Junior Member Beiträge: 17 Registriert: 22.9.2013 Status: Offline
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erstellt am: 9.1.2014 um 19:36 |
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Hallo Brauer,
in meiner örtlichen Gasthausbrauerei gibt es natürlich leckeres, süffiges
Bier. Als ich den Brauer mal auf das Rezept für sein Landbier angesprochen
habe, hat er mir seine Schüttung dafür verraten und den Tipp gegben, ich
müsse es natürlich nach dem Dekoktionsverfahren brauen. Dies habe ich dann
halbherzig versucht, indem ich mit nur einer Dickmaische, den Rest als
Infusion, das Bier gebraut habe. Das Ergebnis war durchaus trinkbar, aber
es hat für mich auch nach den Gerbstoffen aus den Spelzen geschmeckt.
Nun zur ersten Frage: Beim Abläutern sollte die Temperatur 76-78 Grad nicht
wegen der Gerbstoffe überschreiten. Wieso gelangen bei der Dekoktion keine
Gerbstoffe aus den Spelzen in die Maische?
Und die zweite Frage: Ich habe letztens ein Märzen mit Kombirast gebraut.
Dabei habe ich 10kg Schüttung in 28 Liter Wasser eingemaischt. Zum
Vergleich würde ich die gleiche Schüttung mit Moritz einfachem
Dekoktionsverfahren verwenden oder braucht das Dekoktionsverfahren mehr
Wasser? Oder wie dick ist Dickmaische?
Grüße
Holger
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Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
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erstellt am: 9.1.2014 um 19:40 |
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Die Abmaischtemperatur hat nichts mit den Auslaugen der Gerbstoffe zu tun.
Mit der Temperatur unter 80°C soll nur vermieden werden, dass weitere
Stärke gelöst wird, die dann nicht mehr verzuckert werden kann.
Die Gesamtmaische bei der Dekoktion ist nicht anders als bei Infusion, nur
die Teilmaische für die Dekoktion soll dicker sein - einfach vom Boden
schöpfen oder unten ablassen.
____________________ Gruß vom Berliner
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Antwort 1 |
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Posting Freak Beiträge: 2085 Registriert: 26.2.2013 Status: Offline
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erstellt am: 9.1.2014 um 19:59 |
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Zitat von Berliner, am 9.1.2014 um
19:40 | Die Abmaischtemperatur hat nichts mit
den Auslaugen der Gerbstoffe zu tun. Mit der Temperatur unter 80°C soll nur
vermieden werden, dass weitere Stärke gelöst wird, die dann nicht mehr
verzuckert werden kann.
Die Gesamtmaische bei der Dekoktion ist nicht anders als bei Infusion, nur
die Teilmaische für die Dekoktion soll dicker sein - einfach vom Boden
schöpfen oder unten ablassen. |
...oder Dünnmaische von oben mit einem Schöpflöffel abnehmen und in den
Thermoport umschöpfen, verbleibende Dickmaische kochen, in den Thermoport
zubrühen, etc... ____________________ *Dunkles Lager, Magnum/Select/Tettnanger, S189 (Hauptgärung)
*Festbier, Northern Brewer/Tettnanger/Saazer/Select, S-189 (Nachgärung)
*Helles Lager, Tettnanger/Select/Saazer, S-189 (Nachgärung)
*Westy12 Clone, 21.6°P, W3787 (Lagerkeller)
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Antwort 2 |
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Posting Freak Beiträge: 565 Registriert: 17.4.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 9.1.2014 um 20:10 |
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Wobei 10 kg in 28 Liter schon verdammt dick sind... Bei mir ist 1:3
eigentlich das absolute Minimum.
____________________ "Ein intelligenter Mann ist manchmal dazu gezwungen betrunken zu sein, um
Zeit mit Idioten zu verbringen" (Hemingway)
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Antwort 3 |
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Posting Freak Beiträge: 2920 Registriert: 1.3.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 9.1.2014 um 21:40 |
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Eine Überschreitung der Temperatur während der Dekoktion ist kein Problem,
da ja durch das Zubrühen der Maischepfanne im Maischebottich immer noch
genügend Material aus demselben zur Verfügung steht, die durch die
dekoktion entstandenen Stoffe zu verarbeiten. Dieses steht im Läuterbottich
nicht mehr zur Verfügung. Daher ist eine "Verbrühung" der Maische im
Läuterbottich <schlechter>, weil man dort weniger reparieren kann.
Wenn z.B. die Nachgüsse mit mehr als 80 Grad gegeben werden, dann können
sich bisher ungelöste Stärketeile o.ä. noch lösen, was dann zur Trübung und
Fehlgeschmack führen kann. So lautete jedenfalls mal vor Jahren eine
Analyse meiner Biere als ich es mit den Temperaturen der Nachgüsse nicht so
genau genommen habe.
Zur Dickmaische oder Dünnmaische. Ist bei mir Jacke wie Hose. Ich fahre
meist das einfache Dekoktionsverfahren. Heißt, ich maische bei 50 Grad ein,
heize alles auf 63 Grad auf und trenne dann in etwa 1 zu 3. Beim Zubrühen
komme ich dann auf 70 bis 72 Grad, was dann auch in etwa meine zweite
Zuckerrast bedeutet.
Selten maische ich auch nach dem ZWeimaischverfahren und koche zwei Mal.
Dabei koche ich dann noch einmal eine kleine Menge, um von 72 Grad abf
Abmaischtemperatur zu kommen. Ich habe bei den letzten Versuchen gemerkt,
dass sich der Endvergärungsgrad ändert. Er ist bei dekoktion niedriger als
bei Infusion, was wohl auch die vielgelobte bessere Vollmundigkeit der
dekoktionsbiere ausmacht.
Evtl kann das ein wirklich Gelernter noch besser erklären.
Grüßele
Holger
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Antwort 4 |
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Junior Member Beiträge: 17 Registriert: 22.9.2013 Status: Offline
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erstellt am: 9.1.2014 um 23:06 |
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Danke für die Antworten. Dann werde ich es mal mit dem Dekoktionsverfahren
versuchen. Die Schüttung werde ich wie beim letzten Sud nehmen,
wahrscheinlich nehme ich mehr Wasser zum Einmaischen. Mal sehen, welche
Unterschiede es im Geschmack gibt.
Grüße
Holger
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Antwort 5 |
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Posting Freak Beiträge: 2084 Registriert: 28.10.2009 Status: Offline
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erstellt am: 10.1.2014 um 09:38 |
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Auch ich maisch meist mit 28 l Hauptguss ein, die Schüttung ist dann für
Vollbiere irgendwas zwischen 8 und 9 kg. Also bis ungefähr 1:3, das geht
schon.
Mein diesbezüglicher Rekord war 1:2,5 einzumaischen, und daraus wiederum
eine Dickmaische als Kochmaische zu ziehen. Das war dann eher nur noch ein
Teig wie für Grießnockerl (Bilder gibt es hier). Das war schon seeehr
grenzwertig, ging aber gerade noch.
Man braucht um so etwas zu kochen aber unbedingt einen Topf mit sehr guter
Temperaturverteilung, also dicker Sandwichboden oder gleich massiv
Kupfer.
Moritz
[Editiert am 10.1.2014 um 09:38 von Bierjunge]
____________________ Glaubte ich an die Reinkarnation, so wollte ich als Hefepilz wiedergeboren
werden.
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Antwort 6 |
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Junior Member Beiträge: 17 Registriert: 22.9.2013 Status: Offline
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erstellt am: 12.1.2014 um 10:37 |
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Das Bier ist gebraut. Eingemaischt wurde mit 32 Litern Wasser. Die
Dickmaische war wirklich dick. Beim Erhitzen zum Kochen musste stark
gerühert werden, es hing ganz schnell was am Topfboden. Das Kochen der
Dickmaische war dann nicht mehr ganz so kritisch.
Da ich die gerade ruhende Maische in 2 Plasteeimern zwischengelagert hatte,
ist diese zu stark abgekühlt. Es waren nach dem zurückschütten der
Dünnmaische nur 68 Grad. Da die Jodprobe noch schön blau war, habe ich
alles wieder in den Topf geschüttet, auf 72 Grad erhitzt und nach 15 Min
war dann Jod normal. Dann noch kurz auf 76 Grad erhitzt und dann ab in den
Läuterbottig.
Läutern war etwas schwieriger, ich musste zwei mal den Treberkuchen oben
aufschneiden.
Im Vergleich zum Infusionsverfahren hätte ich wahrscheinlich etwa 10%
Prozent mehr Ausbeute gehabt, es ging dann aber nichts mehr in den
Kochtopf.
Im Moment macht sich die W34/70 bei 12 Grad über die Würze her.
Schauen wir mal, wie es dann schmeckt. Den direkten Vergleich werde ich
aber nicht haben, der vorhergehende Sud mit gleicher Schüttung nach
Infusionsverfahren schmeckt leider nach Gemüsebrühe.
Grüße
Holger
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Antwort 7 |
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