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Autor: Betreff: Das Ende der Unschuld
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Bierjunge
Beiträge: 2084
Registriert: 28.10.2009
Status: Offline
red_folder.gif erstellt am: 20.3.2012 um 11:00  
Als ich vor etwa 3 Jahren durch Kontakt mit der amerikanischen Hobbybrauerszene mit dem Hobby anfing, fühlte ich mich wie einer dieser jungen Wilden und machte vollkommen unbekümmert die seltsamsten Dinge: Völlig überhopfte Biere, wilde Cross-Over-Kreationen, komische Stärkelieferanten (Maroni, Kürbis, ...), jede Menge Rauch- und Röstmalz, komische Gewürze und vieles mehr.
Und ich (und meine Freunde) warens zufrieden, es kamen höchst unkonventionelle, aber in meinen Augen durchweg gelungene Biere dabei heraus.
"So etwas kann man nirgendwo kaufen. Aber egal was Du machst, es sind immer unglaublich süffige Biere!" So lauteten die üblichen kommentare, und so hätte es gerne weitergehen können.

Doch bei dieser kreativen Unbedarftheit bleibt es ja nicht:
Man wächst mit seinen Ansprüchen, die Erfahrung nimmt zu, der Geschmack wird feiner, und inzwischen ertappe ich mich z.B. immer häufiger, untergärig zu brauen. An Stelle des wilden Experimentierens mit grotesken Zutaten ist z.T. höchst aufwändige Optimierung des Wassers, des Maischverfahrens und der Gärführung getreten, noch die letzen Nuancen an Kratzigkeit oder Brenzligkeit herauszubringen.
Und jetzt habe ich mich erstmals als gereift genug betrachtet, mich an einem Pils zu versuchen. Und das, wo ich immer der Meinung war, es gäbe eh schon viel zu viel in Deutschland, und mir eigentlich geschworen hatte, nie auch nur ein Gramm Pilsner Malz zu verbrauen.
Ist dieser Vorstoß in die vermeintliche Champions League wirklich ein Fortschritt? Oder bin ich einfach dabei, ein langweiliger Spießer zu werden, der nur noch etabliertes Großserienbier nachbraut, das er lieber gleich kaufen könnte? Muss ich mir allmählich ein neues Hobby suchen?

Geht es Euch auch so?

Moritz

PS: Irgendwie muss ich dabei auch immer an das Ende in Biermanns nachdenklicher Fabel von der Spirale (Antwort 70) denken:

Zitat:
Hier könnte meine Geschichte schon wieder zu Ende sein, aber ich muß die Spirale noch erklären: weil unser Brauer sich so auf das Geschäft und Geld machen konzentriert hat, hat er schon seit drei Jahren keinen von seinen eigenen Hobbysuden gebraut und das 100L Sudwerk hat ein Lehrlinge mit nach Hause genommen wo der nun einmal im Monat ein Sud für sich und seine Freunde braut, die das Industriebier vom Boss nicht mögen.




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Glaubte ich an die Reinkarnation, so wollte ich als Hefepilz wiedergeboren werden.
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Bergbock
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red_folder.gif erstellt am: 20.3.2012 um 11:35  
Wenn dem so ist, bin ich auch einer dieser Langweiler.
Wilde Kreationen sind selten geworden, stattdessen versuche ich mich an Bierstilen zu orientieren und diese gezielt nachzubrauen. Unterm Strich ist das viel herausfordernder als alles in den Kessel zu werfen, was bei 3 nicht auf den Bäumen war.
Ich habe 100% Rohfrucht verbraut, Erbsenbier, Hirsebier, Haferbock und Kartoffelbier gebraut, Gewürze ausprobiert, mit Enzymen und Hefen experimentiert und und und.
Aber die grösste Genugtuung war und ist trotz allem immer noch beispielsweise einen hellen Bock nach genauen Vorgaben und Vorstellungen herzustellen und nach 6 - 8 Wochen Reifezeit dann endlich geniessen zu können. Und ich kann nur zustimmen, dass ein gutes Pils zu brauen die Königsklasse ist. Was immer Dir ein og Experimentalbier beim Maischen oder Gären locker verzeiht, ein Pils macht das nicht. Beim Öffnen der ersten Flasche merkst Du genau wie gut Du gearbeitet hast.

Man kann das eine nun aber tun und das andere nicht lassen - die Sturm- und Drangzeit lässt aber jeder mal hinter sich.

Von daher!
Welcome to the club :thumbup:

Frank
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Erlenmeyer
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Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 20.3.2012 um 12:03  
In vielem erkenne ich mich wieder. Auch wenn ich nicht ganz so wild nach Malzalternativen gesucht habe. Vielleicht ist dies dem Alter geschuldet.

Das mit dem Pils ist eine Entwicklung, an der du als immer noch neugieriger Brauer nicht vorbeikommst. Und ein wirklich gelungenes Pils schmeckt immer noch um Längen besser als das beste Industriepils. Deshalb lohnt sich diese "positive Evolution".

Und Frank hat natürlich recht: Kein Bier verzeiht einen noch so geringen Braufehler so wenig wie das Pils.


Grüße

Hans


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"Oh Bier, manchmal reichst du mir!"
Alfred Katzka
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Kurt
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red_folder.gif erstellt am: 20.3.2012 um 13:32  
Ich denke es ist so:

Bier unterliegt natürlich Moden, mal ist dieses, mal jenes angesagt. Global gesehen gibt es aber so etwas wie "Evolution", dass heißt die erfolgreichsten Bierstile setzen sich durch. Oft schlicht deshalb, weil es mit den gegebenen Zutaten (Wasser, Hopfen, Malz) und den entsprechenden Bedingungen (Temperatur, Lagerungen) nur wenige optimale Rezepte gibt.
Heutzutage hat man durch die Technisierung natürlich z.B. auch die Möglichkeit in München ein super Pils zu brauen.
Neuzüchtungen von Hopfen eröffnen wiederum völlig neue Möglichkeiten. Wenn Bier aus Kartoffeln DAS nonplusultra wäre, gäbe es dies aber schon ;)


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tauroplu
Beiträge: 10493
Registriert: 23.10.2005
Status: Online
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red_folder.gif erstellt am: 20.3.2012 um 14:07  
Hallo, Moritz,

nun, bei mir war es genau umgekehrt: ich habe mit UG angefangen und fand meine Biere allesamt sehr lecker, aber auf Dauer auch irgendwie langweilig. Die Aromenvielfalt der UG Hefen ist halt arg begrenzt. Man natürlich einiges mit den verschiedenen Hopfensorten veranstalten, aber ich versuche meine Biere meist so auszulegen, dass die Schüttung, die Hefearomen UND die Hopfenaromen ausgewogen – ohne langweilig zu ein – zur Geltung kommen.
Da bin ich dann auf OG umgestiegen, da es dort einfach eine viel, viel größere Aromenvielfalt allein durch die Wahl der Hefen gibt.
Ich bin der Meinung, dass man schon eine irre Biervielfalt hinbekommt ohne dass ich „komische“ Stärkelieferanten zur Hilfe nehme. Oder dass ich andere Bitterlieferanten als den Hopfen verwende, denn da fehlt mir halt das Hopfenaroma, es geht ja nicht nur um die Bittere. Bei mir muss es stets aromatisch UND bitter sein und wenn das ganze dann auf die Hefen und die Schüttung abgestimmt wird, je nachdem, welche Aromen ich etwas betonen möchte, dann kommt nie was gewöhnliches oder langweiliges dabei heraus.
So gerne ich mal ein Pils trinke, ich finde es in der Menge eines Sudes doch recht schnell langweilig. Und die möglicherweise herausgearbeiteten Hopfenaromen gehen im Laufe der meist langen Lagerung ziemlich schnell flöten…nee, danke, das brauche ich denn doch nicht.

Viele Grüße
Michael


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„Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Boludo
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red_folder.gif erstellt am: 20.3.2012 um 14:30  
Bei mir läuft´s irgend wie auch andersrum.
Am Anfang wurde verzweifelt versucht, ein vernünftiges untergäriges Bier zu brauen und ich bin heute noch froh, dass ich da nicht aufgegeben hab, denn der Erfolg war relativ mäßig.
Ein Hefeweizen klappte dann aber erstaunlich gut und irgendwann hab ich die Sache mit dem Brauwasser in den Griff bekommen, da wurden dann auch die untergärigen besser.
Dann ging es mit der Hopfen Stopferei los, Mais wurde ein Thema und dann wurden die Stammwürzen immer höher, die Hefen immer exotischer und untergärig war höchstens 1-2mal im Jahr noch dran.
Koriander und Bitterorangen sind relativ neue Zutaten, 45% Rohfrucht war Anfang des Jahres dran, es wird eigentlich immer wilder. Verschiedene Rohrzuckerarten hab ich schon probiert und Kandiszucker im Belgier ist natürlich Pflicht.
Und ohne amerikanische Hopfen hab ich schon länger nicht mehr gebraut.
Als nächstes gibt es ein Willamette Single Hop IPA, danach ein Nelson Sauvin Hefeweizen und ein Dark IPA steht schon lange auf der Liste, ein amerikanisches Imperial Stout wär auch mal was Schönes.
Naja wer weiß, ich bin ja auch noch jung :exclam: und irgend wann lande ich vielleicht auch bei der Pils Fraktion (wohlwissend, wie schwierig das ist und mit allem Respekt vor solch Dekoktionsabenteuern wie sie der Moritz gerade hingelegt hat).

Stefan


[Editiert am 20.3.2012 um 14:31 von Boludo]
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Bergbock
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red_folder.gif erstellt am: 20.3.2012 um 14:49  
@Stefan : was natürlich unterstreicht, dass die klassischen ug Typen viel schwieriger in exzellenter Qualität herzustellen sind als wilde og Eigenmischungen, ohne dass ich diese damit abschätzig bewerten möchte.

Letztlich hängt ja auch viel davon ab, was Dir persönlich schmeckt. Meine erste geschmackliche Erfahrung mit Cascade-Hopfen hat mich auch nachhaltig geprägt, aber negativ. Ich mag diese Geschmacksrichtung im Bier nicht und daher kommt sie mir auch nicht in den Sud. Ich mochte das fruchtige Geschmacksprofil der Safale S-04 auch nur seeehr eingeschränkt, daher verwende ich sie nicht mehr. Einen Maibock mit Citra-Hopfen obergärig herzustellen käme mir auch nicht in den Sinn, wo mir der Cascade schon nicht schmeckt...

Aber das ist ja auch das Schöne an unserem Hobby; jeder findet seine Nische in der er sich austoben kann. Beim einen sind es Stärkelieferanten, beim anderen neue Hopfensorten oder bestimmte Hefen....
So sei jeder seines Glückes Schmied!

Frank
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aegir
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red_folder.gif erstellt am: 20.3.2012 um 15:28  
Ich hab am Anfang versucht, erstmal gutes Bier in klassischen Stilrichtungen zu brauen. Mit der Zeit und Erfahrung hab ich angefangen Rumzuprobieren und zu Vergleichen. Z.B. Stopfen/Whirlpoolhopfung, normale Rastzeiten/Kombirast, verschiedene Hopfen- und Hefesorten vergleichen, "neue" ausländische Bierstile, neue Malzsorten, dekoktieren und einkochen, 100% Weizenschüttung, VWH, Bitterung nur durch Whirlpoolgabe, ...da gibts so viel zu entdecken und erforschen, dass es mir auch nach fast 100 Suden nicht langweilig wird und ich mir alles andere wie ein "Brauspießer" vorkomme. Im Gegenteil, manchmal freu ich mich auf ein stinknormales klassisches Export, einfach nur trinken und genießen, ohne viel nachzudenken.

Gruß Hotte
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Barkeeper
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red_folder.gif erstellt am: 20.3.2012 um 16:28  
Hallo,

angefangen habe ich mit Bierkit. Das war aber ziemlich schnell einfach langweilig und hat nur zum kennenlernen der Brauereikunst gedient.
Das Maischeverfahren ist sehr viel interessanter und man hat unbegrenzte Möglichkeiten.
Angefangen hab ich obergärig mit Trockenhefen.
In der kalten Jahreszeit bin ich auf untergärig umgestiegen und auch bei der Hefe arbeite ich momentan überwiegend mit Flüssighefe.
Zur Abwechslung braue ich von Frühjahr bis zur kalten Jahreszeit obergärig und im Winter dann untergärig.
Ich probier immer wieder was neues mit verschiedenen Malzen und Hopfen und man freut sich über den guten und unterschiedlichen Geschmack.
Bisher hab ich noch kein Rezept zweimal gebraut, sondern probiere immer was anderes.
Dabei wird genau Buch geführt und der Geschmack beurteilt, im Laufe der Zeit macht man vielleicht nochmal das gleiche.
Das Rezeptbuch wird halt immer größer.
Ich finde es einfach ein tolles Hobby, auch seine Freunde mal mit einem selbst gebrauten zu überraschen, kommt gut an.

Gruß
Reinhard
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JanBr
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red_folder.gif erstellt am: 20.3.2012 um 17:00  
Be brilliant at the basics!

Mein "Weg" war (wie immer in meinem Leben) nicht der direkte. Ich wuerde sagen ich hab den Beruf zum Hobby gemacht. Ich hab zweimal mit einer fertig gehopften Malzextrakploerre gebraut (was wirklich nicht trinkbar war) bevor ich mich entschieden habe Brauwesen zu studieren (ok, das Konzentratbrauen war nicht der einzige auschlaggebende Punkt). Nun beschaeftige ich mich tag taeglich mit Abfuelltechnik und Prozesstechnik, also nicht mehr mit Bier, und braue als Hobby.

aber zurueck zu meiner anfaenglichen Aussage. Das ist eigentlich ein Grundsatz den ich immer versuch zu befolgen. Ein trinbares Helles oder Pils zu brauen, das von einem "professionellen" Original nicht zu untescheiden ist, ist einigermassen schwer. Man muss verstehen was man tut und man muss den Prozess unter Kontrolle haben. Mastered man diese Basics, kann man sich den abgefahrenen Sachen widmen. Mit anderen Worten man muss laufen koennen bevor man zu tanzen beginnt.

Gruss

Jan
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Boludo
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red_folder.gif erstellt am: 20.3.2012 um 17:11  
Da hast Du prinzipell natürlich Recht Jan.
Aber ein Anfänger braucht auch ein Erfolgserlebnis.
Da bringt es nichts, wenn er zehn Pilssude hintereinander in den Sand setzt, zumal am Anfang oft bestimmte Dinge nicht passen (Brauwasser, Kühlmöglichkeiten usw).
Darum spricht meiner Meinung nach nichts dagegen, wenn auch ein Anfänger mal eine obergärige Aromabombe bastelt und sich damit eine Freude macht und ander damit beeindruckt.
Wäre mir damals mit meinem üblen Brauwasser nach den fehlgeschlagenen ersten untergärigen Brauversuchen nicht ein obergäriges Hefeweizen so gut gelungen (dank Schneider Hefe), dann hätt ich das Hobby sicherlich bald an den Nagel gehängt.
Wie oft liest man von verzweifelten Anfängern, die unbedingt ein Pils brauen wollen, da sie gar keine andere Biersorte kennen?
Da würd ich eher das (viel schwerer zu brauende) Pils als "Tanzen" und das leichter zu brauende obergärige Bier als "Laufen" bezeichnen ;)

Stefan


[Editiert am 20.3.2012 um 17:22 von Boludo]
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JanBr
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red_folder.gif erstellt am: 20.3.2012 um 17:36  

Zitat:
Aber ein Anfänger braucht auch ein Erfolgserlebnis.
Da bringt es nichts, wenn er zehn Pilssude hintereinander in den Sand setzt, zumal am Anfang oft bestimmte Dinge nicht passen (Brauwasser, Kühlmöglichkeiten usw).


Da hab ich mich etwas missverstaendlich ausgedrueckt. natuerlich erwarte ich nicht das man mit einem Augustiner Clone anfaengt und Ihn perfekt hinbekommt. Auch das unterliegt wohl erstmal einer gewissen "Lernkurve". Ich denke die meisten fangen wohl OG an. Was ich sagen will man sollte mit Bierstilen anfangen die man kennt, wo man erkennen kann ob sich Fehler eingeschlichen haben oder nicht um sich schrittweise zu verbessern um dann irgendwann in der Lage zu sein ein Augustiner Clon zu brauen das auch der letzte Harcore User nicht mehr vom Original unterscheiden kann. Wenn ich also das Handwerk verstehe, dann kann ich anfangen zu experimentieren.

Anders gesagt sollte ich z.B. komplexe Maischprogramme sicher beherschen bevor ich mit einer einfachen Kombirast in einer umgebauten Kuehlbox arbeite. Ich sollte es beherschen ein schlankes, helles Bier ohne jedlichen Fehler zu brauen bevor ich mit Cara- malz- und Hopfenbomben eh jeden Fehler ueberdecke.

Das ist meine Meinung.

Gruss

Jan
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Erlenmeyer
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red_folder.gif erstellt am: 20.3.2012 um 17:41  
Hmmmm ...

Zitat:
Mit anderen Worten man muss laufen koennen bevor man zu tanzen beginnt.


Bevor ich ein Ringintegral lösen kann, sollte ich zuerst das Einmaleins beherrschen, oder ?

Also laufen lernen, heißt für mich Kölsch, Alt, Ale und Weizen oder einfach nur Phantasy und irgendwann einmal untergärig.

Und nicht so wie ich damals, ein geblähtes WY Danish Lager-Tütchen in die aufgeschäumte Würze hineingeben und sich Wochen danach wundern, daß eine Geschmackskatastrophe herauskommt.

Grüße

Hans

Edith sagt: Jan hat inzwischen "relativiert"


[Editiert am 20.3.2012 um 17:44 von Erlenmeyer]



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"Oh Bier, manchmal reichst du mir!"
Alfred Katzka
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Boludo
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red_folder.gif erstellt am: 20.3.2012 um 17:48  

Zitat von JanBr, am 20.3.2012 um 17:36
Ich denke die meisten fangen wohl OG an. Was ich sagen will man sollte mit Bierstilen anfangen die man kennt, wo man erkennen kann ob sich Fehler eingeschlichen haben oder nicht um sich schrittweise zu verbessern um dann irgendwann in der Lage zu sein ein Augustiner Clon zu brauen das auch der letzte Harcore User nicht mehr vom Original unterscheiden kann. Wenn ich also das Handwerk verstehe, dann kann ich anfangen zu experimentieren.


So wie ich das sehe, fangen sehr viele mit einem Pils an, weil sie nichts anderes kennen und sind dann erst mal tierisch gefrustet weil sie weder das Wissen noch die technischen Möglichkeiten dazu haben.
Und ganz ehrlich, ich persönlich sehe gar keinen Sinn darin, ein Augustiner zu clonen, das kauf ich lieber im Getränkemarkt und unterstütze damit eine Brauerei, die gutes Bier braut. Aber da hat natürlich jeder andere Ziele und das ist auch gut und wichtig so!

Jetzt wird´s aber sehr offtopic...

Stefan
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jmsanta
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red_folder.gif erstellt am: 20.3.2012 um 18:06  

Zitat von JanBr, am 20.3.2012 um 17:36
[...]
Anders gesagt sollte ich z.B. komplexe Maischprogramme sicher beherschen bevor ich mit einer einfachen Kombirast in einer umgebauten Kuehlbox arbeite. Ich sollte es beherschen ein schlankes, helles Bier ohne jedlichen Fehler zu brauen bevor ich mit Cara- malz- und Hopfenbomben eh jeden Fehler ueberdecke.

Ja, aber - frei nach Reinhard Mey: Ein gutes Bier von Hand gemacht auch mal mit 'nem kleinen(!!!) Fehler das tut gut.

Wobei ich bisher erst einen Sud zweimal gemacht habe. Noch überwiegt bei mir die Neugier nach dem Anderen - und nur einen ganz groben Schitzer hatte ich bisher - ein Pils! Ich war so überheblich zu glauben, wenn ich drei OG gut hinbekommen habe, schaffe ich im vierten Versuch auch ein UG Pils - bähbähbäh - die vielzu hohe Karbonisierung (weil ich es einfach noch nicht beherrschte) dabei war da noch der harmloseste "Stilbruch".


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pippen
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smilies/smile.gif erstellt am: 20.3.2012 um 18:11  
Ich braue immer noch am liebsten IPAs und Stouts, am besten mit unkonventionellen Hopfensorten, Gewürzen etc. Diese Biere mag ich einfach, wegen denen hab ich zu brauen begonnen.

Allerdings schiebe ich ab und an, im Winter, untergärige Sude dazwischen. Lagerbierbrauen ist einfach etwas anderes, und es ist - naja - schwieriger und herausfordernder.

Es wird wohl irgendwann sogar soweit kommen, dass ich ein amerikanisches Premium Pisswasser Lager brauen werde :o . Einfach, um zu sehen, ob ich es könnte, ob ich die Skills dazu hätte. Denn in diesem Bierstil, der subtiler im Geschmack kaum sein könnte, wird selbst der kleinste Fehler sofort bemerkbar sein. Hefetrübung, Eiweisstrübung; die kleinste Spur von Estern, Diacetyl, etwas zuviel Hopfen, zu niedriger Vergärgrad, zu wenig Kohlensäure, zu viel Restsüsse, zu viel Körper, alles ist sofort bemerkbar. Keine intensiven Aromen und Geschmäcker, die einem dieses oder jenes verzeihen.

Ich würde das Bier beim Trinken wohl kaum mögen, es als langweilig beschimpfen, aber irgendwie stolz sein, wenn es denn gelänge :redhead: .


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Holger-Pohl
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red_folder.gif erstellt am: 20.3.2012 um 18:39  
Willkommen im Club,

Mein Interesse war schon immer, in meinem Keller ein Bier zu brauen, das aus den Brauereien keine Konkurrenz zu fürchten braucht. Klar wäre es einfach, irgendwas obergäriges mit irgendwas drin zu brauen und es würden sich sicherlich viele damit zufrieden geben, die es trinken, weil es eben außer Konkurrenz zum bestehenden Markt steht.

Daher habe ich nach kurzen Ausflügen in diese Welt, es recht schnell wieder sein gelassen, hier mit Honig, Gewürzen etc, rumzupanschen.

Ich kann durchaus auch verstehen, wenn aber gerade dies auch viele Freunde hat, denn es ist einfach etwas Anderes wie diese Supermarkt-Plörre. Sollen sie also das Bier ihres Geschmacks brauen und von mir auch dann für die Flasche 10 Euro bezahlen - das ist ihr Ding.

Wer es schafft, ein untergäriges Helles perfekt reinzubekommen liegt wieder eher auf meiner Wellenlänge.

In diesem Sinne: <<<Brauen, und Brauen lassen!!>>>

Beste Grüße
Holger


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TrashHunter
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red_folder.gif erstellt am: 20.3.2012 um 18:50  
Das Ende der Unschuld ist wohl erreicht, wenn es Dir gelingt, die Königin unter den Bieren auf die letzte Nuance hin perfekt zu clonen, Du bei der ersten Verkostung mit stolz geschwellter Brust sagst "Für wahr, es ist vollbracht." und dann die Ploerre mit Abscheu in den Gulli kippst, so wie Du es auch mit dem Original machen würdest.

"Götter der Maische, des Hopfens, der Hefe und des Bieres, gebt mir die Kraft, mir meine Unschuld und Neugierde zu bewahren und auch nach tausend Suden noch immer Biere zu erschaffen, welche ein überraschtes Lächeln auf meine Lippen zaubern.

Amen"


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Botschafter der WBBBB in Hessen
Brauen ist die wahre Alchemie :P
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Boludo
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red_folder.gif erstellt am: 20.3.2012 um 19:19  
Naja, der eine braut, weil ihn die "Biervielfalt" im Supermarkt langweilt und was anderes will, der andere, weil er sie mag und perfekt nachbrauen will.
Passt doch beides ;)

Wobei ein perfekt ausbalanciertes IPA oder ein hochvergorenes Triple jetzt auch nicht so einfach aus dem Ärmel zu schütteln ist wie es hier manchmal den Eindruck macht :exclam:

Stefan


[Editiert am 20.3.2012 um 19:22 von Boludo]
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aegir
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red_folder.gif erstellt am: 20.3.2012 um 19:27  

Zitat von Boludo, am 20.3.2012 um 19:19
ein perfekt ausbalanciertes IPA

Das ist die Kunst...dass hinter dem ganzen Hopfen auch noch ein Gegengewicht erkennbar ist.
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flying
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red_folder.gif erstellt am: 20.3.2012 um 20:03  
Das Ende der Unschuld? Nich bei mir :D Mein Pilsner ist ein Böhmisch-Deutsches (Cross-Over) Produkt mit einer schnöden "amerikanischen" Kombirast :P
Schmeckt ziemlich massentauglich. Wenn mir das Trinken so langweilig wird, finden sich garantiert jeden Menge Fernsehbiertrinker, die es vertilgen..

Beim nächsten Bier gibt es wieder komische Gewürze und groteske Zutaten :D

Die Untergärigen machen dennoch Spaß! Der Winter bleibt untergärig mit den "Traditionellen"


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"Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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JanBr
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red_folder.gif erstellt am: 20.3.2012 um 21:13  

Zitat:
Wobei ein perfekt ausbalanciertes IPA oder ein hochvergorenes Triple jetzt auch nicht so einfach aus dem Ärmel zu schütteln ist wie es hier manchmal den Eindruck macht


Das sag ich nicht das es einfach ist. Ich bin mir aber sicher, das ich in einem double IPA mit 80 IBU mein Diacetyl oder auch ordentlich DMS ganz gut verstecken kann, was mir in einem schlanken Hellen nicht gelingen wird.

Ich hab hier von einem Hausbrauer ein "Weihnachtsbier" auf Basis eines IPAs verkostet mit ca. 60 IBUs inkl. Ingwer, Muskat und Zimt. Waehrend der Dekoktion (eher untypisch hier, aber er hat davon gelesen das es das brotartige unterstreichen soll --> Lebkuchenaroma) ist im die Maische angebrannt. Mit den ganzen Hopfenaromen und den Gewuerzen hat das nicht so schlecht geschmeckt, gab halt noch Roest- und Raucharomen.

Das meine ich damit das solche Aromabomben auch einige Fehler verzeihen.

Gruss

Jan
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Holger-Pohl
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red_folder.gif erstellt am: 20.3.2012 um 21:29  
@ JanBR,

schick mir mal bitte per PM deine Adresse. Würde dir gerne ein Paketchen schicken.

Grüße
Holger


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gulp
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red_folder.gif erstellt am: 20.3.2012 um 23:32  
Abgesehen von ein paar Suden in den Neunzigern bin ich jetzt auch seit drei Jahren dabei. Nach drei Jahren Lehrzeit steigt man ja vom Lehrling zum Gesellen auf. Trotzdem habe ich noch kein Pils gebraut und habe das in absehbarer Zeit auch nicht vor. Ein Augustiner nach zu brauen ist für mich auch nicht der Gipfel der Braukunst.

Mein erstes Ziel war ein ordentliches fränkisches Lagerbier zu brauen, was auch im ersten "Lehrjahr" schon geklappt hat. Seitdem braue ich was ich will. Ales, Ipas, belgische Biere, jedes Jahr ein zwei untergärige. Und ein belgisches Wit verzeiht auch keine Fehler.

Zitat:
Muss ich mir allmählich ein neues Hobby suchen?

Das sind Gedanken auf die ich im Traum nicht kommen würde. Ich denke, dass ich schon noch 10 oder 20 Jahre brauchen werde um mich halbwegs mit Bier und dem Brauen auszukennen.

Gruß
Peter
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Wizzzz
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red_folder.gif erstellt am: 21.3.2012 um 14:00  
Ich war von meinem ersten Obergärigen begeistert. Hauptsächlich weil ich es geschafft habe selber Bier zu machen das wirklich lecker war. Sensibilisiert zum Thema Geschmacksvielfalt und "weg vom Fernsehbier" habe ich mich parallel zu den ersten Brauversuchen kreuz und quer durch den Maruhn getestet. Mittlerweile habe ich Geschmackserlebnisse gehabt die ich nicht mehr missen möchte. Und was liegt da näher als das leckere Zeugs selber zu brauen. Und genau da liegt derzeit mein Problem: Ich bekomme es nicht hin. (Meine Testtrinker finden es trotzdem lecker)
Genau wie Bierjunge im Eröffnungsbeitrag geschrieben hat wachsen die Ansprüche. Die naive Leichtigkeit der ersten Sude ist dahin. Ich will gerne ein Rezept im Geiste komponieren können. Gezielt durch Auswahl der richtigen Malze, Hefen und Raststufen den Wunschgeschmack erreichen. Ein anspruchsvolles Ziel das nur durch viel Erfahrung und Wissen zu erreichen ist.
Vermutlich ist es auch das Was JanBr meint: Nur wenn ich in der Lage bin alle Schwierigkeiten eines anspruchvollen Bieres zu meistern, wenn ich ein Bier mehrmals hintereinander mit praktisch gleichem Ergebnis brauen kann, wenn ich dem Bier beim nächsten Sud gezielt eine Nuance mehr oder weniger Körper geben kann und das Alles eben gezielt und nicht durch Zufall, erst dann habe ich das Brauen wirklich im Griff.
Ich bin im Augenblick etwas desillusioniert und habe gemerkt das ich noch viel zu lernen habe. Aber bei einem Hobby dass ich solange ich noch einen Humpen Bier heben kann ausüben werde habe ja auch noch etwas Zeit...

Gruß
J.


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Ein gutes Bier, maßvoll genossen, schadet auch in großen Mengen nicht...
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