Posting Freak Beiträge: 2084 Registriert: 28.10.2009 Status: Offline
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erstellt am: 20.3.2012 um 11:00 |
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Als ich vor etwa 3 Jahren durch Kontakt mit der amerikanischen
Hobbybrauerszene mit dem Hobby anfing, fühlte ich mich wie einer dieser
jungen Wilden und machte vollkommen unbekümmert die seltsamsten
Dinge: Völlig überhopfte Biere, wilde Cross-Over-Kreationen, komische
Stärkelieferanten (Maroni, Kürbis, ...), jede Menge Rauch- und Röstmalz,
komische Gewürze und vieles mehr.
Und ich (und meine Freunde) warens zufrieden, es kamen höchst
unkonventionelle, aber in meinen Augen durchweg gelungene Biere dabei
heraus.
"So etwas kann man nirgendwo kaufen. Aber egal was Du machst, es sind
immer unglaublich süffige Biere!" So lauteten die üblichen kommentare,
und so hätte es gerne weitergehen können.
Doch bei dieser kreativen Unbedarftheit bleibt es ja nicht:
Man wächst mit seinen Ansprüchen, die Erfahrung nimmt zu, der Geschmack
wird feiner, und inzwischen ertappe ich mich z.B. immer häufiger,
untergärig zu brauen. An Stelle des wilden Experimentierens mit grotesken
Zutaten ist z.T. höchst aufwändige Optimierung des Wassers, des
Maischverfahrens und der Gärführung getreten, noch die letzen Nuancen an
Kratzigkeit oder Brenzligkeit herauszubringen.
Und jetzt habe ich mich erstmals als gereift genug betrachtet, mich an
einem Pils zu versuchen. Und das, wo ich immer der Meinung war, es gäbe eh
schon viel zu viel in Deutschland, und mir eigentlich geschworen hatte, nie
auch nur ein Gramm Pilsner Malz zu verbrauen.
Ist dieser Vorstoß in die vermeintliche Champions League wirklich ein
Fortschritt? Oder bin ich einfach dabei, ein langweiliger Spießer zu
werden, der nur noch etabliertes Großserienbier nachbraut, das er lieber
gleich kaufen könnte? Muss ich mir allmählich ein neues Hobby suchen?
Geht es Euch auch so?
Moritz
PS: Irgendwie muss ich dabei auch immer an das Ende in Biermanns nachdenklicher Fabel von der Spirale
(Antwort 70) denken:
Zitat: | Hier könnte meine
Geschichte schon wieder zu Ende sein, aber ich muß die Spirale noch
erklären: weil unser Brauer sich so auf das Geschäft und Geld machen
konzentriert hat, hat er schon seit drei Jahren keinen von seinen eigenen
Hobbysuden gebraut und das 100L Sudwerk hat ein Lehrlinge mit nach Hause
genommen wo der nun einmal im Monat ein Sud für sich und seine Freunde
braut, die das Industriebier vom Boss nicht
mögen. |
____________________ Glaubte ich an die Reinkarnation, so wollte ich als Hefepilz wiedergeboren
werden.
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Posting Freak Beiträge: 868 Registriert: 17.12.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 20.3.2012 um 11:35 |
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Wenn dem so ist, bin ich auch einer dieser Langweiler.
Wilde Kreationen sind selten geworden, stattdessen versuche ich mich an
Bierstilen zu orientieren und diese gezielt nachzubrauen. Unterm Strich ist
das viel herausfordernder als alles in den Kessel zu werfen, was bei 3
nicht auf den Bäumen war.
Ich habe 100% Rohfrucht verbraut, Erbsenbier, Hirsebier, Haferbock und
Kartoffelbier gebraut, Gewürze ausprobiert, mit Enzymen und Hefen
experimentiert und und und.
Aber die grösste Genugtuung war und ist trotz allem immer noch
beispielsweise einen hellen Bock nach genauen Vorgaben und Vorstellungen
herzustellen und nach 6 - 8 Wochen Reifezeit dann endlich geniessen zu
können. Und ich kann nur zustimmen, dass ein gutes Pils zu brauen die
Königsklasse ist. Was immer Dir ein og Experimentalbier beim Maischen oder
Gären locker verzeiht, ein Pils macht das nicht. Beim Öffnen der ersten
Flasche merkst Du genau wie gut Du gearbeitet hast.
Man kann das eine nun aber tun und das andere nicht lassen - die Sturm- und
Drangzeit lässt aber jeder mal hinter sich.
Von daher!
Welcome to the club
Frank
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Antwort 1 |
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Moderator Beiträge: 2659 Registriert: 24.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 20.3.2012 um 12:03 |
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In vielem erkenne ich mich wieder. Auch wenn ich nicht ganz so wild nach
Malzalternativen gesucht habe. Vielleicht ist dies dem Alter geschuldet.
Das mit dem Pils ist eine Entwicklung, an der du als immer noch neugieriger
Brauer nicht vorbeikommst. Und ein wirklich gelungenes Pils schmeckt immer
noch um Längen besser als das beste Industriepils. Deshalb lohnt sich diese
"positive Evolution".
Und Frank hat natürlich recht: Kein Bier verzeiht einen noch so geringen
Braufehler so wenig wie das Pils.
Grüße
Hans
____________________ "Oh Bier, manchmal reichst du mir!"
Alfred Katzka
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Antwort 2 |
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Posting Freak Beiträge: 2795 Registriert: 2.9.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 20.3.2012 um 13:32 |
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Ich denke es ist so:
Bier unterliegt natürlich Moden, mal ist dieses, mal jenes angesagt. Global
gesehen gibt es aber so etwas wie "Evolution", dass heißt die
erfolgreichsten Bierstile setzen sich durch. Oft schlicht deshalb, weil es
mit den gegebenen Zutaten (Wasser, Hopfen, Malz) und den entsprechenden
Bedingungen (Temperatur, Lagerungen) nur wenige optimale Rezepte gibt.
Heutzutage hat man durch die Technisierung natürlich z.B. auch die
Möglichkeit in München ein super Pils zu brauen.
Neuzüchtungen von Hopfen eröffnen wiederum völlig neue Möglichkeiten. Wenn
Bier aus Kartoffeln DAS nonplusultra wäre, gäbe es dies aber schon ____________________
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Antwort 3 |
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 20.3.2012 um 14:07 |
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Hallo, Moritz,
nun, bei mir war es genau umgekehrt: ich habe mit UG angefangen und fand
meine Biere allesamt sehr lecker, aber auf Dauer auch irgendwie langweilig.
Die Aromenvielfalt der UG Hefen ist halt arg begrenzt. Man natürlich
einiges mit den verschiedenen Hopfensorten veranstalten, aber ich versuche
meine Biere meist so auszulegen, dass die Schüttung, die Hefearomen UND die
Hopfenaromen ausgewogen – ohne langweilig zu ein – zur Geltung kommen.
Da bin ich dann auf OG umgestiegen, da es dort einfach eine viel, viel
größere Aromenvielfalt allein durch die Wahl der Hefen gibt.
Ich bin der Meinung, dass man schon eine irre Biervielfalt hinbekommt ohne
dass ich „komische“ Stärkelieferanten zur Hilfe nehme. Oder dass ich andere
Bitterlieferanten als den Hopfen verwende, denn da fehlt mir halt das
Hopfenaroma, es geht ja nicht nur um die Bittere. Bei mir muss es stets
aromatisch UND bitter sein und wenn das ganze dann auf die Hefen und die
Schüttung abgestimmt wird, je nachdem, welche Aromen ich etwas betonen
möchte, dann kommt nie was gewöhnliches oder langweiliges dabei heraus.
So gerne ich mal ein Pils trinke, ich finde es in der Menge eines Sudes
doch recht schnell langweilig. Und die möglicherweise herausgearbeiteten
Hopfenaromen gehen im Laufe der meist langen Lagerung ziemlich schnell
flöten…nee, danke, das brauche ich denn doch nicht.
Viele Grüße
Michael
____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 20.3.2012 um 14:30 |
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Bei mir läuft´s irgend wie auch andersrum.
Am Anfang wurde verzweifelt versucht, ein vernünftiges untergäriges Bier zu
brauen und ich bin heute noch froh, dass ich da nicht aufgegeben hab, denn
der Erfolg war relativ mäßig.
Ein Hefeweizen klappte dann aber erstaunlich gut und irgendwann hab ich die
Sache mit dem Brauwasser in den Griff bekommen, da wurden dann auch die
untergärigen besser.
Dann ging es mit der Hopfen Stopferei los, Mais wurde ein Thema und dann
wurden die Stammwürzen immer höher, die Hefen immer exotischer und
untergärig war höchstens 1-2mal im Jahr noch dran.
Koriander und Bitterorangen sind relativ neue Zutaten, 45% Rohfrucht war
Anfang des Jahres dran, es wird eigentlich immer wilder. Verschiedene
Rohrzuckerarten hab ich schon probiert und Kandiszucker im Belgier ist
natürlich Pflicht.
Und ohne amerikanische Hopfen hab ich schon länger nicht mehr gebraut.
Als nächstes gibt es ein Willamette Single Hop IPA, danach ein Nelson
Sauvin Hefeweizen und ein Dark IPA steht schon lange auf der Liste, ein
amerikanisches Imperial Stout wär auch mal was Schönes.
Naja wer weiß, ich bin ja auch noch jung und irgend wann lande ich vielleicht auch bei der
Pils Fraktion (wohlwissend, wie schwierig das ist und mit allem Respekt vor
solch Dekoktionsabenteuern wie sie der Moritz gerade hingelegt hat).
Stefan
[Editiert am 20.3.2012 um 14:31 von Boludo]
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Antwort 5 |
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Posting Freak Beiträge: 868 Registriert: 17.12.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 20.3.2012 um 14:49 |
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@Stefan : was natürlich unterstreicht, dass die klassischen ug Typen viel
schwieriger in exzellenter Qualität herzustellen sind als wilde og
Eigenmischungen, ohne dass ich diese damit abschätzig bewerten möchte.
Letztlich hängt ja auch viel davon ab, was Dir persönlich schmeckt. Meine
erste geschmackliche Erfahrung mit Cascade-Hopfen hat mich auch nachhaltig
geprägt, aber negativ. Ich mag diese Geschmacksrichtung im Bier nicht und
daher kommt sie mir auch nicht in den Sud. Ich mochte das fruchtige
Geschmacksprofil der Safale S-04 auch nur seeehr eingeschränkt, daher
verwende ich sie nicht mehr. Einen Maibock mit Citra-Hopfen obergärig
herzustellen käme mir auch nicht in den Sinn, wo mir der Cascade schon
nicht schmeckt...
Aber das ist ja auch das Schöne an unserem Hobby; jeder findet seine Nische
in der er sich austoben kann. Beim einen sind es Stärkelieferanten, beim
anderen neue Hopfensorten oder bestimmte Hefen....
So sei jeder seines Glückes Schmied!
Frank
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Antwort 6 |
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Posting Freak Beiträge: 2153 Registriert: 8.2.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 20.3.2012 um 15:28 |
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Ich hab am Anfang versucht, erstmal gutes Bier in klassischen
Stilrichtungen zu brauen. Mit der Zeit und Erfahrung hab ich angefangen
Rumzuprobieren und zu Vergleichen. Z.B. Stopfen/Whirlpoolhopfung, normale
Rastzeiten/Kombirast, verschiedene Hopfen- und Hefesorten vergleichen,
"neue" ausländische Bierstile, neue Malzsorten, dekoktieren und einkochen,
100% Weizenschüttung, VWH, Bitterung nur durch Whirlpoolgabe, ...da gibts
so viel zu entdecken und erforschen, dass es mir auch nach fast 100 Suden
nicht langweilig wird und ich mir alles andere wie ein "Brauspießer"
vorkomme. Im Gegenteil, manchmal freu ich mich auf ein stinknormales
klassisches Export, einfach nur trinken und genießen, ohne viel
nachzudenken.
Gruß Hotte
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Antwort 7 |
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Senior Member Beiträge: 450 Registriert: 24.8.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 20.3.2012 um 16:28 |
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Hallo,
angefangen habe ich mit Bierkit. Das war aber ziemlich schnell einfach
langweilig und hat nur zum kennenlernen der Brauereikunst gedient.
Das Maischeverfahren ist sehr viel interessanter und man hat unbegrenzte
Möglichkeiten.
Angefangen hab ich obergärig mit Trockenhefen.
In der kalten Jahreszeit bin ich auf untergärig umgestiegen und auch bei
der Hefe arbeite ich momentan überwiegend mit Flüssighefe.
Zur Abwechslung braue ich von Frühjahr bis zur kalten Jahreszeit obergärig
und im Winter dann untergärig.
Ich probier immer wieder was neues mit verschiedenen Malzen und Hopfen und
man freut sich über den guten und unterschiedlichen Geschmack.
Bisher hab ich noch kein Rezept zweimal gebraut, sondern probiere immer was
anderes.
Dabei wird genau Buch geführt und der Geschmack beurteilt, im Laufe der
Zeit macht man vielleicht nochmal das gleiche.
Das Rezeptbuch wird halt immer größer.
Ich finde es einfach ein tolles Hobby, auch seine Freunde mal mit einem
selbst gebrauten zu überraschen, kommt gut an.
Gruß
Reinhard
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Antwort 8 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 20.3.2012 um 17:00 |
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Be brilliant at the basics!
Mein "Weg" war (wie immer in meinem Leben) nicht der direkte. Ich wuerde
sagen ich hab den Beruf zum Hobby gemacht. Ich hab zweimal mit einer fertig
gehopften Malzextrakploerre gebraut (was wirklich nicht trinkbar war) bevor
ich mich entschieden habe Brauwesen zu studieren (ok, das Konzentratbrauen
war nicht der einzige auschlaggebende Punkt). Nun beschaeftige ich mich tag
taeglich mit Abfuelltechnik und Prozesstechnik, also nicht mehr mit Bier,
und braue als Hobby.
aber zurueck zu meiner anfaenglichen Aussage. Das ist eigentlich ein
Grundsatz den ich immer versuch zu befolgen. Ein trinbares Helles oder Pils
zu brauen, das von einem "professionellen" Original nicht zu untescheiden
ist, ist einigermassen schwer. Man muss verstehen was man tut und man muss
den Prozess unter Kontrolle haben. Mastered man diese Basics, kann man sich
den abgefahrenen Sachen widmen. Mit anderen Worten man muss laufen koennen
bevor man zu tanzen beginnt.
Gruss
Jan
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Antwort 9 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 20.3.2012 um 17:11 |
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Da hast Du prinzipell natürlich Recht Jan.
Aber ein Anfänger braucht auch ein Erfolgserlebnis.
Da bringt es nichts, wenn er zehn Pilssude hintereinander in den Sand
setzt, zumal am Anfang oft bestimmte Dinge nicht passen (Brauwasser,
Kühlmöglichkeiten usw).
Darum spricht meiner Meinung nach nichts dagegen, wenn auch ein Anfänger
mal eine obergärige Aromabombe bastelt und sich damit eine Freude macht und
ander damit beeindruckt.
Wäre mir damals mit meinem üblen Brauwasser nach den fehlgeschlagenen
ersten untergärigen Brauversuchen nicht ein obergäriges Hefeweizen so gut
gelungen (dank Schneider Hefe), dann hätt ich das Hobby sicherlich bald an
den Nagel gehängt.
Wie oft liest man von verzweifelten Anfängern, die unbedingt ein Pils
brauen wollen, da sie gar keine andere Biersorte kennen?
Da würd ich eher das (viel schwerer zu brauende) Pils als "Tanzen" und das
leichter zu brauende obergärige Bier als "Laufen" bezeichnen
Stefan
[Editiert am 20.3.2012 um 17:22 von Boludo]
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Antwort 10 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 20.3.2012 um 17:36 |
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Zitat: | Aber ein Anfänger
braucht auch ein Erfolgserlebnis.
Da bringt es nichts, wenn er zehn Pilssude hintereinander in den Sand
setzt, zumal am Anfang oft bestimmte Dinge nicht passen (Brauwasser,
Kühlmöglichkeiten usw). |
Da hab ich mich etwas missverstaendlich ausgedrueckt. natuerlich erwarte
ich nicht das man mit einem Augustiner Clone anfaengt und Ihn perfekt
hinbekommt. Auch das unterliegt wohl erstmal einer gewissen "Lernkurve".
Ich denke die meisten fangen wohl OG an. Was ich sagen will man sollte mit
Bierstilen anfangen die man kennt, wo man erkennen kann ob sich Fehler
eingeschlichen haben oder nicht um sich schrittweise zu verbessern um dann
irgendwann in der Lage zu sein ein Augustiner Clon zu brauen das auch der
letzte Harcore User nicht mehr vom Original unterscheiden kann. Wenn ich
also das Handwerk verstehe, dann kann ich anfangen zu experimentieren.
Anders gesagt sollte ich z.B. komplexe Maischprogramme sicher beherschen
bevor ich mit einer einfachen Kombirast in einer umgebauten Kuehlbox
arbeite. Ich sollte es beherschen ein schlankes, helles Bier ohne jedlichen
Fehler zu brauen bevor ich mit Cara- malz- und Hopfenbomben eh jeden Fehler
ueberdecke.
Das ist meine Meinung.
Gruss
Jan
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Antwort 11 |
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Moderator Beiträge: 2659 Registriert: 24.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 20.3.2012 um 17:41 |
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Hmmmm ...
Zitat: | Mit anderen Worten man
muss laufen koennen bevor man zu tanzen beginnt.
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Bevor ich ein Ringintegral lösen kann, sollte ich zuerst das Einmaleins
beherrschen, oder ?
Also laufen lernen, heißt für mich Kölsch, Alt, Ale und Weizen oder einfach
nur Phantasy und irgendwann einmal untergärig.
Und nicht so wie ich damals, ein geblähtes WY Danish Lager-Tütchen in die
aufgeschäumte Würze hineingeben und sich Wochen danach wundern, daß eine
Geschmackskatastrophe herauskommt.
Grüße
Hans
Edith sagt: Jan hat inzwischen "relativiert"
[Editiert am 20.3.2012 um 17:44 von Erlenmeyer]
____________________ "Oh Bier, manchmal reichst du mir!"
Alfred Katzka
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Antwort 12 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 20.3.2012 um 17:48 |
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Zitat von JanBr, am 20.3.2012 um
17:36 | Ich denke die meisten fangen wohl OG
an. Was ich sagen will man sollte mit Bierstilen anfangen die man kennt, wo
man erkennen kann ob sich Fehler eingeschlichen haben oder nicht um sich
schrittweise zu verbessern um dann irgendwann in der Lage zu sein ein
Augustiner Clon zu brauen das auch der letzte Harcore User nicht mehr vom
Original unterscheiden kann. Wenn ich also das Handwerk verstehe, dann kann
ich anfangen zu experimentieren. |
So wie ich das sehe, fangen sehr viele mit einem Pils an, weil sie nichts
anderes kennen und sind dann erst mal tierisch gefrustet weil sie weder das
Wissen noch die technischen Möglichkeiten dazu haben.
Und ganz ehrlich, ich persönlich sehe gar keinen Sinn darin, ein Augustiner
zu clonen, das kauf ich lieber im Getränkemarkt und unterstütze damit eine
Brauerei, die gutes Bier braut. Aber da hat natürlich jeder andere Ziele
und das ist auch gut und wichtig so!
Jetzt wird´s aber sehr offtopic...
Stefan
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Antwort 13 |
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Senior Member Beiträge: 445 Registriert: 8.10.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 20.3.2012 um 18:06 |
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Zitat von JanBr, am 20.3.2012 um
17:36 | [...]
Anders gesagt sollte ich z.B. komplexe Maischprogramme sicher beherschen
bevor ich mit einer einfachen Kombirast in einer umgebauten Kuehlbox
arbeite. Ich sollte es beherschen ein schlankes, helles Bier ohne jedlichen
Fehler zu brauen bevor ich mit Cara- malz- und Hopfenbomben eh jeden Fehler
ueberdecke. |
Ja, aber - frei nach Reinhard Mey:
Ein gutes Bier von Hand gemacht auch mal mit 'nem kleinen(!!!) Fehler das
tut gut.
Wobei ich bisher erst einen Sud zweimal gemacht habe. Noch überwiegt bei
mir die Neugier nach dem Anderen - und nur einen ganz groben Schitzer hatte
ich bisher - ein Pils! Ich war so überheblich zu glauben, wenn ich drei OG
gut hinbekommen habe, schaffe ich im vierten Versuch auch ein UG Pils -
bähbähbäh - die vielzu hohe Karbonisierung (weil ich es einfach noch nicht
beherrschte) dabei war da noch der harmloseste "Stilbruch". ____________________ "Die Ungeduld hat häufig Schuld." - W. Busch
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Antwort 14 |
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Senior Member Beiträge: 311 Registriert: 5.1.2009 Status: Offline
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erstellt am: 20.3.2012 um 18:11 |
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Ich braue immer noch am liebsten IPAs und Stouts, am besten mit
unkonventionellen Hopfensorten, Gewürzen etc. Diese Biere mag ich einfach,
wegen denen hab ich zu brauen begonnen.
Allerdings schiebe ich ab und an, im Winter, untergärige Sude dazwischen.
Lagerbierbrauen ist einfach etwas anderes, und es ist - naja - schwieriger
und herausfordernder.
Es wird wohl irgendwann sogar soweit kommen, dass ich ein amerikanisches
Premium Pisswasser Lager brauen werde .
Einfach, um zu sehen, ob ich es könnte, ob ich die Skills dazu hätte. Denn
in diesem Bierstil, der subtiler im Geschmack kaum sein könnte, wird selbst
der kleinste Fehler sofort bemerkbar sein. Hefetrübung, Eiweisstrübung; die
kleinste Spur von Estern, Diacetyl, etwas zuviel Hopfen, zu niedriger
Vergärgrad, zu wenig Kohlensäure, zu viel Restsüsse, zu viel Körper, alles
ist sofort bemerkbar. Keine intensiven Aromen und Geschmäcker, die einem
dieses oder jenes verzeihen.
Ich würde das Bier beim Trinken wohl kaum mögen, es als langweilig
beschimpfen, aber irgendwie stolz sein, wenn es denn gelänge . ____________________ www.brauerei-dagmersellen.ch
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Antwort 15 |
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Posting Freak Beiträge: 2920 Registriert: 1.3.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 20.3.2012 um 18:39 |
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Willkommen im Club,
Mein Interesse war schon immer, in meinem Keller ein Bier zu brauen, das
aus den Brauereien keine Konkurrenz zu fürchten braucht. Klar wäre es
einfach, irgendwas obergäriges mit irgendwas drin zu brauen und es würden
sich sicherlich viele damit zufrieden geben, die es trinken, weil es eben
außer Konkurrenz zum bestehenden Markt steht.
Daher habe ich nach kurzen Ausflügen in diese Welt, es recht schnell wieder
sein gelassen, hier mit Honig, Gewürzen etc, rumzupanschen.
Ich kann durchaus auch verstehen, wenn aber gerade dies auch viele Freunde
hat, denn es ist einfach etwas Anderes wie diese Supermarkt-Plörre. Sollen
sie also das Bier ihres Geschmacks brauen und von mir auch dann für die
Flasche 10 Euro bezahlen - das ist ihr Ding.
Wer es schafft, ein untergäriges Helles perfekt reinzubekommen liegt wieder
eher auf meiner Wellenlänge.
In diesem Sinne: <<<Brauen, und Brauen
lassen!!>>>
Beste Grüße
Holger
____________________
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Antwort 16 |
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Posting Freak Beiträge: 5714 Registriert: 16.8.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 20.3.2012 um 18:50 |
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Das Ende der Unschuld ist wohl erreicht, wenn es Dir gelingt, die Königin
unter den Bieren auf die letzte Nuance hin perfekt zu clonen, Du bei der
ersten Verkostung mit stolz geschwellter Brust sagst "Für wahr, es ist
vollbracht." und dann die Ploerre mit Abscheu in den Gulli kippst, so wie
Du es auch mit dem Original machen würdest.
"Götter der Maische, des Hopfens, der Hefe und des Bieres, gebt mir die
Kraft, mir meine Unschuld und Neugierde zu bewahren und auch nach tausend
Suden noch immer Biere zu erschaffen, welche ein überraschtes Lächeln auf
meine Lippen zaubern.
Amen" ____________________ Botschafter der WBBBB in Hessen
Brauen ist die wahre Alchemie
Hobbybrauer. TrashHunters Leitfaden für Einsteiger.2014
Tredition Verlag
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Antwort 17 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 20.3.2012 um 19:19 |
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Naja, der eine braut, weil ihn die "Biervielfalt" im Supermarkt langweilt
und was anderes will, der andere, weil er sie mag und perfekt nachbrauen
will.
Passt doch beides
Wobei ein perfekt ausbalanciertes IPA oder ein hochvergorenes Triple jetzt
auch nicht so einfach aus dem Ärmel zu schütteln ist wie es hier manchmal
den Eindruck macht
Stefan
[Editiert am 20.3.2012 um 19:22 von Boludo]
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Antwort 18 |
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Posting Freak Beiträge: 2153 Registriert: 8.2.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 20.3.2012 um 19:27 |
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Das ist die Kunst...dass hinter dem ganzen
Hopfen auch noch ein Gegengewicht erkennbar ist.
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Antwort 19 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 20.3.2012 um 20:03 |
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Das Ende der Unschuld? Nich bei mir
Mein Pilsner ist ein Böhmisch-Deutsches (Cross-Over) Produkt mit einer
schnöden "amerikanischen" Kombirast
Schmeckt ziemlich massentauglich. Wenn mir das Trinken so langweilig wird,
finden sich garantiert jeden Menge Fernsehbiertrinker, die es
vertilgen..
Beim nächsten Bier gibt es wieder komische Gewürze und groteske Zutaten
Die Untergärigen machen dennoch Spaß! Der Winter bleibt untergärig mit den
"Traditionellen" ____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 20 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 20.3.2012 um 21:13 |
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Zitat: | Wobei ein perfekt
ausbalanciertes IPA oder ein hochvergorenes Triple jetzt auch nicht so
einfach aus dem Ärmel zu schütteln ist wie es hier manchmal den Eindruck
macht
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Das sag ich nicht das es einfach ist. Ich bin mir aber sicher, das ich in
einem double IPA mit 80 IBU mein Diacetyl oder auch ordentlich DMS ganz gut
verstecken kann, was mir in einem schlanken Hellen nicht gelingen wird.
Ich hab hier von einem Hausbrauer ein "Weihnachtsbier" auf Basis eines IPAs
verkostet mit ca. 60 IBUs inkl. Ingwer, Muskat und Zimt. Waehrend der
Dekoktion (eher untypisch hier, aber er hat davon gelesen das es das
brotartige unterstreichen soll --> Lebkuchenaroma) ist im die Maische
angebrannt. Mit den ganzen Hopfenaromen und den Gewuerzen hat das nicht so
schlecht geschmeckt, gab halt noch Roest- und Raucharomen.
Das meine ich damit das solche Aromabomben auch einige Fehler verzeihen.
Gruss
Jan
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Antwort 21 |
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Posting Freak Beiträge: 2920 Registriert: 1.3.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 20.3.2012 um 21:29 |
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@ JanBR,
schick mir mal bitte per PM deine Adresse. Würde dir gerne ein Paketchen
schicken.
Grüße
Holger
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Antwort 22 |
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Posting Freak Beiträge: 3937 Registriert: 20.7.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 20.3.2012 um 23:32 |
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Abgesehen von ein paar Suden in den Neunzigern bin ich jetzt auch seit drei
Jahren dabei. Nach drei Jahren Lehrzeit steigt man ja vom Lehrling zum
Gesellen auf. Trotzdem habe ich noch kein Pils gebraut und habe das in
absehbarer Zeit auch nicht vor. Ein Augustiner nach zu brauen ist für mich
auch nicht der Gipfel der Braukunst.
Mein erstes Ziel war ein ordentliches fränkisches Lagerbier zu brauen, was
auch im ersten "Lehrjahr" schon geklappt hat. Seitdem braue ich was ich
will. Ales, Ipas, belgische Biere, jedes Jahr ein zwei untergärige. Und ein
belgisches Wit verzeiht auch keine Fehler.
Zitat: | Muss ich mir allmählich
ein neues Hobby suchen? |
Das sind Gedanken auf
die ich im Traum nicht kommen würde. Ich denke, dass ich schon noch 10 oder
20 Jahre brauchen werde um mich halbwegs mit Bier und dem Brauen
auszukennen.
Gruß
Peter
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Antwort 23 |
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Posting Freak Beiträge: 739 Registriert: 14.9.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.3.2012 um 14:00 |
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Ich war von meinem ersten Obergärigen begeistert. Hauptsächlich weil ich es
geschafft habe selber Bier zu machen das wirklich lecker war.
Sensibilisiert zum Thema Geschmacksvielfalt und "weg vom Fernsehbier" habe
ich mich parallel zu den ersten Brauversuchen kreuz und quer durch den
Maruhn getestet. Mittlerweile habe ich Geschmackserlebnisse gehabt die ich
nicht mehr missen möchte. Und was liegt da näher als das leckere Zeugs
selber zu brauen. Und genau da liegt derzeit mein Problem: Ich bekomme es
nicht hin. (Meine Testtrinker finden es trotzdem lecker)
Genau wie Bierjunge im Eröffnungsbeitrag geschrieben hat wachsen die
Ansprüche. Die naive Leichtigkeit der ersten Sude ist dahin. Ich will gerne
ein Rezept im Geiste komponieren können. Gezielt durch Auswahl der
richtigen Malze, Hefen und Raststufen den Wunschgeschmack erreichen. Ein
anspruchsvolles Ziel das nur durch viel Erfahrung und Wissen zu erreichen
ist.
Vermutlich ist es auch das Was JanBr meint: Nur wenn ich in der Lage bin
alle Schwierigkeiten eines anspruchvollen Bieres zu meistern, wenn ich ein
Bier mehrmals hintereinander mit praktisch gleichem Ergebnis brauen kann,
wenn ich dem Bier beim nächsten Sud gezielt eine Nuance mehr oder weniger
Körper geben kann und das Alles eben gezielt und nicht durch Zufall, erst
dann habe ich das Brauen wirklich im Griff.
Ich bin im Augenblick etwas desillusioniert und habe gemerkt das ich noch
viel zu lernen habe. Aber bei einem Hobby dass ich solange ich noch einen
Humpen Bier heben kann ausüben werde habe ja auch noch etwas Zeit...
Gruß
J.
____________________ Ein gutes Bier, maßvoll genossen, schadet auch in großen Mengen nicht...
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Antwort 24 |
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