchgang verschwand der "Alte" in der Kneipe an der
Ecke und drosch mit seinen Kumpels Skat und man übte sich in hoher
Politik.
Damals wurden Meinungen noch am Stammtisch und nicht von der Bild-Zeitung
gebildet. Die trug allenfalls dazu bei
Selbst als Mitte der Siebziger erste Anzeichen der Rezession zu sehen waren
und man plötzlich öffentlich von Arbeitslosen sprach, gab es noch die
Wirtshauskultur in Westen. Das Kneipensterben ujd somit der Niedergang der
Kneipe als Träger der Kultur und Kommunikationszentrale begann dann in den
Achtzigern währen der Ära Kohl und gipfelte dann nach der Wiedervereinigung
Anfang der Neunziger.
Hier in Neuweilnau, einem 171-Seelen-Kacknest im nördlichen Hochtaunus
findet man noch Spuren von ehemals drei Kneipen, bzw. Gasthöfen und einer
Kelterei mit Ausschank.
Heute Nichts mehr dergleichen, allenfalls die Espresso-Bar am Ortseingang,
welche der Betreiber aber wohl eher aus Leidenschaft, denn als aus
wirtschaftlichen Gründen erst vor zwei Jahren eingerichtet hat.
Greets Udo ____________________ Botschafter der WBBBB in Hessen
Brauen ist die wahre Alchemie
Hobbybrauer. TrashHunters Leitfaden für Einsteiger.2014
Tredition Verlag
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Antwort 1 |
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Senior Member Beiträge: 327 Registriert: 12.7.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 2.2.2013 um 19:02 |
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Die Kneipenkultur scheint auch bei uns fast völlig ausgestorben zu
sein...
Ich war zwar zu der Zeit noch niergens, aber als mein Vater noch jung war
und mein Opa noch etwas jünger gabs bei uns ( zu der Zeit wohl ca. 800
Einwohner) 6 Wirtshäuser. Heute haben wir nur noch eine Wirtschaft deren
Wirtin auch schon über 80 ist und an deren Stammtisch auch nur noch die
ältere Generation sitzt...
Auch wurde früher auf dem Bau noch regelmäßig ''Bierpause'' gemacht. Das
kannst du heutzutage leider nicht mehr bringen...
Ich finde es sehr schade dass diese Zeiten vorbei sind aber es lässt sich
wohl nicht ändern
Grüße
Johannes
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Antwort 2 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 2.2.2013 um 19:33 |
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Es war ein Grauen, dass nach der Wende mit anzusehen..Die Wirte haben um
jeden Stammgast gekämpft. Gegessen wurde immer schon Zuhause aber das
tägliche Feierabendbierchen war Kerngeschäft. Mit jedem Groschen mehr,
wurden die Gäste weniger. In den einstmals rappelvollen Kneipen, wo der
Bügermeister mit dem Dorflehrer neben dem Bauern und dem Bergmann saß wurde
es leerer und leerer..
[Editiert am 2.2.2013 um 19:34 von flying]
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 3 |
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Posting Freak Beiträge: 5714 Registriert: 16.8.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 2.2.2013 um 19:59 |
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Bezüglich Ausland....
Während meine Bier-Wanderjahre sich so langsam dem Ende neigten, hielt ich
mich wiederholt im Dreieck zwischen Strassbourg, der belgischen Grenze und
Luxembourg auf.
Und dort kam es tatsächlich mit erschreckend zunehmender Frequenz Ende der
Achtziger zu einem Kneipensterben. Ich besuchte eine Kneipe in einem
kleinen Ort, kam nach drei Monaten wieder hin und die Kneipe war dicht.
So manches Mal habe ich dann mit den ehemaligen Wirten in deren offiziell
geschlossenen Gasträumen oder in deren Wohnzimmer gesessen und durfte mir
anhören, dass die Einkaufspreise - vor allem für das in Frankreich weit
verbreitete Karlsberg und Kronenburg - förmlich explodierten und die Gäste
die hohen Preise nicht mehr zahlen wollten.
Ricard Pantoelle Mariand, ein guter Freund in Oufett, einer Komune in der
Provinz Liege (Lüttich) / Wallonien, braute früher jeden Montag 200l seines
Bruin. Ende der Achtziger reduzierte er die Ausstoßmenge auf 1hl,
schließlich auch 50l und dann gab er auf.
Sein "Carporal Valoné" wurde nach uraltem Familienrezept über Generationen
hinweg gebraut.
Mit Aufgabe seiner kleinen Brasserie starb ein gut 300 Jahre altes
Familiengeschäft aus.
Ricard's Fehler war nach seinen eigenen Worten der, dass er Anfang der
Achtziger einen Vertrag mit Karlsberg einging und dadurch einen Wechsel im
Gefüge der Gäste provozierte.
Waren es zuvor die Alten, welche seines Hausbbräus willen in die Stube
kamen, so waren es plötzlich die jungen Wilden, welche das Mainstream-Bier
bevorzugten. Und als dieses dann teurer wurde, der große Markt im neuen
Gewerbegebiet gleichzeitig Dosenbier für Dumpingpreise anbot, trafen sich
die Jungen an der Bushaltestelle oder im Park und tranken da ihr Bier,
ließen ihren Wirt im Regen stehen.
Unterm Strich ist das doch Alles Sch.... ____________________ Botschafter der WBBBB in Hessen
Brauen ist die wahre Alchemie
Hobbybrauer. TrashHunters Leitfaden für Einsteiger.2014
Tredition Verlag
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Antwort 4 |
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Posting Freak Beiträge: 1277 Registriert: 15.9.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 2.2.2013 um 20:10 |
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Bei uns ist das Kneipensterben auch festzustellen. Vor 30 Jahren gabs bei
uns im Dorf noch doppelt so viele Kneipen als jetzt.
Ob früher eine andere Atmosphäre in den Kneipen herrschte als heute, kann
ich nicht beurteilen, dafür bin ich zu jung.
Vielleicht hat sich aber auch die Einstellung der Menschen zum
Alkoholkonsum allgemein verändert? Die allermeisten die ich kenne, -mich
eingeschlossen- trinken die Woche über kaum Alkohol. Dafür sind die
verbliebenen Kneipen am WE aber allesamt gut besucht. Für 1 Feierabend-Bier
wird kaum einer in die Kneipe gehen, und wenn doch, wird es mit ziemlicher
Sicherheit nicht bei einem Bier bleiben (erst recht nicht, wenn man dann
Freunde trifft und die "Runden" anfangen).
Grüße, der saarmoench
____________________ Wer selbst braut, trinkt bewusster. (saarmoench)
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Antwort 5 |
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Posting Freak Beiträge: 3129 Registriert: 1.4.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 2.2.2013 um 20:13 |
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Hier im Ort (5000 EW) gab es bis zur Euroeinführung weit über 30 Gasthäuser
und Kneipen, davon 6 ausgesprochene Bierkneipen mit Stammtischen. Eine nach
der anderen hat dicht gemacht. Entweder aus Altergründen und weil keine
Nachfolger da waren, oder massiven Umsatzrückgängen.
Wir hatten tolle Stammtische hier und es hat Spass gemacht dabei zu sein,
gemeinsam ein paar Bierchen zu zischen und zu spintsieren. Mit 20-30 DM war
man betüdelt und ging frohgelaunt nach Hause.
Heute gibt es noch etwa 10, allesamt Speisegaststätten (Grieche, Pizzeria,
Weinstuben) und selbst die müssen kämpfen. Klar bei den Preisen - Bier 0,4
vom Fass oder ¼ Wein um die vier Euronen, Speisen weshalb ich essen gehe,
ab 15 Euronen aufwärts. Wenn ich mit Frau und Sohnemann mal „normal“ esssen
gehe sind 70-80 Euronen nichts und da darf ich nicht mal Durst haben.
Machen wir aber eher selten, denn dafür koche und esse ich zu gerne
wirklich gut, das habe ich daheim allemal besser.
Eine einzige Kneipe bietet noch so etwas ähnliches wie einen Stammtisch,
ist aber ein Weinlokal mit Flaschenbier. Den Stammtisch besuche ich ab und
an so alle paar Wochen. Aber ehrlich gesagt, für eine Flaschenbrühe
(Paulaner Weizen) zahle ich sehr ungern 4 Euronen.
Die Wirtschaftskultur ist in unserer Region jedenfalls dahin. Wir machen
das im privaten Rahmen.
____________________ Bierinale - Festival der kreativen Braumanufakturen
ZEBULON Braumanufaktur
Bier mit Leib und Seele.
Zertifiziertes Mitglied der "Worschtmarktbrauerbubenbieratenbartei" WBBBB.
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Antwort 6 |
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Junior Member Beiträge: 38 Registriert: 22.10.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 2.2.2013 um 20:49 |
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Hallo,
bei uns im Ort ( ca.1200EW ) gab es laut meinem Schwager früher mal 11
Kneipen.
Als ich damals vor ca. 15 Jahren hierhin kam, gab es immerhin noch 5.
Heute gibt es noch EINE !!!!
Dafür haben wir jetzt mittlerweile 4 Altenheime/ Plfegeheime
Mein Dad ist früher auch immer noch sonntags zum Frühschoppen gegangen.
Da war auch immer noch richtig was los.
Heute -->kein Kommentar
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Antwort 7 |
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Posting Freak Beiträge: 5714 Registriert: 16.8.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 2.2.2013 um 21:01 |
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Zitat von saarmoench, am 2.2.2013 um
20:10 | ...... Für 1 Feierabend-Bier wird kaum
einer in die Kneipe gehen, und wenn doch, wird es mit ziemlicher Sicherheit
nicht bei einem Bier bleiben (erst recht nicht, wenn man dann Freunde
trifft und die "Runden" anfangen).
Grüße, der saarmoench |
Tjo, das ist wohl heute so. Aber damals war es tatsächlich noch das eine
Feierabendbier unter Freunden und Kollegen. Allenfalls drei, aber dann war
Schluß. Und wenn man die Kölner Stange auf "normale" Formate umrechnet,
dann war das Etwas mehr als eine Halbe, die man sich seinerzeit nach
Feierabend gönnte.
Richtig Einen gezogen haben die Alten damals nur Samstags oder zu
besonderen Anlässen. Familienfeiern, Dorffest und und und..... naja, die
gabs auch immer reichlich
Aber unter der Woche ging es tatsächlich nur darum, für kurze Zeit zwischen
Arbeit und daheim einen Moment bei einem Bierchen abzuschalten.
Gerd von der Dortmunder Brauer eG. hat uns da auch ein paar schöne
Anekdoten zu erzählen gewusst
Greets Udo ____________________ Botschafter der WBBBB in Hessen
Brauen ist die wahre Alchemie
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Antwort 8 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 2.2.2013 um 21:09 |
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Ich hab in Freising studiert. Freising hat heute um die 40.000 Einwohner.
Heute 2 Brauerein.
In den 1890ern waren das noch 18 bei nichtmal der Hälfte der Einwohner.
1895 wurde in Weihenstephan die Königlich Bayrische Landwirtschaftsschule
eingerichtet. Später wurde daraus die Uni.
Schau ich mir alte Aufzeichnungen an, haben die Studenten früher mehr oder
weniger "im Stammlokal" gelebt. Man hat täglich dort gegessen und das
Wirtshaus war praktisch das Wohnzimmer. Das war wohl so oder so ähnlich bis
in die 1960er. Als ich in Freising an der Uni war, war die Wirtshauskultur
schon ziemlich am Boden.
Es gibt nach wie vor im Huber den ältesten Studentenstammtisch der Welt,
aber eben einmal in der Woche und nicht mehr wie früher von der Uni an den
Stammtisch.
Jan
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Antwort 9 |
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Posting Freak Beiträge: 690 Registriert: 1.4.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 2.2.2013 um 22:00 |
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Zitat von flying, am 2.2.2013 um
17:52 | Hi Leute,
von einer Wirtshauskultur kann man heute in weiten Teilen von Deutschland
nicht mehr reden. Im Sinne einer Stätte der täglichen Begegnung zum Trinken
und zum Philosophieren. Heute ist es so. Man isst, trinkt ein, zwei Bier
und geht wieder. Ich kenne das von früher (DDR) komplett anders. In der
Tschechei ist es heute noch so und die Tschechen sind sehr stolz auf ihre
Wirtshauskultur. Dort treten gerade große Probleme auf, weil die Bierpreise
in den Hospodas ansteigen.
Zumindest hier ist der Bierpreis in der Gaststätte der Hauptgrund für den
Niedergang der alten Wirthauskultur, wo sich Hinz und Kunz täglich nach der
Arbeit, oft noch im Blaumann, auf ein paar Bierchen trafen. Kein Wunder, da
die Halbe in der Kneipe heute oft das 8-10 fache des beträgt..
Wie sieht das in anderen Ländern aus und wie war es früher in
Westdeutschland? Das würde mich wirklich interessieren.
m.f.g
René |
Das hab ich auch immer so empfunden, daß die Schere zwischen Ladenpreis und
Gaststättenpreis immer weiter auseinander geht. Daher kostet 0,5 ltr. bei
mir 2,20 € und drei mal 0,5 ltr. 5,70 €.
Mein Beitrag um die Wirtshauskultur zu retten.
[Editiert am 2.2.2013 um 22:01 von Cb-KF]
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Antwort 10 |
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Posting Freak Beiträge: 690 Registriert: 1.4.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 2.2.2013 um 22:07 |
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Zitat von Waconia, am 2.2.2013 um
20:13 | Hier im Ort (5000 EW) gab es bis zur
Euroeinführung weit über 30 Gasthäuser und Kneipen, davon 6 ausgesprochene
Bierkneipen mit Stammtischen. Eine nach der anderen hat dicht gemacht.
Entweder aus Altergründen und weil keine Nachfolger da waren, oder massiven
Umsatzrückgängen.
Wir hatten tolle Stammtische hier und es hat Spass gemacht dabei zu sein,
gemeinsam ein paar Bierchen zu zischen und zu spintsieren. Mit 20-30 DM war
man betüdelt und ging frohgelaunt nach Hause.
Heute gibt es noch etwa 10, allesamt Speisegaststätten (Grieche, Pizzeria,
Weinstuben) und selbst die müssen kämpfen. Klar bei den Preisen - Bier 0,4
vom Fass oder ¼ Wein um die vier Euronen, Speisen weshalb ich essen gehe,
ab 15 Euronen aufwärts. Wenn ich mit Frau und Sohnemann mal „normal“ esssen
gehe sind 70-80 Euronen nichts und da darf ich nicht mal Durst haben.
Machen wir aber eher selten, denn dafür koche und esse ich zu gerne
wirklich gut, das habe ich daheim allemal besser.
Eine einzige Kneipe bietet noch so etwas ähnliches wie einen Stammtisch,
ist aber ein Weinlokal mit Flaschenbier. Den Stammtisch besuche ich ab und
an so alle paar Wochen. Aber ehrlich gesagt, für eine Flaschenbrühe
(Paulaner Weizen) zahle ich sehr ungern 4 Euronen.
Die Wirtschaftskultur ist in unserer Region jedenfalls dahin. Wir machen
das im privaten Rahmen. |
Klingt ja wie ein Bericht aus der Hölle, wo in etwa ist das?
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Antwort 11 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 2.2.2013 um 22:07 |
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home drinking is killing your Gastwirt!
Jan
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Antwort 12 |
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Posting Freak Beiträge: 1277 Registriert: 15.9.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 2.2.2013 um 22:12 |
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Soll er anständige Biere anbieten, dann würde ich auch viel öfter
vorbeischauen. ____________________ Wer selbst braut, trinkt bewusster. (saarmoench)
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Antwort 13 |
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Posting Freak Beiträge: 5714 Registriert: 16.8.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 2.2.2013 um 22:12 |
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Antwort 14 |
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Posting Freak Beiträge: 3129 Registriert: 1.4.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 2.2.2013 um 23:08 |
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Ein Volk, das seine Wirte nicht ernähren kann,
ist es nicht Wert eine Nation genannt zu werden.
Bismarck
____________________ Bierinale - Festival der kreativen Braumanufakturen
ZEBULON Braumanufaktur
Bier mit Leib und Seele.
Zertifiziertes Mitglied der "Worschtmarktbrauerbubenbieratenbartei" WBBBB.
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Antwort 15 |
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Posting Freak Beiträge: 1101 Registriert: 2.4.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.2.2013 um 02:24 |
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Seid froh, dass ihr sowas erleben konntet.
Ich mit meinen 23 Lenz kenne nur schelchte überteuerte Biere in Kneipen.
Vor ein paar Monaten wurde mir sogar mit einem Kumpel beim bzw vor dem
Essen verboten Karten zu spielen!
Wohlgemerkt in einem Lokal mit "gut bürgerlicher Küche" und "gepflegten
Biereren".
Angeblich weil irgendwelche Leute zuvor mal laut geworden sind und Stress
gemacht haben oder so ähnliche.
Hallo?? Ich wollte einfach nur mit meinem schmächtigen harmlos aussehenden
Kumpel Karten spielen und bekomme sowas vor den Latz geknallt.
Ich verstehe die Welt echt nicht mehr...
Komme aber auch grade von einer miesen Hausparty meiner Kommilitonen
heim.
Studentsein ist auch nicht mehr das Wahre...
Sogar meine "Mainstreambiere" habe ich fast alleine getrunken heute.
Ich depri...
Ich glaube sehr oft, dass ich einfach in der flaschen Epoche geboren
wurde.
Selbstgeräuchertes und Selbstegebrautes haben wohl nur bei erlesenen Leuten
noch Wert.
Viel wichtiger ist wie man den nächsten Abschuss in einer billigen Disko
organisiert oder wann man das neuste iPhone bekommt.
Traurig aber wahr...
Bin ich froh, dass es noch euch Braubrüder da draußen gibt!
melancholische Grüße,
Braubruder Tobias
____________________ Zertifiziertes Mitglied der "Worschtmarktbrauerbubenbieratenbartei" WBBBB
Der jüngste und dienstälteste Brauer in der Bartei.
Die Hopfung stirbt zuletzt...
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Antwort 16 |
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Posting Freak Beiträge: 690 Registriert: 1.4.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.2.2013 um 04:07 |
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Ich hab während meiner Studienzeit damit angefangen die Brauereien in der
Umgebung abzuklappern, irgendwann warens dann mal 1000 Brauereien.
Inzwischen hab ich meine eigene, hätt ich damals aber nie zu träumen
gewagt, Speidel sei Dank.
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Antwort 17 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.2.2013 um 07:11 |
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Ich kann mich über meine Studentenzeit nicht beklagen, aber Freising ist
auch ein Mikrokosmos. Weniger wegen den Kneipen, es ist eine Mischung aus
Wohnheimbars und Verbindungshäuser.
Jan
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Antwort 18 |
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Senior Member Beiträge: 277 Registriert: 1.7.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.2.2013 um 07:44 |
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Diesen Umbruch, angefangen in den Siebzigern, hat immo noch zwei weitere
Gründe. Die Vereine trafen sich einmal in der Woche in der Stammkneipe.
Dann ist ein Virus ausgebrochen und jeder Verein baute sein Vereinsheim,
fast immer mit Schankerlaubnis. Jetzt ging es natürlich ins eigene
Vereins-Heim und nicht mehr in die Kneipe. Ebenfalls in den Siebzigern ging
es dann mit dem Festvirus los. Jedes Wochenende drei bis vier öffentliche
Vereinsfeste, dazu kamen dann noch die ersten Weinfeste im Herbst. Ja
selbst im Winter gibt es mittlerweile Feste (z.B. Lakefleischessen). Was
Papa in der Kneipe konsumiert hatte, ging jetzt bei den Festen und im
Vereinsheim drauf.
Gruß, rolfonso
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Antwort 19 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.2.2013 um 09:30 |
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Grad aus dem Wirtshaus komm ich heraus
Strasse, wie wunderlich siehst du mir aus
rechter Hand, linker Hand, beides vertauscht
Strasse, ich merke wohl, du bist berauscht
Was für ein schief Gesicht, Mond, machst denn du?
Ein Auge hat er auf, eins hat er zu.
Du wirst betrunken sein, das seh' ich hell
schäme dich, schäme dich, alter Gesell!
Und die Laternen erst, was muss ich sehn!
die können alle nicht gerade mehr stehn.
Wackeln und fackeln die Kreuz und die Quer:
scheinen betrunken mir allesamt schwer.
Alles im Sturme rings, grosses und klein
wag ich darunter mich nüchtern allein?
Das scheint bedenklich mir, ein Wegestück -
da geh´ ich lieber ins Wirtshaus zurück.
Jawohl ja.
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Antwort 20 |
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Posting Freak Beiträge: 578 Registriert: 12.9.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.2.2013 um 09:46 |
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Ich bin in Dortmund geboren und groß geworden. Als ich ein Steppke war,
ging es jeden Sonntag zu Stammtisch. Es gab im Viertel - für Kenner der
Region, das Kreuzviertel - mindestens 5 Kneipen in wenigen Minuten,
fußläufig erreichbar die meist auch voll oder zumindest gut besucht waren.
Ich bekam neben dem obligatorischen Dunkelbier auch meinen Schluck von
Papas Bier ab. In der Woche führte der Abendspaziergang auch schon mal auf
2-3 Bier an der Kneipe vorbei. Das Glas Bier kostete wenn ich mich recht
erinnere so knapp unter einer Mark, die Flasche am Kiosk 50 Pfennige. Das
kostet die Pflasche im Getränkemarkt heute immer noch, nach 40 Jahren!!!
Das ging bis in die 70/80er so, wo wir als Jugendliche in der Kneipe
geschockt haben (der ertse Pinkler musste immer eine Runde zahlen ).
Während der folgenden Studienzeit hat das nachgelassen, aus vielen Kneipen
wurden Restaurants.
Gründe für den Verfall der Kneipenkultur gibt es mehrere. Sicher spielt
Geld eine Rolle, erst zu viel (sprich Essen gehen), dann zu wenig (es geht
heute auch bei Restaurants einen Abwärtstrend) eine Rolle.
Aber auch die Lebenseinstellung hat sich geändert. Ohne zu behaupten, dass
früher alles besser war, war man m.E. doch dem Leben gegenüber gelassener.
Vom Geldraffen bis zum Gesundheitswahn war alles gemächlicher. Das sehe ich
heute noch bei meinen Eltern. Ich könnte ja meinem Enkel mal in der
Öffentlichkeit einen Schluck Bier anbieten ...
Echten Genuss jeder Art haben die Deutschen verlernt, auch den Genuss von
einem guten Bier, gutem Essen oder einfache der von guter Geselligkeit.
Billig muss es auf der einen Seite sein (Essen und Trinken) und teuer auf
der anderen (Auto und Reisen). Hmm... fällt mir gerade ein: "Billig" wenns
keiner sieht? ...
Matthias ____________________ Gruß
Matthias
„Bei uns hat das Bier gar keine Zeit, alt zu werden. Wozu dann also ein
Haltbarkeitsdatum?“ (Max Streibl)
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Antwort 21 |
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Posting Freak Beiträge: 1776 Registriert: 14.7.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.2.2013 um 10:08 |
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Schönes Gedicht!
Im Erzgebirge gibt's ein Lied
"...Heit gie'h mer net eham, s' sitzt e bieß Ding drham,
sieht wie dr Teifl aus - do reiß'mr aus!"
Aber im Ernst:
Wir haben die Frage der verschwundenen bzw. arg veränderten Wirtshauskultur
auch neulich diskutiert. Ich erinnere mich, dass mein Vater pro Woche
mindestens 3-4 mal im Wirtshaus war. Das (Bier-)trinken förderte zwar die
Gemütlichkeit, stand aber dabei nicht unbedingt im Vordergrund. "In der
Kneipe, mein Junge, werden die besten Geschäfte gemacht!" Dieser Spruch
klingt mir noch in den Ohren. Ich weiss nicht, ob das etwas ostdeutsch
besetzt ist, aber hier bei uns war das tatsächlich so, dass das Wirtshaus
als das "ebay der Siebziger" gelten konnte. "Du fährst in der Firma einen
LKW -> also am Freitag mal einen Umweg zu mir, ich hab' da ein
Transportproblem, ich kann dir dafür mit einem Vorschalldämpfer für deinen
Trabi aushelfen ... usw."
Insofern waren die Wirtshausgänger immer gut informiert, wer einem was
besorgen konnte.
Auch sagt meine Mutter, wir sollten mal bedenken, dass es "Flaschenbier für
Alle" noch gar nicht so lange gibt. In der (Anfangs-) Zeit meiner Eltern
mußte man in eine Kneipe gehen, um überhaupt mal ein Bier zu trinken. Diese
Gewohnheit hat sich dann in dieser Generation trotz aufkommender
Getränkemärkte erhalten. Bei uns gibt es noch einige (Garten-)kneipen, in
denen sich die "Alten" noch regelmäßig beim Bier (mit Friedenspreisen 1,80
die Halbe) trifft. Wir -und ok, ich bin auch schon 45- haben das aber
nicht übernommen, wir gehen eher mal "schick essen" oder laden die Freunde
nach Hause ein.
Naja, es hat alles seine Vor- und Nachteile.
Normalerweise ginge es jetzt zum Frühschoppen :-) - in diesem Sinne
Schönen Sonntag!
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Antwort 22 |
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Senior Member Beiträge: 283 Registriert: 15.5.2010 Status: Offline
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erstellt am: 3.2.2013 um 10:16 |
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Moin Moin zusammen,
nicht das ich es nicht auch bedauerlich finde, dass es keine "Kneipen" mehr
gibt. Und die Entwicklung ist hier, im nördlichen Schleswig-Holstein, nicht
anders als oben schon von vielen beschrieben. Es gibt auch hier de facto
keine Kneipe alten Typs mehr.
Ich denke aber, dass neben den Bierpreisen noch ein paar andere Aspekte
eine Rolle spielen. Jedenfalls sehe ich das an mir selbst.
Die Welt ist zum einen einfach größer geworden. Früher war die Kneipe im
Radius eines Fussgängers erreichbar. Nachdem das Wirtschaftswunder jedem
(im Westen) ein Auto geschickt hatte, fuhr man anstelle des abendlichen
Kneipenbesuchs gern auch mal in die Stadt oder sonstwohin.
Ausserdem, das ist mein persönliches Empfinden, war so eine Kneipe auch ein
sozial extrem enges Gelände. Dort trafen sich Leute, die den Wohnort, die
Geschichte, die Sozialisation und meist auch die Meinung über alles
mögliche teilten (...manchmal sogar die Frauen
). Auch wenn mancher Stammtisch lautstark debattiert haben mag: Im Grunde
waren sich die Zechbrüder darüber einig, dass SIE Recht haben.
Aus diesem Grund bin ich (nach Ende des Studiums) ohnehin selten in eine
Kneipe gegangen. Den Gnadenschuß für meinen Beitrag zum Kneipenumsatz gab's
dann durch die heissgelaufenen Nichtraucher-Schützer; Anstatt eines
vernünftigen nebeneinanders soll ich mein Bier auf der Strasse trinken? Nee
danke. Ich habe ein nettes Zuhause, liberale Feunde und eigenes Bier. Was
sollte mich da noch in die Kneipe treiben?
Markus / aka Braufux ____________________ Was wäre, wenn dein bester Kumpel dir sagen würde, sie wäre lieber
deine beste Freundin?
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Antwort 23 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.2.2013 um 10:30 |
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Also mal ganz ehrlich, 3-4 mal die Woche in die Kneipe gehen und dann noch
nebenher ein vernünftiges Familienleben gestalten und Arbeiten gehen wäre
für mich zur Zeit nicht drin.
Aber ich kenne genügend Väter aus der damaligen Zeit, denen war das mit der
Familie egal und dann ging es halt direkt nach der Arbeit in die Kneipe.
Haushalt und Kinder ins Bett bringen war dann halt Frauensache.
Auch bei uns werden die Kneipen immer weniger.
Aber ich geh meistens eh immer nur in die selbe Kneipe und da ist es große
Klasse.
Man trifft eigentlich fast immer jemand den man kennt, auch ohne sich
vorher zu verabreden.
Es gibt Schneider, Rochefort und Westmalle und eine 400 Liter Brauanlage im
Keller, auf der mal sich auch mal austoben darf. Das Essen ist sehr gut und
günstig und der Wirt gibt ständig einen Helbing Schnaps aus. Außerdem gibt
es da im tiefsten Oberschwaben Matjes und Labskaus, da der Wirt aus Hamburg
kommt.
Sogar meine 72 jährige Mutter kommt da in letzter Zeit öfter mal vorbei und
fühlt sich wohl.
Und so sehen die Wirtsleute aus (im Bild mit unserem Weihnachtsbock):
Stefan
[Editiert am 3.2.2013 um 10:40 von Boludo]
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