Member Beiträge: 70 Registriert: 19.6.2013 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 4.1.2014 um 17:32 |
|
|
hallo Alle
ich habe mich jetzt eine Weile mit grutbier und solchen Dingen beschäftigt,
( bisher nur in der theorie) das ist aber in Summe wohl eher ein
norddeutsches phänomen. (auch wegen der Zutaten) kann mir wer sagen was in
süddeutschland vor dem Hopfen zum bierwürzen verwendet wurde.
tannensprossen ?
kann mir da wer weiterhelfen ?
Wo gibts da infos ? gibts da irgendwen der sowas braut ?
Viele grüsse Andreas
|
|
Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 4.1.2014 um 18:07 |
|
|
Hi Andreas,
in Bayern muss man tatsächlich noch weiter zurückgehen in der Zeit. Die
Untergärigen Biere fanden im süddeutschen Raum schließlich ihren Anfang.
Zum bayuwuarischen Reinheitsgebot ist allerdings zu sagen, dass es nicht
lange gehalten hat und schon 50 Jahre später wieder überall das beliebte
Weissbier z. B. mit Koriander gebraut wurde. Lorbeer(beeren?) waren wohl
auch sehr beliebt. In dem alten Buch (im Zitat) von 1705 kann man noch viel
nachlesen. Ab 1800 findet man in den Braubüchern fast nix mehr über andere
Zutaten wie Hopfen. Die lesen sich fast wie ein Lehrbuch von heute. Woran
man sieht, wer die heutige Braumethodik "weltweit" entscheidend geprägt
bzw. erfunden hat. Bier, wie wir es heute kennen ist ein geschichtlich
ziemlich junges Getränk. Kaum älter als Coca Cola...
m.f.g
René
Edit: ab Seite 651 kann man nachlesen. Beifuß, Wacholder, Krause Minze,
Quendel, Rosmarin und vieles mehr wurde verwendet. Das volle Programm.
[Editiert am 4.1.2014 um 18:15 von flying]
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
|
|
Antwort 1 |
|
Member Beiträge: 70 Registriert: 19.6.2013 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 4.1.2014 um 18:19 |
|
|
Guten Abend Rene
danke für die Links ... dass sich nach 1800 nicht mehr viel getan war mir
klar ... wenn man aber bedenkt dass Otto der III die Rechte zum verkauf von
Grut bereits 999 an ein Kloster in Utrecht verschenkte ...dann ist davor ne
Menge Platz für Rezepte .... zu der Zeit haben die Bayern oder wer immer
hier lebte doch auch schon gebraut ... also deutlich vor dem Reinheitsgebot
....
gibts da irgendwas ?
Gruss A.
|
|
Antwort 2 |
|
Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 4.1.2014 um 18:26 |
|
|
Zitat: | . zu der Zeit haben die
Bayern oder wer immer hier lebte doch auch schon gebraut ... also deutlich
vor dem Reinheitsgebot .... |
Davon ist auszugehen. Wenn auch umstritten, so findet sich z.B.
Weihenstephan seit 1020 in den Urkunden als Brauort. D.h. Es ist davon
auszugehen das zur selben Zeit und auch davor wohl ebenfalls in den Häusern
und Höfen gebraut wurde.
Die Verbreitung von Bier in Bayern erlebte wohl später einen weiteren
Aufschwung und zwar als die Weinberge von den Schweden in den Folgen des 30
jährigen Krieges angezündet wurden. Wein braucht ja einige Jahre bis er
trägt. Die weit aus größere Verbreitung des Weines in Bayern vor dem 30
jährigen Krieg sieht man noch an so manchen Ortsnamen. (Z.B. Die Weinleite
in Gars am Inn; Hier gab es nachweislich zumindest in den letzten 200
Jahren keinen Wein)
Gruß
Jan
|
|
Antwort 3 |
|
Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 4.1.2014 um 18:30 |
|
|
Hi Andreas,
vermutlich nicht! In Süddeutschland wurde vor 2500 Jahren schon Kräuterbier
gebraut, wie die Ausgrabungen von Eberdingen-Hochdorf beweisen. Es wurden
u.a. Beifuß und Möhrensamen als Gewürze nachgewiesen. Allerdings waren das
damals weder Bayern, Franken oder sonstwas für germanische Barbaren. Das
waren Kelten.
Sollten jemals irgendwelche geschriebenen Rezepturen bis ins späte
Mittelalter existiert haben, dürfte sie den 30-jährigen Krieg kaum überlebt
haben.
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
|
|
Antwort 4 |
|
Member Beiträge: 70 Registriert: 19.6.2013 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 4.1.2014 um 18:32 |
|
|
Stimmt in Weihenstephan könnte ich fragen...
ob die zu der Zeit wirklich mit Hopfen gebraut haben ?
kaum... noch dazu in einem Weinland ...
kann man Hopfen noch für was anderes gebrauchen...?
in erster Linie interessiere ich mich für Hopfenersatzstoffe ...
|
|
Antwort 5 |
|
Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 4.1.2014 um 18:39 |
|
|
Vor allem bitternde Kräuter wie Beifuß und Wermuth. Die bekannten
Grutkräuter Gagel und Sumpfporst wachsen im Süden eher nicht. Und wenn du
irgendwie rankommst, das Berg-Laserkraut.
Um das Jahr 1000 hat noch niemand mit Hopfen gebraut.
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
|
|
Antwort 6 |
|
Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 4.1.2014 um 18:39 |
|
|
Gut, wenn man es Bier nennen will, so dürften wohl die Amphoren mit
"Bierresten" die in Hallstadt bei Kulmbach gefunden worden sind die
ältesten auf "bayrischem" Boden sein. Sie wurden auf 800 v. Chr. datiert.
Edit: hier wurde kein Hopfen nachgewiesen.
Als "Beginn" der Hopfenbiere nimmt man 768 an. Damals wurden Hopfengärten
von Pippin an die Abtei St. Denis verschenkt. Dabei wurde,erstamals die
Verwendung zum Brauen erwähnt. Das heisst nicht das nicht auch schon früher
Hopfen verwendet wurde.
Prost
Jan
Edit: das wichtigste vergessen
[Editiert am 4.1.2014 um 18:41 von JanBr]
|
|
Antwort 7 |
|
Posting Freak Beiträge: 1227 Registriert: 2.4.2013 Status: Offline
|
|
erstellt am: 4.1.2014 um 20:28 |
|
|
Zitat von JanBr, am 4.1.2014 um
18:39 |
Als "Beginn" der Hopfenbiere nimmt man 768 an. Damals wurden Hopfengärten
von Pippin an die Abtei St. Denis verschenkt. Dabei wurde,erstamals die
Verwendung zum Brauen erwähnt. Das heisst nicht das nicht auch schon früher
Hopfen verwendet wurde.
|
Das heisst dann doch sicher das es schon (viel) frueher hopfen im bier
verwendet wurden.
Einen hopfen garten errichtet man nicht in einen tag und nicht umsonst und
da es verschenkt wurde muss es auch von wert gewesen sein. Hopfen wurde ja
auch fuer nicht viel anderes als bier benuezt, es wird auch selten in alten
kochbuecher erwaehnt (in Apicius' De re Coquinaria gar nicht) und wen dann
als (obscures) heilmittel.
Ingo ____________________ @Cantillon: "Le temps ne respecte pas ce qui se fait sans lui"
|
|
Antwort 8 |
|
Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 4.1.2014 um 20:33 |
|
|
Zitat von Seed7, am 4.1.2014 um
20:28 | Zitat von JanBr, am 4.1.2014 um
18:39 |
Als "Beginn" der Hopfenbiere nimmt man 768 an. Damals wurden Hopfengärten
von Pippin an die Abtei St. Denis verschenkt. Dabei wurde,erstamals die
Verwendung zum Brauen erwähnt. Das heisst nicht das nicht auch schon früher
Hopfen verwendet wurde.
|
Das heisst dann doch sicher das es schon (viel) frueher hopfen im bier
verwendet wurden.
Einen hopfen garten errichtet man nicht in einen tag und nicht umsonst und
da es verschenkt wurde muss es auch von wert gewesen sein. Hopfen wurde ja
auch fuer nicht viel anderes als bier benuezt, es wird auch selten in alten
kochbuecher erwaehnt (in Apicius' De re Coquinaria gar nicht) und wen dann
als (obscures) heilmittel.
Ingo |
Ja, ich glaube ich habe mich unglücklich ausgedrückt. Man hat schon vorher
Hopfen angebaut. Dieser wurde nachweislich als "Droge" im medizinischen
Sinne verwendet. Bei der Schenkung von 768 wurde das erste Mal ausdrücklich
das Bierbrauen erwähnt, vorher gibt es dafür keine Belege. Sicher hat man
aber nicht von einem Tag auf den Anderen Hopfen im Bier verwendet und
deshalb diesen Hopfengarten angelegt.
Gruß
Jan
|
|
Antwort 9 |
|
Member Beiträge: 70 Registriert: 19.6.2013 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 4.1.2014 um 21:00 |
|
|
Klar Wehrmuth und Beifuss das ist
sehr plausibel. Berg Laserkraut kannte ich nicht ist offenbar ( wikipedia)
auch nicht gerade etwas was man eben mal kaufen kann :-(((((
Gibts im Forum Rezeptvorschläge bei wermuth hab ich nicht viel gefunden ...
|
|
Antwort 10 |
|
Gast
|
|
erstellt am: 4.1.2014 um 21:55 |
|
|
Zitat von nohairatall, am 4.1.2014 um
21:00 | Klar Wehrmuth und Beifuss das ist
sehr plausibel. Berg Laserkraut kannte ich nicht ist offenbar ( wikipedia)
auch nicht gerade etwas was man eben mal kaufen kann :-(((((
Gibts im Forum Rezeptvorschläge bei wermuth hab ich nicht viel gefunden ...
|
Hey, interessantes Thema, ich würde an deiner Stelle aber einfach mal
ausprobieren - mach einen kleinen Sud um die 10-15 Liter, nimm ein Rezept
für ein würziges Bier und ersetze den Hopfen mit Wermuth, Beifuß,
Wasauchimmer.
Egal was du machst - schreib es grammgenau auf und wenn ein gutes Bier
dabei rauskommt (wovon ich ausgehe) dann schickst du mir eine Flasche.
|
|
Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 4.1.2014 um 22:27 |
|
|
Ist das nicht illegal in Deutschland?
Jan
|
|
Antwort 12 |
|
Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 4.1.2014 um 22:32 |
|
|
Zitat von JanBr, am 4.1.2014 um
18:39 | Gut, wenn man es Bier nennen will, so
dürften wohl die Amphoren mit "Bierresten" die in Hallstadt bei Kulmbach
gefunden worden sind die ältesten auf "bayrischem" Boden sein. Sie wurden
auf 800 v. Chr. datiert. Edit: hier wurde kein Hopfen nachgewiesen.
Als "Beginn" der Hopfenbiere nimmt man 768 an. Damals wurden Hopfengärten
von Pippin an die Abtei St. Denis verschenkt. Dabei wurde,erstamals die
Verwendung zum Brauen erwähnt. Das heisst nicht das nicht auch schon früher
Hopfen verwendet wurde.
Prost
Jan
Edit: das wichtigste vergessen
|
Hi Jan,
sehr interessant! Das wusste ich nicht. Ich kannte nur den
Wikipedia-Artikel, wonach die erste Erwähnung als Brauzutat im Jahre 1079
stattfand.
http://de.wikipedia.org/wiki/Echter_Hopfen____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
|
|
Antwort 13 |
|
Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 4.1.2014 um 22:52 |
|
|
Schau mal bei Google unter Hopfen 768
[url][https://www.google.de/search?q=hopfen+768&ie=UTF-8&oe=UTF-8&hl=de&cli
ent=safari/url]
Gruß
Jan
|
|
Antwort 14 |
|