Posting Freak Beiträge: 1762 Registriert: 6.1.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 12.9.2013 um 16:19 |
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Ich habe diesen und die oben verlinkten gelesen und das geschriebene ist
mein Resume.
Grüsse
Bernd
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Antwort 25 |
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Posting Freak Beiträge: 2512 Registriert: 11.7.2012 Status: Offline
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erstellt am: 12.9.2013 um 16:25 |
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Zitat: | Irgendwie enttäuschend
für jemanden der es gelernt hat analytisch und systematisch zum Ziel zu
kommen. |
Ich verstehe jetzt nicht, wo das Problem ist. Das kannst du doch
trotzdem.
Das ist nur so lange ein Zufallsprodukt, bis du die Zusammenhänge dahinter
verstanden hast.
Wir Hobbybrauer tun uns da schwer mit, weil wir in den seltensten Fälle
zwei Sude exakt gleich auf derselben Anlage fahren, sondern immer etwas
variieren. Mal nehmen wir dann die Hefe aus 2. Führung, mal lag das Malz
schon 2 Jahre im Keller etc. pp.
Nur weil der Vorgang komplizierter ist als auf Anhieb gedacht, wird er ja
nicht zur Magie. Nicht umsonst ist die Ausbildung zum Brauer und Mälzer
eine Ausbildung und kein Wochenendseminar.
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Antwort 26 |
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Posting Freak Beiträge: 1946 Registriert: 20.11.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 12.9.2013 um 16:53 |
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Also mir erscheint das ganze zu einfach.
Es gibt zig Heferassen mit ganz unterschiedlichen Vergärungsgraden, die in
der Praxis innerhalb gewisser Grenzen immer wieder bestätigt werden. Da
eine Vergärung von mehr als vier Glucosegliedern für S.
cerevisiae/carlsbergensis nicht möglich ist, muss sich der Vergärungsgrad
dieser Hefen in der Verwertung vergärbarer Zucker unterscheiden. Nun könnte
man das (bewusst) unvollständige Vergärung nennen, aber ich will nicht so
recht einsehen, dass dies als "ungewollte Restsüße" und in der Folge als
"ungewolltes Gärproblem" dargestellt wird. Man verzeihe mir die Polemik,
aber nach dieser Argumentation wäre alles nicht von belgischen High Gravity
Hefen vergorene Bier (und vermutlich selbst das) nichts weiter als Produkt
eines Gärproblems mit resultierender, ungewollter Restsüße. Oder kurz
gesagt Murks.
Desweiteren denke ich, dass es keine scharfe Grenze zwischen dem
gibt, was hier als Restsüße bezeichnet wird und der Vollmundigkeit durch
Dextrine. Eventuell wären zunächst weitere Betrachtungen zum Mundgefühl von
Dextrinen z.B. durch Viskosität nötig. Aber in dem was Oli geschrieben hat,
wird der Unterschied zunächst nur auf die Süßkraft der Zuckerketten
verkürzt. Demnach wäre es doch erst mal unerheblich, woher die Süße stammt:
Ob von vielen kurzen Dextrinen, oder wenig unvergorener
Maltose/Maltotriose. Woher sollte auch ein Unterschied stammen? Den
Rezeptoren auf der Zunge ist es meines Erachtens doch erstmal egal ob da
1g/L Glucose oder 10g/L Oligosaccharid mit je 10 Glucosegliedern andocken
und damit die gleich oft die Signalübermittlung "süß" ans Hirn schalten.
Damit muss ich dann auch den zuvor definierten Begriff von Vollmundigkeit
in Frage stellen. Ich tendiere eher zur Annahme, dass Vollmundigkeit neben
vielen anderen Faktoren (flying hat bereits welche angeschnitten) was die
Zucker angeht, schlicht von der genau richtigen Menge an Süßkraft im
fertigen Bier stammt (egal aus wievielen Glucoseeinheiten), die sehr genau
gegen die Bitterkeit des Hopfens, die Kohlensäure, den pH des Bieres und
die Malze abgestimmt sein muss. Zu wenig oder zu viel und wir verwenden
instinktiv nicht mehr diesen Begriff, sondern finden andere Vokablen wie
flach oder mastig.
Gruß,
Andy
____________________
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Antwort 27 |
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 12.9.2013 um 17:14 |
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Ich hab den Abriß leider nicht hier, meine aber gelesen zu haben, daß im
fertigen Bier noch das eine oder andere Maltosemolekül (nebst div. X-osen)
unvergoren herumschwebt.
Komplett vergoren hieße dann eigentlich nicht 0,000 Maltose, bzw. das wäre
wohl ein Idealzustand, der nicht erreichbar ist.
Vielleicht kanns einer rasch nachschlagen, war wohl etwas weiter hinten im
Buch in etwa "Zusammensetzung des fertigen Biers".
Uwe
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Antwort 28 |
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Moderator Beiträge: 2659 Registriert: 24.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 12.9.2013 um 17:30 |
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7. Auflage, Seite 310, Kap. 7.4.2, Beeinflussung der Geschmacksfaktoren.
Muß nu leider weg.
Hans
____________________ "Oh Bier, manchmal reichst du mir!"
Alfred Katzka
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Antwort 29 |
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Posting Freak Beiträge: 1762 Registriert: 6.1.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 12.9.2013 um 17:41 |
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Zitat: | Ich verstehe jetzt
nicht, wo das Problem ist. Das kannst du doch trotzdem.
Das ist nur so lange ein Zufallsprodukt, bis du die Zusammenhänge dahinter
verstanden hast.
Nur weil der Vorgang komplizierter ist als auf Anhieb gedacht, wird er ja
nicht zur Magie. Nicht umsonst ist die Ausbildung zum Brauer und Mälzer
eine Ausbildung und kein Wochenendseminar. |
Oh das hast du mich aber komplett falsch verstanden.
Das etwas komplex ist stellt kein sonderliches Problem dar, man muss es nur
wollen, deshalb ja auch mein Motto "die besten Experten sind oft die
Autodidakten".
Das Problem ist, wenn man zu einem Sachverhalt 4 Leute fragt oder vier
Bücher liest erhält man 6 teils völlig unterschiedliche Erklärungen,
allesamt sehr logisch und überzeugend klingend.
Wenn sich dann die Fachleute mal auf etwas geeinigt haben kommt fast immer
jemand der noch überzeugender klingt, mit einer 7ten Erklärung.
Dem glauben dann alle bis wieder jemand kommt und auch diese Aussage wieder
in Frage stellt.
Gulp hat es so schön gesagt, man muss abwägen was man glauben kann oder
soll oder so ähnlich.
Ich bin ja von Natur aus sowieso jemand der gerne und grundsätzlich erstmal
Dinge in Frage stellt.
Das Themen kompliziert sind ist kein Problem, solange Sachverhalte
unzweifelhaft und nicht Deutungsfähig sind.
Ich glaube darüber sollten wir hier aber nicht diskutieren.
Ich wollte nur meinem Frust zum Ausdruck bringen das es anscheinend nie
"die eine Meinung/Lösung oder Erklärung eines spezifischen
Sachverhalts beim Brauen gibt sondern ständig neue Interpretationen die
dann auch wieder in Frage gestellt werden.
Da verliert man auf die Dauer die Lust sich tiefer in die Materie
einzuarbeiten weil das was man sich mühselig erarbeitet hat
morgen schon wieder als falsch hingestellt werden kann, dabei wird Bier
doch schon hunderte von Jahren gebraut.
Gaaaanz wichtig, das sollte KEINE Kritik an irgendwas oder irgendjemanden
sein, sondern ist nur eine simple Feststellung meinerseits.
Grüsse
Bernd
[Editiert am 12.9.2013 um 18:34 von BerndH]
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Antwort 30 |
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Posting Freak Beiträge: 1946 Registriert: 20.11.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 12.9.2013 um 17:57 |
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"Mit dem Wissen wächst der Zweifel." (Goethe)
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Antwort 31 |
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Posting Freak Beiträge: 1762 Registriert: 6.1.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 12.9.2013 um 18:08 |
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Seeehr gut !!
Grüsse
Bernd
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Antwort 32 |
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 12.9.2013 um 20:47 |
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So, in Auflage 6, Kap. 7.1.1 Bierextrakt: "...Die
durchschnittliche Zusammensetzung des Bierextrakts [3,5-5% wurde im
Satz davor erwähnt] umfaßt 80-85% Kohlenhydrate, 4,5-5,2% Eiweiß, 3-5%
Glycerin, 3-4% Mineralstoffe, 2-3% Bitter-, Gerb- und Farbstoffe, 0,7-1%
organische Säuren sowie geringe Mengen an Vitaminen"
7.1.1.1: "Die Kohlenhydrate als Hauptanteil des Extraktes setzen
sich zusammen aus 60-75% Dextrinen, 20-30% Mono-, Di und
Trisacchariden sowie 6-8% Pentosanen. Bei einem hellen Lagerbier sind
etwa 15% Dextrine von höherem Molekulargewicht (über G 35), ca. 40% von
mittlerer Größe (G 10-35) und ca. 38% Oligosaccharide gegeben; die
vergärbaren Zucker umfassen neben Spuren von Glucose und Saccharose, ca.
60% Maltose und 40% Maltotriose. Die Menge der noch vergärbaren Zucker
hängt von den Vergärungsgegebenheiten des Bieres ab."
Das von Hans erwähnte Kapitel 7.4.2.1 behandelt die Vollmundigkeit. Und
hier sind sie dann wieder alle: Alkoholgehalt, Polyphenole, Eiweiße,
β-Glucandextrine, Bitterstoffe.
Alles Förderer der ominösen Vollmundigkeit.
Uwe
[Editiert am 12.9.2013 um 20:49 von Uwe12]
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Antwort 33 |
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Posting Freak Beiträge: 1227 Registriert: 2.4.2013 Status: Offline
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erstellt am: 12.9.2013 um 23:18 |
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Antwort 34 |
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Posting Freak Beiträge: 646 Registriert: 5.4.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 13.9.2013 um 12:29 |
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Hallo Andy/Ladeberger, hallo BendH und sonstige Beitragsgäste
Du hast recht - es ist nicht
so einfach wie von mir dargestellt.
Die Thematik "Vollmundigkeit" füllt Fachbücher, ist Thema vieler
Dissertationen und Diplomarbeiten. Der Versuch den gesamten Komplex in eine
brauchbare Definition zu packen die für alle Einzel- und Sonderfälle
Gültigkeit besitz und keinen Zusammenhang außer Acht lässt, ist mit
Sicherheit ein hoffnungsloses Unterfangen.
Nicht ohne Grund leite ich die Titel mit " Ich versuche einmal ..."
ein.
Zur Hefe und zum VGs
Natürlich vergärt jeder Hefestamm oder jede Hefewart eine
" Standardwürze" (1) im optimalen und in einem identischem
Umfeld zu unterschiedlichen Endvergärunsggraden. Das zeigt ja schon das
nähere Umfeld unserer obergärigen und untergärigen Hefen. Genetische
Unterschiede der beiden Hefen führen dazu, dass untergärige Hefe das
Trisaccharid Raffinose vollständig, obergärige Hefe dagegen nur zu
einem Drittel vergärt (2).
Dieser oder vergleichbare Unterschiede führen jetzt leider dazu, dass im
Falle von schlechten Vergärungsgraden empfohlen wird, den Hefestamm zu
wechseln, um das Problem aus der Welt zu schaffen, da dieser neue Hefestamm
ganz offensichtlich höher vergärt(oft hier im Forum zu lesen) und hier
fängt es an für mich falsch zu werden
Für mich ist ein schlechter Vergärunsgrad dadurch definiert, dass noch
vergärbarer Extrakt mit der jeweiligen Betriebshefe nicht vergoren wurde -
es bleibt eine Extraktdifferenz - und zwar ungewollt - sonst hätte der
Fragesteller die Frage ja erst gar nicht gestellt. Dass die Maßnahme eine
höher vergärende Hefe zum Einsatz zu bringen das Problem nicht löst,
versuche ich einmal an einem Beispiel zu verdeutlichen :
Hefe A: P würze = 12,0 % , Es[GG%] = 5,0 % , Esend[GG%] = 3,0
% , VGs[%] = 58,3 % , VGsend[%] = 75 %
wechsel zu Hefe B, hochvergärend, identische Würzequalität
Hefe B: P würze = 12,0 % , Es[GG%] = 4,0 % , Esend[GG%] = 2,0
% , VGs[%] = 66,3 % , VGsend[%] = 83,3 %
Der Jubel muss gross sein. Der Wert der Schnellgärprobe Esend B hat
sich im Vergleich zu A um ein 1% verbessert, identisches beim Es.
Die Folge, der VGs und der VGsend haben sich in Probe B
erhöht, jeweils um ~8 % - Ziel erreicht, Problem gelöst ?
Aus meiner Sicht der Dinge, und ich bleibe mit dieser Ansicht auch gerne
alleine, hat sich überhaupt nichts verbessert(in diesem Kontext) - hier hat
sich vielleicht etwas verschlimmbessert - mehr aber auch nicht, denn
das eigentliche Problem, die Extraktdifferenz die den Kern des Problems
beschreibt, ist nach dieser Maßnahme mit 2% ( Es[GG%] - Esend[GG%] )
unverändert geblieben - das Gärproblem ist noch genau da wo es vorher auch
war - Hefe hin, Hefe her.
Der Vollständigkeit halber:
Eingangs habe ich das Beispiel mit der UG- und OG Hefe und den mit
unterschiedlichen VGs in einer Standardwürze(1) aufgeführt. Der Unterschied
im VGs kommt natürlich nur zum Vorschein, wenn die Standardwürze auch
Raffinose enthält - ist keine oder nur sehr wenig Raffinose
enthalten, löst sich der Unterschied in Luft auf - in solch einem Szenario
bestimmt bestimmt also alleinig die Würzequalität den Unterschied im
VGs.
Im Artikel war mir der differenzierte Blick auf den umgangssprachlich
gebrauchten Begiff " Restsüße" wichtig. Den Begiff der
Vollmundigkeit wollte ich nicht wirklich neu definieren oder
ganzheitlich beschreiben, es war aber im Rahmen des Artikels ein Stück weit
nötig, um die Eckdaten zunächst einzuorden und um Sie am Ende miteinander
vergleichen zu können.
Gruß
Oli
[Editiert am 19.9.2013 um 19:46 von olibaer]
____________________ http://www.brewrecipedeveloper.de
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 13.9.2013 um 17:42 |
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Hi Leute,
spannendes Thema! Die hier immer wieder zitierte "Restsüsse" ist nicht nur
von der Maischarbeit und den übriggebliebenen "Stärkestückchen" abhängig.
Schön das es endlich mal thematisiert wird.
Das von Uwe angesprochene Glycerin, der einfachste dreiwertige Alkohol
(Propan-triol), wird von der Hefe erzeugt. Uwe schreibt 3 -5%. Glycerin hat
die gleiche Süsskraft wie Traubenzucker.
Die süßschmeckende Proteinfraktion ist ein weiteres spannendes Thema.
Immerhin gibt es pflanzliche Proteine, die die Süßkraft von Haushaltszucker
um das Tausendfache überschreiten..?
m.f.g
René
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 36 |
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Posting Freak Beiträge: 789 Registriert: 3.3.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 19.9.2013 um 08:50 |
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Auf jeden Fall ein Spannendes Thema und ich finde es immerwieder sehr
interessant die Beiträge von Oli zu lesen.
Was mir zu dem Thema aufgefallen ist und dem hier immer wieder
Geschriebenen wiederspricht ist: Auch bei hohem Restextrakt schmeckt ein
Bier noch lange nicht süß. Mit kurzer Malthoserast und der Braupartner Hefe
habe ich z.B. ein Vollbier "gezaubert", dass 5,2°P Restextrakt hatte. Das
Bier war durchaus vollmunding, aber auch sehr "schwer", sehr unsüffig, sage
ich mal. Süß war es allerdings kaum.
Die oft behauptete Regel viel Restextrakt = viel Restsüße stimmt also -
zumindest bei mir - nicht.
Das habe ich bei mehreren Bieren beobachtet, das Bsp. war nur das
Extrem.
Nach diesen Erfahrungen mache ich eine niedrige Kombirast, der Vergärgrad
wurde höher, das Bier süffiger, aber von der Süße her unverändert.
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Antwort 37 |
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Posting Freak Beiträge: 2512 Registriert: 11.7.2012 Status: Offline
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erstellt am: 19.9.2013 um 08:57 |
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Zitat von cosmophobia, am 19.9.2013 um
08:50 | Das Bier war durchaus vollmunding,
aber auch sehr "schwer", sehr unsüffig, sage ich mal. Süß war es allerdings
kaum.
Die oft behauptete Regel viel Restextrakt = viel Restsüße stimmt also -
zumindest bei mir - nicht.
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War der Sud denn als jodneutral 'angezeigt worden'?
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Antwort 38 |
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Posting Freak Beiträge: 789 Registriert: 3.3.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 19.9.2013 um 09:15 |
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Antwort 39 |
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Posting Freak Beiträge: 646 Registriert: 5.4.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 19.9.2013 um 20:31 |
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Hi cosmophobia,
zunächst: Danke fürs`Lob
Zitat von cosmophobia, am 19.9.2013 um
08:50 | ... habe ich z.B. ein Vollbier
"gezaubert", dass 5,2°P Restextrakt hatte. Das Bier war durchaus
vollmunding, aber auch sehr "schwer", sehr unsüffig, sage ich mal. Süß war
es allerdings kaum. |
Deine Wahrnehmung passt gut
ins Bild:
Es gibt durchaus einen geschmacklichen Unterschied zwischen
" ungewollt noch vergärbarem Extrakt" (1)
und
" gewollt nicht vergärbarem Exrakt" (2)
Während (1) durch "Süße"auffällt, geht (2) zunehmend
in die " Breite".
Während (1) überhaupt nicht vorkommen sollte, ist (2) ein
technologischer Kunstgriff(Rohstoffe, Maischverfahren, Brauwasser) der
entlang des gewünschten Biertyps, des gewählten Hefestammes und im Einklang
mit der Hopfengabe seine Heimat hat - meist verbunden mit dem Primärziel,
dass ein Bier oder der gewünschte Biertyp "nicht leer",
"typisch", " rund" und " zusammen" schmeckt UND: die
Gärung vollständig zum Ende kommt.
Gruß
Oli ____________________ http://www.brewrecipedeveloper.de
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Posting Freak Beiträge: 2084 Registriert: 28.10.2009 Status: Offline
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erstellt am: 13.1.2014 um 18:26 |
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Ich hole das mal wieder hoch.
Nur als Anmerkung ohne Wertung:
Im aktuellen Bier & Brauhaus Nr. 20 findet sich ein Artikel mit dem
Titel " Neue alte Erkenntnisse zur Vollmundigkeit des Biers und wie man
sie erreicht".
Der Autor, Markus Metzger, beginnt darin mit der Feststellung, für ihn sei
bei der Recherche eine kleine Welt zusammengebrochen, und bisheriges
vermeintliches Wissen sei nur ein "Glauben" gewesen.
Das Fazit des Artikels, so wie ich ihn vestehe, besteht insbes. darin,
dass - ein hoher Endvergärungsgrad von >80% nicht
widersprücklich zur Vollmundigkeit, sondern im Gegenteil ihr
förderlich und somit anzustreben sei. Weder Maltose noch Dextrine
trügen alleine wesentlich zur Vollmundigkeit bei.
- Vollmundigkeit vor allem durch die Kolloide, insbes. alles mittel- bis
hochmolekulare, hervorgerufen werde, so dass es sich fast auf die einfache
Formel, dass alles was für den Bierschaum gut sei, auch die
Vollmundigkeit fördere, reduzieren lasse.
Aber Boern hat das Thema ja schon in die Doemnes-Themenliste eingereiht. Ich bin
mal gespannt!
Moritz ____________________ Glaubte ich an die Reinkarnation, so wollte ich als Hefepilz wiedergeboren
werden.
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Antwort 41 |
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Posting Freak Beiträge: 2795 Registriert: 2.9.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 13.1.2014 um 18:32 |
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Das deckt sich mit meiner Erfahrung, das auch extrem hochvergorene Biere
wie Saison oder einige belgische Starkbiere sehr vollmundig sind. Dies
sogar obwohl zudem noch sehr stark karbonisiert.
____________________
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Antwort 42 |
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Gast
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erstellt am: 13.1.2014 um 19:04 |
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Mal ne Frage: Dextrine sind ja meines Wissens nicht vergärbar. Wie kommt es
dann, dass ein Endvergärungsgrad von >70% erreicht wird, wenn der
Extrakt zu mind. 60% aus Dextrinen besteht?
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Posting Freak Beiträge: 646 Registriert: 5.4.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 13.1.2014 um 19:36 |
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Hallo JosefGroll,
das Zitat von Uwe entstammt dem Kapitel 7.1.1 Bierextrakt. Es
beschreibt die Zusammensetzung des Extrakt wirklich Ew [GG%]
im fertigen Bier und nicht die gespindelte Stammwürze vor der Vergärung.
Gruß
Oli ____________________ http://www.brewrecipedeveloper.de
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Senior Member Beiträge: 387 Registriert: 12.3.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 13.1.2014 um 22:14 |
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Ein wirklich interessantes Thema, was noch sehr viel Potenzial hat. Bin
gespannt, welche Erkenntnisse es dazu noch geben wird.
@Oli: Du hast dir viel Mühe gemacht, sachlich und verständlich geschrieben.
Finde ich klasse. Aber mit einer Sache gehe ich überhaupt nicht konform.
"Restsüße ist ein ungewolltes Gärproblem". Okay, manche haben wirklich das
Problem, dass die Hefe irgendwann nicht mehr will und vergärbaren Zucker
zurück lässt (warum auch immer). Die Restsüße aber als prinzipiell
ungewollt hinzustellen ist für mich jedenfalls falsch. Die Safbrew S-33 ist
eine meiner Lieblingshefen, weil sie einen EVG von 68% hat. Sie erzeugt
eine tolle Süße (nicht Vollmundigkeit!), die in einem stark gehopften IPA
einen tollen Gegenpart zur Bittere und den Hopfenaromen darstellt. Das mag
nicht jedem gefallen, aber ich und 99% meiner Verkosten mögen dies. Und
deswegen hab ich die Hefe vorher ausgewählt.
Und wenn ich der Einzigste bin, der dies nicht als Gärfehler sieht, dann
ist es mir auch egal. Mir schmeckt´s.
Grüße
Dave
-der gerade einen brutal süßen schwarzen Abt trinkt-
[Editiert am 13.1.2014 um 22:16 von Dave1987]
____________________ "Unverhopft kommt oft."
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Antwort 45 |
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Posting Freak Beiträge: 646 Registriert: 5.4.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.1.2014 um 08:48 |
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Hallo Dave,
Zitat von Dave1987, am 13.1.2014 um
22:14 | Aber mit einer Sache gehe ich
überhaupt nicht konform.
"Restsüße ist ein ungewolltes Gärproblem"....Die Restsüße aber als
prinzipiell ungewollt hinzustellen ist für mich jedenfalls falsch. Die
Safbrew S-33 ist eine meiner
Lieblingshefen, weil sie einen EVG von 68% hat. Sie erzeugt eine tolle Süße
(nicht Vollmundigkeit!)...
Und wenn ich der Einzigste bin, der dies nicht als Gärfehler sieht, dann
ist es mir auch egal. Mir schmeckt´s.
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Keine Angst, du bist bestimmt nicht der
Einzigste
Ohne Frage habe ich ein komplexes Thema(siehe alleine die Beiträge hier im
Forum) ohne Rücksicht auf Verluste auf zwei wesentliche Aussagen
runtergebrochen und entlang derer meine Erklärungsversuche gestartet und
die Grenzen recht forsch gezogen - wie sonst
hätte ich dieses TechnoMonster griffig und in ein paar wenigen
Zeilen lesbar machen können ?
Was Du beschreibst zeigt sehr schön, dass Vollmundigkeit und
Restsüße auch einen Bezug zum Biertyp hat. Die Vollmundigkeit wird
bei einem
alk.freien Bier eine andere sein als eine bei einem IPA, bzw. wird anders
wahrgenommen und muss auch unterschiedlich bewertet werden.
Nicht ohne Grund gibt es auf Verkostungsformularen den Bewertungspunkt
" Sortentypisch" der diesen Zusammenhang im Ansatz herstellt.
Insgesamt könnte man sich die Sache sehr viel einfacher machen, wenn man
Vollmundigkeit und Restsüße aus seinem Wortschatz streicht
und stattdessen die Formulierung " nicht leer" verwendet.
Alles was nicht leer ist, ist vollmundig - fertig. So
formuliert spart man
sich eine Detailbetrachtung dessen was genau zur Vollmundigkeit beiträgt -
es ist einfach die Summe aus allem dem was dazu beiträgt,
dass ein Bier nicht leer
schmeckt.
Als Brauer muss ich in der Konsequenz gar nicht mehr wissen was ein Bier
Vollmundigkeit macht, es genügt zu wissen was zu tun ist,
damit ein Bier nicht leer schmeckt. Ich denke da könnte man eine
Liste mit 5-Punkten draus machen auf der steht was man gar nicht machen
sollte und wenn man sich an diese 5-Punkte-Liste hält, kann man gesichert
davon ausgehen, dass das Bier nicht leer schmeckt.
So zumindest kommt man um eine Detailbetrachtung herum die versucht irgend
wo zwischen unvergorenem vergärbaren-, nicht vergärbaren -
und vergorenem Restextrakt einen Teil der Vollmundigkeit zu finden.
Das wäre aber doch langweilig, diesen Beitrag hätte es so auch nie
gegeben
und alleinig " nicht leer" fliegt einem spätestens dann um die
Ohren, wenn der erste ein Bier als " breit" oder " mastig"
beschreibt
Immerhin hat der Beitrag dazu geführt, dass die Vollmundigkeit beim
anstehenden Besuch bei Doemens auf die Themenliste
gerückt ist. Gut so & wichtig !
Gruß
Oli ____________________ http://www.brewrecipedeveloper.de
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Posting Freak Beiträge: 1027 Registriert: 3.2.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.1.2014 um 11:27 |
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@Oli
sehr interessante Stellungnahme und für micg schlüssig!
Jetzt wüsste ich auch gerne deine 5 Punkte (um mir die Grübelei zu
ersparen)!
Dank im Voraus!
Gerd
____________________ "...besser der Arsch leidet Frost als der Hals Durst!" (Martin Luther)
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Antwort 47 |
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Posting Freak Beiträge: 646 Registriert: 5.4.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 19.1.2014 um 22:24 |
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Hallo tremonius,
Es ist kein guter Plan sich eine
Grübelei zu ersparen. Man lernt nichts !
Wenn Du mit grübeln fertig bist und sinnvolles zu einem ersten Punkt auf Deiner
Liste hier benannt hast, benenne ich den meinen - meinen 1. Punkt auf
meiner Liste ;-)
Gruß
Oli ____________________ http://www.brewrecipedeveloper.de
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