Member Beiträge: 92 Registriert: 5.3.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.5.2006 um 16:09 |
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Hi zusammen,
Ich habe am 26.04.2006 mein erstes Bier gebraut, ein Export.
Mein Rezept sah so aus:
Für 20 Liter fertiges Bier
4,0 Kg Pilsener Malz
0,4 Kg Carapils
0,1 Kg Sauermalz
26 g Tettnanger Hopfenpellets (4,4 % alpha)
10 g Taurus Hopfenpellets (13,7 % alpha)
WYEAST Bavarian Lager #2206
Zubereitung:
Hauptguss 15 Liter
Nachguss 14 Liter
Hauptguss auf 60-61°C vorwärmen.
Einmaischen.
Auf 57°C 10min halten.
Dann aufheizen auf 61°-63°C und 45min rasten.
Dann aufheizen auf 70°-72°C und 45min rasten.
Abmaischen bei 78°C.
Hopfung:
Vorderwürze : 13g Tettnager.
Bitterung : 10g Taurus nach Würzebruch geben und 70min mitkochen.
Aroma : 13g Tettnanger 5min vor Ausschlagen.
Kochzeit 90min
Ausschlagwürze :
20 l mit 13,5°P
Hatte auch alles super geklappt, auch die Gärung die am 28.04.2006
startete.
Ich hatte dann am 05.05.2006 auf Flaschen abgefüllt, vorher hatte ich
natürlich gespindelt und dann das Jungbier natürlich auch schon mal
probiert, und es schmeckte schon echt toll, hatte natürlich keine
Kohlensäure, aber geschmacklich war ich mit dem Ergebniss sehr
zufrieden.
Also füllte ich dann das Bier in 0,5L Bügelflaschen ab, und gab in jede
Flasche so 8-10% Speise zu. Was ich auch mit meinem Weizenbier so tat was
ich am 24.04.2006 braute und was jetzt fantastisch schmeckt.
So, abgefüllt, 10 Tage Nachgärung bei Hauptgärtemperatur im großen
Flaschenkühlschrank (9-10°Celsius) dann Kaltlagerung bei 1-3° Celsius.
Und nun habe ich mal probiert wie es denn jetzt schon so schmeckt.
Tja,schmeckt komisch, sehr sehr süß meine Freundin sag als ob Honig mit
drin währe, diese Aussage bringt mich zwar zum kochen aber irgendwie
schmeckt es doch nach Honig. Der Schaum beim einschenken ist ein Traum sehr
stabil und so, Kohlensäure ist auch genug drin (6g/Liter).
Und das verstehe ich echt nicht, als ich die probe vor dem Abfüllen
probiert hatte war es nicht süß und da war kein Honig geschmackt, ne es
schmeckt wie ein Export schmecken sollte ausgewogen im Geschmackt, halt
noch ohne Kohlensäure.
Halso woher kommt dieser süße geschmack der vorher nicht da war, und geht
der weg ???
Hilfe !!!
Viele Grüße,
Kai
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Gast
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erstellt am: 16.5.2006 um 16:21 |
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Hallo imation3000,
also zunächst kommen mir 10% Cara schon relativ viel vor. Du hast damit auf
jeden Fall 10% unvergärbare Zucker in deinem Sud.
Wieviel Restextrakt hat das Bier?
Eigentlich kann das Bier nicht plötzlich süßer werden. Wahrscheinlich hat
es nur anders geschmeckt weil es nach der Hauptgärung noch keine
Kohlensäure gebunden hat.
Nimm beim nächsten mal etwas weniger Cara und verlängere die Maltoserast
auf 60min.
Woher hast du das Rezept denn?
Gruß
Waginga
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Member Beiträge: 92 Registriert: 5.3.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.5.2006 um 16:26 |
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Hallo Waginga Hausbrau,
danke für deine schnelle antwort.
Das mit dem Cara hatte ich mir schon irgendwie gedacht, aber es war vor dem
abfüllen echt überhaupt nicht süß.
Restextrakt war 3,6%.
Das Rezept ist von Hubert Hanghofer, ab es umgemodelt für 20 Liter.
Werde deinen Tip beim nächsten mal anwenden, danke.
Gruß
Kai
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Antwort 2 |
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Member Beiträge: 92 Registriert: 5.3.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.5.2006 um 16:28 |
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Muß ich also mit dem süßen Geschmack leben oder geht der mit der Zeit
weg???
Hatte das nicht gewußt das ich dann 10% nicht Vergärbaren Zucker Habe.
Gruß,
Kai
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Antwort 3 |
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Posting Freak Beiträge: 1104 Registriert: 11.1.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.5.2006 um 17:02 |
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Hallo imitation3000!
Ich dachte mir schon beim Rezeptlesen, dass Du beim Hanghofer geschaut
hast. Meine Hanghoferbiere waren allesamt zu süß, das liegt an der relativ
kurzen 62°-Rast. Ich glaube nicht, dass das (nur) am Cara liegt, habe auch
noch nicht gelesen, dass der Anteil Cara dem Anteil unvergärbarer Zucker
entspräche. Verlänger Deine 62°-Rast beim nächsten Mal auf mindestens 60min
und verkürz die 72°-Rast entsprechend, unsere Biere sind damit viel weniger
Süß geworden.
Ich nehme mal an, dass bei ersten Probieren der Hopfen noch viel stärker
vorgeschmeckt hat und dass dieser nun schwächer und runder geworden ist.
Damit schmeckst Du dann die Süße stärker heraus. Das ist in Deinem Fall
schade - war bei unserem ersten Hanghofer-Pils allerdings genauso. Wir
hatten aus Dummheit bei 13,75°P angestellt, das Ergebnis war dann eine
Süße, die ins likörhafte ging, nicht gut!
Hast Du bei 13,5°P angestellt oder weiter runter Verdünnt?
Jan
Ps: Leider geht die Süße nicht weg, sondern wird wegen der langsam
schwächer werdenden Hopfenbittere eher weiter hervortreten. Es sei denn,
Dein Bier ist noch nicht Endvergoren. Stell doch zur Probe mal eine Flasche
bei über 20° hin und warte ein paar Tage, kannst den Hefebodensatz auch
noch mal ein wenig (vorsichtig) aufschütteln. Wenn danach immernoch so viel
Süße da ist, musst Du wohl oder übel damit leben.
[Editiert am 16/5/2006 von Leoric]
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Antwort 4 |
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Member Beiträge: 92 Registriert: 5.3.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.5.2006 um 17:16 |
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Hallo Leoric,
ich dachte mir das die Rezepte von Hanghofer sehr gut währen, weil sind
auch alle sehr ausführlich,werde deinen Tipp mit den Radten mal befolgen
und will hoffen das das Bier dann nicht mehr so süß wird, ich ärge mich
jetzt echt riesig über mein "Honig-Export" weil ich mich sehr darauf
gefreut hatte.
>"Hast Du bei 13,5°P angestellt oder weiter runter Verdünnt?"<
Ne, ich kam wie im Rezept beschrieben auf 13,5°P und habe auch so
angestellt.
Ich hab jetzt ne Pulle von meinem Bier mal auf die Fensterbank gestellt, da
sind bestimmt über 20°, will hoffen das die süße weg geht.
Also liegt es nur an der 62° Rast die bei mir zu kurz war das es so süß
Geworden ist?!?
Dann werde ich die wohl beim nächsten mal auf 60min erhöhen.
Danke für deine Antwort.
Gruß,
Kai
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Antwort 5 |
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Gast
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erstellt am: 16.5.2006 um 17:35 |
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Hallo Leoric,
Zitat: | Ich glaube nicht, dass
das (nur) am Cara liegt |
Wie schon gesagt liegt
es am Cara und der kurzen Maltoserast.
Zitat: | habe auch noch nicht
gelesen, dass der Anteil Cara dem Anteil unvergärbarer Zucker
entspräche. |
das ist auch nicht so und hat auch
niemand gesagt. Wenn es so wäre würde die Verlängerung der Maltoserast auch
nix bringen...
Es ist auf jeden Fall sicher dass der Zucker aus dem Cara nicht
vergärbar ist (10%)
Nicht sicher ist es hingegen wieviel Prozent des Zuckers aus der
Hauptschüttung vergärbar sind. Das kann man nur mit Hilfe des Restextraktes
errechnen.
3,6% scheinbarer Restextrakt entspricht 4,8% tatsächlichem, also ca 35%
unvergorenem Zucker.
Zitat: | Verlänger Deine 62°-Rast
beim nächsten Mal auf mindestens 60min und verkürz die 72°-Rast
entsprechend, |
Die 72°-Rast muss man so lange
halten bis die Würze jodnormal ist, nicht länger und auf keinen Fall kürzer
Zitat: | Also liegt es nur an der
62° Rast die bei mir zu kurz war das es so süß Geworden
ist?!? |
Nein, wie schon gesagt liegt es am Cara
und an der kurzen Rast. Wenn du weiterhin 10% Cara verwenden willst dann
musst du deine Maltoserast auch um einiges verlängern.
Gruß
Waginga
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Member Beiträge: 92 Registriert: 5.3.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.5.2006 um 17:48 |
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Also waren es dann wohl das Cara und die kurze Rast.
Bei dem Cara dachte ich mir schon das 10% ein bischen viel sei hatte es
dann aber halt doch so gemacht, und das mit der Rast (Maltoserast) habe ich
gerade nochmal in dem Buch von Klaus Kling nachgelesen, klingt auch sehr
Plausibel das der Effekt meines süßen Bieres durch die zu kurze Rast
entstanden ist, denn Klaus Kling schreibt dazu auch: "Ausreichende,bzw.
längere Maltose-Rastzeiten ergeben deshalb mehr Maltose (vergärbaren
Zucker) und so weiter.
Schade das ich das vorher nicht wußte, naja eine Flasche steht ab jetzt auf
der Fensterbank bei über 20°, vielleicht nimmt da dann ja die süße ab. Ich
wills hoffen, den ein "Honig-Export" schmeckt nicht wirklich toll !!!
Gruß,
Kai
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Antwort 7 |
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Member Beiträge: 92 Registriert: 5.3.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.5.2006 um 17:59 |
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Nochmal kurz ne Frage,
Also Maltoserast dann mindestens 60 Minuten und die Amylaserast dann
höchstens 30 Minuten ?
Gruß,
Kai
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Antwort 8 |
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Posting Freak Beiträge: 1104 Registriert: 11.1.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.5.2006 um 18:20 |
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Hallo Waginga!
Echt, Deine "Pflück-Technik" ist ein wenig schwer zu lesen
Caramalz wird doch bei 60-75° feucht gehalten und zum Teil nur bei 55-60°
abgedarrt, warum sind da dann nur unvergärbare Zucker drin?
@imitation3000: bleib bei 72° einfach bis jodnormal, das war bei uns immer
schon nach ca. 15min der Fall!
Jan ____________________
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Antwort 9 |
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Member Beiträge: 92 Registriert: 5.3.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.5.2006 um 18:49 |
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Aso mit dem Cara Malz habe ich wohl eine hitzige Diskusion ausgelöst.
Ich werde beide Tipps von euch mir zu Herzen nehmen, Cara so bis 5% denke
ich und die Maltoserast auf 60 Minuten verlängern und bei 72° werde ich
dann auch mal sehen ob die Jodprobe dann schon normal ist.
So werde ich dann bestimmt kein"Honig-Export" mehr brauen, nur frage ich
mich warum Hanghofer dann solche Rezepte veröffentlicht, der wird die
Rezepte doch wohl selbst gebraut haben ?!?
Und süßes Bier wie das Export was bei mir raus kam, und ich habe mich
peinlicht genau an seine Angaben gehalten, trinkt doch keiner gerne, oder
???
Kai
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Antwort 10 |
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Gast
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erstellt am: 16.5.2006 um 18:53 |
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Servus Jan,
könnest du mal genauer erläutern was du unter "Pflück-Technik" verstehst?
Ich jedenfalls kann meinen Text wunderbar lesen
Zitat: | Caramalz wird doch bei
60-75° feucht gehalten und zum Teil nur bei 55-60°
abgedarrt |
Wo hast du das denn her???
Cara wird, wie der Name schon sagt, bei über 100°C karamellisiert. Und so
ein karamellisiertes Dextrin lässt sich von keiner Amylase mehr zu Maltose
abbauen. Zu einem geringen Teil sind bestimmt noch abbaubare Zucker
vorhanden, aber näherungsweise kann man davo ausgehen dass das Cara so gut
wie nichts an vergärbarem Zucker beisteuert.
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Gast
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erstellt am: 16.5.2006 um 18:56 |
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@imation3000:
Wenn dir dein Bier "nur" zu süß ist dann musst du das Cara nicht unbedingt
reduzieren, wenn es dir aber eindeutig zu stark nach Honig schmecht dann
sind 5% ein guter Wert. Das Honigaroma kommt vom karamellisieren. Kann auch
entstehen wenn dir deine Würze am Rand ankocht und dort
karamellisiert...
Gruß
Waginga
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Member Beiträge: 92 Registriert: 5.3.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.5.2006 um 19:00 |
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@Waginga Hausbrau
Mein Bier ist mir echt nur zu süß, das stört wirklich. Macht nicht
unbedingt spaß es trinken.
Ich glaube nicht das die Würze mir am Rand angebrannt ist, ich hab in
meinem Einkochautomaten gerührt wie ein Weltmeister.
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Antwort 13 |
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Member Beiträge: 92 Registriert: 5.3.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.5.2006 um 19:02 |
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ich meinte natürlich angekocht und nicht angebrannt
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Antwort 14 |
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Gast
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erstellt am: 16.5.2006 um 19:08 |
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Das habe ich auch nicht gemeint dass die die Würze angekocht ist, bei dir
kommt das Honigaroma sicherlich vom karamellisierten Carapils. Insgesamt zu
süß ist es wegen der zu kurzen Maltoserast und dem hohen Anteil an Cara.
Deshalb: Auf jeden Fall längere Maltoserast und für weniger Honiggeschmack
eben auch weniger Cara verwenden.
Klar?
Gruß
Waginga
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Member Beiträge: 92 Registriert: 5.3.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.5.2006 um 19:14 |
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Ja jetzt ist mir wirklich alles klar. Hätte ich das alles vorher gewußt.
Ich werde nächsten Monat nochmal ein Export brauen und eure Tipps
befolgen.
Dann wirds hoffentlich ein richtiges Export, weil ich trinke sehr gerne ein
gutes Export, so wie das von der Dortmunder Kronen Brauerei (jetzt ja
leider von der DAB Brauerei gebraut).
Danke an euch beide für eure schnellen und sehr hilfreichen Tipps !!!
Gruß,
Kai
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Antwort 16 |
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Posting Freak Beiträge: 1104 Registriert: 11.1.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.5.2006 um 19:47 |
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Hallo Waginga!
Ich meine das Zerpflücken von Beiträgen mit eigenen Kommentaren dazwischen.
Ist nicht bös gemeint, lässt sich aber nicht gut lesen
Zitat aus Hanghofer, Hubert 1999: Bier brauen nach eigenem Geschmack,
München, S. 15:
Zitat: | Wenn der Mehlkörper des
Malzes bereits weitgehend verzuckert ist, spricht man von Caramelmalz. Um
eine Verzuckerung im Malzkorn zu erreichen, wird Grünmalz oder
wiedergeweichtes Darrmalz etwa drei Stunden bei 60-75°C feucht gehalten.
Die anschließende Abdarrtemperatur entscheidet über das Ausmaß der Caramel-
und Farbstoffbildung. Sehr helles Caramelmalz wird lediglich bei 55-60°C
auf der Darre getrocknet, wohingegen dunkle Caramelmalze bei 150-180°C eine
ausgiebige Caramelisierung erfahren. |
Nachdem Carapils sehr hell ist, müssten doch noch vergärbare Zucker
vorhanden sein? ____________________
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Antwort 17 |
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 16.5.2006 um 20:23 |
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Hallo imation3000!
Hmm, Du meinst das Rezept "Victoria Export" und hast von 48l auf 20l
runtergerechnet?
Öh, in meinem Rezept steht da für die 48l-Schüttung schon 0,4kg
Carapils!
Auf Deine 20l runtergerechnet wären das dann nur so 170g Carapils.
Vielleicht liegt da Dein Fehler. Selbst im Märzen nimmt Hanghofer nur 6%
Cara.
10% habe ich in meinem Malzbier drin, na ja, das soll ja schließlich
süß sein!
Uwe ____________________
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Antwort 18 |
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Gast
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erstellt am: 16.5.2006 um 20:29 |
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Hey Jan,
habs dir ja auch ned böse genommen. Dann eben mal ganz ohne Zitate:
Bzgl. Hanghofer muss ich sagen dass ich von seinen Büchern eigentlich
relativ wenig halte. Liegt einfach daran dass er sich meistens ziemlich
"ungeschickt" ausdrückt, also keine konkreten, nachvollziehbaren Aussagen
macht. Das führt zu vielen Missverständnissen und Widersprüchen.
Konkret:
Das Verzuckern des Mehlkörpers geschieht überall, auch in der Maische. Das
alleine hat mit Karamell garnichts zu tun.
Das Feuchthalten zum Verzuckern muss man natürlich machen weil man Stärke
ja nicht karamellisieren kann.
Die Abdarrtemperatur entscheidet auch über die Farbstoffbildung, umso
heißer umso mehr Röststoffe bilden sich, sprich es wird dunkler.
Karamellisieren kann Zucker erst ab ca 135°C, denn da beginnt zucker zu
schmelzen und es entsteht der sog. Bruch. Der ist allerdings noch sehr
hell, fast durchsichtig und ohne bitterem Karamellgeschmack. Erst bei
Temperaturen ab 150°C beginnt das Karamell dann sich dunkler zu färben.
Alles was sich unterhalb von 100°C abspielt wird sich auch in noch so
langer Zeit niemals karamellisieren.
Und deshalb wage ich zu behaupten dass auch Carapils Temperaturen von über
100°C ausgesetzt wird, denn sonst würde es nur aus Zucker bestehen und
würde sich von in der Maische verzuckertem Malz nicht unterscheiden.
Solange du die Temperatur auf ca 135°C hältst und nicht allzu lange
karamellisierst erhältst du ein sehr helles Karamelmalz, so wie es Carapils
auch ist. Wohingegen du allein durch Verzuckern, so wie es Hanghofer hier
beschreibt, kein bisschen Karamell erhältst. Das so ereugte Zuckermalz
hätte absolut keinen brauchbaren Nutzen, der Aufwand würde sich nicht
lohnen!
Das einzige was man teilweise macht ist das Malz mit Hilfe von Wasserdampf
zu karamellisieren, das ergibt dann eine besonders rote Farbe. Anschließend
muss das Malz dann natürlich auf der Darre getrocknet werden...
Nehmt nicht alles wortwörtlich was im hanghofer so drin steht.
Bevor jetzt wieder blöde kommentare kommen: Nein ich denke nicht dass ich
schlauer bin als Brauer, Mälzer, Professoren des Brauwesens oder sonst wer.
Aber speziell der Hanghofer hat sehr viele Widersprüche in seinen
Büchern.
Abgesehen davon funktionieren seine Rezepte auch ned besonders
Da halte ich mich lieber an den Herrn Kling
Gruß
Waginga
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Posting Freak Beiträge: 1104 Registriert: 11.1.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.5.2006 um 21:46 |
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Deine Ausführungen klingen logisch und was Hanghofers Rezepte angeht, so
weisen sie zumindest alle merkwürdig kurze 60°-Rasten auf, so waren mir
seine Bier immer zu restsüß!
Er sagt nochmal ausdrücklich: "Extra helles Caramalz für Pilsener wird
lediglich bei 70°C getrocknet". Kann uns hier vielleicht ein Mälzer
Auskunft geben? Denn: wenn die Karamelisierung erst ab 135°C eintritt, wie
kann dann Carapils, so wie Hanghofer dessen Herstellung beschreibt, die
Vollmundigkeit erhöhen?
Rätselnde Grüße,
Jan
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Antwort 20 |
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Gast
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erstellt am: 16.5.2006 um 22:02 |
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Da möchte ich noch eine Frage anschließen:
Warum sollte man überhaupt die "Vollmundigkeit" bei einem Pils, also einem
Bier mit ausdrücklich erwünschtem trockenen Charakter und hoher Bittere,
erhöhen? Das macht doch dann eher Sinn bei Bieren nach Süddeutscher Brauart
(behaupte ich als absoluter Nicht-Plistrinker
)
Vielleicht meint Hanghofer mit "extra helles Caramalz für Pilsener" ja ein
Malz das kein Karamell sondern nur vergärbare Zucker enthält (kleiner Scherz am Rande
)
Sind zufällig irgenwelche Mälzer unter uns???
Gruß
Waginga
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 16.5.2006 um 22:27 |
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Hmm, Lehrl beschreibt es so, daß Grünmalz einer Verzuckerung bei 65-75°C
unterworfen wird (also das, was quasi beim Maischen von normalem Malz
erfolgt). Beim anschließenden Darren wird der entstandene Zucker dann
entsprechend der gewählten Temperatur karamellisiert. Da ist der Zucker ja
schon entstanden.
Wheeler/Protz beschreiben es ähnlich: längere Zeit in geschlossenem
Behälter bei etwa 65°C, dann wird geöffnet und die Temperatur auf bis 250°C
zur Karamellisierung gesteigert. Das Malz sei reich an unvergärbarem
Zucker.
Soviel zur Hobbybrauer-Literatur.
Ach ja, das Klingsche "Pilsener nach Urquell-Art"
(20min@60°C/30min@65°C/20min@70°C) war ein zu den üblich für mich viel zu
"leeren" Kommerz-Pilsenern ein angenehm trinkbares. So schmeckt selbst mir
ein Pils!
Gute Nacht,
Uwe ____________________
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Antwort 22 |
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Posting Freak Beiträge: 1776 Registriert: 14.7.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 17.5.2006 um 06:31 |
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Ausgangspunkt für die Herstellung des Caramelmalzes war früher Darrmalz,
das durch Anfeuchten wieder auf 44% Wassergehalt gebracht wurde. Heute
verwendet man Grünmalz mit einem Wassergehalt von 45% - 50%. Dabei wird die
Temperatur im Haufen in den letzten 30 bis 36h auf 50° erhöht, um durch die
Enzyme einen verstärkten Abbau und damit eine Bildung von niedermolekularen
Eiweißstoffen und Zucker zu erreichen.
In Rösttrommeln wird dann das Caramelmalz bei Temperaturen zwischen 60 und
80° 60 bis 90 min lang verzuckert. Die weitere Verarbeitung ist nun
gesttaffelt :
* das "wasserhelle" Caramelmalz "Carapils" wird anschließend nur
getrocknet
* das helle Caramelmalz wird behandelt wie das dunkle aber nicht so lange
und intensiv
* das dunke C. wird in ca. 60 min unter raschem Abziehen des Wasserdampfes
auf 150 bis 180°C aufgeheizt und diese Temperatur bis zur Caramelisation
des Korninhaltes gehalten.
.....
Carapils vermitteln bei 8 bis 12 % Einsatz helle Farbe, einen besseren
Schaum und gesteigerte Vollmundigkeit. Carapils hat eine Farbe von 3-5 EBC
und wird für Pilsner Biere mit einem Anteil von 3 - 5 % eingesetzt. Für
alkoholfreie und alkoholreduzierte Biere kommt es in Anteilen bis zu 40%
in Anwendung. Carapils verbessert den Schaum und hebt die
Vollmundigkeit.
...
Quelle : Wolfgang Kunze, Technologie der Brauer und Mälzer
Obwohl die Eingangsfrage nicht konkret beantwortet wurde, schließe ich aus
diesem Text :
* das Carapils heißt so, weil der Herstellungsprozeß bis auf das
Karamellisieren gleich dem dunklen (wirklich karamellisierten) Malz ist
* Nach der beschriebenen Herstellung müßte zumindest Carapils noch einen
ganzen Anteil an vergärbaren Zuckern liefern
* Der Einsatz beim Pils hat (und das kann ich aus eigener Erfahrung
bestätigen) positiven Einfluß auf den Schaum.
Ja, leider bleiben noch ein paar Fragen ungeklärt...
Trotzdem viele Grüße
Tino
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Antwort 23 |
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Gast
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erstellt am: 17.5.2006 um 07:50 |
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Hallo tino,
hm, hab mal eben mein Carapils genauer angesehen und gekostet.
Fazit: Der Mehlkörper ist glasig und hart, farblich aber eher Mitteldunkel,
so ein wenig wie Bernstein.
Geschmacklich ist es relativ süß mit einer deutlichen Kramelnote. Und wenn
man eine gute Phantaasie hat kann man auch was von Honig rausschmecken.
Daraus ergeben sich für mich 2 Möglichkeiten:
1. Ich habe garkein echtes Carapils sondern ein helles Caramalz (habe aber
laut Mälzerei ausdrücklich Carapils bezogen...)
2. der Zucker im Carapils kann aus einer mir absolut unerklärlichen Ursache
heraus auch bei Temperaturen unter 100°C karamellisieren.
Die Verbesserung des Schaumes liegt an der Bildung der niedermolekularen
Eiweise.
Wer kann das beantworten?
Gruß
Waginga
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