Posting Freak Beiträge: 646 Registriert: 5.4.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 11.9.2013 um 22:47 |
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Hallo zusammen,
zeitnah und in direkter Abfolge liefen hier einige threads die sich rund um
den Themkreis Restsüße und Vollmundigkeit drehten.
Hier z.B. wird die Frage von BerndH
" Ist in Caramalzen von Haus aus "Restsüsse" enthalten die nicht
vergärt ?"
von Boludo mit einem klaren
ja
beantwortet.
Macht man einen Unterschied zwischen Restsüße und
Vollmundigkeit, und den sollte man machen wenn es vorzugsweise darum
geht Probleme zu lösen oder Schüttungsanteile festzulegen, ist oben
zitierte Frage mit einem ja falsch beantwortet oder besser: die
Frage falsch gestellt( Anmerkung der Redaktion: nichts von alle dem
hier ist bitte persönlich zu nehmen - es geht um die Sache und um
brauchbare Beispiele, die diese beschreiben)
Ich versuche einmal diese beiden Begiffe in eine Definition zu zwängen -
jetzt geht der Pedant ans Werk: - Restsüße ist für
mich negativ behaftet. Sie beschreibt eine umgewollte Differenz zwischen
Es und EsEnd und damit einen Anteil an noch vergärbaren Zuckern der
ungewollt im Endprodukt verbleibt. Diese im Bier verbliebenen Anteile an
"Zucker" schmecken deutlich süß.
- Vollmundigkeit ist für mich positiv behaftet. Sie beschreibt
einen sortentypischen und gewollten Anteil an nicht vergärbaren Zuckern, vorzugsweise festgelegt
durch die Auswahl der Rohstoffe und des dazu passenden Maischverfahrens,
der durch die Hefe gewollt nicht vergoren werden kann und gewollt im
Endprodukt verbleibt. Diese im Bier verbleibenden Anteile an
"Zucker" schmecken kaum oder nicht mehr süß, tragen aber wesentlich
zum "Körper" des Bieres bei.
Nimmt man die Definition in einem ersten Moment erst mal so und als gegeben
hin, ist 1. ein ungewolltes Gärproblem, während 2. dem
gewählten Biertyp einen gewollten " Körper" verleiht. In der
Konsequenz gibt es für ein endvergorenes Bier keine gemeinsame Schnittmenge
von/zwischen " Restsüße" und " Vollmundigkeit".
Um meine Aussagen zu untermauern, muß ich nun wohl beweisen, dass
Vollmundigkeit nicht süß schmeckt oder schmecken muss - hier der
Versuch:
A. Wann nehmen wir "Zucker" als süß wahr:
Bekannt ist, dass Polysaccharide(Stärke, Glykogen, ...) nicht süß
schmecken, Oligosaccharide(Maltotriose, Maltotetrose, Maltopentose.) nur
eine schwache bis sehr schwache Süßkraft haben und Mono- und Disaccharide,
je nach Art, eine ausgeprägte bis wenig ausgeprägte Süßkraft in Bezug zur
Süßkraft von Saccharose haben [1].
B. Schmeckt unvergärbarer Restextrakt süß ?:
Nein, das tut er nicht. Hier kommt die Jodprobe ins Spiel.
Seit den Arbeiten von J.HOLLÓ et al., die u.a. in [2]
ausformuliert sind ist bekannt,
dass bei einer Einfärbung mit Jod 12 Glucosemoleküle keine oder nur eine
leichte Gelbfärbung hervorrufen , 15 Glucosemoleküle eine Braun, ab 20
Glucosemoleküle eine Rot, ab 35 Glucosemoleküle eine Purpur und erst ab 45
Glucosemoleküle ein reines Blau sichtbar wird. Unter 9 Glucosemoleküle kann
sich das Jod nicht in den unverzweigten Amylosehelix [3] einlagern
und zeigt damit keine Reaktion an [4] - jodnormal. Einen 3-D Blick
auf die Einlagerung von Jod in Amylose und Amylopektin finden man in
[5], links unten im Bild.
Ein jodnormaler Restextrakt in einer endvergorenen Würze ist demnach
nicht vergärbar und schmeckt nicht süß, siehe A.
C. Jetzt alle zusammen:
A. sagt im Kern aus, dass alles was mehr als 4 Glucosemoleküle hat
nicht süß schmeckt, B. sagt aus, dass alles was weniger als 10
Glucosemoleküle hat jodnormal ist. Geht man nun von einer endvergorenen
Würze aus ist alles vergoren, was weniger als 4 Glucosemoleküle hat. Was
übrig bleibt sind Zucker die keine Jodreaktion zeigen, nicht
vergärbar sind, zur Vollmundigkeit(2.) beitragen und NICHT
süß schmecken( B.) - ganz im Gegensatz zu 1. - hier schmeckt
der ungewollt nicht vergorene Anteil an vorzugsweise Maltose einfach nur
süß -> Restsüße(1.).
Nicht zur Belehrung gedacht, nur zur Unterstützung.
Gruß
Oli
Nachtrag:
Natürlich hat " Vollmundigkeit" in seiner Gesamtheit nicht nur etwas
mit Zuckern zu tun. Zur vorgerückten Stunde hatte ich vergessen dies
als Hinweis zu erwähnen.
Stichwort: Wasserzusammensetzung, natürlich kurzkettige Dextrine, aber
auch Eiweiße, sogar Polyphenole und etwa "Andicker", wie Pentosen,
vermutlich auch Glyzerin, usw... kommen für Vollmundigkeit als
Protagonisten in Frage.
Danke für den Hinweis Uwe12.
Quellen:
[1] Wie viel Zucker darf es sein - ein Auszug aus Ernährungsberatung.de -
hier
[2] Stärke und Stärkederivate - Das Stärkebuch von „Tegge“. ISBN:
978-3-89947-075-8, Herausgeber: Prof. Dr. Günther Tegge, BEHRS-Verlag
[3] Wikipedia, Stärke, Amylose, Amylopektin, siehe hier
[4] Grundlegende Brautechnologie, Gastl, M., Lehrstuhl für Brau-und
Getränketechnologie Technische Universität München, http://www.wzw.tum.de/bgt
[5] Paul-Klee-Gynasium,Fächer, Chemie, Amylose und Amylopektin
[Editiert am 12.9.2013 um 18:35 von olibaer]
____________________ http://www.brewrecipedeveloper.de
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Posting Freak Beiträge: 3937 Registriert: 20.7.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 11.9.2013 um 23:27 |
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Hallo Oli, wenn es hier einen Hut ab Smilie geben würde, hätte ich den
gewählt! Respekt
Gruß
Peter ____________________ Ein Bayer ohne Bier ist ein gefährlich Thier.
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Antwort 1 |
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 12.9.2013 um 00:08 |
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Ja, die "Vollmundigkeit"!
Da findet man ziemlich viele verschiedene Substanzen dazu im Narziß.
Z.B. natürlich kurzkettige Dextrine, aber auch Eiweiße, sogar Polyphenole
und etwa "Andicker", wie Pentosen, vermutlich auch Glyzerin.
Also alles, was das Bier irgendwie "geschmackig" macht.
Ich weiß von einem durch "Durchheizen" gemaischten Leichtbier, daß die
gebildeten (kurzkettigen) Dextrine durchaus eine gewisse "Süßlichkeit"
besitzen,
was die geringe Stammwürze kompensiert. Ob das Bier zu 100% ausgegoren war,
ist dabei nicht mal so interessant, da es mithin quasi in der Nachgärung
ausgetrunken wurde.
Insofern gibt es einen Unterschied zwischen E s, E sEnd
oder auch E sMausetotausgegoren
Wie steht es mit durch Karamellisierung veränderten Zuckermolekülen, die
oft nicht wirklich (oder nur schwer) vergärbar sind?
Bilden sich dabei so Sachen, wie Zuckeralkohole, hat man definitiv "süß"
(fast wie Saccharose) schmeckende Substanzen, die aber von Bierhefen i.A.
nicht vergärbar sind.
Uwe
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Antwort 2 |
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Senior Member Beiträge: 360 Registriert: 11.10.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 12.9.2013 um 07:07 |
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Sehr sehr spannendes Thema - und sehr schön erklärt. Danke!
Und was macht man gegen "1.", die ungewollte Restsüße? Manchmal will
die Hefe ja gar nicht mehr, ist satt, lässt sich nicht mehr
umstimmen...
Gruß,
Denver. ____________________ Lockerflockig bleiben und alles ist tutti!
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Posting Freak Beiträge: 2512 Registriert: 11.7.2012 Status: Offline
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erstellt am: 12.9.2013 um 08:03 |
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Nur vom Gefühl her:
Restsüße ist für mich das, was noch an unvergärbaren Zuckern messbar drinne
ist. Also quasi was nach Spindel oder Refraktometer nicht vergoren
wurde.
Vollmundigkeit ist quasi eine Geschmacksempfindung. Das ist subjektiv das
Mundgefühl. Da spielen neben den Zuckern aber noch andere Dinge wie
Alkoholgehalt und Hopfenbittere eine Rolle.
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Antwort 4 |
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Posting Freak Beiträge: 2512 Registriert: 11.7.2012 Status: Offline
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erstellt am: 12.9.2013 um 08:04 |
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Verstecken hinter einem konzentrierten Hopfentee oder einem Alkoholvorhang
(ausgelöst durch Zuckeraufspeisung)...Oder beides....;-)
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Antwort 5 |
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 12.9.2013 um 08:18 |
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...oder man möchte gerade etwas Restsüße übrig haben, man denke an ein
Leichtbier, das zu sehr vergoren dünn und wässrig schmecken kann.
Bei einem Bock oder Doppelbock hat man von der großen Menge der
verschiedenen Zuckerarten am Anfang schon viel mehr Restsüße, da will man
vielleicht eher höher ausgären, damit es nicht zu mastig wird.
Uwe
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Antwort 6 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 12.9.2013 um 08:26 |
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So kompetent lass ich mich aber sehr gerne korrigieren, Hut ab!
Ist das jetzt letztendlich auch der Sinn der Verzuckerungsrast bei 72°C?
Man ist zwar bereits Iodnormal, verändert die Vollmundigkeit aber weiter
durch den Abbau längerer Zuckermoleküle zu kürzeren, die etwas süßer
schmecken, aber immer noch nicht vergärbar sind, da zu lang?
Stefan
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Antwort 7 |
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Posting Freak Beiträge: 1227 Registriert: 2.4.2013 Status: Offline
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erstellt am: 12.9.2013 um 09:06 |
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Bei dieser rast werden zusaetzliche staerken aus dem malz/korn geloest,
handruehrer bemerken das auch, die viscositaet geht wieder hoch. Die
staerken werden wieder zerschnipselt, aber in ein etwas anderes verhaeltnis
der kettenlaengen. Wenn man die rast lange genug macht werden alle ketten
'kurz'. Daher das ausmaischen bei 78-80°C um den prozess mehr oder weniger
zu stoppen. Bei eine maische fuer zum beispiel whiskey wird
nichtausgemaischt und nicht gekocht, die enzyme arbeiten weiter, auch
waehrend der gaerung und man hat hoehere gaerungsgrade.
Ingo ____________________ @Cantillon: "Le temps ne respecte pas ce qui se fait sans lui"
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Antwort 8 |
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Moderator Beiträge: 2659 Registriert: 24.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 12.9.2013 um 09:44 |
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Zitat: | Bei dieser rast werden
zusaetzliche staerken aus dem malz/korn geloest
... |
Und deshalb ist die so oft zitierte Formulierung "... Verzuckerungsrast
bei 72°C bis jodnormal, dann hochheizen und abmaischen." allenfalls als
Empfehlung für Anfänger zu sehen. Wer Feintuning betreibt, spielt mit der
72er-Rast und kann auch hier ein Stück weit das Thema Vollmundigkeit
beeinflussen.
Hans ____________________ "Oh Bier, manchmal reichst du mir!"
Alfred Katzka
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Antwort 9 |
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 12.9.2013 um 10:00 |
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Über diese Rast lässt sich auch das Schaumverhalten beeinflussen durch
Ausbildung von sog. Glycoproteiden, die schaumstabilisierend wirken. Laut
Narziss wird dazu aber eine Rastzeit von 45 Min. benötigt, bis das spürbar
ist. Da ich aber bisher keine Schaumprobleme habe, raste ich - aus
Vollmundigkeitsgründen - 25 Minuten. Damit bin ich bisher für meinen
Geschmack sehr zufrieden.
Gruß
Michael
____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Posting Freak Beiträge: 710 Registriert: 1.1.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 12.9.2013 um 10:10 |
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ähem, mir ist noch nicht klar, ob wenn ich die 72°er verlängere dann die
Vollmundigkeit steigt oder sinkt ?
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Antwort 11 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 12.9.2013 um 10:24 |
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Sie sollte eigentlich steigen.
Bei solchen Diskussionen denk ich immer wieder an die Amerikaner, die ihr
Malz in 70°C heißes Wasser werfen und nach einer Stunde ohne Aufheizen
einfach abläutern und dabei ganz leckere Bier machen (mit viel
Spezialmalzen natürlich)
Stefan
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Antwort 12 |
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Posting Freak Beiträge: 1227 Registriert: 2.4.2013 Status: Offline
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erstellt am: 12.9.2013 um 10:58 |
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Sie steigt und ab einen moment sinkt sie wieder. Wo genau weiss ich
nicht.
Ingo ____________________ @Cantillon: "Le temps ne respecte pas ce qui se fait sans lui"
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Antwort 13 |
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Member Beiträge: 84 Registriert: 23.1.2013 Status: Offline
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erstellt am: 12.9.2013 um 11:11 |
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Hallo,
man kommt aber nie ganz runter auf den gemessenen EV°. Es ist immer etwas
Extrakt enthalten, der vergärbar wäre, aber nicht vergärt wird (da die Hefe
bei der HG und NG nicht so hohe Temperaturen hat wie bei der EV Probe). Mit
Caramalz bekomm ich Zucker die nicht vergärbar sind und somit ist das
sowohl eine "gewollte" Restsüße, die halt nicht vergärbar ist. Man bekommt
auch eine deutlichere Vollmundigkeit:
Bitte klärt mich auf wenn ich oben irgendwas überlesen habe und mein Post
nicht passend ist...
Gruß brewer
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Antwort 14 |
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Posting Freak Beiträge: 1762 Registriert: 6.1.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 12.9.2013 um 11:15 |
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Zitat: | Sie steigt und ab einen
moment sinkt sie wieder. Wo genau weiss ich
nicht. |
Irgendwie weiss ich jetzt weniger als vorher.
Mir scheint das es gar kein zielgenaues Instrument gibt um irgendwas in
Richtung Vollmundigkeit zu steuern. Alles kann immer wirksam oder unwirksam
sein. Nichts genaues weiss man nicht.
Grüsse
Bernd
[Editiert am 12.9.2013 um 11:16 von BerndH]
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Antwort 15 |
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Posting Freak Beiträge: 2084 Registriert: 28.10.2009 Status: Offline
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erstellt am: 12.9.2013 um 11:20 |
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Erlenmeyer führt doch sicher schon eine gedankliche Fragenliste für das
nächste Doemens-Seminar.
Dort sollten wir das Thema einreihen.
Genauso wie unser oft und kontrovers diskutiertes Lieblingsthema, ob der
EVG in der Würze fixiert ist oder auch vom Hefestamm abhängt *duck und
weg*
Moritz
____________________ Glaubte ich an die Reinkarnation, so wollte ich als Hefepilz wiedergeboren
werden.
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Antwort 16 |
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Posting Freak Beiträge: 2512 Registriert: 11.7.2012 Status: Offline
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erstellt am: 12.9.2013 um 11:29 |
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Zitat von brewer, am 12.9.2013 um
11:11 |
man kommt aber nie ganz runter auf den gemessenen EV°. Es ist immer etwas
Extrakt enthalten, der vergärbar wäre, aber nicht vergärt wird (da die Hefe
bei der HG und NG nicht so hohe Temperaturen hat wie bei der EV Probe).
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Vor allem haben die meisten EV-Proben das Problem, dass sie aerober
ablaufen als die eigentliche Gärung.
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Antwort 17 |
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Posting Freak Beiträge: 1227 Registriert: 2.4.2013 Status: Offline
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erstellt am: 12.9.2013 um 11:46 |
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Bernd, voellich unwissenschaftlich aber hoffentlich anschaulich;
nehme dir eine schere und einen wollknaudel (malz) schneide dir ein stueck
draht von einem meter ab (staerke). Du darfst den draht einmal willkuerlich
in zwei stuecke schneiden, und die zwei teile auch noch ein mal.
Jetzt definieren wir ein drahtstueck von 1 cm ist suess und vergaerbar. Ein
stuck von 4 cm ist auch noch vergaerbar. Stuecke von mehr als 8 cm sorgen
fuer die vollmuedigkeit. Wie gross sind deine 4 stuecke?
Jeztz darfst du anstatt von 3x willkuerlich schneiden 6x schneiden, dan 12x
dann 20x (laenger maischen), was geschieht mit der durchschnittliche laenge
des drahtes und die verteilung der laengen durch die zeit gesehen? Es geht
richtung suesse kurze draehtchen.
Ingo ____________________ @Cantillon: "Le temps ne respecte pas ce qui se fait sans lui"
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Antwort 18 |
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Senior Member Beiträge: 335 Registriert: 17.7.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 12.9.2013 um 13:28 |
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Wie wäre es mit einem Experiment?
a) Schüttung 100% Caramell-Malz
b) keine 72Grad Rast - evtl direkt abmaischen ohne 78Grad
Aber wahrscheinlich hat das schon jemand ausprobiert, so wie ich Euch
kennengelernt habe... ____________________ Gut Sud, SINS.
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Antwort 19 |
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 12.9.2013 um 14:05 |
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...das nennen unsere amerikanischen Hobbybrauerfreunde "steeping".
Cara-Malze habe i.A. keine intakten Enzyme mehr. Evt. Stärke würde also
nicht mehr verzuckert - vielleicht noch beim ganz hellen Cara-Pils.
Trotzdem wirst Du dabei natürlich eine gewisse Vergärlichkeit der Würze
merken, denn die Cara-Malze sind quasi zuvor "gemaischt" worden, sollten
also - neben karamellisierten Zuckern auch Maltose und die ganzen anderen
Zuckerarten enthalten, wie man sie beim Maischen selbst auch antrifft. Und
nicht alle dieser Zuckermoleküle werden wohl durch die Karamellisierung in unvergärliche Produkte
umgewandelt.
Interessant finde ich diese Aussage aus og. Link: Während des
Karamellisierens findet eine Reihe nicht vollständig geklärter, zum
Teil gleichzeitig ablaufender chemischer Prozesse statt....
Man weiß also gar nicht so genau, was da passiert?!?
Uwe
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Antwort 20 |
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Posting Freak Beiträge: 710 Registriert: 1.1.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 12.9.2013 um 14:09 |
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Zitat von Seed7, am 12.9.2013 um
11:46 |
Jeztz darfst du anstatt von 3x willkuerlich schneiden 6x schneiden, dan 12x
dann 20x (laenger maischen), was geschieht mit der durchschnittliche laenge
des drahtes und die verteilung der laengen durch die zeit gesehen? Es geht
richtung suesse kurze draehtchen.
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- Heißt das, dass zunächst die langen Stücke, die aber
bereits unter der Jodnormal-Grenze liegen, runtergeschnitten werden - auf
eine Länge, die das Vollmundigkeitsgefühl erhöht. Im weiteren Verlauf
werden die die Stücke kleiner und süßer und die Vollmundigkeit nimmt ab
?
- Sind diese kurzen Stücke nun vergärbar oder nicht vergärbar ? D.h. wird
das Bier stärker oder süßer ?
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Antwort 21 |
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Posting Freak Beiträge: 1227 Registriert: 2.4.2013 Status: Offline
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erstellt am: 12.9.2013 um 15:02 |
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Zitat von KaBl, am 12.9.2013 um
14:09 | - Heißt das, dass
zunächst die langen Stücke, die aber bereits unter der Jodnormal-Grenze
liegen, runtergeschnitten werden - auf eine Länge, die das
Vollmundigkeitsgefühl erhöht. Im weiteren Verlauf werden die die Stücke
kleiner und süßer und die Vollmundigkeit nimmt ab ?
- Sind diese kurzen Stücke nun vergärbar oder nicht vergärbar ? D.h. wird
das Bier stärker oder süßer ?
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1. Ja, wie ich verstanden habe geben mehere lange ketten mehr mundgefuehl
als eine extrem grosse. Aber in unsere wuerze ist es natuerlich ein
paralleler prozess, es werden noch fuer eine bestimmte zeit staerken
geloest und waerend der ganzen zeit sind auch die enzyme aktiv.
(interessante seite uber staerken und zuckern, besonders das bild der verzweigung
der staerke)
2. Ja es entsehen kuerze vergaerbare stuecke und mit der zeit immer mehr.
Im verhaeltnis zur beta-ruhe bringt es natuerlich relativ wenig, ich sehe
da einen sprung von etwa 0,5 Plato. Ein versuch waere es bei 72°C ein zu
maischen und jede viertelstunde ein muster zu nehmen und vergaeren.
Die beste methode fuer vollmuendigkeit ist denke ich eine duennmaische
ziehen, abkochen (=enzym reduktion) und damit dann das ganze auf 72°C
bringen. Kurze rast und abmaischen.
Ingo
[Editiert am 12.9.2013 um 15:07 von Seed7]
____________________ @Cantillon: "Le temps ne respecte pas ce qui se fait sans lui"
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Antwort 22 |
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Posting Freak Beiträge: 1762 Registriert: 6.1.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 12.9.2013 um 16:14 |
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Ok, eine Restsüsse ist im Bier also gar nicht erwünscht.
Man will statt dessen eine Art "Mundgefühl" erreichen das einem zu
"trockenen" Effekt entgegen wirkt.
Man nennt das auch "Vollmundigkeit", nicht zu verwechseln mit "Süsse" ( wie
z.B. im Wein)
Und ich hatte gedacht in "Cara"-Malzen wären "cara"-melisierte Zucker
drinnen die nicht vergären.
Sind sie ja vielleicht auch, aber die Hefen fressen die auch auf ?
Cara-Malz = Garant für Vollmundigkeit = falsch
Zucker will man also überhaupt nicht mehr im fertigen Bier. Nur noch diese
Zuckerarten deren Entstehung
in weiten Bereichen nicht wirklich eindeutig und vorhersehbar scheint.
Immer mehr gewinne ich den Eindruck das die Bierherstellung gar nicht so
sehr systematischen und vorhersehbaren
Prozessen folgt, sondern zu einem nicht unerheblichen Teil fast ein
Zufallsprodukt zu sein scheint.
Wenn man dann alles gut dokumentiert und verifizierbar durchgeführt hat
sollte man das "Rezept des Zufalls" gut aufheben.
Irgendwie enttäuschend für jemanden der es gelernt hat analytisch und
systematisch zum Ziel zu kommen.
Grüsse
Bernd
[Editiert am 12.9.2013 um 16:17 von BerndH]
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Antwort 23 |
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Posting Freak Beiträge: 2512 Registriert: 11.7.2012 Status: Offline
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erstellt am: 12.9.2013 um 16:17 |
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Ich glaube, du hast einen anderen Thread gelesen als den hier.
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Antwort 24 |
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