Senior Member Beiträge: 209 Registriert: 10.4.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 10.5.2013 um 08:50 |
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Moin,
da ich in letzten Wochen immer wieder dazu kam eine Gose zu trinken, habe
ich mir überlegt auch selber mal eine zu brauen. In der Datenbank befindet
sich ja ein Rezept( http://hobbybrauer.de/modules.php?name=News&file=article&si
d=116 ) Es wurde neulich schonmal über das Rezept diskutiert und ich
bin nun total verunsichert ob das so funktioniert wie es im Rezept
aufgeschrieben ist. Was ich in dem Rezept allerdings vermisse ist das Salz
und der Korriander. Hat jemand erfahrungen damit oder kann mir jemand ein
vernünftiges Rezept geben? Danke, gruß der Onkel
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Posting Freak Beiträge: 995 Registriert: 17.9.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 10.5.2013 um 12:15 |
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Moin Onkel,
das Rezept kann keine Gose werden, da bei einer Gose neben der
alkoholischen Gärung durch Hefe noch eine zweite "Gärung" und zwar durch
Milchsäurebakterien, stattfindet. Erste diese bilden den säuerlichen
Geschmack, der typisch für eine Gose ist. Korriander in der Gose kann (ich
glaube Leipzig), muss aber nicht (Gosslar). Vielleich findetst du ja auch
hier noch ein paar sachdienlichere Hinweise.
http://www.bierauseigenerkueche.de/Goslarer%20Gose.html
Fertige Rezepte sind das freilich nicht, aber vielleicht findet sich die
eine oder andere Anregung.
Hier habe ich mal ein Rezept von einem amerikanischen Hobbybrauer
ausgegraben:
http://www.themadfermentationist.com/2010/10/sour-leipziger-g
ose-recipe.html
Hier findet sich noch ein wenig mehr zu dem Thema:
http://byo.com/specialty-experimental-beer/item/2349-gose
Was mir bei dem Rezept von K. Kling noch auffällt ist der extrem hohe
Weizenmalzanteil. Das wird fast nicht mehr zu Läutern sein, da dem Weizen
die für's Läutern benötigten Spelzen fehlen.
Ich hoffe ich konnte ein wenig helfen.
Grüße,
Max
P.S: Vielleicht sollte ich mich auch mal an eine Gose wagen?
[Editiert am 10.5.2013 um 12:21 von braugnom]
____________________ Konverter Kleiner Brauhelfer ⇒ Forum
Dieser Text gilt gleichermaßen für Männer, Frauen und Vegetarier. Nur aus
redaktionellen Gründen wird lediglich die männliche Form verwendet.
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Antwort 1 |
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Posting Freak Beiträge: 995 Registriert: 17.9.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 10.5.2013 um 12:20 |
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Noch einer: Bei "Shut up about Barcley Perkins" habe ich auch noch was zur
Gose gefunden: http://barclayperkins.blogspot.de/2010/07/gose-recipe.html
Wenn man da erst einmal so in Suchen kommt, dann findet man da ja
unheimlich viel. Vielleicht sollte man mal eine Reise durch alte, fast
ausgestorbene deutsche Bierstlile machen. Ach wenn ich doch nur so viel
trinken könnte, wie ich brauen wollte
[Editiert am 10.5.2013 um 12:20 von braugnom]
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Antwort 2 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 10.5.2013 um 18:53 |
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Hi Onkel,
die Gose ist ein urtümliches Bier, mit mehr oder weniger Milchsäure. Das
Bier säuerlich schmeckt war früher ganz normal, wie es heute unnormal ist.
Jede obergärige Hefe war damals mehr oder weniger mit Laktobazillen,
Pediokokken, Brettanomyceten u.a. verunreinigt oder besser gesagt bildete
ein symbiotisches Ferment.
So war die Gose ein "weisses" Bier. Weisse Biere bedeuteten nicht unbedingt
Weizenmalz, können ihn aber enthalten. Nein es sind sehr helle Malze, oft
Luftmalze gemeint.
Genau wie die Berliner Weisse und das Lichtenhainer entstand es vermutlich
aus dem Halberstädter Broihan, eine Kreation des legendären Braumeisters
Cord Broihan.
Die Herstellung ist eigentlich ganz einfach. Man muss nur eine passende
Mischkultur haben. Dazu bietet sich eine Natursauerteig-Kultur an. Ich
würde die Sauerteigkultur in einem Starter ankommen lassen und zusätzlich
noch eine gute Trockenhefe zugeben. Normalerweise sind obergärige Hefen
sauschnell und ziehen die Hauptgärung ratzfatz durch. Aus den Restzucker
entsteht dann Milchsäure. Solche Sauerbiere haben einen natürlichen
Milchsäuregehalt von ungefähr 0,3%.
Wie sauer man es mag, muss man individuell raufinden. Die Rittergutsgose
ist jedenfalls heftig sauer.
Die frische Gose ist also noch mild und wird im Laufe der Lagerung immer
säuerlicher. Man darf nicht zu hoch karbonisieren, da neben den
homofermentativen Laktobazillen die nur Milchsäuere produzieren im
Sauerteig auch heterofermentative Laktos sind, die noch etwas CO2
produzieren. Am besten geht es natürlich im Keg mit Spunder.
Gose ist ein P 12 aus hellen Malz. Pilsner Malz und etwas Weizen. Auch
etwas Rohfrucht kann dabei sein. Frisch geschroteter Koriander 15 g auf 20
L für 5- 10 min mitkochen. Das Salz sorgt für mehr Vollmundigkeit. Ich
würde Black Lava-Salt nehmen. Mit der Dosierung kenne ich mich nicht aus
Vielleicht 2 g pro 20 L...?? Vermutlich ist weniger mehr, denn es soll nur
für mehr Vollmundigkeit sorgen und nicht salzig schmecken. Hab kürzlich von
Jürgen (Westvleteren 12) ein paar Gosen bekommen da war es drin und die
waren lecker. Hopfen nur Bittering auf nicht mehr wie 12 IBU. Geht man
höher kann es die "guten Laktos" außer Gefecht setzen.
m.f.g
René
[Editiert am 10.5.2013 um 19:07 von flying]
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 3 |
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Senior Member Beiträge: 209 Registriert: 10.4.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 11.5.2013 um 08:09 |
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Antwort 4 |
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Posting Freak Beiträge: 995 Registriert: 17.9.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 11.5.2013 um 09:54 |
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Morgen Onkel,
kurze, klare Antwort: Nein!
Grüße,
Max ____________________ Konverter Kleiner Brauhelfer ⇒ Forum
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Antwort 5 |
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Senior Member Beiträge: 209 Registriert: 10.4.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 11.5.2013 um 10:16 |
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Woher bekomme ich so eine Kultur und was ist der Starter dazu? Wie
funktioniert das mit der Dosierung?
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Antwort 6 |
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Gast
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erstellt am: 11.5.2013 um 10:20 |
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Warum nicht ?
Die meisten kommerziellen "sauren" Biere werden m.W. mit Milchsäure
"gesäuert", da die Arbeit
mit Kulturen
a) langwierig
b) vom Ergebnis nur schwer steuerbar ist.
Just my 2 cents
Gruß
Jürgen
Gruß
Jürgen
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Gast
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erstellt am: 11.5.2013 um 15:19 |
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@braugnom: Die Gose in Goslar (meine Heimatstadt, *schwärm*) wird auch mit
Koriander gebraut und soweit ich weiß,
auch nur mit Gerstenmalz (kein Weizen).
Mit dem Malz bin ich aber nicht sicher, trinke die eher seltener.
Im Zweifel würde ich aber das Rezept aus der Datenbank nehmen, Bier wirds
immer.
EDIT: Hab grad den andern Thread gesehen. Das Bier ist ja schon längst
gebraut.
[Editiert am 11.5.2013 um 15:21 von hankie]
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Senior Member Beiträge: 209 Registriert: 10.4.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 11.5.2013 um 16:26 |
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Ja es ist gebraut allerdings ohne milchsäure denn damit kenn ich mich nicht
aus und hoffe noch paar antworten diesbezüglich zu erhalten! lg Manu
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Antwort 9 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 11.5.2013 um 17:23 |
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Hi Onkel,
probier es halt aus mit der Säuerung durch gekaufte Milchsäure. Dann ist es
eben eine "Schummelgose". Karbonisiere ein paar Flaschen mit einer
Milchsäure-Zucker-Lösung. Besser als eine ganzen Sud mit unklaren Ergebnis
zu versauen.
Dann tastest Du Dich langsam an die echte Mischgärung ran. Da braucht man
sehr viel Erfahrung für...
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 10 |
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Senior Member Beiträge: 209 Registriert: 10.4.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 11.5.2013 um 22:06 |
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Antwort 11 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 12.5.2013 um 06:55 |
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Genau das Zeuch! Wie gesagt, für erste Sauerbierversuche kann man es
nehmen. Biere aus echten Mischgärungen sind geschmacklich komplexer und
trockener. Diesen komplexen Geschmack hinzubekommen ist schwer, weil es die
Mischkulturen nicht mehr gibt. Noch vor 200 Jahren gab es in Deutschland
zigtausende obergärige Biere und Braustätten. Wobei jedes von denen
anders schmeckte. Da die Reinzucht der Hefe noch nicht erfunden war, hatte
jede Brauerei-Haushefe (oder Hausferment) unterschiedliche
Zusammensetzungen. Diese Mischungen sind über Jahrhunderte entstanden. Die
Brauer selektierten natürlich auch. Bier sollte nicht zu sauer sein. Das
mochten selbst im Mittelalter die Leute nicht.
Alles was heute an Sauerbieren wie Gose oder Berliner Weisse angeboten
wird, sind Nachahmungen ohne die geschmackliche Intensität der
ausgestorbenen Originale. Echte Lambics und Geuze aus Belgien beweisen
das.
Wer also die Gose wiederbeleben will muss sich erst mal die richtige
Mischung heranzüchten, die stabil und geschmackvoll ist. Das kann zur
Lebensaufgabe werden. Die Zugabe von Reinzuchtlaktos ist in etwa genau so
original wie die Zugaben von reiner Milchsäure. Man kann aber damit
feststellen, ob einem ein gesäuertes Bier überhaupt schmeckt...
m.f.g
René
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 12 |
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Senior Member Beiträge: 209 Registriert: 10.4.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 12.5.2013 um 07:01 |
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Hast du Erfahrungen mit dem Zeug?
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Antwort 13 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 12.5.2013 um 07:12 |
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Antwort 14 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 12.5.2013 um 07:31 |
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Noch was. In eine Sauerbiermischkutur gehören unbedingt Brettanomyceten.
Während ein mit Brettanomyces infiziertes untergäriges Helles
wahrscheinlich die Krone der Abartigkeit darstellt gewinnen
Sauer/Spontanbiere ungemein durch die zähen Biester.
Genau wie Weizenhefen sind Brett. in der Lage aus der Ferulasäure das
Nelkenaroma zu mache und die Biester gehen noch einen Schritt weiter, da
sie zur erweitertern Reduktase fähig sind. So entstehen irre Aromen nach
Zimt, Kirschkuchen und Leder im Bier.
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 15 |
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Posting Freak Beiträge: 995 Registriert: 17.9.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 12.5.2013 um 16:25 |
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Moin,
ich bin der Meinung Milchsäure aus der Flasche nix in einem Sauerbier zu
suchen hat. Der Clou an der Sache ist ja, dass die Milchsäure auch an der
Würze herum knabbert und dabei auch Stoffe abbaut, die die Hefe nicht
abbauen kann. Wenn man nun also einfach Milchsäure in das fertige Bier
kippt, hat man zwar ein sauer schmeckendes Bier, dass aber kein "Sauerbier"
ist.
Soweit meine Meinung.
Grüße,
Max ____________________ Konverter Kleiner Brauhelfer ⇒ Forum
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Antwort 16 |
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Posting Freak Beiträge: 1227 Registriert: 2.4.2013 Status: Offline
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erstellt am: 12.5.2013 um 17:08 |
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Dazu benueze ich den saft von sauerkrat (selber gemacht), da ist auch etwas
hefe drin und salz Ansezen wie ein normaler starter, fuer 10l
mache ich 500ml starter mit 5g hefe futter. Klapt aber nicht immer, die
wilden lassen sich nicht immer in zwang halten.
Gose rezeptur nach Kirsten England (Brewing with wheat):
58% Weizen malz
21% Muenchner malz
21% pils malz
SG 1.046
10 IBU
Koriander 1g/l
salz 3,3g/l
Ingo
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Antwort 17 |
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Posting Freak Beiträge: 5714 Registriert: 16.8.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 12.5.2013 um 17:12 |
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Moin Onkel
Wenn Du unorthodoxe Methoden verwendest um Biere mit außergewöhnliche,
nicht stilechten Mitteln in einem definierten Bierstil zu kreieren,
solltest Du - so wie ich - darauf verzichten, diese Kreationen dem
entsprechenden Stil zuordnen zu wollen. Das erspart Dir Schelte
Milchsäure im Nachgang zur Säuerung zu verwenden, ist halt nicht
authentisch und rechtfertigt daher nicht die Bezeichnung Gose. Denn der
Begriff definiert ein traditionelles Bier, welches in einer definierten
traditionellen Art und Weise hergestellt wird. Du hast somit allenfalls ein
Bier, welches einer Gose ähnlich ist.
Auf Deine Frage nach einem Lactostarter ist - wie ich das sehe - niemand
wirklich eingegangen (oder habe ich Etwas überlesen ? Außer Ingo, aber der
schrieb zeitgleich mit mir
). Deshalb hier eine kleine Anleitung nach Erlenmeyer (Hans):
Lactobazillus-Starter:
Drei Handvoll Pilsener Malz ungeschrotet in ein Gefäß mit 1 L Wasser mit
ca. 40°C
Temperatur geben, 5 Würfelzucker dazu, umrühren und in eine saubere
Thermoskanne
geben. Nach 48 Stunden ist der Starter fertig (riecht nach
Sauerkraut/Erbrochenem).
Mit dem flüssigen Teil des Starters impfst Du die Vorderwürze nach dem
Läutern und lässt sie gut warm verpackt bei rund 35°C für 36 bis 48h
stehen.
Danach kochst Du ganz normal mit Hopfen.
Eine andere Methode ist es, bei rund 35°C einzumaischen und die Maische
einfach für ca. 24-48°C auf dieser Temperatur zu halten. Dann toben die
Lactos ungehemmt.
Danach die gewünschten Rasten fahren, läutern und kochen.
Den Feinschliff erhalten sowohl Berliner Weiße als auch Gose und Geuze dann
noch durch Bretanomyces, welche NACH der Hauptgärung als Zusatz zur
Nachgärung in das Jungbier kommen und dort zusätzliche Aromen und
definierte Säuerung erzeugen.
Alle drei Stile kommen mit geringer Hopfung / Bitterung einher und vor
Allen für die Gose ist bezeichnend, dass die meisten Varianten davon in
ursprünglicher Weise mit Kräutern (Grut) getunt wurden.
Das Feld ist also weit offen für Experimente.
Hau rein
Greets Udo
[Editiert am 12.5.2013 um 17:13 von TrashHunter]
____________________ Botschafter der WBBBB in Hessen
Brauen ist die wahre Alchemie
Hobbybrauer. TrashHunters Leitfaden für Einsteiger.2014
Tredition Verlag
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Antwort 18 |
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Senior Member Beiträge: 157 Registriert: 16.4.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 12.6.2013 um 15:22 |
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Udo, das waren wirklich tolle und wertvolle Tips! Vielen Dank dafür!
Ich habe mich nun durch unzählige Web-Artikel über und mit Gose gelesen und
mir raucht der Schädel. Eigentlich ist das Zeug ja ganz und gar nicht mein
Ding aber gewisse Umstände zwingen mich dazu, dass ich mich damit befasse
(dazu vielleicht an anderer Stelle mehr).
Fest steht jedenfalls das Projekt DRGC - "Döllnitzer Ritterguts Gose
Clone".
Meine Connections aus Richtung Leipzig/Halle haben auch noch ein paar Infos
ergeben, die ich dem Gose-interessierten Hobbybrauern nicht vorenthalten
will:
Schüttung Richtwerte: 60% Weizenmalz, 30% Pilsner und 10% Münchner (wegen
der Farbe). Das ganze bei 50°C einmaischen und schnell auf 72°C erwärmen.
Danach normale Rast und Abmaischen. Etwas Würze nehmen und Weizenmalz dran.
Denn Rest Würze auf 50°C abkühlen. Die Milchsäure die entstanden ist an die
Würze geben und warten bis der pH-Wert unter/gleich 4 ist. Dann schnell
Temperatur hoch und kochen. Beim Kochen Hopfen (low IBU), Salz und
Koriander nach eigenem Gusto dran. Die OG-Hefe sollte eine Staubhefe
sein.
(Originalangaben eines mit der Herstellung befassten Braumeisters).
Was ich mich dabei frage: Wenn man nur bei 72°C rastet, entsteht doch so
gut wie kein Futter für die Hefe? OK, die Gose hat ja auch nur <3% Alk.
aber trotzdem kommt mir das sehr wenig vor.
Auch die Kürze der Milchsäuregärung ist nicht definiert. Wie lange mag es
dauern, bis der pH-Wert bei ca. 4 ist...?
Udo erwähnte den "Feinschliff" mit Bretanomyces und zwar NACH der HG. Kann
das gut gehen? Die Bretanomyces verwurtstet doch die Zucker, die die Hefe
nicht verarbeiten kann - wird das nicht schwierig, wenn man diesen Prozess
gar nicht stoppt bzw. stoppen kann?
Meine oben genannte angezapfte Quelle sagt nix über Bretanomyces aus. Ich
vermute daher, dass im "semi-industriellen" Bereich dieser Feinschliff
fehlt.
Ich würde mich freuen, wenn wir hier zusammen mal ein Standard-Gose Rezept
für alle interessierten Hobbybrauer entwickeln würden. IMHO scheinen viele
einiges Wissen zu haben. Tragen wir es doch zusammen
Oliver
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Antwort 19 |
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 12.6.2013 um 15:45 |
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> Wenn man nur bei 72°C rastet, entsteht doch so gut wie kein Futter für
die Hefe?
Je nach Aufheizleistung kommt man auf ungefähr 10min in denen der
Temperaturbereich durchlaufen wird, in dem die β-Amylase aktiv ist.
...ich hatte mal eine Kombirast für ein Porter total falsch ausgerechnet
und so den HG viel zu heiß gemacht. Die Maische hatte ca. 72°C und stand so
langsam "absteigend" im Thermoport.
Die Würze wurde trotzdem süß und die Hefe hatte Futter.
Bretts werden kommerzielle Brauer sicherlich nicht leichtfertig zur Gärung
geben, weil sie schwer wieder los zu werden sind.
Die Rittergutsgose hat m.E. auch kein Brett-Aroma, sondern ist eher
Lacto-gesäuert und mit Kochsalz "gehaltvoller" abgeschmeckt.
Weiter erfordert die Reifung mit Brett üblich eine sehr lange Lagerung -
als Brauerei bräuchte man da große Lagerkapazitäten und als Hobbyist halt
Geduld!
Der Ansatz Würze und Weizenmalz ähnelt dem typischen Milchsäurestarter mit
Pilsenermalz.
Dabei ist mir eine tüchtige Säuerung aber nie gelungen - es gibt einen
typischen Geschmack/Geruch - den ich in der Rittergutsgose auch nicht recht
finde.
Vielleicht ist das bei Verwendung von Würze und Weizenmalz aber anders.
Uwe
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Antwort 20 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 12.6.2013 um 17:17 |
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Was wir in Wöllnitz festgestellt haben ist, dass keine gezielte Säuerung
mit Laktobazillen durchgeführt wird. Die Hefe entwickelt eine Infektion mit
Milchsäurebakterien. Das heißt es wird im Laufe der Zeit einfach saurer.
Historisch ist das völlig korrekt. Auch bei der Gose. Obergärige Hefe ist
deutlich schneller als Milchsäurebakterien. Die Laktos können nur das
verknuspern, was die Hefen übrig lassen. So wird die Säure gesteuert.
Wieviel Restextrakt übrig bleiben sollte, um dann letzendlich auf einen
typischen Milchsäuregehalt von 0,3% zu kommen, könnte man sich ja mal
ausrechnen..
Infektionen mit Brett. waren auch sehr wahrscheinlich. Es gab schließlich
keine Reinzucht. Das typische Brett-Aroma entwickelt sich üblicherweise
erst nach Monaten, weil die Biester so etrem langsam sind. Es ist sehr
unwahrscheinlich, dass die alten deutschen Sauerbiere so lange gelagert
wurden. Ich denke sie wurden jung getrunken, solange sie noch nicht zu
sauer waren.
Eine Überkarbonisierung von Gose ist nicht zu befürchten. Bei einer
Milchsäuergärung mit homofermentativen Laktos entsteht kein CO2.
Brettanomyces und heterofermentative Laktos können jedoch sehr wohl eine
Überkarbonisierung, auch noch sehr lange nach dem Abfüllen in der Flasche
bewirken.
Solche Sauerbiere sind nicht schlecht sondern mit ihrem leichten
Milchsäureanteil bekömmlich und wohlschmeckend. Ich finde es immer lustig
das Leute bei Sauerbieren sofort an Verderb und Übelkeit denken aber der
mit Bifidobakterién und Streptokokken hergestellte Joghurt is lecker...
PS.
die Rittergutsgose ist meines Erachtens recht salzig. Ähnlich wie bei einem
isotonischen Getränk...?
[Editiert am 12.6.2013 um 17:22 von flying]
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 21 |
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Posting Freak Beiträge: 1227 Registriert: 2.4.2013 Status: Offline
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erstellt am: 12.6.2013 um 18:16 |
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... dann ist da aber doch noch die beruehmt-beruechtigde lakto/hefe
symbiose?
biss vor kuerzem hatte ich keine idee wass die simbiose zwischen den beiden
ist, biss ich dann mich in der zeit zureuck gesetzt habe und mich wieder
bei meiner grossmutter in der kueche befand wo sie gerade ein Kvass
aehnliches getraenk machte. Nicht vom roggenbrot sondern vom roggenmehl. Da
gab es hefe und milchsaure in der nase. Vom roggenmehl zum roggenbrot, da
ist der sauerteig nicht weit weg;
Nach langen suchen habe ich einen referenz zur symbiose im bereich des
sauerteigs etwas gefunden. Anscheinend geniessen die laktos in der
anwesendheit von hefe 'nur' die maltose und lassen die hefe das kuerzere
(und laengere?) zeug. (leider kann ich den artikel jetzt nicht finden )
Auch metabolisiert die lakto zucker womit die hefe nichts anfangen kann und
die hefe benuezt davon dann wieder die restprodukte.
Ingo
[Editiert am 12.6.2013 um 18:22 von Seed7]
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Antwort 22 |
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Senior Member Beiträge: 157 Registriert: 16.4.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 13.6.2013 um 16:55 |
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Falls Du da noch Infos auftreiben kannst, wäre das allemal interessant.
Das was flying schrieb muss jedenfalls in die richtige Richtung gehen. Ich
habe da einen recht amüsanten Text zur Gose gelesen. Zitat:
"Gose von allzugroßer Jugendlichkeit bezeichnet er als Birnbrühe, die gar
zu alte als Essig, die aber, die in der rechten Mitte steht, begrüßt sein
strahlender Blick als Limonade mit Geist, und zwar mit dem fröhlichen Geist
des Weins." (Quelle: wikisource "Ein Geheimnis im Bierreiche")
Scheinst also so, dass die Gose nicht zu alt sein darf.
Das Thema ist einfach extrem faszinierend. Würde mich hier gerne zur
Taskforce Sauerbier dazugesellen.
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Antwort 23 |
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Posting Freak Beiträge: 1227 Registriert: 2.4.2013 Status: Offline
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erstellt am: 13.6.2013 um 17:44 |
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Machmal ist es so einfach, habe den halben tag damit verbracht. Sourdough
wikipedia artikel, viele der referenz artikel sind als pdf runter zu
laden. Und mit simbiose lactobacillus yeast sourdough pdf diesem Google
query findet man noch mehr
Viel spass
Ingo
[Editiert am 13.6.2013 um 17:46 von Seed7]
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Antwort 24 |
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