Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
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erstellt am: 1.9.2013 um 19:16 |
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Zum zweiten mal haben die "Hops Academy" des weltweit größte
Hopfenvermarkters und -Verarbeiters Barth und die
Radeberger-Craftbrew-Tochter Braufactum 50 "Beer Geeks" zu den Hallertauer
Hopfentagen eingeladen, und ich habe das Vergnügen, wieder teilnehmen zu
können.
Am Dienstag und Mittwoch gibt es Vorträge, Besuche bei einem Hopfenpflanzer
und im Hopfenforschungszentrum Hüll und natürliche diverse Verkostungen
besonderer Biere. Schwerpunkt sind diesmal neben der Braufactum-Kollektion
die Sauerbiere. Dazwischen gibt es immer wieder Gelegenheit für
interessante Gepräche mit den Teilnehmern aus der deutschen
Craft-Brew-Szene.
Als Zwischenstation auf der Hinfahrt habe ich mir für Morgen das Kloster
Weltenburg ausgesucht, eventuell mit einem Abstecher nach Kelheim zu
Schneider oder zur Riedenburger Brauerei.
Sobald ich ein WLAN erwische, werde ich hier berichten.
PS: Hier noch der Link zum Bericht vom letzten Jahr.
[Editiert am 2.9.2013 um 06:47 von Berliner]
____________________ Gruß vom Berliner
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Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
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erstellt am: 2.9.2013 um 22:11 |
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Nur ein ganz kurzer Zwischenbericht von der Anreise: wie geplant
Nachmittags in Weltenburg angekommen, nach Kelheim gewandert und bei
Schneiders eingekehrt. Dann per Schiff zurück nach Weltenburg, wunderbares
saures Lüngle gegessen und Dunkles sowie Assam Bock verkostet. Dann in der
Pension mit zwei Radlern aus Baden versackt... Daher Bildbericht erst
Morgen ____________________ Gruß vom Berliner
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Antwort 1 |
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Posting Freak Beiträge: 3937 Registriert: 20.7.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 2.9.2013 um 22:32 |
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Servus Berliner, in der Holledau waren wir am Freitag. War sehr
interessant. Erst das Hopfenmuseum, dann gut Essen, zu einem Hopfenbauern
(war am interessantesten, weil der Zeit für mich hatte) dann noch Hüll:
Leider waren das viel zu viele Leute bei der Führung und als man endlich
Fragen stellen konnte, mussten wir wieder heimfahren.
Ich hätte da gerne gefragt, wie viel Bittereinheiten denn überhaupt möglich
sind im Bier. Eine klare Antwort dazu habe ich noch nirgends gehört. Dass
nicht mehr als 100 IBU gehen sollen hört man ja oft, aber stimmt das auch.
Vielleicht kannst du ja mal nachfragen?
Gruß
Peter ____________________ Ein Bayer ohne Bier ist ein gefährlich Thier.
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Antwort 2 |
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Newbie Beiträge: 8 Registriert: 14.8.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.9.2013 um 06:50 |
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Der Hallertauer Blanc klingt ja richtig interessant! HAt den schon mal
jemand probiert?
Kann man Hopfen eigentlich direkt beim BAuern in kleinen Mengen kaufen?
____________________ Alles was von hinten kommt ist Scheisse
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Antwort 3 |
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Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
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erstellt am: 3.9.2013 um 08:21 |
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Hier noch ein paar Bilder von Gestern:
Schneider Weißes Brauhaus in Kelheim
Die Abtei Weltenburg von der Donau aus
Und die Belohnung in der Klosterschenke: ein leckeres Barock Dunkel
Das ist übrigens neben dem Asam Bock das einzige Bier, dass direkt im
Kloster gebraut wird. In der Klosterschenke wird es unpasteurisiert
ausgeschenkt. Ich hab's jetzt nicht direkt mit dem Flaschenbier verglichen,
es war aber extrem lecker und süffig (was natürlich auch an meinem Durst
gelegen haben kann).
Heute auf dem Weg bin ich noch an diesem hier vorbeigekommen:
Der verrückte Biergarten vom Kuchlbauer. Echt sehenswert, aber leider
Morgens um 8 Uhr noch geschlossen...
Peter, deine Frage nehme ich mit, das kann sicher jemand von Barth
beantworten.
Also, um 10 Uhr geht's los, da muss ich mich langsam auf den Weg zum
Hopfenmuseum machen.
[Editiert am 3.9.2013 um 08:22 von Berliner]
____________________ Gruß vom Berliner
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Antwort 4 |
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Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
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erstellt am: 4.9.2013 um 00:28 |
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Peter, ich habe mit einer Spezialistin von Barth über die Sättigungsgrenze
von Alpha- bzw. Iso-Alphasäure gesprochen. Es gibt sie und sie ist
abhänging vom pH.Wert der Würze. Die Löslichkeit nimmt mit fallendem
pH-Wert ab. Bei pH 4,0 ist sie 120 ppm, also 120 IBU, bei pH 4,6 300 ppm.
Soweit ich weiß liegt Bierwürze bei etwa pH 4,5, also dürfte der
Maximalwert der Bittere bei unter 300 IBU liegen.
Sobald ich daheim bin, stelle ich die komplette Folie ein, im Moment bin
ich froh, dass ich diese Information halbwegs fehlerfrei eingeben konnte
Ansonsten war der Tag unheimlich informativ und der Spaß kam auch nicht zu
kurz. Bei den Verkostungen hat mich vor allem das Firestone 14th
Anniversary Ale umgehauen: das erste Bier meiner Verkostergeschichte, dass
ein ganz deutliches Marzipan- und Vanillearoma hat. Einzelheiten Später,
jetzt muss ich in's Bett, denn Morgen (nein: Heute) geht's schon um 8:30
weiter nach Hüll. ____________________ Gruß vom Berliner
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Antwort 5 |
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Senior Member Beiträge: 269 Registriert: 11.3.2013 Status: Offline
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erstellt am: 4.9.2013 um 05:13 |
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Hallo Berliner,
dann bist du ja heute in unmittelbarer Nähe von mir :-)
Viel Spaß in Hüll
____________________ mfG
holledauer
- spart Wasser und trinkt Bier -
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Antwort 6 |
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Posting Freak Beiträge: 3937 Registriert: 20.7.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 4.9.2013 um 10:34 |
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Nicht schlecht Jörg, etwa 300 IBU, das ist doch mal ein Anhaltspunkt.
Vielen Dank für deinen Einsatz. Also sind Biere über 300 IBU nichts als
geschickte Vermarktung.
Viel Spaß noch in Hüll!
Gruß
Peter ____________________ Ein Bayer ohne Bier ist ein gefährlich Thier.
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Antwort 7 |
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Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
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erstellt am: 9.9.2013 um 16:34 |
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Hier mit ein paar Tagen Abstand noch eine Zusammenfassung der Hopfentage
2013:
Tag 1 begann im Hopfenmuseum Wolnzach mit 3 Beiträgen der Firma Barth zur
Hopfenmarktentwicklung, zu Hopfenaromen, Sensorik und Verhalten der
Komponenten sowie zur Handbonitierung des Hopfens.
Im Hopfenmarkt wird es in diesem Jahr wohl erstmals seit 2008 wieder zu
einer Unterversorgung kommen. Die klimatischen Bedingungen waren für den
Hopfen sehr ungünstig: lang andauernde Kälte zu Beginn des Frühjahrs, Hagel
im Frühsommer und trockene Hitze im Hochsommer mögen Hopfenpflanzen
garnicht und quittieren das mit geringem Ertrag, der leider meist auch mit
geringem Alphasäuregehalt einhergeht, was die Alphasäurebilanz (d.h. die
erzeugte Alphasäure in Tonnen, was für die Großbrauereien immer noch das
Maß der Dinge ist) weiter verrschlechtert.
Eine andere interessante Statistik war auch folgende: Die Craft-Brauereien
machen in den USA einen Marktanteil von etwa 6% aus, nehmen aber fast 50%
des Hopfens ab - fast ausschließlich Aromasorten. Diesem Trend folgend
werden in den USA inzwischen - in Tonnen Rohhopfen gerechnet - mehr Aroma-
als Bitterhopfen angebaut. In Deutschland ist dieser Trend noch nicht
vollständig angekommen, aber man macht sich Hoffnungen, mit den vier neuen
Hüller Aromasorten (Mandarina, Melon, Blanc und Polaris), die 2013 den
Brauereien erstmals in ausreichender Menge zur Verfügung stehen, sowie
Cascade die Anbaufläche wieder ausweiten zu können.
Am Nachmittag ging es dann nach Landersdorf auf den Hopfenhof Kirzinger.
Die Hopfenfelder sahen in diesem Jahr nicht so gesund aus wie im
Vergangenen, was den genannten Wetterkapriolen zuzuschreiben ist. Die
Pflanzen waren dürr, gelblich-grün und kaum eine erreichte die Höhe des
Tragdrahts, was bei der Ernte Probleme macht, weil der Rankdraht an der
falschen Stelle reißt und Reste am Tragdraht hängen bleiben. Unten die
etwas traurigen Bilder vom ein- und zweijährigen Hopfen.
Im Hopfenhimmel, einem Podest auf Tragseilhöhe mitten im Hopfengarten,
besuchte uns dann die Hallertauer Hopfenkönigin. U.a. auch zu sehen Marc
Rauschmann von Braufactum (Mitte vorn) und Thorsten Schoppe, Braumeister
und Eigentümer von Schoppe-Bräu Berlin (ganz links).
Für die Hobby-Hopfenbauern hier noch ein Detail des Hopfenernters. Die
Ranken werden zwischen der Kette und dem Rohr eingezogen und dann mit dem
sternförmigen Messer unterhalb des Rohrs abgeschnitten. Durch den Zug reiß
dann der Rankdraht dort, wo er nicht mehr von der Hopfenranke unterstützt
wird (was in diesem Jahr meist weit unter dem Tragdraht ist) und fällt
schließlich auf den Hänger.
Am Abend gab es dann diverse Verkostungen, unter anderem einen Sondersud
von Braufactum, bei dem das gleiche Bier in vier Fässern mit vier
verschiedenen Hopfensorten gestopft wurde. Neben dem kompletten
Braufactum-Sortiment gab es noch einen Kühlschrank mit internationalen
Raritäten. Meine Favoriten waren ein herb-fruchtiges Kriek von Boon und das
14th Anniversary Ale von Firstone Walker, ein holzgelagertes Starkbier mit
Aromen von Marzipan und Vanille.
Zur Auflockerung lief auf dem Hof ein Cornhole-Turnier (wer es nicht kennt:
hier
eine nicht ganz ernst gemeinte Einführung). Im Vordergrund Frank Boer,
Veranstalter der Braukunst Live, die übrigens demnächst einen
Rhein-Ruhr-Ableger bekommen soll.
Am zweiten Tag ging es dann (nach einer langen Nacht) in aller Frühe zu den
Hopfenzüchtern nach Hüll, wo wir sehr interessante Details zur Zucht
lernten. Besonders beeindruckend fand ich, dass neue Sorten Vorlaufzeiten
von 15 Jahren brauchen, bis sie in Mengen beim Hopfenbauern einsetzbar
sind. Die vier neuen Aromasorten stellen dabei eine Ausnahme dar, weil sie
durch großen Druck innerhalb von nur fünf Jahren einsatzfähig wurden. Das
war aber nur möglich, weil man sich auf damals uninteressante Sorten aus
der Hochalphasortenzucht stützen konnte. Auf dem Bild unten erklärt der
Leiter der Züchtung, wie das Sortenregister, ein Hopfengarten, der alle
zugelassenen Hopfensorten enthält, aufgebaut ist.
Vor dem Mittagessen gab es noch eine Session zu Sauerbieren. Wolfgang
Stempfl hielt die Einführung und präsentierte einige Schätze seines
privaten Bierkellers. Die Palette reichte von einem relativ milden Flanders
Red (Sam Adams Stony Brook Red) über Rodenbach Classic und Caractere Rouge,
Boon Oude Gueuze bis zur Duchesse de Bourgogne, die mit ihrer kräftigen
Milch- und vor allem Essigsäure dem Verkoster schon einiges abverlangte.
Nach dem Essen fuhr ich dann mit Thorsten Schoppe noch zu einem sehr
engagierten Hopfenpflanzer, um frischen Hopfen zum Stopfen des
Schoppe-Bräu-Frischhopfensuds zu holen. Seine Hopfenschläge sahen immer um
einiges besser aus als die der Nachbarn - kein Wunder, arbeitet er doch als
Berater für Hopfenbauern beim Hüller Institut. Unten Thorsten beim Abfüllen
der frischen Dolden.
Im nächsten Jahr finden die Hopfentage dann in Tettnang statt.
Sobald die "offiziellen" Fotos von Braufactum zur Verfügung stehen, werde
ich sie hier ergänzen.
[Editiert am 9.9.2013 um 17:44 von Berliner]
____________________ Gruß vom Berliner
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Antwort 8 |
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Senior Member Beiträge: 387 Registriert: 12.3.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 9.9.2013 um 17:00 |
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Sehr schöner und interessanter Beitrag. Da kann man wirklich neidisch
werden, wenn man so sieht wo du überall hinkommst.
Danke für die schöne Einblicke! ____________________ "Unverhopft kommt oft."
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Antwort 9 |
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Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
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erstellt am: 9.9.2013 um 17:45 |
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So, jetzt ist der Beitrag vollständig. Ich musste öfter zwischenspeichern,
dadurch hast Du nur einen Zwischenstand erwischt.
____________________ Gruß vom Berliner
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Antwort 10 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 9.9.2013 um 18:22 |
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Zitat von gulp, am 4.9.2013 um
10:34 | Nicht schlecht Jörg, etwa 300 IBU, das
ist doch mal ein Anhaltspunkt. Vielen Dank für deinen Einsatz. Also sind
Biere über 300 IBU nichts als geschickte Vermarktung.
Viel Spaß noch in Hüll!
Gruß
Peter |
Hi Peter,
laut Narziss und Back beträgt die Löslichkeit von Isohumolon bei pH-5 =
2000 mg/L. Bei pH-4 dann dementsprechend weniger. Die Frage wieviel maximal
möglich sind oder wieviel letzendlich übrigbleiben wenn man z. B. auf 3000
IBU hopft, bleibt für mich weiterhin nur unbefriedigend beantwortet..?
Vielen Dank an Jörg für den schönen Bildbericht!
m.f.g
René
[Editiert am 9.9.2013 um 18:23 von flying]
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 11 |
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Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
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erstellt am: 10.9.2013 um 10:49 |
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Ich habe nochmal im Narziß nachgelesen. Der pH um 4,5 gilt im fertigen
Bier; in Würze liegt er höher - je nach Wasserzusammensetzung und
-Aufbereitung und je nach Zeitpunkt der Messung beim Kochen etwa zwischen
pH 5,5 und 6 (Narziß/Beck: Die Bierbrauerei, Band 2, Seite 101ff). Damit
ist die Löslichkeit der Iso-Alphasäure doch höher, nämlich über 2000 ppm
(ebenda, Seite 131). 1000-IBU-Biere scheinen also doch möglich zu sein.
____________________ Gruß vom Berliner
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Antwort 12 |
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Posting Freak Beiträge: 3937 Registriert: 20.7.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 10.9.2013 um 21:31 |
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Hallo Jörg und Rene,
"Da steh ich nun, ich armer Tor,
und bin so klug als wie zuvor."
Obwohl das ja tendenziell in Richtung höherer IBU Werte geht. Allein es
bleibt die Möglichkeitsform. Ich hatte ja gehofft. dass die Experten vor
Ort mehr wissen. Ich habe jetzt auch mal eine Weile getoggelt, aber nichts
brauchbares gefunden. Eine verlässliche Größe wärs halt, was mich
interessiert.
Aber vielen Dank Jörg für den Einsatz vor Ort.
Gruß
Peter
____________________ Ein Bayer ohne Bier ist ein gefährlich Thier.
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Antwort 13 |
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Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
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erstellt am: 11.9.2013 um 06:53 |
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Es wird ja noch unsicherer, wenn man bedenkt, dass unsere gängigen
Berechnungsverfahren (Tinseth, Garetz, Rager etc.) auf rein empirischen
Werten beruhen, die meist bei "normalen" Stammwürzen und Hopfungen
ermittelt und dann in Formeln gegossen wurden. Wenn man diese Formeln bei
extremen Werten, wie z.B. den hier diskutierten angeblichen
1000-IBU-Bieren, benutzt, wird der Fehler wohl stark ansteigen.
Letztendlich müsste man wohl neue Messreihen mit diesen extremen Hopfungen
aufsetzen und mit der nötigen Laborausrüstung auswerten. Wäre das nicht mal
ein Thema für eine Belegarbeit eines angehenden Brauingenieurs?
[Editiert am 11.9.2013 um 06:57 von Berliner]
____________________ Gruß vom Berliner
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Antwort 14 |
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