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Autor: Betreff: Jodnormal, wann?
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red_folder.gif erstellt am: 5.2.2006 um 17:57  
Moinmoin Zusammen,

ich habe heute schön gebraut und mein Rezept etwas abgewandelt.
Da viele meine Biere als auch mein Pils eine recht liebliche Note nachsagen, habe ich
die 1. Verzuckerungsrast bei 63 Grad von 40min auf 60min verlängert.

Nach diesen 60min habe ich mal ne Jodprobe gemacht und diese schlug prompt nach
blau/violett um.
Völlig verunsichert habe ich dann die Rast um 15min verlängert und noch ne Jodprobe gemacht. Aber, was soll ich sagen, immer noch blau. Nun waren es schon 75min 1. Verzuckerungsrast....

Prompt bin ich ins Internet und habe hier mal gesucht, von wegen Jodprobe und so...
Gehe ich jetzt recht in der Annahme, dass man bei der 1. Rast nur dann Jodnormal wird, wenn man tierisch lange bei dieser Temperatur bleibt? Nach Aufheizen auf die 2. Verzuckerungsrast (72 Grad) war die Jodprobe dann auch nach 10min ok. Es fand kein Umschlag von rot-gelb zu blau/violett statt.

Wird mein Pils jetzt "furztrocken"?

Bis dahin
Marco


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Jakobus
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red_folder.gif erstellt am: 5.2.2006 um 18:15  
mmh-jaaa. Ich glaube du kannst jetzt mancher Brauerei in Puncto EVG konkurrenz machen - was in dem zusammenhang nicht gerade als Kompliment aufgefasst werden muss... ;)

Das problem ist doch folgendes: bei 63° ist die ß-Amylase aktiv, welche vorwiegend vergärbare Zucker vom Stärkemöleuk abschneidet. Soviel ich weiß, kann dieses Enzym aber an denjenigen Zuckern besser angreifen, die von der a-Amylase (bei rund 10°C höherer Temperatur) erzeugt werden. Ich weiß jetzt nicht genau warum das so ist, kann das aber rausfinden. Daher macht man übrigens ja auch so scheinbar komplizierte Verfahren, wie das, das Wolf vor einiger Zeit vorgestellt hat.

Jedenfalls - du schaffst es halt nicht, die gesammte Stärke mit ß-Amylase (in so kurzer Zeit) abzubauen. Daher ist die Iodprobe direkt nach der 63°C- Rast halt noch positiv.

Aber das macht ja nichts, hast halt mal ein etwas sehr schlankes Pils.


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red_folder.gif erstellt am: 5.2.2006 um 18:18  
Aha, jetzt bin ich etwas schlauer..
Wäre es dann mal Interessant von Eiweißrast direkt auf 73Grad, dort dann 30min Rasten und dann flugs abkühlen auf 63 Grad. Dort 40min Rasten und aufheizen auf 78 und wech...

Was kommt dann da raus? Staubpils?

Bis dahin
Marco


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Jakobus
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red_folder.gif erstellt am: 5.2.2006 um 18:40  
Naaa, des geht auch wieder ned.
wenn du mal auf 73°C warst, hast schon zuviele ß-Amylasen kaputt gemacht. Deshalb wird in dem Maischverfahren, das ich vorhin angesprochen hab, nach dem abkühlen auch nochmal Malz zugegeben.
Durch solche Maßnahmen wird auf jeden fall ein viel höherer Glucose-Anteil in der Würze erzielt. Wie "furztrocken" das dann in der Praxis ist, muss man ausprobieren.


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Malte
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red_folder.gif erstellt am: 5.2.2006 um 19:26  
Hallo Nordhorn!

Die Stärke liegt in zwei Formen vor. Entweder als Amylose, das ist eine lange Kette aus Glucosemolekülen oder als Amylopektin, da hat die Kette noch Abzweigungen.

Die beta-Amylase, die zwischen 60 und 65°C arbeitet geht immer an das Ende einer Kette und spaltet zwei Glucosemoleküle ab (also ein Molekül Maltose). Kommt die beta-Amylase aber an eine Verzweigung, dann ist schluß. Es kann also eine Menge Stärke nicht in maltose umgewandelt werden (80% der Stärke im Malz liegt als Amylopektin vor, also verzweigt).

Solange also die alpha-Amylase nicht wirkt kann die Maische nicht verzuckern. Erst die alpha-Amylase spaltet die Ketten von innen. Dadurch entstehen etwas längere Dextrinketten (so 6 Glucosemoleküle). Diese können dann von der beta-Amylase in Maltose zerlegt werden, wenn denn die beta-Amylase noch wirkt.

Wenn du bei 66-68°C eine Rast machst sind sowohl alpha- als auch beta-Amylasen aktiv vorhanden und du bekommst eine hohe Endvergärung. Wenn du nur bei 62°C lange eine Rast hälst und dann nach 72°C hochheizt hast du weniger Maltose in der Würze und mehr längere, unvergärbare Zucker.

Dein Bier wird also nicht extrem hoch vergoren!

Verzuckern kann die Maische frühestens bei 66°C, darunter ist immer noch Stärke vorhanden!

Gruß Malte

P.S.:

Folgende Fakten musste ich nachschlagen:

Ob die alpha-Amylase zwischen zwei Verzweigungen des Amylopektins wirken kann oder ob erst die Grenzdextrinase die Verzweigung lösen muss bevor die Stärke zwischen zwei Verzweigungen in Zucker abgebaut werden kann. Ja, sie kann wirken.


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Jakobus
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red_folder.gif erstellt am: 5.2.2006 um 20:01  
Ah - OK, dann war meine Einschätzung von EVG wie bei der großen blauen Brauerei daneben.

Aber das war die Erklärung, warum die ß-Amylase nicht die gesamte "Stärke" verzuckern kann, wie ich oben ja angedeutet hab.


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red_folder.gif erstellt am: 5.2.2006 um 20:11  
@malte

Hmm... warum ist denn in 99% aller Rezepten die 1.Verzuckerungsrast auf 62 oder 63 Grad? Ist ja nach Deinen Ausführungen zu urteilen nicht so toll.

Also ich werde demnächst mal bei 66Grad die erste Rast halten. Schaunwamal wie's dann schmeckt ;)

Besten Dank für die Infos

Bis dahin
Marco


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Malte
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red_folder.gif erstellt am: 5.2.2006 um 20:39  

Zitat:
Hmm... warum ist denn in 99% aller Rezepten die 1.Verzuckerungsrast auf 62 oder 63 Grad? Ist ja nach Deinen Ausführungen zu urteilen nicht so toll.


Es ist ja die erste Rast, bei der Stärke in Zucker umgewandelt wird. Um es besser diefferenzieren zu können nennt man eine Rast, bei der die beta-Amylase arbeitet auch Maltosebildungsrast.

Eine Rast bei 62 oder 63°C ist schon sinnvoll. Es kommt eben drauf an, wie hoch der Vergärungsgrad sein soll. Ich arbeite fast immer mit dieser Rast. Pass auf:

Wenn du einen sehr niedrigen Vergärungsgrad haben möchtest, also viel Restextrakt im Bier bleiben soll, dann machst du keine Rast zwischen 60 und 70°C. Du überspringst die Maltosebildungsrast (deshalb auch "Springmaischverfahren"). Du hast dann viele unvergärgare Zucker in der Würze.

Um den Vergärungsgrad schrittweise zu erhöhen arbeitest du anfangs mit einer Kurzen Rast zwischen 60 und 65°C und einer langen bei 72°C. Je länger die Rast im 60°C Bereich ist, desdo mehr steigt der Vergärungsgrad an, bis du schließlich 90 Minuten im 60er Bereich rastest und nur kurz bei 72°C verzuckerst. Um den Vergärungsgrad weiter zu erhöhen musst du ZUSÄTZLICH zu einer Rast zwischen 60 und 65°C auch noch eine kurze Zwischenrast bei 66-68°C einhalten. Wenn du diese Rast jetzt verlängerst, dann steigt der Vergärungsgrad weiter an. Die Rast zwischen 60 und 65°C muss dabei nicht verkürzt werden, da dort ja auch die alpha-Amylase wirkt und Maltose entstehen läßt. Den höchsten Vergärungsgrad wirst du also haben, wenn du (mal grob geschätzt) 60 Minuten bei 62°C und 90 Minuten bei 66-68°C rastest. Die Maische müsste dann auch schon verzuckert sein, so dass eine weitere Rast bei 72°C unnötig ist.

Wie du siehst kann man durch die Rasten zwischen 60 und 75°C festlegen, wie viel Restextrakt im Bier sein wird, wie hoch der Alkoholgehalt ist und wie "leer" oder "voll" der Körper des Bieres wird.

Diesmal sogar alles ausm Kopf! ;)

Gruß Malte


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red_folder.gif erstellt am: 5.2.2006 um 20:43  
@Malte

Super ausführung! Na das öffnet mir doch mal die Augen und macht einiges klarer....
Na denn werde ich mal probieren und verschiedene Rasttemperaturen und Zeiten anfahren.

Bis dahin
Marco


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Gast

Gast
red_folder.gif erstellt am: 5.2.2006 um 22:40  
Hallo Leute,

Zitat:
Naaa, des geht auch wieder ned.
wenn du mal auf 73°C warst, hast schon zuviele ß-Amylasen kaputt gemacht


Totaler Blödsinn! Die Amylasen gehen erst ab 78°C kaputt. Die Beta-Amylase wird bei Temperaturen über 70°C lediglich inaktiv, sprich sie nimmt sich Hitzefrei ;)

Zitat:
Die beta-Amylase, die zwischen 60 und 65°C arbeitet geht immer an das Ende einer Kette und spaltet zwei Glucosemoleküle ab (also ein Molekül Maltose).


Das stimmt schon, aber die Beta-Amylase arbeitet eben nicht nur in diesem Bereich sondern da liegt nur das Optimum.

Zitat:
Solange also die alpha-Amylase nicht wirkt kann die Maische nicht verzuckern. Erst die alpha-Amylase spaltet die Ketten von innen


Auch richtig, aber auch hier das selbe. Die Alpha-Amylase arbeitet auch bei 62°C schon, allerdings nicht besonders viel. Da ihr Optimum bei 72-75°C liegt ist sie bei 62°C noch ziemlich verschlafen.

Zitat:
Wenn du nur bei 62°C lange eine Rast hälst und dann nach 72°C hochheizt hast du weniger Maltose in der Würze und mehr längere, unvergärbare Zucker.


Das is jetz wieder totaler Blödsinn. Eine lange Rast bei 62°C bewirkt zum einen dass die Beta-Amylase alle verfügbaren Dextrine (also die längeren Zuckermoleküle) zu Maltose abbaut (also zum vergärbaren Zucker), und zum anderen dass die Alpha-Amylase immer wieder Stärke in Dextrine verwandelt, also Nachschub für die Beta-Amylase liefert. Auch wenn sie das bei 62°C eher langsam macht. Bei einer langen Maltoserast entstehen deshalb überhauptkeine unvergärbaren Zucker sondern einzig und allein vergärbare! Wirkt sich also schon auf den EVG aus. Der Rest der Stärke wird dann bei 72°C in unvergärbaren Zucker verwandelt.

Zitat:
Es ist ja die erste Rast, bei der Stärke in Zucker umgewandelt wird

Ich weiß zwar nicht was bei dir die erste Rast ist aber bei mir heißt die immernoch Eiweißrast. Und da wird garkein Zucker gebildet sonder nur Peptide und Aminosäuren, welche die Hefe dann später zur Vergärung braucht. Der Zucker wird bei der 2. und 3. Rast gebildet.

Zitat:
Um den Vergärungsgrad schrittweise zu erhöhen arbeitest du anfangs mit einer Kurzen Rast zwischen 60 und 65°C und einer langen bei 72°C. Je länger die Rast im 60°C Bereich ist, desdo mehr steigt der Vergärungsgrad an, bis du schließlich 90 Minuten im 60er Bereich rastest und nur kurz bei 72°C verzuckerst.


genau das hat Nordhorn gemacht, also wird das schon ein sehr trockenes Pils werden.

Zitat:
Den höchsten Vergärungsgrad wirst du also haben, wenn du (mal grob geschätzt) 60 Minuten bei 62°C und 90 Minuten bei 66-68°C rastest. Die Maische müsste dann auch schon verzuckert sein, so dass eine weitere Rast bei 72°C unnötig ist.


Das is jetz wieder richtig ;)

[Editiert am 5/2/2006 von Waginga Hausbrau]
Antwort 9
Gast

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red_folder.gif erstellt am: 5.2.2006 um 22:58  
Noch eine kleine Ergänzung:

Die Amylasen arbeiten in der Natur sogar bei weitaus niedrigeren Temperaturen. Wenn das Getriedekorn zu keimen beginnt dann wird die Stärke auch in Zucker verwandelt und dient als Energiereservoir für die Jungpflanze. Das geht dann natürlich noch vieel langsamer aber soll ja auch so sein, schließlich wächst so ein Gerstenholm auch nicht von heute auf morgen.
Antwort 10
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Jakobus
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smilies/mad.gif erstellt am: 5.2.2006 um 23:03  

Zitat:
Totaler Blödsinn!
...
Das is jetz wieder totaler Blödsinn.


Das ist ja mal ne Art, eine andere Meinung zu kommentieren! Nun, offensichtlich bist du ja um einiges schlauer als gelernte Brauer (Glückwunsch an dieser Stelle an Malte!) und Diplombrauer, -ingenieure, Doktoren und Professoren, die bücher über das brauwesen schreiben... Nur so als anmerkung - hin und wieder in ein Buch reinzuschauen hat noch niemandem geschadet, und man darf daraus auch durchaus zitieren!
Der gewogene Leser möge den Thread suchen in dem Wolf das Maischverfahren beschreibt, da ist nämlich auch die Begründung nachzulesen, warum nach dem abkühlen frisches MAlz zugegeben werden sollte.
Ich weiß nciht, ob sich einige hier wirklich des Brauens willen tummeln, oder nur um ihr Klappe möglichst weit aufzureißen - wie passend manchmal Avatare doch sind.
Und ich warte geradezu auf eine Antwort nach dem Motto "Was du jetzt aber geschrieben hast ist auch nicht gerade nett!" Ja - soll's auch nicht sein, verdammt noch mal! Spar's dir also!
Ich kann Menschen einfach nicht ausstehen, die andere Meinungen, Ansichten oder Erfahrungen als Quatsch, Blödsinn, oder Schwachsinn bezeichnen! Schon gelich nicht, wenn deise Menschen nicht in der Lage sind, einen normalen Satz bis zum Ende zu Lesen. Oder zumindest am Ende nciht mehr wissen, was drin stand. Das Fällt mir in diesem Thread nicht zum ersten mal auf.

Mit freundlichen, uneditierten Grüßen


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Gast

Gast
red_folder.gif erstellt am: 6.2.2006 um 00:03  
Lieber Jakobus,

eigentlich ist es mir viel zu blöd auf solche Posts wie deine zu antworten, das geistige Niveau ist einfach zu niedrig. Aber ich ertrage es einfach nicht wenn irgendwelche Pseudo-Schlaumeier sich zu jedem Thema äußern müssen und dann irgendwas zitieren was sie irgendwo mal gelesen haben und eigentlich garnicht verstanden haben.

Zitat:
Nur so als anmerkung - hin und wieder in ein Buch reinzuschauen hat noch niemandem geschadet, und man darf daraus auch durchaus zitieren!


zwischen zitieren und kapieren liegen anscheinend Welten!


Das hier wird jetzt etwas länger werden, zum Glück hab ich morgen Urlaub. Ich möchte mich schon im vorab für evtl. etwas böse formulierte Aussagen entschuldigen, will hier eigentlich niemanden beleidigen.

Mit "totaler Blödsinn" habe ich absolut keine Meinung kommentiert weil es hier garnicht um Meinungen geht sondern um Tatsachen. Irgendwann wirst auch du das hoffentlich mal kapieren.

Zitat:
Nun, offensichtlich bist du ja um einiges schlauer als gelernte Brauer (Glückwunsch an dieser Stelle an Malte!) und Diplombrauer, -ingenieure, Doktoren und Professoren, die bücher über das brauwesen schreiben...


Bin ich bestimmt nicht und hab ich auch nicht gesagt, aber der Unterschied zwischen mir und dir ist dass ich mein Hirn benutze bevor ich irgendwas behaupte.

Um auf das Maischverfahren von Wolf zurückzukommen auf das du dich immer beziehst, ich nehme mal an du meinst dieses hier:


Zitat:
Hallo Braugemeinde,

dieses Verfahren habe ich in einem anderen Forum entdeckt. Deshalb betone ich auch ausdrücklich, dass ich es mir nicht ausgedacht habe.
Gedacht ist es vor allen Dingen für diejenigen, die keinen zweiten Sudkessel oder Kochtopf haben oder >50 Liter brauen.
Die Schüttung wird am Anfang erst mal geteilt, sagen wir 60%, so wie ich es gemacht habe und mit 60% des Hauptgusses eingemaischt. Einmaischtemperatur kann sein 35°C, 55°C oder auch 62°C. Das kann sich jeder selbst überlegen. Dann wird gemaischt, wie sonst auch - das hängt natürlich von der Einmaischtemperatur ab - bis rauf zur Verzuckerungsrast. Diese kann in dem Fall ruhig ausgedehnt werde. Warum erklärt sich später. Dann kocht man das Ganze 30-40 Minuten. Nun gibt man so viel kaltes Wasser zu - das dürfte ungefähr den 40% des Hauptgusses entsprechen - bis man 55°C erreicht hat.
Jetzt kommt der Rest der Schüttung hinzu und weiter geht es wiederum per Infusion. Die bei der ausgedehnten Verzuckerungsrast (Kochmaische) zahlreich entstandenen, unvergärbaren Dextrine werden dann während der Hauptmaische von der ß-Amylase in vergärbare Zucker zerlegt, wenn ich mich hier nicht täusche. So weit das Maischverfahren.
Mein Sud sah folgendermaßen aus (ist natürlich meine Kreation, bitte nicht erschrecken):
Schüttung: 5 kg
Zusammensetzung: 1 kg Gerstenkaramelmalz, 1 kg Haferkaramelmalz (unentspelzt), 3 kg helles GM
Kochmaische: 1 kg Gerstenkara, 1 kg Haferkara, 1 kg helles GM.
Maischvorgang Kochmaische: Eingemaischt bei 35°C, 10 min Rast, 53°C, kurze Rast, 62°C 1 h Rast, 73°C 45°C , Kochen 30 min
Hauptmaische: Nach dem Kochen gibt man ca. 6 Liter Wasser zu und den Rest der Schüttung, also 2 kg helles GM. Temperatur, wenn nötig korrigieren auf 53°C. Hier kurze Rast, weiter auf 62°C, hier 1 h Rast. Jodprobe negativ!! Weiter auf 73-76°C kurze Rast. Abläutern usw. usw.
Kommentare, Anregungen, Kritik, Lob, Verrisse, alles erwünscht, wenn einigermaßen sachlich. Danke.

Grüße
Wolfgang


Du kannst es dir ruhig 3 oder 4 mal durchlesen, vielleicht verstehst du ja dann warum man nochmal Malz dazugibt. Aber wahrscheinlich nicht, deshalb erklär ichs dir mal gaaaaanz langsam:


Zitat:
Dann kocht man das Ganze 30-40 Minuten. Nun gibt man so viel kaltes Wasser zu - das dürfte ungefähr den 40% des Hauptgusses entsprechen - bis man 55°C erreicht hat.


Wenn du in Physik aufgepasst hättest dann würdest du wissen dass Wasser erst bei 100°C kocht. Wenn du jetzt auch noch rechnen könntest dann wüsstest du dass 78°C weniger ist als 100°C.

Zitat:
Die Amylasen gehen erst ab 78°C kaputt. Die Beta-Amylase wird bei Temperaturen über 70°C lediglich inaktiv, sprich sie nimmt sich Hitzefrei


Erkennst du da irgendeinen Zusammenhang? Wenn nicht dann is bei dir Hopfen und Malz verloren...

Noch was zu deinen ach so tollen Zitaten von irgendwelchen angeblichen Profis:
Ein Zitat ist wzar zur Verdeutlichung ganz nett, aber um irgendetwas damit zu beweisen gänzlich ungeeignet. Und zwar weil es immer aus dem Zusammenhang gerissen ist, man bräuchte immer den ganzen Text. Denk mal drüber nach.

Zitat:
Ich kann Menschen einfach nicht ausstehen, die andere Meinungen, Ansichten oder Erfahrungen als Quatsch, Blödsinn, oder Schwachsinn bezeichnen


Na dann musst du dich selbst aber ganz schön hassen...

Zitat:
Schon gelich nicht, wenn deise Menschen nicht in der Lage sind, einen normalen Satz bis zum Ende zu Lesen. Oder zumindest am Ende nciht mehr wissen, was drin stand. Das Fällt mir in diesem Thread nicht zum ersten mal auf.


Na dann würde ich an deiner Stelle die Posts hier mal richtig durchlesen und dann versuchen das wesentliche aufzuschreiben, vielleicht kannst du dann auch mal qualifizierte Antworten liefern. Du verstehst ja nicht mal um was es in dem Verfahren von Wolf eigentlich gegangen ist.

Deine arrogante Art geht mir langsam tierisch auf den Sack!




[Editiert am 5/2/2006 von Waginga Hausbrau]
Antwort 12
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red_folder.gif erstellt am: 6.2.2006 um 00:54  
Ganz kurz...ohne Zitate...trinkt ihr eigentlich zwischendurch auch mal selbstgebrautes Bier?? Wenn ich diese hochakademische Worte sehe, da denke ich mir....braun die auch wirklich?
Cool down Jungs.... einfach brauen, geniessen und sonst was...aber hier so ein Streit... WARUM?
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Malte
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red_folder.gif erstellt am: 6.2.2006 um 02:17  

Zitat:
Auch richtig, aber auch hier das selbe. Die Alpha-Amylase arbeitet auch bei 62°C schon, allerdings nicht besonders viel. Da ihr Optimum bei 72-75°C liegt ist sie bei 62°C noch ziemlich verschlafen.


Nein, die alpha-Amylase arbeitet bei 62°C nicht in einem brauchbaren Rahmen, außer du willst fünf Stunden rasten

Zitat:
quote:Wenn du nur bei 62°C lange eine Rast hälst und dann nach 72°C hochheizt hast du weniger Maltose in der Würze und mehr längere, unvergärbare Zucker.



Das is jetz wieder totaler Blödsinn. Eine lange Rast bei 62°C bewirkt zum einen dass die Beta-Amylase alle verfügbaren Dextrine (also die längeren Zuckermoleküle) zu Maltose abbaut (also zum vergärbaren Zucker), und zum anderen dass die Alpha-Amylase immer wieder Stärke in Dextrine verwandelt, also Nachschub für die Beta-Amylase liefert. Auch wenn sie das bei 62°C eher langsam macht. Bei einer langen Maltoserast entstehen deshalb überhauptkeine unvergärbaren Zucker sondern einzig und allein vergärbare! Wirkt sich also schon auf den EVG aus. Der Rest der Stärke wird dann bei 72°C in unvergärbaren Zucker verwandelt.


Wie ich schon geschrieben habe arbeitet die alpha-Amylase bei diesen Temperaturen nicht so, dass man sie einsetzen kann. Demnach ist meine Aussage:

Zitat:
Wenn du bei 66-68°C eine Rast machst sind sowohl alpha- als auch beta-Amylasen aktiv vorhanden und du bekommst eine hohe Endvergärung. Wenn du nur bei 62°C lange eine Rast hälst und dann nach 72°C hochheizt hast du weniger Maltose in der Würze und mehr längere, unvergärbare Zucker.


auch richtig. Wenn beide Amylasen sinnvoll arbeiten sollen muss die Rasttemperatur zwischen 65 und 70°C liegen.

Zitat:
quote:Es ist ja die erste Rast, bei der Stärke in Zucker umgewandelt wird


Ich weiß zwar nicht was bei dir die erste Rast ist aber bei mir heißt die immernoch Eiweißrast. Und da wird garkein Zucker gebildet sonder nur Peptide und Aminosäuren, welche die Hefe dann später zur Vergärung braucht. Der Zucker wird bei der 2. und 3. Rast gebildet.


Von allen Rasten, die bei einer Infusion gehalten werden können ist die Maltosebildungsrast die erste, bei der Stärke in Zucker umgewandelt wird. Es ist also die "erste Rast, bei der Stärke in Zucker umgewandelt wird." Ist das so schwer zu verstehen?
Der Zucker kann übrigens auch erst bei der 3. und 4. Rast, oder sogar 5. und 6. Rast gebildet werden, je nachdem, wie viele Rasten vorher gefahren werden. Grade bei Weizenbieren kann man vorher noch viele andere Rasten fahren.

Zitat:
quote:Um den Vergärungsgrad schrittweise zu erhöhen arbeitest du anfangs mit einer Kurzen Rast zwischen 60 und 65°C und einer langen bei 72°C. Je länger die Rast im 60°C Bereich ist, desdo mehr steigt der Vergärungsgrad an, bis du schließlich 90 Minuten im 60er Bereich rastest und nur kurz bei 72°C verzuckerst.



genau das hat Nordhorn gemacht, also wird das schon ein sehr trockenes Pils werden.


Es ist aber ein sehr großer Unterschied, ob ich im 60er Bereich bei 62°C oder bei 68°C raste. Bei 62°C arbeitet nur die beta-Amylase sinnvoll, bei 68°C arbeiten beide Amylasen, wodurch dann die größt mögliche Anzahl an vergärbaren zuckern gewonnen wird.

Wie ich schon geschrieben habe fahre ich selber mein normales Pilsener mit einer 62°C und einer 72°C Rast. Dadurch komme ich von 11,5% grade mal auf 3,0% runter und habe so ein volles, würziges Pilsener. Wenn man eines Es von unter 2% haben möchte muss man eine ausgeprägte Rast im hohen 60er Bereich einhalten.

Zitat:
quote:Den höchsten Vergärungsgrad wirst du also haben, wenn du (mal grob geschätzt) 60 Minuten bei 62°C und 90 Minuten bei 66-68°C rastest. Die Maische müsste dann auch schon verzuckert sein, so dass eine weitere Rast bei 72°C unnötig ist.



Das is jetz wieder richtig


Wenn du das als richtig ansiehst, dann musst du mich bei anderen Aussagen falasch verstanden haben. Das vierte Zitat in deinem post, wo du meine Aussage als Blödsinn hinstellst ist so alleine gesehen auch falsch. Du darfst auch nicht Sätze aus dem Zusammenhang rausnehmen und dann als falsch hinstellen. In diesem Post habe ich den Satz davor noch mitzitiert (s.o. drittes Zitat) und die Aussage ist 100%ig richtig.

Tatsache ist es, dass kein Brauer bei einer Rast bei 62 oder 63°C die Wirkung der alpha-Amylase haben möchte. Und auch die beta-Amylase in einer Maische, die bereits bei 75°C war arbeitet bei einer Abkühlung auf 62°C nicht mehr in dem Umfang, in dem sie vorher gearbeitet hat. Die Aktivitätskurve von Enzymen sieht so aus, dass einer langsame Steigerung zu beobachten ist, die exponential zum Optimum ansteigt und danach nahezu steil abfällt, bis ein paar Grad über der Opimaltemperatur nicht nur keine Aktivität mehr beobachtet werden kann, sondern die Enzyme auch schon geschädigt werden. Eine Schädigung tritt nämlich nicht erst bei 80°C auf. Dort werden die meisten Enzyme, da sie chemisch gesehen Eiweiße sind, denaturiert.

Das auch bei der Keimung der Gerste die Amylasen wirken ist tadellos richtig. Bei den typischen 20°C im Keimkasten einer Mälzerei werden in 5-7 Tagen 10% der Stärke verzuckert.

Um es nochmal zu unterstreichen, ich kann auch nach mehrmaligem Durchlesen keine fachlichen Fehler in meinem Post erkennen und besitze deshalb die klugscheißerische Arroganz, alle dort getätigten Aussagen als 100%ig richtig zu bestätigen.

Gruß Malte

Edit:

Hab ich noch vergessen, auch hier wieder alles ohne ein Blick in ein Fachbuch zu werfen.

[Editiert am 6/2/2006 von Malte]


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Hallo,

also mal abgesehen von den Emotionen hier ließt sich das Meiste eigentlich ganz logisch.
Ich möchte dennoch nachhaken :
Ich fahre meine Pilsner Sude immer mit einer Rast bei 62° für 60 Minuten und anschließend bei 72° Grad bis zur Jodnormalität (was nach maximal 30 Minuten der Fall ist). Ich erziele damit einen Es von 2% - also gaaaanz viele vergärbare Zucker. Ich meine, auch heavybyte schrieb irgendwann einmal über sein furztrockenes Pils, dass er eine ähnliche Temperaturführung macht.

Das stünde nun aber doch im Wiederspruch zu Maltes Aussage
Zitat:
Wenn du nur bei 62°C lange eine Rast hälst und dann nach 72°C hochheizt hast du weniger Maltose in der Würze und mehr längere, unvergärbare Zucker. Dein Bier wird also nicht extrem hoch vergoren!


Ich habe mir persönlich das so zusammengereimt, dass ja in meiner Einkochtopf - Sudpfanne allein das Hochheizen von 62 auf 72 Grad manchmal mehr als 15 Minuten dauert - ich quasi eine unfreiwillige 'Rast' bei 66..70 Grad halte.
Im Grunde ist es vielleicht gar nicht soo wichtig, welches Enzym nun wirklich an der Arbeit ist solange das Ergebnis stimmt.
Aber das ist das schöne an diesem Forum hier, dass wir es dann eigentlich doch genau wissen wollen.

Habe ich jetzt auch ein Defizit zwischen "zitieren und kapieren" ( :thumbdown: ) oder gibt es eine bessere Erklärung ?

Danke im Vorauss
Tino


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ggansde
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red_folder.gif erstellt am: 6.2.2006 um 10:13  
Hey folks,
ich will die Wissenschaft, die hinter der Sache steht auch nicht in Frage stellen. Dennoch, wie deckt sich das Gesagte mit dem Rezept für "Norddeutsches Pils" aus der Datenbank: 90 min. bei 66 °C und danach sofort bei 76 °C abmaischen. Als ehemaliger Norddeutscher kenn ich diese Pilse: Sehr trocken, ohne Restsüsse, ohne große Malznote. Auch hier im Forum taucht immer wieder die Aussage auf um ein schlankes Pils herzustellen: eine Maltoserast bei ca. 62 - 66 °C und dann, wenn überhaupt, eine sehr kurze Rast bei ca. 70 - 72 °C.
Ich bin jetzt etwas verwirrt. Auch wenn mein Versuch mit oben genanntem Rezept genau das Ergebnis gebracht hat, wie ich es haben wollte.
Grüße,
Markus
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red_folder.gif erstellt am: 6.2.2006 um 10:39  

Zitat:
Ich fahre meine Pilsner Sude immer mit einer Rast bei 62° für 60 Minuten und anschließend bei 72° Grad bis zur Jodnormalität (was nach maximal 30 Minuten der Fall ist). Ich erziele damit einen Es von 2% - also gaaaanz viele vergärbare Zucker. Ich meine, auch heavybyte schrieb irgendwann einmal über sein furztrockenes Pils, dass er eine ähnliche Temperaturführung macht.


Is genau das was ich gesagt habe, Auch bei 62° sind beide Enzyme aktiv, deshalb ein sehr trockenes Pils.


@ggansde
Zitat:
wie deckt sich das Gesagte mit dem Rezept für "Norddeutsches Pils" aus der Datenbank: 90 min. bei 66 °C und danach sofort bei 76 °C abmaischen. Als ehemaliger Norddeutscher kenn ich diese Pilse: Sehr trocken, ohne Restsüsse, ohne große Malznote. Auch hier im Forum taucht immer wieder die Aussage auf um ein schlankes Pils herzustellen: eine Maltoserast bei ca. 62 - 66 °C und dann, wenn überhaupt, eine sehr kurze Rast bei ca. 70 - 72 °C.


Das deckt sich folgendermaßen:
Da ja im Temperaturbereich von 62-66 °C beide Enzyme aktiv sind wird sowohl das Amylopektin von der alpha-Amylase in Dextrin umgewandelt als auch das dadurch entstandene Dextrin zusammen mit der Amylose aus dem Malz von der beta-Amylase in Maltose umgewandelt, also in vergärbaren Zucker.
Der letzte kleine Rest des Amylopektins wird dann bei einer nur noch kurzen Verweildauer bei ca 72° von der beta-Amylase in nichtvergärbaren Zucker umgewandelt, wodurch dann Jodnormalität erreicht wird.
Antwort 17
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red_folder.gif erstellt am: 6.2.2006 um 11:06  
moin Hobbybrauer,

nachdem ich in einer Tabelle gesehen habe, dass sowohl Alpha- alsauch Betaamylasen in einem doch grossen Temperaturbereich aktiv sind, natürlich mit abfallender Tendenz zu den Enden hin, mache ich eine ausgedehnte (60min.) Rast bei 65°, dann kurz hoch auf 72° für 20min. und abmaischen bei 78°.

Obwohl oft beschrieben wird, dass man die Eiweissrast getrost ausfallen lassen könnte, mache ich doch auch eine 20minütige Rast bei 52°, ganz einfach um meiner Hefe eine ordentliche Mahlzeit zu bescheren.

Also meine aktuellen Daten: 20min bei 52°, 60min bei 65°, 20min bei 72°, auf 78° und wech.

Mein Pils hat meist einen RE von 2°Plato und ist furztrocken.

Mal sehen ob ich heute Abend noch die Tabelle posten kann.

Cheers
Antwort 18
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red_folder.gif erstellt am: 6.2.2006 um 11:51  
@ heavybyte

Diese Tabelle würde mich sehr interssieren, hab sowas inder Art auch mal gesehen aber leider hab ich da keine Unterlagen mehr darüber.


@malte

Zitat:
Nein, die alpha-Amylase arbeitet bei 62°C nicht in einem brauchbaren Rahmen, außer du willst fünf Stunden rasten


Demnach würde man bei sämtlichen gängigen Infusionsverfahren immer nur ca 20% Maltose erhalten (aus den 20% Amyloseanteil der Stärke) und die restlichen 80% Amylopektin der Stärke würden dann komplett in unvergärbare Zucker verwandelt werden weil wir ja alle wissen dass die beta-Amylase ab 70°C garnichts mehr macht, in diesem Punkt sind wir uns alle einig.

Aus eigener Erfahrung (ich maische nur mit diesem Verfahren, also immer exakt 62°C
und exakt 72°C dank Temperatursteuerung) kann ich sagen dass meine Biere keineswegs einen schlechten EVG haben. Von 80% Dextrose kann also garnicht die Rede sein.

Im übrigen kann ich mich erinnern einmal gelesen zu haben dass bei einer Temperatursenkung um 10°C die Enzymaktivität um 30 bis 40% zurückgeht. Demnach hätten wir bei 62°C immernoch eine Alpha-Amylase-Aktivität um die 60%.

Zitat:
Von allen Rasten, die bei einer Infusion gehalten werden können ist die Maltosebildungsrast die erste, bei der Stärke in Zucker umgewandelt wird. Es ist also die "erste Rast, bei der Stärke in Zucker umgewandelt wird."


So formuliert ist es richtig, da haben wir nur aneinander vorbeigeredet.

Zitat:
Die Aktivitätskurve von Enzymen sieht so aus, dass einer langsame Steigerung zu beobachten ist, die exponential zum Optimum ansteigt und danach nahezu steil abfällt, bis ein paar Grad über der Opimaltemperatur nicht nur keine Aktivität mehr beobachtet werden kann, sondern die Enzyme auch schon geschädigt werden. Eine Schädigung tritt nämlich nicht erst bei 80°C auf. Dort werden die meisten Enzyme, da sie chemisch gesehen Eiweiße sind, denaturiert.


eine langsame Steigerung bedeutet doch gerade dass bei einer großen Temperaturdifferenz nur eine kleine Aktivitätsänderung stattfindet. Eine Schädigung der Enzyme tritt währen dem kompletten Maischen auf weil diese Enzyme von der Natur eigentlich garnicht für diese Temperaturen vorgesehen sind. Man muss sich das so vorstellen als wenn mein einen Elektromotor der für 12V ausgelegt ist mit 30V unter Vollast betreibt. Er liefert zwar kurzzeitig ein Optimum an Leistung, aber er geht dann eben auch sehr schnell dabei kaputt. Würde man ihn an z.B. 100V anschließen dann würde er sofort durchbrennen und garnichts mehr machen. Das entspricht in etwa den 78°C.

Zitat:
Um es nochmal zu unterstreichen, ich kann auch nach mehrmaligem Durchlesen keine fachlichen Fehler in meinem Post erkennen und besitze deshalb die klugscheißerische Arroganz, alle dort getätigten Aussagen als 100%ig richtig zu bestätigen.

Gruß Malte

Edit:

Hab ich noch vergessen, auch hier wieder alles ohne ein Blick in ein Fachbuch zu werfen.


Ich habe deine fachliche Kompetenz niemals in Frage gestellt und auch nicht gesagt dass du alles nur irgendwo abschreibst. Ich habe lediglich meinen Wissensstand (übrigens auch alles aus dem Gedächtnis) und deine Posts verknüpft und der menschlichen Logik meines Zentralgehirns unterworfen. Und da ergeben sich dann durchaus Widersrüche. Desweiteren habe ich niemals einen Anspruch auf vollkommene Richtigkeit meiner Posts gestellt. Meine Erfahrung allerdings bestätigt meine logischen Schlußfolgerungen. Wenn du was anderes beweisen kannst dann bitte, bin schon ganz gespannt.



[Editiert am 6/2/2006 von Waginga Hausbrau]
Antwort 19
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Malte
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red_folder.gif erstellt am: 6.2.2006 um 14:04  
Hi Waginga!

Zitat:
Demnach würde man bei sämtlichen gängigen Infusionsverfahren immer nur ca 20% Maltose erhalten (aus den 20% Amyloseanteil der Stärke) und die restlichen 80% Amylopektin der Stärke würden dann komplett in unvergärbare Zucker verwandelt werden weil wir ja alle wissen dass die beta-Amylase ab 70°C garnichts mehr macht, in diesem Punkt sind wir uns alle einig.


Nein, weil auch das Amylopektin Enden hat, an denen die bata-Amylase angreifen kann. Man erhällt also deutlich mehr als 20% Maltose, wenn man nach einer 62°C Rast nach 72°C aufheizt, ohne dass die alpha-Amylase etwas dazu beitragen muss.

Zitat:
Aus eigener Erfahrung (ich maische nur mit diesem Verfahren, also immer exakt 62°C
und exakt 72°C dank Temperatursteuerung) kann ich sagen dass meine Biere keineswegs einen schlechten EVG haben. Von 80% Dextrose kann also garnicht die Rede sein.


Der Endvergärungsgrad bei einer 62°C Rast ist ja auch nicht schlecht, sondern nur niedriger als bei einer 66-68°C Rast. Unter Umständen kann ich bei einere 62°C auch den gleichen Endvergärungsgrad erreichen wie bei einer 68°C Rast, aber dafür muss diese Rast eben extrem lange gehalten werden. Da es Nachteile mit sich bringt, die Maischedauer nicht so kurz wie möglich zu halten (z.B. Lösung zu vieler unedler Geschmacksstoffe, die man grade bei einem trockenen Pilsener nicht haben möchte) wird in der Praxis eben eine Rast im hohen 60er Bereich gefahren oder idealerweise diese mit einer Rast im niedrigen 60er Bereich kombiniert. Bei 62-63°C arbeitet die beta-Amylase dann, bis "nix" mehr da ist und bei 68°C läßt man sie dann noch eine Zeitlang (bei geringerer Aktivität) die Abbauprodukte der alpha-Amylase in Maltose umwandeln. So kann man auch genau den Endvergärungsgrad steuern.

Ich werde mal, wenn ich Zeit habe, etwas zur Aktivität der alpha-Amylase bei 62°C suchen, bzw. das erübrigt sich ja, wenn heavy die Tabelle postet. Da es sich bei ENzymen um natürliche Vorgänge handelt ist es klar, dass auch bei 62 die alpha-Amylase arbeitet, genau wie es bei 72°C noch aktive beta-Amylasen geben wird. Die Frage ist immer nur, wie aktiv diese Enzyme sind und wie lange sie aktiv sind. Bei hohen Temperaturen nimmt die Aktivität von Enzymen nämlich mit der Zeit ab, auch wenn noch genügend "Arbeitsmaterial" vorhanden ist. Theoretisch ist ein ganzer Haufen von Enzymen zwischen 60 und 80°C aktiv, für die praktische Arbeit ist es aber nur wichtig, mit einigen davon zu Arbeiten, die anderen sind "unwichtiges" Beiwerk.

@ tinoquell

Während der Aufheizphasen sind die Enzyma natürlich auch aktiv und bilden Zucker. Wenn du also recht langsam aufheizt, dann machst du quasi eine ungewollte Rast. Schneller als 1°C pro Minuten sollte Maische sowieso nicht aufgeheizt werden, unter anderem damit die Enzyme sich langsam und gut anpassen können.

Trotzdem kommst du bei deinem Pils mit der 62°C Rast sehr weit runter mit dem Extrakt. Woran das jetzt liegt kann ich dir nicht sagen. Was mich dabei auch wundert ist die recht lange Verzuckerungszeit, ich benötige nie mehr als 15 Minuten zum Verzuckern. Und wenn du schon bei 62°C viel vergärbare Zucker gebildet hast, dann sollte die Verzuckerung nicht lange auf sich warten lassen.

Woran das jetzt wirklich liegt kann ich dir leider nicht sagen, die 15 Minuten Aufheizen scheinen mir auch etwas wenig zu sein, um den Vergärungsgrad so weit hoch zu treiben (weil die beta-Amylase recht langsam arbeitet).

Zitat:
Obwohl oft beschrieben wird, dass man die Eiweissrast getrost ausfallen lassen könnte, mache ich doch auch eine 20minütige Rast bei 52°, ganz einfach um meiner Hefe eine ordentliche Mahlzeit zu bescheren.


Wie ich an anderer Stelle schon geschrieben hab würde ich nicht höher als 55°C einmaischen. Großbrauereien können durch die gut gelösten Malze und die Verfahrenstechnik sofort bei 62°C einmaischen, der Hobbybrauer sollte aber dem Malz und dessen Enzymen etwas Zeit geben um gut in Lösung zu gehen und sich schön homogen zu verteilen. Eine Rast zwischen 48 und 55°C kann dabei niemals schaden, wenn sie nicht zu lange gehalten wird. Wenn man sie zu lange hält merkt man das im fertigen Bier an der mangelhaften Schaumbildung.

Fazit:

Man kann mit festlegen der Rastzeiten und der Rasten den Endvergärungsgrad gut steuern. Der Einsatz einer Rast bei 66-68°C (ich hab grade mal was aus der Betriebspraxis rausgesucht, da reichen auch schon 65°C, allerdings mit einer davor gefahrenen Rast bei 62°C, die Rast bei 65°C sollte dabei länger gefahren werden) bringt dabei den höchsten EVG. Wenn ich etwas körperreichere Biere haben möchte dann lasse ich diese Temperaturen weg und arbeite nur mit 62°C oder gehe sogar bis auf 60°C runter, um die Aktivität der alpha-Amylase (wieviel es jetzt auch immer ist) zu minimieren. Halte ich diese Rast lange, dann steigt mein EVG, halte ich sie nur kurz und Verzuckere länger bei 72°C sinkt mein EVG. Den niedrigsten EVG bekomme ich, wenn ich zwischen 60 und 70°C überhaupt nicht raste.

Gruß Malte


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"Zeige mir eine Frau, die wirklich Gefallen am Bier findet, und ich erobere die Welt."
Kaiser Wilhelm II
(1859-1941)
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Gast
red_folder.gif erstellt am: 6.2.2006 um 15:09  
was ihr bei aller Wissenschaft noch vergessen habt zu erwähnen ist der PH-Wert der Maische, welcher ganz besonders bei der Maltoserast eine Rolle spielt und dabei im Optimum um 4,6 liegen sollte.
Wer also auchnoch den letzten Rest aus seinem Malz herausholen möchte, sollte seiner Maische etwas Säure beigeben.
Das ist der Grund warum einige Brauereien, Claudius macht es übrigens auch so, noch Phosphorsäure der Maische zusetzen.
Das Thema hatten wir schonmal.
Antwort 21
Gast

Gast
red_folder.gif erstellt am: 6.2.2006 um 15:32  
Also ich hab mal ein wenig im Internet gestöbert um etwas über die Aktivitätsbereiche der Enzyme zu finden und bin dabei auf folgende Informationen gestoßen:

Das Beta-Glucan (Amylopektin) wird von unterschiedlichen Beta-Enzymen gespalten deren Temperaturoptima im Bereich von 20°C (Cellobiase) und 65° C (Beta-Glucan-Solubilase) liegen. Letzteres ist am längsten aktiv und wird erst bei 73° C inaktiviert!

Narziß gibt 5 Abschnitte für den Abbau von Beta-Glucan an:

1. Lösung der während der Mälzung bereits in lösliche Form überführten Beta-Glucane in Flüssigkeit

2. Abbau der gelösten Beta-Glucane bei Temperaturen zwischen 35°C und 50° C durch Endo-Beta-Glucanasen

3. Zunehmende Extraktlösung bei 45°-55°C durch Endo-Beta-Glucanasen

4. Ab 60°C bis ca 70°C wird durch die Beta-Glucan-Solubilase und die Verkleisterung der Stärke verstärkt hochmolekulares Beta-Glucan in Lösung gebracht. Dieses kann bei 65°C noch zu einem geringen Teil von Endo-Beta-1-3-Glucanase abgebaut werden. Bei Temperaturen über 65°C findet kein Abbau mehr statt!

5.Das bei 70°C bis zur vollständigen Inaktivierung der Beta-Glucan-Solubilase bei ca 73°C gelöste Beta-Glucan geht ohne weiteren Abbau in Lösung.




Außerdem:

Es gibt neben den beiden Amylasen auch noch Grenzdextrinase welche ebenfalls Amylopektin in Maltose umwandelt und ihr Optimum zwischen 55°C und 60°C hat. Sie wird bei Teperaturen über 65°C inaktiviert. Somit wäre auch erklärt warum die Maltoserast bei ca 62°C gehalten wird und nicht bei 65°C oder noch höher.

Die von der Alpha-Amylase bei Temperaturen über 70°C erzeugten Stärkebruchstücke können weder von der Beta-Amylase noch von der Grenzdextrinase abgebaut werden, da diese bereits inaktiviert sind

Stimmt alles soweit mit meinen Überlegungen überein.

Die kursiven Abschnitte sind Zitate aus einer Doktorarbeit an der Technischen Universität München. Wer nachlesen will, bittesehr:


http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=967427428&dok_var =d1&dok_ext=pdf&filename=967427428.pdf




[Editiert am 6/2/2006 von Waginga Hausbrau]
Antwort 22
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red_folder.gif erstellt am: 6.2.2006 um 15:42  
Danke die Herren,

wieder eine Menge gelernt heute. Auch wenn mir heute abend vor lauter Amylasen der Kopf brummen wird.
Aber dagegen kenne ich ein gutes Rezept. ;)
Eine Frage habe ich aber noch.

Kann ich durch die Zugabe von Braugips, oder Sauermalz nicht auch Einfluß
auf den PH Wert der Maische nehmen ?
Wo liegt der Vorteil beim Einsatz von Phosphorsäure ???

Gruß
BBF


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Erstaunlich, ändert mann an dem Wort Mama nur vier Buchstaben, so wird Bier daraus !
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Jakobus
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red_folder.gif erstellt am: 6.2.2006 um 16:57  
Ichn wünsch euch allen noch eine schöne Zeit, ihr habt ja jetzt jemanden, der sein Hirn einschaltet (was ich ob seiner Logik und ganz besondern seiner Wortwahl nicht immer nachvollziehen kann...aber wenn er's behauptet!)
Hab hier im Forum einiges gelernt, und bedaure diesen Schritt deshalb.
Es sind schon einige ehemalige Mitglieder (zumindest für einige Zeit) ausgestiegen, ich hab das nie ganz verstanden, aber jetzt reicht's mir langsam, diese Überheblichkeit eines gewissen Herrn.
Nachdem ich seinen Worten nach ohnehin nur Schwachsinn von mir gebe, ist es wohl der größte Gewinn für das Forum, wenn ich mich zurückziehe - was nicht bedeutet, daß ich nicht weiterhin privaten Kontakt zu einigen Mitgliedern halten werde, zu denen ich persönlich ein gutes Verhältnis aufgebaut habe.
Ach, und eines noch - kommentier's nicht! Du blamierst dich bei jeder deiner aggressiv-überheblichen Antworten!


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