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Autor: Betreff: Extremer Vergärungsgrad Belle Saison
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Boludo
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red_folder.gif erstellt am: 19.8.2013 um 20:50  
Hallo,

ich komm gerade aus dem Urlaub heim und hab mein Saison gemessen und kann es nicht fassen:

Die Danstar Bell Saison hat die Würze von 15°P auf 1,2°P bei 22°C in einer Woche runtergezogen, das sind 92% scheinbarer Vergärungsgrad :o
Ok, da waren ca 10% Grafschafter Karamellsirup drin, was den Vergärungsgrad schon auch nach oben treibt und ich hab ziemlich lang bei 66°C gerastet (keine Ahnung wie lang, ich hab auf jeden Fall nebenher mit den Kindern Löwenzahn und Sendung mit der Maus gekuckt, also mindestens 1h).
Die Schüttung war PiMa, etwas Weizenmalz und ca 15% MüMa.
Das waren 3 Päckchen auf 55 Liter in 35°C warmen Wasser rehydriert.
Habt ihr so was auch schon mal mit der Hefe erlebt?
Ich bin sprachlos.

Da ich das Saison sehr hoch vergoren haben wollte, bin ich ziemlich happy.
Die Aromen sind jungbiertypisch sehr wild, aber ausgesprochen vielversprechend und es gibt eine sehr interessante sortentypische säuerliche Note (keine Infektion).
Toll war auch, dass die Kräusen kaum Platz eingenommen haben, 55 Liter im 60 Liter Faß waren gar kein Problem.
Jetzt wird gerade mit Sorachi Ace ganz dezent gestopft und anschließend mit Traubenzucker carbonisiert, was den Vergärungsgrad noch ein wenig nach oben treiben sollte, bin ja echt mal gespannt...

Stefan, ziemlich begeistert


[Editiert am 20.8.2013 um 10:58 von Boludo]
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Berliner
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red_folder.gif erstellt am: 20.8.2013 um 07:06  
92% ist schon ne Hausnummer. Soweit hab' ich's noch nicht geschafft. Rekord war bei mir Mitte der 80er% bei einem Blond mit der 3787 und gut 10% Zucker in der Schüttung.
Ist das das Bier für Camba?


____________________
Gruß vom Berliner
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Boludo
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red_folder.gif erstellt am: 20.8.2013 um 07:17  
Wenn das so wird, wie ich es mir vorstelle, dann kommt das Bier in den Wettbewerb, ich hab aber noch Alternativen :)
In einem amerikanischen Forum hab ich mal was von 90% mit der Belle gelesen, hab das aber nicht so ernst genommen.

Stefan
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red_folder.gif erstellt am: 20.8.2013 um 07:17  
Hallo,

sehr interessant, da ich für nächsten So ein Amber angemeldet hab.

ca. 3,5 kg Pima
ca. 500g MüMa
ca. 500g MelanoidinMa.

(Genaue Rezeptur weis ich noch nicht...)

das mit dieser Hefe vergoren werden soll. Wird das erste mal mit der Belle.

Aber Mal im Ernst: sind 22 Grad nicht zuviel? Ich hab ja mal in einem anderen Thread geschrieben, was die Notti mit meinem Ale bei 22-25 Grad gemacht hat, nämlich sowas wie ein Weizen. Ich würde gefühlt nur bis max. 20 Grad im Gärfass vergären, also zumindest mit Wasserkühlung mit feuchten Lappen oder so, um keine Fehlaromen zu bekommen. Ab wieviel Grad denkst du ist bei der Belle Saison der Übergang von "fruchtig, würzig" zu "unerwünschten Fehlaromen"?

Du schreibst außerdem, das das bier eine säuerliche Note bekommen hat. Mein Pale Ale, das zeitgleich mit dem oberen vergoren wurde, ist mittlerweile im Gully, untrinkbar sauerer Abgang, in jeder Flasche. Ich gehe von einer Infektion aus, aber kann es sein, das Hefe bei höheren (zu hohen) Gärtemperaturen einen saueren Geschmack produziert?

Gruß
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Boludo
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red_folder.gif erstellt am: 20.8.2013 um 07:32  
Über den Geschmack kann ich noch nicht viel sagen, da das Bier noch nicht fertig ist, aber ein Saison darf schon mal eine leichte säuerliche Note haben (keine Milchsäureinfektion!).

22°C ist bei manchen Hefen voll ok, da wird nichts sauer.
Es gibt Saison Hefen, die muss man gegen Ende sogar auf fast 30°C erwärmen, sonst bleiben sie stecken und auch die Mönche bei Westvleteren vergären bei bis zu 27°C und da ist gar nichts sauer.
Danstar sagt, dass die Hefe bei 17°C sehr gut arbeitet, ich war aber im Urlaub und wollte die Gefriere nicht unbeaufsichtigt lassen.
Außerdem will ich ja bei so einer Hefe ausdrücklich die schönen Hefearomen im Bier haben und diese nicht unterdrücken, vor allem wenn sie mit Koriander und Sorachi Ace Aromen konkurrieren müssen.

Stefan
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Seed7
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red_folder.gif erstellt am: 20.8.2013 um 08:28  
Die Belle ist bei mir bei 5 suede ueber 90% gegangen, alles ohne zucker. Auch kann man den geschmack sehr gut ueber die gaerungstemperatur steuern, auch bei 18°C macht die noch mit, dauert dann was laenger. Dauert auch so seine zeit bis es klar wird und wirklich voll ausvergoren ist, ich nehme so drei wochen.

Ingo
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Dekobier
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red_folder.gif erstellt am: 20.8.2013 um 08:37  
Hallo Stefan,


Zitat von Boludo, am 19.8.2013 um 20:50
Hallo,
Habt ihr so was auch schon mal mit der Hefe erlebt?
Ich bin sprachlos.


zwar keine 92% aber immerhin 87% mit Deinem Wit bei MMuM. Hat mich auch umgehauen, besonders wo mein Vergärgrad sonst eher ein paar Prozentpunkte unter den sonst so geposteten liegen. Die Brewferm Blanche liegt mit 68% bei der gleichen Würze (Splitsud) im Bereich des Erwarteten...

Aber ich wollte ja die Blanche mit einer hochvergärenden Hefe vergleichen können, das klappt jetzt nach der Nachgärung... :thumbup:

Gruß,
Oliver
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Boludo
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red_folder.gif erstellt am: 20.8.2013 um 08:58  
Hallo Ingo,

danke für die Info, dann hab ich mich also nicht vermessen, die scheint wirklich so hoch zu vergären, echt heftig.
Ich hab nicht so viel Erfahrung mit Saison Bieren, aber so viel ich weiß, ist der hohe Vergärungsgrad absolut sortentypisch.
Für eine bessere Klärung hab ich mal 10g Irish Moss auf die 55 Liter gegeben, sieht relativ klar aus (da hatte ich schon Schlimmeres).


Stefan
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Seed7
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red_folder.gif erstellt am: 20.8.2013 um 09:08  

Zitat von Boludo, am 20.8.2013 um 08:58

Ich hab nicht so viel Erfahrung mit Saison Bieren, aber so viel ich weiß, ist der hohe Vergärungsgrad absolut sortentypisch.


Die Belgian Saison ist bei mir die No.2 der besten liste, die No.3 ist WB-06. Nur kombinationen von wilden hefen / Brettanomycus und lacto/pedo gehen noch tiefer.

Das schoene bei der Belle finde ich das obwohl es tief aus gaert es kein extrem trockenes mundgefuel hat.

Ingo


[Editiert am 7.10.2013 um 22:18 von Seed7]
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Bierjunge
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red_folder.gif erstellt am: 20.8.2013 um 09:11  
Karamellsirup mit natürlichen Aromen,
Koriander,
Irish Moss,

hmmm... :gruebel:
Als was sollen die armen Kerle bei Camba das denn nachher verkaufen dürfen, falls Du gewinnst? :devil:
Wo die doch zu allem Unheil in Oberbayern sitzen. Da hilft wohl bloß, das Zeug heimlich über die nahe Grenze zu schaffen und dort abzufüllen...

Moritz
(der nie dachte, mal selber ein solches Spießer-Posting zu verfassen. Bitte jetzt keine generelle RHG-Diskussion anfangen. Die 3 Monate sind noch nicht um!)


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Glaubte ich an die Reinkarnation, so wollte ich als Hefepilz wiedergeboren werden.
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Boludo
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red_folder.gif erstellt am: 20.8.2013 um 09:17  

Zitat von Bierjunge, am 20.8.2013 um 09:11

Als was sollen die armen Kerle bei Camba das denn nachher verkaufen dürfen, falls Du gewinnst? :devil:


Ich hatte letztes Mal bei Camba ein Erdbeer Weizen ;)
So wie ich es mitbekommen hab, verkaufen die jetzt einfach alles "unreine" Bier als Biermischgetränk und sind damit aus dem Schneider.
Ein sehr "unreines" Wit haben die wohl auch gemacht, war damals aber noch nicht fertig.


Stefan
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flying
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red_folder.gif erstellt am: 20.8.2013 um 09:37  
Ingo hat mal die Theorie aufgestellt, dass es sich bei der Belle Saison um die 3711 French Saison handelt. Bei der wurden solche hohen Vergärungsgrade schon oft berichtet, obwohl so nicht bei Wyeast angegeben..?
Zudem scheint die Hefe nicht unerhebliche Mengen an Säuren (z. B. Zitronensäure) durch Pyruvat-Abbau während der Glykolyse zu erzeugen. Dabei entsteht letzendlich Oxalacetat..Entspricht der Beschreibung der 3711, estrig, würzig, pfeffrig und zitronig!

Das Dilemma mit dem RHG sehe ich nicht. Die brauchen ja bloß nicht das Wörtchen Bier aufs Etikett zu drucken und schon ist alles schick...Saison reicht doch auch :D


[Editiert am 20.8.2013 um 09:38 von flying]



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"Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
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Boludo
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red_folder.gif erstellt am: 20.8.2013 um 10:47  

Zitat von flying, am 20.8.2013 um 09:37

Zudem scheint die Hefe nicht unerhebliche Mengen an Säuren (z. B. Zitronensäure) durch Pyruvat-Abbau während der Glykolyse zu erzeugen. Dabei entsteht letzendlich Oxalacetat..Entspricht der Beschreibung der 3711, estrig, würzig, pfeffrig und zitronig!


Hochinteressant, danke!
Das scheint ja mal wirklich eine ziemlich abgefahrene Hefe zu sein.

Ehrlich gesagt halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass ich bei dem Wettbewerb gewinne, nachdem ich von dem einen oder anderen bereits erfahren hab, was da ins Rennen geschickt wird.
Lassen wir das Thema also lieber :redhead:

Stefan
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red_folder.gif erstellt am: 20.8.2013 um 11:53  
Hallo zusammen,

ich möchte die Euphorie nur ungern ausbremsen aber trotzdem nochmals darauf hinweisen, dass nicht die Hefe, sondern die vorgelagerte Maischarbeit in Abstimmung mit der Rohstoffauswahl und die Randbedingungen, z.B. Maische pH , den Vergärungsgrad festlegt(ich weiß, das liest man hier nicht gerne und ich habe auch schon mehrmals darauf hingewiesen).
Richtig ist nur, dass die Hefe unter den gegebenen Gärbedingungen in der Lage war die bei den o.g. Vorgängen/Arbeistweisen gebildete Zuckermenge vollständig zu vergären.

Sollte also in wenigen Wochen ein Mitglied einen als Klageschrift formulierten thread aufmachen in dem zu lesen steht:
"Danstar Bell Saison versagt - Vergärungsgrad nur bei 75%",
darf man gerne in Zitatform und als mögliche Erklärung auf den o.g. Zusammenhang verweisen ;-)

Gruß
Oli


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flying
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red_folder.gif erstellt am: 20.8.2013 um 12:28  
Letztendlich stimmt das auf die Gattung Sacccharomyces Cerevisia bezogen, wobei man bezogen auf die Fähigkeit Maltotriose zu vergären schon Unterschiede machen muss, die wiederum auch mit dem Sedimentierungsverhalten zusammenhängt. Unterschiede zwischen ober-und untergärig gibt es ganz sicher in der Raffinoseverwertung.

Die anderen Vertreter der Hefen lasse ich mal außen vor...


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Seed7
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red_folder.gif erstellt am: 20.8.2013 um 12:49  

Zitat von olibaer, am 20.8.2013 um 11:53
Euphorie


Exploring Attenuation, Greg Doss, Wyeast, PDF seite 18

Ingo
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red_folder.gif erstellt am: 20.8.2013 um 13:01  
tolle Diagramme :thumbup: wow..die 3711 (aka Belle Saison??) ist ein echter Ausreißer. Das ist mit der Maltotriose eigentlich nicht mehr zu erklären. Die scheint wohl doch einige Dextrine knacken zu können?


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Boludo
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red_folder.gif erstellt am: 20.8.2013 um 13:07  

Zitat von olibaer, am 20.8.2013 um 11:53
Hallo zusammen,

ich möchte die Euphorie nur ungern ausbremsen aber trotzdem nochmals darauf hinweisen, dass nicht die Hefe, sondern die vorgelagerte Maischarbeit in Abstimmung mit der Rohstoffauswahl und die Randbedingungen, z.B. Maische pH , den Vergärungsgrad festlegt(ich weiß, das liest man hier nicht gerne und ich habe auch schon mehrmals darauf hingewiesen).i


Ja natürlich, das sag ich ja auch immer.
Aussagen wie "Hefe X macht bei Z Minuten Maltoserast Y% Vergärungsgrad" sind nur ganz grobe Orientierungshilfen.
Ich hab in diesem Fall schon darauf geachtet, dass es möglichst hoch vergärt:
Lange Kombirast bei 65-66°C, kein Cara, viel enzymreiches Malz, 10% Zucker und eine niedrige Restalkalität, außerdem Wyeast Nutrient Hefenahrung und kein Underpitching. Dazu kommt jetzt noch die Carbonisierung mit Traubenzucker statt mit Speise, dann wird´s noch höher vergoren.


Stefan


[Editiert am 20.8.2013 um 13:17 von Boludo]
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olibaer
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red_folder.gif erstellt am: 21.8.2013 um 16:17  
Hallo Ingo/Seed7,

Zitat von Seed7, am 20.8.2013 um 12:49

Zitat von olibaer, am 20.8.2013 um 11:53
Euphorie


Exploring Attenuation, Greg Doss, Wyeast, PDF seite 18

Der Hinweis auf Seite 18(Exploring Attenuation, Greg Doss, Wyeast, PDF seite 18) ist doch nur die halbe Wahrheit
und Greg Doss trennt in seinen Untersuchungen sauber und konform mit meiner Aussage
  1. Ability to Fermentability/Strain( die Vergärbarkeit der Würze u.a. in Abhängigkeit vom Hefestamm)
  2. Fermentability(die Vergärbarkeit der Würze in Abhängigkeit vom Malz, Maischverfahren, Maische pH, Maischekonzentration)
(Seite 10)

Da ich diese Trennung für gelungen halte, hier nochmals meine Aussagen im Kontext zu Greg Doss:

...dass nicht die Hefe, sondern die vorgelagerte Maischarbeit in Abstimmung mit der
Rohstoffauswahl und die Randbedingungen, z.B. Maische pH , den Vergärungsgrad festlegt

--> Fermentability

...dass die Hefe unter den gegebenen Gärbedingungen in der Lage war die bei den o.g.
Vorgängen/Arbeistweisen gebildete Zuckermenge vollständig zu vergären

--> Ability to Fermentability

Obwohl noch gar nicht geklärt ist, ob es sich bei der 3711(Wyeast) um den selben Hefestamm wie bei der Danstar Bell Saison handelt,
darf man allgemein feststellen, dass Aussagen vom Hersteller zum Vergärungsgrad wie "hoch vergärend" oder "nieder vergärend"
an einer standardisierten(perfekten) Würzequalität(Fermentability), nicht ohne Grund, fest gemacht sind(Fermentability, Seite 21 "Manipulate one variable at a time").

Nochmal:
Ein Problem rund um den Vergärungsgrad(zu hoch/zu nieder) lässt sich durch die blose Auswahl des Hefestamms nicht lösen, da der
Vergärungsgrad bereits in der kalten Würze "steckt" bevor die Hefe gegeben wird(Fermentability) und je nach dem welcher Hefestamm verwendet wird(Ability to Fermentability), kommt mehr oder weniger dieses Vergärungsgrades zum Vorschein.
In diesem Kontext sollte auch ins Bewusstsein rücken, dass "Endvergoren"(EVG) und "Gärung beendet"(AVG) Welten trennen kann und das insbesondere dann, wenn es um das Thema Flaschengärung geht.

Im Übrigen hauen mich die von Greg Doss für die 3711 ermittelten 84,5 % EVG nicht wirklich um.
Ich habe hier aktuell 5 Würzeanalysen vor mir deren EVGs vom LIMS feuerrot(out of tolerance)
gekennzeichnet sind, da die EVGs allesamt und ungewollt bei > 86,0 % liegen. Das sind klassisch untergärige P13er (Brauerei)Biere,
hergestellt mit einem unaufgeregtem Infusionsmaischverfahren(1h:50min) und mit einer Schüttung aus PiMa, WiMa und etwas Cara Dunkel.


Zitat von flying, am 20.8.2013 um 13:01
wow..die 3711 (aka Belle Saison??) ist ein echter Ausreißer. Das ist mit der Maltotriose eigentlich nicht mehr zu erklären. Die scheint wohl doch einige Dextrine knacken zu können?

Bei diesen Musterwürzen hat es die Hefe doch gar nicht nötig Dextrine zu knacken. Die Hefe ist von Natur aus stink faul und sie tut nichts, was nicht unbedingt sein muss und keinen Energiegewinn mehr bringt. Als Brauer hat man doch manchmal das Gefühl, dass man von der Hefe verarscht wird - ständig ist irgend etwas, dass der Hefe nicht in den Kram passt:

ein Zuckerle mehr hier, ein Zuckerle mehr da, darfs ein bisschen Zink sein, brauchst vielleicht noch ein paar Mineralien oder dürfen es vielleicht noch ein paar Aminosäuren sein, magst es vielleicht ein wenig wärmer, darfs ein wenig Luft sein usw.

Du glaubst doch nicht wirklich, dass sich solche eine "Prinzessin" freiwillig die Mühe macht bei diesem leicht verstoffwechselbaren Nährstoffangebot Dextrine zu verarbeiten - pöh ;-)

Gruß
Oli

P.S.:
Wer möchte kann zu diesem Thema hier ein wenig schmökern.

Oli


[Editiert am 21.8.2013 um 16:21 von olibaer]



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DerDennis
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Moin,

interessanter Beitrag.

die Hefe könnte aber auch denken: "lieber Dextrine als gar nix zu essen"... :)

Ich habe auch des öfteren schon die Beobachtung gemacht, dass der EVG sich gaaanz langsam weiter runter bewegt während der Lagerung - ist das der von dir erwähnte Unterschied EVG/AVG? Und: was heisst eigentlich die Abkürzung AVG (EVG is klar)?

Grüße


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Seed7
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red_folder.gif erstellt am: 21.8.2013 um 18:31  
olibaer,

guter text, macht mir deutlich das wir ein missverstaendnis ueber "die euphorie" haben. Die ist meiner meinung nach nicht die 92% oder gar 96% EVG, sondern das die hefe deutlich tiefer geht wie zum beispiel die US-05, bei gleicher maische.

@DerDennis,

bei der Belle habe ich folgendes beobachtet: nach etwas 1,5 wochen umgeschlaucht auf lagerflasche, hauptgaerungstemperatur angehalten. Da hat es noch drei wochen lang jede 5 sec geblubbert. Auch sind alle meine saisons mit dieser hefe ubercarbonisiert. Das ding scheint immer weiter zu machen.

Ingo
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olibaer
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red_folder.gif erstellt am: 21.8.2013 um 20:51  
Hallo Dennis,

Zitat von DerDennis, am 21.8.2013 um 18:11
Moin,
die Hefe könnte aber auch denken: "lieber Dextrine als gar nix zu essen"... :)

Die Verstoffwechselung von Hexosen geschieht intrazellulär.
Bedeutet:
Das was verstoffwechselt werden soll/wird, muss zunächst durch die Zellwände passen - Dextrine/Polyosen tun das in der Regel nicht.
Ergo:
Die Hefe kann nicht, selbst wenn sie wollte.

Zitat von DerDennis, am 21.8.2013 um 18:11

Ich habe auch des öfteren schon die Beobachtung gemacht, dass der EVG sich gaaanz langsam weiter runter bewegt während der Lagerung - ist das der von dir erwähnte Unterschied EVG/AVG? Und: was heisst eigentlich die Abkürzung AVG (EVG is klar)?

AVG:
... steht für "Ausstoßvergärungsgrad" und meint den Vergärungsgrad der zum Zeitpunkt der Abfüllung erreicht wurde. Damit repräsentiert die Differenz AVG% / EVG% eine Extraktmenge, die die Betriebshefe hätte noch vergären können. Die Relevanz für diesen Wert findet man in der Speiseberechnung, der Haltbarkeit, der Sensorik und in der Qualität des Gärverlaufs.

EVG:
Der EVG(Endvergärungsgrad %) kann sich nicht nach unten bewegen - nur der Vergärungsgrad % der jeweiligen Probe. Der Endvergärungsgrad ist ein Laborwert (Schnellgärprobe) den ich unter optimalen Bedingungen mit der Betriebshefe im Labor und in Bezug zu einer Charge ermittelt habe. Wenn man so will ist das ein Fixpunkt, entlang dessen ich meine gesamte Gärführung bis in die Flasche ausrichte - in der Regel ist das Produktionsziel den im Labor ermittelten EVG in der alltäglichen Praxis und in Bezug zu einer Produktionscharge zu erreichen. -> EVG = AVG.

Grüße
Oli


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Wodurch zeichnet sich ein typisches Saison aus?
Habe mir die Hefe auch mal bestellt, aber ich weiß nicht was ich damit brauen soll.


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Brau doch was "belgisches" - ein Blond Ale z.B..
Oder eben sowas hier: http://brauerei.mueggelland.de/biertyp-details/items/53.htm l


[Editiert am 21.8.2013 um 21:19 von DerDennis]



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Zitat von Horstibus, am 21.8.2013 um 21:14
Wodurch zeichnet sich ein typisches Saison aus?


Wuerzig, fruchtig, trocken und etwas muffiges. Wurde im winter gebraut fuer den sommer auf dem feld. Also lange lagerung und dann gestopft um es "auf zu frischen". Brettanomyces und saure koennen dazu gehoeren.

Referenz sind die saisons von Dupont, aber wie bei der tripel referenz Westmalle sind die auch gleich die ausname. Ein andere vertreter der Saison koennte Orval sein. Eigentlich ist Saison kein styl im sinne von zutaten oder geschmack aber mehr ein styl nach der philosphie zu brauen mit was da ist, was das land her gibt, oder was davon im winter noch uebrich ist. Rustikal ist eigentlich die bessere beschreibung. In diesem sinne koennte, der modernen legende nach, euer dampf bier ein Saison sein, kaeme es aus Wallonien, genau so das Californian Common.

Lesenswert: Farmhouse Ales (Culture and Craftsmanship in the European Tradition: Culture and Craftsmanship in the Belgian Tradition) durch Phil Markowski

Ingo
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