Hallo zusammen,
Seed7(Ingo) hat vor dem Hintergrund der Sudhausausbeute in diesem thread
folgende Formel gepostet
Da die Formel den wenigsten in dieser Form bekannt sein dürfte, möchte ich
für die Interessierten
kurz darauf eingehen.
Mit
max.Plato ist in diesem Kontext die
Vorderwürzekonzentration in
°P oder
GG% oder
%mas gemeint, die maximal erreicht werden kann.
Besser wäre
max.Plato VW, wobei
VW für
Vorderwürze steht.
Mit
Maischedichte MD ist das Verhältnis Schrot zu Wasser (
-> 1 kg Malzschrot : x kg Wasser, z.B. 1 : 3,8,
was 3,8 l Wasser pro kg Malzschrot entspricht) in
l/kg beim
Einmaischen gemeint, wobei nur der Massenanteil vom
Wasser in kg anzugeben ist.
Mit
potentieller Extrakt E ist der
Extrakt lufttrocken
des Malzes in % gemeint oder ganz allgemein der
lufttrockene
Extraktgehalt der Komponente. Problem ist natürlich, dass eine
Schüttung aus vielen Teilschüttungen mit unterschiedlichen
Extraktgehalten bestehen kann. In diesem Fall muss man sich den gewichteten
Mittelwert für den Extraktgehalt der
Gesamtschüttung berechnen - ist aber fürs' Verständnis erst einmal nicht so
wichtig.
Ein einfaches
Beispiel(I.):
MD = 3 ( 1 kg Schrot mit 3,0 kg Wasser eingemaischt)
E = 80% Malzextrakt lufttrocken
max.Plato = 1 / (MD / E + 0,01)
21,05 %mas = 1 / ( 3 / 80 + 0,01)
Interpretation der
Werte:
Wenn ich nun meine Vorderwürze mit
21,05 %mas messe(blanke Theorie,
in der Praxis ist das natürlich nicht möglich), bedeutet das,
dass der gesamte Extrakt der in den Schüttungskomponenten enthalten war
in Lösung gegangen ist(in der Maische).
Es lässt sich also darauf schliessen, dass die Schrotqualität und die
gewählte Gußführung zur Intensität des Maischverfahrens
und zur Rohstoff- und Wasserqualität passt.
Es beudeutet dagegen nicht, dass ich den gesamten Extrakt auch
ausgebeutet(Stichwort: Vorderwürzeausbeute) habe - hier zu
Bedarf es noch einer Menge in Liter mit einer Endkonzentration in
Volumenprozent. Wie wir alle wissen, steckt ja nach Ablauf
der Vorderwürze noch einiges an Extrakt in den Trebern, den es mit den
Nachgüssen "
auszubeuten/auszuwaschen" gilt.
Wichtig ist erst mal den kleinen aber feinen Unterrschied zwischen
"
in Lösung bringen" und "
ausbeuten" zu
erkennen.
Im Rahmen der Würzegewinnung darf
man ganz allgemein formulieren:
Extrakt der nicht in Lösung gegangen ist, den kann ich auch nicht
"ausbeuten".
Macht man das an dieser Formel fest, ist die Differenz zwischen
max.Plato VW[%mas] und
Spindelwert der Vorderwürze [%mas] ein Maß dafür, wie viel
Extrakt bereits verloren gegangen ist, bevor
die Treber überhaupt einen Tropfen Nachguss gesehen haben.
Beispiel:
Wenn mein Schrot viel zu grob ist, kann ich Nachgüsse über die Treber
schütten bis ich schwarz werde. Die Ausbeute
wird sich nicht oder kaum erhöhen,
da der in den Grobgrießen enthaltene Extrakt im Vorfeld nicht
in Lösung gegangen ist - er
ist nach wie vor gekapselt im Kornsegment(Grobgrieß) enthalten und das
Nachgußwasser kann ihn nicht erreichen.
Überprüfung der Werte/der Formel
(1 / (MD / E + 0,01):
Setzt man die Massenanteile an Extrakt zu der Masse in Bezug die sich aus
der Summe der Wasseranteile und den
Massenanteilen an Extrakt ergeben und drückt das in % aus, müsste sich ein
indentischer Wert für
max.Plato ergeben(wir arbeiten
und messen ja in Gewichts- bzw. Massenprozenten).
Formel zur Überprüfung von
max.Plato = 1 / (MD / E + 0,01) :
(Extraktmenge im Rohstoff kg * 100) / (Extrakmenge im Rohstoff kg +
Wassermenge kg)
Es sei gegeben:
Schüttung
S = 1 kg
MD = 3 ( 1 kg Schrot mit 3,0 kg Wasser eingemaischt)
E = 80% Malzextrakt lufttrocken
Berechnung
Extraktmenge im Rohstoff kg = S * E / 100 =
0,8 kg Extrakt
Prüfung:
21,05 % mas = ( 0,8 kg Extrakt * 100 ) / ( 0,8 kg Extrakt + 3 kg
Wasser)
Die Formel stimmt dem nach.
Was bringt mir das ?
Gute Frage. Nun, auf der Suche nach schlechten Ausbeuten ist immerhin eine
Differenzierung zwischen der
Maisch- und der Läuterarbeit möglich. Eine mangelhafte Extraktlösung beim
Maischen bedingt zwangsläufig
eine schlechte Ausbeute, während eine sehr gute Extraktlösung beim Maischen
längst noch keine gute
Ausbeute garantiert(z.B. zu knappe Nachgussmenge).
... und die Erkenntnis, dass "
in Lösung bringen" eine gewisse
technologische Tiefe hat, während "
ausbeuten" nur ein Prozess
ist, der auf "
in Lösung bringen" aufsetzt.
Gruß Oli
[Editiert am 8.5.2014 um 21:56 von olibaer]
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