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Autor: Betreff: Maroniale
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Bierjunge
Beiträge: 2084
Registriert: 28.10.2009
Status: Offline
red_folder.gif erstellt am: 14.11.2009 um 20:50  
Nein, das ist kein italienisches Wort, sondern ein zusammengeschriebenes Maroni-Ale und beschreibt den einigermaßen erfolgreichen Versuch, ein Edelkastanienbier zu brauen.

Aus 4 kg Maroni blieben nach den Rösten und Schälen (eine Schweinearbeit!) und dem Aussortieren der verwurmten oder gammligen Exemplare nur noch knapp 2 kg verwendbare Kerne übrig. Hier kann man Glück oder Pech haben, ich bin offenbar reingefallen. Weil sich die Dinger zudem teilweise extrem schlecht schälen ließen, verließ mich irgendwann jede Lust, auch die innere dünne braune Haut in allen Einzelheiten abzufieseln, so dass sie bei ca. 20% der Exemplare zumindest fragmentarisch dranblieb. Diese Haut schmeckt gerbstoffreich adstringierend, so dass der Gedanke nahelag, aus der Not eine Tugend zu machen und dadurch zumindest einen Teil des Hopfens zu ersetzen.

Die Kerne wanderten durch den Fleischwolf, was gelbe, pellettartige Würstchen produzierte. Um kein Risiko bei der Verzuckerung einzugehen, wählte ich sicherheitshalber das klassische Rohfruchtverfahren (hier für 20 l):

Kastanien-Kochmaische:
Schüttung 1,9 kg durchgedrehte Maronikerne und 0,5 kg Wiener Malz, mit 12 l Wasser kalt eingemaischt.
30' Rast bei 50 °C, 15' Rast bei 75 °C und 30' Kochen.

Derweil im Läuterbottich zweite Maische aus 2,6 kg Wiener Malz und 6 l Wasser von 60 °C ansetzen, gibt 52 °C.
Nach Zumaischen der Kochmaische ergeben sich genau 78 °C, 30' Rast.
Abmaischen und 16 l Nachgüsse von 78°C. Läutern war problemlos.
90' Kochen, mit 20 IBU halbwegs dezent gehopft (s.o.), ergab 22 l mit 12,5% Stammwürze.

Mit Safbrew S-33 obergärig vergoren. Die Hauptgärung ging ab wie Hölle und war nach 24 h (sic!) schon komplett durch. Trotzdem noch 2 Tage abgewartet und dann mit 5 g Zucker ab auf die Flasche.

So, und nun die gespannt erwartete erste Verkostung des Produkts nach 3 Wochen:
Die Farbe leicht rötlich (wg. der Kastanienhäute), eher schwacher Schaum, trüb wie leberkrankes Pferd (wird hoffentlich noch besser?, die Anstellwürze war rel. klar gewesen).
Geruch frisch, an Kölsch erinnernd. Sehr vollmundiger, bieriger Antrunk. Extrem süffig. Von den Kastanien selber schmecke ich wenig, aber eine fast süßlicher Geschmack liegt drunter, der aber überhaupt nichts malziges hat.
Die leicht (nicht zu) bitte Abgang passt sehr gut dazu, wobei es wiederum erkennbar keine Hopfen-Bittere ist, sondern leicht gerbstoffartig. Mal was anderes!

Ich (und auch meine Jogging-Runde, die sich zur Regeneration die ausgezehrten Muskelfasern damit tränken durfte) fand es jedenfalls sehr lecker. Wenn nur die verdammte Arbeit mit den Kastanien und deren hoher Preis nicht wäre!

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hebi_19
Beiträge: 181
Registriert: 23.11.2008
Status: Offline
Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 15.11.2009 um 14:45  
Herzlichen Glückwunsch zur innovativen Kreation !!

Wars komplett deine Idee oder hattest du ne Anregung bekommen ??

Würde ich ehrlich schon gern mal probieren. Mal sehen, vielleicht wag ich mich auch mal dran.

Hebi, der grad sein Weihnachtsweizen braut.


____________________
Prüfet Alles und das Gute behaltet !!!
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Bierjunge
Beiträge: 2084
Registriert: 28.10.2009
Status: Offline
red_folder.gif erstellt am: 15.11.2009 um 18:35  

Zitat von hebi_19, am 15.11.2009 um 14:45

Wars komplett deine Idee oder hattest du ne Anregung bekommen ??


Die Idee hatte ich schon früher gehabt, aber jetzt erstmal umgesetzt. Ich mag halt sowohl Maroni als auch Bier gerne, und was Stärke enthält, lässt sich vermaischen...
Offenbar gibt es Kastanienbier zumindest im Tessin und auf Korsika auch kommerziell (war auch schon paarmal Thema hier im Forum), habe ich aber bisher leider noch nie probieren dürften.
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Moderator
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flying
Beiträge: 9088
Registriert: 14.8.2008
Status: Offline
Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 16.11.2009 um 14:26  
Hi Bierjunge,

Glückwunsch zu Deinem geglücktem Experiment. Leider ist die Esskastanie bei uns nicht heimisch, was die Früchte so teuer macht. Hier wächst nur allerorts die Rosskastanie, ein Baum der mit der Esskastanie nicht mal verwandt ist. Leider sind die Früchte nicht essbar.
Oder doch? Hier aus www.heilkräuter.de



Die Rosskastanien gelten als nicht essbar, was aber nur teilweise stimmt.

Durch ihren hohen Saponingehalt (8% bis 25%) sind sie der Gesundheit in grösseren Mengen nicht zuträglich, aber man kann die Saponine ausschwemmen und dann kann man die Rosskastaniensamen essen.

Dazu röstet man die Samen bei niedriger Hitze leicht an, schält sie und schneidet sie in dünne Scheiben.

Diese Scheiben werden mehrere Tage lang gewässert in immer wieder erneuertem Wasser (oder in einen sauberen Bach gehängt = traditionelle Methode der nordamerikanischen Indianer).

Anschliessend kann man die Früchte kochen und essen.

Sie enthalten etwa 10% Eiweiss, 5% Fett und 35% Stärke.



m.f.g
Renè


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"Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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vade
Beiträge: 1163
Registriert: 25.6.2007
Status: Offline
Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 16.11.2009 um 15:44  

Zitat von flying, am 16.11.2009 um 14:26
Hi Bierjunge,

Glückwunsch zu Deinem geglücktem Experiment. Leider ist die Esskastanie bei uns nicht heimisch, was die Früchte so teuer macht.....................................

stimm t nicht ganz, es gibt sehr wohl gebiete in deutschland in welchem die edelkastanie wächst:

aus wikipedia
Zitat:
In der Schweiz liegt ihr Schwerpunkt im Tessin. Daneben kommt sie im Jura, um den Genfer See, im Wallis, am Vierwaldstätter und am Zuger See vor. In Österreich ist sie verbreitet im Hügelland der südlichen Steiermark und des angrenzenden Burgenlands zu finden. In Deutschland liegen die Hauptvorkommen in der Pfalz, an Nahe, Saar und Mosel. Darüber hinaus ist sie auch in der Oberrheinischen Tiefebene, im Odenwald, am Unter-Main und im Taunus recht häufig.

ist mir aber auch nur eingefallen da ich es vor kurzem in einem fernsehbeitrag gesehen.

hier noch ein bericht aus dem 2001 aus Handschuhsheim


[Editiert am 16.11.2009 um 15:46 von vade]



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Gruss aus der Schweiz, Dave aka Vade

meine 50l Anlage Biersektenmitglied 697 Schweizer Brauereien
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Moderator
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Erlenmeyer
Beiträge: 2659
Registriert: 24.8.2007
Status: Offline
Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 16.11.2009 um 16:50  
In der ersten Oktoberwoche regnen die Esskastanien zentnerweise von den Bäumen - irgendwo zwischen Annweiler und Neustadt/Weinstraße.

Grüße

Hans


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"Oh Bier, manchmal reichst du mir!"
Alfred Katzka
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