Posting Freak Beiträge: 2085 Registriert: 26.2.2013 Status: Offline
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erstellt am: 6.10.2013 um 22:31 |
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Moin,
Ich stehe gerade vor folgendem Problem: vorletztes Wochenende habe ich ein
untergäriges Bier (Schüttung 9:1 Pima/MüMa, Tettnanger, W34/70 bei 10-11°C)
grüngeschlaucht, dann den Kühlschrank zwecks Diacetylabbau auf 15°C
hochgedreht und 5 Tage so gelassen, dann auf 7°C runter und nochmal 9 Tage
gewartet.
Heute testweise ein Glas gezwickelt, und es schmeckt zwar gut im Antrunk -
aber dann leider komplett überlagert von einer kräftigen
Butter/Popcorn-Note. Ist auch noch ziemlich trüb, hat aber bereits 7g/L CO2
(wohl etwas früh mit dem grünschlauchen) und wohl ausgegoren.
Was kann ich jetzt noch tun, außer einer 6-monatigen Lagerung?
Warm gestellt bei 21°C habe ich die beiden 9L-NCs jetzt auf jeden Fall
schon mal, vielleicht hilfts ja noch was, Hefe ist ja vermutlich noch etwas
in Schwebe.
Warum ist das passiert? Waren 15°C nicht warm genug für eine Diacetyl-Rast?
War der Zeitpunkt direkt nach dem Grünschlauchen falsch (zu früh) gewählt -
immerhin hätte ich vermutlich einen Tag später schlauchen sollen?
Wäre superschade um den Sud, das war echt Arbeit, Dekoktion, vor allem das
Dickmaische 40 Minuten von Hand rühren.
Grüße ____________________ *Dunkles Lager, Magnum/Select/Tettnanger, S189 (Hauptgärung)
*Festbier, Northern Brewer/Tettnanger/Saazer/Select, S-189 (Nachgärung)
*Helles Lager, Tettnanger/Select/Saazer, S-189 (Nachgärung)
*Westy12 Clone, 21.6°P, W3787 (Lagerkeller)
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Junior Member Beiträge: 48 Registriert: 14.3.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 7.10.2013 um 05:06 |
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Hi
Kann es sein das die Hauptgärung noch nicht durch war? Den dann hast du mit
der hohen temperatur genau das gegenteil gemacht. Also Diacetyl
aufgebaut.
Gruß
Yogi
____________________ "Iss nun das Brot, o Enkidu, denn das gehört zum Leben, trink auch vom
Bier, wie es des Landes Brauch!"
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Antwort 1 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 7.10.2013 um 07:03 |
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Guten Morgen,
die W34/70 ist ja nun nich gerade bekannt als "Butterstinker".
Was natürlich ein Punkt sein kann. 15C sind relativ hoch um sie für 5 Tage
zu halten. Nochdazu hast du natürlich beim Grünschlauchen noch ordentlich
Extrakt, den die Hefe verstoffwechselt und bei diesen Temperaturen eben
auch Diacetyl erzeugt.
Einen Versuch wäre es wert dein Bier nochmal warm zu stellen. Schaden kann
es nichts.
Ein weiterer Punkt. Du gibst zwar keine Angaben zur StW. noch zum
Restextrak beim Schlauchen, aber eine Reifung von 9 Tagen bei 7C ist halt
auch nicht wirklich lang für die Reifung. Ich lasse meine UG Biere normal
min. 4 Wochen Reifen. Festbiere und dergleichen besser 6 Wochen.
Gruß
Jan
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Antwort 2 |
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Senior Member Beiträge: 451 Registriert: 27.9.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 7.10.2013 um 09:12 |
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Ich verstehe gar nicht warum ihr immer alle extra die Temperatur um
Diacetylabbau erhöht. Ich bin da wohl noch ein Fan der klassischen langen
kalten Lagerung
Geb deinem Bier einfach noch bissl Zeit, schlechter werden kanns wohl nicht
____________________ "Es ist ein Grundbedürfnis der Deutschen, beim Biere schlecht über die
Regierung zu reden." (Otto von Bismarck)
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Antwort 3 |
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Posting Freak Beiträge: 1002 Registriert: 27.7.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 7.10.2013 um 09:48 |
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Zitat von Stift, am 7.10.2013 um
09:12 | Ich verstehe gar nicht warum ihr immer
alle extra die Temperatur um Diacetylabbau erhöht. Ich bin da wohl noch ein
Fan der klassischen langen kalten Lagerung
Geb deinem Bier einfach noch bissl Zeit, schlechter werden kanns wohl nicht
|
So sehe ich das auch und verstehe ehrlich gesagt nicht warum sich die
"Diacetylrast" dermaßen in Hobbybrauerkreisen etabliert hat. Die extra
"Rast" wurde für UG-Biere erst im Zuge der beschleunigten Gärung und
Reifung des Bieres im ZKT eingeführt um ein Bier "fehlerfrei" binnen
weniger Tage produzieren zu können. Das haben wir doch nicht nötig -
oder?
Michael ____________________ Don´t worry - Brew happy
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Antwort 4 |
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Gambrinus zu Borbetomagus
Posting Freak Beiträge: 3085 Registriert: 2.6.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 7.10.2013 um 09:55 |
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Wie ihr wisst habe ich ja auch schon das ein oder andere Diacetylproblem.
Ich habe mich da mal etwas belesen und da ganze eigenmtlich ganz gut in den
Griff bekommen.
Was mir aufgefallen ist, wenn ich sehr früh Grünschlauche, habe ich
Diacetyl ohne Ende. Also das Zeug wird unter Druck schlechter abgebaut.
Außerdem brauch man noch Hefekontakt um es ab zu bauen. Was sich als recht
schwierig erweisen wird, wenn schon alles durch gegoren ist. Somit ist es
für mich nun so, dass ich 1 Plaot also 1,7 Plato vor Grünschlauchen auf
14-15 Grad gehe und schwupps kein Diacetyl mehr.
Warmstellen und immer gut aufschütteln kannst du nun und vor allem Druck
abbauen.
Ich musste letztens 40 l entsorgen.
____________________ Zertifiziertes Mitglied der "Worschtmarktbrauerbubenbieratenbartei" WBBBB
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Antwort 5 |
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Gambrinus zu Borbetomagus
Posting Freak Beiträge: 3085 Registriert: 2.6.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 7.10.2013 um 10:02 |
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Zitat von Schlupfer, am 7.10.2013 um
09:48 | Zitat von Stift, am 7.10.2013 um
09:12 | Ich verstehe gar nicht warum ihr immer
alle extra die Temperatur um Diacetylabbau erhöht. Ich bin da wohl noch ein
Fan der klassischen langen kalten Lagerung
Geb deinem Bier einfach noch bissl Zeit, schlechter werden kanns wohl nicht
|
So sehe ich das auch und verstehe ehrlich gesagt nicht warum sich die
"Diacetylrast" dermaßen in Hobbybrauerkreisen etabliert hat. Die extra
"Rast" wurde für UG-Biere erst im Zuge der beschleunigten Gärung und
Reifung des Bieres im ZKT eingeführt um ein Bier "fehlerfrei" binnen
weniger Tage produzieren zu können. Das haben wir doch nicht nötig -
oder?
Michael |
Genau, wenn ich unter Druck vergäre, was schon durch den Flüssigkeitsdruck
(Wassersäule) in Stehenden Tanks sehr hoch ist wird es schlachter abgebaut.
Beim Grünschlauchen kann das passieren.
Korrigiert mich, wenn ich da falsch liege. Zu dem Thema gibt es keine 100%
Gebrauchsanweisung. ____________________ Zertifiziertes Mitglied der "Worschtmarktbrauerbubenbieratenbartei" WBBBB
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Antwort 6 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 7.10.2013 um 10:14 |
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Das mit der Diacetylrast macht schon Sinn.
Der Precursor Acetolaktat wird ja während der Gärung gebildet und wird von
der Hefe nicht abgebaut.
Erst bei Raumtemperatur zerfällt dieser zu Diacetyl und wird dann auch
rasch zum 2-3 Butandiol abgebaut.
Es kann also sein, dass Bier, das immer in der Kälte war, überhaupt nicht
nach Diacetyl schmeckt, eine abgefüllte Flasche, die aber warm wird, nach
Butter schmeckt .
Ich mach die UG Nachgärung immer bei Raumtemperatur, geht ratz fatz und das
Diacetyl ist draußen und man schmeckt nichts davon.
Dafür stell ich aber nur noch kalt an und bin mit dem Ergebnis sehr
zufrieden.
Stefan
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Antwort 7 |
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Senior Member Beiträge: 451 Registriert: 27.9.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 7.10.2013 um 10:36 |
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Zitat von Boludo, am 7.10.2013 um
10:14 |
Es kann also sein, dass Bier, das immer in der Kälte war, überhaupt nicht
nach Diacetyl schmeckt, eine abgefüllte Flasche, die aber warm wird, nach
Butter schmeckt .
Stefan
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Das ist im Prinzip richtig, dazu müsste das Bier aber relativ schnell
abgefüllt worden und getrunken sein, was man bei einer kalten Lagerung ja
i.d.R. nicht macht.
Um das ganze nochmal zu verdeutlichen, der entscheidende Schritt beim Abbau
von Diacetyl ist die oxidative decarboxylierung von 2-Acetolactat zu 2-3
Butandion (Diacetyl). Dieser ist stark Temperaturabhängig, die
anschließende Reduktion der Hefe über Acetoin zu 2,3-Butandiol geht dagegen
relativ schnell.
Bei einer kalten Gärung und kalten Reifung sollte allerdings bereits nach
ca. 14 Tagen die Diacetyl Konzentration unter dem Geschmacksschwellenwert
liegen (<0,1mg/l). Wenn ich also lese das manche für Ihr Bier 3 Wochen
in der Hauptgärung haben, dann sollte man eigentlich keine Diacetyl
Probleme mehr haben!
Bei einer Druckgärung hat man normalerweise Anstelltemperaturen von ca.
12°C, so das man normalerweise nach ca. 7 Tagen unterhalb der
geschmacksschwelle liegt.
Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen das ihr alle so massive Diacetyl
Probleme habt wenn ihr ausreichend lagert ____________________ "Es ist ein Grundbedürfnis der Deutschen, beim Biere schlecht über die
Regierung zu reden." (Otto von Bismarck)
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Antwort 8 |
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Member Beiträge: 77 Registriert: 13.4.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 7.10.2013 um 10:41 |
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Zitat: |
Zitat von Schlupfer, am 7.10.2013 um 10:48
Zitat von Stift, am 7.10.2013 um 10:12
Ich verstehe gar nicht warum ihr immer alle extra die Temperatur um
Diacetylabbau erhöht. Ich bin da wohl noch ein Fan der klassischen langen
kalten Lagerung
Geb deinem Bier einfach noch bissl Zeit, schlechter werden kanns wohl nicht
So sehe ich das auch und verstehe ehrlich gesagt nicht warum sich die
"Diacetylrast" dermaßen in Hobbybrauerkreisen etabliert hat. Die extra
"Rast" wurde für UG-Biere erst im Zuge der beschleunigten Gärung und
Reifung des Bieres im ZKT eingeführt um ein Bier "fehlerfrei" binnen
weniger Tage produzieren zu können. Das haben wir doch nicht nötig -
oder?
Michael
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Beim klassischen Verfahren musst Du allerdings auch gewährleisten, dass
während der gesamten Lagerung eine Nachgärung stattfindet. Das erfordert
doch eine im Hobbybereich recht knifflige Temperatursteuuerung. Wenn Du zu
schnell abkühlst, bleibt viel Extrakt unvergoren und die Jungbukettstoffe
werden nicht abgebaut. Wenn Du zu langsam abkühlst, kommt die Nachgärung
zum Erliegen und das Bier liegt wochenlang auf der inaktiven Hefe herum.
Von daher macht die heute in der Brauereitechnologie übliche Aufteilung in
eine Reifungs- und eine Lagerphase schon auch im Hobbybrauerbereich
Sinn.
Ich kühle die Würze (ca. 45l pro Sud) über PWT schnell auf ca. 25 °C. Dann
stelle ich das Gärfass für ein paar Stunden bei voller Kühlleistung in die
Gefriertruhe und belüfte während dessen. Sobald die Würze ca. 8°C erreicht
hat, stelle ich an und schalte den UT-200 so, dass sich eine Temperatur von
10-12°C im Jungbier einstellt. Wenn der Restextrakt passt, schlauche ich
grün in 2x 30l KEGs und lasse das noch ca. 3 Tage bei gleicher Temperatur
reifen. Dann kühle ich langsam (ca. 2°C/d) auf 0-3°C. Bei dieser Temperatur
lasse ich dem Bier 1-2 Wochen zur Klärung. Dann drücke ich in 2 NC KEGs um
und schließe nochmal mind. 1-2 Wochen Kaltlagerung bei -1°C an. So
entstehen (bis jetzt gottseidank immer) recht klare, gut ausgereifte Biere.
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Antwort 9 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 7.10.2013 um 10:42 |
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Zitat: | Ich kann mir irgendwie
nicht vorstellen das ihr alle so massive Diacetyl Probleme habt wenn ihr
ausreichend lagert |
Ich mir auch nicht! Deshalb sollte man die andere Ursache von Diacetyl
nicht vergessen. Eine Infektion! Der als "Biersarcina" bekannte Pediococcus
damnosus macht lecker viel Diacetyl. ____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 10 |
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Posting Freak Beiträge: 1227 Registriert: 2.4.2013 Status: Offline
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erstellt am: 7.10.2013 um 10:43 |
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Die 40 l zurueck ins gaerfass, 5 - 10 l noch gaerendes bier dazu geben und
dann alles richtig ausgaeren lassen. Es ist erst ausgegaert wen die
hefe sich zu ruhe legt, das ist nicht wen es nicht mehr blubbert, sondern
einige zeit (wochen) spaeter. Viele prozesse gehen in de masse einfacher
und besser.
Das gruenschlauchen hat meiner meinung nach wenige vorteile. Bei mir seht
ein OG bier mindestens 3 wochen, oft 4 -5, nach brauen bevor es in der
flasche kommt, UG mindestens 5.
Auch das sehr kalte lagern bringt nicht viel fuer hobbybrauern. Die grossen
machen es um soviel wie moeglich teilchen zu besinken, damit die
filteranlage geschont wird. Bei diesen sehr niedrigen temperaturen gehen
die prozesse nuer extrem langsam, sind aber nicht anders als bei hoeheren
temperaturen.
Nach der hauptgaerung (soweit wir in der lage sind diesen moment zu
ermitteln) slauche ich um auf einen glasballon und dan bleib das fuer OG
bei der hauptgaerungstemperatur stehen. UG geht im keller, ~15°C. Nach
abfuellen bleiben die flaschen auch auf diese temperaturen. Bei OG wird
nach zwei wochen die erste geoeffnet, UG nach drei wochen. Wenn OK dan darf
es im keller weiter ruhen.
Ingo ____________________ @Cantillon: "Le temps ne respecte pas ce qui se fait sans lui"
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Antwort 11 |
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Posting Freak Beiträge: 1227 Registriert: 2.4.2013 Status: Offline
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erstellt am: 7.10.2013 um 10:48 |
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Zitat von flying, am 7.10.2013 um
10:42 |
Ich mir auch nicht! Deshalb sollte man die andere Ursache von Diacetyl
nicht vergessen. Eine Infektion! Der als "Biersarcina" bekannte Pediococcus
damnosus macht lecker viel Diacetyl.
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aber dann waere es doch auch sauer,
Ingo ____________________ @Cantillon: "Le temps ne respecte pas ce qui se fait sans lui"
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Antwort 12 |
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Posting Freak Beiträge: 2084 Registriert: 28.10.2009 Status: Offline
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erstellt am: 7.10.2013 um 11:02 |
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Mir lag es grad auf der Zunge zu fragen,
warum es dann überhaupt Hefeweißbiere mit Diacetylproblem geben kann. Aber
das wird einer Erklärung sein.
Ich höre noch unseren Michael Z. nach dem Seminar reden, als wir ein
bestimmtes Weißbier einer angeblich mikribiologisch nicht ganz
unproblematischen Brauerei bestellten: "Das ist ein Glücksspiel: Entweder
es ist sauer, oder es ist Butter, oder es ist in Ordnung". Es war dann
einfach leider einfach sauer.
Moritz ____________________ Glaubte ich an die Reinkarnation, so wollte ich als Hefepilz wiedergeboren
werden.
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Antwort 13 |
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Moderator Beiträge: 2659 Registriert: 24.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 7.10.2013 um 11:18 |
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Hi,
ich sehe es ähnlich wie Stefan. Gerade mit der WY 2042 Danish Lager hatte
ich wahre Diacetylorgien produziert - untrinkbar.
Dann die Erkenntnis, zwei bis drei Tage vor Ende der Gärung (->
Schnellvergärprobe!) wird der Sud warm gestellt (18-20°C). Seitdem, auch
mit der Diacetyl-Sissi 2042, hatte ich keine Probleme mehr mit VDK und
Co.
Hans
____________________ "Oh Bier, manchmal reichst du mir!"
Alfred Katzka
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Antwort 14 |
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Posting Freak Beiträge: 1002 Registriert: 27.7.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 7.10.2013 um 11:46 |
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Wieso? Wäre doch ein prima Urquell-Klon
Ja es stimmt schon das es Hefestämme mit verstärkter Diacetylproduktion
bzw. sehr langsamen -Abbau gibt. Das ist wohl genetisch fixiert. Auf der
anderen Seite muss man drauf achten, dass man den Teufel nicht mit den
Beelzebub austreibt denn immerhin kann eine Warmphase bei Zimmertemperatur
mit aktiver UG-Hefe auch zu vermehrter Bildung anderer Gärungsnebenprodukte
führen, z.B. höhere Alkohole, was sich in einem sauberen UG dann auch nicht
gut machen würde.
Michael ____________________ Don´t worry - Brew happy
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Antwort 15 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 7.10.2013 um 11:48 |
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Zitat von Bierjunge, am 7.10.2013 um
11:02 | Mir lag es grad auf der Zunge zu fragen,
warum es dann überhaupt Hefeweißbiere mit Diacetylproblem geben kann. Aber
das wird einer Erklärung sein.
Ich höre noch unseren Michael Z. nach dem Seminar reden, als wir ein
bestimmtes Weißbier einer angeblich mikribiologisch nicht ganz
unproblematischen Brauerei bestellten: "Das ist ein Glücksspiel: Entweder
es ist sauer, oder es ist Butter, oder es ist in Ordnung". Es war dann
einfach leider einfach sauer.
Moritz |
die Biersarcinen machen natürlich auch Milchsäure aber die macht sich im eh
säurehaltigen Bier erst viel später bemerkbar wie Diacetyl. Ob bei
untergärigen Lagertemperaturen überhaupt Milchsäure erzeugt wird weiß ich
nicht.
Pediococcus damnosus wird auch als Pediococcus cerevisia bezeichnet. Wyeast
verkauft den Stamm als W 5733.
http://www.wyeastlab.com/rw_yeaststrain_detail.cfm?ID=149
Die Sarcinen sind z. B. für den schön sahnigen (buttrigen) Geschmack von
Chardonnay-Weinen verantwortlich. Als Bierschädling ist er nicht zu
unterschätzen. Früher hatten viele der mittelständischen Brauereien damit
zu kämpfen. Aber die sind ja mittlerweile eh alle dicht..
m.f.g
René ____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 16 |
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Gambrinus zu Borbetomagus
Posting Freak Beiträge: 3085 Registriert: 2.6.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 7.10.2013 um 15:16 |
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Ja den Sud, den ich da entsorgen musste, stoppte mir ja auch bei 3,8 Plato.
normalerweise erreiche ich da gerne 2,5.Und es hatte noch einen Fruchtig
stechenden Geruch. Weg damit, hätte es auch im Labor mal untersuchen lassen
können. Ich bin nicht der Typ, der Zeit in was investiert, wenn die
Aussichten eher schlecht sind. Waren ja nur 40l. Und ich habe wieder was
gelernt. Wenn immer alles so glatt läuft, wird es auch schnell
langweilig.
Meine Biere schmecken mir seitdem viel besser.
____________________ Zertifiziertes Mitglied der "Worschtmarktbrauerbubenbieratenbartei" WBBBB
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Antwort 17 |
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Posting Freak Beiträge: 2085 Registriert: 26.2.2013 Status: Offline
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erstellt am: 7.10.2013 um 17:59 |
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Wow, da ist ja richtig was los hier - danke für die vielen Antworten.
Also zuerst mal die technischen Daten: Stammwürze war 14,2°brix,
Schnellgärprobe blieb bei 7°brix stehen (laut Terrill 3,1°P) und
grüngeschlaucht habe ich bei 8°brix (laut Terrill 3,9°P, also 0,8°P über
EVG).
Gärung erfolgte mit 4(!) Päckchen W34/70 auf ca 20L Ausschlagsmenge, die
langsam bei 22°C in Wasser rehydriert und dann über Nacht incl. Würze auf
9°C abgekühlt wurden. Dann angestellt bei 9°C und nach Ankommen der Gärung
aufwärmen lassen bis 11°C, die Hauptgärung war in 8 Tagen durch...
Also zusammengefasst die empfohlenen Maßnahmen:
- ich stelle es wärmer (hab ich ja schon - etwa eine Woche lang?)
- ich lasse den Druck ab (zumindest bis der CO2-Gehalt passt, oder komplett
-und dann aufcarbonisieren?)
- Hefesediment aufwirbeln?
- lange lagern (hatte ich eh vor, 4 bis 6 Wochen Minimum)
Sauer schmeckt es bisher definitiv nicht - direkt aus dem Fass bei 7°C war
es sogar ganz lecker, dann eine Flasche per GDA abgefüllt und ein paar
Stunden später bei 14°C verköstigt hatte merkliches Diacetyl, und ein Glas,
das auf Zimmertemperatur erwärmt ein paar Stunden (über Nacht) herumstand,
schmeckte und roch dann einfach nur grauenhaft nach Diacetyl.. hatte aber
immerhin noch einen kleinen Hauch von Bodensatz gebildet.
Das deckt sich ja insoweit ziemlich gut mit der Aussage, dass ab 15°C erst
das Diacetyl entsteht... muss wohl viel Acetolactat drin sein.
Hab diesmal übrigens nur mit Bio-Rohstoffen gearbeitet. Und wie gesagt
Dekoktion, und mit viel Hefe kalt angestellt. Wäre schon ärgerlich,
wenn..
Da fällt mir ein, das einzige Mal, das ich vorher jemals so viel Diacetyl
in einem Bier hatte, war ebenfalls mit (viel) Bio-MüMa in der Schüttung,
und versehentlich bei 16-18°C vergoren (war mein erster UG Versuch, ich
dacht über Nacht warm stehen lassen), ebenfalls mit der W34/70.
Naja, vielleicht wirds ja noch was.
Macht die S-189 auch solche Diacetyl-Zicken? Ich dachte eigentlich, ich
hätte das mit dem Diacetyl im Griff, hatte bisher eigentl. noch nie solche
Probleme...
Grüße
[Editiert am 7.10.2013 um 18:02 von DerDennis]
____________________ *Dunkles Lager, Magnum/Select/Tettnanger, S189 (Hauptgärung)
*Festbier, Northern Brewer/Tettnanger/Saazer/Select, S-189 (Nachgärung)
*Helles Lager, Tettnanger/Select/Saazer, S-189 (Nachgärung)
*Westy12 Clone, 21.6°P, W3787 (Lagerkeller)
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Antwort 18 |
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Posting Freak Beiträge: 876 Registriert: 17.1.2013 Status: Offline
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erstellt am: 7.10.2013 um 20:39 |
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Wegkippen wäre für mich immer die letzte Lösung. Vorher ein halbes oder
ganzes Jahr im Keller vergessen wäre eine Möglichkeit. Meine UG stehen
meist drei + Monate (STW in °P = Wochen Lagerung), auch wenn ich vorher die
eine oder andere "Wöchnerin" verkoste (bei mir eher eine Monaterin), bis
ich sie als trinkbar freigebe. Insofern würde mir eventueller
Diacetylgeruch vermutlich gar nicht auffallen, weil er sich (falls
vorhanden) bereits wieder abgebaut hat bei der ersten Verkostung des
fertigen Biers.
Mein Keller hat im Herbst/Winter/Frühling zwischen 11 und 15°C, dort gärt
und nachgärt mein UG-Bier, Kaltlagerung mit dem Kühli bei 4-5°C, ich lasse
in den Flaschen nachgären.
Achim
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Antwort 19 |
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Posting Freak Beiträge: 646 Registriert: 5.4.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 7.10.2013 um 20:44 |
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Hi Dennis,
und ganz allgemein:
" Grün schlauchen" ist eine sehr anspruchsvolle Technologie und sie
geht weit über eine reine Extraktbilzanierung entlang einer gewünschten
Karbonisierung hinaus. Mit der Intention " grün schlauchen" sind ja
meist die Ziele verbunden auf Speise, Kräußen, Zucker, Zuckerklösungen usw.
im Rahmen einer Karbonisierung und im Nachgang verzichten zu können - und
nüchtern betrachtet ist das auch so und die Vorteile liegen auf der Hand -
kein Mehraufwand.
Allerdings " erkauft" man sich damit eine Anforderung die sich
vielleicht so formulieren lässt, dass man eine gemeinsame Schnittmenge
aus Haupt-und Nachgärung jederzeit zu beherrschen vermag - und ich bin
der Meinung, dass man aufs " grün schlauchen" verzichten sollte, wenn
man diese gemeinsame " Schnittmenge" nicht durchgängig beherrschen
oder bedienen kann.
Wenn ich ehrlich bin ist das ganz einfach so, dass diese
traditionelle/anspruchsvolle Technologie nur von denen wirklich beherrscht
werden kann, die den dazu nötigen Automatisierungsgrad aufweisen - es ist
bitter, aber um 18:00 ist Feierabend und das Wochenende ....
Gruß
Oli
[Editiert am 7.10.2013 um 20:57 von olibaer]
____________________ http://www.brewrecipedeveloper.de
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Posting Freak Beiträge: 2085 Registriert: 26.2.2013 Status: Offline
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erstellt am: 7.10.2013 um 21:17 |
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Ist mir doch egal.
[Editiert am 7.10.2013 um 21:37 von DerDennis]
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*Festbier, Northern Brewer/Tettnanger/Saazer/Select, S-189 (Nachgärung)
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Antwort 21 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 7.10.2013 um 21:44 |
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Ganz wichtig für den Diacetyl-Abbau ist der Hefekontakt. Sedimentierte Hefe
baut auch kein Diacetyl mehr ab. Profis machen da oft Rühr- oder
Umpumpgärungen. Bei herkömmlicher Kaltreifung mit ausreichend Hefe dauert
der Diacetylabbau ca. 3 Wochen. Bei Druckgärung 5 Tage.
EDIT: Biersarcinen machen angeblich punktförmige Inseln im Bodensatz..?
[Editiert am 7.10.2013 um 21:45 von flying]
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 22 |
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Posting Freak Beiträge: 2085 Registriert: 26.2.2013 Status: Offline
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erstellt am: 22.10.2013 um 17:24 |
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Update: nach 10 Tagen bei 18°C und einigen Tagen in der Kühlung schmeckt
das Ganze recht passabel - keine Offenbarung, ein paar Ester wegen der
warmen Nachgärung und insgesamt jung-UG-typisch "unrund" - aber das meiste
Diacetyl ist offenbar abgebaut worden.
...schmeckt zumindest schon schön kernig, malzig und der Hopfen kommt
ebenfalls ganz gut raus.
Noch ein paar Wochen Kaltreifung und es könnte doch noch was werden...
Grüße
____________________ *Dunkles Lager, Magnum/Select/Tettnanger, S189 (Hauptgärung)
*Festbier, Northern Brewer/Tettnanger/Saazer/Select, S-189 (Nachgärung)
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Antwort 23 |
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Posting Freak Beiträge: 690 Registriert: 1.4.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.10.2013 um 17:58 |
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Zitat von olibaer, am 7.10.2013 um
20:44 | Hi Dennis,
und ganz allgemein:
"Grün schlauchen" ist eine sehr anspruchsvolle Technologie und sie
geht weit über eine reine Extraktbilzanierung entlang einer gewünschten
Karbonisierung hinaus. Mit der Intention "grün schlauchen" sind ja
meist die Ziele verbunden auf Speise, Kräußen, Zucker, Zuckerklösungen usw.
im Rahmen einer Karbonisierung und im Nachgang verzichten zu können - und
nüchtern betrachtet ist das auch so und die Vorteile liegen auf der Hand -
kein Mehraufwand.
Allerdings "erkauft" man sich damit eine Anforderung die sich
vielleicht so formulieren lässt, dass man eine gemeinsame Schnittmenge
aus Haupt-und Nachgärung jederzeit zu beherrschen vermag - und ich bin
der Meinung, dass man aufs "grün schlauchen" verzichten sollte, wenn
man diese gemeinsame "Schnittmenge" nicht durchgängig beherrschen
oder bedienen kann.
Wenn ich ehrlich bin ist das ganz einfach so, dass diese
traditionelle/anspruchsvolle Technologie nur von denen wirklich beherrscht
werden kann, die den dazu nötigen Automatisierungsgrad aufweisen - es ist
bitter, aber um 18:00 ist Feierabend und das Wochenende ....
Gruß
Oli
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Ich schlauche seit jeher grün, und schenke dann direkt aus der Nachgärung
aus den Bauchfässern aus. Man kann die Fässer einfach noch ein paar Tage
offen liegen lassen und bekommt dann ein akzeptables Ergbnis, ab und zu muß
ein Faß auch nochmal gelüftet werden.
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