Senior Member Beiträge: 188 Registriert: 30.3.2013 Status: Offline
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erstellt am: 1.6.2013 um 10:25 |
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Vielen Dank für eure tollen Erklärungen!
Hier eine kurze Übersicht über die Geschichte des Hauses.
Der Standort war damals absolut abseits vom Ort und nur über einen Pfad am
Main zu erreichen, den "Leinritt oder im Dialekt, "Linneri". Da waren nur
Wald und Wiesen. F.H. Stein kaufte "einigen Grund am Steinig" ( die
damalige Flurbezeichnung ) Von ca. 1809 bis 1811 wurde ein ca.50m langer
und ca. 6m breiter Keller in den Sandstein gehauen. Stein hatte also etwas
größeres vor. Es wurden ungefähr 2500t Gestein per Hand abgebaut. Dies ist
der größte "Felsenkeller" in der Region Spessart. ( www.spessart.de ) Im
Laufe der Zeit wurde die Gegend um das Brauhaus generell als "Felsenkeller"
bezeichnet. Mit diesen Steinen wurde von 1815 bis 1816 das "Neue Brauhaus"
errichtet. Das Haus ist ca. 32m lang, 12m breit und 15m hoch. Für
Marktheidenfeld ein sehr großes Haus. Gleichzeitig wurde neben dem Haus ein
30m langer und 12m breiter Biergarten mit 5 Kastanien und 2 Walnussbäumen
angelegt. Im Eiskeller herrschen das ganze Jahr ca. 5- 8 ° Kälte, bei 80
bis 90% Luftfeutigkeit. Durch die Nähe zum Main, konnte man auch "relativ
einfach" im Winter Eis brechen und es in den Keller transportieren. Von
1814 bis 1873 wurden nach dem Biergarten 6 weitere kleinere Eiskeller in
den Berg gehauen. Jeder dieser Keller kann einer der ehemals 5 weiteren
Brauereien hier zugeordnet werden.
Der einzige Grund so weit abseits solch ein Anwesen zu bauen ,war also der
Felsen - Eiskeller.
Die bis dahin einzige existierende Brauerei, die aus einer Weinsteinfabrik
hervorging, hatte wahrscheinlich Keller unter oder neben der Fabrik. Diese
dürften aber nicht die Kühle gehabt haben wie ein Felsenkeller.
Die höchste mir bekannte Biermenge war 1869 ca. 3300hl.
PS: Ich würde gerne mal ein altes Bild einstellen, komme aber mit Tinypic?
nicht zurecht. Wenn mir da jemand bitte eine PN schicken könnte wie man das
macht.
Grüße
Mäx
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Antwort 25 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.6.2013 um 10:59 |
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Einfach das Bild anklicken und mit gedrückter Maustaste in Tinypic ziehen.
Das Prog legt dann sofort los. Das verkleinerte Bild erscheint dann im
selben Ordner wie das Originalbild.
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 26 |
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Posting Freak Beiträge: 3548 Registriert: 26.2.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.6.2013 um 11:14 |
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Die Erklärung von Jan kann ich nachvollziehen, "Neues Brauhaus", "neuer
Braustil" und der Felsenkeller mit gleichmäßigen niedrigen Temperaturen,
das paßt zusammen. Nicht erschließen will sich mir das abgebildete Gemüse.
Wenn ich eine Brauerei symbolisieren will, nehme ich doch Hopfen und Malz,
keine nebensächliche Zutat. Es sei denn, mein Bier ist so einzigartig, dass
ich eben diese Zutat hervorhebe, um mich von Mitbewerbern zu unterscheiden.
Bin ich zum Beispiel die einzige Weißbierbrauerei im Umkreis von hundert
anderen Brauereien, werbe ich mit einer Weizenähre oder einem Weißbierglas
im Logo.
Der Anfang des 19. Jahrhunderts war eine sehr unruhige Zeit. Viele
Landstriche haben - zum Teil mehrmals - den Besitzer gewechselt.
Marktheidenfeld müsste nach meinen Recherchen 1814 bayrisch geworden sein.
Vielleicht hatte der Steinmetz den Meißel schon angesetzt, bis jemand
gemerkt hat, dass das abgebildete Zeug nach neuen Regeln gar nicht mehr
zulässig war. Das wäre wieder mal ein Bierstil, der ähnlich wie Gose und
Jope dem Reinheitsgebot zum Opfer gefallen wäre.
Gibt es vergleichbare Reliefs aus dieser Zeit in dieser Gegend, die besser
dokumentiert sind? Oder Dokumnte über in dieser Zeit verwendete Zutaten?
Cheers, Ruthard ____________________ Mein Blog: Brew24.com
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Antwort 27 |
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Posting Freak Beiträge: 3548 Registriert: 26.2.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.6.2013 um 11:26 |
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Mäx hat mir das nachfolgende Bild per eMail geschickt, welches ich für ihn
hier reinstelle (als tiff mit 6,7MB und unzähligen Umlauten im Namen konnte
das ja nix werden):
Cheers, Ruthard ____________________ Mein Blog: Brew24.com
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Antwort 28 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.6.2013 um 11:33 |
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Der kalte Felsenkeller ist nicht unbedingt einen Beweiß für untergärige
(kalte) Gärung. Ihn anzulegen bedeutet jedoch eine große Investition und
man kann davon ausgehen, dass nach damaligen modernsten Brau-Methoden
geplant wurde.
Die Nixen und der (Brunnen?)Ring bedeuten vielleicht einen Hinweiß auf das
gute und vielleicht damals beliebte Brunnenwasser. Das ausschließlich
Lorbeer auf dem Relief vorkommt könnte tatsächlich auf ein
Lorbeer-(Weiss?)Bier hindeuten..
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 29 |
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Posting Freak Beiträge: 3548 Registriert: 26.2.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.6.2013 um 11:47 |
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Beweise sind das alles nicht, allenfalls Indizien. Es bräuchte noch weitere
Darstellungen aus dieser Zeit und dieser Gegend und idealerweise auch
schriftliche Dokumentationen.
Wenn ich das verwitterte Emblem aus dem Eingangsbild herausvergrößere,
glaube ich noch weiteres Gemüse zu erkennen:
Da läßt sich aber noch schlechter bestimmen. Vielleicht sind die dicken
Knubbel der ersehnte Hopfen?
Cheers, Ruthard ____________________ Mein Blog: Brew24.com
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Antwort 30 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.6.2013 um 12:04 |
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Zitat von Kurt, am 1.6.2013 um
10:06 | Das ist für mich eindeutlich
Lorbeer.
unten links auf dem Bild
Zitat Wikipedia:
"Entgegen der heute weit verbreiteten Auffassung einer Kontinuität des
Reinheitsgebots bestand die in der bayerischen Landesordnung von 1516
erlassene Brauvorschrift nur kurz. Bereits ein herzoglicher Erlass von 1551
erlaubte Koriander und Lorbeer als weitere Zutaten bayerischer Biere
und verbot dagegen ausdrücklich die Verwendung von Bilsenkraut und
Seidelbast. Die bayerische Landesverordnung von 1616 ließ zudem Salz,
Wacholder und Kümmel zur Bierproduktion zu."
Aus dem Artikel zum Reinheitsgebot
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Da hast du natuerlich recht, aber wir reden von 1816. Bayern war bereits im
16 Jhrh. stark von untergaerigen Bieren geprägt. Liesst man Rezepte aus den
Anfaengen der 1800er, so sind das ausschliesslich Hopfenbiere. Ich kann mir
beim besten Willen nicht vorstellen das hier der Lorbeer als Bierzutat
gezeigt wird. Lorbeer ja, aber nicht als Zutat.
Jan
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Antwort 31 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.6.2013 um 12:14 |
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Stark von untergärigen Bier geprägt..? Ich weiß nicht so recht. Das
untergärige Lagerbier im heutigen Sinne gab es damals noch gar nicht. Das
wurde erst 1841 von Anton Dreher erfunden. Dafür waren auch neue
Vermälzungstechniken nötig, die aus England "importiert" wurden. Dreher und
Sedlmeyr haben die auf ihren Bildungsreisen abgekupfert.
Gutes Wasser war damals das entscheidende Pfund für eine Brauerei. Heute
würde man sagen, das wichtigste Verkaufsargument.
Klar stellt man sich bei einem traditionellen Bierchen von 1816 schnell mal
ein frisches bajuwuarisches Helles vor aber das ist nur eine schöne
Mär...Da halte ich eine "weisses", also aus hellem Malz gebrautes
Lorbeer-Bier noch für wahrscheinlicher?
Das ist ja wie Sherlock Holmes-spielen. Macht Spaß ____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 32 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.6.2013 um 12:38 |
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Zitat von flying, am 1.6.2013 um
12:14 | Stark von untergärigen Bier geprägt..?
Ich weiß nicht so recht. Das untergärige Lagerbier im heutigen Sinne gab es
damals noch gar nicht. Das wurde erst 1841 von Anton Dreher erfunden. Dafür
waren auch neue Vermälzungstechniken nötig, die aus England "importiert"
wurden. Dreher und Sedlmeyr haben die auf ihren Bildungsreisen
abgekupfert.
Gutes Wasser war damals das entscheidende Pfund für eine Brauerei. Heute
würde man sagen, das wichtigste Verkaufsargument.
Klar stellt man sich bei einem traditionellen Bierchen von 1816 schnell mal
ein frisches bajuwuarisches Helles vor aber das ist nur eine schöne
Mär...Da halte ich eine "weisses", also aus hellem Malz gebrautes
Lorbeer-Bier noch für wahrscheinlicher?
Das ist ja wie Sherlock Holmes-spielen. Macht Spaß
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Also in Muenchen wurde bis 1799 das Bier aus den Lagerkellern am
Isarhochufer nach dem Losgefahren verkauft. Das Los entschied welcher
Keller verkaufen durfte. Dabei handelt es sich um sog. Sommerbier oder auch
Maerzenbier, das traditionell untergaerig hergestellt wurde. Schaut man in
Muenchner Steuerbücher, kann man zumindest bis in die 1650er auch die
Mengen des abgesetzten Bieres mit "Unterzeug" finden. Im Gegensatz steht
hier eine Menge Bieres mit "Oberzeug".
Aber auch hier kommt wieder etwas zum tragen, was auch dem Felsenkeller zur
Gründung verholfen haben dürfte. Bis 1812 durfte aus Kellern nur an Wirte
und andere Bräu verkauft werden, ab dann auch direkt aus dem Keller an den
Endkunden. Damit war der Bau des Biergartens erst möglich.
Was mir immer noch auffaellt ist die Darstellung der Brauerinsignien mit
nur zwei Maischscheiten. Zumal ja laut Geschichte in dieser Brauerei von
Anfang an auch gemaelzt wurde, wäre eine Malzschaufel doch eher auch zu
erwarten.
Zitat: | Bin ich zum Beispiel die
einzige Weißbierbrauerei im Umkreis von hundert anderen Brauereien, werbe
ich mit einer Weizenähre oder einem Weißbierglas im
Logo |
Etwas OT, aber trotzdem lustig. Wem fällt der "Fehler" im Schneider Zeichen
und dem Erdinger Zeichen auch?
http://www.schneider-weisse.de/index.php
http://www.erdinger.de/de/erdinger-weissbier-home.html
Gruss
Jan
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Antwort 33 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.6.2013 um 13:22 |
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Antwort 34 |
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Posting Freak Beiträge: 2795 Registriert: 2.9.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.6.2013 um 13:22 |
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Weizen hat keine Grannen.
____________________
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Antwort 35 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.6.2013 um 13:28 |
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Richtig!!!! 100 Punkte. Ich meine im Weizen ist normal auch Gerstenmalz, es
ist aber schon komisch warum beide Brauereien, die ausgesprochene
Weizenbrauereien sind Gerste im Wappen führen
Jan
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Antwort 36 |
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Posting Freak Beiträge: 3937 Registriert: 20.7.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.6.2013 um 13:38 |
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Zumindest in Nürnberg wurde seit dem 14. Jahrhundert untergärig gebraut. Freilich war das
ein Rotbier. Aber die Farbe hat ja nichts mit ober oder untergäriger
Brauart zu tun. Hopfen wurde dann spätestens ab 1516 verwendet.
Gruß
Peter ____________________ Ein Bayer ohne Bier ist ein gefährlich Thier.
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Antwort 37 |
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Senior Member Beiträge: 188 Registriert: 30.3.2013 Status: Offline
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erstellt am: 1.6.2013 um 13:52 |
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Danke fürs Einstellen Ruthard!
Rechts vom Biergarten kann man die Faßhallen erkennen, die vor den
Felsenkellern waren. Das Foto stammt von ca. 1925. Der Main war damals auch
noch nicht gestaut.
Ob es hier in der Gegend weitere Reliefs gibt, kann ich nicht sagen. Im
Nachbarort ist noch eines. Das werde ich mir mal anschauen. Ich habe auch
Deine Fragen an den Experten für Brauereien des Historischen Vereins, Herrn
Christian Knittel, hier weitergeleitet. Ist ja echt spannend!!!
Das besondere hier ist also 1. der Lorbeer, der darauf hindeuten könnte,
daß man ihn hier "exclusiv?" auch verwendet hat. 2. Das verwendete eigene
Brunnenwasser. Der Brunnen befindet sich übrigens im Haus,
Durchmesser ca. 1,50m, Tiefe 10m, Wasserspiegel ca. 5m, bis zur Hälfte
ausgemauert, danach Felsen.
Wie muß man sich das mit dem Lorbeerverwendung vorstellen?
Hat das schon mal von Euch gemacht und wie schmeckt so ein Lorbeerbier
eigentlich?
In drei Jahren hab ich ja 200 jähriges
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Antwort 38 |
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Posting Freak Beiträge: 3548 Registriert: 26.2.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.6.2013 um 14:14 |
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Was macht der Brauer bei schlechtem Wetter, wenn alle Fässer gefüllt sind?
Er beschäftigt sich mit der Geschichte
Das Untergärige wurde indirekt schon in der Bierpreisverordnung von 1516 -
vielfach bekannt als das sogenannte Reinheitsgebot - erwähnt. Danach war
der Bierpreis auf einen Pfennig pro Maß gedeckelt. Das Bier, das nur von
Michaeli bis Georgi gebraut werden konnte, durfte in der übrigen Zeit zum
doppelten Preis verkauft werden - möglicherweise wegen der höheren
Lagerkosten oder weil es besser und damit beliebter war als das zwangsweise
obergärige. Marktregulierung über den Preis.
Cheers, Ruthard ____________________ Mein Blog: Brew24.com
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Antwort 39 |
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Posting Freak Beiträge: 1946 Registriert: 20.11.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.6.2013 um 14:21 |
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Neue Fässer kaufen und
weiterbrauen, Weichei ____________________
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Antwort 40 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.6.2013 um 14:21 |
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Zitat von Maex, am 1.6.2013 um
13:52 | Danke fürs Einstellen Ruthard!
Rechts vom Biergarten kann man die Faßhallen erkennen, die vor den
Felsenkellern waren. Das Foto stammt von ca. 1925. Der Main war damals auch
noch nicht gestaut.
Ob es hier in der Gegend weitere Reliefs gibt, kann ich nicht sagen. Im
Nachbarort ist noch eines. Das werde ich mir mal anschauen. Ich habe auch
Deine Fragen an den Experten für Brauereien des Historischen Vereins, Herrn
Christian Knittel, hier weitergeleitet. Ist ja echt spannend!!!
Das besondere hier ist also 1. der Lorbeer, der darauf hindeuten könnte,
daß man ihn hier "exclusiv?" auch verwendet hat. 2. Das verwendete eigene
Brunnenwasser. Der Brunnen befindet sich übrigens im Haus,
Durchmesser ca. 1,50m, Tiefe 10m, Wasserspiegel ca. 5m, bis zur Hälfte
ausgemauert, danach Felsen.
Wie muß man sich das mit dem Lorbeerverwendung vorstellen?
Hat das schon mal von Euch gemacht und wie schmeckt so ein Lorbeerbier
eigentlich?
In drei Jahren hab ich ja 200 jähriges
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Also ich seh das nach wie vor anders. ich glaube nicht das man 1816 im
bairischen Marktheidenfeld Lorbeerbier braute. Weissbier ja, das war ab
1798 jedem erlaubt der dafür bezahlte. Lorbeerbier eher nicht.
Meiner Meinung nach wurde das neue Brauhaus als untergaerige (Braunbier)
Brauerei geplant. Dann wuerden die Eiskeller auch Sinn machen.
Der Lorbeerkranz hat meiner Meinung nach nichts mit dem Bier als solches zu
tun. Ich meine Loorbeer wird sehr häufig als Zierwerk verwendet und ist an
vielen Bauwerken als reine Verzierung zu sehen.
Ich denke das die Welle unter dem Braukessel auf den Main hinweist.
Letztendlich hat das Wappen von Marktheidenfeld auch eine Welle/ Fluss im
unteren Teil des Wappens.
Wenn du Kontakt zu offiziellen Seiten suchst, könnte dir ein Steuerregister
aus dieser Zeit weiterhelfen. Hier ist zum einen aufgeführt was die
Brauerei verkauft hat, aber auch welche Rohstoffe gekauft wurden. Solche
Aufzeichnungen sind heute sehr, sehr oft noch erhalten. Zu mal
Marktheidenfeld ab 1814 auch Sitz des Landgerichtes Homburg (dem Vorläufer
der heutigen Landratsämter)
Gruss
Jan
P.S.: Halt uns ja auf dem Laufenden
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Antwort 41 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.6.2013 um 17:33 |
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Hi Leute,
natürlich war die Untergärung zu dieser Zeit wohlbekannt. Die Biere hatten
jedoch nichts mir heutigen Untergärigen gemeinsam. Untergärige Biere wurden
oft als schlecht und minderwertig angesehen. Noch um 1700 mussten z. B.
Kölner Brauer eine Eid schwören kein "unterheufft Dollbier mit schädtlichen
Kräuteren" zu brauen. 1709 gab es hohe Strafen für denjenigen der
untergäriges Bier mit schädlichen Kräutern entgegen den Amtsordnungen zu
brauen. Es drohten Gewerbeverbot und Bürgerrechtsverlust. Bier hatte
"wohlgesotten aus guten Früchten und Hopfen mit Oberheffen" zu sein.
Den Siegeszug der Untergärigen leutete erst Dreher ein, dank neuer und
verbesserter Techniken wie z. B. der Reinzucht. Das war wie erwähnt aber
erst 25 Jahre später als die Errichtung dieses Brauhauses. Selbst Anton
Dreher braute bis 1841 obergärig.
Der Hopfen hat sich allerdings schon viel früher durchgesetzt. Bereits
Mitte des 16. Jahrhunderts beklagte ein Dortmunder Stadtschreiber den
Niedergang des "edlen und wohlschmeckende Grutbieres."
Einige Kräuterbier-Enklaven haben sich "fast" bis heute gehalten. Auch
wenns den Freunden moderner Biere missfallen sollte...Die Möglichkeit, dass
dort um 1816 ein obergäriges Lorbeerbier gebraut wurde besteht durchaus
m.f.g
René
Quelle:
http://www.koelner-brauerei-verband.de/bier-k%C3%B6ln-vor-180
0
[Editiert am 1.6.2013 um 18:18 von flying]
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 42 |
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Senior Member Beiträge: 188 Registriert: 30.3.2013 Status: Offline
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erstellt am: 1.6.2013 um 18:00 |
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Nur mal so.
Hat jetzt jemand schon mal mit Lorbeer oder nicht?
Mit was ist es am ehesten vergleichbar, wenn überhaupt?
Wie könnte so etwas schmecken?
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Antwort 43 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.6.2013 um 18:16 |
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Ich habe schon Grutbier mit Gagel, Rosmarin und Wacholderbeeren gebraut.
Mit Lorbeer noch nicht. Obwohl explizit als eine häufige Bierzutat erwähnt
kann man recht wenig im Netz darüber finden.
Es bleibt auch die Frage ob neben den bekannten Blättern auch die
getrockneten, schwarzen Beerenfrüchte des Lorbeer mitverwendet wurden. Die
sollen einen aromatisch-stechend-bitteren und fruchtigen Geschmack haben.
Über die Verwendung dieser Beeren lässt sich heutzutage fast gar nichts
mehr finden...
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 44 |
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Posting Freak Beiträge: 3548 Registriert: 26.2.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.6.2013 um 18:38 |
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Spannend ist das auf jeden Fall. Meine Großmutter hat bis 1938 gebraut und
da wurde auch Rosmarin verwendet. Leider sind die Quellen sehr spärlich.
Cheers, Ruthard ____________________ Mein Blog: Brew24.com
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Antwort 45 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.6.2013 um 19:02 |
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In dem Link in Antwort 42 kann man nachlesen, dass im 15. Jahrhundert 2
Kölner Brauer zu einer "Grutexpertin" (Kräuterhexe?) für sagenhafte 8 Jahre
in die Lehre mussten!
Demzufolge sind wohl unsere wenigen Versuche mit Grutbieren eher kläglich
und stümperhaft... ____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 46 |
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Senior Member Beiträge: 178 Registriert: 30.1.2013 Status: Offline
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erstellt am: 1.6.2013 um 22:37 |
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Da steige ich doch auch mal mit dem Muten ein.
Ich kenne die räumlichen Gegebenheiten nicht, meine Denkansätze beziehe ich
aus den bisherigen Beiträgen von Maex.
Allerdings mit einem anderen Blickwinkel, vielleicht hilft es Marx ja dabei
die Geschichte seines Hauses zu erhellen.
Der Bauherr F.A. Stein scheint kein unvermögender Mann gewesen zu sein, der
muss schon was an den Füßen gehabt haben.
Ich denke das besagter Bauherr sich einen "preiswerten" Baugrund gesucht
hat, den er als Steinbruch nutzen konnte.
Die Menge Sandstein die für die Keller aus dem Felsen geschlagen wurden
erscheinen mir für das Brauhaus etwas zu groß.
Die Nähe zum Main macht das verschiffen der Steine geradezu zwingend
erklärbar.
Wo sind die Steine verbaut worden?
Das Risiko der Überschwemmung verbietet ja eigentlich jede andere
Nutzung.
Desweiteren waren ja kalte Felsenkeller nicht nur für die Bierherstellung
tauglich, sondern auch für die Lagerung andere Lebensmittel geeignet.
Interessant wäre ob es noch Landwirtschaft zur Brauerei gab, quasi eine
Domaine.
Zur Brauerei selbst stellt sich mir die Frage ob eine Mälzerei bestand oder
Malz gekauft wurde. Die Frage ist eigentlich ob es zu dem Zeitpunkt schon
Handelsmälzereien gab.
Den Lorbeer auf dem Fris würde ich als "Blattschmuck" ohne Bezug zum Bier
werten.
Lorbeer kenne ich eigentlich nur als Vodoo- Zutat zu meinen Suppen. Ich
habe schon auf einzelnen Blättern gekaut, aber geschmacklich war da
nichts.
Lorbeerbeeren könte ich mir schon eher vorstellen.
Jedoch drängt sich mir die Frage nach dem Preis auf.
Lorbeer ist ja eher ein mediteranes Gewächs und ich kann mir nicht
vorstellen das der Billiger war als Hopfen oder Gruten.
Nur mal so eingeworfen mit der Bitte an Maex nachzuforschen.
[Editiert am 1.6.2013 um 22:38 von helderup]
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Antwort 47 |
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Senior Member Beiträge: 188 Registriert: 30.3.2013 Status: Offline
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erstellt am: 2.6.2013 um 09:51 |
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Einen schönen guten Morgen!
Der "kleine Steinbruch" nach dem Biergarten ist wesentlich jünger als das
Brauhaus. Über die Entstehung des "großen Steinbruchs" nach dem letzten
Eiskeller ist nichts bekannt. Der Erbauer dürfte aber damit nichts zu tun
gehabt haben. Die ca. 2500t Sandstein, die aus dem Keller gehauen wurden,
sind zum Bau der Stützbögen im Keller und für das
Haus/Scheune/Stall/Begrenzungs- und Biergartenmauer verwendet worden. Der
nicht verwertbare Teil wurde einfach geradeaus in den Main gekippt, wie
eine Karte von 1834 zeigt ( Heutiger Parkplatz vor dem Haus ). Falls noch
brauchbare Steine übrig waren, wurden sie eventuell verkauft oder einfach
gelagert. Ob Landwirtschaft dazu gehört hat, ist nicht sicher, aber
anzunehmen, da auch früher eine Scheune/Stall dazugehört haben. Mir ist
auch noch eingefallen, daß mir mal jemand folgendes erzählt hat. Das
Rührwerk, oder etwas anderes bewegbares, wurde über einen Esel/Kuh/Ochsen
angetrieben, der im Kreis lief. Es sind noch lange Steine in Reihe ( der
Name fällt mir nicht ein ) in ca. 3m Höhe zu sehen, auf denen eine Welle
dafür angebracht war. Ob das Malz selber hergestellt wurde ist nicht
bekannt, da genauere Aufzeichnungen erst ab 1866 vorliegen. Fakt ist aber,
daß ein Schacht von einem Keller im Erdgeschoß, bis zum Dachboden ging. Er
ist heute noch teilweise zu sehen. Im Dachboden ist ein Holzrad, da schaue
ich gerade drauf, das zum Hochziehen von Lasten/Säcken benuzt wurde. Der
Dachboden hat eine enge Balkenführung, d.h. er ist für Last ausgelegt. So,
jetzt kommt Ihr
Ich fasse mal das Relief zusammen, ohne Gewähr auf Vollständigkeit:
- Die beiden Fischschwänzigen, gen Himmel blickenden Damen, die ihre Hände
um ein "Medaillion" halten ( was da wohl mal drin war ), sind
a. Wassernixen - "Charakteristisches Merkmal der Nixen ist, dass sie den
Menschen Gefahr, Schaden und Tod bringen." Zitat wikipedia
b. Wasserfrauen - Charakteristisches Merkmal ist ihre positive Einstellung
zum Menschen. In der Form der Wassermutter spendet sie Leben, Schutz und
Segen - Zitat wikipedia
c. Haben einen Bezug zum nahen Fluß Main und/oder zum hauseigenen
Brunnen.
d. Sind nur als Zierde gedacht ohne jeglichen Bezug, oder/und haben dem
Erbauer/Steinmetz einfach gut gefallen.
- Die Reihe der "runden eingekerbten Teile", unter dem Absatz, sind:
a. Irgendwelche Blüten, Früchte oder andere Pflanzenteile.
b. Einfach nur Zierwerk.
- Der Lorbeerkranz:
a. Ist ein Hinweis auf die Verwendung von Lorbeer als Bierzutat hier
b. Ist als Zierde und Einrahmung des Bottichs gedacht, ohne Bedeutung. (
Ein Hopfenkranz wäre auch sehr dekorativ gewesen und hätte auch einen Bezug
zum Brauen gehabt. )
c. Der Steinmetz wußte nicht wie Hopfen aussieht und hat Lorbeer abgebildet
(Info PN )
- Unter dem Bottich ist zu sehen
a. eine Welle, eventueller Bezug zum Fluß oder dem eigenen Brunnen
b. Feuer für den Bottich
c. Zierde ohne Bedeutung
- Der Bottich mit 2 Maischpadeln
a. es fehlen andere Werkzeuge die normalerweise noch mit abgebildet
wurden.
b. Sie hatten nur Maischpaddel
Auf jeden Fall, haben diese Informationen, daß: http://stadt-marktheidenfeld.de/page2/tourismus-freizeit/fu
hrungen-und-mehr/themenfuhrung/felsenkeller
jetzt wesentlich interessanter gemacht
Ich werde im Stadtarchiv und bei Gelegenheit im Staatsarchiv in Würzburg
weiter nach Informationen suchen und dann selbstverständlich hier
einstellen, wenn es etwas neues gibt.
Schönen Sonntag - un schönni Grüß, dunne vom Mee!
Mäx
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Antwort 48 |
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Senior Member Beiträge: 188 Registriert: 30.3.2013 Status: Offline
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erstellt am: 30.6.2013 um 11:32 |
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Hier noch das interessante Brauereirelief der "Schedel und Maier Bräu" in
Lengfurt am Main, 5km von hier. Wir hatten ja schon "Wasserfrauen" und
jetzt hier "Löwen".
Habt Ihr auch noch Fotos von solchen Reliefen?
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Antwort 49 |
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