Senior Member Beiträge: 196 Registriert: 15.11.2010 Status: Offline
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erstellt am: 25.4.2013 um 15:29 |
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Hallo,
ich habe meinem Weizen die letzten 3 Wochen mal bei der Nachgärung genauer
auf die Finger geschaut und die Werte festgehalten. Ich stells mal hier
rein, fall es Euch interessiert.
Hefe war eine 3068 (2-te Führung), das Bier wurde am 3.3. mit 15Plato
angestellt.
Die Hauptgärung lief bis 21.3. bei 20°C da wars dann bis auf 3Plato
unten.
Stand dann noch bis 3.4. weil ich 'ne Woche weg war (etwas Kühler bei
16°C)
Zuckerzugabe (9g/l) und Abfüllen erfolgte am 3.4. (hatte immer noch
3Plato)
Vor dem Abfüllen habe ich die Hefe abgezogen.
Die Nachgärung lief bei 18°C.
Den Druckverlauf habe ich bis 25.4. protokolliert.
Was man an der Kurve ganz gut sieht:
Am Anfang ist die Kurve etwas flacher, nach ca. 5 Tagen wird sie etwas
steiler und ab ca. der Hälfte flacht sie wieder ab.
Ich interpretiere das so, dass am Anfang (durch das Abziehen) nur relativ
wenig Hefe vorhanden ist.
Durch die Vermehrung der Hefe wird nach und nach mehr CO2 produziert,bis
gegen Mitte schon ein Teil des Zuckers verbraucht ist, wodurch die
CO2-Bildung dann wieder langsamer vonstatten geht.
Noch steigt der Druck, allerdings immer langsamer. Ich denke dass bei ca.
2,8 Bar Schluss ist.
Gruss, Peter.
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Posting Freak Beiträge: 876 Registriert: 17.1.2013 Status: Offline
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erstellt am: 25.4.2013 um 20:29 |
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Ganz schön hoch, der Druck. Ich hatte mal ein Flaschenmanometer zur
Kontrolle und bei 2,5 bar ging mir schon die Düse und ich habe gelüftet...
Aber das kann auch an mir oder der nicht so hoch gewünschten Rezenz gelegen
haben.
Was die Interpretation deiner Kurve angeht: so sehe ich das auch.
Interessant wäre, wenn du den restlichen Verlauf auch noch hier bringst.
Mich würde es jedenfalls interessieren.
Achim
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Antwort 1 |
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Posting Freak Beiträge: 756 Registriert: 8.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 25.4.2013 um 20:39 |
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Kurz gesagt: Ich würde das genauso deuten.
____________________ Grüße
Maddin
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Antwort 2 |
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Posting Freak Beiträge: 3548 Registriert: 26.2.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 25.4.2013 um 20:57 |
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Für ein Weizenbier empfinde ich den Druck eher niedrig. Bei "normalem" Bier
mit 5,5g CO2/l komme ich auf 2,3 bar bei 20°C, bei Weizen mit 6,5g CO2/l
werden das schon 3 bar bei 20°C.
Je nach Temperatur kratzt das schon mal die 4 bar Marke.
Cheers, Ruthard ____________________ Mein Blog: Brew24.com
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Antwort 3 |
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Senior Member Beiträge: 196 Registriert: 15.11.2010 Status: Offline
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erstellt am: 26.4.2013 um 08:59 |
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ja bei 20°C schon, aber die Nachgärung läuft ja nur bei 18°C, von daher bin
ich mit derzeit 2,7bar bei 6,5g/l CO2.
und noch steigt der Druck, derzeit sinds 2,75bar, heute abend werdens wohl
2,8bar sein.
Ein erster Test gestern gab nen guten Plopp, schönen stabilen Schaum und
angenehmes Prickeln ohne Rülps.
Denke das wird passen.
Ich stell die restlichen Daten rein, sobald sich druckmässig ein paar Tage
nichts mehr tut.
Gruß, Peter.
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Antwort 4 |
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Senior Member Beiträge: 188 Registriert: 26.1.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 26.4.2013 um 10:05 |
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Bei 9g/L erreiche ich bei der Vergärung (Weizen ca. 22°) zwischen 3,2 und
3,5 Bar Druck auf der Flasche.
Die Flasche während der letzten Gärphase zu öffnen und die Kohlensäure zu
prüfen macht für mein Dafürhalten kaum Sinn, denn der grösste Anteil der
Kohlensäuren wird jener im lufthaltigen Bierhals sein, in diesem Stadium.
Die Kohlensäure fügt sich mmn. erst in der Kaltlagerung gut ins Bier ein,
erst danach ist erkennbar, ob die Reszenz passend für den Biertyp ist.
Bei Weissbieren finde einen relativen hohen CO2 Anteil für recht passend,
bei Hopfenweissen muss es nicht ganz so viel sein. Natürlich nur mein
persönlicher Geschack.
Zu hoch ist der Druck aber keinesfalls, ich bin sicher dass die Kohlensäure
schön wird, in dem Sud.
[Editiert am 26.4.2013 um 10:06 von Radin]
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Antwort 5 |
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Posting Freak Beiträge: 756 Registriert: 8.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 26.4.2013 um 10:16 |
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Zitat von Radin, am 26.4.2013 um
10:05 |
Die Flasche während der letzten Gärphase zu öffnen und die Kohlensäure zu
prüfen macht für mein Dafürhalten kaum Sinn, denn der grösste Anteil der
Kohlensäuren wird jener im lufthaltigen Bierhals sein, in diesem Stadium.
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Oh, da muss ich widersprechen. Die Kohlensäure ist sehr wohl gelöst. Daher
ist ja auch der Druck höher. Nur ein sehr kleiner Teil befindet sich im
Gasraum und das zu jeder Zeit, egal ob Nachgärung oder Reifung.
Meine kleine Berechnung dazu findest Du hier:
http://hobbybrauer.de/modules.php?name=eBoard&file=viewthread
&tid=17203#pid209540
Antwort 23 ____________________ Grüße
Maddin
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Antwort 6 |
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Senior Member Beiträge: 188 Registriert: 26.1.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 26.4.2013 um 10:45 |
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Ich bin sicher, du kannst das besser berechnen als ich.
Gehe ich rein von sensorischer Wahrnehmung aus, ist die Kohlensäure bei mir
in jungen Bieren viel vordergründiger, als in jenen, welche ich schon
mehrere Wochen kalt gelagert habe. Ich geh davon aus, dass die Flaschen
dicht sind.
Beim letzten Weissbier ist mir z.B. ein kleiner Fauxpas passiert. Ich habe
die Nachgärung zu kühl gestellt, die Hefe hatte Schwierigkeiten wieder
anzugären.
Da beim Abfüllen dann unterschiedlich große oder kleine Mengen Hefe in den
Flaschen waren, hatte beinahe jede Flasche eine unterschiedliche
Reszenz.
Um Abhilfe zu schaffen, habe ich die Flaschen wärmer gestellt. Bei manchen
Flaschen macht es nur deutlich Blopp - und es spritzt einem sogar ins
Gesicht, doch die Kohlensäure ist augenscheinlich nicht gut im Bier
gebunden. Bei anderen ist das Blopp bei weitem nicht so deutlich, aber es
befindet sich angenehme Kohlensäure im Bier selbst. Je länger ich es nun in
Kühlschrank habe, desto deutlicher wird mmn. die Kohlensäure im Bier
gebunden.
Natürlich kann ich hier Irrtümern unterliegen, meine empirische Erfahrung
hat mich bisher jedoch gelehrt, dass die Reszenz in kalt gelagerten Bieren
eindeutig feiner und besser eingebunden ist, als dies bei den ganz frischen
der Fall war.
Zumal man ja bedenken muss, dass der oben angeführte Test bei weit höheren
Temperaturen stattgefunden haben muss, als man das Bier danach trinkt..es
sei denn, das Bier wurde kaltgesetellt - das ist vermutlich noch offen? Das
Temperatur Einfluss auf die Kohlensäure hat, davon darf man ausgehen?
Edit:
Zitat Günter Trettenhahn:""Prinzipiell fürs Sprudeln verantwortlich ist das
im Mineralwasser gelöste Kohlendioxid (CO2)", erläutert Günter Trettenhahn
vom Wiener Institut für Physikalische Chemie. "Entweder CO2 ist bereits
natürlich im Wasser vorhanden oder es wird unter Druck der Flüssigkeit
beigefügt."
Die Löslichkeit von Kohlendioxid ist bei niedrigen Temperaturen und hohen
Drucken erhöht. Daher kann sich das "Perlen" in kühlen Getränken länger
halten, als in warmen: Erstens ist mehr gelöst und zweitens sprudelt es
langsamer aus der Flüssigkeit heraus, weil es länger in der Lösung mit dem
Wasser bleiben kann.
Oder steh ich auf dem Schlauch?
[Editiert am 26.4.2013 um 11:02 von Radin]
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Antwort 7 |
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Posting Freak Beiträge: 756 Registriert: 8.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 26.4.2013 um 11:16 |
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Was dei sensorische Seite angeht, gebe ich Dir natürlich recht. Das
empfinde ich auch so. Daher mache auch ich eine ausgedehnte
Kaltlagerung.
Was die Physik angeht kann ich nur sagen, es ist nach abgeschlossener
Nachgärung eine gewisse Masse CO2 im Bier (z.B. 5g/l) und die bleibt auch
bei der Reifung so. Da sich eben bei kalten Temperaturen das CO2 besser
löst, sinkt der Druck in der Flasche beim abkühlen. Umgekehrt ist er höher,
je wärmer die Nachgärung ist. Es hängt eben voneinander ab.
____________________ Grüße
Maddin
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Antwort 8 |
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Senior Member Beiträge: 188 Registriert: 26.1.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 26.4.2013 um 12:00 |
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Danke jedenfalls für den wissenschaftlichen Zugang - kann deine Erklärung
schon gut nachvollziehen.
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Antwort 9 |
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Posting Freak Beiträge: 2085 Registriert: 26.2.2013 Status: Offline
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erstellt am: 26.4.2013 um 12:03 |
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@radin: CO2 gasförmig hat viel mehr Volumen als gelöstes CO2.
Das CO2 im Kopfraum der Flasche und das im Bier gelöste CO2 stehen im
Gleichgewicht zueinander, daher ist Druck drauf (gasförmiges CO2) und es
perlt und schäumt (gelöstes CO2).
Wird es kälter, verschiebt sich dieses Gleichgewicht langsam zu Gunsten des
im Bier gelösten CO2, der Druck in der Flasche sinkt, es macht weniger
"plopp" beim Öffnen und schäumt weniger, schmeckt aber "vollmundiger". Das
ganze ist reversibel, wirds wärmer dann steigt der Druck, es ist dafür
weniger gelöst.
Ergo ist tatsächlich bei Kälte mehr CO2 (in gramm pro Liter) im Bier
gelöst, was den Geschmack definitiv beeinflusst.
Das die Verschiebung der CO2-Verteilung nicht parallel mit der abfallenden
Temperatur verläuft, sondern verzögert, liegt daran dass die Oberfläche
zwischen CO2(gas) und Bier in der Flasche ziemlich klein ist und Gas sich
von Natur aus träge verhält.
Beim Einschenken ist es das selbe rückwärts, nämlich dass das Bier nicht
schlagartig sein CO2 verliert, sondern auch ganz langsam - ein Bier im Glas
übersteht schon ein paar Minuten bis es schal ist.
____________________ *Dunkles Lager, Magnum/Select/Tettnanger, S189 (Hauptgärung)
*Festbier, Northern Brewer/Tettnanger/Saazer/Select, S-189 (Nachgärung)
*Helles Lager, Tettnanger/Select/Saazer, S-189 (Nachgärung)
*Westy12 Clone, 21.6°P, W3787 (Lagerkeller)
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Antwort 10 |
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Senior Member Beiträge: 188 Registriert: 26.1.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 26.4.2013 um 12:12 |
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Zitat von DerDennis, am 26.4.2013 um
12:03 | @radin: CO2 gasförmig hat viel mehr
Volumen als gelöstes CO2.
Das CO2 im Kopfraum der Flasche und das im Bier gelöste CO2 stehen im
Gleichgewicht zueinander, daher ist Druck drauf (gasförmiges CO2) und es
perlt und schäumt (gelöstes CO2).
Wird es kälter, verschiebt sich dieses Gleichgewicht langsam zu Gunsten des
im Bier gelösten CO2, der Druck in der Flasche sinkt, es macht weniger
"plopp" beim Öffnen und schäumt weniger, schmeckt aber "vollmundiger". Das
ganze ist reversibel, wirds wärmer dann steigt der Druck, es ist dafür
weniger gelöst.
Ergo ist tatsächlich bei Kälte mehr CO2 (in gramm pro Liter) im Bier
gelöst, was den Geschmack definitiv beeinflusst.
Das die Verschiebung der CO2-Verteilung nicht parallel mit der abfallenden
Temperatur verläuft, sondern verzögert, liegt daran dass die Oberfläche
zwischen CO2(gas) und Bier in der Flasche ziemlich klein ist und Gas sich
von Natur aus träge verhält.
Beim Einschenken ist es das selbe rückwärts, nämlich dass das Bier nicht
schlagartig sein CO2 verliert, sondern auch ganz langsam - ein Bier im Glas
übersteht schon ein paar Minuten bis es schal ist.
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Sehr feine Erklärung, danke euch Beiden.
Letze Frage dazu: kann man in Zeit etwa sagen, wann sich das meiste
Kohlendioxid im Bier gelöst hat, während der Kaltlagerung?
Also nach Erreichen der temperatur, nach Tagen - einer Woche, 2 Wochen oder
ist das nicht zu beantworten? Irgendwann muss es bei gleichbleibender
Temperatur ja zu Ende sein oder?
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Antwort 11 |
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Posting Freak Beiträge: 2085 Registriert: 26.2.2013 Status: Offline
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erstellt am: 26.4.2013 um 12:17 |
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Vom Gefühl her spätestens nach ein bis zwei Wochen ____________________ *Dunkles Lager, Magnum/Select/Tettnanger, S189 (Hauptgärung)
*Festbier, Northern Brewer/Tettnanger/Saazer/Select, S-189 (Nachgärung)
*Helles Lager, Tettnanger/Select/Saazer, S-189 (Nachgärung)
*Westy12 Clone, 21.6°P, W3787 (Lagerkeller)
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Antwort 12 |
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Senior Member Beiträge: 188 Registriert: 26.1.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 26.4.2013 um 12:22 |
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Gefühlsmässig kommt es mir auch so vor, als würde sich nach spätestens 2
Wochen nichts mehr an der Reszenz ändern.
Sorry dem TE dass hier etwas abgeschweift wurde.
Der Link: http://sciencev1.orf.at/ays/148464.html ist zu diesem
Thema nicht uninteressant - weiter unten steht dann sogar was von der Farbe
des Bieres und warum der Schaum von Bier de Facto farblos ist.
[Editiert am 26.4.2013 um 12:28 von Radin]
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Antwort 13 |
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Senior Member Beiträge: 196 Registriert: 15.11.2010 Status: Offline
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erstellt am: 8.5.2013 um 09:29 |
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Nur der Vollständigkeit halber:
Der Druck ist wie erwartet noch auf 2,8 bar geklettert, allerdings hat es
von 2,75 bis 2,8 bar 3 Tage gedauert.
Steht jetzt stabil auf 2,8.
Gruß, Peter.
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Antwort 14 |
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Senior Member Beiträge: 179 Registriert: 20.5.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 8.5.2013 um 17:38 |
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Hallo,
da ihr hier schon sehr viele Details sehr ausführlich und verständlich
beschrieben habt, hier noch meine Frage:
Stimmt es, dass es in der Flasche zu keiner oder nur noch einer sehr
geringen Hefevermehrung kommt weil es an Sauerstoff fehlt? Oder ist es eine
Mär dass die Hefevermehrung aerob und die Bildung von CO2 und Alkohol
anaerob funktioniert?
Und noch eine Stufe detailreicher: Was entsteht eigentlich als Nebenprodukt
bei der Hefevermehrung? Auch CO2 aber kein Alkohol?
Bin gespannt auf die Antworten der Biochemiker! Schönen Feiertag euch.
Gruß Stefan
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Antwort 15 |
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