Moin,
Ich möchte hier über meine ersten Erfahrungen mit dem neuen, von FrankH
konstruierten und von Simon Bremer aka "schnapsbrenner.eu" vertriebenen
Gegendruckfüller "Fillboy berichten.
Zuerst mal der erste Eindruck von "der Gerät" nach dem Auspacken:
Gefertigt aus massivem Edelstahlblech, Verarbeitungsqualität ist Marke
"nicht schön, sondern stabil".
Das Ganze macht den Eindruck, als sei es ein Teil von einem russischen
Nuklear-Eisbrecher o.ä., die eingebaute Hydraulik und die Bedienelemente
sind von sehr guter Qualität und wirken, als ob sie locker 10 Jahre
Dauerbetrieb verkraften würden.
Die Art der Schlauchführung und was wie mit wem zusammenhängt, hat sich mir
bisher trotz eingehenden Studiums noch nicht erschlossen, daher definitiv
Hut ab für den Konstrukteur an dieser Stelle. Hätt isch so net gekonnt.
Dem Gerät liegen eine schön gemachte, bebilderte Bedienungsanleitung im
Ikea-Stil, eine 20ml-Einwegspritze mit aufgesetztem Schlauch für die
Reinigung und drei verschieden hohe Auflageteller für verschiedene
Flaschengrößen, und eine Magnet-Taschenlampe mit einem seitlichen LED-Feld
und Batterien bei.
Die Bier- und CO2-Anschlüsse sind ein 8mm- bzw. ein 6mm
Pneumatik-Steckverbinder, was leider das Anschließen an Fass und
Druckminderer etwas verkompliziert, sofern man nicht ohnehin schon mit
diesen Anschlüssen arbeitet (ich z.B. bisher nicht). An einer Lösung in
Form passender Adapter auf übliche Bieranschlüsse, die in Simons Shop
erhältlich sein werden, wird derzeit gearbeitet.
Ich habe mir damit beholfen, dass ich mir bei
"Schankanlagen-Fachbetrieb.de" sogenannte "John Guest"-Verbinder und
-Schläuche in 6,35 und 8mm Außendurchmesser bestellt habe. Laut FrankH ist
der CO2-Schlauch zu dick, passt aber trotzdem gerade so in den
CO2-Pneumatik-Steckverbinder am Fillboy.
Nachdem nun also alle Schläuche und Verbinder montiert sind, geht es los
mit dem ersten Testlauf...
Das Bierfass (ein 9L-NC-Keg voller "Samba Pale Ale", 7°C kalt und mit
1,5bar eher kräftig carbonisiert) wurde aus dem Kühlschrank genommen, die
CO2-Flasche aufgedreht - Undichtigkeit am CO2-Anschluss des Fillboy
korrigiert (Schlauch muss bei diesen Anschlüssen bis zum Anschlag
eingesteckt werden) - Bierfass angeschlossen - erste Bierdusche, und
Undichtigkeit am Bier-Anschluss korrigiert (auch hier war Schlauch zu
locker) - und nach der ersten Reinigung des Fillboys kann es losgehen.
Es folgten einige Varianten von "Duschen mit Bier", bis ich den Dreh
raushatte:
-was nicht klappt, ist den Druck am Ende vorsichtig abzulassen - der Schaum
steigt bis zum Flaschenrand, und beim Abheben des Füllarms spritzt es links
oben raus (>Bierdusche)
-was auch nicht klappt, ist zu lange warten bis die FLasche randvoll ist,
und dann den Füllarm öffnen (>Bierdusche)
Nach einigen Testflaschen hatte ich aber den Dreh raus.
Die Flaschenauflage auf die richtige Höhe zu bringen ist etwas umständlich,
man sollte daher nicht ständig die Flaschenart während des Abfüllens
wechseln, sondern möglichst alle Flaschen der gleichen Art nacheinander
befüllen.
Ist die Auflage justiert, kann optional noch die Beleuchtung (Taschenlampe)
per Magnetfuß am FIllboy befestigt werden, so dass man genau sieht wo in
der Flasche der FLüssigkeitsspiegel sich befindet. Sehr praktisch, wie ich
finde.
Dann Flasche auf die Auflage stellen, den Füllarm herunterklappen und den
Knopf betätigen, dann wird die FLasche und der Druckzylinder mit CO2
vorgespannt, was ein paar Sekunden dauert.
Interessant ist hierbei, dass der Druckknopf am Hebel auch als
CO2-Ablassventil fungiert. Bei geöffneter Drossel strömt so entweder CO2 in
die FLasche, oder es entweicht welches. Ist die Drossel zu, dann wird der
Druck konstant gehalten, was sehr gut funktioniert.
Ist die Flasche vorgespannt, dann das Ventil auf "Bier" stellen (Hebel nach
oben) und die Drossel langsam öffnen. Das Bier beginnt in die FLasche zu
laufen, mit der Drossel (ein Nadelventil) kann man sehr gut die
Geschwindigkeit des Bierflusses regulieren - was man auch muss: das Bier
läuft kerzengerade im Strahl von oben auf den Flaschenboden, läuft es zu
schnell, dann plätschert es beim Auftreffen (>Bierdusche beim Öffnen des
Fillboy oder beim Verkorken). Idealerweise ist der Strahl so dünn, dass er
gerade eben nicht unterbrochen ist, dann dauert eine FLasche je nach Größe
ca. 30-60 Sekunden bis sie voll ist.
Dann das Ventil wieder auf "CO2" (rechts) stellen und den Füllarm
entschlossen anheben (nicht langsam über die Drossel entlüften; gibt nur
Sauerei), man muss schließlich den Druck des Hydraulik-Zylinders
überwinden.
Der Schaum steigt nun ganz gemächlich im Flaschenhals nach oben, und man
hat (fast) alle Zeit der Welt, um z.B. per Hand mit der "Greta" zu
verkorken.
Schäumt es über, liegt es daran dass das Bier zu schnell in die FLasche
geplätschert ist, und man sollte bei der nächsten Flasche langsamer (oder
vermutlich kälter?) abfüllen.
Insgesamt habe ich noch nie allein in so kurzer Zeit so viele Bierflaschen
abgefüllt und verkorkt.
Und Zeit, um dabei eine Flasche frisch abgefülltes Selbstgebrautes zu
genießen, blieb nebenbei auch noch.
Allerdings habe ich auch noch nie so viel Bierdusche "genossen" wie bei
dieser Abfüll-Session.
Vermutlich magelnde Übung. Das nächste Mal wirds bestimmt besser.
Das Reinigen nach dem Abfüllen gestaltete sich unkompliziert: einfach am
Druckminderer zudrehen, dann am Fillboy die Drossel komplett auf, Knopf
gedrückt halten und mit der beiliegenden Spritze ein paar Mal einen Schuss
kaltes Wasser durch den CO2-Anschluss jagen, dann den Fillboy wieder an den
Druckminderer hängen und mit etwas CO2 die Leitungen trocken blasen.
Fertig.
Jetzt ist bei mir das CO2 alle - aber in den kommenden Tagen gehts weiter
(ich kann zum Glück bei mir in der Nähe jederzeit nachfüllen lassen).
Dann stehen 29mm-Sektflaschen und ein 5L-Partyfass auf dem Programm.
Einen riesigen 5L-Siphon habe ich auch noch rumstehen, aber da werde ich
höchstens mal schauen ob der drunter passt und sich vorspannen lässt -
soviel Bier auf einmal werd ich nur selten und dann bei Festivitäten los,
und in naher Zukunft liegt nichts dergleichen an.
Heute waren es 0,5L-NRW-Flaschen, Bügelverschluss 0,5 und 0,33L, Steinies
0,33L und zwei dieser altmodischen zylindrischen Bierflaschen, in die z.B.
Augustiner noch abfüllt... alle problemlos.
Gespannt bin ich auch darauf, ob man es dem abgefüllten Bier in zwei oder
mehr Wochen(?) anmerkt, dass es nicht mit einem Langrohrfüller abgefüllt
wurde (Stichwort Oxidation).
Bisher ist mein fazit: Thumbs ub für die Funktion, mit Abzügen in der
B-Note für rustikale Verarbeitung z.B. im Bereich der Schweißnähte an der
vertikalen Stirnseite des Ständers. Aber es soll ja nicht Schönheitspreise
gewinnen, sondern abfüllen und eine lange Lebensdauer haben (was beides
definitiv erfüllt wurde).
Ich werde diesen Test noch um weitere Eindrücke und Erfahrungen ergänzen,
wenn ich mehr Erfahrung mit "der Gerät" aka "Fillboy" gesammelt habe.
Edit: Titel angepasst, nachdem plötzlich die Hälfte fehlte
Grüße
[Editiert am 17.9.2013 um 20:21 von DerDennis]
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*Dunkles Lager, Magnum/Select/Tettnanger, S189 (Hauptgärung)
*Festbier, Northern Brewer/Tettnanger/Saazer/Select, S-189 (Nachgärung)
*Helles Lager, Tettnanger/Select/Saazer, S-189 (Nachgärung)
*Westy12 Clone, 21.6°P, W3787 (Lagerkeller)