Senior Member Beiträge: 143 Registriert: 21.8.2006 Status: Offline
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erstellt am: 17.5.2010 um 23:18 |
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Ich hab mich grade gefragt ob ich eigentlich der einzige bin der beim
Brauen auch mit Brettanomyces und anderen belgischen Spezialhefen braut?
Wie sind eure Erfahrungen?
Mein Trappist mit dem Wyeast Trappist Blend war sehr lecker braucht aber
einiges an Reifungszeit, so richtig gut war es erst nach 6 Monaten. Die
zweite Hälfte von dem Sud war ein reines Wyeast 5151 Brett. clausenii Bier,
anfangs ziemlich ungeniesbar, inzwischen leichte Säurenote, angenehmer
trockener Körper und leichte fruchtige Aromen, vor allem in der Nase ein
leichter Hauch von Erbeere, wird immer besser wie ich finde. Momentan denke
ich grade drüber nach mit dem Orval Stamm eine zweite Flaschengärung meines
aktuellen Summer Ale zu machen.
Grüße... Thomas
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.5.2010 um 08:19 |
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Ich hab letzten November die Hefe eine Westmalle Tripel Flasche
hochgepäppelt, das gab einen genialen Trappist, der jetzt erst richtig gut
wird und den ich sicherlich noch länger lagere.
Dieses ganz besonderen belgische Hefearoma bekommt man vermutlich nur mit
einer original Hefe hin.
Bei Brettanomyces würde ich ein wenig aufpassen, ich hab mal gehört, dass
man die wieder schlecht aus dem Brauequipment rausbekommt und die Gefahr
besteht, dass anschließend jeder Sud einen Brett Geschmack bekommt.
Irgend wo hab ich auch mal von amerikanischen Bieren gelesen, die nur mit
Bretanomyces vergoren wurden, das soll zum Teil unglaubliche
Geschmacksnuancen geben.
Stefan
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Antwort 1 |
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Senior Member Beiträge: 143 Registriert: 21.8.2006 Status: Offline
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erstellt am: 18.5.2010 um 08:55 |
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Das Bier mit Brettanomyces clausenii WY5151 war auch ein reines
Brett.-Bier. Der Geschmack ist schon sehr eigenständig, jedoch noch
eindeutig Bier. Inzwischen finde ich es super lecker. Generell habe ich den
Eindruck dass Biere mit Brettanomyces oder auch die stärkeren mit
belgischer Hefe oft länger brauchen um wirklich gut zu werden. Mein Belgian
Strong Ale (ca. 10-11% Vol) ist inzwischen fast 1.5 Jahre alt und war am
Anfang doch sehr klebrig, jetzt hat es eine schöne Mischung aus etwas
Banane, Kakao, phenolige Noten. Wird wahrscheinlich noch für einige Jahre
gut sein.
Die Gefahr von Kontamination kann ich so nicht bestätigen. Die danach
gebrauten Biere sind bisher alle unauffällig. Allerdings benutze ich auch
Chlorbleiche zur Desinfektion die sollte wirklich alles tot machen. Ich
kann es nur jedem empfehlen damit zu experimentieren. Es erweitert den
eigenen Horizont auf jeden Fall deutlich.
Über weitere Erfahrungsberichte mit Brett. oder auch belgischen
Spezialbieren freue ich mich.
Thomas
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Antwort 2 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.5.2010 um 14:15 |
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Hi Thomas,
sehr interessant! Brettanomyces claussenii soll sehr eng mit Brettanomyces
Anomolus verwandt sein, dass man ursprünglich aus irischen Stouts isoliert
hat. Vom Geschmack her soll es sehr wenig vom typischen Brett-Ton
(Pferdeschweiß) haben.
Gelesen hab ich von Aromen nach Ananas und Passionsfrucht.
Super das es noch Brauer gibt die sich abseits der ausgelatschten Pfade
bewegen. Auch hier liest man kaum noch von solchen Experimenten.
Bitte weiter berichten...
m.f.g
René
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 3 |
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 18.5.2010 um 14:24 |
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Mal eine ketzerische Frage in die Brett-Runde: Was bitte schön ist denn so
faszinierend daran, dass ein Bier nach Pferdeschweiß riecht oder gar
schmeckt?
Experimente gut und schön, aber - als Brett-Bier Unwissender - stelle mir
das nu gar nicht lecker vor. Auch die Tatsache, dass die Belgier ab und an
künstlich gealterten Hopfen verarbeiten, der ja bekanntlich an Käsefüße
erinnert, ermuntern mich nicht gerade, derartige Gebräue probieren zu
wollen.
Übrigens: auch ausgelatschte Pfade lassen sich pflastern bzw. ausbauen oder
verbessern, so schlimm sind derartige Pfade m.E. auch nicht.
Und wo ich gerade dabei bin, ein Englisches Ale, das vernehmlich nach
Diacetyl schmeckt (und was zu diversen Englischen Biertypen dazugehört)
möchte ich auch nicht unbedingt nachbrauen. Schon gar nicht, wo alle
Brauwelt versucht, dieses unangenehme Diacetyl loszuwerden.
Sorry, liebe Leute, aber irgendwie musste ich das mal loswerden.
Gruß
Michael, der sich vermutlich ein paar Dinger einfangen wird...
____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.5.2010 um 15:19 |
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Hallo Michael,
hast Du schon mal ein Orval probiert?
Da wird zur Nachgärung Bretanomyces zugegeben, das ist ein wirklich absolut
interessantes Bier, vor allem, wenn es etwas älter ist.
Brettanomyces macht nicht unbedingt Pferdeschweiß Geschmack, die Dinger
können noch viel mehr, von dem eine normale Bierhefe nur träumen kann.
Berliner Weisse wird laut Wikipedia übrigens auch mit Zusatz von
Bretanomyces bruxellensis vergoren.
Das ist ein hochinteressantes Gebiet auf dem ich mich leider auch nicht so
richtig auskenne.
Und wenn ein Geuze nicht zu viel Essig hat, ist das durchaus auch mal eine
Erfahrung wert.
Stefan
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Antwort 5 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.5.2010 um 15:22 |
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Hi Michael,
warum Dinger einfangen? Du braust Dir Deine Biere eben wie Du sie magst.
Dagegen ist doch nichts einzuwenden! Ich selbst bin auch recht
Brett-unerfahren. Man hört und liest jedoch immer, dass einige der
weltbesten Biere und Weine diesen Ton haben. Wahrscheinlich ist der
"Pferdeschweiß" ja auch überzeichnet und wird von den meissten gar nicht so
wahrgenommen.
Zu den englischen "real Ales" gibt CAMRA sogar vor, dass man es nur nur
ohne Einsatz von externen Gas per Handpumpe zapfen darf. Ist wahrscheinlich
eine laffe Brühe aber die Leute lieben es.
Das Diacetyl ist auch in einigen erstklassigen tschechischen Pilsenern zu
finden. Andere Länder andere Sitten!
Ich persönlich bin immer ganz scharf drauf neue, andere Sachen zu
probieren. Dann entscheide ich ob ich es mag oder nicht. Manche Geschmäcker
muss man wahrscheinlich auch erst erlernen um sie zu mögen.
m.f.g
René
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 6 |
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Senior Member Beiträge: 143 Registriert: 21.8.2006 Status: Offline
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erstellt am: 18.5.2010 um 16:17 |
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Hallo Michael,
es gibt keinen Grund dass du dir was "einfängst" höchstens eine
Bierinfektion mit Brettanomyces :-)
Spaß bei Seite, den Vergleich mit Pferdedecke und so kann ich persönlich
aus meinen bisherigen Brauerfahrungen so nicht nachvollziehen, ich finde
eher dass diese Biere eine erdige, mineralische oder auch etwas
phenolig-medizinische Note haben. Dazu kommt eine leichte Säure,
Fruchtaromen (z.B. die Erdbeeren in der Nase und etwas Zitrus im Abgang).
Wenn das ganze gut eingebunden ist (und dafür braucht es vor allem auch
Geduld) ist das durchaus sehr interessant und erhöht den Komplexitätsgrad
der Biere doch deutlich. Es gibt allerdings auch Leute die das klar
ablehnen und nicht mögen, das ist dann auch okay. Mein Vater mag meine Pale
Ales und normalen Biere sehr, aber schon mit einem Irish Stout oder auch
nur einem British Mild kann er gar nix anfangen. Sein Kommentar zu dem Bier
im Orval-Style war auch mehr in Richtung Medizinschrank. Das war am Anfang
auch durchaus ein bisschen so, allerdings ist das ganze über die Monate
sehr viel runder geworden und der ungewohnte Geschmack ist ganz klar
Gewöhnungssache. Freunde von mir mochten das "Orval"-Bier sehr und haben es
hoch gelobt. Ist also vor allem Geschmackssache.
Warum ich das mache? Aus dem gleichen Grund warum ich vermutlich mit Brauen
angefangen habe. Weil es mir Spaß macht, weil man Bier herstellen kann was
es so nicht in DE zu kaufen gibt, weil man neue Geschmackswelten erkunden
kann und weil es meine Experimentierfreude anstachelt. Aber der wichtigste
Punkt ist für mich tatsächlich, dass ich gerne Biere braue die es so nicht
zu kaufen gibt. Ich mag gerade die geschmackliche Vielfalt obergäriger
Biere wie Pale Ales, Belgian Ales, Saisons, Düsseldorfer Alt oder auch mal
ein Hefeweizen. Der deutsche Biermarkt ist trotz der Vielzahl seiner
Etiketten in der Masse doch eher gleichförmig, viele der Pilsbiere, Märzen
und Co. sind doch sehr uniform. Außerdem kann ich diese Biere ja kaufen
wenn ich will, da braue ich lieber die Biere die leider in Deutschland so
nicht käuflich sind.
Mir hat mein Aufenthalt in Amerika in der Hinsicht nochmal gezeigt was es
sonst noch so alles gibt, die dortige Hobby- und Microbrew-Szene ist oft
kreativer, auch weil sie nicht durch fast 500 Jahre Reinheitsgebot belastet
ist. Mein "Haus- und Hofbier" ist ein California Pale Ale, mit leichter
fruchtiger Hefeesternote, mäßiger Bitterung und sher viel Aromahopfung, das
braue ich immer wieder, wenn auch mit fortwährenden kleinen Abwandlungen
und Optimierungen. Und daneben gönne ich mir mal zur Abwechslung ein
Belgian Strong Ale, ein Weihnachtsbier mit Zimt und Nelke, mit
Brettanomyces, mit Holunderblüten, Früchten und und und. Ich hab noch viele
Ideen. Und um mal zu sehen was es noch so gibt hab ich diesen Thread
gestartet und vielleicht bringt es den einen oder andern ja dazu sowas auch
mal zu probieren.
Liebe Grüße
Thomas
[Editiert am 18.5.2010 um 16:19 von Aurora]
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Antwort 7 |
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 18.5.2010 um 16:53 |
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Hallo, zusammen,
ja, das verstehe ich natürlich mit der Geschmacksvielfalt der obergärigen
Biere. Deswegen bin ich auch von rein untergärig auf nunmehr rein obergärig
umgestiegen. Und natürlich gibt es vielfältige natürliche Aromenzusätze,
die ein Bier sehr interessant machen.
Aber wenn ich das hier so lese, dann bin ich wohl doch eher ein
Schmalspurbrauer, experimentierfreudig aber eben nur bis zu einem gewissen
Grad, der lange nicht so ausholend ist, wie Ihr das offensichtlich
macht.
Irgendwie scheue ich mich z.B. davor, auszuprobieren, ob man die Bittere
statt mit Hopfen mit einem anderen Bitterkraut darstellen kann. Da brauche
ich aber kein Prophet zu sein, um hinterher festzustellen: mmmh, der Hoppen
ist ja nicht nur bitter sondern auch bitter-aromatisch. Und das fehlt z.B.
bei Wermuth oder was es sonst noch an Bitterkräutern gibt. Dafür ist mir
der Brautag denn doch zu aufwändig, um das einfach mal auszuprobieren.
Andere Kollegen hier haben das ja schon ausprobiert und hinterher
festgestellt: na, ja, trinkbar war's aber irgendetwas fehlte...
Ich gebe Dir, Rene, natürlich Recht: manchmal muß man bestimmte Sachen
mehrmals trinken (essen etc.), um sie gut zu finden aber ich habe schon
mehrere Belgische Biere (natürlich nur eine klitzekleine Auswahl) getrunken
und bis auf Leffe bruin hatten die alle irgendsoeinen Nebenton, der mir so
gar nicht zusagte und der mir wohl auch nach mehrmaligem Probieren nicht
schmecken wird. Allem voran das Geuze und das Lambic. Was ich gar nicht
abkann, ist ein Säureton im Bier (außer in einem Weizenbier, da paßt es
m.E. gut hin). Diese Säure und die oben erwähnten (für mich) unreinen
Nebentöne erinnern mich alle an Biere, die weit über ihrem Zenit waren (bis
hin zu ungenießbar), da bin ich aber offensichtlich sehr pingelig...
Sei es drum: Das ist ja das Schöne an unserem Hobby: Jeder kann tun und
lassen bzw. brauen, was er will. So ist's Recht.
In diesem Sinne: Gut Sud!
Michael
____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Junior Member Beiträge: 44 Registriert: 23.7.2009 Status: Offline
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erstellt am: 18.5.2010 um 17:33 |
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Hallo Michael,
mir geht es mit vielen Bieren ähnlich. Habe jetzt so einiges durch von
Cantilion bis Mikkeler und oft war mir das Ergebnis einfach zu krass und zu
seltsam.
Habe jetzt für mich als vorläufiges Fazit gezogen, daß ich mehr so der Typ
für die subtilen Geschmacksunterschiede/Variationen des Bierthemas bin.
Demnächst möchte ich mich allerdings an ein Brett-Bier wagen, was auch mir
schmeckt. Mal sehen ob´s klappt.
Ich habe mich einige Zeit sehr intensiv mit der Lambicbrauerei
auseinandergesetzt und fand das extrem spannend bis ich merkte, daß ich das
entsprechende Bier garnicht mag...auch ingendwie seltsam.
Gruß, arne
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Antwort 9 |
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 18.5.2010 um 18:17 |
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Hi, Arne,
ja, das kann ich mir gut vorstellen, wie es Dir ergangen ist.
Bei mir kommt auch noch - gerade was Lambic und Co. angeht - erschwerend
hinzu, dass ich sehr, sehr ungeduldig bin Auch nach jahrelanger Brauerfahrung kann ich es
nach wie vor kaum abwarten, bis das neue Bier trinkreif ist.
Wenn ich dann lese, dass einige hier ihr Lambic 1 Jahr lang gären lassen
und es dann noch fast ebensolang in der Flasche reift, dann ziehe ich
ehrlich den Hut vor diesen Kollegen. Wie halten die dat bloß aus???
EDIT: merke gerade, dass es doch ins off-topic abgleitet, verzeiht bitte,
ich sach jetzt auch nix mehr, versprochen.
Beste Grüße
Michael
[Editiert am 18.5.2010 um 18:18 von tauroplu]
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 19.5.2010 um 07:01 |
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...äh....doch noch mal ich, aber nur, weil ich denke, dass der Blick über
den Tellerand sehr interessant ist. Zudem werden einige hier erwähnte
Aspekte angesprochen.
Der Blick über den Tellerand.
Ciao
Michael ____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
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Posting Freak Beiträge: 2084 Registriert: 28.10.2009 Status: Offline
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erstellt am: 19.5.2010 um 07:10 |
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Hört sich interessant an, ich kann
mir allerdings noch nicht genau vorstellen, wie man das macht. Könntest Du
mal bitte kurz beschreiben, wie das funktioniert?
Das Ale ist also mit normaler OG-Hefe vergoren, und für die Flaschengärung
setzt Du zusätzlich Brett-Hefe zu?
Danke für die Erhellung, Moritz
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Antwort 12 |
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Senior Member Beiträge: 143 Registriert: 21.8.2006 Status: Offline
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erstellt am: 19.5.2010 um 08:36 |
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Im Prinzip hast du es schon beschrieben. Nach Abschluss der Hauptgärung
lässt man die normale Hefe sedimentieren (macht sie ja sowieso) und gibt
dann dem normalen Bier die benötigte Menge an Zucker/Malzextrakt/Würze und
eben noch Brettanomyces Hefe zu. Die Restmenge an normaler Hefe und die
Brettanomyces Hefe vergären dann erst mal den Zucker und es baut sich Druck
auf. Da Brettanomyces aber auch in der Lage ist Dextrine zu knacken
verstoffwechselt der Bret. dann auch noch einen Teil des Restextrakt.
Hierbei entsteht weiteres CO2 (deshalb sollte man nicht zu hoch
carbonisieren), Alkohol und eben nach und nach die typischen Aromen.
Deshalb schmeckt Orval auch unterschiedlich, je nachdem wie alt die
Flaschen sind.
Ist übrigens eine gute Methode für alle die mal mit Brettanomyces
experimentieren wollen und den Aufwand eines ganzen Sudes scheuen, man kann
ja auch nur einige Flaschen so behandeln.
@Michael: Wie man das mit der Geduld hält? Am besten hat man ein paar
leckere Bierchen im Keller stehen und braut möglichst schnell was zügig
trinkbares hinterher und "vergisst" den Dauersud im Keller erst mal. Mit
der Zeit kommt dann ja auch der Nachschub aus der "Vergangenheit"
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Antwort 13 |
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Senior Member Beiträge: 497 Registriert: 21.12.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 19.5.2010 um 19:58 |
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Michael,
das mit der Geduld ist nicht so problematisch.
Mein erstes Kriek habe ich nach einem Rezept aus einem flämischen Forum
gebraut, nur weil es schon nach 6 Monaten ferig war. Es war sehr
ungewöhnlich, hatte aber mit einem richtigem Kriek wenig zu tun.
Stelle das Faß dorthin, wo Du es nicht jeden Tag siehst. Mein im November
eingebrautes Kriek muß halt noch 12 Monate lagern - doch dann warten 40l
(ich hoffe feinstes) Kriek auf mich.
Und wer das mit der Vielfalt der Biere jenseits des Reinheitsgebotes nicht
versteht, der soll sich mal ein paar Abende in Brügger oder Genter oder...
Kneipen rumdrücken - da willst Du nicht mehr nach Hause !
Viele Grüße
Gunnar
____________________ Das Trinkgeschirr, sobald es leer, macht keine rechte Freude mehr.
Wilhelm Busch
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Antwort 14 |
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Senior Member Beiträge: 207 Registriert: 2.6.2010 Status: Offline
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erstellt am: 7.7.2010 um 07:18 |
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Hallo zusammen,
erstmal großes Lob und vielen Dank an alle hier.
Ich braue jetzt seit fast einem Jahr und ohne dieses Forum mit seinem
geballten Fachwissen sähe es noch garnicht so gut aus.
Habe untergärig angefangen (Winter), mich dann in Obergäriges (Englisches)
verliebt, aber jetzt solls los gehen mit Brett.
Hab mir auch ein Päckchen Brettanomyces Clausenii geordert und will als
erstes ein reines Brett-Bier machen. Wer kann mir denn da ein paar Tips
geben,
bezüglich Schüttung un vor allem Gärdauer. In einem amerikanischen
Hobbybrauerforum las ich, daß ein reines Brett-Bier auch in ca. 2 Wochen
durch sein soll,
während bei der ganzen Lambic- und Krieknummer ja von min. einem Jahr die
Rede ist.
Wenn ein Solo-Brett ohne FRucht tatsächlich so schnell geht, dann könnte
ich ja die Hefe wiederverwenden und gleich ein Kriek hinterherschicken. Das
darf dann auch dauern, habe dann ja was zum zwischendurch verkosten.
Viele Grüße und unterstützt die Mannschaft heut Abend
Joachim
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Antwort 15 |
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Senior Member Beiträge: 143 Registriert: 21.8.2006 Status: Offline
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erstellt am: 7.7.2010 um 11:07 |
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Ich hab selber ja schon ein All-BrettC-Bier gebraut. Meiner Erfahrung nach
war die Gärung eher nicht so schnell wie mit gewöhnlicher Hefe. Ich habe
nach ca. 6-8 Wochen abgefüllt. Das Bier war am Anfang sehr "garstig" und
hat eine ganze Weile gebraucht um sich zu entwickeln. Inzwischen ist es
aber sehr gut trinkbar, allerdings mit einer säuerlichen Note, die ich aber
gerne mag. Eventuell würde ich probieren die Würze aufzuteilen und eine
Hälfte mit einer Mischung aus normaler obergäriger Hefe und BrettC, die
andere nur mit BrettC zu vergären.
Grüße Thomas
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Antwort 16 |
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Senior Member Beiträge: 207 Registriert: 2.6.2010 Status: Offline
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erstellt am: 7.7.2010 um 14:42 |
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Na das ist ja schonmal ein guter Ahhaltspunkt, vielen Dank.
Längere Lagerzeit hatte ich auch einkalkuliert.
Hast Du denn auch die Hefe geerntet und wiederverwendet?
Weil dann könnte ich Hefemischung einfach beim nächsten Sud testen.
Ahoi
joachim
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Antwort 17 |
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Senior Member Beiträge: 143 Registriert: 21.8.2006 Status: Offline
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erstellt am: 8.7.2010 um 09:00 |
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Hab ich nicht gemacht, aber ich habe noch Agar-Reinausstriche davon und
kann mir bei Bedarf ne neue Kultur machen. Das mit dem Splitten mache ich
inzwischen häufiger, wenig Mehraufwand für größere Biervielfalt.
Gruß Thomas
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Antwort 18 |
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Senior Member Beiträge: 391 Registriert: 3.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 10.4.2012 um 19:27 |
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Hallo allerseits,
da ich nun auch schon länger mit Bretts und Co. spiele, möchte ich gerne
meine Sammlung mit einer B. clausenii erweitern um Versuche mit Agar
durchzuführen. Ich weiss, dass Wyeast die B. clausenii als private
collection strain im Sommer 2010 verkaufte. Nun meine Frage, hat jemand von
euch noch irgendwo eine B. clausenii von Wyeast die sie/er mir zusenden
würde? Ich könnte im Gegenzug weitere Bretts (z.T. isoliert aus 3
Fonteinen, Girardin, BFM, LesTroisDames, B. lambicus und B. brux von
Wyeast) anbieten.
Und weiss jemand, wo man die Bretts von White Labs in Europa bekommt? Die
verkaufen ja auch eine B. clausenii...
Ich danke für allfällige Tips,
cheers!
Samuel
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Antwort 19 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 11.4.2012 um 12:17 |
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Hi Samuel,
wird Dir nicht besonders weiterhelfen...aber das DSMZ hat 2 Stämme von
Dekkara Anomala (Brettanomyces Claussenii) im Portfolio. Einen Stamm gibt
es gefriergetrocknet für 57 € und eine flüssig für 65 €...
http://www.dsmz.de/de/shop/mikroorganismen.html
[Editiert am 11.4.2012 um 12:47 von flying]
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 20 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 11.4.2012 um 16:38 |
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Antwort 21 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 11.4.2012 um 17:03 |
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Einige Erkenntnisse konnte ich schon entnehmen. So sind 5
Brettanomyces/Dekkara Stämme bekannt. D. bruxellensis, D. anomala, B.
custersianus, B. nanus und B. naardenensis.
Brettanomyces Lambicus und Brettanomyces Clausenii gehören beide zum Stamm
Dekkara/Brettanomyces Bruxellensis.
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 22 |
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Senior Member Beiträge: 391 Registriert: 3.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 11.4.2012 um 17:06 |
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Danke flying für die Diss. Das passt gerade wunderbar, ich lese z.Z.
Publikationen über Brett. Und zu den DSMZ Stämmen, die sind mir viel zu
teuer... Es gibt ja noch eine B. clausenii von White Labs die ev. einfacher
zu organiseren wäre. Nur weiss ich keine Quelle, wo man White Labs Hefen in
Deutschland, Schweiz, Österreich bekommt.
Und mit der Einteilung der Bretts/Dekkera ist es soweit ich weiss wie
folgt:
- B. anomalus = B. clausenii
- B. bruxellensis = B. abstinens = B. custersii = B. intermedius = B.
lambicus
- B. custersianus
- B. naardensis
- B. nanus
Früher benannte der/die Entdecker halt die Brett je nach Wunsch. Es wurde
dann erst später aufgezeigt, dass einige Namen Synonyme sind. Sprich B.
bruxellensis und B. lambicus ist eigentlich das gleiche sind (genetisch).
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Antwort 23 |
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Moderator Beiträge: 2659 Registriert: 24.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 11.4.2012 um 17:28 |
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Saaaach mal ... wat du auch immer ausgräbst.
Trotzdem interessant. Und weil du diese Bretts so liebst, bringe ich dir
zum Mitteldeutschen die Berliner Weiße und einen Porter mit, jedes mit
spezifischer Hefe endvergoren und dann als Vergleich zusätzlich mit Brett
brux vergoren bis Ende Mai.
Das wird spannend ! Oder liebst du keine Pferdedecken ?
Grüße
Hans
____________________ "Oh Bier, manchmal reichst du mir!"
Alfred Katzka
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Antwort 24 |
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