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Autor: Betreff: max.Plato = 1 / (MD / E + 0,01) - oder der Unterschied zwischen in "Lösung bringen" und "ausbeuten"
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olibaer
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red_folder.gif erstellt am: 8.5.2014 um 21:54  
Hallo zusammen,

Seed7(Ingo) hat vor dem Hintergrund der Sudhausausbeute in diesem thread folgende Formel gepostet


Zitat von Seed7, am 6.5.2014 um 09:03

max.Plato = 1 / (MD / E + 0,01)
MD = Maischedichte (l/kg)
E = potenzieller extrakt vom Malz (%)


Da die Formel den wenigsten in dieser Form bekannt sein dürfte, möchte ich für die Interessierten kurz darauf eingehen.

Mit max.Plato ist in diesem Kontext die Vorderwürzekonzentration in °P oder GG% oder %mas gemeint, die maximal erreicht werden kann.
Besser wäre max.Plato VW, wobei VW für Vorderwürze steht.

Mit Maischedichte MD ist das Verhältnis Schrot zu Wasser ( -> 1 kg Malzschrot : x kg Wasser, z.B. 1 : 3,8,
was 3,8 l Wasser pro kg Malzschrot entspricht) in l/kg beim Einmaischen gemeint, wobei nur der Massenanteil vom
Wasser in kg anzugeben ist.

Mit potentieller Extrakt E ist der Extrakt lufttrocken des Malzes in % gemeint oder ganz allgemein der lufttrockene
Extraktgehalt
der Komponente. Problem ist natürlich, dass eine Schüttung aus vielen Teilschüttungen mit unterschiedlichen
Extraktgehalten bestehen kann. In diesem Fall muss man sich den gewichteten Mittelwert für den Extraktgehalt der
Gesamtschüttung berechnen - ist aber fürs' Verständnis erst einmal nicht so wichtig.


Ein einfaches Beispiel(I.):
MD = 3 ( 1 kg Schrot mit 3,0 kg Wasser eingemaischt)
E = 80% Malzextrakt lufttrocken

max.Plato = 1 / (MD / E + 0,01)
21,05 %mas = 1 / ( 3 / 80 + 0,01)

Interpretation der Werte:
Wenn ich nun meine Vorderwürze mit 21,05 %mas messe(blanke Theorie, in der Praxis ist das natürlich nicht möglich), bedeutet das,
dass der gesamte Extrakt der in den Schüttungskomponenten enthalten war in Lösung gegangen ist(in der Maische).
Es lässt sich also darauf schliessen, dass die Schrotqualität und die gewählte Gußführung zur Intensität des Maischverfahrens
und zur Rohstoff- und Wasserqualität passt.

Es beudeutet dagegen nicht, dass ich den gesamten Extrakt auch ausgebeutet(Stichwort: Vorderwürzeausbeute) habe - hier zu
Bedarf es noch einer Menge in Liter mit einer Endkonzentration in Volumenprozent. Wie wir alle wissen, steckt ja nach Ablauf
der Vorderwürze noch einiges an Extrakt in den Trebern, den es mit den Nachgüssen "auszubeuten/auszuwaschen" gilt.

Wichtig ist erst mal den kleinen aber feinen Unterrschied zwischen "in Lösung bringen" und "ausbeuten" zu erkennen.

Im Rahmen der Würzegewinnung darf man ganz allgemein formulieren:
Extrakt der nicht in Lösung gegangen ist, den kann ich auch nicht "ausbeuten".
Macht man das an dieser Formel fest, ist die Differenz zwischen max.Plato VW[%mas] und
Spindelwert der Vorderwürze [%mas] ein Maß dafür, wie viel Extrakt bereits verloren gegangen ist, bevor
die Treber überhaupt einen Tropfen Nachguss gesehen haben.


Beispiel:
Wenn mein Schrot viel zu grob ist, kann ich Nachgüsse über die Treber schütten bis ich schwarz werde. Die Ausbeute
wird sich nicht oder kaum erhöhen, da der in den Grobgrießen enthaltene Extrakt im Vorfeld nicht in Lösung gegangen ist - er
ist nach wie vor gekapselt im Kornsegment(Grobgrieß) enthalten und das Nachgußwasser kann ihn nicht erreichen.

Überprüfung der Werte/der Formel (1 / (MD / E + 0,01):
Setzt man die Massenanteile an Extrakt zu der Masse in Bezug die sich aus der Summe der Wasseranteile und den
Massenanteilen an Extrakt ergeben und drückt das in % aus, müsste sich ein indentischer Wert für max.Plato ergeben(wir arbeiten
und messen ja in Gewichts- bzw. Massenprozenten).

Formel zur Überprüfung von max.Plato = 1 / (MD / E + 0,01) :
(Extraktmenge im Rohstoff kg * 100) / (Extrakmenge im Rohstoff kg + Wassermenge kg)

Es sei gegeben:
Schüttung S = 1 kg
MD = 3 ( 1 kg Schrot mit 3,0 kg Wasser eingemaischt)
E = 80% Malzextrakt lufttrocken

Berechnung Extraktmenge im Rohstoff kg = S * E / 100 = 0,8 kg Extrakt

Prüfung:
21,05 % mas = ( 0,8 kg Extrakt * 100 ) / ( 0,8 kg Extrakt + 3 kg Wasser)

Die Formel stimmt dem nach.

Was bringt mir das ?
Gute Frage. Nun, auf der Suche nach schlechten Ausbeuten ist immerhin eine Differenzierung zwischen der
Maisch- und der Läuterarbeit möglich. Eine mangelhafte Extraktlösung beim Maischen bedingt zwangsläufig
eine schlechte Ausbeute, während eine sehr gute Extraktlösung beim Maischen längst noch keine gute
Ausbeute garantiert(z.B. zu knappe Nachgussmenge).

... und die Erkenntnis, dass "in Lösung bringen" eine gewisse technologische Tiefe hat, während "ausbeuten" nur ein Prozess ist, der auf "in Lösung bringen" aufsetzt.


Gruß Oli


[Editiert am 8.5.2014 um 21:56 von olibaer]



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KaBl
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red_folder.gif erstellt am: 8.5.2014 um 23:19  
Guter Aspekt. Da hab ich noch nie drüber nachgedacht. Insbesondere beim nächsten Vorderwürzebier werde ich mal auf die Werte achten.
(Die Sudhausausbeute rechne ich nur aus um die Mengen für den nächsten Sud zu bestimmen.)
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JanBr
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red_folder.gif erstellt am: 9.5.2014 um 05:05  

Zitat:
Wenn mein Schrot viel zu grob ist, kann ich Nachgüsse über die Treber schütten bis ich schwarz werde. Die Ausbeute
wird sich nicht oder kaum erhöhen, da der in den Grobgrießen enthaltene Extrakt im Vorfeld nicht in Lösung gegangen ist - er
ist nach wie vor gekapselt im Kornsegment(Grobgrieß) enthalten und das Nachgußwasser kann ihn nicht erreichen.


Wobei du hier noch zwischen aufschließbarem Extrakt und auswaschbarem Extrakt unterscheiden musst.

Der aufschließbare Extrakt ist noch nicht verzuckert, da entweder (wie von dir beschrieben) die Schrotqualität nicht stimmt oder die Maischarbeit.

Der auswaschbare Extrakt ist das was du beschreibst. Er liegt zwar als Zucker (und nicht mehr als Stärke) vor, wurde aber auf Grund der Schrotqualität oder der Gußführung nicht aus dem Treber in die Würze überführt.

Beide Werte sind in der Treberanalyse zu bestimmen.

Gruß

Jan
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olibaer
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red_folder.gif erstellt am: 9.5.2014 um 19:43  
Hallo Jan,

Zitat von JanBr, am 9.5.2014 um 05:05
Wobei du hier noch zwischen aufschließbarem Extrakt und auswaschbarem Extrakt unterscheiden musst.

Der aufschließbare Extrakt ist noch nicht verzuckert, da entweder (wie von dir beschrieben) die Schrotqualität nicht stimmt oder die Maischarbeit.
Der auswaschbare Extrakt ist das was du beschreibst. Er liegt zwar als Zucker (und nicht mehr als Stärke) vor, wurde aber auf Grund der Schrotqualität oder der Gußführung nicht aus dem Treber in die Würze überführt.
Beide Werte sind in der Treberanalyse zu bestimmen.
er
Gruß
Jan


Ich beschreibe beides(aufschliessbar, auswaschbar) und als Grundlage nahm ich Seeds Formel her, die ich in dieser
Form noch nie gesehen hatte.

Schade wäre gewesen, wenn diese Formel entlang ihrer Intention unkommentiert im Orkus des Forums verschwunden
wäre... ich zumindest habe sie noch nie in einem Lehrbuch, einer Abhandlung oder einer Dr/Dipl Arbeit in dieser Form gesehen.

Obendrein hat es mir Freude gemacht, mich mit dem Thema zu beschäftigen :)

Gruß
Oli


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Seed7
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red_folder.gif erstellt am: 11.5.2014 um 18:52  
Hi Oli,

wo die Formel genau her kommt weiß ich nicht, es wurde mal im holländischem Forum gepostet. Kai "Braukaiser" Troester hat sich auch damit beschäftigt, sein wiki, ein PDF

Ich finde sie sehr hilfreich, habe so herausgefunden das mein massbecher womit ich meinen Maischtopf befülle einen zu kleinen Inhalt hat, die Effizienz lag immer über 100%

Ingo


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olibaer
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red_folder.gif erstellt am: 11.5.2014 um 19:07  
Hallo Seed,

Zitat von Seed7, am 11.5.2014 um 18:52

wo die Formel genau her kommt weiß ich nicht...
Ingo

Jetzt schon - sieh Dir die Seite 12 im pdf an - das geht konform mit meiner Herleitung :)

Gruß
Oli


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